Donnerwett«r! Zehn Uhr! Der Schädel brummt mir aber! Wieviel Biere habe ich denn gestern...? Wann bin ich eigentlich nach Haus« gekommen? Wae war denn gestern los? Ach so, Hoberg! Donnerwetter, Hobergl Lilli hat ihn doch mitgenommen. Und Ich habe ihm beim Abschied einen Zettel mit Meiner Adresse zugesteckt. Kann mich doch wieder Mal brauchen, der arme Kerl. Weiß, wie das ist. Allein! Ohne Stellung! Hier in Berlin ! Kenne das. Hab mich auch erst raufarbeiten müssen, von unten, aus der Masse. Bin heut« was. Nicht viel. Etwas. Genügt. Frau Krüger? Herein! Ist die Badestube frei? Post da? Machen Sie'nen starken Kaffee statt Kakao.— Ah, ist da« Wasser angenehm!— Also, der Hoberg! Treff« ihn gestern abend im Westen. Habe ihn lange nicht gesehen. Bor drei Jahren zum letztenmal. Damals hatte er noch Stellung. Hat mir manchmal was geborgt, als ich anfing. Und gestern bin ich bald an ihm vorbeigelaufen. Hätte ihn kaum erkannt. Hatte Lo im Kopf. Ließ La laufen, als Otto vor mir stand. Kerl, der Hoberg, damals. Heut«? Abgetragener Anzug, unrasiertes Kinn, schmale Wangen, unruhige Augen. „Stellungslos?� fragt« ich ihn. „Bald zwei Jahrs.. antwortete er. „Freue mich, Hoberg, daß wir uns getroffen haben. Weißt du noch, damals? Haben uns doch viel zu erzählen. Komm rüber in das Restaurant. Hast doch Zeit? Und ein bißchen Hunger, was? Ich auch!" -— Hoberg zögert«. „Mensch, tu nicht so. Oder bist du verabredet?" „Nein!" „Oder ist dir meine Gesellschaft nicht angenehm?" Sein Blick ging über meinen neuen Wintermantel. „Ich bin zu schäbig für dein Restaurant!" sagte er. „Unsinn, Mensch. Erst mal'n Schnitzel in den Bauch, dann sind die Minderwertigkeitskomplexe fort. Also los!" Wir gingen durch die hellen Straßen des Westens. Es war kurz vor sieben. Die Läden hielten noch offen. Es wurde übsrall gekauft. In den Parfümerlegsschäften, in den Juwelierläden, ln den Geslügelhandlungen. „Die Menschen haben noch Geld!" sagt« Hoberg und schilttelle den Kopf. Elegante Frauen kamen vorüber und streiften uns mit dem Aroma ihres Boudoirs. Von großem, schwerem Pelz umrahmt, blickten die gemalten Gesichter, kleine Kunstwerk«, in die lockenden Lichter des westlichen Abends. Durch das Scheibenglas glänzender Limousinen huschte manchmal das' Lächeln einer wartenden Gattin, einer Geliebten auf die Straße. Pakete lagen im Fond. „Sowas gibt's Noch!" meinte� Hoberg. Nicht böse, mürrisch, verzweifelt, nur verwundert Und ein wenig melancholisch. „Komm, Hoberg!" mußte ich vst sagen und Ihn am Arm weiter- ziehen.... * Ich glaube, daß er ewig lange nicht an einem weißgedeckten Tisch saß. in einer Speisekarte blätterte und von einem Kellner im Frock bedient wurde. Ewig lang« nicht mögen solche Menschen um ihn gewesen sein: gut angezogen«, satte, immer noch verdienende Männer mit Ihren gepuderten Frauen und Freundinnen, dte im Sommer an der Ostsee waren und die Wirtschaftskrise höchstens so» weit spürten, daß sie au» einer Zehnztmmerwohnung in ein« Sechs« zimmerwohnuna übersiedelten. Aber st« brauchten nie zu hungern, und wenn sie doch hungerten, so nur, um abzunehmen, und wenn sie' frören, Nur, weil