Hilfe dringend nötig! Sozialdemokratische Forderung im Haushaltsausschuß. Der Haushaltsausschuß, der wichtigste Ausschuß des Reichstages, trat heute nach längerer Pause wieder zusammen. Die Deutschnationalen haben sich wegen unerwiderter Liebe von den Nazis etwas getrennt, sie sind aus der„Einheitsfront" der faulenzenden Reichstagsabgeordneten ausgebrochen und wollen sich an der parlamentarischen Arbeit wieder beteiligen. Als ihr Ver- treter ist Abg. Laverrenz erschienen, später erscheint auch der Abg. Oberfohren. Als erster Redner eröffnet Abg. Keil lSoz.) die Debatte zur Tagesordnung. Er begründet folgenden dringlichen Antrag der Sozialdemokratie: Der Reichstag hat am 16. Oktober mit großer Mehrheit be- schlössen, die Reichsregierung zu ersuchen, zum Schutze der not- leidenden Bevölkerung gegen Hunger und Kälte eine zusätzliche Winterhilfe mit karlossela und Sohlen durchzuführen. Mehrfach ist von der Reichsregieruna erklärt worden, trotz der großen Erwerbslosigkeit brauche in diesem Winter bei den großen Vorräten an Kartoffeln und Sohlen niemand zu hungern oder zu frieren. Bis jetzt ist jedoch nichts geschehen, um den Beschluß des Reichstages auf zusätzliche Winterhilfe auszuführen. Der Haushaltsausschuß ersucht deshalb seinen Vorsitzenden, nach Rücksprache mit der Reichsregierung die Frage der Ver- sorgung der minderbemittelten Bevölkerung durch eine z u s ä tz- liche Winterhilfe anfangs der nächsten Woche auf die Tagesordnung zu setzen." Keil fragt, bis wann die Reichsregierung zu dieser Frage bindende Erklärungen abgeben könne. Es gäbe überdies auch noch andere dringliche Debattegegenstände. Wir wünschen eine Zu- sammenstellung über die bisher gegenüber Banken usw. geleisteten Hilfsmaßnahmen, weiter Auskünfte, was praktisch bisher zur Bankenkontrolle überhaupt geschehen sei. Der Vertreter des Zentrums, Abg. Ersing, empfindet den sozialdemokratischen Antrag zur Tagesordnung als unangenehm. E r e m e r(D. Vp.) möchte in absehbarer Zeit eine allgemeine finanzpolitische Debatte mit Einschluß der sozialdemokratischen An- frage, und bis dahin Vertagung dieser Frage. Der sozialdemokratische Antrag wurde mit den sozialdemokrati- schen und kommunistischen Stimmen angenommen, der volks- parteiliche Antrag über eine baldige allgemeine finanzpolitische Aussprache ebenfalls. Danach begann Abg. Stückten(Soz.) als Vorsitzender des Ständigen Unterausschusses seinen detaillierten Bericht über die Personaloerhältnisse im Auswärtigen Amt . Der Personalbestand betrug 1913 S87 Köpfe. 1923 1330 Köpfe, 1929 725 Köpfe und 1930 700 Köpfe. Weiter berichtet Abg. Stllcklsn über eine Denkschrift des Sparkommissars über die inner« Organisation des Auswärtigen Amtes. - Berliner Sowjet-Theater. Als„Sozialdemokraten" verkleidete Kommunisten. Entsprechend ihrer Parole, daß der Hauptschlag gegen die So- zialdemokratie zu führen ist, veranstaltet die Kommunistische Partei durch ein« ihrer zahlreichen Filialen eine Vorstellung in der„Neuen Welt", bei der eine sogenannte Rußlanddelegation über ihre Reiseeindrücke berichten soll. Zum Besuch dieser Vorstellung wird in marktschreierischen Plakaten aufgefordert. Die Hauptredner werden als„Sozialdemokraten" bezeichnet, und es wird mitgeteilt, daß die Genossen Künstler, Stampfer