Probleme der Fürsorgeerziehung Frau und Mutter als Zeugen.
Eine Kundgebung der
Die Liga für Menschenrechte hatte im Herrenhaus zu einer Rundgebung, Probleme der Fürsorgeerziehung" eingeladen. Anlaß dazu boten die bekannten Vorgänge in den Anstalten Ridling, Scheuen und Waldhof bei Templin . Es hatten sich Erzieher und Fürsorgezöglinge in stattlicher Anzahl eingefunden; die einen mie die anderen schütteten auch vor der Tribüne ihr Herz aus. Den Borsiz führte Frau Adele Schreiber .
Der städtische Fürsorger Just as Ehrhardt wollte angesichts der großen Mängel der Fürsorgeerziehung eine entscheidende Betonung auf die vorbeugenden Maßnahmen gelegt wissen. Dr. Wilter, ehemals Direktor des Lindenhofes, sprach sich sehr energisch gegen die Verquidung von Arbeitshaus mit Fürsorgeerziehung aus, redete dem großzügigen Ausbau der Jugendhilfe das Wort und mandte sich mit Schärfe gegen die Art Fürsorgeerziehung, die den jungen Leuten dauernd den Weg ins Leben verbaut. Der Leiter des Grünen Hauses in Tegel Efflinger sah die Dinge weniger grau. Es gebe schon, erklärte er, ein Häuflein Erzieher, die voll und ganz in ihrer Tätigkeit aufgehen, die mit Liebe und Idealismus ihre Arbeit an der Jugend vollbringen, es gibt auch jetzt für die Fürsorge3öglinge Wege ins Leben und auch Straßen, die ein Ende nehmen. RA. Dr. Beck setzte sich für Jugendberatungsstellen ein, RA. Dr. Löwenthal verjocht, auf seine Erfahrungen aus dem Scheuen- Prozeßfußend, ein Beschwerder echt für die Fürsorgezöglinge, Ehlers, selbst früherer Fürsorgezögling in Rickling , geißelte die Prat= tren der Inneren Mission, die es fertig gebracht hatte, die Ricklinger Erzieher trotz des gegen sie ergangenen Urteils immer noch in Schutz zu nehmen. Zum Schluß gab es eine scharfe Auseinandersetzung zwischen einigen Fürsorgezöglingen aus dem Waidhof, die sich mit großer Wärme für ihre Anstalt einsetzten und verschiedenen Anwesenden aus dem Publikum, die diese Lobgefänge auf Baldhof nicht gelten lassen wollten. Alles in allem: Man erhielt manche Anregung, es fiel so manches scharfe und allzu berechtigte Wort der Kritif, es gab aber auch so manche Uebertreibung und Berallgemeinerung. Irgendein Ausländer, der zufällig in diese Kundgebung geraten wäre, hätte tatsächlich die Ueberzeugung nach Hause mitnehmen müssen, daß in den deutschen Fürsorgeanstalten die Zöglinge nur wie Knechte oder wie Tiere behandelt werden, daß sie statt Essen nur Prügel erhielten und daß die Direktoren und Erzieher nichts anderes verdienten, als mit Schimpf und Schande davongejagt zu werden. Man sollte sich endlich angewöhnen, auch in der berechtigten Kritit Maß zu halten. Es gibt auch in Deutschland Anstalten, die sich sehen lassen Pönnen, es gibt Direttoren und Erzieher, die voll Liebe in ihrer Tätigkeit an der Jugend aufgehen, und Fürsorgezöglinge, die ihren Weg im Leben gerade dank der Anstalt machen und mit Dank an ihre Anstaltszeit zurückdenken. Die Auswüchse und Mängel sollen
nicht vertuscht und nicht verkleinert werden....
