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Funktionäre treu zur Partei! Vreiischeids Kampfrede. Freiheitsflieger Baffanesi Mrmisch umjubelt.

Eine auflerordeutlich ftttrk besuchte Funktionär- Konferenz der Berliner Tozialdeurokratie im großen «sal derNeuen Welt" uuhm gestern abend Stellung zur politischeu Lage. Das Thema, das ursprünglich Sozialdemokratie und iudrruationale Abrüstung" lautete. wurde auf eine Besprechung der innenpolitischen Lage ausgedehnt. Die glänzend verlaufene Versammlung fand mit einer jubelnden Begrüßung des italienischen FreihcitS- fliegers Bas fönest einen begeisternden Abschluß. Als Hauptredner sprach der Borsitzende der Reichs- tagfraktion. Genosse Rudolf Breitscheid : Zwischen der Frage der Wrüstung und den deutschen inner- politischen Problemen besteht eine enge Verbindung. Während vor dem Kriege nur die international« Arbeiterklasse unter dern Wider- stand der Regierungen für die Abrüstungen kämpfte, hat der Welt- krieg auch für andere Kreis« Zweifel ausgeworfen, ob der alte Satz: Wenn du den Frieden willst, rüste zum Krieg!", nicht falsch sei. Breitscheid legte sodann die Verschiedenheiten dar, die in der Ab- rüstung nach den Friedensverträgen von 1913 sür Besiegte und Sieger, sowie die neuen Staaten bestehen. Er betonte, daß nach den Verträgen ohne Zweifel ein deukscher Rechtsanspruch auf die Abrüstung auch der anderen Staaten bestärSc. Das habe auch in Uebereinftinnnung mit der gesamten französischen Sozialdemokratie der Genosse Blum immer mit Deut­lichkeit heroorgehoben. Wenn diese Derpslichwng van den franzö- fischen bürgerlichen Regierungen immer wieder umgangen wird, dann besteht die Gefahr, daß für die Anhänger einer deutschen Aufrüstung eine Verführung zur Verletzung der durch Deutschland übernommenen Verpflichtungen vorliegen körnte. Die Arbeit des Völkerbundes in der Abrüftungsfrage. die er selbst in leinen Satzungen als vordringlich bezeichnet, ist leider nur langsam vor sich gegangen. Die Vorbereitende Abrüstungs- konferenz hat ein vor allem für Deutschland völlig unzureichendes Rachueirprogramm geschaffen, die Völker müssen auf die Regierungen einwirken, damit nach Völkerbundspakt und Schiedsgerichtsvertrögen, nach Locarno - und Kellogg -Vertrag die Wrüstung endlich Wirklich- keit werde. Die Nationalisten des Auslandes operieren damit, daß Deutsch- land seine Verpflichtungen durchbräche. Ich bin des guten Glaubens, " dies nicht der Fall ist aber Reichsgerichtsurteile wie im Fall derWeltbühne", die auf Grund einer geheimen VerHand- lung und bei einer geheimen Urteilsverkündung er- iolgt sind, müssen im Ausland den Eindruck erwecken, daß Deutschland etwas zu verbergen habe. Im übrigen aber weift Frankreich , und das hat die letzte Rede des Ministerpräsidenten Laval bewiesen, rüdem er sich auf dieunerhörten Kundgebungen" gewisser deutscher Kreis« berief, aus das Erstarken de« deutschen Rationalismus bin. Dia französische Politik ist an diesem Erstarken zu mindesten nicht unschuldige Frankreichs Goldpolitik schafft dem nationalen Radikalismus neue Arbeitslose und Verzweifelte. Ader Frankreich ist nicht allein verantwortlich. Wir können nicht behaupten, daß unsere eigenen Machthaber in Deutschland an der Entwicklung schuldlos seien. Alles auf die Reparationen zu schieben, ist irrig. Wir müssen unsere eigenen Fehler sehen. Liefern mir nicht Frankreich einen starken Vorwand, gegen die Abrüstung zu kämpfen, wenn der französische Bürger annehmen zu können alaubt, daß die Nationalsozialisten bei uns zur Herrschaft kommen? Die deutsch - Regierung beklagt sich, daß nach französischen Stimmen ein Hitler-Regiment zu erwarten sei, weil