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Nr. 535 48. Jahrgang
2. Beilage des Vorwärts
Kartelle verlängern die Krise.
Grundsätzliche Bemerkungen zur Wirtschaftspolitik.
Professor M. 3. Bonn , der Rektor der Berliner Handelshochschule, veröffentlicht im ,, Deutschen Volkswirt" vom 13. November einen Artikel„ Kollektivbankerott", der an den Inflations-, Schuldenabwertungs- und Zinsjenkungsplänen eine vernichtende kritik übt. Einige grundsätzliche Bemerfungen über den Kollektivismus der deutschen Kapitalisten, wie er in Kartellen und Schutzöllen sich auswirkt, scheinen uns gerade jetzt besonders beachtlich. Prof. Bonn schreibt:| In den letzten Jahren hat von vielen Seiten ein leidenschaft licher Ansturm gegen den Kollektivismus begonnen, der das Wirtschaftsleben mit seinen alles verflachenden Gleichmachungen verheere. Insbesondere wurden die Tarifperträge als schlimmstes Hindernis wirtschaftlicher Erholung bezeichnet, weil sie von dem Grundsatz ausgehen, Ungleiches gleich zu machen und dem Leistungsunfähigen das gleiche Entgelt zu bieten wie den Leistungsfähigen. Bom individualistisch- philosophischen Standpunkt aus läßt fich manches für eine solche Auffassung sagen. Sie wird aber von den Leuten, die sie am leidenschaftlichsten vertreten, in ihren eigenen Angelegenheiten nicht angewendet.
Sowohl bei Schutzöllen wie bei Kartellen ist der Grundgedanke ein tollettiver. Sämtlichen Berufsangehörigen, einerlei, ob sie es nötig haben oder nicht, wird auf Kosten der Allgemeinheit der gleiche Schutz zugebilligt, mit dem Ergebnis, daß Unternehmungen, die ohne einen solchen Schutz sehr gut aus= kommen können, auf Grund dieser Kollettivabmachungen eine zusätzliche finanzielle Rente erhalten. Dieser vom Standpunkt der fapitalistischen Wirtschaftsordnung besonders gefährliche Rollettivismus macht sich seit einiger Zeit auf einem Gebiet geltend, das seiner innersten Eigenart nach das kapitalistischste ist: der Regelung des wirtschaftlichen Zusammenbruchs.
In der kapitalistischen Welt ist der Banterott feine 3ufallserscheinung, sondern ein notwendiger Regulator des ökonomischen Gleichgewichts. Er erfolgt nicht nur, wenn der einzelne Unternehmer untüchtig ist, er tritt insbesondere in Krisen zeiten dort auf, wo sich ein Mißverhältnis der verschiedenen Zweige der Produktion entwickelt hat. Der Sinn des Bankerotts ist die Beseitigung überzähliger Unternehmungen und die Anpassung der Leistungsfähigkeit der Produktionsanlagen an den Bedarf. Je größer die Anlagefapitalien eines Wirtschaftszweiges sind, desto funjunkturempfindlicher ist er, desto unvermeidlicher ist aber auch der Bankerott zur Ueberwindung der Krije. Denn solche Unternehmungen fönnen nur wirtschaftlich produzieren, wenn sie in vollem Umfang tätig sind. Jeder Rückgang des Absages
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um ein paar Prozent erhöht die Kosten der verbleibenden Produktion sprunghaft und erschwert dadurch die nötige Preisherabsetzung, die Vorbedingung zur Ueberwindung der Krise ist. Die Kartelle, die gerade in solchen Industrien besonders start zu sein pflegen, sind daher die größten hindernisse der Gesundung.
Die fartellmäßigen Bindungen, die jedem beteiligten Wert nur die Ausbringung einer Quote gestatten, erhöhen die Produktionsfosten und damit die Preise aller. Sie machen die Ausschaltung der überflüssigen besonders schwer und verzögern die Heilung der Krise, die nur eintreten fann, wenn die Gesamtproduktion auf die leistungsfähigen Werte tonzentriert wird, die dann mit ganzer Kraft und daher mit sinkenden Kosten arbeiten. In dieser Tatsache liegt wohl der erheblichste praftische Unterschied zwischen Trust und Kartell. Ein Trust, der seine Gesamtproduktion auf den und Kartell. Ein Trust, der seine Gesamtproduktion auf den leistungsfähigsten Betrieb konzentriert und die anderen stillegt, kann zur Ueberwindung einer Krise beitragen, Kartelle verlängern
sie nur.
