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Vernehmung des Dr. Best (Stillschweigen über das Ergebnis

beweise, wie weit Hitler entgegen seinen Erklärungen der letzten Tage noch von der Macht entfernt sei. Das Stuttgarter Ergebnis bleibe weit hinter dem Erfolg der Nazis in Hessen und selbst hinter ihrem Erfolg in Hamburg zurück. Bei keiner der letzten Wahlen hätten sie sich mit einem so bescheidenen Ausfall wie diesmal in Stuttgart begnügen müssen.

Der Mann an Hitlers Seite. Hauptmann Wagner wehrt fich nicht. Hitlers Adjutant läßt sich infamieren. Hitler war bei seinem letzten Aufenthalt in Berlin begleitet von seinem Adjutanten, dem Hauptmann a. D. Wagner, Mitglied der Reichsleitung der NSDAP . Gegen diesen nächsten Mitarbeiter Hitlers werden seit Wochen die in- famierendsten Behauptungen verbreitet. Sie gehen dahin, daß Wagner während des Krieges als Offizier infam kassiert worden sei, und daß er als Mitglied der Reichsleitung der NSDAP . 30 ülll) M. unterschlagen habe. Dieser Wagner hat sich allen diesen öffentlichen Vorwürfen gegenüber bisher tot gestellt. Wir haben kürzlich diese Vorwürfe wiedergegeben, Wagner hat sich nicht gerührt. Er kann nicht dementieren! Gegen diesen Ehrenmann an der Seite Hitlers werden nun auch von Kapitän Ehrhardt Vorwürfe erhoben. Ehrhardts Mon- tagsblatt schreibt: Nun ist es ausgerechnet dieser Hauptmann Wagner gewesen, der die Lügennachricht ausgestreut hat, Kapitän Ehrhardt lasse sich von jüdischen Großbanken zum Kampf gegen die Hitler - Partei finanzieren. Kapitän Ehrhardt forderte Hitler durch einge- schriebenen Brief auf, seinerseits entsprechende Schritt« gegen diese unsaubere, infamierende Kampfesweise von Herren seiner Zentrale zu unternehmen. Hitler war scheinbar zuhe- jchästigt", darauf zu antworten. Auf einen zweiten eingeschrie- denen Brief kam eine ausweichende Antwort seines Sekretariats, Hitler könne für die Handlungen feiner Unter- führer nicht einstehen.(Siehe Hessen ! Schriftl.) Der Hauptmann Wagner ist dem Kapitän Ehrhardt selbst- verständlich gleichgültig. Nicht gleichgültig aber kann der Front der anständigen Menschen in Deutschland die Tatsache sein, daß Adolf Hitler die persönlich unsaubere und ver» leumderische Kampsesweise seiner engsten Mitarbeiter offiziell deckt. In einer persönlich ein- wandfreien Haltung sehen wir die erste Voraussetzung für ein politisches Führeramt. Wir müssen leider feststellen, daß eine solche Haltung in der Leitung der NSDAP , unbekannt ist." Hitler besitzt nicht den Mut, den Mann an seiner Seite und desien Spießgesellen satten zu lassen. Aus einem einfachen Grunde: fi« wissen so o i e l, daß er in ihrer Hand ist! Ehrhardts neuester Laden. Wenn durch Deutschland Putschlüfte wehen, wird auch der alte Verschwörer Kapitän Ehrhardt wieder lebendig. Er hat eine neue Vereinigung unter dem NamenDie Gefolgschaft" gegründet, die seine Anhänger, die alten Wiking-Leute, wieder organisatorisch erfassen soll.

Groener bleibi aus dem Posten. Er will die Flinte nicht ins Korn werfen. Der Reichswehr - und Reichsinnenminister Groener sprach am Sonntag im Rundfunk über die Verantwortung des Staatsbürgers. Die Funktion, so führte Groener u. a. aus, daß eine lebendige Kraft vom Volk zur Regierung und von der Regierung zum Volk ausströme, sei gestört. Es heiße deshalb mit aller Macht, den Volkskörper von seiner Isolierung von der Regierung zu befreien. Pflicht der Regierung sei es, in einem Moment der Gefahr zu handeln, und sie werde bald handeln. Sie werde auf ihrem Posten bleiben und werde die Flinte nicht ins Korn werfen, auch wenn starke Kräfte am Werke feien, um die Einheit des Staates und den Zusammenhang von Volk und Regierung immer weiter zu zersetzen. Es gebe Volksgenossen, deren tägliche Losung ist:Wenn wir nur eine andere Regierung hätten!" Wie würden sie von einer Regierung nach ihres Herzens Wunsch ent- täuscht werden müssen, die in der gegebenen Zwangslage meist doch zu den gleichen Schlußfolgerungen kommen mußte wie die heutige Regierung. Groener schloß seine Ausführungen mit einem Bekenntnis zur Lauterkeit Hindenburgs und Brünings.

