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Völkerbund untersuchi Mndschureikneg. Die Giudienkommission grundsätzlich beschlossen.

Ladendorffs Schwanengesang. Nicht Schicksal, sondern Schuld! Di« ZeitschriftDas Grundeigentum" ist dos Organ des Bundes der Berliner j)aus- und Grundbesitzer. Vorsitzender des Bundes ist Hetr L o d c n d o r f s. In der neuesten vom 22. November datierten Nummer der Zeitschrist finden wir die amtliche Mitteilung über den Krach der Berliner Bank für Handel und Grundbesitz, dazu die folgende redaktionelle Anmerkung: Es handelt sich bei den rund ZS500 Einlegern der in erster Linie wohl infolge der katastrophalen Nealkreditloge illiquide gewordenen Berliner Bank für Handel und Grundbesitz A--G-ausschließt ich' um M i t t e l st a n d s e r i st e n z e n. Die Reichsregierung hat bisher in großzügiger Weise die Groß einlagen bei gefährdeten Groß danken garantiert. Wir halten es für eine absolute Selbstverständlichkeit, daß die Reichsregierung jetzt auch den unverschuldet schwer gefährdeten Mittelstands- kreisen u in fassende Hilfe leistet." Das Verbrechen wird mit Hilfe derkatastrophalen Real- kreditlagc" vertuscht, und laut schreien die Mannen Ladendorffs nach der Rcichshllfe. Vom Direktor S e i f s e r t und seinem Aufsichts- ratsvorsitzenden Ladendorff schweigen sie fein stille! In dieser Nummer finden wir weiter einen Bericht über eine Vereinsversammlung des Grundbesitzervereins Südwest und Süd e. V. vom 28. Oktober tstZI. Wir lesen: Der Vorsitzende begrüßt alsdann den Bundesvor- sitzenden Herrn L a n d t a o so b g e o r d n e t e n Laden- dorff, der unmittelbar darauf das Wort zu seinem Vortrag über das ThemaNicht Schicksal, sondern Schuld!' nimmt. Der Vortragende unterzieht die gegenwärtige Lage einer ausführlichen Besprechung und beleuchtet die Ver- fchwendungspolitik, die zu dem jetzigen Zu- st a n d e geführt hat. Des näheren geht er auf die Zwangswirtschaft ein und gibt ein Bild des plan- und wahllosen Wohnungsbaues auf Kosten des Althausbesitzes. Als eines der schwierigsten Probleme bezeichnet der Redner die Auf- Hebung der Hauszinssteuer. Die temperamentvollen Darlegungen des Herrn Landtagsabgeordneten Ladcndorsj werden mit stürmischem Beifall aufgenommen, dem sich der Vorsitzende mit besonderen Dankesworten an- schließt." Nicht Schicksal, sondern Schuld wie ganz anders würde dies Thema heute auf die Betrogenen einwirken, und die Temperamentsausbrüche Ladendorfss über dieVerschwendungs­politik, die zu dem jetzigen Zustande geführt hat", würde nicht gerade besondere Dankesworte" hervorrufen! Dies letzte Stück verlogener Agitationspolitik gegen die öffenl- liche Wirtschaft ist inzwischen durch die Ausdeckung des Verbrechens gebrandmarkt. Nicht Schicksal, sondern Schuld das war der Schwanengesang Ladendorfss. Herr Ladendorff wird zwar in dieser Nummer noch als Referent für zwei weitere Versammlungen am Mittwoch und am Freitag angekündigt. In der einen soll er sprechen über das ThemaNicht Schicksal, sondern Schuld". Ach, wie gerne würde er statt dessen jetzt reden über das ThemaNicht Schuld, sondern Schicksal"! In der zweiten soll er sprechen überEigentum und Volks- Verarmung. HerausausdemChaos". Wie schön könnte er dabei über Verarmung durch ungetreue Bankdirektoren und Aus- sichtsratsvorsitzende sprechen! Aber wir nehmen an. daß er zu diesen Referaten nicht mehr kommen wird. Nicht nur. well er es vorziehen wird, sich nicht mehr blicken zu lasten, sondern vor allem, well wir hoffen, daß er bis dahin Bekanntschaft mit dem Untersuchungsge- f ä n g n i s gemocht haben wird! >» Wie WTB.-Handelsdienst erfährt, ist Direktor Scharnberg, Ab- teilungsdirektor bei der Dresdner Bank. Berlin , in den Vorstand der Berliner Bank für Handel und Grundbesitz A.-G., Berlin , delegiert worden.