Sonnabend, 14. November 1931
Neuer Elektrizitätstarif.
Der Stromverbrauch der Berliner Haushaltungen.
Die Direktion der Bewag beschäftigt sich mit Plänen, die Stromtarife in Berlin grundlegend zu verändern. Der bisherige Tarif setzt sich aus einer Grundgebühr und einer Arbeitsgebühr( jetzt noch 20 Pf. je Kilowattstunde) zusammen. Man möchte ihn ersetzen durch einen Blodtarif, wonach die ersten jeweils im Monat verbrauchten Kilowattstunden verhältnismäßig teuer sind, der gesamte Mehrverbrauch aber wesentlich billiger sein soll. Die Grundgebühr fällt dann weg. Offenbar hofft man den gegenwärtigen Stromverbrauch bei dem einzelnen Abnehmer heben zu können. Die Pläne werden noch ernsthaft diskutiert werden müssen.
Jahrbuch der Verkehrsdirektion, das die Bewag veröffentlicht. Interessantes Material hierzu bringt das kürzlich erschienene Jahrbuch der Verkehrsdirektion, das die Bewag veröffentlicht. Dieses Buch enthält die Ergebnisse einer Erhebung, die die Bewag über den Stromverbrauch von Wohnungen ver= schiedener Größentlassen durchgeführt hat. Die Zahlen beziehen sich auf mitte 1929 und betreffen solche Bohnungen, die mindestens ein Jahr mit elektrischen Anlagen versehen waren.
Nach dieser Erhebung beträgt im Durchschnitt bei Ein- und 3weizimmerwohnungen der jährliche Verbrauch 136, bei Dreizimmerwohnungen 178 bei Vierzimmerwohnungen 240 Kilowattstunden. Im Vergleich mit anderen Hauptstädten der Welt ist der Verbrauch gering. Für Fünfzimmerwohnungen werden
Ehrengerichte zur Wirtschaftsreinigung? 325, für Sechszimmerwohnungen 473 Kilowattstunden angegeben.
Ehrliche Bilanzen und Abschreibungen wären besser!
Unter Vorsitz des Generaldirektors der Vereinigten Stahlwerte Poensgen befaßte sich die Industrie- und Handelskammer Düsseldorf mit den jüngsten Vorgängen in der deutschen Wirtschaft. Es sei der Eindruck entstanden, als ob unlautere und gewagte Spekulationen das Wirtschaftsleben beherrschten, und die schlechte wirtung der Vorgänge sei nicht zu leugnen. 3ur Beruhigung der Gemüter wurde festgestellt, daß es sich nur um vereingelte Vorgänge handele. Gleichwohl tonnte man nicht umhin zu bekennen, daß es nicht genüge, durch allge meine Erklärungen von solchen Borgängen ab zurücken".
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Was aber schlägt die Düsseldorfer Industrie- und Handels. tammer pofitio für die Hebung des Vertrauens in die deutsche Wirtschaft vor? Ehrengerichte! Ehrengerichte bei ben Handelskammern, die den Begriff des ehrbaren Kaufmanns" wieder Anerkennung verschaffen sollen. Wie das im einzelnen geschehen soll, bleibt leider Geheimnis. Wäre es nicht besser gewesen, die Düsseldorfer Kammer hätte ihren Mitgliedern zunächst einmal ehrliche Bilanzaufstellung und das öffentliche Eingeständnis verlorener Kapitalien zur Pflicht gemacht? Freilich hätte man dann wohl sehr dicht vor der eigenen Tür mit dem Kehren beginnen müssen!
Mahatma Gandhis Sendung.- Nach dem konservativen Sieg in England.
Textilproduktion. Mehrfach erhöhte Zollsäge erschweren die englische Einfuhr, die steuerlichen Sonderbelastungen der einheimischen Industrie dagegen sind gefallen. Bombay zählt heute rund 1750 Fabriken, in denen etwa 366 000 Arbeiter beschäftigt werden. Hiervon entfallen rund zwei Drittel auf die Baumwollindustrie. Kal. tutta ist zum Zentrum der Juteindustrie geworden.
