Beilage
Donnerstag, 3. Dezember 1931
Tob
Der Abend
Spalausgabe des Vorwärts
Hiftorie von Achtundvierzig
Ricarda Huch : ,, Alte und neue Götter"/ Beit Valentin: ,, Geschichte der Deutschen Revolution 1848-49"
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Bon Thiers, Mignet und Michelet über Louis Blanc , Quinet| Historiker verfügt er über den archivarischen Fleiß, aus den Akten und Taine bis Alard, Jaurès und Mathiez wie drängen sich in Frankreich die Historiker, die die Große Revolution ihres Landes im großen zu gestalten unternahmen; es ist wirklich, als wollte das Meer noch ein Meer gebären. Die Literatur über die deutsche Revolution von 1848/49 aber? Fehlanzeige! Das liegt nicht nur daran, daß, mit Karl Marg zu reden, die Revolution von 1789 feine französische, sondern eine Revolution europäischen Stils war, während die deutsche Revolution auch als Lokalereignis im Anlauf stecken blieb; ebensosehr trug die Schuld, daß zum mindesten die offizielle Geschichtsschreibung im wilhelminischen Reich keinerlei Luft verspürte, sich mit dem
Ringen und Streben hoffnungslos Unterlegener zu befassen. 1848
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ach was! Bismard hatte ja forsch und
schneidig mit Blut und Eisen geschaffen, was jene schwarzrotgolde. nen Träumer und Wolkentuckucksheimer zu erreichen unfähig waren! Ein Sozialdemokrat, Wilhelm Blos , war es denn, der 1891 „ Die deutsche Revolution von 1848 und 1849" in
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großen Zusammenhängen schilderte, aber sein Wert, noch heute Lesenswert, erhob nicht den Anspruch, auf die Quellen zurückzugehen und neue Forschungsergebnisse zu vermitteln, sondern wollte nur eins: im guten, ternigen Sinne des Wortes volkstümlich sein. Als etwas später zum fünfzigsten Jahrestag der Märzrevolution eine Gruppe der süddeutschen bürgerlichen Demokratie, die Deutsche Volkspartei , einen Preis für das beste Buch über die mißlungene deutsche Staatsumwälzung aussetzte, hielt sich„ Die Volks= erhebung der Jahre 1848 und 1849 in Deutsch land" von Otto Hartmann allzu sklavisch an das Blos 'sche Vorbild. Sonst aber? Entweder reaktionäre Geschichtsklitterungen oder Spezialarbeiten, Seminarübungen, mit nicht mehr innerer Teilnahme zurechtgebastelt als eine Dissertation über die Maße und Gewichte bei den Assyrern.
Daß 1918 unter die ganze unholde Vergangenheit des deutschen Volkes ein dicker Strich gezogen wurde, wischte freilich den beamt>< ten Historikern nicht mit einem Male die Augen aus; nicht wenige lebten und leben weiter in der Zeit, da der Unselige für byzantinische Gliederverrenkungen Rote Adler vergab. Anders eine Dichterin, deren Name noch leuchten wird, wenn die meisten Mandarinen
der Universitätswissenschaft von heute vergessen sind: Ricarda Huch . Das Gefühl, das fie leitete, als sie ihr Buch„ Alte und neue Götter" mit dem Untertitel: Die Revolution des neunzehn ten Jahrhunderts in Deutschland ( Deutsch- Schweizerische Verlags anstalt, Berlin - Zürich ) niederschrieb, war die tief eingewurzelte Abneigung gegen die vor dem Erfolg auf dem Bauch liegende Gene
ration Neu- Deutschlands , für die der Vormärz etwas komisch Spießbürgerliches, Winkliges" und das Jahr 1848 eine etwas tindische Komödie mit einem Schuß Sentimentalität" war. Sie aber sieht bei
den Achtundvierzigern mit ihrem idealistischen Wollen und Streben,
