Beilage
Mittwoch, 25. November 1931
orbitomise brin
Der Abend
Spalausgabe des Vorwärts
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wortlichen Führers und die Resultate der früheren Expeditionen in gleicher Weise beteiligt.
Der
Bei Temperaturen unter-50 Grad gefriert der ausgehauchte| haltung der Teilnehmer sind allein dreitausend Bücher| Erfolg sind die Technik, die sorgfältige Vorbereitung des verantAtem mit einem deutlich hörbaren Geräusch. Bei starkem Süd- in Klein- Amerita zusammengeschleppt. licht flimmert der ganze Himmel in rotem, grünem, gelbem und veilchenblauem Licht. Der Sturm fann vorübergehend eine Geschwindigkeit von dreihundert Kilometern in der Stunde erreichen. Abstürzende Eismassen drohen das Schiff unter sich zu begraben und in der Dunkelheit einer nebligen Polarnacht kann man sich wenige Schritte von dem Zelt entfernt in der Eiswüste verirren. Auf einer Expedition in das Südpolargebiet geschehen tausend solcher und ähnlicher Dinge, die für den Teilnehmer aufregend und für den Leser unterhaltend sind. Allein die Schlittenhunde, die Freunde des Polarfahrers in seiner Einsamkeit, geben reichlich Stoff zu amüsanten und rührenden Geschichten.
Aber es sind nicht diese Dinge allein, die Byrds Buch Flieger über dem sechsten Erdteil!"( Verlag Brockhaus, Leipzig ) zu einem der interessantesten und lesenswertesten derartiger Reisebücher machen. Schließlich haben andere schon vor ihm die Antarktis betreten und man kann ganz ähnliche Geschichten bei ihnen nachlesen. Selbst die Tatsache, daß es auf dem Südpol nichts zu sehen gibt als eine einfache, reizlose Schneefläche, haben| Amundsen und Scott schon berichtet. Das Neue, das Nie dagewesene in Byrds Reisebuch steht auf anderen Seiten.
2m 28. November 1928 um 15 1hr 24 Minuten stieg das dreimotorige Ford- Flugzeug Floyd Bennet" von Klein- Amerika, der Station auf der Roßbarre, zum Polflug auf. Knapp zehn Stunden später meldet ein Funtspruch, daß
freise. Die Meldung wird zu den Walfängern im Roßmeer weiter gefunkt und läuft weiter nach Neu- Seeland und New York . Die
Rotationspressen der Zeitungen setzen sich in Bewegung und furze Zeit darauf flattern die Extra blätter durch die Straßen.
Inzwischen schwebt Byrd mit seinen drei Begleitern noch über dem Südpoleis. Als er nach etwa zwanzigstündiger Fahrt wieder in Klein- Amerika landet, weiß die ganze Welt bereits, daß der Südpol überflogen ist.
Byrds Flug zum Südpol erscheint wie der Sieg der modernen Technik über die Natur. Eine neue Epoche der Polarforschung ist damit angezeigt. Bisher ist es zwei Menschen gelungen, den Süd pol zu betreten und wohlbehalten wieder zurückzukommen. Amundsen und Byrd. Aber welch ein Kontrast zwischen den beiden Expeditionen! Byrd raft mit 1000 PS in fnapp zehn Stunden zum Pol. Achtzehn Jahre vorher legt der Norweger Amundsen denselben Weg zurück. In monatelangem, mühseligem Kampf gegen Sturm, Schnee und Kälte drang er mit Schlitten und Hunden vor. Wenige hundert Kilometer von ihm entfernt strebte der Engländer Scott zu gleicher Zeit demselben Ziele zu. Es entwickelte sich jener berühmte Wettlauf zum Pol, in dem der Normeger den Sieg errang. Scott und seine Begleiter starben auf dem Rückweg einen einsamen Tod in dem großen, weißen Schweigen. Erst lange Zeit später erfuhr die Welt von ihrem tragischen Ende.
Achtzehn Jahre darauf kommt der Amerikaner Byrd zur Roßbarre, um den Weg zum Pol zu machen. Inzwischen hat die Technik, speziell die Fernmeldetechnik, enorme Fortschritte gemacht. Als Byrds erstes Schiff die Roßbarre erreicht, gurgelt am Achterdeck der Lautsprecher Jazzbandmusik aus New York . Hunderte von Tonnen Kram, lekte Erzeugnisse modernster Technik ergießen sich über die Stelle, auf der auch Amundsen sein Ausgangslager aufgeschlagen
hatte.
In der Einsamkeit des Südpoleises entsteht eine kleine Stadt aus orangeroten Holzhäusern, Flugzeugschuppen und Werkstätten. Eiserne Fünftürme wachsen empor und große und fleine Flugzeuge brummen durch die Luft. In der dunklen Polarnacht erhellen riesige, elektrische Lampen diese merkwürdige Siedlung.
