Stinkbomben in der Universität.
Safenfreuzlärm gegen Professor Heimann.
Die sozialistische Studentenschaft hatte gestern abend zu einer Werbeveranstaltung aufgerufen, bei der Genosse Professor Eduard Heimann , Hamburg , über das Thema„ Die Wirtschaftsordnung des Sozialismus und ihre gesellschaftliche Bedeutung" sprach. Eine große Zahl von Studenten war erschienen, um die Darlegungen des fozialistischen Gelehrten zu hören. Einige Stintbomben vor Beginn der Versammlung wiesen darauf hin, daß auch zahlreiche Nazis anwesend maren.
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Als Heimann mit seinem Referat beginnen wollte, setzten sofort organisierte Störungsversuche durch fortwährendes Trampeln nach Hallenser Borbild ein. Dem energischen Eingreifen sozialistischer Funktionäre gelang es, nachdem mit Unterstüßung der Beauftragten des Rettors einige Nazis an die Suft gesezt und die Stintbombenwerfer festgestellt waren, die Versammlung in völliger Ruhe durchzuführen. Einige Zwischenrufe der Nazis erregten die Heiterkeit der Bersammlung. Heimann zeigte in wissenschaftlicher Sachlichkeit die schwierigen Brobleme, vor die auch eine sozialistische Wirtschaftsordnung gestellt ist. Aber der Sozialismus ist nicht nur eine ökonomische Notwendig. teit, sondern besteht auch als eine sittliche Forderung.
Nach dem ruhigen Berlauf des Vortrags versuchten die anwesenden Nazis, durch freche Propotationen eine Schlägerei zu entfesseln. Der Besonnenheit unserer Genossen gelang es, diese Pläne zu vereiteln.
So konnte wieder einmal auch nichtsozialisten die Verschiedenheit der Argumente gezeigt werden: geistige Waffen bei den Sozialisten, Stinkbomben bei den Nazis. So war der Abend in jeder Beziehung ein Erfolg für die sozialistische Idee an der Berfiner Universität.
Heute abend spricht der Genosse Heimann in der Hochschule für Politik vor den sozialistischen Studenten und ihren Freunden.
Rahenellenbogen wird verschont".
Gegen 100 000 Mart Kaution, Paßentziehung und polizeiliche Meldung.
Auf Antrag der Verteidigung des Generaldirektors Kazenellenbogen war gestern vom Untersuchungsrichter Haftprüfungstermin an beraumt und abgehalten worden. Die Verteidiger haben in dem Termin die Haftentlassung Kazenellenbogens gegen eine Sicherheitsleistung von 100 000 m. beantragt. Die Staatsanwaltschaft widersprach diesem Antrag, da sie eine Sicherheit von 500 000 bis 600 000 m. für erforderlich hält. Die Verteidiger wiesen demgegenüber darauf hin, daß Kazenellenbogen vermögens Ios sei und die Summe nur von Freunden Kayenellenbogens beschafft werden könnte. Der Untersuchungsrichter hat den Haftbefehl cufrechterhalten, aber beschlossen, Kazenellenbogen mit der Boll stredung der Untersuchungshaft zu verschonen, wenn er eine Sicherheit von 100 000 m2. feistet, seinen Baß abliefert und sich zweimal täglich beim zuständigen Bolizeirevier meldet. Die Staatsanwaltschaft prüft zur Zeit, ob gegen diesen Beschluß Beschwerde einzulegen ist.
Beschwerde der Staatsanwaltschaft.
In der Sache Kazenellenbogen hat die Staatsanwaltschaft I gegen den Beschluß des Untersuchungsrichters Beschwerde eingelegt mit dem Ziel, daß die Leistung einer höheren Sicherheit als 100 000 M. für die Berschonung von der Untersuchungshaft erreicht
wird.