nicht bei den schnarrenden und siegessicheren Anbetern des Bismardschen Küraffierstiefels das wahre Deutschtum. Wenn sie im Vorwort betont, daß die Umwälzung des wesentlich agrarischen in ein wesentlich industrielles Deutschland eine Verwandlung der Weltanschauung" bedeute, flingt das fast wie eine historisch- materialistische Begriffsbestimmung; auch schält sie den klassenmäßigen Kern der Revolution sehr gut heraus:„ Eine gebildete, wohlhabende Schicht verlangte die Bewegungsfreiheit und die Stellung im Staat, der sie sich gewachsen fühlte", und soziologisch urteilt sie auch, wenn fie Robert Blums Ansehen darauf zurückführt, daß er„ der selbst aus dem Kleinbürgertum hervorgegangene Vertreter des Kleinbürgertums war, derjenigen Klasse, die der Revolution das Massen. gewicht gab". Aber im wesentlichen erfaßt ihr geist- und schwungvolles Buch mehr die Menschen als die Ereignisse, mehr die Charak tere als die Strömungen und beschwört in dichterischer Schau die Individuen, in denen sich die Bewegung wiederfand und ausdrückte welch eine Ahnengalerie der deutschen Republik von Stein, Arndt und Jahn über die„ revolutionären Familien" der Snell, der Münch, der Follen bis zu Ludwig Simon, Trühschler und 3ig, wieviel Hunderte von Namen, wieviel Hunderte von Gestalten, wieviel Hunderte von Schicksalen! Auch die Weg ahner der größten aller sozialen Umwälzungen fehlen nicht, Karl Marx , der ,, nicht eigentlich eine revolutionäre Natur" genannt wird, weil Ri carda Huch revolutionär anscheinend mit putschistisch gleichsetzt, und Friedrich Engels , der etwas Sieghaftes und auch etwas von der eleganten und zugleich schnoddrigen Art des Leutnants oder Korpsstudenten an sich" hatte, und das Kommunistische Manifest heiß, ob es gleich in seinem Wesen verkannt wird, ein Markstein zwischen zwei Epochen, ein Grundstein zum Neubau Europas ".
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Berleugnet Ricarda Huchs Buch auf feiner seiner 546 Seiten die Dichterin, der die Historie den Rohstoff liefert, so ist die„ Geschichte der deutschen Revolution 1848-1849" von Veit Balentin( Verlag Ulstein, Berlin ) das großangelegte Werf eines Historikers. Mein Buch", heißt es programmatisch im Vorwort, ,, will einfach erzählen, also nicht argumentieren, definieren, konstruieren;
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mein Buch will gelesen werden
und nicht nur von Fachleuten; es will das Gegenständliche anschauen, das geschichtlich Bedeutsame darstellen; es verschmäht nicht die Einzelheit, wenn sie bezeichnend ist, es spricht von Menschen und Einrichtungen, von Zuständen und Ideen, vom Schwergewicht des Uebertommenen, von den vielen Möglichkeiten des politischen und sozialen Kampfes, aus denen die bunte Folge der wirklichen Ereignisse entstand, vom Sinn dieser ersten deutschen Revolution und vom Sinn des Revolutionsgedankens überhaupt." Der bisher erschienene von den zwei Bänden, der den Vormärz und die Revolution selber bis zum Zusammentritt des Frankfurter Parla ments umfaßt, zeigt, daß das Gewollte zu hundert Teilen erreicht ward. Wir brauchen nicht mehr den Blick schamhaft wegzuwenden, wenn uns der Franzose nach einer vollgültigen Geschichte unserer Revolution fragt. Bir dürfen mit berechtigtem Stolz antworten: Hier!
In Beit Valentin strömten alle Eigenschaften zusammen, die sötig waren, ein solches Monumentalwert zu schaffen. As geschulter
das Material zusammenzutragen. Ein halbes Menschenalter hat er daran gesetzt, die Staatsarchive in Wien und Berlin , München , Stutt gart und Darmstadt , nicht zu vergessen das wichtige Zentralarchiv in Moskau und das Archiv des Bundestags und der Frankfurter Nationalversammlung zu durchstöbern; er hat gesucht, gesammelt, gefichtet. Und als der ungeheure Stoff aufgehäuft dalag, bewährte Valentin den ordnenden Blick, der das Wesentliche vom Unwesentlichen schied und die ursächlichen Zusammenhänge überschaute; das Chaos des Materials gliederte sich sinnfällig zu einem Kosmos. Wo dieses mit jenem, wo jenes mit einem dritten organisch verbunden war, erkannte der Geschichtsschreiber und entfaltete seine Fähigkeit, die Begebenheiten nicht aneinanderzureihen, sondern auseinanderzuentwickeln.
