Am 12. Februar 1814 murde dem Baron Ludwig von West phalen in Salzmedel eine Tochter geboren und nach ihrer schottischen Großmutter Jenny genannt. 3wei Jahre später siedelte die Familie nach Trier über. Sie bezog ein Haus in der Römerstraße, in dessen Nachbarschaft der jüdische Rechtsanwalt Heinrich Marr wohnte. Hier wuchs eine mit Jenny gleichaltrige Tochter auf. Nach zwei Jahren im Jahre 1818 wurde sowohl in der Familie von Westphalen wie in der Familie Marg ein Sohn geboren. Es waren Edgar von Westphalen und Karl Marg. Die vier Kinder wurden später Spielgefährten. Dies war der poetische Anfang der Beziehungen zwischen Karl und Jenny Marg.
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Mit 21 Jahren war Jenny von Westphalen , wie Marg drei Jahrzehnte später noch voll Stolz schreibt, die Ballkönigin von Trier . Es wird von ihr berichtet, daß sie eine elegante, schöne, selbstbewußte Erscheinung war, daß ungewöhnliche Klugheit und innere Harmonie fie schon in jungen Jahren auszeichneten und daß sich ihr die glänzendsten Aussichten eröffneten, zumal ihre ablige Herkunft und ihr Vermögen über alle ihre guten Eigenschaften noch einen besonderen Schimmer warfen.
Diese Ballkönigin verlobt sich mit 21 Jahren mit dem damals siebzehnjährigen Karl Mart. Ihre glänzenden Aussichten" auf ein geruhsames Leben in Wohlhabenheit tauschte sie ein gegen eine höchst ungewisse Zukunft an der Seite von Karl Marg. Ihre Sehn fucht ging nicht nach Ruhe und Geborgenheit, sondern nach einer Aufgabe, nach einer Leistung im Leben. Sie fühlte oder erfannte die glänzende Begabung von Karl Mart. Sie liebte ihn und empfand zugleich start, daß sie für ihn die Frau ist, die ihm den Weg zur Entfaltung seiner Begabung, erleichtern wird. Daß er an ihrer Seite zu Größe, Bedeutung und Anerkennung emporschreite, das war ihres Lebens Ziel und Glück.
Der Altersunterschied verleiht ihr zunächst ein starkes Uebergewicht in den beiderseitigen Beziehungen. Als Karl Mary 1836 die Berliner Universität bezieht, da bestimmt sie. daß er ihr nicht schreiben darf, und daß auch sie nicht schreiben wird. Er soll in der Aufnahme von Wissen, er soll in seinen Studien nicht gestört werden. Hinter der Entfaltung seiner Begabung hat alles andere zurückzu stehen. Karl Marg hat unter diesem brieflosen Dasein sicherlich gelitten. Er schrieb viele, lange und lyrische Gedichte. Auch für Jenny selbst war der Verzicht auf Korrespondenz nicht leicht. Ihren Entschluß hat sie aber durchgeführt. Karl Marg war schon länger als ein Jahr in Berlin , als er den ersten Brief von ihr bekam.
Endlich, 1841 fehrte Karl Mary als junger Doktor der Philo fophie nach Trier zurück. An baldige Heirat war aber noch nicht zu benten. Karl Marg arbeitet zwar viel und er wird nach einigen Monaten als Chefredakteur an die Rheinische Zeitung " nach Röin berufen. Aber diese Stellung ist nicht sicher. Die preußische Zenjur macht ununterbrochen Schwierigkeiten. Schließlich wird die Zeitung verboten, fünf Monate nachdem Karl Marr ihre Redaktion über
nahm.
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2. Dezember 1881
von Zahlung fordernden Bädern, Gemüsehändlern, Fleischern und| ergehens bringen, gibt es wenige. In den Beziehungen von Jenny Zimmervermieterinnen bedrängt murde.
Karl Marg, dessen Gedanfengänge eine geistige Belt in BemeFamilie zu ernähren Er hätte es natürlich gefonnt. Freiligrath gung fezte, hat niemals vermocht, mit dieser seiner Arbeit seine wurde Bantbeamter, Engels war Raufmann, andere schlugen fich als Sprachlehrer durch.
