Auf dem Inuweg über die Fürsorgeerziehung würden fünftig! die Jugendlichen, die vor das Jugendgericht kommen, ins Arbeitshaus eingewiesen werden fönnen. Man müßte ihnen dann wünschen, daß nicht auf Fürsorgeerziehung, der man bisher für die Jugendlichen in vielen Fällen vor der Strafe den Vorzug gab, sondern auf Gefäng nis ertannt wird, da die Jugendgefängnisse heute Erziehungsstätten geworden sind, was die Arbeitshäuser ihrem Wesen nach nie werden fönnen.
Die leberweisung ins Arbeitshaus durch die Vormundschaftsgerichte gewährt feine Sicherung, denn vor dem Bormundschaftsgericht wird der Anstaltsleiter sich wahrscheinlich in den meisten Fällen gegen die Jugendlichen durchsetzen. Wir befennen uns als unbedingte Gegner der Unterbringung im Arbeitshaus. Die Für jorgeerziehung fann nur den letzten Rest ihres Rufes als Erziehungseinrichtung einbüßen, wenn das Arbeitshaus für Fürsorgezöglinge gefeßlich eingeführt wird. Die Sozialdemofratie müßte nach solchen gefeßlichen Bestimmungen ihre Haltung zur Fürsorgeerziehung völlig ändern und ihr schärfsten Kampf ansagen, denn Hoffnung auf Reformen werden vom Geruch des Arbeitshauses erstickt.
Er will außenpolitisch ganz brav sein.
Adolf Hitler bittet und bettelt um gut Wetter im Auslande. Er will um jeben Preis beweisen, daß er auch außenpolitisch regierungsfähig ist. Er hat seinen engsten Mitarbeiter, Alfred Rosenberg , nach London geschickt, um den englischen Konservativen die nötigen Versicherungen zu übermitteln. Bei Stanley Baldwin ist Rosenberg freilich abgeblißt. Er wurde nicht einmal empfangen, und von den fünfzig Mitgliedern der Regierung war fein einziges für ihn zu sprechen. Nur Lord Lloyd , ein extremer Scharfmacher unter dem Diehards, sowie einzelne bedeutungslose fonservative Abgeordnete haben ihn angehört.
Inzwischen ist Hitler nach Berlin gekommen. Er hat sofort einzelne amerikanische und englische Berichterstatter zu sich ins Hotel gebeten, um ihnen beruhigende Erklärungen über seine außenpolitische Loyalität abzugeben. Seine Aeußerungen zur Reparations und Schuldenfrage waren zwar inhaltlich nicht neu, aber in der Form noch zahmer als bisher. Was tut man nicht alles, um seinen unwiderstehlichen Drang zur Macht zu befriedigen!
Durch den Berliner Polizeipräsidenten.
In einer Waffenpersammlung der Berliner Nationalsozialisten am Freitagabend teilte der Bersammlungsleiter mit, daß gegen den Reichstagsabgeordneten Dr. Goebbels ein neues Rebe verbot für Berlin verhängt worden sei. Das Verbot erfolgte unter Bezugnahme auf den Leitartikel im Angriff", der dem Bolizeipräsidenten Veranlassung zu einem achttägigen Berbot der Beitung gegeben hat.
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Efeu Dugenberg.
Liebliche Tonart feiner Bundesbrüder.
Breslau , 4. Dezember. ( Eigenbericht.)
Die Riuft zwischen den Bundesgenossen Don Sarzburg vertieft sich in Schlesien von Eag zu Tag mehr. Ein neuer Streit ist jetzt zwischen den Nazis und den Deutschnationalen im Hinblick auf die bevorstehenden Wahlen zur niederschlesischen Landwirtschaftskammer ausgebrochen. Hugenbergs Freunde beIchweren sich darüber, daß die NSDAP., obwohl Hitler den schle lischen Deutschnationalen gegenteilige Versprechungen gegeben haben soll, gesonderte Liften gegen den Landbund aufstellen mill. Die nationalsozialistische Schlesische Tageszeitung" erwidert auf diese Bormürfe sehr nachbrüdlich und weist die besorgten Landbündler auf eine flare Anweisung der Münchener Reichsleitung hin, der zufolge die NSDAP. in Zukunft für alle Rammermahlen mit eigenen Listen vorgehen wird. Dann heißt es in der Schlesischen Tageszeitung" mörtlich weiter:
,, Die Herren deutschnationalen Schleicher, die sofort Au schreien und an die Harzburger Tagung erinnern, wenn sie einmal von einem unserer Redner leise auf den Fuß getreten werden, hätten viel mehr Grund, fich an die Harzburger Tagung zu er innern, daß nicht der Efeu die Eiche stützt, sondern daß sich der schwache Efeu lieblich an der Eiche emporzuranten hat. Benn der Efeu die Eiche tigelt, könnte diese sich einmal schütteln, unb bann liegt ber Efeu auf der Nase." Schöne Bundesgenossen!
