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sich selbst hatte er nichts erstrebt, für seine Schutzbefohlenen alles und das beste. Das öffentliche politische Leben, in dem er seit zehn Jahren wirkte, war ihm kein Tummelplatz parteipolitischer Engherzigkeit und Feindseligkeit Es war ihm sein Wirkungsseld, von wo aus er mit sauberen Waffen den Kampf um die Gestaltung des staat- Hillen, wirtschaftlichen und soziologischen Lebens führte. Sein Kampf mar bestimmt und zähe, aber er hinterließ niemals persönliche Wunden. Er war ein Kämpfer, aber er war kein rauher Krieg er. er war ein ritterlicher Kämpfer, der ans seinem grundgütigen herzen heraus peinlich daraus bedacht war, seine Gegner nicht zu ver- wunden und zu kränken. '.Ritterlichkeit im politischen Kampfe, Achtung auch vor der Ueber- zeugung des ehrlich strebenden Gegners, das waren die Tugenden, die den toten Kämpfer und Politiker Friedrich Bartels auszeich- ucten. Friedrich Bartels trug die höchste Würde des Preußischen Landtages Nachdem er jahrelang mit Umsicht und Geschick den wichtigsten Ausschuß den Hauptausschuß geleitet hatte, wählte ihn der Landtag am 8. Januar 192S erstmalig zu seinem Präsi- denten. Fast sieben Jahre bekleidete er dieses ehrenvolle Amt. Es wurde ihm oft zur Bürde, denn die Feiten haben sich gewandelt, das parlamentarische Leben ist unruhiger und aufreibander ge­worden: und die parlamentarischen Lebensformen wurden härter und rauher. Das bedrückte ihn, ja er litt darunter, denn in seiner vornehmen Gesinnung sträubte er sich dagegen, glauben zu müssen, daß bei noch so tiefgehenden Meinungsverschiedenheiten die Achtung vor dem lauteren Wollen des Gegners Schaden leiden müsse. Fast sieben Jahre hindurch führte Friedrich Bartels die Gc- schäste des Preußischen Landtags . Er führte sie mit Hingabe, mit Würde und mit Güte. Keiner wird ihm das Zeugnis oersagen können, daß er ehrlich bemüht war, immer und gegen jedermann hilfreich und entgegenkonimend zu sein. Auch in den schwierigsten Situationen war er redlich bestrebt, einen gerechten und befriedigen- den Ausgleich zu finden. Friedrich Bartels ! Du wirst den Präsidentenstuhl des Hauses nicht mehr zieren, deine Zeit ist abgelaufen, du hast den Kampf beendet. Deine Mitarbeiter im Präsidium, die Mitglieder des Landtags, Führer des öffentlichen Lebens, deine Freunde und deine Unter- gebenen, sie stehen an deiner Bahre, um von dir schmerzlich Abschied zu nehmen. Mag dein irdisches Wirken beendet sein, aber es ist nicht aus-. gelöscht. Ueber dein Grab hinaus wird dein Geist überall da, wo er bislang wirken konnte, lebendig bleiben. Du warst dem Landtag ein weiser, ein kluger Führer, er dankt dir von herzen für dein nimmermüdes Schaffen und Sorgen. Du scheidest nun für immer aus diesem Hause, aber du bleibst doch bei,»ns, denn dein Andenken wird hier rein und in Frieden fortleben." Nun trat Ministerpräsident Otto Braun an das Rednerpult, um dem Verstorbenen für die preußische Staats- regierung folgende Gedenkworte nachzurufen: Für die preußische Staatsregierung trete ich an den Sarg des verstorbenen Präsidenten dieses Jzohen Hauses, um ihm Worte der Ehrung und des Abschiedes zu widmen. Noch vor nicht gar zu langer Zeit sahen wir ihn auf dem Präsidentenstuhl mit der ihm eigenen nüchternen Sachlichkeit und Güte die Geschäfte des Parlamentes leiten; heute birgt ihn der Schrein, in dem wir alle einmal den Weg gehen müssen in das Reich der Schatten, von wo es lein Wiederkommen gibt. Wie jetzt im herbst die Blätter abgestorben zu Boden fallen, so sank er dahin. Ein Leben voll Mühe, Arbeit und Sorgen, aber nicht ohne Ersolge ist