Daß Karl Marg trog aller Not niemals. sein eigentliches Werk einer bürgerlichen Stellung, einem Broterwerb zum Opfer bringen mußte, tas banft er, und mit ihm die sozialistische Arbeiterschaft, Opfermut von Jenny Marg. Ihrer Forderung, daß er eine Stellung der Hilfsberitschaft von Engels aber noch mehr dem unerhörten annehmen möge, hätte er auf die Dauer nicht widerstehen können. Welche Frau, welche Mutter hätte eine solche Forderung nicht erhoben? Jenny Marg spielt nicht einen Augenblick mit diesem Gedancen. In aller Not und Sorge ist ihr immer das Erste: das Wert von Karl Marr darf nicht darunter leiden. Das ist das oberste Gebot ihres Lebens. Es ist der unerschütterliche Glaube an Karl Marg und seine Berufung. Frauen mit dem großen Glauben an die Leistung ihres Mannes gibt es viele. Frauen, die diesem Glauben an ihren Mann bedenkenlos das Opfer eigenen Wohl
zu Karl Marg liegt aber noch mehr als dieser Opfermut. Sie fühlt den Sinn ihres Lebens mit seinem Bert so identisch, daß sie nicht auch nur vernachlässigte. Ein Schimmer ihrer ersten Gefühle für ertragen fönnte, menn er seiner Aufgabe untreu würde, oder sie jenen jungen Karl Mary, in dessen Leistung fie ihre Lebensaufgabe fieht. bleibt immer in ihren Beziehungen zu ihm.
Er selbst fühlt das wohl und er fennt ihren menschlichen und geistigen Wert. Aus ihrem unerschütterlichen Bertrauen sprudelt ihm der Quell seines Selbstbewußtseins, seines festen Glaubens an land die Führer der Partei Entscheidungen zu treffen haben, und die Richtigkeit des eigenen Urteils, auch später noch, als in Deutscher sie unbefangen aus der Fernie, von London aus kritisiert.
Aus seiner gewaltigen Leistung heraus, deren er sich wohl bewußt ist, rechtfertigt er vor sich selbst die Annahme der Opfer von Engels und den Anspruch auf diese Frau, die er liebt und die er voll Begeisterung verehrt bis an das Ende seiner Tage.
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Tedes sagte Friedrich Engels : Nun ist Karl Marg auch gestorben." Am 2. Dezember 1881 starb Jenny Marg. Am Tage ihres Eleanor Marg schauderte vor diesem Wort seines Freundes und sie wußte später wie recht er hatte.
haften Leiden Frau Jenny Marg, die Lebensgefährtin und langAm 2. Dezember 1881 Derschied in London nach langem schmerzihres Mannes, war Jenny Mary ihm die ganze Zeit ihrer Ehe über jährige Mitkämpferin von Karl Mary. Aufrichtige Bewunderin eine treue Mitarbeiterin bei seinen schriftstellerischen Arbeiten und eine hingebende politische Mitkämpferin gewesen. Sie legte außerdem großen Wert darauf, ihm in Deutschland erschienene politische Beröffentlichungen von Bedeutung zu besorgen. Kurz, ihre Ehe fonnte an geistiger Harmonie nicht übertroffen werden. Allerdings fehlte es ihr auch nicht an schweren, die Familie ungemein be= drückenden wirtschaftlichen Sorgen. Ganz besonders litt diese unter den Folgen des Jammers, den der frühe Tod der erstgeborenen Kinder bei ihr hervorrief. Beide, Vater und Mutter, hingen mit zärtlicher Liebe an ihren später geborenen Töchtern und boten ihr Möglichstes auf, ihnen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.
Daß ich bei meinem ersten Besuch in der Familie Marg Frau Jenny Mary fennengelernt habe, habe ich in meinem Buch ,, Aus den Jahren meines Erils" erzählt. Wie ich dort ausgeführt habe, geschah dies unter der Führung von August Bebel , der es im dritten Band seiner Lebenserinnerungen genauer geschildert hat.
Bebel beschreibt in dem betreffenden Kapitel eingehend, wie mir bei jenem Besuch mit der schwer leidenden Frau Jenny Marr bekanntgemacht wurden und welchen vorzüglichen Eindrud diese feingebildete Frau auf uns machte, die freiwillig ihr Krantenlager verlassen hatte, um unten im Besuchszimmer Bebel und mich zu Buch heißt es darüber:
m. Kowalewski:
bescheidenen Wohnung so gastfreundlich empfangen hätte und die ,, Selten ist mir eine Frau begegnet, die ihre Gäste in ihrer Franzosen ,, une grande dame" nennen." bei all ihrer Einfachheit doch das zu bleiben verstand, was die
( Aus einem Aufsatz des russischen Soziologen, erschienen 1895.)
ihrem Herzen und Geist so harmonisch gestaltete Frau gefannt, die ,, Ich habe selten eine in ihrer äußeren Erscheinung wie in bei der ersten Begegnung so sehr für sich eingenommen hätte wie bunkelhaarig und dunkeläugig wie ihr Bater. Frau Marr. Sie war blond, ihre Kinder. damals noch flein, maren
Freud und Leid, das letztere in reichlichem Maße, geteilt und aller Ich habe auch selten eine so glückliche Ehe gekannt, in welcher Schmerz in dem Bewußtsein vollster gegenseitiger Angehörigkeit überwunden wurde.
