1931
Der Abend
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Nr. 552
B 276 48. Jahrgang
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Im letzten Heft der vom Departement of Commerce in Washington herausgegebenen Zeitschrift Commerce Reports" werden die Preise der untersuchten Länder für September 1931 mit denen verglichen, die im Jahre 1929 auf dem Höhepunkt der Konjunkturentwidlung festzustellen waren. Für alle Länder ergibt fich ein mehr oder weniger starker Preisabbau. Eine scheinbare Ausnahme macht nur China , doch ist hier das Bild durch die Ent. wertung des Silbers und dadurch der chinesischen Silberwährung verwischt.
In Deutschland ist vom März 1929 bis zum September 1931 der Preisindex um 22 Prozent zurüdgegangen. Abgesehen von Finnland zeigen alle übrigen Länder, die in den Zahlentafeln enthalten find, einen wesentlich stärkeren Preisrüdgang. Er befrug 3. B. in Großbritannien 29,2 Proz., in Frankreich 28,3, in Belgien 31,3, in Dänemark 31,4, in Polen 31,9 und in den Niederlanden jogar 38,1 Proz. Auch in den überseeischen Industrieländern gingen die Preise in wesentlich größerem Umfang zurüd. In Kanada um 28,9 Proz., in den Bereinigten Staaten um 29,5 Pro3., in Japan sogar um 40,5 Proz.
Diefe amtliche amerikanische Untersuchung bestätigt aufs neue, daß Deutschland gegenüber der Entwicklung in den anderen Ländern ein teures Land geblieben ist; die Ursache liegt in dem Preisschuh, den sowohl die zahlreichen Kartellorganisationen als auch die überhöhten 3ölle den industriellen und landwirtschaftlichen Erzeugniffen bei den wichtigsten Produkten bieten.
Hat die deutsche Reichsregierung nun den Ehrgeiz, erst einmal die Preise zu senken, daß wenigstens die Realtaufkraft der anderen Länder angepakt wird oder hat sie den Ehrgeiz, den Weltrekord im Lohndrud zu schaffen?
Der ADGB. tagt.
Besprechung der wirtschaftlichen Lage.
Der Bundesvorstand des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes hat die den Bundesausschus bilden den Vertreter der Zentralverbände der Gewerkschaften heute, Mittwoch, zu einer besonderen Tagung zusammenberufen, die sich mit den wirtschafts- und lohnpolitischen Schlußfolgerungen befassen wird, die die Regierung aus den Beratungen des Wirtschaftsbeirats gezogen hat. Die Verhandlungen sind noch in vollem Gange. Ueber ihr Ergebnis kann daher zur Stunde noch nichts mit geteilt werden.
Besserung des Reichsbankstatus.
Der heutige Bankausweis.
Der heutige Reichsbankausweis zeigt eine bedeutende Befferung. Während der Devisenabfluß in der vorigen Woche 72 Millionen betrug, hat er jetzt nur 13,7 millionen erreicht, wobei die Devisen um 157 Millionen sich vermehrt und Gold sich um 29,4 millionen vermindert hat. Noten sind für 181,2 Millionen an die Reichsbank zurückgeflossen.
Keine Eröffnung der Börse.
Sie bleibt weiter geschlossen.
Da das Reichsfinanzministerium und das Reichsbankdirektorium von einer Wiedereröffnung der Wertpapierbörsen bei der jetzigen politischen und wirtschaftlichen Situation Nachteile befürchten, sieht sich der preußische Handelsminister außerstande, die Wiedereröffnung der Börje zuzulassen.
