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Dämmerts?

Ein Kommunist über die Zaffit der Gosialdemokratie.

Halle, 7. Dezember.  ( Eigenbericht)

In einer von der hallejchen KPD. einberufenen Bersammlung ertlärte der Linienfommunist Runz, führendes Mitglied der tom­munistischen Stadtverordnetenfrattion:

Wenn die Nazis nicht in die Regierung fommen, dann blei ben uns tausende und aber tausende, ja zehntausende Opfer er spart. Es ist unsere verdammte Pflicht und Schuldigkeit, die Nazis Don der Regierung fernzuhalten. Sie zur Macht fommen zu lassen, wenn man es verhindern fann, bedeutet ein Ber= brechen an der gesamten Arbeitertlaffe."

Da erhebt sich die Frage: Warum der bisherige Krateel gegen die Taftit der Sozialdemokratie, marum das Gebrüll: Die Sozial demokratie ist der Hauptfeind? Weil die Sozialdemokratie die Nazis von der Regierung ferngehalten hat?

Geziemende Antwort.

Der preußische Juftizminister lehnt Beantwortung einer nationalsozialistischen Landtagsanfrage ab.

In einer im Preußischen Landtag eingebrachten Kleinen Ans frage hatte der Abg. Kube( Nat.- Soz.) erklärt, während der legten Gerichtsverhandlungen, an denen der Staatsanwaltschaftsrat Stenig amtlich teilnahm, habe sich herausgestellt, daß dieser verdiente republikanische Beamte zweifellos mit seinen Nerven außerordentlich start überarbeitet ist". Das Staatsministerium wurde gefragt, ob es bereit sei, den Staatsanwaltschaftsrat Stenig auf Staatsfoften auf längere Zeit in einem Sanatorium zur Besse­rung seiner Nerven unterzubringen.

Der preußische Justizminister hat jetzt folgende Antwort er­teilt: Die preußische Staatsregierung bedauert, die Kleine An frage, die offenbar nur agitatorischen 3weden dienen und einen bewährten Beamten der Staatsanwaltschaft in seiner Ehre herabsehen soll, nicht beantworten zu können.

Die Wirtschaftspiraten.

Der Favagprozeß leuchtet in den Kapitalistensumpf.

Während des Favag- Prozesses wurde der Direktor der Dresdner  Bant, Filiale Frankfurt   a. M.( Borsitzender des Aufsichtsrats der Hermann Wronker A.-G.) vernommen. Bon Interesse war die Darstellung, die er über seine Auseinandersetzung mit Direttor Beder von der Favag bei Gelegenheit der Nachforderung einer Provision für das Finanzierungs- und Aval Konsortium, das anläßlich des bekannten Antaufs der Warenhäuser aus der Lütticher Gesellschaft gebildet worden war, gab:

Beder: Die Hermann Bronter A- G. soll doch ihr Aftientapital nicht auf 6, sondern auf 7 Millionen Marf erhöhen!" Bacharach  : Wieso?"

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Beder: Wir verdienen nicht genügend dabei, mir mollen mehr haben, Bronter soll 1 Million Mark Gratisattien an uns geben!"

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Bacharach  : Was heißt das? Wer ist da ,, uns"? Beder: Die Favag und die Dresdner   Bant." Bacharach  : Für die Dresdner   Bant lehne ich das ftrift ab." Beder: Dann fordern wir( die Favag- Herren des Kon­fortiums) die 1 Million Mark Gratisattien der Hermann Bronfer L.-G. für uns allein!"

Daraufhin marnte Direktor Bacharach   Herrn Hermann Bronter vor den Absichten Beckers mit dem Erfolg, daß dieser Fischzug unterbleiben mußte; Herr Dumde  ( ebenfalls im Kon sortium) mußte daraufhin sein Aufsichtsratsmandat bei der Hermann Bronfer A.-G. aufgeben,

Ein deutschnationaler Skandal. Der Prozeß gegen die Pommersche landwirtschaftliche Hauptgenossenschaft.

Stettin  , 7. Dezember.