sit zu tief ausgeschnitten« Kleider und zu dünne Unterwäsche trugen— Iß, Hobergl mutzt« ich immer wieder nachhelfen. Es war, als hätte«r den Gebrauch son Messer Und Gab«! verlernt, so UN« geschickt hantierte er damit. Aber er war wohl nur verwirrt. Er hatte es sich wohl nicht träumen lassen, heut« noch ein Schnitzel ö U Holstein vorgesetzt zu bekommen. In seinem alten Anzug saß er wie in einer Zwangsjacke. Das Glas packte er an, als würde er einen Hammer ergreifen. E« schlug gegen sein« Zähne, so zittert« sein« Hand dab«i. „Hast du heut« Mittag gegessen?" fragt« ich ihn leise. Er schüttelte verlegen den Kops. „Und gestern?" fragt« ich weiter, während ich mich mit der Speisenkart« beschäftigt«. Ich erhielt kein« Antwort. Er sah auf feinen Teller nieder und wagt« nicht, mich anzusehen. * Ein starker Mokka nach dem Essen schien ihn zu beleben. Seine Haltung wurde freier. Er sah schon zu dem anderen Tisch tztnüber und blies den Rauch der Zigarette mit offensichtlichem Behagen in die Luft. Er beantwortet« meine Fragen jetzt auch rascher, ous- sührlicher Ich hörte von seinen Versuchen, sich wieder eine Existenz aufzubauen. Vertreter für Selsen. Handel mit Krawatten. Mahl- zeiten in den Volksküche»,. „Und wo« machst du augenblicklich?" erkundigt« ich mich und sann vergeblich noch, wie man ihm zu einer geregelten Tätigkeit verhelfen könnt«. „Augenblicklich?" Er lächelt«, wie ich ihn an diesem Abend noch nicht lächeln sah. „Augenblicklich genieß« ich!«in schönes Abendessen, einen guten Aaffs«,»ine S-Pfennig-ZIgarett«..." Ich wußte, daß er über da», was er zur Zeit trieb, nicht ge- fragt sein wollt« und lenkt« das Gespräch auf ein anderes Thema. „Hast du jemand hier in der Stadt, ein Mädel, eins Freundm, an der du«inen Halt hast?" „Ich war mal verlobt. Aber dann wurde auch sie stellungslos. Nach einem Jahr, als et nicht besser wurde, trennten wir uns. Sachlicher Abschied. Lieber einer verrecken al« zwei. Zusammen in einem teilnwblierten Zimmer, bei Spirituskocher und heraus- geschraubter Glühbirne, well die Lichtrechnung noch nicht bezahlt ist, was? Und Maggiwürsel? Und abend» wieder Maggiwürfel? Und dann Liebe, Sehnsucht, was? Heirat? Zukunft? Mensch, hör auf.—- Heut soll sie«inen Freund haben, der fünfhundert Mark im Monat oerdient. Heiraten wird er sie nicht, aber sie hat wenigstens was von ihrer Jugend..." Nach diesem Auebruch wurde er wieder stiller, fremder. Aber in seinen Augen verlöschte der siebrigt Glanz nicht, den die kurze Gefühlseruption hervorgerufen hatte Sein Blick lag fetzt auf den Schultern emer uns gegenübersitzenden Frau. Wenn ich«Ine Änt- wort von ihm haben wollt«, schien er erst den Blick wie eine schwer« Fessel lösen zu müssen. Seine Augen Irrten nervös hin und her. Augenblick! Einen Augenblick noch Die Badestube wird gleich frei. Wer klinkt denn da. Ich muß raus aus der Wann«. Noch schnell ein« Dusch «. Bademantel her. So. Telephon in der Diele. Bin gerade da. Hallo. Wer? Ah, selbst am Apparat. Lilli?.Guten Morgen. Guten Morgen. Was macht Hoberg? Eben fortgegangen? War's nett? Wie? Du hast sowas noch nicht«klebt? Dankbar war«r—— Gewei— sagst du? Aufgelöst--