abgeschlossen, ein Leben, das überwiegend dem Gemeinwohl geweiht war. Unsere heutige haßersüllte, unruhige Zeit zehrt stark an den Kräften der Menschen, die im Brennpunkt des öfsentllchen Lebens stehen. Immer mehr bildet sich dos Unwesen heraus, im Andersdenkenden, im politischen Gegner nicht den Volksgenossen. sondern den persönlichen Feind zu erblicken uich ihn mit ent- sprechenden Mitteln zu bekämpfen. Und das in einer Zeit, wo das deutsch « Volk alle seine Kräfte zusammenfassen müßte, um den furchtbaren Gefahren zu begegnen, die es bedrohen. Selbst unser parlamentarisches Leben ist vor einer betrübenden Ver» m i l d x r u n g nicht bewahrt geblieben. Das stellt an den Präsi- denten der Volksvertretung, der die Würde und das Ansehen dieser gesetzgebenden Körperschaft zu wahren hat. oft Anforderungen, die über die Kraft eines einzelnen gehen. Im Volk« ist vielfach die Auffassung oertreten, daß das Amt des Landtagspräsidenten ein vornehmlich repräsentatives Aint sei. Das ist ein Irrtum. In unserem republikanischen Staatswesen, wo die Staatsgewalt vom Volke ausgeht, ist der Präsident der in freier Wahl gewählten Volksvertretung ein überaus wichtiger Faktor des Staatslebens. Er hat nicht nur die Rechte des Parlamentes zu vertreten, sondern ihm liegt auch ob, ihre Wahrnehmung mit den Anforderungen der Staatsregierung in Einklang zu bringen. Friedrich Bartels , den strenge Sachlichkeit, ein unbestech­licher. auf Ausgleich gerichteter Charakter und ein gutmütiges Grundwesen auszeichneten, cht diesen schweren Aufgaben in seltenem Maße gerecht geworden. Ist«s ihm auch nicht immer gelungen, die ihm obliegenden Aufgaben zu aller Zufriedenheit zu lösen welcher Mensch könnte das, so muh doch anerkannt und hier an seinem Sarge aus- gesprochen werden, daß er stets von gutem Willen beseelt und in heißem Bemühen bestrebt war, sein hohes Amt zum Wohle des Volksganzen zu führen und nicht nur die Arbeiten des Par- lomentes, sondern auch die ollgemeinen Staatsgeschäfte zu fördern. So hat er Volk und Vaterland wertvolle Dienste geleistet, die in der neupreußischen Geschichte und vor allem in der Geschichte des Preußischen Landtags dauernd verzeichnet bleiben werden. Nun, da er von uns geht, nehmen wir. die wir mit ihm für das Wohl unsere» Volkes gekämpft und gerungen haben, in Weh» mut und Dankbarkeit Abschied und entbieten ihm unseren letzten stillen Gruß. Die Staatsregieruna wird dem Verstorbenen stets ein ehrendes dankersüllteg Gedenken bewahren. Beethovens Trauermarsch aus der dritten Sinfonie sEroika) erklang. Das war der Abschied von Friedrich Bartels aus dem chause, in dem er seit 1919 als berufener Vertreter der Sozial» demotratie und seit 1925 als Präsident gewirkt hat. Damit war die offizielle Trauerfeier beendet. In aller Stille wurde um 6 Uhr abends der Sarg nach dem Krematorium Gericht- straße übergeführt, wo er von einer Abteilung des Reichsbanners in Empfang genommen und aufgebahrt wurde. Die Feier im Krematorium. Vor dem Eingang zum Krematorium in der Gerichtstraße, in dem um 19 Uhr die Trauerfeter für Friedrich Bartels stattsindet. stauen sich schon lange vor Oesfnuvg der Tore die Freunde und Parteigenossen des Toten. Von den Mitgliedern des Parteivorstandcs, der fast vollzählig an der Feier teilnimmt, werden die Familien- angehörigcn geleitet. Der Sarg ist von Kränzen bedeckt. Ganz vorne liegen, mit roten Schleifen, dem treuen Kollegen gewidmet, die letzten Blumengrüße seiner Gewerkschaft, der Lackierer und Maler. Zu chäupten des Sarges stehen die Banner: Banner der Partei, des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold und die Fahne des 13. Berliner Kreises, dem Bartels angehörte. Die Sozialistische Arbeiterjugend hat zu Ehren d�s Vorkämpsars des Sozialismus Hre Vertreter entsandt: ein Junge und etn Mädel hatten das rote Abzeichen zu Ehren de« Toten. Die Pommern , deren Landsmann Barkel« war, - 4