Regierungswechsel in Neustrelit.
Eine Rechtsregierung im Zwergland.
Neustrelitz ( Meckl.), 4. Dezember. ( Eigenbericht.) In der Freitagsigung des Mecklenburg- Strelitzschen Landtages murde die feit mehreren Jahren im Amt befindliche Regierung von Reibniz, die von der Sozialdemokratie und den Mittelparteien geſtügt murde, gestürzt. Die mittelparteilichen Gruppen imunten für einen deutschnationalen Mißtrauensantrag, der mit 22 Stimmen gegen 13 Stimmen der Sozialdemokraten angenommen
wurde.
Auf Vorschlag des deutschnationalen Frattionsführers von Waldom murde nach den Bestimmungen der Landesverfassung vom Landtagspräsidenten der deutschnationale Abgeordnete Dr. vum Michael, ein Rittergutsbefizer aus Mecklenburg - Strelig, zum Minister ernannt. Der deutschnationale Minister berief die bisherigen Staatsräte der Regierung von Reibniz, den volksparteilichen Abgeordneten Dr. Schrechas, ben demokratischen Abgeordneten Gundlach und den Handwerterabgeordneten röhmde, als Staatsräte in die Rechtsregierung. Die sozialdemokratische Frattion hat gegen die Rechtsregierung bereits ein Mißtrauensvoum eingebracht, über das in der nächsten Woche im Landtag abgestimmt werden wird. Wahrscheinlich wird die Rechtsregierung eine Mehr heit erhalten. In politischen Kreisen wird allgemein angenommen, daß die neue Regierung mit Rücksicht darauf, daß die Wahlperinde des jezigen Bandtages am 29. Januar abläuft, beschleunigt Neu mahlen ausschreiben wird.
Sausfuchung bei Mazis. Die Dessauer Kriminalpolizei hat heute vormittag Hausjuchung bei Angehörigen der NSDAP vorgenommen, die nach Angabe der Polizei wichtiges Be. Taftungsmaterial, insbesondere auch Waffen, zutage förderten.
Weimar , 4. Dezember. ( Eigenbericht.)
Der Thüringer Landtag beschäftigte sich heute in der Abendfizung mit zwei Auflösungsanträgen, die von den Nationalsozialiften und Kommunisten eingebracht worden waren. Bei der Debatte über diese Anträge tam es zu lebhaften Auseinandersetzungen zwi schen Nationalsozialisten und den übrigen Parteien. Der Land. bundredner hielt mit den Nationalsozialisten scharfe Abrech nung wegen ihrer gemeinen Kampfesweise. Er wurde deshalb von dem Abg. Hennide( Natioz.) als Laufejunge und Lausehund bezeichnet. Hennice wurde von der Landtagssigung ausgeSchloffen. Der sozialdemokratische Redner Abg. Frölich rechnete scharf mit den Nationalsozialisten und Kommunisten ab, wobei er auch auf die Gothaer Borgänge, die in der Morgenausgabe des Borwärts" vom 3. Dezember 1931 berichtet wurden, einging.
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Redner forderte ffrenge Untersuchung und eventuelle Bestrafung der schuldigen Polizeibeamten.
Jeder anständige Mensch aus dem Bauernstand, dem Mittelstand, der Arbeiterschaft und aus allen übrigen Bevölkerungsschichten tommt heute zur Partei Adolf Hitlers . Diese Aeußerung rief im ganzen Hause lebhafte Entrüstung hervor. Bürgerliche Abgeordnete riefen: Unerhörf. Demnach find alle übrigen Menschen, die nicht Nationalsozialisten find, unanständig."
Der Tumult wurde so groß, daß der Präsident sich nicht mehr durchfegen konnte und seinen Blak verließ. In der darauf folgenden Aeltestenratsfizung wurden die Abgeordneten Saudel und den Gigungen ausgeschlossen. Die Deutschnationalen Hennide( Nationalsozialisten) auf je fünf Tage von gaben die Erklärung ab, daß sie für die Auflösungsanträge stimmen werden. Landbund und Deutsche Boltspartei erklärten ihrerseits, daß sie gegen die Auflösungsanträge stimmen werden. Abgeordneter Wizmann( D. Bp.) betonte, die Kampfesweise der Nationalsozialisten gegenüber den übrigen bürgerlichen Parteien sei em pörend und himmelschreiend. Für die Auflösungsanträge stimmten nur zehn Abgeordnete, und zwar die Kommunisten, Nationalsozialisten und Deutschnationalen. Von den Nationalsozialisten Dann nahm der Führer der Nationalsozialisten Abgeord-| fehlten vier Mann; es waren nur zwei Mann anwesend. Somit neter Saudel das Wort, der in provokatorischer Weise auftrat. waren die Anträge abgelehnt. Er erklärte: Der Landtag vertagte sich hierauf bis zum Februar.
