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Morgenausgabe

Nr. 559

A 281

48.Jahrgang

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Der Bormarts" erscheint wochentag lich zweimal Sonntags und Montags einmal, die Abendausgabe für Berlin und im Sandel mit dem Titel Der Abend", Jlluftrierte Gonntagsbeilage Bolf und Zeit".

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Berliner Bplesblatt

Sonntag

29. November 1931

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Hitler deckt Best!

Legalitätslägen ohne Folgen.

Die Bartet, des Herrn Hitler hat ihre falschen Legalitäts­beteuerungen wieder einmal wiederholt. Jeder Versammlungs­bericht über nationalsozialistische Versammlungen zeigt, was fie wert sind. Sie werden von den Agitatoren der NSDAP. in den Versammlungen mit Grinjen vorgetragen und von den Zuhörern mit verständnisvoller stürmischer Hetterfeit aufgenommen, Die Zuhörer nehmen sie nicht ernst.

Wer nimmt sie ernst?

er eine dreiste Erklärung veröffentlicht, deren Sinn ist: mir fann feiner!

Es ergibt sich der Tatbestand: Bests bestialische Pläne werden Blan ist nicht illegal, also bleibt Best Nationalsozialist. Werläßt pan Hitler gedeckt. Hitler stellt sich auf den Standpunkt: Bests fich danach noch durch die Legalitätsbeteuerungen täuschen? rich son cod

Hitler hat den gemeinen Meu del mördern von Der Sänger der Legalität dieser Sorte ist Herr Goebbels . Hamburg parteiamtlich Rechtshilfe gestellt. Er läßt die Seine Theorie zu Hitlers Eid lautet: wir find legal bis zur Eragener Mordschüßen ebenso parteiamtlich verteidigen, wie oberung der Macht, was wir dann tun, ist unsere Sache Kraffer als er hat noch niemand ausgesprochen,

daß die Partei des Herrn Hitler auf die Berfassung pfeisen will, wenn sie erst einmal an der Regierung ist.

Diese verfassungsfeindliche Legalitätstheorie ist das geistige Fundament für die Blutpläne der Bocksheimer Butschisten. Diese verfassungsfeindliche Legalitätstheorie hat die theoretische Grund­lage geliefert die Morddrohungen der Hitler, Frid und Straßer haben den Inhalt dafür gegeben.

Die Hitler . Frid und Straßer haben nicht mit einem einzigen Wort Stellung genommen gegen den wahnmizigen In haft dieser Blutdokumente. Sie können es nicht; demn mas in diesen Dokumenten steht, wird von ihren Bürgerkriegstruppen als ihr Programm und ihr Daseinszwed angesehen, und Best hat nun einen jener Pläne verjaßt, die in der SA. aller Gaue verfolgt werden!

Hitler hat dem Reichsinnenminister erklären lassen, daß er gegen alle illegalen Bestrebungen rücksichtslos vorgehen werde. Was geschieht gegen Best, Wagner, Wassung, Davidsohn und Konsorten?

Esgeschicht nichts!

Dieser Best ist nach mie nor in der hessischen Gauleitung der NSDAP .. Er geht dort aus und ein und dirigiert. Er nimmt an den nationalsozialistischen Führerfagungen noch nach seinem Geständnis feil. Er fühlt sich von Hitler so sehr gedeckt, daß

er den Bogromführer Helldorf parteiamtlich verteidigen ließ. Er verfündet feierlich, daß kein SA.- Mann bewaffnet sein dürse, aber die SA. - Leute haben die Pistole in der Tasche. Er schwört aber er deckt die Verbrecher. Jeder Tag bringt neue Beweise für die Verlogenheit der Legalitätsbeteuerungen!

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Diese Haltung Hitlers ist außerordentlich flärend. Sie zeigt die volle Berantwortung Hitlers . Sie zeigt, daß er die Blutpläne ebenjo billigt wie die wahnwizigen Wirtschaftspläne. Sie zeigt, daß Hitler ebenjowenig legal ist wie Best, daß das Ziel feiner Partei eine Orgie des Blutes und des Wohnmizes ist!

Jorns zurüdgezogen.

Nicht mehr an der Untersuchung beteiligt.

Herr Jorns ist an der Boruntersuchung gegen Beit und Genossen nicht mehr beteiligt. Das Reichsjustiz ministerium hat eingesehen, daß die Untersuchung durch diesen Mann den Glauben an die Objektivität der Unter­juchung auf das schwerste erschüttert hätte.

