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Waller Schirmeier: Der Dieb

Andreas hatte feit zwei Tagen nichts gegeffen. Reinen Happen, abgefehen den ein paar halbperfaulten apfeln, bie er auf dem Markt aufgelesen hatte. Aber davon murde er nicht fatt, und auch das talte Waffer, bas er in großen Mengen trant, konnte den wühlen den Hunger in seinem Innern nicht mehr übertäuben. Halb von Sinnen schlich er die Straßen entlang und hodte fich endlich er mattet auf ein paar Stufen, die zu einem Hauseingang emporführten. Er legte den Kopf auf die Arme und ließ seinen Gedanken in halber Betäubung freien Lauf.

Wie war das denn bloß gekommen um Himmels willen, wie war er denn nur darauf gekommen, fein ganzes Geld auf einmal auszugeben? Schwerfällig grübelte er nach. Drei Mart hatte er boch noch gehabt von den neun Mark Wohlfahrtsunterstügung, die er jede Woche betam. Neun Mark; davon hatte er vier Mart fünfzig Miete bezahlt, drei Tage gelebt für eine Mart fünfzig, blieben Rest drei Mart, mit denen er die vier Tage bis Freitag reichen mußte. 21ber wo waren die drei Mark geblieben? Bis hierher war doch alles richtig, mar alles genau jo verlaufen, wie es feit Wochen, Monaten, Jahren den Jahren seiner Arbeitslosigkeit der Fall war! Jahre Andreas' Gedanken glitten ab waren es nicht schon Jahrzehnte, Jahrhunderte eine ewige, entfeßliche Zeit, eine ewige, entfeßliche Zeit, während deren er Not litt, hungerte, herumfaß; ohne Ziel, ohne Hoffnung, ohne Freude! Konnte er sich überhaupt noch auf die Zeit befinnen, als er gearbeitet hatte?- Ja, hatte er überhaupt jemals

gearbeitet?

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Andreas stöhnte auf; halb vor Hilflosigkeit und halb aus Hunger. Mühsam tastete er fid) zu seinem Ausgangspunkte zurück. Ja wo waren nur die drei Mart, von denen er pier Tage leben sollte, geblieben? Satte er sie wirklich ausgegeben? Auf einen Schlag ausgegeben, wie irr, unfähig zu bedenken, was nachher mer den sollte? Wie war es gekommen? Ja, so es war Sonntag abend gewesen und noch zu früh, um in die Wohnung, in das enge, unfreundliche Loch, das er als Schlafstelle" für vier Mart fünfzig wöchentlich gemietet hatte, hinaufzugehen. Er war ziellos die Straßen entlang geschlendert, den Blick meistens zu Boden gerichtet, um vielleicht ein Stück Zigarette zu finden, das er noch weiter­rauchen konnte.

Dann hatte er die Zigarre gefunden. Eine ganze Zigarre, zer brückt zwar, aber doch, noch eine ganze Zigarre! Wer weiß, mer sie meggeworfen hatte; jedenfalls hatte er, Andreas, sie gefunden und angeraucht.

Ja, jetzt wußte er es: die 3igarre war schuld! Es war Bahn finn, aber es stimmte doch: die Bigarre war schuld, daß er sein ganzes Geld ausgegeben hatte. Er war glücklich über seinen Fund mit der brennenden Zigarre im Munde weiterspaziert bis vor das große Restaurant. Original bayerische Schrammelkapelle" stand an den Scheiben zu lesen, und von drinnen hörte man das Stampfen und Schmettern der Musit. Er war vor dem Fenster stehengeblieben und hatte sich hochgereckt, um über die Gardine hineinsehen zu können. Und da war es über ihn gekommen. Ganz plöglich, un­vermittelt, mit einer wütenden Gewalt.

Heinrich Braune :

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Dirett am Fenster faß ein Mann, ber eine Bigarre rauchte. Das war nichts Besonderes. Seine Bebeutung erlangte er erft baburch, daß er sie genau jo rauchte mie Andreas. Genau so hielt er fie im linten unbmintel; lässig, zufrieden. mit halb zugefniffenen Augen, den Kopf etwas hintenüber gebeugt.