Mahatma Gandhi , ber Führer der indischen National| die britische Textilausfuhr start unter der Entwicklung der indischen bewegung, verhandelt in London immer noch über das politische Schidsal seines Landes. Sicher ist er ein tonzilianter, ebenso ficher aber auch kein sehr angenehmer Verhandlungspartner für die Engländer; denn Gandhi will konkrete Erfolge mit nach Indien bringen und wird, wenn das nicht möglich ist, die Londoner Round- Table( Runder Tisch)-Konferenz wieder verlassen. Unabhängigkeit Indiens auf militärischem und finanziellem Ge= biet, in steuer und zollpolitischer Hinsicht ist das Berhandlungsziel der Inder in London ; nur unter solchen Voraussegungen der Gleichberechtigung ist Indien nach Gandhis Worien zu einer Partnership"( Partnerschaft) mit Größbritannien bereit. Der Wahlsieg der Konservativen wird den Erfolg der Verhandlungen für Indien sicher nicht fördern.
Das„ Mutterland" und die Tochter. Großbritannien , das gegenwärtig noch das indische Reich tontrolliert, hat auf einem Flächeninhalt von 250 000 Quadratkilometern rund 45 Millionen Einwohner. Britisch- Indien ist mit 4,7 millionen Quadratkilometer 19mal so groß und hat mit 351 Millionen Einwohner eine etwa achtmal so große Bevölkerung wie Groß britannien . Seit dem Ausbruch des Weltkrieges erfuhr Indien einen grundlegenden Wandel; von da ab haben sich die Schwierigkeiten zwischen England und Indien gehäuft.
Schon vor dem Kriege entstanden in den Hauptzentren Indiens zahlreiche Fabriken, doch wurde damals die Entwick lung noch nicht recht ernst genommen. Für die wichtigsten industriellen Fertigerzeugnisse gab es teine Zölle, fast zwei Drittel der Einfuhr stammten aus England, die eigene Fabrikation war teilweise mit drückenden Sondersteuern belastet.
Die Stockung des Geehandels, die der Krieg mit sich brachte, das plötzliche Ausbleiben der Fertigwarenlieferungen besonders aus Großbritannien , auch der Ausrüstungsbedarf für die indischen Soldaten führten zur Gründung zahlreicher neuer Industrieunter nehmungen. Die Unternehmergewinne waren glänzend, es bildeten fich große Kapitalien, mit denen Handels- und Industriegesellschaften finanziert werden konnten, und gleichzeitig wuchs die Zahl der
Arbeiter.
Die durch den Weltkrieg verursachte Veränderung der wirtschaftlichen und sozialen Struktur Indiens ist nicht mehr wegzuwischen.
Einige Zahlen mögen die Wandlung der Dinge veran schaulichen.
Die Zahl der Baumwollspindeln wuchs von 1913 bis 1929 von 6 auf 8,7 Millionen Stück. Die Kohlen förderung stieg Don 16,5 Millionen Tonnen 1913 auf 22 bis 23 Millionen. Die Erzeugung der Rohseide hatte sich 1929 mit 1 120 000 Tonnen versechsfacht. Jute web stühle gab es 1905 rund 21 000, bei Kriegsausbruch 35 000, im Jahre 1923 46 000 und heute über 50 000. Große Fortschritte brachte die Metallerzeugung. Die Roh. it a h I erzeugung wuchs 1913 bis 1929 von 63 000 auf 467 000 Tonnen, die Blei gewinnung von 6000 auf 82 000 Tonnen. Insbesondere hat der Ausbau der Eisen- und Stahlwerke des Iata Konzerns zu einer empfindlichen Verringerung der britischen Einfuhr an Metallerzeugnissen geführt. Ebenso leidet heute
Großbritanniens Handel hat aber nicht nur durch die Industrialisierung Indiens im allgemeinen gelitten; auch nicht nur dadurch, daß Japan und Amerika die Bearbeitung des gewaltigen indischen Marktes vervielfachten. Großbritannien hat sich vielmehr am meisten dadurch geschadet, daß es bisher nicht verstanden hat, die richtigen politischen Schlußfolgerungen aus diesem Strukturwandel zu ziehen. Wo Indien gegen ausländisches Industriekapital Front gemacht hat, richtete sich die Abwehr in der Hauptfache gegen England. Der indische Warenbontott richtete fich immer gegen England.