Best aus dem Justizdienst entfernt. dus si Darm it a dt, 28. November.( Eigenbericht.) Der hessische Justizminister hat den Butschisten Dr. Best mit sofortiger Wirkung außer Berwen dung gescht. Best kehrt nicht mehr in den Staats. dienst zurück.

Alarm in Ungarn .

Weiße Terroristen wegen verdächtiger Vorbereitungen verhaftet.

Budapest , 28. November.( Eigenbericht.)

In den letzten Tagen maren Gerüchte verbreitet worden, daß Otto Habsburg sich in der Nähe von Budapest aushaite und in die Hauptstadt tommen werde, um die Macht zu ergreifen. Durch Berrat soll die Polizei davon Kenntnis erhalten haben, daß in Budapest und anderen Städten Angehörige der Terrorgruppen von 1919/20 wiederum Banden organisieren und Waffen ansammeln. Die Polizei schritt darauf zu Haussuchungen und nahm ungefähr 1000 Personen fest, namentlich auch in den Städten Szolnok und Recstemet. Unter den Verhafteten sind mehrere berüchtigte Ter roristen aus der blutigen Anfangszeit des weißen Schreckens, jo ein gemisfer Csabta von dem berüchtigten Detachement im Buda pester Hotel Britannia, ferner ein Hofmet, der 1921 an dem Attentat auf ein Budapester Operettentheater beteiligt car, meiter jener Bannai, der das Attentat auf den bekannten demo­kratischen Abgeordneten Dr. Baszony verübt hat. Viele der Ver­hafteten; darunter auch diese drei, find nach Budapest gebracht worden. Kecstemet wurde.

auch bei Michael Francia- Kis gehaussucht, der Stabschef des Theiß - Detachements des 3wan Hejjas gewefen ist und un­zählige bestialische Massenmorde begangen hat.

Er ist nicht perhaftet worden. Die Regierung wußte dhon längere Zeit von diesen Vorgängen, sie stand mit den Leuten auch in Verbindung, hat sie aber gewähren lassen, solange die Re­gierung glaubte, diefe Elemente in jedem Augenblick zur Ber­fügung zu haben. Jetzt sind ihr diese Leute offenbar unbequem geworden, und die Regierung fühlte sich durch ihre Treibereien be­droht. Man glaubt, daß die Aufdedung und Verfolgung der Unter­nehmungen dieser Terroristen benutzt werden soll, um

dem Wehrminister Gömbös besondere Bollmachten zu geben, die ihn zum Militärdiktator machen würden.

Man darf nicht schweigen!

Ein Appell an die Reichsjustizverwaltung. Von Wolfgang Heine .

Daß die ertappten Bogheimer Verschwörer leugnen, ist selbstverständlich und entspricht der Gesinnung solcher Helden. Daß sie sehr dumm leugnen, entspricht ihrem Maße von Intelligenz; sie merfen offenbar gar nicht, wie sehr sie sich selbst bloßstellen, wenn sie behaupten, daß die ganzen blutig brutalen Pläne nicht einmal ihr Wille, sondern nur seien. Das alles wäre nicht besonders interessant, wenn es pervers gemeine Wunschträume politischer Impotenz gewesen nicht einer jeit zehn Jahren geübten Methode entspräche, die die Nationalsozialisten mit ihren äußersten Gegnern- oder foll man nicht beffer sagen Freunden? den Kommunisten gemein haben.

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Beide beschwören ihre Legalität und rüsten zum Bürgerfrieg; aber nicht etwa, um die Verfassung zu ver­teidigen, sondern angeblich um zu warten, daß die Gegen= spieler diese stürzen, und um dann ein eigenes terroristisches Gewaltregiment aufzurichten.

Genau so haben beide Teile es 1923 in der Zeit tiefsten wirtschaftlichen und politischen Verfalls des Reichs getrieben. Die Sturmabteilungen der beiden extremen Parteien hofften auf Bürgerkrieg und bereiteten ihn vor. Die kommunistischen Partisanen- und Terrorgruppen mit reichlichem Aufwand von Dollarnoten, die ihnen aus Rußland zuströmten, die verschie= denen Organisationen, die der heutigen Hitler - Partei ent= sprachen, mit Geldern, deren Ursprung damals so dunkel war wie heute. Die Kommunisten wollten angeblich das Reich vor den Faschisten retten, die anderen vor einer roten Revolution.