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wieber auf. Da war etwas in ihm aufgefprungen, das stärker Andreas brüdte fein Gesicht fester in die Arme und stöhnte gemesen mar als sein Wille. Eine Forderung, ein wilder, per bissener Wunsch, es auch einmal so zu haben wie jener da brin, auch einmal fo zu fügen, einmal zufrieden zu sein! Und da war er unterlegen. Er mußte wahnsinnig gewesen fein in jenem Augenblid. Er war in das Botal gegangen, hatte sich an den Tisch neben den anderen gesezt und laut und aufgeregt beim Kellner zu essen bestellt Genau dasselbe, was jener auf dem Teller hatte. Dazu hatte er Bier getrunken und sich noch eine Zigarre gekauft - und dann ja, dann hatten seine drei Mart gerade ausgereicht, um zu bezahlen dann war fein Geld alle und seitdem hungerte er. Noch zwei Tage würde es dauern, bis er wieder auf dem Wohlfahrtsamt fügen und darauf warten würde, daß sein Name aufgerufen wurde. Andreas Baltusch!- Quittieren Sie- neun Mart!" Noch zwei lange, entfegliche, hungrige Tage! dreas frümmte sich zusammen; ein Strampf fuhr durch seine Ein­geweibe, schnitt wie mit Messern durch seinen Leib. Kalter Schweiß trat ihm auf die Stirn. Vor feinen Augen tanzten Bisionen von Broten und Seminein; er roch förmlich den Duft von Frischge­backenem. Er hob mühsam den Kopf, holte mit offenem Munde tief Luft. Da war er wieder, der Geruch; der warme, wahnsinnig machende Essengeruch! Wo mochte er herkommen?

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Schwerfällig stand er auf und ging ein paar Schritte nach links. Blöglich schlug eine warme Welle auf ihn zu und hüllte ihn ein. Er stand por einer Bäckerei. Die Türe stand weit offen. Im Fenster lagen mit glänzenden braunen Krusten die frischgebackenen Brote. Andreas starrte durch die Scheiben. Etwas Riesiges, Un­widerstehliches erstand in ihm und nahm von ihm Befih. Mit taumelnden Schritten ging er zur Bordschwelle, hob einen Stein auf, der dort lag, ging zurüd, schlug die Scheibe ein und nahm ein Brot heraus. Es war gar nicht er selbst, nicht Andreas, der das es war etwas Fremdes, das ihn zwang, vor der zertrüm­merten Scheibe stehenzubleiben, anstatt davonzulaufen, und ihn gierig und besinnungslos in das duftende warme Brot hineinbeißen

tat

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ließ. Er ließ sich ruhig festnehmen und zur Wache führen. Das Brot ließ man ihm. Er trug es wie einen Schatz in beiden Händen.

Underntags stand er vor dem Schnellrichter. Der Diebstahl des Brotes wurde als Mundraub ausgelegt; nur wegen der Zertrüm­merung der Scheibe wurde er zu vierzehn Tagen Gefängnis mit Bewährungsfrist verurteilt. Als ihn der Richter fragte, weshalb er denn nicht durch die offene Tür gegangen wäre, anstatt die Scheibe einzuschlagen, zudte er die Achseln. Er wußte es nicht. Einen Tag später stand er wieder auf dem Wohlfahrtsamt und wartete, bis man seinen Namen aufrief. ,, Andreas Baltusch Quittieren Sie neun Mart!"

Brandgeruch des Orients

Das einzige Hotel in 2am( Bulgarien ) war befegt, denn heute| Gruppen? Bauern in ihrem selbstgesponnenen 3eug, bie Hole Abend war ber Donaubampfer angefommen. Bir legten unfere unten mit Lappen unupideft, fchnabelige Opanten an den Füßen? Mantel auf die breiten, zusammengerüdten Tische der blau Dazwischen städtisch getleibete Männer? Sind die Gesten der getünchten Gaststube und wärmten uns Rüden an Rüden. Während Sände nicht lebhaft, nicht heftig, die Mienen nicht wach und erregt? mir unseren Schaftäse und das harte Brot tauten, machten mir Es Thema, dem der sich

belagt mur, daß ein Mensch anders auf einen Reis reagiert, b. ftärter" reagiert als normale Menschen. Die Stoffe, gegen die er überempfindlich ist, nennt man dann Allergene".