Wie ein Kind..., ein großes Kind, das sich verlaufen hat...? Ich freu« mich, daß du... Grundanständiger Kerl, der Ho- bergl Wenn man ihm doch helfen könnt« I Ein« Stellung. Ich habe ihm jedenfalls meine Adresse gegeben. Ich danke dir, Lilli! Auf Wiedersehen!— So, segt schmeckt mir das Frühstück. Da war der Hoberg also wieder mal Mensch! Konnte jemand sein Herz ausschütten, der zu trösten verstand. So'n Mädchen wie Lilli, die gehört dazu. Ich wußte doch, was ihm fehlt«. Das sah man doch. Ein Schnitzel a la Holstein genügt noch nicht. Der Mägen wird ruhig, aber das Herz hat nichts davon. Das Herz hat auf ganz ander« Dinge Appetit. Hoberg saß da. rauchte, starrt« die Frau mit dem tiefen Rücken- ausschnitt an. Genier dich doch nicht, mein Lieberl Sag doch, was dir noch fehlt! Sag doch, was du noch brauchst, um mal die ganze Misere zu vergessen. Er wurde nur rot. „Ich möchte dich Nicht länger aufhalten!" sagte er.„Ich geh dann nach Hause!" Schon, gehen wir Ober' Zahlen!"— Wir gingen, aber nicht nach Hause. Mir war Lilli eingefallen. Wir gingen in das Cafä, wo Lilli zu sitzen pflegte. Lilli! Denkt von Lilli, was ihr wollt! Ich weiß Erlebnisse von ihr! Sie hätte schon längst eine Rettungsmedaille verdient! Am goldenen Bande! Ein Diplom hätte sie verdient! Für Verdienste um kranke Herzen! „Hobergl". sagte ich unterwegs,„ich hätte Noch Lust, in«in kleines Cafe... Mit Nischen» roten Ampcln und so... Nette Frauen...", „Ich habe kein Geld. Frauen sind Luxus für mich. Kann ich mir nicht leisten." Ich war ärgerlich.„Idiot! Ich habe dich doch eingeladen. Außerdem führe ich dich nicht zu Frauen, die Geld kosten. Verstanden?" Er lächelte traurig. Mir tat es leid, ihn sä barsch, wenn auch gutmütig, angefahren zu haben. Wik legten einen großen Teil des Weges schweigend zurück. Hin Und wieder warf ich ein Wort in die Stille, die im Lärm der Straße zwischen uns zu spüren war. „Es wird schon mal besser. Hoberg!" „Haltung, Mensch! Achtung, ein Auto!" , Einmal fing ich einen Blick von ihm ein, der den Beinen einer vor uns gehenden Frau gegolten hatte. „Höchste Zeit!" dachte ich. Ich wollte ihn froh sehen. Airsrütteln wollte ich ihn aus seiner stumpfen Ekgebenheit In sein Schicksasi Freude am Leben sollte er wiedergewinnen. Durch Lilli.' Freude am Dasein. Am Da-Sein! Und wenn er nur für ein Mädchen wie Lilli da war! Bor dem Lokal hielt ich ihn noch einmal am Arm fest;„Denk, Hoberg, du findest bald wieder Stellung. Denk, gestern war der Erste, und du hast das ganze Geld in der Tasche. Mach e>» an- deres Gesicht. Na, mach schon!" Damit stieß Ich ihn sanft die Treppe zum Cafä hinauf. Ich war froh, daß Lilli da war. Sie entdeckte mich gleich und winkte mir au» einer Wolke von Zigarettenrauch erfreut zu. Nett sah sie aus, wie immer. Hoberg sah sich hilflos um. Lachende, Seschminkte Gesichter sahen ihn an. Vielleicht hatten Hunger und Entbehrungen auch in diese Gesschter ihren Stempel gedrückt, ober das Lächeln war geblieben. Lächeln war Geld. Lächeln war Brot. „Hier ist noch Platz!" sagte Ich und drückt« Hoberg aus den Platz neben Villi.