I und die Schleswig-cholsteiner, in deren Provinz er lange Jahre wirkte, sandten Delegationen zur Teilnahme an der Trauerfeier. Aber auch aus der Rheinprooinz und aus der Provinz Sachsen sind Delegierte erschienen. Das Reichsbanner stellt die Ehrenwache. Orgelmusik leitet die Feier ein. Dann folgt, vom Streichquartett des Berliner Sinfonie-Orchesters vorgetragen, das Adagio aus dem ö-Dur-Konzert von Mozart . Der Meinekefche Männerchor, umer Leitung von Georg Oskar Schumann, singt LendvaisAusklang". Otto Weis nahm sodann das Wort zu seiner Trauerrede:Nun sind wir denn, Friedrich Bartels , mit Dir, unserem Freund, den letzten Weg gegangen. Zur ewigen Ruhe mußten wir Dich geleiten, der Du einer unserer Besten warst. Mit Deinem klugen Rat, mit der Gleichheit und Ruhe Deines Wesens halfst Du die Mauern unseres Organisationsgebäudes errichten, und jetzt, da Du nicht mehr bist, wissen wir alle, daß es echtes Gold ist, was wir an Dir verloren haben. Ganz gleich, ob uns Sieg oder Unglück traf, ün jeder Lage warst Du ein ganzer Mann. Vor chaß und Wahn bist Du nicht einen Schritt zurückgewichen. Stets bist Du als Kämpfer Dir gleich geblieben. So beklagen wir es denn gerade in der heutigen Zeit doppell und dreifach, daß wir von Dir Abschied nehmen müssen, denn es gilt jetzt, die Scharen neu zu gliedern, weil in gewitter- schwangerer Zell die Nacht auf schwarzen Wegen geht. Aber trotz allem Irrwahn wird das Junge blühen, weil das Alte und Morsche versinkt. Gerade jetzt aber bist Du von uns gegangen. Lange Wochen hast Du mit dem Tode gerungen, bis endlich das treue Herz den Dienst versagte. Deine Kollegen im Parteivorstand und die Partei haben mit Dir fast den Letzten verloren, der schon in der Vorkriegszeit durch das Vertrauen der Genossen an ihre Spitze gerufen wurde. Die Partei übertrug Dir den Posten, der, besonders verantwortlich, ruhig und sachlich geführt werden mußte: die Finanzverwaltung der Partei. Deine innere Sicherheit, Deine klare Sachlichkeit haben Dich auf allen Deinen Wegen be- gleitet. Als Du aus der Enge Deiner pommerfchen Heimat den Weg in die Fremde gingst, als Du als junger Maler dort oben im deutschen Norden, in Hamburg , tätig warst, richtete der Blick Deiner Berufs - genossen sich bald auf Dich. Sie beriefen den 33jöhrigen zum Leiter der Berufsorganisation, bis dann die Partei daran ging, durch An- gestellte ihren Organisationsapparat auszubauen. Dich entsandte sie nach Schleswig-Holstein . Dort oben gibt es kein Dorf und keine Stadt, wo die Genossen Dich nicht kannten, und heute trauern diese Genossen mit uns. Organisatorisch aufbauend, agitierend und werbend warst Du für die Partei tätig. Stets warst Du bereit, ohne zu fragen, den Platz zu beziehen, auf den die Notwendigkeiten Dich beriefen. Des- halb lohnte die Partei Deine aufopfernde und unermüdliche Tätigkeit dadurch, daß sie Dich mit an ihre Spitze berief. Als ihren Vertrauensmann berief sie Dich in eine Stellung, in der Du Dir als Taktiker, als Organisator, als selbslloser Arbeiter, der vor keiner Aufgabe zurückschreckte, die höchsten Verdienste um die Arbcitersache erworben host. Gerade Dein« Ruhe zeigte Dich als einen Optimisten, den kein Mißgeschick viederbengk. Du vermochtest bei sedem Rückschlag, der im politischen Kampf nicht ausbleibt, durch Hinweis auf das hohe Ziel stets zu neuer Arbeit, zu neuem Angriff