Auf Michelets Revolutionsdarstellung war gemünzt: Keine Geschichte, sondern eine Vision!" Dies hier aber ist Geschichte, hieb. und stichfest, ein solides Gewebe, das sich nirgends unter dem Zugriff in lockere Fäden auflöst. Dennoch
welche Fülle der Gesichte!
Tausendfältig bestätigt das Werk die Schöpferkraft und Farbenfreude eines Künstlers, der nie vergißt, daß auch Klio eine Muse ist. Welche deutschen Bolkes, die Württemberger, die Badener, die Sachsen , die Palette steht Valentin zu Gebote, um die einzelnen Stämme des anderen, in plastischer Bewegtheit zu malen! Welcher Griffel hält die Physiognomie einer Stadt fest, Berlins , Frankfurts , des„ Refidenzdorfes" München , wo die Masse der Radiverzehrer und Zimmervermieter" die Kunstausschweifungen Ludwigs I.„ Dom Standpunkt des schmayenden und grinsenden bajuvarischen Wohlbehagens" über sich ergehen läßt! Wie meisterlich die Porträts der handelnden Menschen, seien es auch solche Gegensätze wie Heder und Radowig! Ein paar Striche und ein Bild sitzt: Metter nich ist der große, falte Prosaiter des Erhaltens", Friedrich Wilhelm III. weist jene Art von Anstand auf, der man in Norddeutschland so oft als einem Nebenprodukt angeborener Langweiligkeit begegnet", Ernst August von Hannover erscheint als Menschenverächter, um den es von dunklen Skandalen witterte" und dem es schon beinahe Reiz an sich war, Ruhe zu stören, Recht zu brechen, Glück zu zertreten, Bescheidene und Schwache zu höhnen". Aber auch eine ganze Entwicklung wird ebenso schlagkräftig in einem bligartig erleuchtenden Sage eingefangen:" Preußens Geschichte im 19. Jahrhundert ist ein Kampf zwischen Westen und Osten, zwischen deutschem Volkstum und fürstlicher Herrschergewalt, zwischen schöpfe rischem Bürgergeist und militaristisch- bürokratischem Kommando, 3wischen demokratischem Arbeitswillen und feudalem Beharren". Auch läßt sich selbst bei bösem Willen auf Valentin nicht an wenden, was er von Rante sagt, daß seine„ geruhsame Abwägung mit ihrer gottseligen Nazarenerblässe dem Bestehenden, den alten Gewalten von Staat und Gesellschaft" diente. Diesem Professor läuft nicht noch nachträglich ein Schauder über den Rüden, meil
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1848 Untertanen" ihrem angestammten„ Landesvater" einmal fred zufommen wagten, im Gegenteil, er beglückwünscht die Hanauer, weil sie den Mut und das Maulwerk dazu auftrachten. Die Musik, die das ganze Werk durchklingt, ist freudige Bejahung der Revolution. Vor allem weist Valentin jenem auch heute wieder belieb. ten Geschwafel die Tür, Parlamente und Konstitutionen seien ,, mastlerisch" und„ undeutsch"; er betont, daß auch in Deutschland nationaler Gedanke und demokratische Staatsform notwendig zusammengehören, und zeigt voller Stolz, daß bei dem großen Kampf der Geister, der Klassen und Stände auf der einen Seite„ Dynastien, Militär und Bürokratie, also die überkommenen Obrigkeiten" standen, und auf der anderen Seite Führer des Volks, Denker, Redner, Schriftsteller, viele. Professoren, Literaten, Privatgelehrte, die politi schen Begabungen des Mittelstandes und der unteren Schicht,
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die wahrhaften Deutschen der deutschen Zukunft". Bon einem bürgerlichen Republikaner, wie es Valentin ist, heischt nur die Unbilligkeit marristische Geschichtsauffassung und staunt, wenn er die Dinge individualistisch sieht wie in der Ba Gestalter von Genie gefunden. Das ist einer der Gründe seines trachtung:„ Der Kampf um den deutschen Staat hat 1848/49 teinen Scheiterns." Aber soweit man bei Valentin von historischem Individualismus und Idealismus reden kann, ist er auf Schritt und Tritt schichtungen, gegen die fein Kraut gewachsen ist; ais Motor der von sozialen Tatsachen untermauert. Er sieht die gesellschaftlichen UmMärzbewegung erkennt er, mag auch seine Auswechslung des Be griffs Bourgeoisie" gegen„ Geld- und Titelpatriziat" nicht glücklich sein, die Ueberzeugung der Wortführer des„ Dritten Standes “,„ daß die schaffende bürgerliche Welt nunmehr endlich an der Reihe sei, daß ihre Lebensauffassung, ihr Arbeitsstil nunmehr Deutschland um= gestalten müsse, an Stelle des dynastisch- bürokratischen Geistes"; er läßt auch einen breiten Lichtkegel auf das Bauerntum fallen, zieht die Not des Handwerks als Faktor der Erhebung in Rechnung, und nimmt, den Sozialisten hier am häufigsten zum Widerspruch anregend, die Arbeiterfrage als Moment für Gelingen und Mißlingen läffigte auswärtige Politik; die ungeheure Bedeutung des russischen der Revolution ebenso gründlich unter die Lupe wie die oft vernach Drucks auf Preußen und ganz Deutschland tritt geziemend ins Helle.