Philipp Lachmann teilt Ihnen mit." Erpressungsanflagen gegen einen Bücherrevisor. Gegen den 60jährigen bekannten Bücherrevisor Philipp Lachmann, der auch in vielen Strafprozessen von den Gerichten als Sachverständiger in Anspruch genommen worden ist, hat die Staatsanwaltschaft III eine Anfiage wegen fortgesetzter
Sachverständige halten Kabelitz für voll verantwortlich.
Unter großer Spannung wird in der Nachmittagsfihung die Ehefrau des Angeklagten kabelih vernommen, die mit ihrem Mann in Scheidung liegt, und später auch die Mutter des Angeklagten. Am heutigen Mittwoch ist
das Urteil zu erwarten.
Die Ehefrau lernte ihren Mann 1928 in Ferch kennen. Er war damals noch nicht 21 Jahre, aber er erklärte der Zeugin, daß er mit 21 Jahren eine größere Abfindung von seinem Vater zu er= warten hätte. Im März 1929 heirateten beide. Jeden Tag fuhr nun der Angeklagte nach Berlin . Er erzählte seiner Frau, daß er in Berlin als Kassierer tätig sei. Das war aber nicht der Fall. Richtige Arbeit fand ihr Mann eigentlich nie. Wiederholt hat er Ehebruch getrieben. Am Nachmittag vor der Mordnacht mußte die Zeugin ihren Wintermantel für 7 Mart versezen, während der Angeklagte in der Kneipe Karten spielte. Dann tam er angeheitert zum Abendbrot, um gegen Mitternacht wieder fortzugehen. Gegen 3½ Uhr früh fam ihr Mann wieder. Da war die Mordtat vollbracht. Er war sehr laut beim Zubettgehen, so daß die Nachbarn an die Wand klopften. Am nächsten Morgen saß er schon wieder bei Statspiel in der Kneipe. Am Tage nach der Mordnacht ließ er in seiner Wohnung vergnügt das Grammophon spielen. Immer hat er eine geladene Waffe bei sich geführt. Einmal richtete er sie gegen seinen Kopf, ein anderes Mal fiel ein Schuß im Badezimmer. Gleich am Tage nach dem Mord las der Angeklagte die Mordberichte seiner Frau aus der Zeitung vor. Frau Kabelih mußte nach der Tat ihren Mann verleugnen, als Kriminalbeamte ihn suchten. ,, Mein Mann ist ein Mensch, der gern andere Leute reinlegt", ruft Frau Kabeliz. Als Kabelitz zu Wort fommt, versucht er seine Frau, die einen vorzüglichen Eindruck macht, als lügen haft hinzustellen.
Bezirksausschuß für Arbeiterwohlfahrt
17. Kreis Lichtenberg . Freitag, 11. Dezember, 19 und 21 Uhr: Filmvorführung Der Kampf um die Erde" verbunden mit Vortrag in der Lichtenberger Jugendbühne, Holteistraße 7-8 Losabschnitte der Arbeiterwohlfahrtslotterie berechtigen zum freien Eintritt, sonst Eintritt 30 Pf. Rege Beteiligung erwünscht.
gebracht. Im übrigen müsse noch erwähnt werden, daß die Beschwerden aus der Bevölkerung über Belästigungen auf der Straße gerade in letzter Zeit im Zunehmen begriffen seien.
Wir haben dieser Aufflärung gern Raum gegeben. Wir stehen auch nicht an, die Vorwürfe gegen den Beamten zurüdzunehmen. Wir glauben aber, daß derartige gesetzliche Bestimmungen nicht geeignet find, die Prostitution mit Erfolg zu bekämpfen. Man wird die Straße nur säubern fönnen, indem man den Menschen, die sich als Prostituierte" auf ihnen bewegen, Arbeit beschafft. Dabei soll das Bestehen einer berufsmäßigen, auch durch Arbeitsbeschaffung allein nicht auszurottenden Prostitution nicht bestritten werden.