aufzumuntern. Dein ruhiges Temperament verband sich mit einem scharfen Blick für die Tatsachen und die Forderungen des Augenblicks und in der unerniüdlichen Beharrung bei dem einmal als richtig erkannten Ziel. Es drängt, sich uns das Wort von Jean Iaures auf,daß es das Vorrecht der hohen und reinen Geister sei, die sich einer großen Idee ganz hingaben, niedrige Paniken ebenso wenig zu kennen wie das Faulbett des Siegestaumels". Trotz seiner Arbeit, so fuhr Wels fort, fand Friedrich Bartels stets Zeit zum Selbststudium und zur eigenen Fortbildung. Es war erstaunlich, wie groß der Kreis seiner Interessen auf diesem Gebiete war. Fast zehn Jahre gehörte Bartels der Hamburger Bürgerschaft an und oft genug hat er dort von der Tribüne herab für die Arbeiterschaft gefachten. Er war einer der Männer, die der kleinen sozialdemokratischen Fraktion in der alten Hamburger Bürgerschaft unter der Führung Otto Stöttens durch ihre rege Tätigkeit steigendes Ansehen verschafften. Nach dem Zusammenbruch des Jahres 1918 war er berufen, im Preußischen Landtag das ver- antwortliche Amt des Vorsitzenden des Haushaltsausschusies zu über- nehmen, bis er vor nunmehr sieben Jahren zum Präsidenten des Landtages gewählt wurde. Seine Verdienste als Präsident sind heute Nachmittag im Landtage gewürdigt worden. Und gerade politisch Andersdenkende bekunden, daß Friedrich Bartels wohl Gegner, aber keine Feinde hatte. Die Trauer um ihn ist groß, und viele Kundgebungen gelangten an uns, in deren Reihen der Tod in den letzten Jahren so reiche Ernte hiell. Wir richten den Blick zurück und denken der Männer, die mit Friedrich Bartels zusammen und vor chm in der Leitung der Partei waren. Noch ist dte Lücke nicht geschloffen, die Hermann Müllers Scheiden in unsere Reihen riß. Wir denken an Friedrich Ebert , an Molke nbuhr, an P f a n n k u ch. an A d o l f Braun, und wir wissen, welche eng« Freundschaft Bartels mit dem verstorbenen AdolfvonElm und Karl Legten, den Kämpfern seines Wahlkreises, verband. Was Partei und Arbeiterschaft an Bartels verloren, ist in den Worten, die wir sprechen, nicht auszudrücken. Als Organisator, als Agitator, als ein Mensch, der überall da. wo er tätig war, steigendes

�eichstagsarbeii. Oie großen Ausschüsse tagen. Der Haushaltsausschuß des Reichstags nimmt am Donnerstag sein« Beratungen auf, die wahrscheinlich viel« Wochen dauern werden. Entsprechend dem Verlangen der sozialdemokra- tischen Fraktion wird der Ausschuß sich zunächst mtt den Anträgen auf Kürzung der hohen Pensionen beschäftigen und dabei gleichzettig den von der Reichsregierung Anfang dieses. Jahre« vorgelegten Gesetzentwurf beraten. Als Berichterstatter hierfür ist der sozialdemokratische Abgeordnete R o ß m a n n in Aussicht genommen. Einen weiteren wichtigen Gegenstand der Beratungen des Aus- schusses stellen die Anträge auf Abänderung der Not- Verordnung vom 6. Oktober dar. Hier liegt neben einem umfangreichen Gesetzentwurf der Sozialdemokraten auch ein Gesetz- entwurf der Bayerischen Aolkspartei vor. Ferner wird sich der Haus- hallsausschuß mit den Einsprüchen des Reichsrats gegen frühere Beschlüsse des Reichstags über die Einfuhr von Gefrierfleisch und die Erhöhung der Besitzsteuern zu beschäftigen haben. Daß die Nationalsozialisten sich an der Tagung des Haushalts- ausfchüsses nicht beteiligen werden, ist als sicher anzunehmen. Da- gegen schweben bei den Deutsch nationalen noch Erwägungen, ob ihre Teilnahme zweckmäßig sei. Bleiben Nationalsozialisten und Deutschnationale den Beratungen fern, dann verfügt der Aus- lchuß statt über SS nur noch, über 26 Mitglieder, von denen 0 auf

