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Sie fanden milde Richter. Schüler an der Werkbank

Mitglieder der E. 35 auf der Anflagebant.

Bor dem Schöffengericht Berlin- Mitte   standen gestern mehrere Mitglieder der nationalsozialistischen Sturmabtei­lung 35. Sie fanden milde Richter.

Der Sturm 35 hatte in Lichtenberg   einen jogenannten Sturmabend" veranstaltet. Auf dem Nachhausewege nach ihrem Heim in der Gürtelstraße überfielen die Nazis, die zuvor selbstver ständlich reichlich dem Alkohol zugesprochen hatten, mehrere Kommunisten, die des Weges tamen. Sie griffen zu den Messern und schwere Verlegungen waren die Folge. Da es den Ueberfallenen gelang, etliche der Raufbolde festzustellen, saßen gestern sechs Nationalsozialisten wegen Körperverlegung auf der Anklagebant. Die Angeklagten, von denen einige in dem S.- Heim in der Gürtelstraße wohnen, sagten aus, daß sie auf dem Wege zum Sturmabend" von Kommunisten überfallen worden seien, so daß auf dem Rückweg fast der gesamte Sturm in die Gürtelstraße ge­zogen wurde, damit sich die Kameraden gegenseitig schützen konnten". Nach dem Tati estand aber haben Gruppen des Sturms 35 verschiz dene Kommumisten umzingelt, um sie dann zu verprügeln und nieder­zuschlagen. Besonders schlimm erging es einem Arbeiter, der durch Messerstiche so zugerichtet wurde, daß er hilflos auf der Straße liegen blieb. Man zweifelte an feinem Auftommen. Nach seiner Angabe haben sich etwa 14 Mann auf ihn gestürzt.

Die Angeklagten bestreiten natürlich, an den Schlägereien teil­genommen zu haben. Bei dem Sturmführer, der selbstverständlich auch unschuldig wie ein Engel ist, wurde bei der Haussuchung Adressenmaterial über Kommunisten gefunden. Er behauptet, daß es von ihm gesammelt sei, um der republikanischen Polizei als wichtiger Fingerzeig zur Aufdeckung des Schupomordes am Bülowplay" zu dienen.

Das Gericht erkannte nur gegen einen GA.- Mann wegen gefährlicher Körperverlegung auf zwei Monate Gefängnis. Das Verfahren gegen zwei Angeklagte wurde abgetrennt, da ein Zeuge nicht vernehmungsfähig war. Die übrigen drei Angeklagten wurden aus Mangel an Beweisen frei gesprochen.

Feuer- und rauchlose Siedlung.

Die Gemeinnüßige Bau- und Siedlungsgesellschaft Heimat hat auf einem 100 000 Quadratmeter großen Freigelände zwischen Südende und Steglitz  , und zwar im wesentlichen für die in der Reichsversicherung für Angestellte Versicherten, 900 Wohnungen mit fast 60 000 Quadratmeter Wohnfläche erstellt. Die verantwortlichen Baufünstler sind die Professoren Mebes und Straumer und Regierungsbaumeister a. D. Emmerich. Mit Ausnahme einer großen neuen städtebaulich- architef­tonisch bevorzugten Straße, den Munsterdamm, hat man, um gute Sonnenbelichtung zu bekommen, den auch bereits von der Gehag   in Zehlendorf   angewendeten 3eilenbau bevorzugt. Mit besonderer Betonung nennt sich die Siedlung feuer und rauchios. Es gibt tatsächlich keine Ofenfeuerung und teine Herd feuerung; auch nicht in den Gemeinschaftswaschküchen. Alles ist elektrisch, auch die Küche. Koch- und Lichtstrom wird auf Grund besonderer Abkommen den Mietern zu 7 Pf. die Kilowatt stunde zuzüglich einer monatlichen Grundgebühr von 3,50 M. zu

Die Bedeutung des Werkunterrichts- Vom Spiel zur Arbeit

Die Stadt Berlin   hat vorgesehen, den Berfunterricht in den Volks­Schulen gänzlich verschwinden zu Taffen. Wie werden sich wohl die Städte in Breußen und im Reiche zu diesem Borbild der Reichshaupt­stadt stellen? Ein Leser des ,, Vorwärts" schreibt uns zu diesem aktuellen Thema folgendes:

schulen um 60 Proz. zu kürzen und ihn aus dem Plan der höheren

Nach einem Wort des Ministers Grimme ist der Wert­unterricht das Wesen der neuen Schule. Und diesem wichtigen Bildungsfach soll nun ein jähes Ende beschieden sein? England, Frankreich  , Amerika  , selbst das fleine Finnland   wenden erhebliche Mittel für den Werkunterricht ihrer Schulen auf. Unsere Kinder brauchen den Werkunterricht unverkürzt aus pädagogischen und sozialen Gründen. Wo mehr als am Werkstattisch vollzieht sich der Uebergang vom Spiel zur Arbeit! Wo mehr als im Wertunterricht ist Ordnung und Disziplin selbsterlebtes Gut! Es bietet faum ein anderes Fach solche Gelegenheit, Geschmack und Sinn für Kunst zu bilden wie der Wertunterricht. Es ist unbestreitbar, daß wir der Jugend am besten an der Werkbank Liebe und Luft zur Arbeit anerziehen. Welcher Junge fönnte je ermessen, welche Sorgfalt und Mühe Arbeiterhände aufwenden mußten, um ein Werkstück fertigzustellen. Auch am Werkstück muß Wille, Verstand, Geschmack erkannt werden. Welcher Junge von heute würde je die Arbeit feines Baters von gestern verstehen und würdigen, menn er selbst

geführt. Sämtliche Unfosten eines fleinen Haushalts betragen hierfür etwa 8-9 M. Gas ist vollkommen ausgeschaltet. Jede Kohlen­zufuhr ist unnötig. Besondere Isolierungen sollen gegen Lärm und Geräusche und die oben unter dem Dach liegenden Wohnungen gegen Kälte und Hize schüßen. 3wei Zimmer einschließlich Zentralheizung, Warmwasser und mechanischer Waschküche fosten 82 bis 86 M., 2% 3immer 98 bis 102 R. monatlich.