die bestehende Regierung zu schwach wäre. Französische RaKonasifien wünschen eine Hitler-Regierung. um dann einen noch stärkeren Druck auf Deutschland ausüben und andere Bedingungen wie die gegen Brüning stellen zu können. Darum hätte die deutsche Regierung die Pflicht, den National- sozialisten mit aller Energie entgegenzutreten und immer wieder vor breitester Oefsentlichkeit auf die Gefahren hinzuweisen, die Deutschland durch eine Regierung Hitlers drohen. Diese Pflicht hat vor allem der Reichskanzler, der zugleich Außenminister ist. glicht nur die Wahlerfolge der Nationalsozialisten können den Nationalisten Frankreichs Borwände gegen die Abrüstung bieten. sondern vor allem auch dasTerrorregimentderbraunen SA.-Truppen, namentlich auf dem platten Lande.(Starke Zustimmung.) Ich glaube nicht an einen bevorstehenden national- sozialistischen Putsch, aber ich glaube an den E i n s ch ü ch t e r u n g s- versuch der Nationalsozialisten gegenüber noch widerstehenden Teilen des Bürgertums und auch der Arbeiterschaft, dl« zu dem Schluß kommen sollen: Wir ertragen es nicht länger, wir sehen nicht mehr ein, warum wir eine so schwache Regierung stützen sollen. Die Reichsregierung hat die Pflicht, alle Machtnnttel zur Abwehr anzuwenden. Sie hat das bisher nicht getan. Der Darkelausschuß hak deshalb henke weitgehende Enkichlüsse gefaßt, die den üampfwilleu und die ftampssreudigkeik der Genossen verwerten sollen. (Zuruf: Höchste Zeit!) Jawohl, aber wir hatten gute Gründe, zu warten. Wir stehen hiermit nur in der Wwehr. Wir sind glücklich, daß Severing und die Preßenregierung mit aller Energie den Nationalsozialismus bekämpfen. Wir haben aber oft den Eindruck, als ob die Reichsregierung dies nicht tut. Vielleicht will es Brüning, aber wir wissen nicht, ob er innerhalb der Reichsregierung den genügenden Einfluß hat, seinen Willen durchzusetzen. Parleiausschuß und Reichs lagxscattion verlangen, daß die Regierung Staat und Arbeiterschaft gegen nationassoziallstische Illordbubeu schützt. Handelt sie nicht danach, so ist die Regierung Brüning wert, zu fallen.(Stürmische Zustimmung.) Breiischeid wandte sich dann gegen das falsche Spiel der low- munistisch«, Parteileitung, die da» abgegristene Wort von der Einheitsfront nur lästernd gebraucht«. Was ich in Darmstadt sagte, führte dazu, daß dieRote Fahne" als Hauptfeind die Sozialdemokratie bezeichnet«. Im Abwehrkampf soll für uns nicht das Parteibuch maßgebend fein, aber sobald wir diese Dinge nur ganz vorsichtig berühren, dann fallen uns die Kommu­nisten in den Rücken.(Lebhafte Zustimmung.) Nach einmal rufen wir die Regierung Brüning zur Propagcruda und Xaf gegen den RaSoaalsoziall«m»s

auf. Duldet sie Braunschweiger Zustände, dann besiegelt sie ihr Schick­sal selber. Dann wird es uns leid, einer Regierung unsere Unter- stützung zu leihen, die den Kampf gegen den Faschismus nicht auf- nehmen und immer wieder die Hauptlasten auf die Arbeiterklasse legen will. Die einzige wirkliche Stütze der Regierung ist die sozialde in akratische Arbeiterschaft, mag sie sich viel- leicht im wesentlichen auch auf das Zentrum noch verlassen können. Die stärksten Kadres der Republik stellt die Sozialdemokratie, stellt das Proletariat. Das Großkapital lehnt die Republik ab, es sehnt die Vergangenheit oder die Herrlichkeiten des Dritten Reiches herbei. Was die neue Notverordnung bringen soll, klingt nicht verheißungs- voll. Man spricht von neuem Gehaltsabbau und einem neuen Lohnangriff. Unverzüglich werden wir bei der Reichsregierung energisch« Vorstellungen erheben. Wir sagen uns, daß auf die Dauer nicht jede Last uns aufgebürdet werden kann, (anhaltender Beifall) obwohl wir wissen, daß es unter einer eventu- ellen Rechtsregierung ohne Zweifel nicht besser würde.