Frau Marg lebte in den Ideen ihres Mannes, sie ging dabei ganz und gar in der Sorge für die Ihrigen auf und war doch himmelweit von der strumpfstrickenden, den Kochlöffel rührenden deutschen Hausfrau entfernt."
( Aus den Erinnerungen eines Achtundvierzigers", 1898.)
,, Sein ganzes Leben hindurch mar ihm( Marg) feine Frau eine Gefährtin im wahrsten und vollsten Sinne des Wortes. Niemand hat je in höherem Maße das Gefühl der Gleichheit beseffen, als
Jahrbücher herauszugeben, die in Paris erscheinen follen. Es mird begrüßen. In meinem genannten die sich auf unsere polis Frau Marg, und dies obgleich sie in einer deutschen Aristokraten
ihm ein Gehalt von 500 Talern jährlich ausgefeßt. Nun tann er Jenny Don Westphalen heiraten, nachdem er sieben Jahre um fie gebient hat. Am 19. Juni 1843 ist die Hochzeit. Einige Monate später siebelt bas junge Baar nach Paris über. Hier ermeist sih nach kurzer Zeit, daß auch diesmal die finanzielle Existenzgrundlage nicht sicher ist. Die Deutsch - Französischen Jahrbücher" gehen nach dem Erscheinen der ersten Nummer unter fräftiger Beihilfe der preußischen Polizei ein. In den weiteren literarischen Arbeiten jener Zeit ftellt Karl Marg immer deutlicher die sozialistischen Start Grundgedanken dar. Die preußische Regierung segt bei der Regie: rung Frankreichs seine Ausweisung durch. Anfang 1845 fiebelt er mit seiner Familie nach Brüssel über.
Jenny Marg war in Paris Mutter gemorden. Ihre Tochter Jenny ist bei der Uebersiedlung% Jahr alt. Im Herbst 1845 wird eine weitere Tochter, Laura, geboren und ein Jahr später der Sohn Edgar. Mutterschaft bedeutete für die Frauen jener Zeit eine außer ordentlich schwere Belastung. Es wurden viele Kinder geboren, und viele starben wieder früh. Jenny Marr, die erst mit 28 Jahren heiratete, hatte sieben Kinder. Bier davon hat sie durch den Tod verloren. Von ihrem leidenschaftlichen Schmerz berichten Tagebuchblätter.
Wie in Paris , so bildet sich in Brüssel wieder ein Kreis bebeutender Menschen um das Ehepaar Marg. Sie werden angezogen von Marg gewaltigem Geist, und sie werden in Fesseln geschlagen Don der Gastfreundlichkeit und Klugheit der schönen, wißigen Frau Marg. In Paris schwärmen Herwegh und Heinrich Heine von ihr. In Brüssel sind es nicht Dichter, sondern junge deutsche Sozialisten. Um den organisatorischen Zusammenhalt der deutschen Emigranten und um ihre theoretische Durchbildung fümmert sich Karl Marg. Eine starte menschliche Bereicherung erfahren sie durch ihren Umgang mit Jenny Marg, zu der sie verehrend emporbliden. Sie erleben zum erstenmal die ihrem Mann gleichgestellte kameradschaftliche Frau. Die Erinnerungen von Stephan Born stammen aus diefer Zeit. Die von Liebknecht und Leßner liegen zeitlich etwas fpäter. Sie spiegeln aber den gleichen Einbrud.
Das Revolutionsjahr 1848 beendet für die deutschen Sozialisten Das Revolutionsjahr 1848 beendet für die deutschen Sozialisten das Eril in Brüssel . Sie fehren nach Deutschland zurück und beteiligen fich fast alle führend an der Revolution. In Köln lebt Mary' alte Beitung als Neue Rheinische Zeitung " wieder auf. Marg ist wieder ihr Chefredakteur. Die Tonart seines Blattes ist die fräftigste in allen deutschen Ländern.