Der Kanzler von Köpenick . Hitlers erfolgreiche Privataudienzen. New Jork . 7. Dezember.(Eigenbericht.) Hiller hat im Anschluß an seine Erklärungen im Hotel Kaiserhos vor der ausländischen Presse noch mehrere amerikanische Korre- spondenten inP r i v a t a u d i e n z" empfangen und ihnen seine politischen und wirtschaftlichen Weisheiten serviert. Das Ergebnis ist, daß man sich jetzt hier über ihn lustig macht, seinen Größenwahn und seine Aufdringlichkeit bespöttelt und sich insbesondere über seinen Mangel an wirtschaftlichen Ideen amüsiert. Er ist..Kanzler von Köpenick " getauft worden.

'Oingeldey ist entschlossen. Er schwört unentwegte Opposition. Der Zentralvorstand der Deutschen Volkspartei hat am Sonn- tag in Hannover nach zwei Reden Dingeldeys folgende Resolution angenommen: Der Zentralvorstand ist der Auffassung, daß die Rettung Deutschlands aus seiner heutigen bedrängten Lage nur in A b- kehr von der Sozialdemokratie erfolgen kann. Er hält die Bildung einer auf die breiten nationalen Kräfte des deutschen Volkes gestützten Reichsregierung für dringendes Er- fordernis. Aus dieser �Erkenntnis steht die Deutsche Volkspartei unter Wahrung ihrer Selbständigkeit nach allen Seiten in ent- schlossener Opposition zu der gegenwärtigen Reichsregierung und der Regierung in Preußen. Von allen Gliederungen der Partei fordert der Zentraloor- stond�ftraffe Zusammenarbeit, von der Reichstagsfraktion in allen wichtigen politischen Entscheidungen Einheit und Geschlossenheit als Vorbedingung jeden Erfolges." Vom letzten Wähler macht uns frei, allein der Führer Dingeldey.

Darmstadt , 7. Dezember. (Eigenbericht.) Auf Veranlassung der Oberreichsanwaltschaft sind die Urheber des voxheimer Blutdokuments inzwischen im Sitzungssaal des Ober- laudgerlchts Darmstadt vernommen worden, lleber das Er- gebnis der Untersuchung wird Stillschweigen bewahrt. Bescheidene Bedingungen. Ein Berliner Montagsblatt meldet aus Darmstodt, daß die hessischen Nationalsozialisten eine Koalition mit dem Zentrum nur unter folgenden Bedingungen eingehen würden: 1. Austritt des Zentrums aus der preußischen Regierungskoalition, 2. Aenderung der Reichspolitik des Zentrums. Boxheimer Projekte. Das Hitler-Blatt kündigt den Raub der Freiheit an. DerVölkische Beobachter" erhebt den Anspruch auf das Reichsinnenmini st erium und das preußische Innen- Ministerium. Zu welchem Zweck sagt er sehr deutlich: Was heute dem deutschen Bolk von den SPD. -Bonzen in Versammlungen undKundgedungen" geboten wird, ist nichts als die fieberhafte A l a r m i e r u n g der noch treu gebliebenen roten Gefolzschaft. Die SPD. weiß, daß in wenigen Alonaten für sie alles verloren sein wird. So nützen also die edlen Kämpfer fürDemokratie" undFrecheit" i n e i"n e m l e tz t e n k r a m p s» artigen Getöse die Hetzfreiheit und die Macht- Positionen, die sie dank dem Zentrum teilweise noch besitzen, aus, um im Augenblick der Machtübernahme durch die NSDAP . gerüstet zu sein." Sie wollen also der Arbeiterschaft das Maul zubinden und die Freiheit nehmen, dazu nützen sie die Hetz- und Terrorfreiheit. die ihnen die Reichsregierung in unbegreiflicher Duldsamkeit ge- währt. Aber sie werden ihr blaues Wunder erleben!