(Sehr richtig.) Aber es gibt eine Grenze der Tolerierungspolitik. Entscheidungen, von denen das Weiterbestehen der politischen und wirtschaftlichen Organisationen der Arbeiterklasse und die Freiheit der Rede und der Presse abhängen kann, dürfen gewiß nicht im Taumel gefaßt werden. Wir denken an Mussolini , und wir werden, trotzdem wir von der größeren Widerstandskraft der deutschen Ar- beitcrorganisationen gegenüber den italienischen Verbänden überzeugt sind, bestimmt nicht leichtsertig handeln. Wenn aber ein Wechsel in unserer Politik eintreten sollte, dann müssen wir gewiß sein, daß die Parteigenossenschoft bereit ist, mit Wort und Tat und mst verhundertfachtem Eifer für unsere Entscheidungen ein- zutreten und zu kämpfen!(Stürmischer, anhaltender Beifall.) Nachdem Genosse Litke die Entschließungen bekannt gegeben, die der Parteivorstand, der Parteiausschuß und die Reichstags- fraktion in gemeinsamer Sitzung gestern angenommen hatten, begann die Funktionärkonferenz die Diskussion. kubetschck forderte ein schärferes Vorgehen der in amtlichen Stellen befindlichen Parteigenossen gegen die Terrorakte der Faschisten. Besonders auf dem Lande müsse die Bevölkerung mehr als bisher geschützt werden. Bei der Zusammensetzung der Dele- gation zur internationalen Abrüstungskonferenz darf sich die Sozial- demokratie nicht ausschalten lassen. Dr. Käthe Frankenthal bedauerte, daß die Sozialdemokratie zur Uebcrwindung der Wirtschaftskrise kein sozialistisches Rezept angeben konnte. Nicht zuletzt deshalb sind die Massen der Wähler zu den Nationalsozialisten gegangen. Leider sind wir uns heut« darüber einig, daß wir in der Abwehr der Nationalsozialisten nicht mehr ausschlaggebend sind. Ein« Demissionsdrohung Brünings darf keinen Einfluß mehr auf unsere Politik haben. Dem national- sozialistischen Wollen müßten wir uns mit dem Willen zur sieg- haften Abwehr entgegcnwerfen. Rolschild: Gegen die Situation in Deutschland müsse die Partei so aktiv werden, wie jetzt das Reichsbanner: Resolutionen Helsen da nicht mehr. Redner kritisiert« die Sparmaßnahmen der Reichs- regierung besonder» bei den Arbeitsämtern. Günther-Neukölln: Die Politik der Regierung wird bewußt auf die Zerschlagung der sozialen Lag« der Arbeiterschaft«ingestellt. deshalb darf die Sozialdemokratie dies« Regierung nicht mehr tolerieren. Es wäre besser gewesen, wenn die Partei den Rational- sozialisten beim Reichstagszusammentritt Gelegenheit gegeben hätte, sich in der Regierung bis aus die Knochen bloßzustellen.(Lebhafter Widerspruch der ganzen Versammlung.) Seit 1918 wird in den Massen keine Regierung so gehaßt wie die Regierung Brüning, ober auch keine Partei so wie die Sozialdemokratie.(Erneuter Widerspruch.) Wenn wir weiter tolerieren, kann es bald heißen: Zu spät! Künstler: Es ist falsch, wenn Genossen alles in der Politik unter dem Gesichtspunkt Brüning betrachten. Es gibt auch eine andere Perspektive, die heißtBürgerkrieg!". Die Sozial» demokratie hat bisher alles aufgeboten, um dam deutschen Dolk« den Bürgerkrieg zu ersparen. Sozialdemokratische Führer haben sich nicht die Generale des Weltkrieges zum Vorbild zu nehmen, sie dürfen nicht mit Menschenleben spielen.