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Reichstagspräjident Löbe spricht heute, Mittwoch, den 25. November, abends, im Schüßenhaus, Residenzstraße 1, auf einer gemeinsam von der 138. Abteilung, Reinickendorf- Ost, der Sozialdemokratischen Partei und dem Reichsbanner veranstalteten Kundgebung. Reichstagsabgeordnete Clara Bohm- Schuch spricht gleichfalls in einer heute, Mittwoch, den 25. November, abends 8 Uhr, im Saal von Lindows Konzerthaus , Bantom, statt: findenden Revolutionsfejer der 128., 129. und 131. Abteilung der SPD. , Bankow- Niederschönhausen, und der Arbeitsgruppen junger Barteigenossen im 19. Kreis. Es wirken mit: Tambourkapelle des Reichsbanners Schwarz- Rot Gold, Sprechgemeinschaft BerlinNiederschönhausen, Singetreis Zukunft. Spielgruppe der SAI.
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Landesverrat.
ANKLAGE WEGEN LANDESVERRAT
FLOR AUL
" Wenn ein Journalist verrät, daß es bei uns feine militärischen Geheimnisse zu verraten gibt, so verrät er eben damit militärische Geheimnisse..."
Zwischenfall im Landtag.
Die Präsidentenwahl abgesetzt.
Bei Beginn der heutigen Plenarsizung des Preußischen Landtags follte die Wahl des Präsidenten für den verstorbenen Abge= ordneten Bartels erfolgen. Die sozialdemokratische Fraktion hat hierfür den vormaligen Landtagspräsidenten Leinert vorgeschlagen. Wie jedoch bekannt wird, haben Deutschnationale und Deutsche Volkspartei erklärt, daß sie für den Fall der Wahl Leinerts ihre Vizepräsidenten aus dem Landtagspräsidium zurückziehen würden. Andere Fraktionen der Opposition haben durchblicken lassen, daß sie aus dem gleichen Grunde ihre Beisiger aus dem Präsidium entfernen wollten. Der Absetzungsantrag wird gegen die Stimmen der Kommunisten angenommen.
Zwölf Eisenbahnbeamte schwer verletzt.
In der Nähe von Mares Varsahely erfolgte ein folgenschwerer Zusammenstoß zwischen zwei Güterzügen. Beide Lokomotiven und mehrere Wagen wurden aus den Schienen geschleudert. 12 Bahnbeamte, unter ihnen die beiden Lokomotivführer, wurden schwer verletzt.
Gang durch die Großbetriebe
Kommunistische Dämmerung/ Das Fiasko der RGO.- Parolen
gezogen. Aber anstatt daß nun Czech feine Forderungen vertrat, hüllte er sich in Schweigen. Auch als der Betriebsratsvorsitzende und einer der angegriffenen Meister Czech aufforderte, seine Ausstände doch vorzubringen, blieb Czech stumm. Schließlich jagte er, als man ihm die Lehrlingswerkstätte gezeigt hatte:„ Ich Ein auch für Ordnung" So sehen die RGO.- Aktionen aus.
Die fommunistische Zentrale im Karl- Liebknecht- Haus| glied des Gesamtbetriebsrats Czech( Werner- Werk) wurde hinzuhat bekanntlich die Entdeckung gemacht, daß gegenwärtig die Sozialdemokratie ihr Hauptfeind ist, und sie hat dementsprechend ihre Mitglieder angewiesen, den Kampf gegen die Reformisten verschärft weiterzuführen. Als willkommenen Kampfplah hatte man die Berliner Großbetriebe ausersehen, wo es gilt, den Einfluß der Sozialdemokratie entscheidend zu schlagen. Nun haben solche Anweisungen aus der großen Parolenschmiede im Karl- Liebknecht- Haus ihr eigenes Schidfal: fie verblaffen auf dem Wege vom Bülowplatz zu den Arebitervororten dermaßen, daß nicht
mehr allzu viel von ihnen übrig bleibt.