Bor ber großen Straftammer in Stettin   begann heute ein Prozeß gegen die Direttoren und Angestellten der Pommer­ schen   landwirtschaftlichen Hauptgenossenschaft inegen Bergehens gegen die Getreideeinfuhrscheinwerordnung. Unter den Angeklagten befinden sich die beiden Direktoren Haß und Sagemann fomie der Profurist der Stettiner Dampfmühle 2.-B. Schneider. Im ganzen haben sich acht Angeklagte zu verantworten. Den Angeklagten wird zur Last gelegt, sich fortgesetzt und nicht be­rechtigt Steuervorteile dadurch verschafft zu haben, daß sie sich Einfuhrscheine verschafften, auf die sie feinen Anspruch hatten, da die ausgeführten Erzeugniffe eine größere Ausmahlungsquote hatten als vorgeschrieben.

Die beiden Hauptangeflagten Haß und Hagemann befindeten auf Befragen, daß sie jeder ein Einkommen von etwa 55 000 bis 65 000 mart jährlich hatten. Es tam zur Sprache, daß in der Stettiner Dampfmühle doppelte Bücher ge führt wurden, die einen für die 3ollbehörbe, die anderen für die Hauptverwaltung. Siervon wollen

beide Direttoren feine Kenntnis gehabt haben.

Das Petitionsrecht der Eisenbahner. Berstärkung des Reichseinflusses auf die Reichsbahn vom Ausschuß gefordert.

Im Reichstagsausschuß für Beamtenangelegenheiten wurde eine prinzipielle Angelegenheit beraten. Es handelt sich um die Be­rüdsichtigung der Petitionen der Eisenbahner, die vom Reichstag der Reichsregierung zur weiteren Veranlassung zugeleitet merden. Der Ausschuß nahm einstimmig einen Antrag des Abg. kül 3( Staatspartei) an, durch den die Reichsregierung ersucht wird, eine Aenderung des Reichsbahngefeges nach der Richtung hin ins Auge zu faffen, daß in Berfonalsachen eine Auskunftspflicht der Reichsbahn Gesell. schaft gegenüber der Reichsregierung statuiert wird und daß die Reichsregierung eine Einflußmöglichkeit gegenüber der Reichsbahn- Gesellschaft in der Behandlung von Personalangelegen

heiten erhält.

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Der blutige Gregor.

Bir werden bis an die Knöchel im Blute waten." Gregor Straßer  .

4930

PREISSEL JOHANNIS BEEREN BLAU BEEREN 1929 BEE 1930

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Kirschen Kirsch

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Um Gotteswillen, Mann, was tust du?"

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Ruhig, Frau! Ich übe mich, im Blut zu waten!"

Schicksalsschwere Tagung in Basel  

Deutsche   Denkschrift überreicht.- Zäher Kampf wird vorausgesagt.

Basel  , 7. Dezember.( Eigenbericht.)

Die Montagjißung des Sonderausschusses der Bauf für internationalen Zahlungsausgleich konnte erst um 12,20 Uhr statt wie vorgesehen um 10,30 Uhr beginnen, da fich die privaten Besprechungen über die Wahl des Präsidenten länger als erwartet hinzogen. Der amerikanische   Delegierte, Walter Stewart, der bestimmte Weifungen aus Washington   erhalten hatte, lehnte die Uebernahme des Borsiges der Tagung endgültig ab. Infolge­dessen mußte ein anderer Kandidat ausfindig gemacht werden. Dabei fam es zu einer ersten offiziöfen Auseinandersetzung zwischen den Delgierten, nachdem schon am Sonntag bei der Zuwahl von Djuritsch als Vertreter Jugoslawiens   in den Ausschuß die Gegen­fäße aufeinandergepralt waren. Schließlich wurde profeffor Alberto Beneduce, der Vertreter Italiens  , zum Präsidenten gewählt. Beneduce ist Mitglied des Verwaltungsrats der B33. Als Sekretär der Konferenz wird der Generalsekretär der B33.  , der Italiener Pilotti, fungieren. Ihm werden zur Seite stehen Dr. Bleffing­Deutschland, Pollom- England und Rodenbach- Frankreich  . Der Ausschuß bestätigte schließlich die Ernennung vier zufäßlicher Mit­glieder: Dr. Bindschedler Schweiz  , Collijn- Holland, Rygbed und Djuritsch.