und andere zur Teilnahme. eingeladen worden sind. Selbstverständlich denken die genannten Genossen nicht daran, bei diesem komunistischen Theater mitzuspielen, und ebenso selbstver- ständlich sind die sogenannten„Sozialdemokraten", die bei einer Beranstaltung gegen die Sozialdemokratie mitwirken, keine So- zialdemokraten, sondern Kommunisten. Es handelt sich um eine rein kommunistische Veranstaltung: die Beteiligung von Sozialdemo- traten an ihr wird nur behauptet, um ihre Zugkraft zu erhöhen. Mit dem Ernst des Problems Sowjstrußland hat dieses zu kommunistischen Parteizwecken aufgezogene Delegationsthcater nicht das geringste zu tun. Sozialdemokraiie ist der Hauptfeind. Die„JKeit Fahne" bleibt dabei. Unsere Feststellung, daß die„Rote Fahne" nicht die National- sozialisten, nicht die Reaktionäre, nicht die Gelben, sondern die So- zialdemokratie für den.�zauptfeind" erklärt, gegen den die KPD . den„Hauptschlag" zu führen gedenke, hat in der Arbeiter- schaft berechtigtes Aufsehen erregt. Die„Rote Fahne " sucht nun die Wirkung ihrer Worte a b z u- schwächen, indem sie uns der— Fälschung bezichtigt: Sie habe den Kapitalismus als Hauptseind bezeichnet! Diese Ausrede ist kläglich und kindisch. Die„Fälschung" soll darin bestehen, daß wir den folgenden Satz, den die„Fahne" gesperrt nochmals wiedergibt, nicht mit abdruckten: Loßreißung der sozialdemokratischen Arbeiter, der frei gewerkschaftlichen Kollegen, der Reichsbanner- k am e r a d e n von ihren Führern, die sie nur ins Elend und in den Faschismus führen können!" Daß' dieser Satz nur eine Unterstreichung des vorhergehenden, ober keine Sinnänderung darstellt, kann hoffentlich auch jeder Kommunist erkennen! Zu allem Pech steht auf der gleichen Seite der„Roten Fahne", die gegen uns die Beschuldigung der Fälschung erhebt, die volle Be st ä t i g u n g unserer Darstellung. Ii» einer Polemik der„Roten Fahne" gegen die Brandlerianer heißt es nämlich wörtlich: „Wir kennen nur ein« Einheitsfront. Das ist die lote Ein- heitsfront des Kampfes, die von unten her und unter Führung der KPD. gebildet wird. Diese Einheitsfront wächst im schärf- ste n Kampf gegen die sozialsaschistischen Spitzen der SPD. , die der Hauptseind des SoUalismus innerhalb der Arbeiterklasse ist. Wir verhandeln nicht mit den Breitscheid und Wels, sondern wir arbeiten dafür, daß ihre politische Niederlage im Lebensintercsse der deutschen Arbeiterklasse von Tag zu Tag vernichtender wird." Es bleibt also dabei: Für die„Rote Fahne" und die Kommu- nisten ist die Sozialdemokrat ie der Hauptseind! Gegen die Sozialdemokratie richtet die Kommunistische Partei ihre ganze Agitation und Stoßkraft, die Sozialdemokrati« zu vernichten hält sie für ihr wichtigstes Ziel. Daß sie im edeln Eifer, dieses Ziel zu erreichen, mit Faschisten und Kapitalisten an einem Strang« zieht, hat der Volksentscheid über Preußen Hand- greiflich bewiesen._ Herriot Nachfolger Paul Voncour«. Da Boncour in den Senat gewählt wurde, hat er den Vorsitz des auswärtiasn Kammer- ausschusses niedergelegt. Die Frage der Rachfolgeschaft hat insofern eine Klärung erfahren, als Loucheur wissen ließ, daß er aus die Kandidatur verzichte, wenn Herriot den Posten für sich in Anspruch nehme. Die Wahl Herriots scheint demnach gesichert.