Ansehen erwarb, steht er vor uns. Ihm etwas in die Hand geben. hieß, es ihm ans Herz legen. Sein unbestechlicher Gerechttgtettsfum sicherte ihm auch die Achtung des politischen Gegners. In einer Zeit, die den politischen Kampf in die Niederungen der Gaste herab- zog, wagten sich an seine makellose Persönlichkeit niedriger Klatsch und Verleumdung nicht heran. Innig und herzlich war sein Familiensinn. Sein Familienleben war vorblldlich und Frau und Sohn trauern mit uns. So nehmen wir denn Abschied von ihm in dem Bewußtsein, den guten Kameraden verloren zu haben. Wir sagen mit den Worten des Dichters: Denn er war unser bis zum Totenschrein, ür uns hat er gelebt, für uns gelttten, em Volke nur gehörte all sein Sein, Und für sein Bolk hat einzig er gestritten. Darum wird er in unfern Herzen leben, Mit ihm sein Wirten und mit ihm sein Streben. Friedrich Bartels , treuer Kämpfer, Genosse und Freund, ruhe in Frieden! Wieder singt der Männerchor. Ergreifend erklingt llthmanns Du fernes Land". Unter Jndigs Leitung ertönt das Adagio aus dem C-Dur-Konzert von Mozart . Orgelspiel. Die Trauernden haben sich erhoben, die Fahnen werden geneigt, der Sarg versinkt. Gedenkfeier der Landtagssraktion. Die sozialdemokratische Landtagsfrattion ver- anstaltete am Montagnachmittag für den verstorbenen Landtags- Präsidenten Genossen Friedrich Bartels eine schlichte, würdige Ge- denkfeier. Die Mitglieder der Fraktion waren dazu fast vollzählig erschienen. Auf dem Platze des dahingeschiedenen Kollegen stand in schwarz verhüllter Vase ein prächtiger Strauß roter Nelken; der verwaiste Stuhl war mit Tannengrün geschmückt. Für den Fraktionsvorstand widmete Genosse Robert Leinert dem Verstorbenen folgenden Nachruf: Als mit dem Tode unseres Genosten Bartels die in ihm wütende Krankheit ihr Ziel erreichte, waren auch zugleich feine Hoffnungen zerstört, die er bis zuletzt hegte: sein Amt als Präsident wieder anzutreten, Denn er liebte dieses hohe Ehrenamt mtt all den Sorgen für die Beamten und Angestellten, denen er ein guter Vorgesetzter sein wollte und war, das ihm republikanische Würde verschaffte, das er auch nach außen hin mit der ihm eigenen Verbindlichkeit zur Geltung zu bringen wußte und das er mit überlegener Milde und Unparteilichkeit verwaltete. Seine Präsident- schaft hat ihm nicht die Feindschaft anderer Parteien, sondern höchste Achtung und Anerkennung erworben. Erst die Republik hat die Grundlage dafür geschaffen, daß ein Sozialdemokrat Präsident eines deutschen Parlaments werden konnte. Im Dreiklassenparlament der Vorkriegszeit waren die Monarchisten unter sich. Einer der damaligen Präsidenten durfte den Satz prägen, daß die Sozialdemokratie nie Subjekt, sondern nur Objekt der Gesetzgebung sein dürfe. Seitdem die Sozialdemo- kratie nach der Revolution mit an verantwortlicher Stelle steht, war auch die Garantie für eine objektive Handhabung der Präsidial- geschäfte gegeben. Friedrich Bartels brachte freilich nicht das mit, was früher für das hohe Amt des Präsidenten erforderlich war: Zugehörigkeit zum Adel und akademische Bildung. Dafür aber brachte er mtt die Erfahrung der harten Schule des Lebens. die jedem Sozialdemokraten seiner Generation, der als Führer tätig war, beschieden gewesen ist. Er entstammte einer vorpommerschen Häuslerfamilie, er war in der Kirche seines Heimatortes Loitz Chorsänger, und der arme Junge hat wohl damals selbst nicht geglaubt, daß er einmal eines der höchsten Aemter in der Sozialdemokratischen Partei und im Parlament erreichen würde. Er wurde Maler, ging auf die Wander- schaft, bis sich in Hamburg , sein Lebensweg entschied. Ein in. Hamburg