(Beifall.) Sehen wir nach Italien . Dort ist die Arbeiterschaft nach neun Jahren Regierungszeit des Faschismus weiter denn je davon«nt- fernt, Mussolini zu stürzen. Wenn Brüning die Arbeiterschaft weiter belasten will, wenn die Regierung weiter den Faschisten so untätig wie bisher gegen- überstehen will, dann sollte die Tolerierung aufhören. Bewußt darf die Sozialdemokralie die Nationalsozialisten nicht an die Regierung lassen. Für unsere Politik gegen die Faschisten sind die im Saale an- wesendcn Funktionäre genau so verantwortlich wie die Führer der Partei. Fenglcr: Wer den Krieg im Schützengraben mitgemacht, ist auch für die Abrüstung. Zum Glück gibt es bei der Sozialdemokratie mehr Frontkämpfer als bei den Nazis. Seit 1918 steht die Partei in der Abwehr, daraus ergibt sich unsere Schwäche gegenüber den anderen. Mehr als bisher sollte die Partei den Kampf gegen die kapitalistische Wirtschaft führen, dann werden wir den National- sozialisten das Wasser abgraben. Ein Antrag auf Schluß der Aussprache wird angenommen. Im Schlußwort betont« Dr. Bvcitschcid. im Anfang der Tolerierungspolitit seien auch diejenigen dafür ge­wesen, die jetzt deswegen die Partei verlassen haben. Wr haben Brüning toleriert, um den Bürgerkrieg so lange wie möglich zu ver­meiden, wir haben toleriert, um die Nationalsozialisten solang« als möglich von der Herrschast fernzuhalten. Man müsse diejenigen Kritiker bewundern, die immer und stets voraussehen, welchen Wog die Politik nehmen wird. Jedenfalls wollten wir eine Regierung verhindern, die die Rechte der Arbeiterschaft noch mehr mit Füßen tritt, wie die jetzige. Man sollte doch davon überzeugt sein, daß Hugenberg das Tartfrecht der Arbeiter noch weniger achten würde, wie Brüning. Die Sozialdemokratie wird nie leichtfertig den Foschismu» an» Ruder lassen. Und alle, die setzt und immer so laut gegen die Na- tionalsozialisten in den Versammlungen sprechen, werden doch sicker später einmal aus der Straß« ün Kampf gegen die Faschisten stchou. Gewiß würden die Faschisten eünnal abwirtschaften. Aber kündigen nicht gerade sie inuner wieder ihre Absichten an, Volt und Meinung zu knebeln und herunterzuhalten. Da» darf nie und

nimmer vergessen werden, besonders nicht von Sozialdemokraten. Deshalb müssen wir auch stets die Massen darauf hinweisen, daß nur die Sozialdemokratie die Hüterin der demokratischen Recht« des Volkes ist.(Lebhafter Beifall.) Folgende Resolution wurde eiustimuüg angenommen: Solange die Abrüstung nicht durchgeführt ist, ist der Frieden stets gefährdet. Die Friedensverträge haben einzeln« Länder zur Abrüstung gezwungen und die Abrüstung der anderen versprochen. Die langen Verhandlungen in Gens haben jedoch bisher kein greifbares Resultat ergeben. Die Lasten der Rüstungen wachsen. Die Geduld der Völker ist aufs äußerste angespannt. Daher fordern wir von den aus der Abrüstungskonferenz ver- tretencn Regierungen, daß sie endlich zu positivem Handeln über- gehen. Ein Vertrag muß abgeschlossen werden, der sofort eine großzügige Herabsetzung der Hecrcsbestände, des Kriegsmaterials in allen Formen und der Milltärausgaben sichert und zur voll- ständigen, allgemeinen und kontrollierten Abrüstung führt. Nach der Annahme dieser Resolution gab es«ine Sensation m der Versammlung. Auf der Bühne erschien, von führenden Berliner Parteigenossen begleitet, der italienische Freiheitsflieger Bassanesi- der über Mailand antifaschistische Flugblätter abwarf, und jüngst bei einem neuen Versuch eines Fluges in Konstanz festgenommen wurde. Bassanesi wurde den Funktionären vorgestellt und mit donnerndem Beifall begrüßt. Genosse Litke gab eine kurze Darstellung des Helden- haften Kampfes, den Bassanesi und seine Kameraden gegen den italienischen Faschismus führen und gedachte dabei de Basis, eines Mitstreiters von Bassanesi, der nach dem Abwurf der antisaschistischen Flugblätter ums Leben kam. Die Versammlung hörte die Worte Litkes stehend an. Bassanesi spricht, Dann nahm, mit wiederholtem stürmischem Beifall