Solche Stoffe tönnen von der Haut aus einwirken, mie gewisse gemerbliche Schädigungen oder Primeln oder Raupenthaare fie fönnen mit der Tahrung in den Magenbarmfanal gelangen, mie die erwähnten Meditamente, Krebje, Erbbeeren oder andere Bestand­die Augenbindehaut oder die Schleimhäute der oberen Luftwege teile der Nahrung, oder sie fönnen schließlich durch die Luft in der burch die in der Blütezeit herumfliegenden Pollen windblutiger ( Nase, Luftröhre oder Bronchien) einbringen. Für das lettere ist der Heusáhnupfen ein befannies Beispiel, Pflanzen ausgelöst wird. Das Auftreten im Frühjahr, heftiger Schnupfen, Bindehauttatarrh, häufig auch Asthma find charafte­ristische Zeichen dieser Krankheit, die in der Stabt häufiger ist als auf dem Land, und die auch in Deutschland sehr verbreitet ist. Es gibt aber noch zahlreiche andere, auf dem Luftwege aus gelöste Fälle von Ueberempfindlichkeit. So fönnen bestimmte Schimmelpilze im Zimmer, in Bettfedern oder Matragen auch bei überempfindlichen Leuten 2fthmaanjälle oder Hautausschläge aus lösen. Diese in der Wohnung vorhandenen Stoffe bezeichnete Storm van Leeuwen als Hausallergene. Fränkel hält sie für eine häufige asthmaauslösende Ursache bei Ueberempfindlichen. Auch

andere Stoffe, wie Ausdünstungen oder einste Partikelchen von Federn, Tierhaaren oder Pelzen, wie Milben, Schuppen und ähn­liches, tönnen im Hausstaub als Hausallergene eine Rolle spielen. Die genauere Natur dieser Stoffe iſt nicht immer zu ermitteln. Solchen Schädigungen ist der lleberempfindliche auch im Beruf vielfach ausgefeßt. So verursachen Mehſtaub bei Bäckern, Mühlen­arbeitern, Belze oder Fellfärbemittel bei Kürschnern mitunter Asthma oder andere lleberempfindlichkeitserscheinungen. Auch im Freien fönnen ähnliche Stoffe eine Rolle spielen, die dann als Klimaallergene bezeichnet werden. Der überempfindliche Mensch fann die Erscheinungen der Erkrankung auf der Haut bekommen, wie den Milchschorf des Säuglings oder die Nefselsucht nach Krebsen oder Erdbeeren, er kann Krampfzustände im Darm bekommen mit Rolitschmerzen und Durchfällen.. Er kann eine Migräne haben durch Krampf der Hirngefäße, oder er bekommt einen Schnupfen, Bindehauttatarrh oder Asthmaanfall. Viele Menschen haben eine angeborene Neigung zu derartigen Erfrankungen auf Grund pon Bererbung. Bei anderen wieder stellt sich die Ueberempfindlichkeit nach bestimmten Erkrankungen ein, die zu einer Schwächung des Körpers führen, z. B. nach entzündlichen Erkrankungen der Atem­organe, nadh nervösen Störungen und in Zeiten, in denen manche Drüsen, wie im Entwicklungsalter oder in den Wechseljahren der Frau, in ihrer Funktion gestört sind.