Bald wird aber die preußische Reaktion noch kräftiger. Im Mai 1849 tann sie es wagen, Karl Marg aus Preußen auszuweifen. Für die Zeitung bestanden schon vorher finanzielle Schwierigkeiten. Karl Marg hatte sie deshalb auf eigene Rechnung übernommen. Das kostete ihn das Vermögen der Familie und sein ganzes Hab
und Gut.
Arm wie die Kirchenmäuse ziehen Karl und Jenny Marg im September 1849 nach London ins neue Eril. Sie haben keine Bantnoten, sondern Pfandscheine in den Taschen. Sie bringen drei fleine Stinder von brei, vier und fünf Jahren mit. Ihnen zur Seite geht Lenchen Demuth , die treue und opfermütige Hausgehilfin. Einen Monat später wird das vierte Kind geboren.
Es folgen nun zwei Jahrzehnte allergrößter Not. Erst im legten Jahrzehnt ihres Lebens konnten Karl und Jenny Marg etwas aufatmen. Ihr treuer Freund Friedrich Engels. der allezeit ausgeholfen hatte so gut er vermochte, fonnte ihnen dann soviel Geld zur Verfügung stellen, daß Jenny Marg nicht mehr ununterbrochen
,, Sie brachte in freundlichen Worten, tische Tätigkeit bezogen und dabei Bebels Berdienste gebührend würdigten, Bebels und meine Gefundheit aus, mußte sich aber nach Tisch bald wieder in ihr Stranfengimmer zurückziehen. In ihrem Benehmen verriet sie die feingebildete Frau; ihre Rede war bei aller Wärme frei von Ueberschwänglichkeiten." Der tiefe Einbrud, den sie bei allen Besuchern hinterließ, spricht als Beweis bafür, daß dem Namen Jenny Marg neben dem ihres großen Gatten in der sozialistischen Welt ein unvergängliches, verehrungsvolles Andenken gesichert ist.
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Frau Marg hat auf meine Entwidlung vielleicht einen ebenjo starten Einfluß gehabt, wie er selbst. In ihr fand ich eine schöne, hochfinnige, geistvolle Frau, die sich des freundlosen, an den Themsestrand verschlagenen Freischärlers halb mütterlich, halb schwesterlich annahm. Der Verkehr in dieser Familie hat mich annahm. Der Berkehr in dieser Familie hat mich das glaube ich fest ich fest vor dem Untergang im Flüchtlingselend gerettet." ( Erschienen 1894 in der Feuilletontorrespondenz von Eduard Fuchs .) Frau Marg war die erste Frau, durch welche ich die erziehe rische Kraft und Macht der Frauen erkennen lernte. Meine Mutter schwommene Borstellungen habe, und später fand ich mich auch- war so früh gestorben, daß ich von ihr nur schattenhafte, ver außer auf ganz turze Zeit, und auch das in sehr früher Kindheit - von weiblicher Gesellschaft, die mich hätte emporheben und zur Milderung und Schleifung meines Wesens hätte beitragen fönnen, Dolfommen ausgeschloffen. Ehe ich Frau Marg traf, hatte ich die Wahrheit des Goetheschen Wortes nicht begriffen:
Willst du genau erfahren was sich ziemt, Go frage nur bei edlen Frauen an!
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Sie war mir bald Iphigenia , die den Barbaren fänftigt und bildet, bald Eleonore, die dem mit sich zerfallenen, an sich zweifeln den Ruhe gibt Mutter, Freundin, Bertraute, Beraterin. Sie war mir das Ideal eines Beibes, und sie ist es mir. Und es fei hier wiederholt- wenn ich in London nicht zugrunde gegangen bin, geistig und förperlich, dann verdante ich es zum großen Teil ihr, die wenn ich dachte, in dem brandenden Ozean des Flüchtlingselends zu verfinken, mir wie Leutothea bem schiffbrüchigen Odysseus erschien und wieder Mut gab zu schwimmen."
( Aus dem Buch ,, Karl Marg zum Gedächtnis", Nürnberg 1896.)