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nie in ein Verhältnis zum Wertstüd gelangen würde! Und wie wäre es wohl gerade in jetziger Zeit besser am Piaze, dos Interese der Jugend aus das Praktische zu lenken und wegzuführen von tem Wahne, das akademische Proletariat und die unendliche Menge der Beamtenanwärter noch zu vergrößern.

Warum der höhere Schüler gänzlich von der Werkbank fernge­halten werden soll, bleibt auch unklar. Woher soll ein akademisch vorgebildeter Mensch Verständnis für Arbeiter und Werkstück haben, wenn er in seinem Leben niemals selbst in ein Verhältnis hierzu gekommen ist! Man sollte nicht spötteln und fragen, warum z. B. ein späterer Jurist sich als Schüler mit einem Nagelkasten plagen sollte. Wir wissen alle, daß dieses kleine Können nicht nur gut und praf­tisch", sondern daß es auch sonst überaus wertvoll ist. Die Reichs= verfaffung hat sehr wohl die vielseitige Bedeutung des Werk­unterrichts erkannt und verlangt, daß er Unterrichtsfach wird. Es sollte uns deshalb kein Opfer im Interesse unserer Jugend zu groß erscheinen, das gebracht werden muß, um den Werkunterricht zu erhalten. Für die höheren Schulen aber wäre zu wünschen, daß den Schülern nicht bloß die Möglichkeit zur Teilnahme am Werk­unterricht im fakultativen Unterricht gegeben wird jetzt ist fie ganz genommen, sondern daß der Werkunterricht Pflichtfach wird

B.

Gegen Hochschulterror für eine starte Republik! Die end­gültige Rednerliste für die vom Kartell der Republikanischen Ver­bände Deutschlands   am Donnerstag, dem 19. November, 20 Uhr, Potsdamer Plaz), stattfindenden Kundgebung gegen den Hochschul­im Plenarjaal des ehemaligen Herrenhauses, Leipziger Str. 3( Nähe terror für eine starke Republik steht nunmehr fest. Es werden das Wert nehmen die Universitätsprofessoren Martin Hobo hm- Berlin, Dr. Möller Berlin  , der Publizist Dr. Rudolf Olden, als Ver­treter der Studenten- und Schülerschaft: cand. jur. Kurt Bleŋ. Friz Lefebre, cand. oec. Josef Brunner, Hubertus Prinz zu Löwenstein  . Den Vorsiz führt Ministerialdirektor Dr. Spieder. Mitglieder republikanischer Organisationen und Parteien zahlen nur 50 Pf. Jugendliche und Erwerbslose zahlen 20 f.

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Das Urteil im Waffenschieberprozeß. Gäste gegen Erstattung des Untojtenbeitrages herzlich willkommen!

Berufung des Staatsanwalts verworfen.

In der Berufungsverhandlung im Waffenschieberprozeß gegen den Gastwirt Hoppe, den Polizeisekretär Reimers, den Schlosser Baetel vom Zeugamt Spandau   und den argentinischen Staatsangehörigen Werkzeughändler Hochhaus wurde von der Dritten Großen Straftammer beim Landgericht III nach zweitägiger Berhandlung die Berufung der Staats: anwaltschaft in vollem Umfange verworfen. Ebenso wurde die Berufung der Verteidigung gegen das Urteil in bezug auf den Gastwirt Hoppe und den Schlosser Paetel, die beide zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt worden maren, verworfen. Auf die Berufung der Verteidigung in bezug auf den Polizeifefretär Reimers, der in erster Instanz wegen gewerbsmäßiger Hehlerei zu einem Jahr Zuchthaus verurteilt worden war, wurde das Urteil aufgehoben und Reimers wegen einfacher Hehlerei zu ebenfalls sechs Monaten Gefängnis verurteilt.

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Republikanisches Herbstfest. Der Ortsverein Berlin- Kreuzberg des Reichsbanners Schwarz- Rot- Gold begeht am Sonnabend, dem 21. November, 20 Uhr, im Berliner   Konzerthaus Clou", Mauer­Straße 82, fein diesjähriges traditionelles Republikanisches er bit fest. Die Festansprache hält Reichstagsabgeordneter Samerad Dr. Rudolf Breitscheid  . Der Eintrittspreis beträgt 1 M. Karten sind nur im Vorverkauf zu haben, Reichsbanner­gaubüro, S. 14, Sebastianstr. 37/38.

gerichts verhandelt am Dienstag, dem 24. November, wegen Vor­Termine vor dem Reichsgericht. Der 4. Straffenat des Reichs­bereitung zum Hochverrat gegen den kommunistischen  Parteisekretär Josef Schlaffer aus Stuttgart   und gegen den Bergarbeiter Anton 3 ad asch aus Berlin  - Wittenau  .

Das Fest der Goldenen Hochzeit feiert am 21. November das Ehepaar Wilhelm und Friederike Reins, Stolpische Str. 28, I., Portal III. Das Jubelpaar liest den ,, Vorwärts" seit 1883.

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