Opfer des pstsdamerGkandals Selbstmord des Stadtbaurats Fischer. Der Potsdamer Bauskandal hat sein erste» Todesopfer gefordert. Gestern mitiag erschoß sich in seiner Wohnung, Mollkeskr. 2 in Potsdam , der Leiter des Potsdamer städtischen Bauamls, Stadt- baurat Fischer. 3n seinem Arbeitszimmer jagte sich der Stadtbaurat eine Kugel in die Schläfe, die den sosortigcu Tod herbeiführte. Alsbald wurde der Oberbürgermeister Rauscher von dem Freitod seines Beamten in Kenntnis gesetzt und das Stadtoberhaupt traf. bald darauf im Trauerhause ein. Er war so erschüttert, daß er kaum Worte des Beileids finden konnte. Der Verstorbene stand im 88. Lebensjahr und gehörte der Deutschnationalen P a r t e i an. Die Partei hatte ihm noch in den letzten Tagen ver- sichert, daß sie treu zu ihm halte, komme es, wie es wolle, da sie von seiner Ehrenhaftigkeit überzeugt sei. Schon fett Tagen zeigte sich der Stadtbaurat sehr erregt, und einem Potsdamer gegenüber äußerte sr, daß feine Nerven fetzt zerplatzen würden. Vor allem traf ihn der Vorwurf sehr schwer, daß das von ihm in Potsdam er­baute Krematorium eine Kopie des Gubener Krematoriums fei. Der Freitod hat in Potsdam gewalliges Aufsehen erregt. Man hört, daß neue Verdachtsmomente gegen einen Beamten aufgetaucht sind. /_

Rätselhafter Todessall. 70 jährige acht Tage tot in der Wohnung. Unter eigenartigen Umständen wurde heute früh die 70 Jahre alte Witwe Emma Uhlmann in ihrer Wohnung in der Her- mannstr. 284 in Neukölln tot aufgefunden. Die Greisin war in den letzten 8 Tagen von den Nachbarsleuten nicht mehr gesehen worden. Heute schöpften die Leute Verdacht und benachrichtigten die Polizei. Als die Beamten sich gewaltsam Einlaß verschafften, ent- deckten sie die alte Frau tot in ihrem Bett. Auf dem Tisch standen

Gonderrecht für Nazis? Nachlässigkeit des Verteidigers, unabwendbarer Zufall! Im Prozeß des Grafen Helldorf und Genossen wegen der Kurfürftendamin-Krawalle, hatte, wie bereits mitgeteill, die Ver- teidigung der Angeklagten verabsäumt, gegen dos Urteil rechtzeitig Berufung«inzulegen. Da das Urteil in A n w e f e n h e i t der An- geklagten und ihrer Verteidiger verkündet worden war, so begann mit der V e r k ü n d ft n g die einwöchige Frist zu laufen, binnen derer die Einlcgung der Berufung allein zulässig ist. Ueber Beginn und Ablauf der Frist konnte nicht der mindeste Zweifel bestehen. Trotzdem hat die Strafkammer jetzt der Berteidigung die Wiedereinsetzung in den vorigen Stand gewährt. Nach Z 44 der Strafprozeßordnung kann gegen die Versäumung einer Frist die Wiedereinsetzung in den vorigen Stand nur de- ansprucht werden, wenn der Antragsteller durch Naturereignisse oder andere unabwendbare Zufälle an der Einhaltung der Frist verhindert worden ist." Die Nichteinlegung der Berufung war zurückzuführen auf eine grobe Nachlässigkeit im Büro des Rechtsanwalts Sack. Kein Mensch wird behaupten, daß die Nachlässigkeit im Bürobetriede eines Berteidigers zu denZtttturereignissen" zählt oder einunabwendbarer Zufall" ist. Im Gegentell: Die Gerichte, die doch sehr häufig Menschen wegen Fahrlässigkeit verur- teilen, bekunden damit, daß Nachlässigkeit von der Justiz für sehr abwendbar gehalten wird. Wir haben es hier also mit einer völlig neuartigen Rechtsanwendung zu tun. Es ist charakteristisch, daß diese in dem Moment auftaucht, wo National- sozialisten durch die Nachlässigkeit ihrer Verteidigung um ein Rechts- mittel gebracht worden sind.

einige Flaschen, die ofsenbar Gift enthalten hohen. Der hinzugerufene Arzt stellte den Tod infolge Vergiftung fest. Nach dem Befund liegt die Greisin schon mindestens 8 Tage tot in ihrer Wohnung. Es wird vermutet, daß Frau Uhlmann selbst Hand an sich gelegt hat. Die Leiche ist zur gerichtsärztlichen Obduktion be- schlcgnahmt worden. Am Ufer der Krummen L a n k e in der Nähe von Onkel Toms Hütte sahen am Sonntag früh Spaziergänger verschiedene Kleidungsstücke verstreut umherliegen. Etwas wetter im Schilf lag die nur halbbekleidete Leiche eines Mannes. Zunächst glaubte man an ein Verbrechen, da der Tote einen Kopfschuß aufwies, aber keine Waffe bei ihm lag. Bei der Durchsuchung der Leiche wurden Papiere gefunden, aus denen einwandfrei hervor­geht, daß der Tote der 40 Jahre alte Kaufmann Max Wagner aus der Dernburgstraße ist, der in der Kleiststraße ein Vermitt- lungsgeschäft betrieb. Der Kaufmann war geschäftlich völlig ruiniert und sah keinen Ausweg mehr. Die weiteren Untersuchungen er- gaben, daß W. zweifellos Selbstmord verübt hat.

