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Ein neues Nazi- Attentat.

Diesmal auf- Martin Luther  .

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Aus feinem blamablen Reinfall mit dem getarnten" Plagiat an Remarque   scheint ,, Der Angriff" des Herrn Goebbels  recht wenig gelernt zu haben. Jetzt fährt er ein noch gröberes Geschütz auf, indem er unter der Bezeichnung Bauerngebet" in seiner Nr. 202 eine Gedichtstrophe veröffentlicht, als deren Ver­faffer H. Löns angegeben ist. Dieses Bauerngebet hat folgenden Wortlaut: Das Wort sie sollen lassen stahn

und fein Dank dazu haben;

er ist bei uns wohl auf dem Plan

mit seinem Geist und Gaben; nehmen sie uns den Leib,

Ehre, Kind und Weib,

laß fahren dahin,

fie haben's fein Gewinn:

das Reich muß uns doch bleiben!

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in Schnitzler und Wedekind

Volksbühne

Franz Werfel  , ein Mann mit Mufiferkopf und einer Stimme,| mich: Was machen Sie nach dem Konzert?" Ich habe mich die vom Tieftragischen bis zum schneidend Schrillen spielt, segnet mit dem Kammersänger zum Essen verabredet." Wedekind: ,, Darf die Unsterblichkeit Arthur Schnizlers: Er war ein Individuum, ich mit? Ich möchte mir mal einen wirklichen Kammersänger das einsam in sich Ewiges wünschte und formte und nicht so schnell ansehen zu verlöschen sein wird wie die Gözendiener des Zeitgeistes und Zeittheaters.

Gespielt wird ,, Der grüne ka tabu", Tragikomödie vom Bastillensturm des 14. Juli 1789. Noch sind die hohen Stände so stolz, daß sie im Schreien und Schimpfen des Volkes nur eine figelnde Kirmes, genießen. Sie ſizen amüsiert in der Kaschemme zum grünen Kakadu, wo der Wirt Komödianten auftreten läßt, die sich wundervoll als Verbrecherpöbel präsentieren. Die Schauspieler ipuden auf den Adel, sie drohen ihm mit Halsabdrehen. Der Ade! flatscht in die gepflegten Hände: Theater, Theater! Blöglich wird einer von ihnen erdolcht. Lebensdrama oder Maskerade? Doch der Herzog verblutet am Boden. Also ist die Wirklichkeit herein­geweht. Dunkle Töne beherrschen den Einafter, Weltumsturz­wahnsinn, Klarheit und Tollheit gemischt. Die Komödianten, die mitwirken, müßten mehr als eine dankbare Rolle spielen. Aber es blieb dem Regisseur Lothar Start wohl keine Zeit, um die Rünstler besser zu erziehen. Es war eine Gedächtnisfeier, respekt­voll gemeint, doch allzu schnell improvisiert.

Hermann Löns  , der Heidedichter, würde sich im Grabe herum drehen, wenn er von diesem nationalsozialistischen Meisterstreich Renntnis erhielte. Das angebliche Bauerngebet" ist nämlich bereits vor einigen Jahrhunderten von diesem ge= wissen Doktor Martin Luther   borempfunden" worden, und seit damals ist es fester Bestand eines der bekanntesten protestan­tischen Kirchenlieder: Ein feste Burg ist unser Gott"! Das weiß heute sogar jeder Atheist, ja jeder Gottlose" tom­munistischen Gepräges wird sich feinen Augenblic befinnen, wenn er nach der Herkunft der Strophe gefragt wird. Nur die Nazis, die ihre Fahnen von evangelischen Priestern meihen lassen, fennen Man denkt, wird als Zugabe und zum Herausstellen des es nicht! beliebten Rudolf Forster  , Wedekinds Einakter Der Kammer= Uebrigens eine Frage: Trotz ihrer Jugend haben die Nazi- fänger" aufgeführt: Wie würde Wedekind den Grünen Katadu", Redakteure sicher keine weltliche Schule besucht, denn die gabs noch nicht als Goebbels die Schulbank drückte. Welche Schule haben diese Leute eigentlich geziert? Sind sie sämtlich, wie Goebbels  , auf Kosten katholischer Verbände erzogen

worden?