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Auf der rechten Seite waren die unter Führung von Roßbach stehenden angeblichen Sportvereine für den Verstoß ausersehen. Sie behaupteten, es stünde im April 1923 eine bolichemistische Revolution bevor, für deren Fall sie sich zum Schutze des Reiches zur Verfügung stellten. Roßbachs Adjutant lud im März 1923 eine Anzahl Offiziere, Unter­offiziere und Mannschaften der Reichswehr zu einer Ge­burtstagsfeier" nach der Villa Roßbachs in Wannsee ein. Das Geburtstagsfind war wohl feinem bekannt. Dort bear­beitete man die erschienenen Offiziere, daß die Reichswehr sich bei einem bevorstehenden Kampfe gegen die Revolution ,, neutral" verhalten sollte. Die Reichswehr neutral, wenn die Verfassung gegen die Bolschewisten verteidigt würde? Eine wunderliche Zumutung, hätte man nicht durchblicken lassen, daß unter den Bolsche wisten" die Bolschemisten" preußische Regierung mit Braun und Severing zu verstehen war.

Aus diesem geplanten Aprilputsch wurde nichts dank der Gewissenhaftigkeit eines Regimentskommandeurs. Seedt zeigte den Roßbachschen Emissären die kalte Schulter, der an­gebliche fommunistische Vorstoß erwies sich als Schwindel.

Außerdem hat, die Regierung des bankrotten Landes ein großes Aber auch aus der Untersuchung wegen Hochverrats gegen Interesse daran, dem Auslande, von dem sie Hilfe erhofft, vorzu- Roßbach wurde nichts; die Reichsanwaltschaft untersuchte machen, daß sie die Ordnung in Ungarn unbedingt aufrechterhalte.

Wie Ungarns Volk wirklich denkt, kann es nur in den wenigen Fällen zeigen, wo geheime Wahl vorgeschrieben ist. Das war letzt hin bei der Wahl der Komitatsvertretung der Bauernstadt Hajdu Nanas der Fall; dort errangen die Sozialdemokraten die absolute Mehrheit und infolgedessen alle Mandate. Das Parlament aber, das die Regierung stüßt und hält, wird zum allergrößten Teil, öffentlich und unter gemeinstem Regierungsterror ,, gewählt".

Karl Jörgiebel, der frühere Berliner Polizeipräsident, ist zum Polizeipräsidenten in Dortmund ernannt worden. Börgiebel fritt fein neues Amt sofort an.

Allgemeine

zwar, aber endlich schnitt eine Amnestie das Verfahren ab. Genau derselben Berkleidung bedienen sich jetzt die hessischen Nationalsozialisten. Sie wollen ihre verbrecherische Diftatur nur geplant haben für den Fall, daß die verfassungsmäßige Reichsregierung wegfallen und die Kommune" besiegt wäre; dann aber soll es losgehen mit Morden und Konfiszieren, während das verhungernde Bolk die Mitglieder des Regiments füttern foll. So wie für den April 1923 wird jetzt für den August 1931 die Erwartung einer bolichemistischen Revolution vorgeschüßt. Von dieser hat tein Mensch etwas gemerkt, und auch die Herren aus Bor= heim, die Mitte September(!) die Bestschen Pläne be­rieten, forrigierten und genehmigten, müssen damals gewußt haben, daß die Kommunisten ihnen den Gefallen nicht getan hatten. Wozu also noch die Arbeit?- Gibt es wirklich einen vernünftigen Menschen, der sich durch diesen alten Trick täuschen läßt?

Als im Winter 1923 zu 1924 der Münchener

Funktionärkonferenz Hitler Butsch sich verlaufen hatte und die Hamburger

Dienstag, den 1. Dezember, pünktlich 19.30 Uhr, im großen Saal der Neuen Welt", Hasenheide

Thema:

Sozialdemokratie

und internationale Abrüstung Referent: Dr. Rudolf Breitscheid , MdR. Zutritt haben: Alle Funktionäre der Partei und die poli ischen Ver­trauensleute in den Betrieben Parte buch ist mit g'eichlautender Funktionärkarte am Saaleingang vorzuzeigen Der Bezirksvorstand

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fammunistische Revolte niedergeworfen mar, bildeten die Rommunisten an vielen Orten bewaffnete Gruppen, angeblich zum Schutze der Republik gegen die Faschisten. Kein Mensch mar so töricht, ihnen diese Absicht zu glauben. Ihr Ziel blieb ja die Sowjetdiktatur, durch die sie den Misthaufen" der demokratischen Republik ersetzen wollten, fie bildeten Terror­gruppen, verübten lleberfälle und Morde. Der Staatsgerichts­hof zum Schuße der Republik , dem ich damals angehörte, hat pielmehr ganz mit Recht angenommen, daß der eigentliche oder wenigstens der Hauptzweck dieser kommunistischen Orga­nisationen die gewaltsame Errichtung ihrer Herrschaft, also