Alle Möglichkeiten der modernsten Technik sind auf das Raffinierteste ausgenutzt. Die Ausrüstung hat Millionen verschlungen. Dem braven Deutschen , bescheiden und wohlerzogen durch Zwangswirtschaft und Notverordnungen wird ganz schwindlig, wenn er hört, was ein Amerikaner alles zu den Notwendigkeiten des Lebens zählt. Für wissenschaftliche Arbeit und zur Unter
Man hat Byrd verschiedentlich den Vorwurf gemacht, daß er in verschwenderischer Weise für überflüssige Bequemlichkeit der Expeditionsteilnehmer gesorgt habe. Byrd selbst gibt darauf die einzig richtige Antwort, daß er lieber vorher in New York an Schulden ersticken wollte, als unten im Südeis durch mangelhafte Ausrüstung Menschenleben zu gefährden. Auch ein vorwurfsvoller Hinweis auf die Kargheit früherer Expeditionen wäre ein Denkfehler. Shakleton, Scott und Amundsen versuchten den Südpol mit Hunden oder Pferden und Schlitten zu erreichen. Der Erfolg dieser Unternehmen ruhte in hervorragendem Maße in der Persönlichkeit der menigen Beteiligten. Abgesehen von Launen des Schicksals waren letzten Endes körperliche Kraft und Ausdauer, persönlicher Mut und geistige Zähigkeit ausschlaggebend für das Gelingen. Byrds Expedition geht andere Wege und unterscheidet sich grundsätzlich von allen früheren, und das ist ja gerade das Neue und Einzigartige an ihr. Die Grundlage zu Byrds Expe| dition bildet die moderne Technik, letzten Endes die Maschine. Ein Schmutzteilchen im Flugmotor entscheidet". wiederholt Byrd immer wieder.
Noch niemals vorher war eine Expedition mit derart voll= kommenen Hilfsmitteln ausgestattet. Manchmal feiert die Technik wahre Triumphe.
In zehn Stunden rast das Flugzeug zum Pol, in knapp fünf Stunden hat es die Gruppe der Geologen, die mehr als drei Wochen früher aufgebrochen war, bereits überholt.
Unten reihen die Männer seit mehreren Wochen langsam und
mühselig Schritt an Schritt und eine Unzahl von Hunden schleppt schwer an den Schlitten mit der Ausrüstung und dem Proviant. Oben reißen die tausend Pferdestärken der drei Flugmotoren eine vielfache Laſt mit hundertfältiger Geschwindigkeit vorwärts. Die Gegensätze können nicht plastischer illustriert werden. Einst und jetzt, Menschenkraft und Maschinenkraft. Der Motorschlitten allerdings droht die Technik in Mißkredit zu bringen, er verendet fläglich in einer Eisspalte, und die Besazung muß zu Fuß zurüd tippeln. Bei ihrer Rückkehr nach Klein- Amerika empfängt sie das Hohngelächter der Zurückgebliebenen. Die ganze Geschichte hat eine fatale Aehnlichkeit mit Nansens Petroleummotor. Aber wie dort handelt es sich auch hier um einen ersten, tastenden Versuch der Technif. Ich glaube, daß man einen brauchbaren Kraftwagen für das Eis bauen fann", sagt Byrd und schließlich war Nansens Bootsmotor ein Vorläufer der großen Flugmotore, die Byrd zum Südpol brachten.
Wenn man in Byrds Buch liest, wie fabelhaft alles klappt, fann man leicht dem irrigen Gedanken verfallen, daß alle die vorhergegangenen Expeditionen mit ihren primitiven Mitteln doch recht unzweckmäßig und müßig waren.
Das Flugzeug eröffnet stündlich 10 000 Quadratkilometer unerforschten Gebietes, die Kamera der Flieger zeichnet objektiv und fehlerfrei beinahe fertige Landkarten.
Wie unendlich mühsam und unter welchen Schwierigkeiten mußte Amundsen seine farthographischen Aufnahmen während seiner Fußwanderung machen. Und doch bilden alle die früheren Erpeditionen, die ohne derart vollkommene technische Mittel starteten, erst die Voraussetzung zu Byrds Siegesflug zum Pol. Ja, man fann sagen, daß Byrds Flug ohne die Entdeckungen von Shatleton, Amundsen und Scott unmöglich gewesen wäre.