Es gehe nicht an, daß sich die Nazis die Polizeigewalt an eignen. Hier müsse fest zugegriffen werden. Die Sozialdemokraten behalten sich vor, Einsetzung eines Untersuchungsausschusses zu beantragen, wenn nicht durchgegriffen wird.
Wachsende Not- wachsender Widerstand!
Sozialdemokratische Aufklärungsarbeit gegen Faschismus und Terror.
Die Sozialdemokratie steht auf der Wacht! Ein fleiner Auszug| Bersammlungen sind insgesamt rund 16 000 Männer und Frauen aus den Berichten über die Bersammlungstätigkeit der Partei in den letzten Wochen legt Zeugnis ob für die Aktivität und Bemeg lichkeit der Partei.
Offen.
So berichtet der Bezirt Ostpreußen von 50 Bersammlungen und einer großen Kundgebung mit Carl Gevering als Redner im Zeitraum von zwei Wochen. Ueber 6000 Menschen, größtenteils aus den Gutsdörfern dieses Agrarlandes, haben an diesen Beranstaltungen teilgenommen,
Aus einer anderen Notede Deutschlands , aus Ober schlesien , merden für Nonember 86 öffentliche und Mitglieder versammlungen gemeldet. Außerdem fanden 9 Frauenverfammlungen statt. Besonders hervorzuheben ist, daß trotz der schwierigen Lage Kurse zur Schulung der Funktionäre und 3 Konferenzen stattfinden konnten.
crfaßt worden. Im Kasseler Bezirk ist die arbeitende Bevölkerung voller Berständnis für die schwere Arbeit der Sozialdemokratie.
Im Bezirk We ftliches Westfalen gab es in zwei Wochen 96 öffentliche Versammlungen und 163 Mitgliederversammlungen. Insgesamt haben 54 200 Männer und Frauen unsere Redner angehört. Das ist eine gewaltige Bresche in den Wall Don Lüge und Berleumdung, den der Faschismus aufzurichten sucht.
Güden.
Auch im Süden Deutschlands find unsere Funktionäre eifrig bei der Arbeit. Aus Regensburg werden 128 öffentliche Bersammlungen gemeldet, durchweg gut besucht, überall finden Arbeit und Programm der Sozialdemokratie Billigung.
Im Bezirk Oberbayern wurden in der Woche vom 16. bis 29. November 138 öffentliche Bersammlungen abgehalten. Die Zahl der Besucher ist mit rund 9000 angegeben. Diese hohe Zahl ist doppelt bemerkenswert, weil es sich vorwiegend um fleine und fleinste Orte mit zum Teil verzweifelter Wirtschafts
Auch aus Pommern wird von guter Arbeit berichtet. Bom 15. bis 21. November fanden 50 Bersammlung en ftatt, der weitaus größte Teil in Landgemeinden. Wer die Berhältnisse in Diesen Landstrichen fennt, in denen sich der Terror ber Großgrundlage handelt. " besiger mit besonderer Schärfe ausmirit, wird es als einen besonberen Erfolg sozialdemokratischer Agitation zu werten missen, wenn der Bericht aus Pommern mit der Bemerkung schließt: In vielen Orten find die Versammlungen beffer besucht gewefen als die der Nazis."
Besten.
arbeitet. In der letzten Woche gab es im Rölner and bezir? Auch am Rhein wird für die Sozialdemokratie eifrig gezwei große Bersammlungen mit regem Besuch. Mehr als 500 Teilnehmer wurden gezählt, Razis und Kommunisten maren teils zur Diskussion, teils zur gewaltsamen Störung erschienen. Dank der befferen Argumente und der größeren Disziplin auf unserer Seite find aber auch diese Bersammlungen volle Erfolge für die Sozialdemokratie gewesen. Ihre Auswirkung ist meit über den Kreis der Bersammlungsbesucher 3u fpüren.
Aus dem Kasseler Bezirk werden für die drei ersten Wochen des November 50 öffentliche Boltsversamm. lungen gemeldet, in denen außer den Referenten noch Werbefilme für die Partei auf dem Programm standen. Dazu kommen nod) 31 Mitgliederversammlungen und eine große Revolutionsfeier in Kaffel, auf der Genoffe Breitscheid por mehr als 4000 Teilnehmern begeisterte Zustimmung fand. Bon den
Ein Wirtschaftsverbrecher verurteilt. Eine Blüte aus dem fapitalistischen Sumpf.