ausgebrochener.Streik machte ihm.. das Verächtlich« des Streikbruches klar, er begriff die große Idee proletarischer Soli-. darttät, er wurde Mitstretter in der gewerkschaftlichen und sozial- demokratischen Front. So wurde er in jungen Jahren Funktionär der Arbeiterbewegung, wurde einer ihrer unermüdlichen Agitatoren und erfuhr das Schicksal so vieler anderer Vorkämpfer/ als die besitzende Klasse ihn mtt chrem Haß verfolgte. Llber die Arbetter erkannten sein Wirken an. sie schickten ihn 1994 in die Hamburger Bürgerschaft, er wurde Angestellter des Malerverbandes und 1996 für den Bezirk Schleswig-Holstein Parteisekretär. Sieben Jahre verwaltete er dieses Amt, bis er 1913 auf dem Parteitage in Jena zum Mitglied des Parteivorstandes gewählt wurde. Ueber sein Wirken in der höchsten Parteikörperschoft wird ein Berufenerer reden. Wir hier kennen seine Tätigkeit als Mitglied des Preußischen Landtags und als Vorsitzender des 5?auptaiisschustes, bis er 1925 als Präsident gewählt wurde. Nun hat der Tod dieses Leben- voller Arbeit und Erfolge abgeschlossen. Wenn wir ihm heute Tank sagen, so mag das ein Trost sein siir seine schwergeprüfte Gattin, ohne deren opferbereite Entsagung er hätte niemals so großes leisten können. Wir alle kennen dieses Los der Frauen von führenden Genosten und die Genossin Bartels mag in ihre Einsamkeit das Gefühl mitnehmen, daß sie mitgewirkt hat, das Leben eines so prachtvollen Menschen bis zu seinem Tode der Partei zu erholten. Einer nach dem anderen unserer Generation zieht ins Reich der Schotten. Er war der letzte der Sekretäre des Parteivorstandes aus der Vorkriegszeit. Ihm sind vorangegangen Ebert, Müller. Pfann- kuch, Gerisch, Adolf Braun, Molkenbuhr u. a. Möge der Tod dieser Führer für die jetzige und kommende Generation eine Mahnung sein, im gleichen Geiste zu wirken für unser Ziel, das Pro- letariat aus den Fesseln des Kapitalismus zu befreien, um das zu vollenden, was Friedrich Bartels zu schauen nicht mehr be- schieden war. Die Fraktion hörte den Nachruf zu Ehren des Verstorbenen stehend an.

die Sozialdemokraten und S auf die Kommunisten entfallen. Diese Mehrheitsverhältnisse. die der wirklichen Zusam- mensetzung des Reichstags nicht entsprechen, oerlechcn natürlich den Berhandlungen des Hausholtsausschustes eine besondere polttische Bedeutung. Gleichfalls am Donnerstag treten der Verkehrsausschuß und der Wohnungsausschuß des Reichstages zusammen. Im Wohnungsausschuß werden erneut die Anträge über ein Wohn- Heimstättengesetz zur Beratung gestellt. Die Reichsregierung hatte ursprünglich ihre Teilnahme an diesen Beratungen abgelehnt mtt der Begründung, daß innerhalb der Reichsregierung selbst Er- wägungen über ein Wohnheimstättengesetz schwebten. Diese Er- wägungen haben jetzt zu einem Referenten-Entwurf des Reichs» arbettsministeriums geführt, der in der neuesten Nummer des Reichs- arbeitsblattes der Oeffentlichkeit unterbreitet wird. Nach Fertig- stcllung dieses Entwurfs hat jetzt die Reichsregierung gegen die Auf- nähme der Arbeiten im Wohnungsausschuß, denen auch der Entwurf des Arbettsministeriums zugrunde gelegt werden wird, keine Be- denk«n mehr. Sie wird deshalb auch bei den kommenden Beratungen durch ein Mitglied des Arbeitsministeriums vertreten sein, das aller- dings nach Lage der Sache an den Ausschußarbetten weniger aktiv. als beratend teilnehmen wird. In der nächsten Woche werden dann noch weiter« Reichstags- ousschüsse ihre Arbeiten aufnehmen. U. o. wird der Sozialpolitische 'Ausschuß wieder zusammentreten, um einen Bericht der Reichs- regierung über den Stand der Sozialoersicherung entgegen- zunehmen.