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riesenhaft.
Indien hat nicht nur einen Vorrat von fast 70 Milliarden Tonnen Steinkohle und mindestens 27 Millionen PS Wasserkraft. reserven Indien hat auch gewaltige Vorkommen von Eisen-, Mangan, Blei- und anderen Erzen, die bisher nur zu einem Eleinen Bruchteil erschlossen sind. Außerdem stehen einer werdenden indischen Industrie die Menschen überreichlich zur Verfügung.
Angesichts der wirtschaftlichen Tatsachen und Entwicklungsmöglichkeiten ist die Fragestellung der indischen Selbständigkeit im Steuerwesen und in der 3oll und Steuerpolitik von selbst gegeben. Wenn auch heute noch rund 250 Millionen Inder, d. h. rund 70 Bro3. der Bevölkerung, von der Landwirtschaft leben, so verschiebt sich doch der Schwerpunkt der indischen Wirtschaftsentwicklung mehr und mehr in der Richtung auf die Industrie. Auch die Landwirtschaft erhält ein immer stärkeres tapitalistisches Gepräge. England wird sich nicht auf die einmal erlangte politische und militärische Vorherrschaft in Indien beschränken dürfen. Es muß den Indern zeigen, daß es ihnen auf finanziellem und wirtschaftlichem Gebiet etwas zu bieten hat. Es muß die Bereitschaft erkennen lassen, sich der wirtschaftlichen Berselbständigung des Riesenreichs nicht mehr länger mit Gewalt mitteln der verschiedensten Art entgegenstellen zu wollen. Und diese Verständigungsbereitschaft wird in der politischen Verfassung Indiens deutlichen Ausdruck finden müssen. An diesen Notwendigkeiten wird auch die jetzige konfervative Regierung Englands nicht vorbei femmen, wenn Ergland mit Indien Frieden haben und Geschäfte machen mill.
wieder
Die Lage in der Schiffahrt. In einer Aufsichtsratsfihung des Norddeutschen Lloyd in Bremen wurde mitgeteilt, daß das Ergebnis bis Ende September dieses Jahres verhältnismäßig befriedigend fei. Ohne die amerikanischen Freigabegelder werden die Einnahmen allerdings nur die Ausgaben reichlich decken. Aus dem Zusammenbruch des Nordwolle- Konzerns würden dem Norddeutschen Lloyd im schlimmsten Falle Beriufte in Höhe von etwa 2,5 millionen Mart erwachsen In letzter Zeit hat sich eine leichte Belebung bei der Schiffahrt durchgefeßt, so daß der aufgelegte Schiffsraum, der zeitweilig 210 000 Tonnen betragen hatte, bis auf 50 000 Tonnen zurückgegangen ist.
Erst bei der Siebenzimmerwohnung wird mit 540 Kilowattstunden ein Verbrauchssaß erzielt, der dem ameritanischen Durchschnitt( Haushalt von drei bis vier Zimmern) einigermaßen entspricht. Für Achtzimmerwohnungen werden 643 und für die noch größeren im Durchschnitt 912 Kilowattstunden ermittelt.
sehr niedrig sind, bilden doch auch in Berlin die Haushal= Obwohl diese Ziffern im Vergleich mit anderen Weltstädten tungen heute schon eine sehr wesentliche Verbraucher. Jahre 1929 526 Millionen Kilowattstunden auf Niederspannungsgruppe. Bom gesamten Stromverbrauch Berlins tamen im strom( Strom für kleinere Abnehmer mit niedriger Spannung)). Fast ein Drittel dieser Menge wurde von Haushaltungen aufgenommen. Unter den Haushaltsabnehmern bilden die Wohnungen brauchen zusammen fast ein Drittel des überhaupt an Haushaltungen mit ein bis drei Zimmern der Zahl nach die Hälfte. Sie verabgegebenen Stroms. Einschließlich der Vierzimmerwohnungen nimmt diese Abnehmergruppe etwa 57 Prozent des Haushaltsstroms ab.