Der gesamte Schultheiß- Komplex wird untersucht. Wie gemeldet wird, beabsichtigt die Staatsanwaltschaft nicht nur die Untersuchung gegen die Direttoren der Schultheiß- Bazen hofer A.-G. zu führen, sondern auch eingehend die Vorgänge zu prüfen, die sich mit den in Frage kommenden Banten abgespielt haben; vor allem foll festgestellt werden, ob bei diesen Banktransattionen strafbare handlungen vorgekommen,
find.
Wahlprüfung.
Das Fragezeichen auf dem Stimmzettel.
Das Wahlprüfungsgericht beim Reichstag trat am Dienstag zur Prüfung der Reichstagswahlen in den Wahlverbänden V( Schlesien ), VIII( Niedersachsen ), X( Seffen) und XIV( Bayern- Nordwest) 3 sammen. Von den vorliegenden Wahlbeschwerden waren die meisten unbegründet; die wenigen Fälle, in denen Beschwerden für begründet erachtet wurden, waren ohne Einfluß auf das Wahlergebnis. Fraglich war u. a., ob solche Stimmzettel gültig sind, in denen der Wahlvorschlag, dem der Wähler seine Stimme geben will, durch Anbringung eines Fragezeichens fenntlich gemacht ist. Das Freiheit, die dem Wähler für die Art der Kenntlichmachung gewährt werden muß, die Anbringung eines Fragezeichens den Willen des Wählers nicht zweifelsfrei erkennen laffe, daß im Gegenteil auf diese Beise Zweifel ausgedrückt würden. Deshalb erklärte das Wahl prüfungsgericht in Uebereinstimmung mit den Entscheidungen der Abstimmungsvorstände solche Stimmzettel für ungültig. Die Wahlen selbst wurden alle für gültig erklärt.
Kredite nicht im Basel : Ausschuß. Frankreich will den Sonderausschuß auf Houng- PlanBefugnisse beschränken.
Nach der Unterredung, die Botschafter von Hoesch gestern mit Finanzminister Flandin über die Frage der Einberufung des im Young- Plan vorgesehenen beratenden Sonderausschusses der BIZ. hatte, erklärt das ,, Echo de Paris", daß die Schwierigkeiten für diese Einberufung immer noch fortbeständen. In der Unterredung; die der deutsche Botschafter mit Flandin am Sonnabend hatte, habe der Finanzminister unumwunden erklärt, daß die französische Regierung zwar dem Baseler Komitee größtmögliche Bewegungsfreiheit geben wolle, damit es sich nach sehr eingehender Enquete über die finanzielle Lage Deutschlands äußere, und daß fie dem Sonderausschuß gemäß dem Geist und Buchstaben des Young- Planes volle Freiheit der Begutachtung lasse, daß sie aber feine Kompetenz in der Frage der eingefrorenen Kredite ablehne. Unter diesen Umständen würde die fran zösische Regierung, menn Deutschland die Kredite in seinem Schreiben über die Einberufung des Sonderausschusses anführen sollte, nach Basel eine Mitteilung gelangen lassen, in der hinsichtlich der Kompetenz des Komitees sämtliche Borbehalte gemacht würden. Falls dagegen Deutschland seine Forderung einer Ausdehnung der Kompetenz des Sonderausschusses auf Prüfung dieser Kredite fallen ließe, würde die französische Regierung sofort ihren Delesierten für das Bafeler Romitee bezeichnen. So ständen die Dinge
Changed Der Nazi- Kuckuck
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Volksrechts partei
Hugenberg
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DNYP
im Harzburger Nest!
Landvolk
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Laval wird interpelliert.
Panzerfreuzer und Rüstungspause. Eine Borlage für die franzöfifche Kammer angefündigt. Paris , 17. November.