Als lezte Zeugin wird die Mutter des Angeklagten Kabelig, Frau Lucie Kabeliz, vernommen. Kaum betritt die 57jährige Frau den Gerichtssaal, als sie hysterisch ausruft:„ Ich gebe mein Herz dem Heiland frei und will hier die volle Wahrheit sagen." Nun erzählt die Zeugin allerhand Nebensächlichkeiten aus der Jugend ihres angeklagten Sohnes, den sie als sehr fleißig bezeichnet. Mein Junge fann fochen, stopfen und nähen wie ein Mädchen", schreit die Frau. Ich habe für mein Kind gehungert und nun steht mein Junge da als Angeklagter. Mein Gott, wäre ich doch lieber gestorben. Der Junge ist unschuldig, ich bitte um Gnade." Der Vorsitzende hält der Zeugin vor, daß die Mordmaffe in ihrer Wohnung gefunden ist. Frau Kabelig: ,, Ja, die brachte mir mein Junge eines Tages. Ich wußte ja gar nicht, daß er mit dem Mord in Ferch in Verbindung stand. Erst als die Polizeibeamten famen, erfuhr ich, daß mein Junge der Mörder sein sollte. Ich bitte um Ihre Barmherzigkeit, meine Herren!"
Die Sachverständigen bezeichnen den Angeklagten als einen ausgesprochenen Psychopathen, die Intelligenz ist bei ihm durchaus normal. Es liegt bei dem Angeklagten eine Störung des Willens und Gefühlslebens vor. Er ist von seiner Mutter her erblich belastet. Die Löffelschluckerei ist nichts weiter als eine Zweckhandlung, um in ein Krankenhaus zu kommen. Bon einem Rausch zustand bei Begehung der Tat kann gar keine Rede sein. Ebenso ist Epilepsie nie bei dem Angeklagten bemerkt worden. Irgendwie Wahnvorstellungen oder SinnesWenn ein Menschh täuschungen lagen bei ihm auch nicht vor. mit einem fremden Kraftwagen von Ferch nach Berlin fahren kann, so fann von irgendeinem Dämmerzustand oder Bewußtlosigkeit gar nicht gesprochen werden. Die Sachverständigen hielten den Angeflagten für seine Tat voll verantwortlich. Die Beweisaufnahme wurde geschlossen.
Das Urteil wird am heutigen Mittwoch gefällt.
deren grotesker Humor eine außerordentliche Wirkung hat und das Haus in die fröhlichste Laune versetzt. Sarti und Russo, zwei italienische Sänger von Format, fönnten ruhig wie viele andere Künstler internationalen Ranges, ihrem deutschen Publikum das Kompliment eines deutsch gesungenen Liedes machen. Ueber das Ballett Gsoosty wird an anderer Stelle berichtet werden. Es bringt eine Gruppe entzückender Mädels in ebenso entzüdend und Vera werpen, Elisabeth Dorenberg Moskau neuartigen Kostümen. Solotänzerinnen find Anna Erton- AntMahlke Berlin .
T
Singstunde der Arbeiterjugend.
In der Schulaula Pasteurstraße 44 hat sich die zahlreiche, frohe Gangesgemeinschaft der SAI. zusammengefunden.„ Wir wollen euch da gar nichts vormachen," meint der Spielleiter Genosse Hoffmann in seiner launigen Ansprache und uns nicht etwa als wohidressierte Künstlerschar großtun! Was wir wollen, das wollt auch ihr: Festfultur, aber nicht im Sinne imponierender Regietunststüdchen, sondern aus dem tiefen, ehrlichen Bedürfnis gemeine
verſuchter Erpresſung gegenüber der Rechtsanwalt und Niat Kameradschaft" Filin vor Arbeiterkindern. famen Bottens , gemeinsamen Handelns". Gerade die offene Singes
Justizrat Dr. Johannes Werthauer erhoben.