Man fann aus diesen Zahlen erkennen, daß schon heute auch die fleineren Wohnungen am Gesamtabsatz der Berliner Elektrizitätswerte einen erheblichen Anteil haben. Das Interesse der Bewag an einer besseren Ausnutzung nicht nur der Erzeugungs-, sondern auch der Verteilungsanlagen, d. h. an einem vermehrten Elektrizitätsabfag, ist verständlich.
Freilich sind Krisenzeiten ungünstig für Tarifänderungen. Auf alle Fälle muß vermieden werden, daß die fleineren Elektrizitätsabnehmer durch den neuen Tarif bei gleichbleibendem Verbrauch etma höhere Monatsrechnungen als bisher erhalten und auch im ganzen muß das Ziel eine wesentliche Verbilligung der verbrauchten Kilowattstunde fein.
Zölle durch die Hintertür. Verschärfter Proteftionismus in Frankreich .
Die Schwenkung der französischen Handelspolitik zu einem ausgesprochenen Protettionismus wird nach den vorangegangenen Einfuhrverboten und Kontingentierungen durch eine neue Zollmaßnahme bestätigt.
Allerdings findet durch die neue Maßnahme eine dirette Herauffezung der 3ölle statt, sondern es wird der Warenimport sozusagen durch die Hintertür auf dem Verwaltungsmege gedrosselt. So ist in dem neuen Haushaltsentwurf für 1932 vergesehen die sogenannte Einfuhr steuer ganz bedeutend her. aufzusehen. Diese Steuer, die bisher mit 2 Broz. auf alle Waren erhoben wurde, diente dem Zweck, die auch in Frankreich erhobene inländische Umsatzsteuer auch auf die ausländischen Fabrikate anzuwenden. In dem neuen Gesezentwurf bleibt die Steuer für Rohstoffe mit 2 Broz. unverändert, dafür aber wird sie für Halbfabritate auf 4 Proz. und für Fertigfabrikate segar auf 6 Broz. heraufgeschraubt.
In der Praris stellt also diese Steuererhöhung für Importe nichts anderes dar als eine allgemeine Herauffezung der Zölle für sämtliche Halb- und Fertigfabrikate. Deutschland wird als größter Lieferant Frankreichs diese Schwenkung in der französischen Handelspolitik scharf beobachten müssen und die deutsch fran. zösische Wirtschaftsfommission wäre unseres Erachtens die richtige Stelle, um hier auftauchende Streitfragen und Reibungen aus dem Wege zu schaffen.
Finanzzölle für Niederländisch- Indien.
Der holländische Kolonialminister hat einen Gesetzentwurf eingebracht, der eine Herauffegung der Einfuhrzölle Niederländisch- Indiens vorsieht. In der Begründung heißt es, daß sich die Finanzen der Kolonie so ungünstig entwickelt hätten, daß neue Einnahmequellen geschaffen werden müßten. Db durch die Zollerhöhung die infolge der zusammengeschrumpften Wareneinfuhr nach Niederländisch- Indien in Unordnung geratenen Finanzen sich bessern, muß bezweifelt werden. Jedenfalls werden die neuen Finanzzölle, die den Import um das Doppelte der bisherigen Säße belasten, sich faum zu einer fräftig fließenden Einnahmequelle entwickeln.
Leichte Befferung in der Textilwirtschaft.
Der Bericht des Verbandes Deutscher Baumwollwebereien stellt für Oktober infolge des frühzeitigen Kälteeintritts eine leichte Belebung fest Auch die Befestigung der Baumwollpreise hat hierzu beigetragen Die Lagervorräte des Handels sind zur Zeit derart eingeschränkt, daß die geringsten Konjunkturschwankun gen sich sofort bemerkbar machen. Allgemein gesehen hat aber der Handel die bisherige Zurückhaltung noch nicht aufgegeben, mas fich besonders bei langfristigen Bestellungen, zum Beispiel für das Frühjahrsgeschäft, noch start fühlbar macht.
Auch bei den Spinnereien hat sich infolge der gestiegenen Rohstoffpreise eine stärkere Verkaufstätigkeit durchgesetzt. Mengenmäßig waren die im Oktober durchgeführten Abschlüsse größer als in den vorhergehenden Monaten. Der englische Wettbewerb hat sich im Oktober bereits stärker fühlbar gemacht, so daß ver schiedene Feinspinnereien zu neuen Betriebseinschränkungen ge zwungen wurden.