Es ist dann Aufgabe des Arztes, sowohl diese besondere körper­liche Beschaffenheit des Kranken als auch die frankheitsauslösenden schädlichen Reize der Umwelt zu ermitteln. Vielfach fann durch eine Diät, einen Wohnungswechsel, einen Berufs oder Ortswechsel das schädliche Allergen entfernt werden, mitunter auch durch Ent­fernung eines Hundes, einer Kaze oder eines sonstigen Haustieres oder durch Fortlassen eines Pelzes und dergleichen. In anderen Fällen permendet man dazu den Aufenthalt eines Kranken in be= fonders allergenfreien" Räumen, in denen er auch vor den Haus­und Klimaallergenen geschüßt ift. Fräntel und seine Mitarbeiter haben außerdem Filterapparaturen in Gestalt von Masten, Schlaf­fäden und kleinen Rammern tonstruiert, die es gestatten, sowohl in der Wohnung des Kranten als auch beim Beruf ihn vor den ..Buftallergenen" zu schüßen. Mit diesen Apparaten ist auch eine Derfeinerte Diagnoseftellung möglich gemacht worden. Anderen Kranten fann der Arzt wieder dadurch helfen, baß er aus den schädlichen Stoffen Ertratte herstellt und mit diesen Ertraften eine schüßende Impftur durchführt. Häufig fann auch burch solche Extrakte in der Haut die Ueberempfindlichkeit des Kranten gegen bestimmte Stoffe festgestellt werden.

Dr.

uns miteinander bekannt in dem furiofen Ballanfranzöfifch, bas gangenheit zurüdträumende rujifiche Oberst nichts in die Ber: Ribeck: Der Fjällfraß oder Vielfraß

zwischen Budapest und Saloniti mit einem start zum Jiddischen tendierenden Deitsch um die Rolle des ausgleichenden Esperanto ripalisiert.

Er war einer jener zaristischen Offiziere, die man auf dem ganzen Ballan trifft. Berarmt, aber je mehr ihnen der Hunger bittere Linien in das einst fröhliche und vielleicht gedanfenlose Geficht grub, um so mehr fehren sie mit einer sanften Kofetterie die auch im Zivilleben geltenden militärischen Tugenden heraus. Sie find in all ihrer erbärmlichen Abgerissenheit charmante Kavaliere, zelebrieren inmitten bäuerlicher Formiofigteit einen barod ge­spreizten Adel der manieren. Wie gerupfte Pfauen stolzieren sie über den Hühnerhof des Balkans.

In dieser Nacht erzählte mir der Oberst Allegei Gregorewitsch Softschal, während unsere Zigaretten in der Dunkelheit glühten, mit leiser Stimme die seltsamen Abenteuer seines Lebens. Die blaugetünchte Gaststube, die erfüllt war von den tiefen Atemzügen bulgarischer Bauern, die mit aufgerissenen Mündern auf den Wand­bänken schliefen, die Lammfellmütze ins Gesicht geschoben, weitete sich zu den lichterstrahlenden Sälen von Barskoje Selo, und die glanzpollen Gesellschaften der Romanows glitten gespensterisch vor­über, beschmoren von der leisen, gebrochenen Stimme neben mir. Bis sich die einsamen Schneefelder der Ostfront vor den Glanz schoben, der Geruch von Blut und Rauch die Szenerie erfüllte. Dann aber hob sich der Vorhang über den dramatischen dritten Art dieses Lebens: Wilde Tage in Petersburg . Marschierende Arbeiter maffen über den Remsti- Prospettrote Fahnen. Abenteuerliche Flucht, verstedt in den Heubergen eiliger Banjewagen ben Herzschlag im Halse. Neue Sammlung unter Wrangels Kommando. Noch einmal fladerte dieses Lebensflämmdjen auf, und bei den Geschichtchen von den Kämpfen um Südrußland gewinnt diese riffige Stinne wieder an Kraft. Die gichtige Hand hat befehlerische Gesten. Doch dann ermatten Ton und Bewegung vollends. Die Stimme erzählt nur nocy brodenweise, verstummit schließlich ganz. Ein Leben, von der Brandung der Geschichte an den Strand geworfen. Ein Leben, das Gleichnis, das Symbol wurde für seine Klasse. Aber es ist schon zu morsch und zu barock, um noch als Baustein für die neue russische Welt brauchbar zu sein. Gelb liegt draußen die Straße in der Sonne. Der Frühwind wirbelt den feinen Mehlstaub hoch, der das wahre Kennzeichen des Orients bleibt. Die Nase erschnuppert seinen brandig scharfen Geruch. Darin mischen sich die Ausdünstungen der Tiere und Menschen mit dem fengigen Duuste verbrannten Strohs und Lelyms. Das gehört fo ficher zum Orient wie das Birginiaaroma zum Londoner Nebel, der Dunst von Asphalt und Benzin zu Berlin und der Geruch non Leer, Tang und Del zum Hamburger Hafen . Wenn man jenen Diehlstaub wieder zwischen den Zähnen spürt und bei langen Fahrten über Land aus den Augen mischen muß, wo er sich brennend und beizend einniftet, dann erst ist man wieber wahrhaft in dieser Welt, die Abgründe, die, Geschichte und Kultur gruben, vom Norden trennen.