Böß am Zeugenstand „Ich habe mii Sklareks nie Sekt getrunken"— Oer verhängnisvolle pelz
Der Sklarek-prozeß zeigt heule alle Merkmale eines «großen Tages", vor dem Eingang zum Gerichtsgebäude eioe große Schlange von Neugierigen, die beiden Tribünen im Gerichlssoal sind für Zuhörer freigegeben— was in Moabit nur selten der Fall ist— die Presse ist zahlreicher vertreten als am Eröffnungstag. Als. erster Zeuge wird der frühere Direktor der Neuköllner Grohhandelsgesellschaft, N a o a r r a, vernommen. Seine Aussage, die zur Klärung des Sklarek-Sachverhalts vollkommen b el a n g- l o s ist. nimmt zwei Stunden in Anspruch. Der Zeuge legt dem Gericht ein Zeugnis vor, aus dem hervorgeht, daß er bereits zwei- ' mal Schlaganfälle erlitten hat. Er darf seine Aussage sitzend | machen und schüttet ein Glas Wasser nach dem anderen herunter. Navarra ist im Jahre 1916 zum Direktor der Neuköllner Groß- Handelsgesellschaft berufen worden, hat sie organisiert und schließlich über ein Angestelltenheer von 2800 Mann verfügte. Er will mit großen Ueberschüssen gearbeitet haben und seine Bücher in bester Ordnung gehalten haben. Die Bilanz im März 1923 habe einen Ueberschuß von 6 Millionen ergeben. Am 6. April sei er aber o e r h a f t e t worden. K i e b u r g sei sofort— von Kohl protegiert— zum Direktor ernannt worden, man habe absichtlich eine gefälschte Bilanz aufgestellt, die einen Verlust von 300 000 Mark ergeben habe, um ihn bloßzustellen. Welches Interesse Kieburg und Kohl gehabt haben konnten, eine Bilanz zu fälschen, kann der Zeuge nicht sagen. Der Angeklagte Kohl bestreitet aber auf Befragen des Vorsitzenden, den Zeugen Navarra vor dessen Verhaftung überhaupt gekannt zu haben, er hat auch Kieburg erst nach dessen Berufung zum Direktor der KVG. kennengelernt und ist auch selbst erst nach Navarras Verhaftung Vorsitzender des Aufsichtsrats geworden. Oberstaatsanwalt Steinecker stellt aus dem Protokoll des Unter- suchungsausschusses fest, daß Navarra von den Gebrüdern Sklaret als von Schiebern gesprochen habe, als von Leuten, deren Nomen in Berlin keinen guten Klang gehabt hätten. Diese Feststellung entfacht im Gcrichtssaal starke Bewegung. Rechtsanwall P i n d a r fragt den Zeugen, wie er das erkläre, daß sich um Leute, die einen so schlechten Ruf gehabt hätten, die höchsten Beamten der Stadt Berlin gedrängt hätten, um mit ihnen Sekt zu trinken: Oberbürger- meister, Bürgermeister und Stadträte. Der anwesende Vertreter| des Oberbürgermeisters, Obermagistratsrat L i s b r e ch t, begibt sich zum Borsitzenden und spricht mit ihm. Amtsgerichtsrat K e ß n e r stellt darauf Rechtsanwalt Pindar zur Rede, ob er tatsächlich die eben erwähnte Aeußerung gemacht habe und welche Beweise er für die Richtigkeit seiner Behauptung habe. Rechtsanwalt Pindar : Ich berufe mich auf die Informationen durch meinen Mandanten. Ich habe selbstverständlich nicht sagen wollen, daß