Am 27. August dieses Jahres ging der Ehefrau des Justizrats Berthauer in einem Briefumschlag durch die Post eine Karte zu, auf der stand: Menetekel! Philipp Lachmann teilt Ihnen mit, daß einem Mitglied Ihrer Familie Unheil droht. Ich warne, um andere damit im Zusammenhang stehende junge Menschenleben zu retten. Hiermit habe ich meine Pflicht als Mensch und Jude erfüllt. Das weitere liegt an Ihnen." Die Anklage geht davon aus, daß die Angaben Lachmanns über seinen Gewährsmann, der etwas gegen Dr. Werthauer plane, erfunden sei, und daß Lachmann nur sich dabei im Auge gehabt habe. Dr. Werthauer halie gegen Lachmann wegen Verbreitung unrichtiger Behauptungen vier Prozesse auf Unterlassung angestrengt, von denen zwei inzwischen zu ungunsten Lachmanns rechtsfräftig entschieden sind. Aus diesen Prozessen schuldet Lachmann Justizrat Werthauer etwa 4000 Mart Kosten. Da Lachmann seine Behauptungen fortsetzte, war Dr. Werthauer sehr scharf gegen Lachmann vorgegangen und ⚫es drohte Lachmann 3wangsvollstreckung und Borlegung zum Offenbarungseid. Die Anklage nimmt daher an, daß Lachmann durch die Drohbriefe Justizrat Werthauer bestimmen wollte, von Zwangsmaßnahmen Abstand zu nehmen.
Kriminalaffistent als Angeber?
Bor einiger Zeit hatten wir berichtet, daß in einer Gerichtsverhandlung eine Frau angetlagt war, weil fie fich öffent lich in belästigender Weise, wie der Fachausdrud lautet, zur Unzucht angeboten" hätte. Als Zeuge war ein Kriminalbeamter vernommen worden, der die Angeklagte in seinen Aussagen belastete. Das Urteil lautete auf eine Woche Gefängnis mit Bewährungsfrist. Wir hatten damals das Verhalten des Kriminalbeamten kritisiert. Wir äußerten die Ansicht, daß er keine Veranlassung hatte, einzuWir äußerten die Ansicht, daß er keine Veranlassung hatte, einzugreifen.
Bon unterrichteter Seite erhalten wir zu unserer Stellungnahme Bon unterrichteter Seite erhalten wir zu unserer Stellungnahme eine Mitteilung, nach der der Kriminalbeamte feineswegs aus seiner eigenen Einstellung zum Begriff der öffentlichen Sittlichkeit" eingeschritten sei. Er sei hierzu vielmehr verpflichtet gewesen. Der Anzeige des Kriminalbeamten habe ein Verstoß der Angeflagten gegen§ 16 III des Reichsgesetzes zur Bekämpfung der Geschlechtsfrankheiten vom 18. Februar 1927 zugrunde gelegen. Dieses Reichsgefeß habe zwar die Strafbarkeit gewerbsmäßiger Unzucht an fich in Fortfall kommen lassen, mende sich aber in der angeführten Bestimmung eindeutig gegen jede Verlegung von Sitte und Anstand und gegen jede Belästigung, die sich öffentlich aus dem Anbieten zur linzucht ergeben können. Die Ausführungsbestimmungen verpflichten die Polizei, die Straße daraufhin zu überwachen, daß feine derartigen Berstöße begangen werden. Für die Durchführung dieser Aufgabe bestehe beim Bolizeipräsidium Berlin unter der Bezeichnung„ Ordnungsstreife" eine besondere Kriminaldienststelle. Diefer gehöre der von uns angegriffene Beamte an. Die Streifenbeamten feien zwar angewiesen, sich jeder engherzigen Anwendung der Drdmungsbestimmung zu enthalten und