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Bei Betrachtung des deutschen Freiheitsfrühlings, ehe er sich im zweiten Bande dem Freiheitsherbst zuwendet, lacht dem Gestalter dieser Begebenheiten das Herz im Leibe. Was brachte, nach Jahrhunderten der Verhocktheit und Verspießtheit, der März 1848? Hurra Maffe war in Bewegung, zum ersten Male in Deutschland ! Und den deutschen politischen Menschen! Die da die Freiheitsbewegung von 1848 sich nicht nur als die erste große gesamtdeutsche Boltsbewegung, sondern auch als lebendiges Glied einer europäischen Bewegung erwies, ist nicht das Plätschern der Provinzchronit, sondern wirklich der Wellenschlag der Weltgeschichte in diesem großen, guten und gelungenen Wert. Hermann Wendel .
Auf einer Wanderung durch Thüringen kamen wir durch eine fleine Stadt. Es waren Straßen wie allerorts, nichts Auffälliges war zu bemerken aber mein Kamerad auf der Wanderung blieb plötzlich stehen, lächelnd deutete er auf ein Firmenschild: Friz Bock, Materialist", las ich.
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,, Nanu!" rief ich überrascht. Es war mir noch niemals vorgekommen, daß jemand ausdrücklich der Deffentlichkeit zu wissen gab, er wäre Materialist.
,, Herr Bock scheint's für sehr schmeichelhaft zu halten, wenn er sich ,, Materialist" genannt hört", sagte ich, noch immer verwundert. Mein Kamerad lachte.
,, So reich und schön unsere Sprache auch ist es fommen Doppeldeutigkeiten vor, die besser beseitigt wären. Selbstverständlich will Herr Friz Bock mit diesem Ausdruck nichts weiter sagen, als daß er mit Materialien" handelt."
Das Schaufenster bezeugte die Richtigkeit dieser Meinung. Ich mußte lachen. Und ich hatte bis heute gemeint, ein Materialist wäre eindeutig ein gewinnsüchtiger, stets unsympathischer Zeitgenosse, für den es feine Menschheitsideale gibt, für den Essen und Trinken und jedes leibliche Genießen den einzigen Genuß bedeutet."
Mein Freund fiel mir ins Wort. So fasse ich den Ausdruck ..Materialist" aber durchaus nicht auf", sagte er ernsthaft.
,, Was!" schrie ich lachend ,,, da hätten wir ja schon eine dritte Bedeutung für ein und dasselbe Wort."
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,, Jch jedenfalls bin überzeugter Materialist", ergänzte mein Freund. Da mußte ich wieder lachen. Nee", sagte ich ,,, du Materialist? Nee, Erich, da irrst du dich. Du, der sein letztes Stück Brot mit einem Hungrigen teilen würde... Aber nun sage mir doch erst einmal, was du unter einem Materialisten" verstehst?"
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,, Der Materialist", sagte Erich, bekennt sich zum Materialismus. Der Materialismus aber ist eine philosophische Weltanschauung das scheint dir ja ganz unbekannt zu sein."