sämtliche Bürgermeister und sämtliche Stadträte und sämtliche Stadtbankdirettoren sich um Sklareks gedrängt haben. Es ist aber doch Tatsache, daß die höchsten städtischen Beamten auf Bällen an ihren Tischen ge- sessen hätten und Sekt mit ihnen getrunken haben, daß sie auch in Klubs beisammen gewesen sind. Am besten fragen wir doch den Bürgermeister B ö ß selbst, der hier als Zeuge austreten wird. Was sich hier abrollen wird,. ist ein Film aus vergangenen Zeiten der Stadt Berlin . Vorsitzender: Hier gibt eg keinen Film. Als dann der Stadtbankdirektor Hoffmann in der schärfsten Weise gegen die Anwürfe Leo Sklareks protestiert und Leo Sklarek mll noch lauterer Stimme feine Vorwürfe wiederholt, erreicht der Sturm im Gerichtssaal seinen Höhepunkt. Der Lorsitzende macht den gegen- seitigen Anpöbeleien ein Ende, indem er den Justizwachtmeister auf- fordert, den Zeugen Böß hereinzurufen. Aöß wird vernommen. Vors.: Herr Zeuge, wollen Sie uns bitte sagen, ob Sie zu den Gebrüdern Sklarek persönliche Beziehungen unterhalten haben'? Böß: Ich habe zu den Brüdern Sklaret keine persönlichen Be- Ziehungen gehabt. Das, was darüber in der Presse stand, ist unrichtig Ich bin aus Veranstaltungen nicht zusammen mit den Brüdern Sklarek gewesen, ebensowenig meine Frau. Was vom Presieball in den Zeitungen geschrieben wurde ist falsch. Unrich- tig ist es auch, daß ich mehrere Geliebte gehabt habe, für die ich bei Sklareks Pelze gekauft hätte. Ich muß das immer wieder feststellen, wenn ich auch überzeugt bin, daß das auf eine gewisse Skandalpresie keinen Eindruck machen wird. Persönlich kannte ich
nur Max Sklarek. Ich habe früher von Willi Sklarek gesprochen, weil ich nicht wußte, daß es Max war. Erst vor dem Oberverwal- tungsgericht erfuhr ich, daß es sich um Max Sklarek gehandelt babe. Willi und Leo Sklarek habe ich vielleicht gesehen, vielleicht auch mit ihnen ein paar Worte gewechselt, nicht ober habe ich sie gekannt. Vors.: Wo lernten Sie Max Sklarek kennen'? Böß: Bei der KVG. Ich war Kunde der allen KVG. und wurde auch Kunde der neuen KVG. Vors.: Haben Sie dort Ihre sänttlichen Kleider bezogen'? Böß: Nein. Ich habe in der KVG. meine Kleider in den Jahren 1926/1927 anfertigen lassen. Ich war aber nicht zu- frieden und blieb weg. V o rs.: Hat Sie Max Sklarek persönlich bedient? Böß: Ja. Vors.: Haben Sie sehr viel Anzüge be- stellt? Böß: Nein, bloß einen Anzug im Winter und einen Anzug im Sommer. Ich habe überhaupt keinen großen Bedarf an An- zögen: mitunter setze ich ein Jahr aus. Vors.: Wie haben Sie die Preise vereinbart und wie haben Sie bezahll? Böß: Die Preise, die ich vereinbart habe, waren durchaus nicht billig. Die Rechnungen lagen entweder der Lieferung bei oder sie wurden hinterher geschickt. Wenn mehr als 14 Tage vergingen, so sorderte ich die Rechnungen an. Ich habe stets bar bezahlt. In einem Falle schien mir der Preis viel zu niedrig berechnet. Als