Ein Hitler-Gruß an das Zeutrnm. Die Meute wird wieder losgelassen. Die Nazis haben Herrn Hugenberg den Stuhl vor die Tür gesetzt. Herr Goebbels hat in einer Sportpalafwersammlung am Freitag kalt erklärt, sie brauchten kein« Bundesgenossen. Dem Zentrum gegenüber wurden sie äußerst massiv. Herr Esser erzählte: Niemand von den Parteigenossen braucht Angst zu haben, daß die politische Säuberungsakiion durch die NSDAP , aufhört in dem Augenblick, wo dies« Säuberung erst lnteressaM wird, und es soll auch niemand glauben, daß wir mit der Säuberung aufhören in dem Augenblick, wo unsere Bataillone an das Zentrum herankommen. Wir alten Nationalsozialisten haben lange genug in Bayern gelebt, um gut zu wisten, daß man zuerst den schwarzen D r e ck" wegräumen muß. daß man zuerst die schwarze Haut wegschneiden muß, um an den roten Bauern- schinken heranzukommen." Herr Goebbels sekundierte mit dem Satze:Wir werden diesen feigen Konfessionsbediensteten auch die Heuchelei austreiben, als verföchten Ii« das In- teresfederkatholischenKirche." Während der Gespräch« über ein« Koalllionsmöglichkeit Hitler- Brüning wurden die Kläffer in der NSDAP , an der Leine gehalten. Jetzt werden sie wieder losgelasten.

Die vergeßlichen Hakenkreuzanwälte. Berufung für de« Pogromführer Selldorf- vergessen! Di« Anwälte des Pogromführers H e l l d o r f vom Kurfürsten- dämm haben vor Gericht Propaganda reden übelster Sorte gebalten. Sie haben sich bemüht, so viel wie möglich von sich selber reden zu machen. Darüber haben sie die Interessen chrer Klienten so sehr vergessen, daß keiner der vier Anwälte für Helldors Berufung eingelegt hat. S!« haben es glatt vergessen, weil jeder glaubte, der andere würde es tun. Nun be­mühen sie sich umWiedereinsetzung in den vorigen Stand". Diese Großzügigkeit m der Behandlung der Klienteninteressen paßt aus- gezeichnet zu dem Auftreten der Herrschasten vor Gericht.

3. TD. v. Loebell. der frühere preußische Innenminister der Kriegszeit, ist in Brandenburg gestorben. Loebell übernahm im Mai Ibis die Präsidenljchast des sogenannten Reichsbürgerrats, einer stockreaktionären Organisation. 3m Jahre 1925 gehörte er zu den Personen, die die Kandidatur Hindenburgs für die Präsidenten- wählen vorbereiteten und durchsetztem SN? Mi Arbeitslose in Italien . Die Zahl der Arbeitslosen in Italien ist im Monat Oktober um 52 000 auf fast 800 000 gestiegen. darunter rund 610 000 männliche und 190000 weibliche Erwerbslose. Rund 230 000 entfallen auf das Baugewerbe, 182 000 auf die Land- Wirtschaft, 96 000 auf die Textil- und 7S000 auf vi« Metallindustrie.