Ungarn   orientiert sich nach Frankreich  .

Eine Paris  - freundliche Rede amtlich verbreitet.

Budapest  , 14. November.

Der parteilose legitimistische Abgeordnete Graf Pallavicini for berte im Abgeordnetenhaus die Wiederherstellung des legitimen ungarischen Königstums, das einzig und allein die Grundlage für die Verwaltung des ungarischen Staates bilden tönne. Graf Balla­vicini wies auf das Wohlwollen ernster Fattoren des Auslandes gegenüber den Restaurationsplänen hin, die durch eine breite franzosenfreundliche Orientierung verwirklicht werden könnte".

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Diese legitimistische Rede könnte als unwichtig übergangen werden wesentlich aber an ihr ist ihre amtliche Verbrei tung durch die ungarische Regierung. Der feit dem Sturz Bethlens von Italien   megführende Kurs wird also weitergesteuert.

Ist denn das so wichtig?"

Lustspielhaus.

William B. Atherton's Etüd ist mit seinen viereinhalb Aften ein bißchen lang für eine Detektivkomödie. Kriminaldramen finden immer wieder ihr Publikum, das sich gerne in einen Taumel der Spannung reißen läßt und fieberhaft am Aufspüren des Täters mitarbeitet. So ist das hier nicht. Der Verfasser versucht, die De­tektivkomödie philosophisch zu vertiefen. Mit gemütlicher Gründlich­feit behandelt er alle möglichen Lebensfragen und bemüht sich, eine Psychologie des Verbrechens aufzustellen. Er spricht über den rela­tipen Wert des Reichtums, über den wechselnden Begriff der Tugend und der Ehrlichkeit und über die Liebe. Nur der erste Att ist spannend, hier gehen vor den Augen des Publikums gleich zwei Jumelendiebstähle vor sich. Ausgeführt werden sie von einer modernen Organisation von Gentleman- Verbrechern, die eine richtige Aktiengesellschaft mit hohen Dividenden gegründet haben. Der ge­miegte Zuschauer ist nicht weiter erstaunt, wenn sich zum Schluß der Mann, der in Verdacht gerät, als der superfluge Detektiv ent­puppt.

Die Titelfrage 3ft denn das so wichtig?" stellt der Autor mit Recht. Wer das Stück nicht sieht, hat nichts verloren. Eine Freude bietet wenigstens der Abend: Ferdinand Bonn   spielt mit eleganter Würde das Haupt der Verbrecherbande, und Walter Jansen mit liebenswürdiger Gewandtheit den Detektiv. Beim herzlichen Schluß beifall verneigt sich neben den Darstellern auch der deutsche Be­arbeiter ber Romödie, Rudolph Lothar  . Dgr.