„Bringst du mir«wem Freier?" flüstert« sie mir zu. „Keinen Freier. Einen Freund!" antwortete ich, während Ho- berg zum erstenmal Lilli betrachtete, wie ein Wanderer in der Wüste«ine Fato Morgana,„tust ein gutes Werk, wenn du lieb zu ihm bist. Morgen kommt dafür ein Millioärl" So nahm sich Lilli meines alten Freundes an. Erst war es sein Lächeln, das mir den Erfolg ihrer Bemühungen zeigte, dann ein lautes, herzliches Lachen, und schließlich versuchte er, seinen Arm auf die Lehn« des Sofas zu legen, mit der Absicht, ihn auf Lillis Rücken vlaäieren zu können. Zuletzt saß sie schon mollig in seinem Arm emgekuschett, und als ich sie dann nach einiger Zeit verlieb, wußte ich, daß Hoberg heute noch alles vergessen würde... ---- Dabei vergesse ich, daß ich um halb zwölf tn der Stadt sein muß. Nun aber fort. Wo scheint flch denn mein Hut gestern herum- getrieben zu haben? Ganz staubig! Bürstel Rasch! Fertig. Ich bin um drei wieder zurück, Frau Krüger. * Drei Uhr.— Wer? Wer war hier? Ein Polizeibeamter? Ich habe doch nichts ausgefressen. Wegen Hoberg? Weiter hat er nichts gesagt? Ich soll sofort hin? Dunkle Sache. Also runter ins Revier.— * Revier.•— Ein Beamter, der mich merkwürdig mustert. Mir einen Zettel reicht. Meinen Zettel mit der Adresse, die ich gestern beim Abschied Hoberg gegeben. Was ist denn geschehen? Was ist denn geschehen? Tot, sagen Sie. Selbstmord? Im Tiergarten auf einer Bank? Aber— ich war doch gestern mit ihm... Er war doch., so zu- versichtlich zuletzt. Es ist doch unmöglich! Hobergl Die Waffe, sagen Sie, hätte er schon vorher bei sich gehabt? Gewiß, gewiß. Bon wo soll er denn? Cr hatte also schon an diesem Abend den Entschluß gesaßt, aus dem Leben zu gehen. Ich habe ihn nur aufgehalten. Ich habe ihm nu� noch einmal-.. Was steht denn da auf dem Zettel? Hinten. Schönen Dank für den letzten Abend. H. Letzter Abend. Schönen Dank! Für ein Schnitzel! Für Lilli! Kann ich segt gehen? Ja. er heißt Hoberg, Otto. Stellungs- los. Verwandt« hat er nicht. Wo liegt er denn jetzt?---- * Wie ich aussehe, Frau Krüger? Ja, wie sehe ich denn aus? Ich habe mich wohl erkältet, Frau Krüger- Ich---- Zitrone? Ja, natürlich, machen Sie eine heiße Zitrone. Fieber? Ach. kein« Spur- Schön. Schön. Ich trinke die Zitrone. Stellen Sie sie nach- her Nur in mein Zimmer. Kommen Sie herein, ohne anzuklopfen. Wenn ich arbeiten sollte, stellen Sie die Zitrone auf den Schreib- Usch. Aber sprechen Sie nicht, um Gotteswillen. Gehen Sie wieder leise heraus. ilnd— wenn ich schon im Bett liegen sollt«, stellen Sie die Zi- trone auch nur hin, ja, legen Sie auch das Thermometer hin. meinetwegen, aber ich habe kein Fieber, nein, und— und wenn das Telephon klingeln sollte, ich will niemand höre». netstehen St« mich. Frau Krüger, ich habe doch Fieber, ich will niemand sehen. Ich bin nicht zu Haus«...
