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Kleine Begegnung
Eine rauhe Kälte war heraufgekommen. Die Luft war von jener gläsernen Klarheit, wie sie nur die Herbsttage haben. Auf den Wegen des Parks lag braunes, rotes und gelbes Laub. Wenige Bäume nur trugen noch Blätter; die meisten standen mit fahlen, dunklen Aesten müde und entstaubt da. Auf den abgegrenzten Rasenflächen waren Frauen damit beschäftigt, das herabgefallene und vom Winde verwehte Laub mit Rechen zusammenzukehren und in großen Haufen an den Begrändern aufzuschichten.
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Anna tam auf dem Nebenwege, an der Tagushede mit den steinernen Butten entlang und wollte nach Hause. Unter dem Arm trug sie ein zusammengelegtes Tuch. Sie hatte fertige Arbeit abgeliefert und feine neue mehr dafür bekommen. Das Geschäft ging schlecht. Der Meister hatte bereits den größten Teil der Heimarbeiterinnen entlassen und nur wenige zuverlässige behalten. Aber auch für die paar reichte die Arbeit oftmals nicht aus Morgen sollte Anna wieder nachfragen, der Meister hoffte, einen größeren Auftrag zu bekommen; vielleicht war morgen wieder zu tun. Langsam ging Anna über die blätterverwehten Wege. Sie grübelte nach. Was hatte sie bis jetzt in dieser Woche verdient? Sie rechnete zwölf Mark und zwanzig Pfennig. Der heutige Tag fiel aus; morgen war die Lohnwoche zu Ende; also blieb es bei dieser Summe. Zwölf Mart- das war wenig. Und doch mußte sie noch froh sein, daß sie wenigstens soviel verdient hatte. Gewiß sie hatte dafür an zwei Tagen bis in die Nacht hinein genäht; es war ein Schandgeld, das für das Dugend Schürzen bezahlt wurde aber es waren immerhin zwölf Mark. Was sollten sie wohl anfangen, wenn sie mit Karls Wohlfahrtsunterstützung allein ausreichen müßten? Ob das überhaupt jemals wieder anders würde? Ob Karl noch einmal Arbeit fand? Die Frau zuckte, wie als Autwort auf ihre eigene Frage, hilflos die Schultern. Wohl Es waren ja so unendlich viele, die warteten, die auf Beschäftigung hofften Jüngere, Kräftigere, Gewandtere und Kar!, ihr Mann, war nun auch schon über die Fünfzig hinaus. Und einer der Kräftigsten war er nie gewesen.
faum.
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Ach! Anna seufzte und setzte sich auf eine Bank. Wenn er menigstens ein paar Wochen arbeiten könnte nur ein paar Wochen! Wäsche, Schuhe, Mäntel alles ging entzwei, und sie fonnten sich nichts Neues kaufen. Karl hatte immer nur wenig verdient, und da die Unterſtügung nach dem Verdienst berechnet wurde, war es eine lächerlich geringe Summe, die er wöchentlich ausgezahlt bekam. Auch mit ihrem Berdienst zusammen reichte es immer nur zum Notwendigsten. Und wer weiß, wie lange sie noch zu nähen befam. Wenn die Verhältnisse sich weiter zu verschlechterten, würde es auch damit bald vorbei sein.
Eine Frau fam den Weg entlang. Sie machte einen zufriede nen Eindruck und sah mit ihrem vollen, wohlgenährten Gesicht selbst ficher vor sich hin. Als sie an der Bank vorbei fam, warf sie einen Blick auf die dort Sigende Dann blieb sie überrascht stehen. Anna?" sagte sie. Es flang zögernd und ungewiß. Die Angesprochene hob den Kopf. Einen Augenblick sah sie die Fragerin verständnislos an. Dann stand sie hastig auf. Martha bist du es wirklich?"