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Millikan   über fosmische Strahlen. Der berühmte amerikanische   Physiker Millikan  , seit zehn Jahren Präsident des Technologischen Instituts in Pasadena  , der im Jahre 1923 für seine grundlegenden Arbeiten auf dem Gebiete der Photo­elektrizität( lichtelektrische Wirkungen) und das elektrische Elemen tarquantum( Elektrizitätsatom) mit dem Nobelpreis für Physik  ausgezeichnet wurde, meilt jezt in Deutschland   als Delegierter einer neuen amerikanischen   Stiftung, die die Kulturverhältnisse und die Freundschaft zwischen Amerika   und Deutschland   fördern will. Gestern abend hielt er in der Physikalischen Gesell. schaft im Harnad haus in Dahlem   einen Vortrag über Reuere experimentelle Untersuchungen". Er erwähnte zunächst, daß er por 36 Jahren schon einmal in der Physikalischen Gesellschaft weilte, als Röntgen seine bahnbrechende Entdeckung bekanntgab, und noch einmal im Jahre 1912, als Laue seine wichtige Entdeckung anmeldete, die endgültige Aufklärung über die Natur der Röntgen­strahlen brachte. Dann berichtete er über Arbeiten, die in dem von ihm geleiteten Institut im Gange find, um über die Bewegung der Eelektronen in festen Metallen näheres zu ermitteln, und wandte fich schließlich zu seinen eigenen neuesten Versuchen über die fos mischen Strahlen. Diese merkwürdigen Strahlen, die sich durch ein besonders startes Durchdringungsvermögen selbst durch meterbide Bleiplatten auszeichnen, sind zuerst von dem österreichischen Physiter Heß und dem Deutschen Kolhörster entdeckt und als Strahlen aus dem Weltenraum erkannt worden. Sie sollten nach bisheriger Auffassung ihren Ursprung in bestimmten Teilen der Milchstraße haben. Nach Millitans sehr sorgfältig ausgeführten Meffungen sind die Beobachtungen aber nicht ganz zuverlässig, die Strahlen müssen ihren Ursprung vielmehr in interstellaren( zwischen den Sternen befindlichen) Räumen haben. Diese Räume sind ja nicht leer, wie früher vielfach angenommen wurde, sondern mit dem leichtesten Stoffe erfüllt, den sogenannten Protonen oder Kernen von Wasserstoffatomen, aus denen sich ständig die schwereren Atome

bilden.

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So verspricht das weitere Studium der tosmischen Strahlen vielleicht noch manche Aufklärung über das Rätsel der Bildung der Materie.

Bt.

wie würde Schniẞler den Kammersänger" gedichtet haben? Sie beide erstaunten sooft vor dem Schauspielerrätsel, vor dieser Kraft, die beengte und beschränkte Persönlichkeit ganz zu überminden und Schnitzler behandelt alle Komödianten als arme Narren. Da sie ein doppelter, sogar ein hundertfach verwandelter zu werden. sich an ihrem Talent berauschen, unterscheiden sie nicht mehr zwischen Verbrechen und Ehre. In solcher Wehrlosigkeit vor der

inneren Lüge ficht Schnigler die innere Wahrheit und das eigentliche

wer

Menschensymbol. Es soll sich am auffallendsten zeigen in der Stunde eines revolutionären Meltzerfalls. Ob Held, ob Berbrecher, ob faltblütig entschlossen oder begeistert, alles nur theatralische Parade und nicht unerschütterliche Wandlung des Sittlichen und Seelischen. Grenzen zwischen Vernunft und Verrücktheit die Menschheit nicht fennt, der ziehe sie. Wedekind hätte den Somnambulismus Schniglers beseitigt. Wedekind, der Entschlossene hätte den Revolutionsaft umgedichtet gegen den gemütvollen Privat­mann Schnitzler. Und Schnitzler hätte den Kammersänger nicht mie Wedekind als Automaten der Pflicht charakterisiert. Die Ge­liebte erschießt sich. Der Kontrakt mit dem Manager verbietet, daß der Kammersänger bei der Leiche der Geliebten bleibt. Schnitzler hätte zu dem Einafter pom Kammersänger noch einen zweiten und| dritten, vielleicht ein ganzes Luftspiel oder Trauerspiel gedichtet, und der Kammerfänger wäre der Mann gewesen, der sich immer erinnern muß, daß er von Gefühlen überlaftet ist. Schnißlers Kammersänger wäre wahrhaftig, zum mindesten wahrscheinlich ge­wefen. Wedekinds Kammerfänger ist ausgedacht und hineingedacht in die Gesellschaftsordnung. Ich saß mit Wedekind   in einem Züricher   Konzert. 3mei Kammerfänger fangen. Wedekind   fragte

Soldaten" von Gurlitt. Städtische Oper.