Beuthen ( Oberschl.), 4. Dezember. ( Eigenbericht.) Der frühere erste Direktor der zusammengebrochenen Mittelstandsbank Hansabant Oberschlesiens or a wiek murde am Freitag vom Beuthener Landgericht wegen fortgesetter Untreue zu 2 Jahren 5 Monaten Gefängnis und zu 50 000 Mart Geldstrafe verurteilt. Der Angeklagte hat die Hansabank burch Der Angeklagte hat die Hansabank durch unberechtigte Kreditgewährung an einen polnischen Bergwerfsbefizer um 1300 000 Mart geschädigt. Tausende von befizer um 1300 000 Mart geschädigt. Tausende von einen Sparern sind durch den Zusammenbruch der Bank in Mitleidenschaft gezogen morden.
England droht mit Zollfrieg. Scharfe Erklärung des Handelsministers im Unterhaus. Condon, 4. Dezember. ( Eigenbericht.) feinen Kritikern im Unterhaus, daß die bisher eingeführten eng Handelsminister Runciman erflärte am Freitag gegenüber lifchen 3ölle nicht als Bergeltungsmaßnahmen gegen den franzöfifchen Balutazoll gegen England auferlegt morben feten, fondern daß ber letztere zeitlich den englischen Zöllen vorangegangen fei. Gleichzeitig aber richtete der Handelsminister scharfe Borte, die eine Drohung mit dem 3a11frieg enthielten, an Grant reich und die übrigen Länder, indem er das französische Borgehen als mit der bisher in den französisch englischen Handelsbeziehungen geltenden Meistbegünstigung als unvereinbar bezeichnete: Jd möchte es im Ausland und auch bei uns verstanden wissen, daß wir,
Aus Franfen wird für die Beit vom 16. bis 29. November über 102 öffentliche Bersammlungen mit 15 625 Bejuchern berichtet. Dazu tamen in der gleichen 3eit 81 Mitgliederversammlungen mit 6658 Teilnehmern, ferner noch 4 Kundgebungen mit 3000 Besuchern. Die Stimmung auch hier: Für die Partei!
Borstehende Zahlen sind nur ein kleiner Ausschnitt aus den laufen. Aber sie geben ein treffliches Bild von der Organisationsberichten, die dauernd beim Vorstand der SPD. ein
Kampfstimmung der Massen im ganzen Reich!
Ueberall wachsende Aktivität. Nicht nur bei den Funktionären und Mitgliedern, sondern besonders bei den Teilen der Bevölkerung, die bisher den politischen Borgängen viel zu teilnahmslos gegenüberstanden. Die harte Gegenwart macht es auch ihnen klar, daß es jetzt um alles geht.
Die Sozialdemokratie, die treue Borfämpferin der arbeitenden Massen, führt zielflar den Kampf gegen Terror und Faschismus. Landauf, landab demonstrieren wachsende Massen mit ihr und für fie.
Die Front der aktiven Abwehr formt sich immer stärker! Keiner darf fehlen. Die Parole bleibt die alte: Nieder mit dem Faschismus! Es lebe die Sozialdemokratic!
wenn wir in Zukunft getroffen werden wie wir durch den franzö fischen Erlaß getroffen wurden, das nicht einfach auf sich beruhen laffen können. Ich hoffe, daß mir auf freundschaftliche Weise unsere Differenzen beilegen fönnen. Aber wenn diese Methoden um sich greifen, dann würden sie England so sehr schaden, daß wir es nicht ignorieren fönnten."
Bon solchen etwaigen Bergeltungsmaßnahmen abgesehen liegt der fünftige Kurs der englischen Zollpolitit abgesehen auch ba von, daß die Regierung sich zur Gewährung einer Getreide. einfuhrquote einfuhr quote an die Dominien entschlossen zu haben scheint- nod) feineswegs fest. Die gegenwärtige Absperrung anormaler Eindazu dienen, den Weg für die Zollpolitik des Jahres 1932 freifuhr foll im Gegenteil nach der Auffassung des Handelsministers
zuhalten und die Zollpolitik der Zukunft nicht zu präjudizieren. Ein Mitglied der englischen Regierung wird während der Barlaments ferien die Gebiete der englischen Eisenindustrie bereisen, sein Bericht mird eine midhtige Grundlage für die Entscheidung über den Zollschuß für Eisen und Stahl sein.
Das Unterhaus stimmte den neuen Zollerhöhungen mit 230 gegen 38 Etimmeit zu.
schiebene Gattin des Parfümeriefabritanten Coin gegen diesen an Coty - Bermögen im Ausland. In dem Prozeß, den die ge gestrengt hatte, ist Coty zur Bezahlung von 130 Millionen Franken verurteilt morden. Caty hatte einen Zahlungsaufschub von zehn Jahren beantragt mit der Begründung, daß der größte Teil seines Vermögens im Auslande festgelegt sei.
In Grodno murden zwei angebliche Spione megen Hochners rats zugunsten eines ungenannten Nachbarstaates zum Tode durch den Strang verurteilt.