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Die beiden Frauen reichten sich die Hände. Dann gingen fie
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langsam nebeneinander weiter. Sie sprachen miteinander das, was Menschen, die sich nach langen Jahren zufällig treffen, miteinander zu sprechen wissen. Von ihrer Schulzeit, von dem Dorfe, in dem sie beide aufgewachsen waren, bis sie das Leben getrennt und hierher in die Stadt geführt hatte; sie sprachen von gemeinsamen Bekannten ... erinnerst du dich noch...?" bis Martha die erste persönliche Frage stellte:„ Und wie geht es dir Anna verstummte. Eine leichte Röte stieg ihr ins Gesicht, bis unter die Haare, die schon völlig ergraut waren, während die ihrer Jugendgefährtin noch ihr volles fräftiges Braun hatten. Wie es mir geht?- Ach, Martha, wie soll es mir wohl gehen? Wie es
jetzt?"
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so vielen geht! Damals, als wir uns verheirateten, schien alles klar Karl verdiente wenn auch nicht viel, aber doch immer so, daß es für uns reichte. Dann hatten wir die beiden Jungens der eine, der Aelteste, ist im vorigen Jahr gestorben der Kleine lernt im nächsten Frühjahr aus und Karl, mein Mann, ist seit wei Jahren arbeitslos
fun.
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Sie schmieg. Dann setzte sie leise hinzu: Ich helfe, so gut es eben geht. Ich nähe Schürzen aber es ist jetzt so wenig zu Heute habe ich auch wieder nichts mitbekommen." Die andere nickte. Ja, ja, es sind schlimme Zeiten. Ich kann mich ja allerdings nicht beklagen. Mir geht es so, daß ich sehr Mitleid und Ueberlegenheit, wie sie die Schilderung fremder Rot zufrieden sein fann." In ihrer Stimme flang jene Mischung von bei Bessergestellten so leicht auslöst. Ich kann mich wirklich nicht beklagen", wiederholte fie. Mein Mann ist mir leider vor fünf Jahren gestorben, aber er hat so viel hinterlassen, daß ich sorgenfrei leben kann. Er hatte eine gute Stellung als Vertreter; wir konnten ein schönes Stück Geld beiseite legen. Jetzt habe ich mein Geld auf der Bank" sie nannte den Namen einer bekannten ,, und hole mir jeden Monat so viel, wie ich Genossenschaftsbank brauche." Sie sah ihre Jugendgefährtin an und blieb stehen. Ich stelle es mir schrecklich vor, so zu leben wie du", sagte sie. ,, Ich glaube, ich brächte es nicht fertig. Aber wir haben ja, Gott sei Dant, vorgeforgt, daß ich es nicht nötig habe Sie reichte Anna die Hand. Ich fahre von hier aus mit der Straßenbahn. Ich bin mit meiner Freundin verabredet; wir wollen zusammen zur Modenschau gehen. Auf Wiedersehen! Laß dir's gut gehen! Hoffentlich findet dein Mann bald wieder Arbeit
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Anna ging weiter. Als sie fast bei ihrer Wohnung angelangt blatt aus:„ Zusammenbruch der X- Bant! mar, lief ein Zeitungsverfäufer an ihr vorbei. Er rief das Mittags Taufende von Sparern ruiniert! Der Direktor geflüchtet!"- Es war der Name der Bant, von der Martha vorhin gesprochen hatte.
dachte sie Anna blieb einen Augenblick erschrocken stehen.„ Martha", ,, dann ist ihr Geld ja auch verloren! Was wird sie nun anfangen?" Sie fniff die Lippen zusammen. Einen Augen blid flog etwas wie Schadenfreude in ihr hoch, als sie an die Selbstficherheit und teilnahmslose Ueberheblichkeit dachte, mit der jene zu ihr gesprochen hatte. Doch gleich darauf verfant dieses Gefühl wieder in den Abgrund eigener Not und Bedrücktheit, den sie in fich trug.
Müde betrat sie das Haus und stieg die Treppe hinauf.