bei Geringfügigkeiten belehrend und vermarnend einzumirten. Außerdem würden nach den Ausführungsbestimmungen Bersonen, die zum erfienmal bei einem Berstoß der genannten Art betroffen werden, grundsäglich überhaupt nicht zur Anzeige gebracht. Im geschilderten Falle aber hätten diese Voraussetzungen nicht vorgelegen. Der Kriminalbeamte habe als Angehöriger der Ordnungsftreife durchaus seine Pflicht getan und ein Gesetz zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung einwandfrei in Anwendung
die alle zum vereint, Mitreißen... ihnen in Wort und Musik doppelt einprägt, das ist der ewige Wehrüf der gefnechteten Kreatur, der im fieghaften Weckruf zum Weg der Freiheit ausklingt. Wie schön und eindrucksvoll flang Knorrs ,, Bei Gonne in Nächten" mit dem Schlußwort„ Wir wollen nicht mehr Amboß, wir wollen Hammer sein!" oder„ Viele sind stark" von Manichinger, die Hand, die sich dem Bruder bietet im gerechten Kampf um die Freiheit. Unter Leitung seines Dirigenten Walter Rhode sang der Proletarische Singetreis Berlin noch eine Reihe von Kampfliedern, darunter ,, Wir aus Erde " von Knorr und Knabs ,, Arbeitermarsch", der in seltsam verhaltener Melodik all die stumme Bedrängnis besonders stark zum Ausdruck brachte. Das SAJ.- Orchester spielte unter Rudolf Barthel sehr hübsch Bach, Haydn und Mozart . Gemeinsames Losreißen aus der Dumpfheit des Alltagstrottes, befreiter Ausdruck eines starken Willens.
Das Bezirksamt Prenzlauer Berg hat über tausend Schulder Massen im ethischen Sinne, denn was sie fingen und mas fich findern seines Bezirftes den Film ,, Kameradschaft", jenes erschütternde Dokument der Leidensgeschichte des ständig von qualvollem Tode bedrohten Rumpels, gezeigt. Es liegt aber der Schilderung dieser tieftraurigen Begebenheit noch ein anderer, ganz großer Gedanke zugrunde, die Verbrüderung von Freund und Feind im Augenblick der Gefahr und das Erkennen: wir sind Arbeitstiere, du wie ich ,, wir schuften beide für elenden Lohn und keiner von uns weiß, ob er das Tageslicht wieder sicht; auf jeden aber warten täglich voll banger Sorge Frau und Kinder, die Brot wollen! Gemeinsam ist unser Loos, gemeinsam wollen wir es in all seiner Härte tragen. tragen. Im ,, Elysium", Danziger Straße, saß und stand dicht bei dicht mit erwartungsvoll gespannten Zügen das Schülerpublikum, höhere Schulen und ein Teil der Volksschulen. In schlichter, einbrudsstarter Weise sprach Bürgermeister Genosse Dr. Ostromsty die einführenden Worte, dann rollte der Film, der mit scharfer Sonde menschliches Elend und bitterste Qual bloßlegt, ausklingend in dem Schlußgedanken: Kumpel bleibt Kumpel, wes Landes Sahn er auch sei! Totenstille herrschte in dem großen Raum, nur einmal von starfem Beifall der jungen Menschen unterbrochen, als die ,, Grenze" fällt. Zum Schluß dankte einer im Namen aller. Was man hier den Schülern bot, ist so wertvoll, daß man nur hoffen und wünschen kann, diese praktische Aufklärungsarbeit nachgeahmt zu sehen.
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Sammelschwindel zur Weihnachtszeit.