ich deswegen anrief, wurde mir gesagt, man hätte sich geirrt und nur die Hälfte berechnet. Ich habe dann auch das Doppelte gezahlt. Vors.: Fiel es Ihnen nicht auf, daß hie Rechnungen mit Verzögerung geschickt wurden? Böß: Nein. Vors.: Hatte Sie Kieburg auch persönlich bedient? Zeuge: Ja. Vors.: Hat er auch andere persönlich bedient? Zeuge: Das weiß ich nicht, ich nahm aber an. daß er mich persönlich bediente. weil ich Oberbürgermeister war. Vors.: Sie sind also niemals mit Max Sklarek zusammen gewesen? Zeuge: Nein. Vors.: Hat Max Sklarek nicht den Versuch gemacht, einzuladen. Zeuge: Nein. Vors.: Sie haben niemals mll Sklareks an einem Tisch ge- sessen? Es wurde nämlich hier behaupiet, und sogar erst ganz vor kurzem, Sie hätten zu den Persönlichkellen gehört, die sich dazu gedrängt hätten, mit Sklareks Sekt zu trinken. Zeuge: Das ist unwahr. Ich habe mit Sklareks nie Sekt getrunken. Ebenso unwahr ist es, daß, wie in der Presse behauptet wurde, meine Frau auf dem Presseball von Sklareks ein goldenes Armband geschenkt bekommen hätte. Vors.: Sie hoben also überhaupt keine Geschenke bekommen? Zeuge: Nein. Vors.: Was hätten Sie aber getan, wenn Sie erfahren hätten, daß ein Stadttat silberne Leuchter be- kommen hat? Zeuge: Ich hätte eine Untersuchung ein- geleitet. Vors.: Ist Ihnen bekannt, daß ins Rachaus 20 Pelze ge- bracht sein sollen, von denen nur 10 zurückgekommen sind? Zeuge: Ich halte das sür ganz unmöglich. Oberstaatsanwall Steinäcker regt die Angelegenheit mit dem Pelz der Frau Löß an. Der Zeuge Böß gibt dazu folgende Erklärung ab: Gelegentlich einer Anprobe hat Sklarek mir erzähll, er habe gute Beziehungen zu P-lzlieferanten. Ich ging aber darauf gar nicht ein, weil ich leinen Pelz brauchte. Im Sommer 1928 sprach meine Frau mit mir wegen eines Pelzes. Ich erwähnt«, daß Willi Sklarek von Pelzen gesprochen habe— ich meinte damit Max Sklarek. Meine Frau xief Willi Sklarek an. und er besorgte eine Auswahl von Pelzen, meine Frau ließ einen Pelz anfertigen, er wurde nach Bad Gastein geschickt. Als lange Zeit keine Rechnung kam, monierte ich. Im Februar 1929 bekam ich endlich die Rechnung. Der Preis von 375 Mark schien mir zu niedrig. Ich wollte bei Sklareks deswegen anfragen, meine Frau meinte aber, der Preis könne schon stimmen, man sehe eben daraus, welche Gewinne die Leute erzielten. Ich schrieb darauf an Willi Sklarek einen Bries, worin ich ihm mitte ille, daß ich 1000 Mark für einen notleidenden Künstler zur Verfügung stellen würde. Ich kauft« tatsächlich auch einem Künstler, der sich in katasttophaler wirtschastlicher Lage befand, ein Bild für 800 Mark ab. Das Geld wurde direkt von meinem Gehalt abgezogen. Unrichtig ist auch, daß ich von Kieburg ein Segel- b o o t gekauft hätte. Im Gegenteil, Kieburg hat mir einen Käufer für mein Segelboot besorgt, der mir den Preis in Raten obge- zahlt hat.— Die Vernehmung des Zeugen dauert an.