Die weltabgewandte Ruhe dieses Stadtantlikes ist trügerisch. Stehen da nicht an den Eden, vor dem Friseurladen und unter den fümmerlichen Ulmen bes hotels erregt biskutierenbe

weiß, das aber unsere Nachtgenossen auch im Schlafe nicht verließ: Die Not der Bauern! Wohl stehen im Bahnschuppen fabritneue Dreschmaschinen und Motoreggen aus Deutschland und Ungarn , aber wer gibt Saat­getreide, mer gibt den eisernen Pflug für das harte Erdreich? Die Bauern, wie sie dort stehen, mit ihren großen, zerarbeiteten Händen, feuchten auch in diesem Frühjahr hinter dem erbärmlichen Holz­pfluge, der ärgerlich über jedes Hindernis springt und nicht in den Boden eindringt, die unverbrauchten Erdschichten auch nur anzurißen. In die halblauten Gespräche mit den Abgeordneten, die von Sofia herübergelommen find, lärmt jetzt der rhythmische Schritt marschierender Soldaten. Die Sonne blinkt in den großen ovalen Rofarden, auf den blanken Schlössern der Gewehre und dem schwarzen Lack der hohen Stiefel des begleitenden Leutnants. Arg­möhnisch mustern Leutnant und Gendarm im Vorbeimarsch die gestikulierenden Gruppen. Stumpf sind die Gesichter der Refruten. Durch alle Umherstehenden fährt diese Begegnung wie ein Schod. Denn die Erinnerung an die blutigen Bauernfämpfe von 1921 ist noch mach. Auch damals stand Soldat gegen Bauer. Auch damals waren es die gleichen Nöte, die dem Staate gegen die Revoltierenden, dem Bürger gegen den Bauern die Waffe in die Hand zwangen.

Die gemächliche Ruhe dieser Landstätte ist trügerisch. Der russische Oberst stolziert auch hier über einen unruhigen, vultanischen Boden, dem er doch gerade zu entfliehen glaubte. Und die fidere Ordnung, die der laute Pfiff des fahrplanmäßig einlaufenden Zuges verkündet, ist schnell umgeworfen.

Brandig ist der Geruch des Orients...

Medicus:

K.

Der Fjällfraß oder Bielfraß ist uns auch heute noch in den Ein öden Nordeuropas erhalten, aber man bekommt ihn nur selten zu fehen, denn er liebt ungestörte Ruhe und Beschaulichkeit über alles und geht dem Herrn der Schöpfung nach Möglichkeit aus dem Wege. So fommt es, daß wir über sein anziehendes Tun und Treiben eigentlich nur herzlich schlecht unterrichtet sind. Und doch hat er einen Fehler, der ihn oft mit seinem Todfeind zusammenführt. Er ist nämlich außerordentlich neugierig und sehr geneigt dazu, alles ihm Neue gründlich auszufpionieren. Das führt öfters zu für ihn sehr unliebfamem Zusammentreffen mit den Wienschen. Den berüó). tigten Namen Bielfraz verdient er eigentlich nicht, denn er hat zwar einen sehr gesegneten Appetit, aber dieser geht doch nicht über das normale Bedürfnis hinaus. Cher könnte er Berwüster" oder, Ber­schlepper" heißen, da er die Gewohnheit hat, alles Gefundene in oft ganz auffälliger Weise zu verschleppen, worüber in den amerika­ nischen Trapperkreisen die sonderbarsten Geschichten im Umschwunge find.