Paris , 21. November.(Eigenbericht.) Im Völkerbundsrot hat Iofhisawa- Japan die Zustimmung seiner Regierung zur Entsendung einer Völkerbundskommission in die Mandschurei ausgesprochen. Diese Kommission solle vor allem auch die Sicherheit der Japaner außerhalb der Bahnzone prüfen. Diese Zweckbestimmung veranlaßte den chinesstchen Verlreter Dr. S z e, seine Zustimmung noch bis zur genauen Kenntnis des japanischen Vorschlages vorzubehallen, wobei er auch von eoen- tuellen Aeirderungsoorschlägen sprach. Die meisten Ratsmitglieder, auch M u t i u s- Deutschland, begrüßten die Erklärung Japans , die wohl genüge. Briand dankte den chinesischen und japanischen Dele- gierten für ihre versöhnliche Haltung. Wie diese Studienkommission aussehen werde, könne man noch nicht sagem Die chinesischen Bor - behalte seien verständlich, aber China lehne nicht ab, eine Anstren- gung zur Lösung zu machen, wenn seine vitalen Interesien nicht geschädigt werden.

Berufsmäßige Aufschneider. Hat Zfrick die Schulden in Thüringen bezahlt? lieber diese Frage hat sich der Finanzminister Baum (Landbund) jetzt in zwei großen Landbundkundgebungen in Hildburghausen und Eisenberg geäußert. Baum erzählte in bezug auf die Finanzlage Thüringens seinen Zuhörern folgendes: ..... Wir haben auf Grund der Notverordnung den thüringl- schen Etat in Oordnung gebracht. Heute, imNooember, liegt bereits wieder ein Fehlbetrag von 3 Millionen Mark vor.... Seit Verabschiedung des Haushaltsplans am 30. Mai d. I. beträgt für Thüringen der Ausfall an Reichs- st e u e r n 15 403 300 Mark.... Za. wenn das Märchen Wahrheit wäre, daß Dr. Frick sämtliche Schulden in Thüringen beglichen häkle, dann ließe es sich heule als Finanzminister in Thüringen gut lebe». Aber Taksache ist. daß, solange Dr. Frick in der thüringischen Regierung war. auch nicht ein Pfennig Schulden getilgt worden ist...." Angesichts dieser Tatsache muß man sich wirklich wun- dern, wie die Nazis in ganz Deutschland die Lüge verbreiten konnten, daß ihr Frick das Land Thüringen von seinen Schulden befreit habe.

preußischer Mchiertag. Der Preußische Richterverein, die Standesorganisatton der preußischen Richter, Staatsanwälte und der übrigen höheren Justiz- beamten. in der rund 7500 Mitglieder zusammengeschloffen sind, hielt am Sonnabend und Sonntag in Halle seine Iahrestagung ab. Der Vorsitzende. Landyerichtsdirektor Schmidt-Verlin, wies in seiner Eröffnungsansprache aus den Kampf um das Berufsbeamten- tum in feiner staatsrechtlichen Stellung hin. Der Preußische Richterverein habe sich gerade jetzt mehrfach mit Maßnohmen aus- einanöersetzen müssen, die als Schmälerung der allgemeinen staats- bürgerlichen Rechte der Beamten mindestens ausgelegt werden könnten. Der Redner forderte den Abbau von richterlichen Auf- gaben, gemäß dem Entwurf«der Normal-Rcchtspflegeverordnung, und wandte sich dann der Frage der richterlichen Dienst- oussicht zu. An die Stelle der Kabinettsjustiz dürfe man keine Partei- oder Parlamcntsjustiz setzen. Selbstverständliche pslichl des Richters fei es, den Staat(soll doch wohl heißen: die Republik ? Red. d. V.") rückhaltlos anzuerkennen. Landgerichtsrat K r u s p i sprach sodann über den Entwurf einer neuen Zivilprozeßordnung.