In den Kreisen des Sonderausschusses der BIZ. hofft man, morgen, Dienstag, tagen zu fönnen, um die Bereinigung der Einzelheiten der geschäftlichen Organisation zu beenden, obwohl es zwei der heute gewählten neuen Mitglieder unmöglich sein wird,

früh genug in Basel   einzutreffen. Der Schwede Rydbeck befindet sich in Berlin  , und der Jugoslawe Djuritsch, der gegenwärtig in London   weilt, hat mitgeteilt, daß er vor Donnerstag nicht in Basel   sein könne. Beide Delegierte haben jedoch das Komitee ersucht, feine Arbeiten trotz ihrer Abwesenheit fortzuführen und gleichzeitig mitgeteilt, daß sie im voraus ihre Zustimmung zu den beschlossenen geschäftlichen Maßnahmen erteilen. Dr. Melchior hat den geschäftlichen Maßnahmen erteilen. Komiteemitgliedern eine in drei Sprachen verfaßte

Denkschrift über die Finanzlage Deutschlands  zugestellt, die ungefähr 100 Seiten umfaßt. Man rechnet damit, daß Dr. Melchior sein Eposé Mittwoch beginnen wird. Er hat die Absicht, Sachverständige nach Basel   einzuladen, die über diesen und jenen Punkt seines Berichts Zusazerklärungen abgeben sollen.

Die Schweizerische Depeschen- Agentur meldet ferner aus

Basel  : Bereits beginnen sich die Fronten abzuzeichnen. Von fran ösischer Seite wird betont, daß es sich bei den gegenwärtigen

Berhandlungen

nicht darum handeln fönne, die Zahlungsfähigkeit Deutsch­ lands   neu festzusetzen,

da sie durch den Young- Plan endgültig festgesetzt worden sei. Die Franzosen verweisen in diesem Zusammenhang auf Artitel 15 des Youngplans, der eine eventuelle vorübergehende herab schung der deutschen   Zahlungen im Falle einer Wirtschaftskrise vorfieht. Von deutscher Seite mird dagegen der Standpunkt geltend gemacht, daß die heutige Lage Deutschlands  , zum größten Teil hervorgerufen durch die Reparationszahlungen, die Unmöglich­feit erwiesen habe, den Youngplan überhaupt weiterhin anzu­wenden, weshalb er revidiert werden müßte. Diese weitgehenden Meinungsverschiedenheiten lassen den Schluß zu, daß die kommen­den Verhandlungen von langer Dauer sein werden und zu ahem Ringen führen dürften. In angelsächsischen Kreisen be steht allerdings die Absicht, die Arbeiten trotz allem möglichst zu beschleunigen, um noch vor Weihnachten zu einem praktischen Borschlag für die kommende diplomatische Konferenz zu gelangen.

Neuer franzöfifcher Zerfförer. Ein neuer Torpedobootzerstörer Die beiden Finanzfonferenzen in Basel   und Baris, die faft zu lief am Montag vom Stapel, der eine Wasserverdrängung von gleicher Zeit eröffnet worden sind, merden für die Entwicklung der nahezu 3000 Tonnen hat. Das Schiff hat bei einer Länge pon Dinge in Deutschland   und in der Welt von größter Wichtigkeit sein. 129,30 Metern eine Breite non 11,84 tefern und erreicht eine Ge In Basel   hat man die deutsche Zahlungsfähigkeit im Rahmen fchwindigkeit von über 36 Knoten. Die Bestückung besteht aus fünf 138- mm- Ranonen, einem Geschüt non 75 mm und vier Geschüßen der Reparationszahlungen zu prüfen. Rein formal genominen steht po 37 mm und sieben Zorpebolanzierrohren die Frage zur Debatte, ob Deutschland   in feiner gegenmärtigen

Lage noch den Anforderungen des Young- Plans genügen tannt. Die Baseler Konferenz Diese Frage muß verneint werden. fann nur die Ueberlegungen unterstreichen, deren Ergebnis das durch den amerikanischen   Präsidenten Hoover eingeleitete Reparations­feierjahr war, dem alle beteiligten Staaten zugestimmt haben. Un fich haben sich die Grundlagen des Young- Planes unter den Eindrud der Wirtschaftstrise verschoben. Was in Paris  , als man sich auf den Young- Plan einigte, noch eine Erleichterung war, ist jetzt, auf dem Höhepunkt der Weltwirtschaftskrise und in der Ummertung aller Werte eine unerträgliche Last.

