وادار
Dr. 541 18.30hrgang 1. Beilage des Vorwärts
Mittwoch, 18. November 1931
Notruf eines Arbeitslosen Schneiders Hypothekengelder.
Viele gute Ratschläge, aber keine Arbeit
Der Arbeitslose B. L. erfaßte es nicht ganz, daß das zweifellos mit Recht so unbeliebte Stempelngehen ein Symbol für die Bemühung des Amtes, im Arbeit zu verschaffen, ist. Er hat diese Symbolik in den letzten drei Jahren nicht erfaßt, er wird sie also nie begreifen. Er hält sich an Tatsachen, und Tatsachen sind die elf Mart dreißig Pfennige Erwerbslosen = hilfe, die er nun seit einem Jahre bezieht, Tatsachen sind seine 25 Lebensjahre und die drei Jahre Arbeitslosig feit. Sein Denken scheint also nicht genug abstrakt zu sein. Tatsache ist auch die Miete für die Kammer, die er bewohnt, im Beirage von 25 M.; sie betrug 28 M., aber er verzichtete auf die elektrische Beleuchtung und verwendet zum Leuchten und Kochen Petroleum. B. L. liest nämlich wenig und schläft viel.
Selbsthilfe.
Der 1. November war ein entscheidender Tag in B. L.s Leben, denn da setzte seine Selbsthilfe ein. Wir müssen festhalten, daß es B. 2. bloß mittelbar ums Geld zu tun ist, vor allem will er arbeiten. Infolgedessen schrieb er 85( in Worten achtzigfünf) Plakate auf farierte Quartblätter und klebte sie, anfangs bei Tag, später nur bei Nacht, an leerstehende Läden, Bauzäune, manchmal auch an Litfaßsäulen. Die Plakate haben folgenden Text:
NOTRUF!!
WER hilft einem Arbeitslosen?
WER hilft einem, der schon drei Jahre ohne Arbeit ist? WER verschafft mir Arbeit? Ich scheue keine Arbeit. Das ist mein letzter Versuch, daß ich mich an die Öffentlichkeit wende. Werte Zuschriften unter Postlagerkarte Nr.... Berlin ... Ein Werbefachmann hätte die Stilisierung vielleicht künstlerischer getroffen, aber B. L. ist Elektromechaniker und tat sein Bestes. Wenn ihm rechts, neben den ersten drei Zeilen, die mit WER beginnen, noch Platz blieb, malta er das Wort Hunger" hin. Das war der Blickfang.
B. 2. mit seinen 11,20 M. Erwerbslosenhilfe, von denen er nicht weiß, wie lange er sie noch beziehen wird, zeigte mir das Ergebnis seine Selbsthilfeaktion. Rein zifjernmäßig betrachtet ist es groß, 15 Menschen hatten es der Mühe mert gehalten, bares(!) Geld für Porto auszugeben. Also ist der Mensch gut.
Besonders gut ist vor allem der Mensch, der ihm schrieb: Lieber Freund!
Ich, N. N., gebe Ihnen hiermit die Zustimmung zur deutschen Arbeitsnot.
Ran an die Kiste, es ist noch Zeit!
Hochachtungsvoll N. N.
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und B. L. konnte die Szene noch beobachten und Klage bei einem Schupo zu führen. Der Schupo wollte sich aber nicht als Straßenfunjtmart betätigen; so fonfiszierte also der Herr das Plakat: B. L. ist nämlich Elektromonteur und nicht Schriftzeichner. Sein Fehler. Der liebe Gott, die Nazis und der Mitmensch.
Ja, zweimal schrieb auch die Christian Science und schickte Bücher. Aber das war doch nicht das Richtige. Als B. L. die angegebenen Adressen aufsuchte, sagte man ihm, er ſei im Elend, weil er nicht an Gott glaube, er solle sich behandeln lassen, dann werde er wieder glauben und Gott werde ihm zu Arbeit und Glück verhelfen. B. 2. war bereit, an Gott zu glauben, aber Arbeit wollte er ohne himmlische Umwege. Also war es nichts damit.
Interessanter war aber eine Aufforderung, in die Hedemannstraße ins Nationalsozialistische Parteihaus zu fomMan hatte sogar 8 Pf. riskiert und einen maschinengeschriebenen Brief geschickt, in dem es hieß:
men.