Eisscholle bricht auseinander
Der Wettbewerb der Stadt Stockholm zur Ehrung des Polarforschers S. A. Andrée und seiner Begleiter Nils Strindberg und Sturt Fraenkel im Portal des Stadthauses ist jetzt von dem Künst
Die Jagdbeute war in der letzten Zeit so groß, daß noch nicht einmal Zeit war, alles zu zerwirken und auszuwiegen. Andrée ist
fer Stig Bomberg mit einem Entwurf endgültig gewonnen worden, aber davon überzeugt, daß der Vorrat bis ins Frühjahr hinein der die drei Männer auf den Eise in den Strahlen des Nordlichtsreicht. Trozdem muß noch mehr geschossen werden, damit die darstellt. Die Aufstellung dieses Grabmals weckt die Erinnerung Rationen reichlicher werden und auch für Tran als Brennstoff und an die unglückliche Polarexpedition, in deren fragischem Verlauf die drei Forscher den Tod im Dienst der Wissenschaft fanden. Der Beleuchtungsmittel gesorgt ist. folgende Abschnitt aus dem einzigen Originalbericht über die Erpeentgegen" im Verlag F. A. Brodhaus erschienen ist, zeigt die Männer auf den Eise mühselig um ihr Leben ringen.
Nun folgen sechs Tage, an denen Andrée feine Aufzeichnungen
Der Bau der Hütte schritt rustig vorwärts, am 2. Oftober hote man mit dem gröbsten fertig zu sein.
Aber das Schicksal wollte es anders. Um 5% Uhr morgens wurden die Schläfer durch Krachen und Getöse geweckt. Das Waffer lief in ihre Hütte. Sie eilten ins Freie. Die schöne starke Eisscholle war in ungezählte Stücke zerborsten, gerade an der Hüttenwand hatte nur noch 24 Meter Durchmesser, und die eine Wand der Hütte entlang war sie gesprungen. Das Stück, auf dem die Hütte stand, hing nur am Dach, statt es zu tragen.
Das war ein schwerer Schlag. Das neue Haus bot keinen Schuß mehr, und doch war fürs erste nichts anderes zu tun, als auszuharren. Der Tag brachte übermenschliche Anstrengungen, denn der Fleischporrat für drei oder vier Monate, trieben auf einem alle Habe war auf den Nachbarschollen verstreut, zwei Eisbärleichen, Bruchstück der Scholle in der Nähe herum. Das alles mußte schleunigft geborgen werden, wenn es nicht verlorengehen sollte. Das Last des Tages erschöpft, sind die drei Männer so leichtfertig, noch Wetter war wenigstens gut, man konnte flott arbeiten. Von der eine weitere Nacht in der baufälligen Hütte zu verbringen.
Mit diesem schweren Schicksalsschlag endet die Eiswanderung Andrées und seiner Gefährten. Vom 14. Juli bis zum 2. Oftober waren sie über das Treibeis gezogen. 12 Tage lang strebten sie nach Franz- Joseph- Land , dann 40 Tage lang nach den Siebeninseln. Die Strömung war stärker als sie. Da gaben sie es auf und lagen noch 12 Tage lang auf einer Eisscholle still, bis das Unglüd über sie hereinbrach. In der Stunde, als sie aus der Gondel des ,, Adler" sprangen, hatten sie sich dem Treibeis auf Gnade und Ungnade ergeben. 64 Tage hindurch hielten sie sich aufrecht. Dann wurden der sie den Winter zu überstehen dachten, lag in Trümmern um fie fie zur wahllosen Beute böser Naturgewalten. Die Eisscholle, auf her, ihr„ Daheim" war hinweggefegt, ihre Habe auf treibenden Eisschollen verstreut. Strindberg schreibt ein paar Tage später in seinen Kalender die vielsagenden Worte: Spannende Lage". Auch im Zusammenbruch bewahren die Helden ihre Haltung. So kann Andrée von sich und den Seinen Zeugnis ablegen: Reiner hat den Mut verloren. Mit solchen Kameraden kann man durchhalten, mag kommen, was da will". Das weiße Gletscherbild von Bito liegt vor ihnen.
Aus Schillers glücklichsten Tagen
Wenn man wie Friedrich Schiller im Jahre 1785 aus dem Leipziger Stadttor auf der Landstraße nach Halle hinausfuhr, fo hatte man gleich rechter Hand ein altes finsteres Gebäude, das heute dem ausgedehnten Schuppen des Leipziger Hauptbahnhofs hat weichen müssen, vor Augen: die Scharfrichterei, in der der Scharfrichter mit feinen Knechten als amehrliche Leute" vor dem Tore hausten. Geradeaus führte die Straße nach Delitzsch , zur linken Hand an den Elsterwiesen entlang die Hauptstraße nach Halle. Gleich das erste Dörfchen an dieser Straße ist Gohlis , wo der Buchhändler Göschen, ein Freund des Schillerfreundes Christian Körner, Wohnung genommen hatte. Dorthin übersiedelte Schiller in das Haus Menkestraße 42.