am Donnerstag verlassen, da er in London an einer KabinettsIn der Kammer begann am Dienstagnachmittag vor schwach figung teilnehmen muß. Er dürfte aber am Ende der Tagung des beseßtem Hause die Interpellationsdebatte über die Völkerbundes nach Paris zurückkehren. außenpolitit. Die Regierung ist durch den Ministerpräsi- Wie der„ Populaire" meldet, hat der japanische Bot denten Laval vertreten, dem sich später Briand und Flandin zuschafter Yoshizawa am Montagabend versucht, den Ministergefellten. Der erste Interpellant war der dem linken Flügel der präsidenten Laval zu sprechen. Die Untererdung habe nicht stati Radikalen Partei angehörende Abgeordnete Bergery, dessen Aus- finden können, da Laval abwesend war. führungen sich nur auf die französisch- russischen Berhandlungen bezogen. Er schilderte die Geschichte der ersten im Januar 1927 abgebrochenen Verhandlungen und ging dann auf die vor einigen Monaten begonnenen Verhandlungen ein, die ebenfalls zur Zeit unterbrochen worden sind, da keine Berständigung über die von Rußland verlangten Strebite zum Anlauf französischer Waren zu erzielen gewesen sei und die Russen die Schaffung einer privaten Clearingstelle für den Import und Export abgelehnt hätten. Der Rebner fritisierte die Haltung der Regierung und perlangte am Schluß seiner Rebe, daß sofort mit Rußland neue Verhandlungen über einen endgültigen Handelsvertrag, über die Regelung der Borfriegsschulben und die Kreditfrage eingeleitet werden. Nach einer furzen Bause begründete der Radikale Mistle eine Interpellation über die Ergebnisse der Besprechungen Lanals in Washington . Mistler ging von den Vorschlägen Hoovers aus und erklärt, daß von dieser edelmütigen Initiative heute nichts mehr übrig geblieben sei. Die Deutschland gemährten Kredite feien ein gefroren und
nur die Börsenspekulanten hätten Kußen aus dem Moratorium gezogen.
Der Redner streifte dann die Londoner und Berliner Berhandlungen und bemerkte, in Berlin sei die Rede davon gewesen, Deutschland eine Anleihe zu gewähren.
Laval warf sofort ein, wir haben nicht in Berlin , sondern in Paris mit dem Reichskanzler über die Möglichkeit einer Anleihe gesprochen.
Mistler zählte dann die Ergebnisse der Washingtoner Beratungen auf. Das Wichtigste sei der Beschluß, wieder auf den Young: Thesen von einer gemeinsamen Regelung der Kredit- und Reparationsfrage und erklärte, die Reparationsschuld müsse ein Vorrecht vor den Krediten genießen. Bei den kommenden Berhandlungen, so schloß Mistler, müsse die Regierung das Gleichgewicht zwischen den Interessen Frankreichs und denen Europas halten. Man müsse sicherlich der in Deutschland herrschenden Not Rechnung tragen, aber man dürfe auch nicht vergessen, daß es neben den notleidenden Klassen unerhört reiche Leute und Industriemagnaten gäbe, die ihr Geld ins Ausland geschafft haben.
Als letzter Interpellant der Sigung fam der radikale Abgeordnete Margaine zu Wort, deffen Ausführungen sich im selben Sinne mie die des Vorredners bewegten. Die Fortsetzung der Debatte wurde auf Donnerstagnachmittag vertagt.
Briands Gesundheitszustand scheint sich wieder verschlechtert zu haben. Der Außenminister sah während der Kammerdebatte sehr leidend aus und zeigte mehrmals Neigung leidet und durch die Verhandlungen des Bölkerbundsrats sehr überzum Einschlafen, da er nachts immer noch an Schlaflosigkeit anstrengt wird. Fast die ganze Kammer war von dem leidenden Aussehen Briands peinlich berührt.
Bülow und Sir John Simon bei Laval. Paris , 17. November.( Eigenbericht.) Ministerpräsident Laval hat heute vormittag nacheinander den englischen Außenminister Sir John Simon und den Staatssekretär von Bülow empfangen. Es soll sich um reine Höflich teitsbesuche gehandelt haben, die mit den Verhandlungen über die Einberufung des Sachverständigenausschusses in teiner Beziehung standen.