Kein Nationalsozialist läßt einen in Not befindlichen Pg. und SA.- Mann im Stich und durch Tätigkeit in der SA. werden Sie Ihre Verzweiflungsstimmung überwinden. Kämpfen Sie mit für das„ Dritte Reich", in dem für jeden arbeitswilligen Volksgenossen Arbeit sein wird und muß, es ist der einzige Ausweg aus der Not. von Ihnen und unseres Volkes! Heil Hitler!
Das schlechte Deutsch des Briefes war nicht das, was B. L. zurückhielt, sondern er sucht Arbeit und nicht Betätigung als SA.Mann. Inoffiziell gab man ihm denselben Rat noch einmal, denn er fand auf einem seiner Plakate: Werde Nazi, so wird dir geholfen!( Und ein Hakenkreuz.)
Wirklich geholfen hat nur einer; der schrieb: Lieber Mitmensch!
Ihren Hilferuf um Arbeit habe ich heute gelesen; ich möchte Ihnen herzlich gern ein wenig helfen, soweit es in meinen schwachen Kräften steht. Ich kann Ihnen den ganzen Jammer nachfühlen, denn ich war schon selbst oft ohne Arbeit. Ich möchte Sie bitten, mir Ihre Adresse anzugeben, um Ihnen eine Kleinigkeit in bar senden zu können. Berachten Sie es nicht, so wenig es ist, es fommt aus bestem Herzen, und wenn mehrere Menschen dasselbe tun, dann hilft es Ihnen doch ein wenig und läßt Sie wieder Mut zum Leben fassen!
Und schickte, als er die Adresse hatte, fünf Mart. Aber es taten nicht mehrere Menschen dasselbe.
Der Rest an Zuschriften war nicht ergiebiger. Fünf Leute gaben B. 2. Adressen von Wohltätigkeitsvereinen an B. 2. will aber arbeiten, vergessen wir das nicht, und ihn plagt die Angst, im Leben stecken zu bleiben. Einer empfahl ihm den und den Verkauf seiner Salzstangen, ein alter Herr bot ihin Bahnung und Effen in feinem frauenlosen Haushalt, als Ent
Dieser Scherz war doch wirklich 5 Pf. wert, nicht? Wirtlich gut gelt für Kochen un en in, feinem frauenloſen Haushalt, als Ent
war aber der Platattleber, der diesen Notruf an einer Litfaß säule auf einem der belebtesten Plätze der Berliner City fand und ihn nicht abkratzte, wie seine Dienstvorschrift es verlangt. Im Gegenteil, er verletzte die Vorschrift noch weiter, denn er flebte seine, die bezahlten Plakate, eine Woche lang rund um diesen ge= schriebenen Anschlag. Wahrscheinlich hätte er es auch länger so gehalten, denn er ist wirklich gut, aber es fand sich ein noch besserer Mensch, der schnitt den Notruf sorgfältig mit einer RasierFlinge heraus. B. L. weiß nicht warum, fein Mensch weiß es, der Gute wahrscheinlich auch nicht; vielleicht weil er nicht gedruckt war. Aesthetische Rücksichten mögen auch den Herrn in der Friedrich straße bewogen haben, den Anschlag von der Scheibe eines leerstehenden Ladens abzuziehen er flebte faum eine Minute dort
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Familie Soviet
Roman von Elfe Möbus
,, Ich wollte eigentlich lesen- aber das kann ich nachher noch. Ich freue mich auch, dich wieder mal zu sehen. Was hast du denn getrieben in diefen Jahren?" Plaudernd ging fie neben dem Schulkameraden her.
Der zuckte die Achseln. Lieber Himmel, da ist nicht viel zu erzählen. Zwei Jahre Lehrzeit im Geschäft, dann ein Jahr in England, eins in Frankreich , bei Geschäftsfreunden meines Onkels. Nicht gerade begeisternd, aber notwendig. Dann kam der Krieg, und seitdem bin ich wieder in Deutsch
land."