Hindemith -Aufführung. Das Llnaufhörliche" in der Philharmonie. Ein Oratorium von Paul H i n d e m i t h nach einem Text voll dichterischer Kraft von Gotffried Venn, uraufgeführt vom Phil- harmonischen Chor unter Klemperers Leitung. Eine in der Substanz gehaltvolle architektonisch großartig« Musik. Be­geisterter Beifall für Dichter, Komponisten und alle Mitwirkenden. A. W,

Die erste Ausgabe der Kommission werde sein, eine Entspannung ,uud Beruhigung in den Beziehungen zwischen Japan und China herbeizuführen. Sze fügte hinzu, China lehne die Bildung der Kommission nicht ab; aber diese Kommission dürfe nicht als Entschuldigung für eine Verzögerung des Räumungsbeginnes dienen. Nach Dankesworten des japanischen Vertreters, der nochmals wiederholte, daß Japan bereit sei, die Truppen zurückzuziehen, sobald die Sicherheit der Japaner in China gewährleistet sei, erklärte Vriond, daß der dem Rat unterbreitete Vorschlag in den nächsten Tagen geprüft werden würde. Sobald ein Entschließnngsentwurf zur Annahme vorgelegt werden kann, werde ein« neue Sitzung ein- berufen werden. Japan hat in Washington mitteilen lassen, daß es in kurzer Zeit Zizikar wieder räumen werde.

Boncour erklärt den Austritt. Um seine politische Handlungsfreiheit wiederzugewinnen. pari». 21. November.(Eigenbericht.) Paul Boncour, dessen Wahl zum Senator am Freitag für rechtsgültig erklärt worden ist, hat in einem an den Genersisekretär der sozialistischen Partei gerichteten Brief offiziell seinen Austritt aus der sozialistischen Parlamentsfraktion bekanntgegeben. Er schreibt u. a.:Es ist zu klar, daß die M e h r h« i t d c r P a r t e i in gewissen Punkten, die zwar nicht unsere Doktrin und unsere Ideale berühren, durch die Umstände jedoch in den Bordergrund der politischen Aktualität gerückt sind, eine Stellung einnahm, die der widersprach, die ich als Delegierter Frankreichs in Genf verteidigt Hobe und auf die ich nicht verzichten kann. Unter diesen Umständen Hab« ich es für loyal gehalten und für angemessener, sowohl im Interesse meiner früheren Wähler in Carmaux wie im Interesse der Partei, beiden Organisationen das Mandat, das sie mir anvertraut haben, zurückzugeben, und ein anderes an- zunehmen, das mir, ohne mein« sozialistische Ueberzeugung zu ändern, erlaubt, ohne Nachteil für die Einigkeit der Arbeiterklasse meine Handlungs- und Abstimmungsfreiheit wiederzugewinnen. Unsere Kameraden in Carmaux haben sich damit einverstanden er- klärt und in einer«nt'vrechenden Entschließung das zum Ausdruck gebracht. Ich möchte, daß auch unsere Kameraden von der Partei die Gründe, die meine Handlungsweise veranlaßt haben, verstehe» und würdigen." Zum Schluß erklärt Boncour, er habe mit seinem Entschluß 5konjliki« innerhalb der Partei vermeiden wollen. Seit Jahre» ist in den Kreisen der französischen Partei die Frage wiederholt erörtert worden, ob es nicht im beiderseitigen Interesse liegen würde, wenn Paul Boncour den Trennungsstrich vollziehen würde. An seiner persönlichen Rechffchasfenhest ist nie gezweifelt worden, aber sein« Auffassungen, ganz besonders in der Frage der Abrüstung, wurden in der französischen Partei und erst recht in der Sozialistischen Internationale allgemein als eine De- lastung empfunden. Deshalb wird, bei aller Würdigung feines Talentes und feines guten Glaubens, dieser endlich erfolgt« Austritt Paul Boncours in sozialistischen Kreisen wohl nirgends l>edauert werden. Rußland und polen . Wiederaufnahme der Verhandlungen über einen Nicht- angriffspakt. Moskau . 21. November. Wie die T-lezraphenagentur der Sowjetunion von maßgebender Seit« erfährt, soll Litwinoff heute den polnischen Gesandten Patek empfangen und ihm die Wiederaufnahme der Berhand- lungen über den Nichtangriffspakt vorgeschlagen haben. Die heutige Erklärung Liiwinofss bedeute das Einverständnis Ruß- lands, die Verhandlungen auf der Grundlage des Entwurfs vom Jahre 1926 wiedek aufzunehmen. Die Verhandlungen sollen i n d e n nächste» Tage» beginnen.