Nun ist auch Berlin   mit diesem Wert befannt geworden, das seinerzeit in Bremen   zur Aufführung kam und an dieser Stelle ausführlich gewürdigt wurde.

Manfred Gurlitts Musik ist weder traftvoll noch einfallsreich, bei tausend Masten ist sie ohne eigenes Gesicht, bedient sich her­gebrachter Gesten und abgebrauchter Formeln; eine auch nur an­nähernd gleichwertige Mujit zu dem prachtvollen Stüd des Stür­mers und Drängers Lenz zu schaffen oder gar es in Mufit ganz aufzulösfen, ist feinesfalls gelungen. Wahrscheinlich ist es auch gar nicht möglich und vielleicht wäre es nicht einmal wünschenswert. Hier jedenfalls ist das Drama sprachlich mie dramaturgisch so ziem lich unangetastet geblieben und in jedem Augenblick stärker als die Mufit. Das kann doch niemals Sinn und Aufgabe einer Oper sein. Bei allem Mangel musikalischer Substanz aber ist das große musika lische Können des Komponisten durchaus anzuerkennen, der sich um formale Geschloffenheit jedes der zwanzig Bilder mit Erfolg bemüht. Die Inszenierung Karl Eberts, die Bühnenbilder Wilhelm Reintings beanspruchen bei diesem auf raschen Szenenwechsel gestellten Wert das größte Interesse. Filmtitelartig gibt ein Pro­jettionsapparat an, ob eine Szene in Lille   oder Armentieres spielt; auch der Hintergrund wird durch Projektion bestritten, ohne jeweils mit den Vordergrundbildern in wünschenswerter Weise zu ver­schmelzen. Diese zum größten Teil immer wiederkehrenden Bilder find fahrbare Kuliffen. Das ermöglicht ein beliebig rasches Tempo der Bilderaufeinanderfolge, birgt aber in sich die Gefahr der Ent­zauberung der Bühne und bringt ein artistisches Element in das Ganze, das mit der ursprünglichen Kraft des Lenzschen Stückes in seltsamem Widerspruch steht. Hier wird nicht etwa( wie bei Shate­speare) an die Phantasie appelliert hier wird dem Intellett ein Bergnügen bereitet. Davon ganz abgefehen, wird durch eine zeit­lofe" Inszenierung der zeitbedingte soziale Konflikt, eine der stärksten Triebfräfte des Dramas, ausgeschaltet.

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Die musikalisch sichere und sehr saubere Aufführung wurde von Paul Breisach   betreut. Rühmend zu erwähnen Rose 2 and. mehr als Marie, Wilhelm Guttmann   als Wesener und Hans Rein mar als Stolzius. Joseph Burgwinkel enttäuschte als Desportes.

A. W.

Das zeitgemäße Gebrauchsgut. Praktische Weihnachtsmeffe im alten Kunstgewerbemuseum  .

Die Ausstellung, die Sonnabendvormittag mit einer Rede des Minifters Grimme eröffnet wurde, ist nicht weniger zeitgemäß als die Formen der Geräte, die sie zeigt. Es handelt sich um Dinge des täglichen Bedarfs, und zwar um möglichst einfache, praktische und billige Artikel, um die richtigen Weihnachtsgeschenke dieses Jahres. Sie ist vom 14. November bis 23. Dezember im Lichthof des alten Kunstgewerbemuseums, Prinz- Albrecht- Straße 7, von 10 bis 3, Sonnabends von 10 bis 7 Uhr, zu sehen. Sie wird bald der meistbesuchte Ort in Berlin   sein.

Denn hier sind nicht nur die besten Gebrauchsformen von allen deutschen   und außerdeutschen Fabriken zusammengetragen, sondern es ist eine Art Leipziger Messe für das laufende Publikum selber geschaffen. Bei all den schönen Dingen stehen die Preise da­neben und, was noch wichtiger und eine einzigartige Neuerung ist: auch die Geschäfte Berlins  , in denen man sie faufen tann.