Es gibt da nämlich ein ganz sinnfälliges Beispiel, wie die Arbeiter die Maßnahmen der RGD.- Funktionäre einschätzen: sie schäßen sie überhaupt nicht. In der
AEG Brunnenstraße,
Dafür aber ging Czech zur Fürsorgestiftung der Siemens- Werke und erbat für sich eine Unterstützung, da er sich in großer Notlage befindet. Daraufhin wurden Czech 50 m. ausgehändigt. Dieser Czech ist der Führer der RGO. im Werner- Werk. Ahlburg, der Zellenobmann des Schaltwerkes, tat desgleichen. Er ließ sich einmal aus der Fürsorgeftiftung 60 M. bewilligen und ging außerdem noch zur Fürsorgeschwester seines Werks, wo ihm ein Lebensmittelpaket und 10 M. in bar ausgehändigt wurden. Der RGO. Mann Dowall stellte zweimal den Antrag auf Unterstützung. Beide Anträge wurden abgelehnt, weil D. Hausbesitzer in Spandau ist. Wir sagen hierzu: wenn so etwas Reformisten machen würden, dann wäre das Geschrei, das die„ Rote Fahne " erheben würde, gar nicht auszudenken!
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also einem entscheidenden Metallbetrieb, sind 11., rote" Arbeiterräte und 8 sogenannt reformistische Arbeiterräte. Jeder Arbeiterrat muß die Zahl der Arbeitsstunden, die er für die Erledigung von Betriebsangelegenheiten braucht, sich in einem Buch quittieren lassen, damit er diese Stunden am Lohntag bezahlt erhält. Jetzt ist bald ein Jahr vergangen, seit die roten Betriebsräte gewählt wurden, und man Es gehört weiter zu den ständigen Aufschneidereien der RGD.sollte annehmen, daß sich die RGO.- Funktionäre für die Arbeiter die Führer, daß von den Reformisten kein Mensch mehr ein Stück Brot Hacken abrennen. Aber keine Spur: die roten Betriebsräte haben nimmt, sie dagegen die Belegschaften führen. Wir wollen die Tatnur die drei Stunden im Buche stehen, an denen sie in den Betriebs- fachen reden lassen: Vor kurzem machte die KPD. für den Siemensratssitzungen waren, und kaum eine Stunde für irgendwelche Ber- Konzern im Moabiter Gesellschaftshaus eine Konzernverhandlungen. sammlung.
Von den 8 Reformisten aber braucht jeder wöchentlich 30 bis 42 Stunden von seiner Arbeitszeit, um über Forderungen der Arbeiter mit der Direktion zu verhandeln. Denn die Erfahrungen sind nun einmal zu schlecht, die die Arbeiter mit der RGO. als Mundanwalt gemacht haben.
In dem Saal sitzen 318 Personen, davon 15 Siemens- Arbeiter. Alle anderen waren Betriebsfremde.
In dieser Versammlung sollte der Rußlanddelegierte Neumeyer sprechen. Neumeyer fam nicht, weil 1. er in Rußiand nicht hinfahren durfte, wohin er wollte, 2. er das Fahrgeld allein Wie die RGO. Forderungen vertritt, dafür ein bezeichnendes bezahlen mußte und 3. weil man seinen Namen groß ausposaunt Beispiel aus dem hatte, obwohl er um Nachsicht in bezug auf seinen Unternehmer gebeten hatte.
Siemens- Konzern.
Die KPD . Zelle hatte dort eine Reihe von Forderungen für die| Lehrlinge aufgestellt. Man verlangte u. a. die Absetzung eines Obermeisters und eines Botenmeisters, weil sie die Lehrlinge angeblich schifanieren. Der Gesamtbetriebsrat untersuchte die Dinge und vereinbarte eine Besprechung mit dem Berjonalreferenten sowie eine Besichtigung der Lehrlingswerkstatt. Das fommunistische Mit.
eine Bersammlung. Es tamen fünf Mann. Mit den fünf Mann fonnte man natürlich feine Versammlung abhalten, aber der Wirt wollte sein Geld haben. Das bezahlt der Betrieb, sagten die Kom