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Ihr seid damals nach Hamburg gezogen, kurz nach dem Abitur Mutter schrieb es mir nach Genf . Ich war nämlich auch zwei Jahre fort. Aber du wolltest doch immer Offizier werden! Weißt du noch, wie du uns in den Pausen vorgeschwärmt hast, den blauen Rod für König und Bater land zu tragen?" Sie lachte.
Der junge Mann wurde etwas verlegen. Na ja, den Plan hatte ich allerdings. Aber als Onkel starb und Vater die Fabrik übernahm, da änderte sich natürlich die ganze Sachlage und, offen gesagt, heute habe ich nichts dagegen. Im Ausland sind mir meine militärischen Flausen gründlich vergangen ich sehe die Welt heute mit anderen Augen an. Ich wollte, wir hätten bald Frieden!"
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,, Frieden!" wiederholte Germaine. ,, Gibt es denn das überhaupt noch? Mir fommt dieser Krieg endlos vor."
Schweigend überquerten sie eine schmale Gasse, die hinauf zur Burg führte. Sie waren in der Altstadt. Rechts standen zweistödige, fleine Häuser mit schiefen, alten Türen, mit morschen Fensterläden und abgetretenen Treppen, auf denen Kinder spielten. Gegenüber dehnte sich der große Part. Germaine blieb stehen. Ich schlage vor, daß wir zur Menja zurückgehen. Da triffst du gleich die anderen. Es ist taum fünf Minuten von hier entfernt."
Der junge Mensch nickte. Aber nach einigen Schritten hielt
B. 2. hat aber Ankerwickeln gelernt und solche Dinge. Es ist wohl sein Fehler. Auch sein Nachteil. B. 2. hat einen Tagesetat von 66 bis 67 Pf. pro Tag, denn Petroleum und Wäsche kosten auch etwas, B. 2. ist 25 Jahre alt, seit drei Jahren arbeitslos, B. L. will fein Almosen, B. 2. will arbeiten. Seine Rammer ist das Sauberste, das man sich vorstellen kann, aber seine Haut ist grau. Er will Arbeit.
Indessen flebt er weiter. Das fostet Geld, aber wenn B. 2. auf diesem Wege zu Arbeit und einem hohen Einkommen gelangt sein wird, dann darf er diese Ausgaben wohl als Werbespesen vom versteuerbaren Betrag abziehen. Das hält ihn aufrecht.
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Die nächste Ausgabe des Vorwärts" erscheint wegen des Bußtages erst am Donnerstagabend.
er plöglich an: ,, Sag mal, Germaine, warum studierst du eigentlich? Willst du denn nicht heiraten? Du hast doch sicher Gelegenheit genug..."
Germaine blickte ihn erstaunt an. Dann lachte sie. ,, Na, weißt du, mein künftiges Ehegespons hat nichts zu lachen. Vom Haushalt verstehe ich nichts, und beim Mittagessen, das der Aermste natürlich sich selbst zubereiten müßte, denn ich fann nicht fochen, würde ich ihm höchstens, um ihn zu trösten, ein gotisches Vaterunser vorbeten. Atta unsar, thu in himinam, weihnai namo thein..." Wieder lachte sie fröhlich.
,, Aber das bißchen Haushalt lernst du doch rasch. Wenn du einen Mann wirklich liebst, dann ist das doch sicherlich nicht schwer für dich", sagte ihr Begleiter halblaut und mit einer seltsamen Eindringlichkeit.
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Aber Germaine warf den Kopf in den Nacken. Ich weiß nicht, ob ich überhaupt einen Mann jemals lieben fann was man so im landläufigen Sinn lieben nennt. Zeit wärs jetzt allerdings, da hast du recht, ich glaube, ich bin schon im besten Begriff, eine alte Jungfer zu werden. Doch, doch" Wieder lachte sie ihr helles, frohes Lachen.
,, Aber es ist doch sonderbar, daß ich mich gar nicht davor fürchte. Jetzt, wo uns Frauen die Universitäten offenstehen, wo wir Berufe ergreifen können, die uns ausfüllen und uns die Möglichkeit geben, unser Leben auf eigene Verantwortung zu leben, ist das anders als früher, als unsere Mütter jung waren. Aus dieser Freiheit, dieser schönen Tätigkeit, die einen wirklich befriedigen fann, mich unter das Chejoch zu beugen, einem Manne untertan zu sein, nach seinen Leibspeisen fragen, sein Wohlbefinden als Sinn meines Lebens betrachten nein, das kann ich nicht."