Moiorradunglück in BsrZin NO. Schwere Folgen eines Zusammenstoßes. Zm Nordosten Verlins, in tzer Greifswalder Straße, er- eignete sich heute früh ein folgenschweres Verkehrsunglück. das ein Bleaschenleben forderte. Kurz nach 3 Uhr raste vor dem Grundstück Greifswalder Straße 8l ein Motorrad mit einem Fuhrwerk zusammen. Während der Führer des Rades mit leichten Verletzungen davonkam, wurde der im Beiwagen sitzende 27 Jahre alte Monteur Otto G e r i ck e aus der Fnedenstraße 6 schwerverletzt. Der Verunglückte wurde ins Krankenhaus am Friedrichchain gebracht, wo er bald nach der Ein- liefcrung starb. Ein zweiter tödlicher Unfall trug sich heute früh in der Wilmersdorser Straße zu. Dort wurde der 83 Jahre alte Zimmermann Gustav Moll aus der Sefenheimer Straße von einem Privatauto überfahren und so schwerverletzt, daß der Tod wenige Minuten später eintrat.

Die Baseler Beratungen beginnen

Wer wird den Vorsitz führen?

Basel , 7. Dezember.(Eigenbericht.) Die Delegationen der heute in Basel beginnenden Reparation«- tagung des Sonderausschusses der BIZ. sind sämtlich eingetroffen. Roch am Sonntag fanden eine Reihe inoffizieller Vorbesprechungen statt, in denen u. a. über die Frage, wer den Vorsitz der Kon- ferenz übernehmen soll, gesprochen wurde. Eine Verständigung wurde noch nicht erzielt. Insgesamt wird mit einer Verhandlungs- dauer von 14 Tagen gerechnet.

Krankreichs Verluste am Pfund. Die Bank von Frankreich verliert allein über 400 Mill. M. Paris . 7. Dezember.(Eigenbericht.) Die Bank von Frankreich hat durch die Entwertung des englischen Pfunde» einen Verlust von etwa 2)4 TKilliarden Franken erlitten, da sie In England große psundguthabe» be- sitzt, die auf Anordnung der Regierung nach der Stabilisierung des Franken angekauft worden waren. Um diesen Verlust zu decken, ist zwischen der Regierung und der Bank von Frankreich ein Ab- kommen geschlossen worden, auf Grund dessen die Bank Schah- b o n d s im Wette von 254 Milliarden Franken erhallen soll. Die' Tilgung der Bernd» wird durch eine Erhöhung des der Regierung zu zahlenden Gewinnanteils der Notenbank und durch Hergabe eines Teils ihrer Reserven erfolgen. KongreßSeginn in Washington . Washington , 7. Dezember. (Eigenbericht.) Im Capitol von Washington werden sich heut« um die Mittags- stunde die 96 Senatoren und 43S Abgeordneten des Landes zu der ersten Sitzung des 72. Kongresses zusammenfinden. Die Sitzung

gilt lediglich der Konstituierung de» Kongresses. Das Parlament wird sich dann auf Dienstag oertagen und zunächst eine Botschaft des Präsidenten Hoover über die Belebung der amerikanischen In- dustrie entgegennehmen. Welcher Art dieses Programm im einzelnen ist, steht zur Zeit noch nicht fest. Die beiden Parteien der amerikanischen Parlamente, die Demo- traten und die Republikaner , haben angeordnet, daß jeder Abge- ordnete zu erscheinen habe, da die Mchrhett sowohl im Senat wie im Abgeordnetenhaus unter Umständen von einer Stimme ab- hängen wird. Bemerkenswerterweise interessiert außer den politischen Fragen die Abgeordneten auch vor allem wieder einmal die Prohibition»- frage. Dem Kongreß sind mehr als 1000 Gesuche zugegangen, den sogenannten Bolstead-Act, das Gesetz, das Amerika trocken legte, abzuschaffen. Der Führer derTrockenen", Senator Sheppard, hat einen Gesetzentwurs eingebracht, der Vorsicht, daß in Zukunft auch die Herstellung von Most bestrast werden und daß ferner nicht nur der Verkäufer alkoholischer Getränke, sondern auch jeder, der be- trunken aufgegriffen wird, schwer bestraft werden soll.

Schweiz gegen Aliersversicherung. Basel , 7. Dezember. Das Schweizer Volk hat am Sonntag die Einführung der Atters- und Hinterbliebsnenoersicherung abgelehnt, nachdem es bereits vor sechs Jahren die grundsätzliche Einführung der Versiche- rung beschlossen hatte. Das Gesetz sst mit rund 338 000 Ja-Stimmen und SOl 000 Nein- Stimmen, d. h. mit einer Mehrheit von 173 000 Stimmen ver- morsen worden.