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,, Nicht gerade unbekannt; aber", bekannte ich ,,, weil wir das Wort so oft für eine egoistische Lebensweise anwenden, war mir der andere Sinn wirklich aus dem Gedächtnis entschwunden."
,, Der Materialismus in der Philosophie", fuhr Erich fort, behauptet, daß zuerst die Materie, das Stoffliche, das Körperliche, da war; und daß sich erst aus der Materie der Geist entwidelt hat."
,, Dann gibt es ja auch einen Idealismus in der Philosophie", sagte ich.
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Ja natürlich. Der philosophische Idealist ist der Meinung, daß der Geist nicht vom Körper geschaffen ist, daß er nicht vom Körper abhängt sondern daß der Geist selbständig ist." ., Dies letzte hört sich weit schöner an", meinte ich; siehst du, Erich, es gefällt mir nicht, daß der Materialist den Körper, also die Materie, höher achtet als den Geist."
Was für ein Unsinn", schimpfte Erich ,,, wenn ich sage, daß
das eine das Ursprüngliche ist, aus dem das andere dann erst geboren wurde, dann achte ich deswegen dies doch nicht niedriger als jenes. Man achtet doch auch den Sohn nicht geringer, weil sein Vater ihm erst zum Leben verhelfen mußte."
Plöglich hatte ich einen Gedanken, der mich entsetzte. Um des Himmels willen", rief ich ,,, dann fann es ja passieren, daß einer, der in der Philosophie ein Idealist- im täglichen Leben der krasseste Materialist ist!"
,, D, das kommt vor", sagte Erich lachend; ,, und ebenso um= gekehrt: das einer, der im Leben selbstlos und idealistisch handelt, in der Philosophie auf den Materialismus schwört."
,, Tatsächlich..." sagte ich, jetzt sehe ich ein, daß dies gar kein Widerspruch ist. Uebrigens tommt es mehr darauf an, mie einer lebt, als was er philosophiert, nicht wahr?"
,, Na, na", sagte Erich ,,, auch die Philosophie hat eine praktische Bedeutung."
Wir standen noch immer vorm Schaufenster des„ ,, Materialisten" Friz Bod. ,, Sicherlich ahnt unser Herr Bod nichts davon, daß er der Anlaß zu einem philosophischen Gespräch geworden ist", sagte Erich lachend. ,, Aber da siehst du die Worte...! Wieviel Irrtum, Berwechslung, Verkennung hat ein doppeldeutiges Wort schon verschuldet! Komm!"
Und wir gingen weiter.
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Reporter
Ab und zu um Ostern herum fann man es erleben, daß Bertreter und Organisationen verschiedener Berufe vor ihrem Berufe warnen. Die Journalisten haben das bis dato nicht nötig gehabt. Journalismus kann man nicht lernen, den fünfzehnjährigen Redaktionslehrling gibt es noch nicht, weil Schriftstellerei und Reportertüchtigkeit von Anlagen abhängen, die sich erst später zeigen und später reifen. Trotzdem kann auch der und jener sozialdemokratische Redakteur von dem Kuriosum erzählen, daß ihm Achtzehnjährige als Redaktionsvolontäre angeboten wurden. Darauf kann nur der Laie kommen. Wirklich nur der Laie? Kürzlich erschien eine Jugendschrift Fred Hildebrands( Friz Freemann wird Reporter", Franz Schneider- Verlag, Berlin ). In amüsanter Art zeichnet er in dem Buche das Profil einiger Redaktionsboten. Friz Freemann, der tüchtigste von ihnen, wird Reporter, Berichterstatter. Zwischen Siebzehn und Achtzehn. Seine Stimmungsbilder sind beinahe zehn Jahre reifer als unser Friß, sie sind so gut wie Hildenbrands Feuilletons, denn sie stammen ja vom Autor Hilden -. brand. Es soll wohl vorkommen, daß Achtzehnjährige wie dreißigjährige Feuilletonredakteure schreiben aber doch wohl in Ausnahmefällen, von denen uns glücklicherweise teiner bekannt ist, denn diese Frühreifen wären teine erfreuliche Erscheinung. Infolgedessen ist dieser Friz Freemann eine Illusion und ein bißchen Delbrud für die Jugend. Schade drum, denn im übrigen ist das Buch recht munter und unterhaltsam geschrieben. R. G.
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