Es tann die offenbar gewordene deutsche   Zahlungse unfähigteit. Ein berlaß selbst in der Höhe der viel erörterten ungeschütten Annuität, die rund 660 Millionen Mart pro Jahr beträgt, ist Deutschland   nicht zuzumuten, wenn man die Grundlagen seiner Wirtschaft und damit die Grundlagen der Weltwirtschaft nicht ernstlich gefährden will.

Die ganze Reparationsfrage hat sich durch die Folgen der Kredittrife start tompliziert, und da liegt die Bedeutung der Konferenz, die gegenwärtig in Paris   tagt und die nur die Vor läuferin einer Konferenz in Berlin   ist, mit deren Zusammen­tritt man für Donnerstag dieser Woche rechnet. Die Berhandlungen der Bariser bzw. der Berliner   Konferenz erstreden sich auf die furzfristige Verschuldung Deutschlands  , die immerhin mit 11 Milliarden zu veranschlagen ist.

Im Herbst dieses Jahres hat der sogenannte Wiggin- Ausschuß, in dem Männer faßen, die jetzt auch auf der Baseler Konferenz mit raten und mit taten, festgestellt, daß es eine Un inöglichkeit ist, die Rückzahlung dieser Summen von Deutschland   zu verlangen. Man hat unter Eindruck dieser Feststellung das sogenannte Stillhalte­abommen getroffen, das sicherlich den Bedürfnissen Deutschlands  Devisengeſundung in Deutschland   start gefährdet. nicht gerecht geworden ist, weil es große Maschen hat und die

Die Frage, um die es zuguterletzt geht, ist die, was, someit überhaupt eine Zahlungsfähigkeit Deutschlands   besteht, im Range Dorgeht, die Zahlung von Reparationen oder die Rüd­zahlung kurzfristiger Kredite. Entscheidet man sich für Reparationen, dann muß man sich darauf gefaßt machen, daß die deutsche Kreditwirtschaft unter dem Drud von Unsicherheit und Ungewißheit bleiben wird, daß eine Reorganisation der deutschen  Kreditmärkte, eine Heranziehung des notwendigen Auslands= geldes unterbleibt und die Fähigkeit Deutschlands  , überhaupt zuf zahlen, ganz automatisch aufhört.

Wenn sich die Bafeler Konferenz nur darauf beschränkt,

Deutschlands   Zahlungsfähigkeit im Rahmen des Young- Blanes zu prüfen, wird sie nicht weiterfommen und infolge ihrer Be­

schränkung dazu verdammt sein, auszulaufen mie das Hornberger Schießen. Aber die wirtschaftliche und weltwirtschaftliche Ueber legung, deren Beachtung und Beherzigung man der Baseler Kon­ferenz im Interesse der Liquidierung der ganzen Weltwirtschafts­frise nur wünschen fann, muß auch der Leitfah auf der Pariser   und auf der Berliner   Konferenz sein. Nach allem, was man hört, fann man die Dinge nach dieser Richtung aber nicht allzu optimistisch beurteilen. Die Atteure auf der Pariser   Konferenz find vor allem die Engländer und die Amerikaner.

Daß unsere furzfristigen Gläubiger in England und Amerita, denen selbst große Kredite andersmo eingefroren sind, der Schuh brückt, braucht nicht gefagt zu werden. Deutschland   fönnte hin­bieten, meiter eine Umwandlung in Mittel und langfristige Kre­fichtlich seiner kurzfristigen Verschuldung eine Ratenzahlung an­

dite.

Karten spielt und eben tut, was es tun fann. Die Borschläge, mit Es ist selbstverständlich, daß Deutschland   hier mit offenen denen Engländer und Amerikaner nach Paris   gekommen sind, gehen über unsere Kräfte hinaus. Unsere furzfristigen Gläubiger madhen den Fehler, ihre Forderungen zu hoch zu schrauben. Damit merden sie nicht weiterfommen. Wenn aber die Berhand­lungen ohne Ergebnis ausgehen, so bedeutet das eine Gefahr für sämtliche beteiligten Wirtschaften. Die Unsicherheit wird sich steigern. Die Gefahr der Bersadung wächst. Die politischen Gefahren werden fich verdichten.

Es liegt an dem gefunden Sinn der Beteiligten, einen Aus­meg zu finden, der möglich ist. Er muß auf der Konferenz in Berlin   gefunden werden.