•Jfjorsdd SpHster: Oflf Das war vor vielen Iahren« in der vierten oder fünften Klasse unseres Gymnasiums. Wir hatten ersahren, daß wir einen neuen Stenographielehrer bekommen würden. Diese Unterrichtsstunde tand nachmittags statti wir Buben, so» den Strapazen des Hauptunterrichts ausgerastet und durch das Mittagessen tüchtig gestärkt, strotzten natürlich von unbesrlsdlgtem� Tatendrang und prickelnder Schabernacksluft. Dazu kam noch, daß„Stenographie" kein gefährilcher Gegenstand war. Der seweilig« Lehrer konnte stch nur aus die Macht seiner Per- sönlichteit stützen. Und da« wußten wir. Wie wohl der„Reue" ausschauen mochte?! Dlese Frage bildete das Hauptthema unserer erregt-lärmenden und neugierig-gespannten Unterhaltung. Auf einmal stand„Cr" in der Türe: zögernd. Unsicher, Mit dem rechten Auge schielend, auffällig attmodisch gekleidet, leicht angegraut, vielleicht Jahre alt. Einen Augenblick hertschte Stille: der todsicher« Instinkt der Schüler umwittert« den Lehrer. In diesen ersten Augenblicke,» entscheidet sich so oft das Schicksal: Führer oder Opfer. Al» der Lehrer dann, um einige Ntianren Unsicherer, da» Katheder bestieg, war sein Leidensweg besiegelt. Wir fühlten uns als Sieger. Allein mögen vielleicht die meisten Kinder vorwiegend gut und oernünstlg sein. In der Masse aber sind sie bestialisch und toll. Ausgenommen: sie spüren die Knute.(Bei den Erwachsenen ver- hält e« sich übrigen« genau so.) Von dieser Stund« damals will ich nicht viet erzählen. Es war der übliche Wirbel! der Lehrer schrie unentwegt(sich dazu noch mit der Stimm« überschlagend) Und stachelte so unsere Bosheit und unsere, zum Teil unbewußt« Freude am Wehtun nur immer Mehr auf. Es ging einfach scheußlich zu: Trompetenkonzert, Pult- geklapper, Papiergeschosse... Ich tat mich dabei besonder» hervor.(Heute schäme Ich mich dessen ehrlich, weil es feige war! Anders Lausbübekelen, bei denen ich etwas riskierte, rechne ich mir nach wie vor als Plus an.) Plötzlich sprang der Lehrer o»m Katheder auf mich los. feixte mich mit bleichem, durchzucktem und maßl.ös erregtem Gesicht an und Zischte Mir zu:„Sie haben- sa ein Gesicht wie ein Asse!!" Ich wollte lachen, spürte aber im gleichen Augenblick, wie sich pein- lichste Verlegenheit meiner bemächtigt«. Ich wurde rot, begann aus der Stirn« fürchterlich zu schwitzen und gickste idiotisch herum... Ich weiß nicht mehr, warum mich dieser Ausspruch so stark traf. War es nur verletzte Eitelkeit...?. Möglich übrigens, daß wirklich irgend etwas in meinem Gesicht in jenen, Augenblick an einen Assen erinnert hatte» sicher aber war ich damals ei» ganz sauberer Junge. < In diesem Augenblick m,N haßte ich den Menschen vor mir Mit der ganzen Kraft meiner jungen, ungebrochenen Leidenschast. Ich hotte ihn am liebsten erwürgt. Bis zum Ende der Stunde halte ich keine Lust mehr, illt zu treiben. Ich schämte mich vor meinen Miischülern, und—. für wenige Sekunde» zwar Nur, aber immerhin— ich dachte daran, wie dieser Mensch durch unsere Grausamkeit seiden mußte. Gleich darauf aber haßte Ich ihn wieder und schwor Ihm heimlich Räche. Der Skandal in der Sienographiestunde ging so einige Wochen fort. Bis eines Tages der Direktor unerwartet das Schulzimmer betrat. Di« selbst uns damals unendlich qualvolle Verlegenheit und