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Wehe dem unbeaufsichtigten Trapperlager, über das er sich her­macht! Es wird dann besonders dadurch schädlich, daß er die auf­gefundenen Felle in fleinste Feßen zerreißt, und so den Trapper um die Früchte seiner mühsamen Arbeit bringt. Er richtet dann die tollften Berwüstungen unter den Borräten an, und oft ift dabei seine Spielsucht und seine Verschleppungsmanie eine stärkere Triebfeder als der Hunger. Er stiehlt auch, menn er bis zum Blazen voll­gefressen ist, und nimmt fogar noch altes as an, das einen lieblichen Gerud) verbreitet. Er sucht die für die Belztiere aufgestellten Fallen geradezu auf und beraubt fie in raffiniertefter Weise ihrer Beute. ficre. Ueberflüffiges verscharrt er im Schnee pder trägt es bis zur Aftgabel eines Baumes hinauf, um es hier zu versteden. Dann tehrt der Strolch bis zur Fußspur der Trapper zurück und nerfolgt sie eine Blockhütte eingedrungener Bielfraß verschleppt dort einfach alles: Büchsen, Messer, Merte, Kochgeschirre und Wolldecken.

Ueberempfindliche Menschen meiter, um möglichst teine Falle unrevidiert zu hinterlassen. Ein in

Im Austrage des Bolts- Hygiene- Rundfunks berichtete jüngst Prof. Ernst Fräntel( Berlin ) über Erfahrungen bei über­empfindlichen Menschen". Er ging dabei von der Ab­neigung gegen Speisen und Gerüche aus. Dann führte er Beispiele von Arzneiüberempfindlichkeit an und zeigte, daß diese durch Eine wirkung auf die Haut oder durch Einnahme von Meditamenten hervorgerufen werden tann. Dabei kann aber die Krankheitss erscheinung an anderer Stelle auftreten als die Einwirkung des Mittels. So fann ein Hautausschlag wie Reffelsucht oder Ekzem Sowohl durch direkte Einwirkung der schädlichen Stoffe beim Ueber­empfindlichen auf der Haut verursacht werden, als auch durch das Einnehmen des Medikamentes. Es fann auch das Cinnehmen eines Mittels in einem anderen Falle zu Asthma oder Migräne beim Ueberempfindlichen führen. Man sieht daraus, daß die Schädigung nicht am Ort der Krankheitszeichen einzumirten braucht, sondern daß ihre Birfung auch an anderen Stellen durch den Stoffwechsel oder das Nervensystem sich bemerkbar machen tann.

Diese Erfahrung trifft auch auf alle anderen Arien der leber­empfindlichkeit zu. Man bezeichnete die angeborene Ueberempfind­lichkeit ursprünglich als 3biosyntrajie, die erworbene anfangs allein als Allergie. Dieses Wort ist aus dem Griechischen abgeleitet und

Es ist deshalb wohl zu verstehen, wenn die rauhen Hinterwäldler cinen abgrundtiefen Haß auf ihn haben. Einer verschleppte fogar gelegentlich einen fleinen Handschlitten in den Wipfel eines Baumes, der zwei Jahre lang unsichtbar blieb, bis er endlich durch Zufall wieder aufgefunden wurde. Zwei Fallensteller fanden nach mehr­tägiger Abwesenheit in ihrer Hütte alles auf den Kopf gestellt. Auf dem Boden lag ihre ganze Habe im wüsteften Durcheinander. Mehr, Zündhölzer, Mofaffins, Tabat, Seife, Salz und eine Menge anderer Dinge waren von den Gestellen heruntergeworfen und mit Asche be­streut worden. Man fand den armen Schelm schließlich erblindet und mit halb verbranntem Gesicht im Rauchfang. Er hatte nämlich eine noch halb gefüllte Pulverflasche hinausschleppen wollen und diese. war ihm dabei explodiert.

In zehn Staaten von USA . ist den Regern die Ausübung des allgemeinen Wahlrechts und die Verheiratung mit weißen unter­fagt. Bei öffentlichen Zusammenfünften und in den Schulen werden hier die Farbigen von den Weißen getrennt.

Schühengräben. Schon die Alemannen bebienten sich etwa im Jahre 350 im Stampfe mit ben Römern ber Schügengräben.