Stollen zum Iuwelierladen. Verhinderter Raubzug.- Grundmauern unterirdisch durch- stoßen. Auf das Goldwaren- und Zuweliergefchäfl von TN. in der Oranienstraße 66 war in der Nachl zum Vuhtag ein großangelegter Raubzug geplan«. Eine Einbrecher- kolonne Halle sich in lagelanger. mühevoller Arbeil vom Nachbargrundstück einen Stollen gegraben, um schließlich durch die kellerdecke in den Laden einzudringen. Das Vorhaben der Lande war jedoch bereits am Dienstag bemerkt worden, und da mau die ZNaulwürfe auf frischer Tat überraschen wollte, wurde das Haus von der Polizei unter Beobachtung geHallen. Trotz dieser Maßnahme konnten die Verbrecher, als die Polizei eiagrlsf, auf geheimnisvolle Meise verschwinden. Von der Stallschreiberstraße 58 hatte die Kolonne die Grund- mauern mit einem Stollen d u r ch st o ß e n. Von hier gelangten sie m den Keller einer Tischlerei, die ihre Werkstätten im Hause Oranienstraße 66 hat. Deiy Juwelier war schon einmal ein seit- sames Bohrgeräusch aufgefallen, er führte das zunächst aus Bauarbeiten zurück. Als er aber eines nachts gegen 12 Uhr das- selbe Geräusch wieder wahrnahm, schöpfte er Verdacht und benach- richtigte die Polizei., Gleichzeitig halle er im-Laden Tische und Stühle aufeinander gestellt. Der Juwelier wollte dadurch erreichen, falls die Diebe tatsächlich die Decke durchstoßen sollten, daß sie durch das Geräusch des einstürzenden Aufbaus verscheucht würden. Diese BorsichtÄfnaßnlchme hatte auch wirklich den erwarteten Erfolg. Das war aber auch das Signal für die Verbrecher, schleunigst die Flucht zu ergreifen. Sie entkamen auf ungeklärte Weise, obwohl das Grundstück schnell umstellt war. Getreidedampfer gesunken. 25 Mann umgekommen.» London , IS. November. „Exchange Telegraph" meldet aus Istanbul , daß der spanische Getreidedampfer„H a r v a g u e", 7SVV Tonnen, im Schwarzen Meer g e s n n t e n ist. Tie 25 Man» starke Besatzung ist umgekommen.
Tarifschwierigkeiten der Buchdrucker. Llnternehmerverband verlangt Abbau um llS'/» Prozent! Am Montag wurden die zentralen Verhandlungen sür das Buchdruckgewerbe wegen des Wschlusses eines neuen Lohnabkommens aufgenommen. Der Deutsche Buch- druckerverein(Unternehmerverband), der das Lohnabkommen zum 30 November gekündigt hat, fordert eine Herabsetzung-des tariflichen Spitzenlohns der Buchdrucker von 55 aus 46 Mark oder um 16,36 Proz.! Seine Forderung läuft also darauf hinaus, die Buchdrucker mit ihren Löhnen wieder auf den Stand des Jahres 1925 zurückzuwerfen. Die Parteiverhandlungen am Montag scheiterten, weil die Unternehmer hartnäckig auf ihren Abbauforderungen bestanden und auch den Antrag der Gehilfenoertreter zurückwiesen, die VerHand- lungen so lange auszusetzen, bis das Reichsarbeitsministerium die Frage entschieden hat, ob auf Grund der Notoerordnung vom 5. Juni aus dem Bcrordnungswege eine Verkürzung der Arbellszett im Bervielfältigungsgewerbe durchgeführt werden soll. Am Dienstag wurden die Verhandlungen vor dem tariflich vereinbarten zentralen Schlichtungsamt unter Vorsitz des Professors Prohn fortgesetzt. Auch vor der Schlichterkammer wieder- holten die Eewerkschaftsvertteter ihren Antrag, die Verhandlungen bis zur Entscheidung des Reichsarbeitsministeriums in der Arbeits- zeitfrage auszusetzen. Nach längeren Beratungen kam die Schlichtertammer diesem Antrag der Gehilfenvertreter nach. Sie entschied, die VerHand» lungen bis zum 2 8. November auszusetzen. Bcs zu dieser Zeit will die Schlichterkammer auf amtlichem Wege Klarheit über die Frage schaffen, ob durch eine Verordnung sür das Verviel- fältigungsgewerbe, in das auch das Buchdruckgewerbe eingeschlossen ist, eine Verkürzung der Arbeitszeit erfolgen soll. Der Buchdruckerverband fordert, daß der Lohntarif bis zum 30, September 1932 verlängert werden soll.