( Mitglied des Generalrales der 1. Internationale):
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,, Marg Haus stand jedem zuverlässigen Genossen offen. Die angenehmen Stunden, welche ich, wie viele andere, in seinem Fa milienkreise verlebt habe, sind mir unvergeßlich. Hier glänzte vor allem die ausgezeichnete Frau Marg, eine große, selten schöne Frau, vornehm in der äußeren Erscheinung, dabei aber so außergewöhn ich gutmütig, liebenswürdig, geistreich und so frei von allem Stolz eigenen Mutter oder Schwester behaglich zu Hause fühlte. Ihr und jeder Steifheit, daß man sich in ihrer Umgebung wie bei seiner ganzes Wesen erinnerte an die Worte des schottischen Volksdichters Robert Burns: ,, Weib, liebliches Weib, der Himmel bestimmte dich, den Mann zu befänftigen." Sie war für die Sache der Arbeiterbewegung voller Begeisterung, und jeder, selbst der kleinste Erfolg im Rampfe gegen die Bourgeoisie verursachte ihr die größte Ge nugtuung und Freude."
( Aus ,, Erinnerungen eines Arbeiters an Sarl Marg", 1893.)
familie geboren und erzogen war. In ihrem Hause, an ihrem Tische empfing fie Arbeiter im Werttagsanzuge mit der nämlichen Höf lichkeit und zuvorkommenheit, als ob es Fürsten und Prinzen ge
wesen wären.
würdige Gastfreundschaft tennen gelernt, und ich bin überzeugt, Biele Arbeiter aller Länder haben ihre liebensfeiner von ihnen allen hat vermutet, daß die Frau, welche sie mit Linie von der Familie der Herzöge von Argyll abstammt und daß so schlichter und ungeheuchelter Herzlichkeit aufnahm, in weiblicher ihr Bruder Minister des Königs von Preußen gewesen war."
( Aus einem Artifel des franzöfifchen Parteiführers und Schmiegersohns von Marg in der Neuen Zeit", 1890.)
,, Es ist keine Uebertreibung, wenn ich sage, ohne Jenny von Westfalen hätte Karl Marr niemals der sein können, der er war. Beide paßten vollkommen zusammen und ergänzten sich. Von außerordentlicher Schönheit, welche die Bewunderung Heines, Herweghs bis zu Lassalle erregte, voll glänzender Begabung und Wig, ragte Jenny von Westfalen aus Tausenden hervor."
( Aus einem Beitrag der jüngsten Tochter von Mary für den österreichischen Arbeitertalender, 1894.)
Die Familie von Westphalen
Ludwig von Westphalen , der Bater von Jenny Marg, war hoher Beamter in Trier . Er stammte aus einer alten brauschweigischen Beamtenfamilie. Sein Sohn aus erster Ehe, also ein Stiefbruder von Jenny Marg, murde 1850 in Zeiten schmerster Reaktion, Innenminister des Königs von Preußen.
Berühmt wurde der Name der Familie durch Bhilipp von Westphalen, den Großvater von Jenny Mary. Während des Siebenjährigen Krieges entfaltete Philipp von Westphalen hervorragende militärische Talente. Den Besten Preußens fchüßte damals ein brauschweigisch- englisches Heer. Trog zahlenmäßiger. Ueberlegenheit feiner Gegner zog dieses Heer von Sieg zu Sieg. Sein Führer war Herzog Ferdinand von Braunschweig . Er verdankte seine kriegerischen Erfolge der Tatsache, daß er bis ins kleinste die militärischen Borschläge Westphalens ausführte.
Philipp von Westphalen war damals der eigentliche Generalstabschef und zugleich Generalquartiermeister des ganzen langjährigen Feldzuges. Nach außen bekleidete er die bescheidene Stellung eines Geheimsekretärs des Herzogs. Ehrungen, die ihm der Herzog von Braunschweig und der König von England anboten, lehnte er selbstbewußt ab Nur mit seiner Erhebung in den Adelsstand war er einverstanden, offenbar weil er damals schon beabsichtigte, Jeanie Wishart of Pittarom zu heiraten, die aus einer der ältesten schottischen Baronsfamilien stammte.
In den Adern dieser Frau, der Großmutter von Jenny Marg, pulsierte das Blut ihrer schottischen Vorfahren, die berühmt waren Opfer bereit. Einer ihrer Borfahren mußte als Kämpfer für die als selbstbewußte Rebellen, jederzeit zum Kampf und auch zu jedem Revolution den Scheiterhaufen besteigen, ein anderer wurde auf dem Marktplatz in Edinburg in aller Oeffentlichkeit geföpft. Er war einer der Führer im Freiheitskampf gegen Jakob II. gewesen.
Bon der Klugheit und Kühnheit ihrer Vorfahren, von ihrem Kampfmillen und Opfermut und von ihrem Streben, dem Geist ihrer Zeit voranzugehen, ist in Jenny Marg ein gut Teil lebendig ge morden.