Rudolf Forster   spielt Schnißlers komödiantischen Mörder und Wedekinds Kammersänger. Logif, funkelnder Wille, soziale Bose, Kaltblütigkeit, seelische Virtuosität, also der Wedekind- Stil, steht ihm besser als Schnizlers Gemütsüberfluß und innere Ver­laffenheit. Das routiniert Charmante und das Charmieren ist seine Natur. In Abgründen der Sentimentalität verirrt er sich. Er ist kein guter Schnitzler- Spieler, da er nur das glitzernd Durch­dachte geben kann. Die Romantik ist ihm versagt, auch die Empfindungsmyftit. Dagegen schwelgt Frau Maria Fein  , seine Gegenspielerin, in solcher Ueberschwänglichkeit. Sie ist glücklich), die große Geste machen zu können und sich austoben zu dürfen nach diesem Instinkte. Sogar das große Pathos ist ihr erlaubt, denn sie zählt zu den wenigen Darstellerinnen, bei denen das Pathos nicht peinlich wirkt. Max Hochdorf  .

Scheidung."

Internationales Theater.

Der Autor Siegfried Neumann teilt im Programmheft mit, eine Rede des Berliner   Bischofs über die Ehe als Satrament habe ihn zu dem Stüd angeregt. Er beabsichtigt feinen Angriff gegen den Katholizismus, er möchte vielmehr das Problem der Ehe­scheidung jenseits parteilicher oder weltanschaulicher Bindungen nur Fall soll sich ereignet haben. aus der Perspettive reiner Menschlichkeit behandeln. Der diskutierte

Die Frau eines Rechtsanwalts weigert sich, die Ehe gerichtlich zu lösen, trotzdem die Gemeinschaft schon seit Jahren nicht mehr Anwaltsstand gestoßen wird, weil er durch sein Zusammenleben mit der Freundin öffentliches Aergernis bereitet. Es folgen Arbeits­lofigkeit und Elend. Dieses Handlungsgerüst ist klar und knapp aufgebaut.

besteht. Dadurch zerstört sie das Leben ihres Mannes, der aus bém

Siegfried Neumann behandelt ein aktuelles Thema, aber der Fall erhält keine typische Bedeutung, er ist ein persönliches Unglück. Ferner rüden diese an sich wichtigen Fragen im Augenblic mirt­schaftlicher und politischer Katastrophen, die die Welt bedrohen, aus dem Zentrum des Interesses, sie wiegen leichter als in geruhigen Epochen.

Andererseits besitzt Neumann nicht die Fähigkeit, den Fall in eine fünstlerische Sphäre zu heben, ihm die Form zu geben, die ihn über die zeitliche Begrenzung stellt. Neumann verfaßt höchstens eine dialogisierte Reportage über den Fall des Rechtsanwalts. Unter der grelle Kontrafte mildernden Regie von Heinz Strug fommt die Spielgemeinschaft Berliner   Schauspieler zu annehmbaren darstellerischen Ergebnissen. Man vermeidet zu bides Auftragen der Farben und zu oberflächliche Charakteristik. Der Schauspieler Wolfgang Staudte   wächst am Schluß über das Niveau der Aufführung hinaus.

F. Sch.

Raum und Zeit haben diesmal nur zur Aufstellung von EB­geräten gereicht. Der Grund dieser Bevorzugung ist sehr plau­fibel: nur beim Tafel- und Trinkgerät zeigt sich die Brauchbarkeit zugleich auch in der sichtbaren und tastbaren Gestalt.

Das Publikum will solide und billige, aber feine Modemare in Gebrauchsdingen. Die Ausstellung zeigt in mehreren Fällen aus­erlesen schöne Dinge, die seit hundert und mehr Jahren fabriziert werden und darum völlig modern mirfen, weil sie überzeitlich sind durch die Kraft und Schönheit ihrer Form. Es wäre dringend zu wünschen, daß die Hersteller von dem Erfolg dieser Ausstellung ermutigt werden, ihre guten Formen dauernd weiter zu fabrizieren und dadurch erheblich zu verbilligen, ja, wenn überhaupt, mindestens auf diesem Gebiet Standardformen zu schaffen.