das Völllg-Zusammengebrochen-Sein unsere» Lehrers stehen mir noch deute in klarer Erinnerung. Der Direktor blieb bis zum Schlüsse der Stunde; es war mäuschenstill. Die nächste Stunde fiel aus. Dann bekäme» wir einen neuen Lehrer. Der war der Richtig«! ruhig, verständnisvoll und streng. Nicht einer von den Tyrannen, aber ein wirklicher Ss/Ulmann, ein Erzieher! Neulich, nach Jahren, ging ich an einem schönen Herbsttage in den Wildpark unserer Stadt. Es war ein Spätnachmittag mit klarem, blauem Himmel und schwindender Sonne. Was gibt es Ergreifenderes als die sterbenden Bäume mit itiiifl Überressen und seltsam müdsarbigeN Blättern? Der Wald urnr menschenleer. Ick, fühlte mich allein... Vor dem Hikschgehege sah ich versonnen und ins Anschauen vertiest den Tieren zu. Da vernahm ich plötzlich Schritt«: ein aller, fast hettlcrhaft gekleideter» sehr krank aussehender Man» stattd neben Mir. Sein schnioles, eingefallenes Gesicht hatte die wachslgs Farbe eines Toten. DI« dünnen, bläulichen Lippen zuckten unruhig, Mit dem einen Auge schielte er... Irgend etwas iirmächtiges brach in mir buf; ein sonderbar würgendes Gefühl durchströmte mich bis zum Halse heraus! warm, traurig Und bitter. Ich spürt« das dringende Bedürfnis, diesen Menschen anzusprechen, ihm etwas Hutes zu erweisen,.. Er aber schien meine Abstcht.zu merken und entfernte sich scheu, eine kleine, billig« Pfeife rauchend; ich roch den schlechten Tabak. Er hat mich sicher nicht erkannt.
Tiere, dir mit Werkzeug arbeiten..Lange Zeit hat man die BermertdUNg von Handwerkzeug für das Vorrecht des Menschen ge- halten. Diese Annahme wird jedoch durch die Tatsachen Nicht ge- rechtfertigt. Ein bekannter amerikanischer Naturwissenschaftler, Pros. Mr. John Bnrraugh, hat diese Frag« eingehend stUdierl und teilt in cmcr Fachzellschbifl die Beobachtungen mit, die er an einer Spielart der Welpen, der sögen. Ammophiiw, gemacht hat.„Ich halte oft- genug Gelegenheit, zu sehen", schrieb der Gelehrt«,„wie Wespen dieser Gattung sich eines winzigen kleinen Kiesels, oder, richtiger gesagt, eines großen Sandkorns bedienten, um die Erde, die sie beim Bau ihrer Nester verwendete», sestzustampfen. Zu diesem Zweck fassen sie das Steinchen mit ihren Kiefern auf dieselbe Weise, wie wir einen Kieselstein in die Hand nehmen, und rammen mit wieder- holten Schlägen die Erde fest wie mit einem Hammer ader einem Stsinstampser. Die Tatsache steht einzig da. Ich wenigstens kenne aus den, ganzen amerikanischen Kontinent kein anderes Tiek oder Insekt, das es»erstände, die Unzulänglichkeit seiner Glieder durch die ZuhiljeNahme irgend eines Instrumentes zu korrigieren." Meerwasser gefriert infokge seines Salzgehalts nicht bei(> Grad. sondern je nach dem Salzgehalt � bei niedrigeren Temperaturen� Das Wasser der Ostsee z- B. gefriert erst bei— I Grad, Ozeonwasscr bei �2,5 Grad. Die japanische Braut kleidet sich wie bei uns in Weiß, wahrend das chinesisch« Brautkleid aus scharlachroter Seide besteht. VeeantwotlNK Mi Volillk! VIeioi Ächist: Wirtschaft! itllnaellwtcr: chcwerkschaltsbeweauna: 3. Sttincr; JfcuiEcton;$t. Iohu Schitowaki: Lokales . und Eoiistia-si Rtt* Rotssött; ANzelaetl! Td. Stock»! siiMllich in A-tlin. V-tlaa: Norwärts- Verla-, G m b. S.. Berlin . Druck: Borwärts-Buchdruck-r-i und Vcrlagsanstalt Paul Linarr u. Co., Berlin (558 68. Lindcnstrabc 3. Vier,» 2 Beilagen.