Der englische Außenminister Sir John Simon hat, wie wir erfahren ebenso wenig wie Staatssekretär von Bülow den Auftrag, während seines Pariser Aufenthalts mit der französischen Regierung offiziell über die Reparationsfrage und die Einberufung des Sachverständigenausschusses zu ber wandeln. Der englische Außenminister wird Paris wahrscheinlich
Wie die nationalistische Zeitung Drdre" mitteilt, wird der Darineminister in den nächsten Tagen in der Kammer einen Gesezentwurf einbringen, der die notwendigen Krebite für den Bau eines 26 000- Tonnen- Kreuzers nerlangt. Der Bau biefes Schiffes war in dem letzten Marinebauprogramm vorgesehen, aber im Sommer von der Kammer gestrichen worden, die dem Marineminister nur Kredite für die Konstruktionspläne des Schiffes bewilligte.
Diese Nachricht wird die Weltöffentlichkeit außerordentlich überrajchen. Es existiert nämlich seit der letzten Völlerbundsversammlung das sogenannte Rüstungsfeierjahr, nach dem sich die Regierungen auch die französische dazu verpflichtet haben, thre Rüstungen nicht zu steigern, damit die Abrüstungskonferenz nicht in einer Atmosphäre des Wettrüstens stattfindet. Zwar haben sich andere normale materialerneuerungsprogramme einzustellen. die Regierungen nicht verpflichtet, ihre Schiffserfahbauten und Aber ganz zweifellos widerspricht die Einbringung eines Gesetzentwurfes über einen noch nicht begonnenen Schiffsbau völlig dem Geist und Wortlaut der Genfer Rüstungspause.
Wir möchten vorläufig nicht annehmen, daß sich die Meldung des nationalsozialistischen Blattes bewahrheitet- und wenn die Refich dagegen wohl wie im Sommer die schärffte Opposition einer fried. gierung auch wirklich die Vorlage der Kammer zuleiten sollte, so wird liebenden Mehrheit erheben. Jedenfalls wird man sich in Frankreich mohl keiner Täuschung darüber hingeben, daß die Vorlage und An
nahme einer solchen Kreuzerbauvorlage wenige Monate vor der Abrüstungskonferenz dem Ruf Frankreichs als einer Vormacht des Friedens nicht gerade zuträglich sein würde.
Condon, 17. November.
Zu der Pariser Meldung, daß der französische Marineminister dem Parlament den Bau eines 26 000- Tonnen- Kreuzers vorschlagen werde, bemerkt Daily Telegraph ": Dieser Schlachtfreuzer ist nicht nur eine niederschmetternde Antwort auf die deutschen Taschenschlachtschiffe", sondern wird auch beinahe jedem jezt schwimmenden Großkampfschiff gewachsen sein. Sein Bau wird das Ende der Schlachichiffbaufeierzeit bedeuten, die darin zu sehen war, daß seit Dezember 1922 feine Seemacht Kriegsschiffe von mehr als 10 000 Tonnen auf Stapel gelegt hat.
Rüstungspause in Kraft.
Der Generalsekretär des Bölkerbundes hat an die Staaten ein offizielles Schreiben gerichtet, daß nach den nunmehr vorliegenden Zustimmungen sämtlicher Regierungen die auf der letzten Bölferbundsversammlung beschlossene Vereinbarung über den einjährigen Rüstungsstillstand mit dem 1. November in Kraft ge= treten ist.
Die sozialistische Kammerfraktion hat beschlossen, einen Geset antrag einzubringen, der zur Verminderung der Arbeitslosigkeit un Frankreich bis auf meiteres die Einwanderung ausländischer Arbeiter ausländische Arbeiter beschäftigen darf, falls er nicht von einer verbietet und bestimmt, daß fein Unternehmer mehr als 10 Prozent paritätischen Stommnission besondere Ermächtigung dazu erhält. Der Franz Joseph im Weißen Röff'l hat der Polizeifasse in Troppau ( Tschechoslowakei ) 500 Kronen Strafe eingebracht, die der gespendet hatte. Außerdem wurde dem Schauspieler die Franzdeutsche Journalist Fischer zahlen mußte, weil er auffällig" Beifall Joseph- Maste und dem Ensemble der Gebrauch des Wortes Majestät " in diesem heiteren Spiel verboten!