Sein Sinn belastete sich in jenen herrlichen Sommertagen des Jahres 1785 nicht mit schweren Dingen. Er fühlte sich gar nicht mehr vom Schicksal so übel hin- und hergeworfen in mißlichen Verhältnissen wie noch vor wenigen Monaten, che er Mannheim verlassen hatte. Schiller stand damals im 26. Jahre, und sein Freund, der drei Jahre ältere frühere Privatdozent an der Univerfität Leipzig , jetzt Konsistorialrat in Dresden , Christian Gottfried Körner , hatte ihn nach Leipzig geladen, um im Kreise der Freunde cine Zeit ruhigen Schaffens zu verbringen. Selbst das Reisegeld hatte Freund Körner mit einem reichlichen. Darlehn von mehreren hundert Talern vorgeschossen. Seit dem 7. April war Schiller mun in Leipzig .
Der schönste Freundschaftsbund, der je einen Dichter und emen von dessen Kunst Begeisterten verknüpfte, mar in diesem Jahre
geschlossen. Innerlich aufgerichtet durch die Teilnahme an feinem Schaffen, fuhr Schiller nach Gohlis hinaus. Doppeltes Glüd, das die äußere Hilfsbereitschaft sich bei Körner sogleich an dieses Freundschaftsgefühl anschloß.
Von dem Hause aus, das Schiller mit Göschen bewohnte, blckie
dition, der unter dem Titel S. A. Andrée : Dem Pol gemacht hat. Erst am 29. September sett er sein Tagebuch fort. man auf das Rosental und die Elster. Der Name befundete damals
Am 20. September 1897 deutet Andrée an, daß Streit zwischen ihnen entstanden sei. Er spricht die Hoffnung aus, die böse Saat möge nicht aufgehen.
Am 21. September wurde nicht viel aus der Arbeit, die An
strengungen von gestern lagen den Freunden noch in den Gliedern. Strindberg und Fraenkel waren beim Bau der Schneehütte beschäftigt. Andrée balgte Seehunde ab und erlegte drei Eismöwen. Der Kochapparat war nach eingehender Untersuchung leicht wieder in Drdnung gebracht, er hatte nur versagt, weil der Brenner durch Tran verunreinigt war.
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Die Eisscholle liegt noch immer südlich von Bitö. Die Wasserrinnen sind zugefroren, die Seehunde verschwunden. Dafür gibt es mehr Eisbären. Am 27. September, einem milden, regnerischen Tag, und in der Nacht zum 28. September hatte das Lager Bärenbesuch. Die Nachtbären" find Diebsgesindel. Der Bursche, der in der Nacht daß er den Kadaver der Riesenrobbe abschleppen wollte. Wäre nicht vom 27. zum 28. ins Lager fam, wurde zweimal dabei überrascht, Strindberg auf dem Bosten gewesen, und hätte er nicht den Bären verscheucht, so wäre die Robbe verloren gewesen. Andrée wollte in Soden auf die Bärenjagd ausziehen, mußte dieses tühne Unternehmen jedoch aufgeben.
Aufstehen einen Bären beim Lager. Er ließ sich herbeifocen, Strind Am 29. September jah Fraenkel frühmorgens gleich nach dem berg jagte ihm eine Kugel durch den Hals, er brach zusammen, tam schob den Borderkörper vor sich her, Andrée gibt ihm einen zweiten Schuß, abermals stürzt das Wild, macht aber noch eine letzte Anſtrengung und rennt weiter. Erst als auch Fraenkel noch gefeuert hatte, blieb der Bär am Platz. Er fiel in ein Wasserloch und wurde unter Hallo herausgeholt. Es war ein männliches Tier, ein schwerer alter Bursche.
die Schönheit dieses heute noch wunderschönen Parkes. Wie ein Funke war jetzt die Freude in das heiß lodernde Herz des jungen Dichters gefallen. Er hatte den Freund soeben erst in Kahnsdorf persönlich kennen gelernt. Aber Körners Briefe und die freundlichen Sendungen der Kupfersted; ertöchter Stock nach Mannheim hatten 7. August sollte nun in Leipzig die Hochzeit Körners mit Anna Stock diesen Bund ja schon vor mehr als einem Jahre geknüpft. Am sein. Anreden und Verse voll Frohsinn und guter Laune gingen dem Dichter durch den Sinn.