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Der junge Mensch sah etwas betreten zu Boden. ,, Weißt du", meinte er dann zögernd, das kommt bloß von deinem Studium. Ich bin wahrhaftig dafür, daß man die Frauen nicht dumm und ungebildet halten soll, aber ich fürchte, das Frauenstudium entfremdet gerade die besten und wertvollsten Mädchen ihrem eigentlichen Beruf, dem der Hausfrau und Mutter."
Germaine machte eine scherzhafte kleine Berbeugung. Es ist ja riesig schmeichelhaft für mich, daß du mich unter die besten und wertvollsten Eremplare meiner Spezies rechnest, aber trotzdem muß ich dir widersprechen. Viele unferer Studentinnen find verlobt, ein paar sind schon der Universität untreu geworden und haben sich verheiratet.
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Hat er sie doch von
erhalten?
Die Verteidigung der Angeklagten Gäbel, Degner und Schneider läuft immer wieder auf das gleiche hinaus: Aile Wohltaten, die ihnen von den Gebrüdern Sklarek geworden, waren nicht mehr als Freundschaftsbeweise. Sie haben alle auch nicht das geringste getan, um die Firma Sklaret zu begünstigen, Sie haben sich in feiner Weise gegen ihre Amtspflichten vergangen, sie haben sich nicht bestechen lassen. Sie wissen, wie schwer der Nachweis der Bestechung zu führen ist.
Das Moralische dieses Freundschaftsverhältnisses" zu den Stlarefs liegt auf einem anderen Blatt. Auch das wissen sie. Ob cs mit der Weltanschauung eines kommunistischen Stadtrats vereinbar ist, sich unter Vermittlung eines städtischen Lieferanten eine Wohnungseinrichtung im Werte von 30 000 m. zu kaufen, darunter einen Waschtisch im Werte von 650 M.; ob es für einen sozialdemokratischen Bürgermeister tragbar ist, Sonntag für Sonntag mit einem städtischen Lieferanten im Hotel Esplanade, Hotel Adlon , Edenhotel und im Kaiserhof bei teuren Weinen zu dinieren- das steht selbstverständlich nicht in Moabit zur Verhandlung. Die Parteiinstanzen haben bereits ihr Wort gesprochen. Es mutet aber gerade aus diesem Grunde eigenartig an, wenn die Herren vor aller Deffentlichkeit immer noch so tun, als wäre an ihrem Gebaren nichts auszusehen. Liegt aber Bestechung vor? Schneider will sich für die Sklaretschen Geschenke revanchiert haben. So hat er Mar Sflaref 3. B. ein Klavier ins Haus geschickt. Geider will er nur als Zahlungen für die Rennwetten erhalten haben. Es sei nicht wahr, daß er auch dann Wettgeminne gefordert habe, wenn das Pferd verloren hatte. Die Buchungen auf seinen Decnamen ,, Oranien baum " bestreitet er; sie scheinen ihm auch nicht mit Sicherheit nachgewiesen werden zu können. Kritisch ist aber für ihn die Sache mit der Hypothet. Es gelüftete ihn, am Kurfürstendamm eine erste Aufwertungshypothek im Werte von 35 000 m. für seine Frau zu ermerben; sie sollte 25 000 m. kosten. Hatte Mar Stlaret 5000 m. davon als Darlehen gegeben? Schneider sagt nein. Eine einstündige Erörterung vor Gericht brachte nicht vom Fleck. Da entdeckte plötzlich die Staatsanwaltschaft in einem Geschäftsbuch eine eigenhändige Eintragung von Mag Stlaret, 5000 m. für Hypothet Böhm, rückzahlbar im Oktober. Böhm ist aber der Mann, der Schneider die Hypothek vermittelt hat. Der Tag der Eintragung paßt auch. Schneider konnte darauf nichts erwidern. So liegen die Dinge vorläufig um Schneider War das aber eine Bestechung oder bloß ein Freundschaftsbeweis? Das foll die Beweisaufnahme ergeben. Leo und Willi Sklaret werden in ihrer Verteidigung immer bestimmter: Alles, was wir an Summen gezeichnet haben, sagen sie, haben die Angeklagten bekommen Sie wissen gar nicht, Herr Vorsigender, klagte Leo Sklaret, wie es um Sflarets herging. Ich will hier kein Theater machen, es könnte aber ein Theaterstück sein, wie es herging um die Stadt Berlin und um Sklaref...