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Byrd folgte haargenau den Spuren Amundsens . Die größte Schwierigkeit seines Fluges war die Ueberwindung der Baß höhe des Königin Maud Gebirges. Achtzehn Jahre vorher hatte Amundsen die Höhe genau vermessen. So wußte Byrd, daß er sein Flugzeug über dreitausend Meter hinaufschrauben mußte, um über den Gebirgszug zu gelangen. In sorgfältigen Vorversuchen wurde die Dienstgipfelhöhe des Flugzeuges mit der entsprechenden Belastung erprobt. So gelang es, das Flug zeug fnapp hundertundfünfzig Meter über den gefürchteten Budel hinwegzuführen. An diesem
Trotz des hohen Standes unserer Flugtechnik bleibt eine Reise in die Polargebiete immer noch ein gewagtes und abenteuerliches Unternehmen. Der zivilisierte Mitteleuropäer, der nur schwommene Vorstellungen von der Ausdehnung und von den Gefahren dieser Gebiete hat, wird die Schwierigkeiten leicht unterschäzen. Sehr aufschlußreich in dieser Hinsicht ist das Kapitel in Byrds Buch, in dem er seine Vorbereitungen zum Polarflug schildert. Auch die vielen, und sehr geschickt ausgesuchten Photos des Buches werden manche falsche Vorstellung richtig stellen. Besonders instruktiv sind die Aufnahmen aus der Luft. Wie winzig und unbedeutend erscheint das Expeditionsschiff neben den ungeheuren Eisflächen!
Ueberaus angenehm berührt in dem Buch die flare, ruhige und sachliche Art der Darstellung. Die Geschehnisse sind stark und mannigfaltig genug, überflüssige Worte würden sie nur verwässern. Geemännische Fachausdrücke und hin und wieder leichter Slang verleihen dem Ganzen einen kraftvollen und amüsanten Unterton. Dr. Erich Dautert.
Ludwig Heck : Schimpanse Bobby und meine anderen Freunde")
50 Jahre der täglichen Tierbeobachtung liegen hinter dem Schreiber dieses Buches. Darum war es sehr angebracht, die kleinen, im Plauderton gehaltenen Abhandlungen zu sammeln, die aus einem reichen Erfahrungsschatz viel Wissenswertes mitteilen. Auf das genaueste sind die Unterschiede der einzelnen Menschenaffen herausgearbeitet: der Gorilla, der menschenähnlichste, ist ein Bodentier; der Schimpanse ein flettertüchtiges Baumtier und der Drang- Utan ein
reines Baumtier. Die Menschenaffen haben in geistiger und seelischer Hinsicht eine gewisse Menschenähnlichkeit; läßt doch z. B. das Schimpansenwaisenkind sich sofort auf den Arm nehmen. Es schmiegt sich dem Menschen an die Brust und sucht bei ihm Mutterersatz. Doch ist ein Menschenaffengehirn kaum den sechsten Teil so leistungsfähig wie ein Menschengehirn. Das Gehirn des Gorillamannes, der den größten und schwersten Menschen übertrifft, ist nicht schwerer als das eines neugeborenen Menschenkindes. Darwin hat auch den Schimpansen uns nie und nimmer als Großvater aufdrängen wollen, leben doch, geologisch betrachtet, die Menschenaffen drängen wollen, leben doch, geologisch betrachtet, die Menschenaffen von heute gar nicht länger auf der Erde als wir Menschen. Mithin fönnen wir unmöglich von ihnen abstammen. Bei der Abhandlung über die Gebärden der Tiere weist der erfahrene Zoologe vor allen Dingen auf die Beobachtung von Ohr und Schwanz hin und den Zornesausdruck des Maulaufreißens, der das Beißen vorbereitet. Nie kommt ein überheblicher Ton auf, im Gegenteil, der Direktor des Zoologischen Gartens in Berlin sagt:„ Hut ab vor dem großstädtischen Arbeiter, der sich auf seinem Laubengelände als Tierhalter und Züchter betätigt." Ebenso fämpft Heck energisch dafür, daß dem Bergmann seine Vogelfreunde erhalten bleiben.( Es ist die ausgesprochene Liebhaberei der Bergleute, sich Waldvögel zu halten.) Man soll Naturschutz treiben und den Wald nicht nur nach frassem Nüglichkeitsprinzip betrachten, das ist für die Allgemeinheit wertvoller, als wenn man dem Bergmann seinen singenden Freund raubt.
Erna Büsing.
Kunstfeide aus der Baumwollstaude. Der größte Teil der Kunstseide wird aus Holzzellulose, besonders aus Fichtenholz gewonnen, doch dürfte sich bald ein Mangel an geeignetem Rohmaterial be= merkbar machen. Daher interessiert die Meldung, daß sich Professor Cameron von der Universität Nord- Carolina in Gemeinschaft mit dem Besitzer einer Baumwollfarm bemüht, die ganze Baumwollstaude dafür heranzuziehen. Sie wird zunächst mit der Hand, später mit Maschinen mit Blättern und Stielen abgeerntet und in Ballen gepreßt, wobei man das mühsame Pflücken der Wolle vermeidet. Während die Fichte nur 52 Prozent Zellulose enthält, find es bei dieser Staude 60, doch hofft man bei dichterem Pflanzen 65 Prozent zu erreichen und den Ertrag je Flächeneinheit auf das Doppelte zu steigern und bei viel besserer Qualität den Preis der Zellulose auf ein Zehntel des jetzigen zu erniedrigen
*) Carl- Reißner- Verlag, broschiert 3,80 m., gebunden 5,80 M.
JOSETTI JUNO
BERLIN RAUCHT
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Josetti
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