So war es hier nur zu einem Bruchteil möglich, wirklich billiges Gerät aus dem Handel vorzuführen. Im ersten Raum, gleich zur Linken, sieht man Geschirr aus Steingut und Glas sowie Bestecke, die jeden durch ihre Schönheit wie ihren niedrigen Preis zugleich entzücken müssen. Besonderen Hinweis verdienen die Kunststoffe der letzten Jahre, wie Nirosta  , Kunstharz. Hartpapier­stoffe usw., denen unzweifelhaft die Zukunft gehört.

Besonders hervorzuheben ist kaum etwas; die Gläser, Por­zellan- und Steingutgeschirre, Bestecke, wozu noch Garderobenhalter, Uhren und Leuchtgeräte von glücklich genormter Gestalt kommen, find so vollkommen, jedes für sich, daß man nur den Wunsch emp­findet, eine beliebige Auswahl zum eigenen Bedarf treffen zu dürfen. Ziemlich unerschwinglich sind eigentlich nur die Produkte einiger altberühmter Manufatturen.

Unser Dank für diese wohltätige ,, Messe für den fleinen Mann" gebührt der glücklichen Zusammenarbeit der Staatsmuseen( Pro­feffor Curt Glaser  ) mit Frau Anne Wertheimer, die die außer­ordentlich mühsame Tätigkeit des Zusammenholens aus vielen Werk­stätten und Geschäften auf sich genommen hat.

p. f. sch.

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Für die Witwe Frank Wedekinds. Ein Ausschuß bekannter Künstler und Schriftsteller verbreitet folgenden Aufruf: Auch die Witwe Frank Wedekinds hat schmere Einbuße erlitten. Ihrer Be­drängnis wäre gesteuert, wenn die deutschen   Bühnen dem Still­stand in der Pflege der Schöpfungen Wedekinds ein Ende sezten und sich an das Lebenswert des Dichters häufiger erinnern würben. Einige große Bühnen wie die Berliner Volksbühne und die Theater in Dresden  , Frankfurt   und Köln   haben Werke Frank Wedekinds wieder auf den Spielplan gesetzt. Wir haben das Bedürfnis, auch die Leiter der anderen Bühnen des deutschen   Sprachgebietes auf diese natürlichste Möglichkeit der Hilfe aufmerksam zu machen."

Museumsführungen. Sonntag, 9 Uhr: Dr. von Massow über Das Markttor von Milet" im Bergamonmuseum; 10 Uhr: Dr. Berres über Kirchliche und Profankunst des Barod" im Deutschen   Museum; 10 Uhr: Dr. bon Jenny über Germanische Kunst der Völkerwanderungszeit" int Museum für Vor- und Frühgeschichte".

Der Männerchor Friedrichshain   veranstaltet mit dem Volkschor Osten und der Neuköllner Musikvereinigung am Bußtag im Saalbau Friedrichs­hain ein Konzert. Starten zu 70 Bf. am Saaleingang. Saaleröffnung 6 Uhr, Anfang 7 Uhr.

Deutsche   Liga für unabhängigen Film und Deutscher   Bildspielbund zeigen Montag, 9 Uhr, im Blanetarium unter dem Thema Krieg Frieden" Ausschnitte aus den Kriegs- und Friedensfilmen in Gegenüber­fiellung.

Ueber, Paris  , Bersailles und Trianon" spricht Dr. Ernst Cohn- Wiener

heute abeno 8 Uhr im Haus der Technik, Friedrichſtr. 110.

Vorträge. Montag, 9 Uhr, spricht in der Sezession der französische Der Männerchor Solidarität" veranstaltet Sonntag, 8 Uhr, in der Maler A. Ozenfant über das Thema L'Art et la crise". Hochschule für Musik ein Herbstkonzert.