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Daß es so etwas gab: einen Freund wie diesen Körner und den grundehrlichen Göschen, der einem für jeden Bogen drei Louisdor Krieges " bald 400 Taler bezahlen sollte! Da konnte man dann bezahlte und für die Erstauflage der Geschichte des Dreißigjährigen später ja wohl schreiben:„ Sie haben mich nicht bezahlt, sondern troffen." Und wie der Göschen für Freund Körner schwärmte! Er hatte auch allen Grund, denn um die„ Compagnieschaft vollständig 3u machen" so hatte Göschen gerade noch an Körner geschrieben zu
Am 22. September wurden 2 Grad Kälte gemessen, der Wind schlug im Laufe des Tages von Nordosten nach Südosten um. Strindberg bringt wegen des Nebels feine gute Breitenbestimmung| aber gleich wieder auf die Beine, rannte auf den Hinterpfoten und belohnt und die Wünsche auch des ungenügsamsten Autors überfür das Lager und die Insel zustande. Die gesteckten Lummen und Eismöwen find hier häufig, auch junge Bürgermeistermöwen zeigen fich mehrmals. Strindberg erlegt einen Seehund mit Schrot, zwei Eismöwen werden erbeutet. Bon jetzt ab muß etwas bedachtsamer geschossen werden, die Seehunde kommen nicht immer nahe genug, und mancher Schuß wird vertan, weil die Beute nicht gleich tödlich getroffen wird und dann untergeht.
Zum erstenmal fündigt sich das drohende Unheil an. Das Eis fnadt, allem Anschein nach gerade dort, wo die Hütte steht. Die Kameraden fürchten schon, auf Grund gelaufen zu sein, aber die Beilungen zeigen, daß sich die Eisscholle noch bewegt, wenn auch nur langsam. Sie ist offenbar ins tote Wasser geraten. Die Strö mung fommt von Norden, da mag das Küstenwasser an der Südseite der Insel im toten Winkel liegen.
Ant 23. September ist die Temperatur auf-4 Grad gesunken,
der Himmel ist immer noch mit Wolken verhangen.
Der Tag wird gut angewendet, Eisblock um Eisblock wird aufgetürmt, Strindberg arbeitet sehr geschickt mit dein Schneemörtel, den er selbst erfunden hat, die Schlafkammer macht schon einen ganz ansehnlichen Eindruck. Noch ein paar Tage gutes Wetter und tüchtige Arbeit, dann steht das Haus zum Einzug bereit. Die Vorräte fönnen wohl schon übermorgen untergebracht werden. Mit dem Lagerleben stellt sich auch eine regelmäßige Tagess einteilung ein. Der achtstündige Arbeitstag wird durchgeführt. Morgens 2½ Stunden Arbeit, dann Stunden Frühstücspause, dann wieder Arbeit bis 3% Uhr. Um diese Zeit wird die Hauptmahlzeit eingenommen, Mittag und Abendessen in einem.
Das Fleisch der Riesenrobbe ist inzwischen versucht worden und hat recht gut geschmeckt. Der Zusaß von Blut zur Bratentunte hat fich bewährt. Offenbar enthält das Blut viel Kohlehydrate, denn der Brothunger ist viel geringer geworden, seit mit Blut gekocht mird. Es gibt kein Stück am Bären und Seehund, an der Riefen= robbe und der Eismöwe, das nicht versucht und schmackhaft befunden morden wäre. Ausgenommen die Bärenleber, die schwere Erfranfungen hervorruft
Die Eisscholle, auf der nun das Winterlager errichtet war, wurde immer Kleiner. Nur ein starker after Stauwall schütte die Schneehütte noch gegen das offene Wasser. Andrée ist sehr beunruhigt, hofft aber doch, daß der Staumall die Scholle gegen weitere Pressungen schüßen wird. Es sieht ja großartig aus, wenn sich das Eis so drängt, aber im übrigen ist uns dabei nicht behaglich
zumute."