begrüßt, Bassanesi das Wort zu einer französisch gehaltenen Ansprache. Er bedauerte, zu den deutschen Arbeitern nicht in ihrer Mutter­sprache sprechen zu können. Er danke den Berlinern und den beut- scheu Sozialdemokraten für die Hilfe, die sie der antifaschistischen Sache angedeihen lassen, der antifaschistischen Sache, die die Sache der Freiheit ist. Er, Bassanesi, sei in dieser Stunde ganz besonders bewegt, weil er wisse, daß auch für das dentfche Volk die ernste Stunde angebrochen sei, in der seine Freiheit bedroht sei. Dabei denke er tiefbewegt an sein Vaterland, als dort noch das Dolk die Freiheit hatte. Mit dem Ausdruck der Zuversicht, daß die deutsche Arbeiter- schaft und die deutsch « Sozialdemokratie die Kraft aufbringen werde, olle Anschläge der Faschisten aus die Freiheit abzuwehren, schloß Bassanesi unter ungeheurem Beifall seine Ansprache. Im Namen der Versammlung dankte Genosse Litke Bassanesi für sein Kommen und für seine Worte. Stehend brachten die Funk- iionäre auf den kühnen ikaliemschen Freiheitskämpfer, auf die deutsche und die internationale Sozialdemokratie ein brausendes Hoch aus. Der Gesang der Jnternationake schloß die Versammlung'

Rekordiieffiand des Pfunds. Bereits mehr als ZO prozentige Entwertung. London . 1. Dezember.(Eigenbericht.) Oer pfuadkurs nähert sich feinem Rekordliesssand in den Rachkriegsjahreu. Ja der Londoner City schloß das Pfund am Dienstag mit 3.29): Dollar(13,90 M. statt einet Parität von 20,50 vkk.j. Außer den bekannten objektiven Gründen für die gegen- wältige Schwäche gesteigerte Einfuhr in Erwartung von neuen Zöllen. Saistmbelastnng, Zinszahlung der Sprozentigen Kriegsanleihe, die zum größten Teil ins Ausland geht Ist sie auch weiterhin durch psychologische Gründe bedingt. Zu Paris werden die Aussichten des Pfundes besonders ungünstig beurteilt. Die Möglichkeit einer Erhöhung der ungedeckten Notenemission be- unruhigt, obwohl keiu objektiver Grund für eine Znflationsfurcht bei einer Erhöhung des ungedeckten Notenumlaufs besteht. (Siehe auch Wirtschaftsteil.) Regierung und puffchisten. Sozialistische Enthüllung im ungarischen Parlament. Budapest . 1. Dezember.(Eigenbericht.) Im Abgeordnetenhaus bezeichnete der Innenminister die ausgedeckte putschistische Verschwörung als ganz bedeutungslos: die Schuldigen würden bestraft werden. Der Sozialdemokrat G y ö r k i erklärte, er glaube diesen Ver- sicherungen nicht. Auch der Innenminister und der Budapsster Oberstodthauptmann(Polizeipräsident) seien Mitglieder rechts­radikaler Geheimgesellschaften. Der Innenminister habe erst kürzlich in einer Sitzung einer solchen Gesellschaft erklärt, er werd« im geeigneten Zeitpunkt die Sozialdemokratie und die G e- werkfchaften auflösen. Diese Rede des Sozialdemokraten wurde mit großem Lärm aufgenommen.

Gtaaisstreichgefahr m Finnland . Warnung des Innenministers. helfingfors, 1. Dezember. Innenminister von Vorn hat im Parlament«ine Cr- klärung abgegeben, die ollergrößtes Aufsehen hervorgerufen hat. denn der Minister gab zum ersten Male unumwunden z», daß die Gerüchte über einen bevorstehenden Staatsstreich nicht u n b e- gründet seien. Der Minister erklärte, daß die Behörden Vor­bereitungen verschiedener Organisationen festgestellt hätten, die noch Lage der Dinge auf einen Staatsstreich deuteten. Zum Teil geheim, zum Teil öffentlich, werde sowohl innerhalb der finnländischen Armee als auch des Schutzkorps Propaganda für die B e« feitigung der verfassungsmäßigen Zustände durch einen Gewaltakt gemacht. Aus den Tagesbefehlen und de» Verfügungen der staatsfeindlichen Organisationen gehe deutlich hervor, daß der Staatsstreich unmittelbar bevorstehe.