Gefühnte Ladenplünderung. Zuchthaus und Gefängnisstrafen.
Am 6. Oktober d. I. wurden Plünderungen in der Filiale ,, Nordstern" in der Soldiner Straße verübt, wobei auch die Ladenkasse geraubt wurde. Eine weitere Plünderung fand am 15. Oktober bei der Filiale desselben Lebensmittelgeschäfts in der Drontheimer Straße statt. In diesem Falle konnten der Bauschlosser Edwin Kirrmeyer und der Steinhauer Willi Schröder festgenommen werden. Bei Kirrmeyer fand man 15 Pfund Sped, während bei Schröder keine geraubten Lebensmittel gefunden wurden. Er behauptete auch, daß er nur in der Tür gestanden habe und dann mit den anderen weggelaufen sei. Dagegen ergab sich der Verdacht, daß Schröder auch an der ersten Geschäftsplünderung in der Soldiner Straße eine Woche vor= her teilgenommen hatte. Er bestritt das. Die Verkäuferinnen des
Nein, das liegt nicht am Studium, sondern das ist eine persönliche Sache. Vielleicht gibt es mal eine andere Form der Ehe, in der die Frau nicht mehr Objekt zu sein braucht, sondern in der sie Persönlichkeit sein darf, wie der Mann, nicht Hörige, wie es jetzt ist. Dann befehre ich mich vielleicht auch noch dazu. Aber wir sind dahier um die Ecke ist der Eingang. Uebrigens- es ist der frühere hochfürstliche Marstall, in den du nunmehr die Ehre hast einzutreten."
3wei fleinere Räume und ein weit ausladender, langgestreckter Saal, in dem eine Anzahl von blumengeschmückten Lischen standen, empfingen die Ankömmlinge. Germaine gab zwei Marken ab und erhielt dafür zwei Nummern, von denen sie eine dem Schulkameraden reichte.
,, Hier müssen wir uns anstellen", sie deutete nach vorn, ,, was es geben wird? Na, natürlich Rüben in irgendeiner Auflage. Das beste für patriotische Gemüter! Aber da ſizen sie schon alle!"
Sie ging ein paar Schritte zu einem Tisch am Fenster hinüber, wo freudige Gesichter ihnen zunickten. ,, Haltet zwei Plätze frei wir kommen gleich!" rief Germaine hinüber.
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Es gab eine undefinierbare Suppe und dann Kohlrüben mit einer bräunlichen Sauce. Geschickt balancierte Germaine, ihre Mappe unter dem Arm, mit den beiden Tellern durch den Saal, während ihr Schulfamerad etwas langsamer nachfam.
,, Gut, daß du endlich kommst, Germaine." Der blonde, junge Student in Wandervogeljade und Kniehosen, der die beiden Plätze belegt hatte, schob ihr höflich ihren Stuhl hin. Wir streiten uns schon den ganzen Tag heute. Hier, unser Feldgrauer will uns alle rebellisch machen. Er sagt, wir seien Idioten, daß wir jetzt studierten und nennt unsere geheiligte Philologie die blödsinnigfte aller Fakultäten."
,, Womit er gar nicht so unrecht hat", fiel eine junge, frische Stimme ein. Ein fraushaariges, junges Mädchen, das eben vorbeiging, blieb lachend stehen. Nächste Woche kommt mein Verlobter auf Urlaub. Dann heiraten wir. Kriegstrauung. Warum jetzt noch warten!" Sie drückte den Freunden die Hände.
,, Recht hat sie. Man kann jetzt wahrhaftig nur noch von einem Tag zum andern leben!" Kurt warf einen raschen Blick zu Germaine hin, die ihm gegenüber saß. Aber die schüttelte den Kopf.
( Fortsetzung folgt.)