Am 28. September abends hatten die brei Gefährten Einzug in
ihre Hütte gehalten und sie„ Daheim" getauft. Schon in der ersten Nacht hat es ihnen zwischen ihren vier Wänden ausgezeichnet gefallen, aber sie hofften sich noch viel behaglicher einzurichten. Die Fleischvorräte müssen die Nacht über hineingenommen werden, sonst fallen die Bären darüber her.
Strindberg hat einen Grundriß der Schneehütte hinterlassen. Sie war rechteckig angelegt, 5,75 Meter lang und 3,5 Meter tief. Der Eingang befand sich an der einen Längsseite. Zuerst betrat man die Vorratskammer. Dahinter lag der Wohnraum mit Fenster, Tisch, Aufbewahrungsplägen für die persönlichen Gebrauchsgegenstände und Wandnischen, die als Schränke dienten. Ganz hinten, vom Wohnraum durch eine Halbwand getrennt, waren die Schlafpläge eingebaut. Der Schlafsack bededte den ganzen Fußboden. Für den 29. und 30. September hat Andrée feine Aufzeichmungen gemacht. Aus Fraenfels Bettertagebuch wissen wir, daß es tälter wurde. Am 30. September nachmittags maß Fraentel 8 Grad.
Am 1. Oftober hatte die Kälte bis 10 Grad zugenommen, aber das Wetter war herrlich. Das Wasser wimmelte von Getier, 7 schwarzweiße junge Lummen tummelten sich in der Nähe des Lagers, zwei Seehunde tauchten auf.
hatte dieser aus seinem Erbe erheblich für den neuen Verlag vorgeschossent.
Es war eine glückliche Zeit für Schiller. Das Lied ,, An die damals in Gohlis ist es entstanden. Hatte ihm Körner Freude"
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schon Andeutungen gemacht, daß er ihn im September in das Gartenhaus zu Loschwitz einladen würde? Wo er dann den„ Don Carlos" in Angriff nehmen würde! Ja, noch ein Denkmal würde er dem Freunde setzen, dem Marquis Bosa Gestalt und Wesen Körners geben! Konnte denn sein Herz auch nicht aufjubeln, da ihm der große Burf gelungen, eines Freundes Freund zu sein!
Byramiden war lange Zeit hindurch ein Rätsel für die wissenschaftDer Sinn der Pyramiden. Die Bestimmung der ägyptischen liche Welt. Erst vor meniger als einem Jahrhundert brachte der war zu lesen, daß die Pyramidenform die den Gräbern der Könige Fund einer foptischen Handschrift Klarheit in dieser Frage. Dort von Aegypten allein angemessene sei, wie die gelbe Farbe früher einmal den chinesischen Kaisern vorbehalten war. Die Obelisten, Pfeiler und anderen Gedächtnismale waren dem Andenken der Prinzen, Minister und Priester gewidmet. Das Bolt selbst hatte feinen Anspruch darauf; die Leichen wurden einfach nach dem religiösen Zeremoniell einbalsamiert und in den endlosen Steinbrüchen der Inbischen Berge ausgesetzt, wo ehedem eine ungeheure auf den Einfall kamen, die Behörden um die Erlaubnis zu bitten, Anzahl von Mumien zu finden war, so daß die Engländer schließlich mit den Mumien die Schiffsteffel zu heizen.
Balme Calamus Rotang. Das spanische Rohr" ist der Kletterstamm der hinterindischen
Camille Desmoulins Pariser Denkmal steht nicht, wie Andreas Lahko( siehe Vorwärts" vom 26. November) annimmt, erst seit 20 Jahren an derselben Stelle. Es wurde, wenn ich mich recht kurzem im Palais- Royal, sondern schon seit mehr als entfinne, aus Anlaß des 150. Geburtstages des Revolutionstribunen, alfo 1910, enthüllt, V. Sch.