Um die Weihnachtszeit, wenn die Menschen gebefreudiger werden, versuchen Wohlfahrtseinrichtungen durch Sammlungen ihre Fonds aufzufrischen. Gauner machen sich das natürlich zunuze, veranstalten auf eigene Faust Sammlungen und lassen den Erlös natürlich in die eigene Tasche fließen. Zwei Sammelschwindler konnten jegt wieder gefaßt werden. Der eine, Karl Fiebig, hatte Aufdruc ,, Katholische sich Briefbogen mit dem Aufdrud Katholische Gefangenenhilfe" beschafft; seine Listen zeigen reiche Spenden. Der zweite Verhaftete ist der 50 Jahre alte Kaufmann Günther H., der vor einiger Zeit bei der Hilfsgemeinschaft notleidender Geistes: arbeiter" angestellt war. Als er abgebaut wurde, entwendete er einige Briefbogen und Stempel, fertigte sich selbst Listen an und fammelte nun für die eigene Tasche. Wintergarten.
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Der Wintergarten, der den Ruhm für sich in Anspruch nehmen darf, so manchem jungen Künstler die Pforten zur großen Varietéwelt geöffnet zu haben, bleibt seiner Tradition auch weiter treu. Der ffeine Balljongleur Paolo richtet sich noch sehr nach seinem befannten großen Borbild Rostelli, aber das schadet nichts, er wird seinen Weg schon machen. Richtiger, er macht ihn schon. Man ist sehr erfreut, ihn dann zum zweitenmal mit der italienischen Bedini- Zafini Truppe auftreten zu sehen, wo er sich mit feinen zwei fleinen Brüdern von dem Papa Untermann durch die Luft wirbeln läßt. Aber auch die schöne Mama ist eine treffliche Stünstlerin. Bemerkenswerter Barieténachwuchs. Eine großartige Trapezfünstlerin ist Luisita Beers. 30, 40, 50 Rüdenwellen am Trapez, das macht sie mit Leichtigkeit in einer Zeit, in der einer eine Schrippe ißt. Die Bolgaroff Truppe entwidelt ein herrliches Tempo. Der männliche Partner ist ein menschlicher Kreisel, dreht sich an die vierzig bis fünfzigmal wie im Wirbelwind. Wally Marelli und de Cost a verfügen über erstaunlich bieg same Körper und vollführen Wunder der Elastik. In Sam Barton und den. Barracetas begrüßen wir alte Bekannte,
Die neue Vorstadtsiedlung.
Das Siedlungsvorhaben der Reichsregierung stand auch bei einer Tagung der Deutschen Gartenstadt- Gesellschaft im ,, Meistersaal", Röthener Straße, im Mittelpunkt der Erörterungen. Stadtbaurat a. D. Figge aus Hagen führte in seinem Refe. rat über ,, Der Gartenstadtgedanke und die Innensiedlung" aus, daß die Siedlung niemals nach provinziellen Gefichtspuntten, sondern nur nach nationalwirtschaftlichen Ueberlegungen erfolgen darf. Eine Umleitung der Bautätigkeit muß dahin erfolgen, daß feine neue Wohnung mehr in einem arbeitslosen Wirtschaftsraum hineingebaut wird. Der Vortragende strebt die Errichtung von neuen Siedlungsbauerndörfern an, die ihre Beziehungen die sich vorläufig mit den primitivsten Unterkünften für Mensch und zu den nahen Städten haben. Er denkt sich eine Aufstiegssiedlung, Tier begnügt und sich erst im Verlauf der Zeit nach den Bedürfnissen und Umständen verbessert. Auch unterstreicht er die Forde= rung des genossenschaftlichen Zusammenschlusses der Siedler. Für das alles sei notwendig eine straffe Wirtschaftsdisziplin, die alle Verbände und Interessenten durchdringt und von einer Werksgemeinschaft geleitet wird. In dem Bortrag fehlte leider der Hinweis, wie sich der Vortragende den Absatz der Produkte bei den heutigen katastrophalen Marktverhältniffen denkt.
Anwalt Cißner hat Selbstmord verübt. Die Gerüchte, die gestern um den Tod des Rechtsanwalts Dr. Lißner verbreitet waren, wonach L. nicht Selbstmord verübt habe, sondern erschossen worden sei, haben sich als völlig unbegründet erwiesen. Krimanaltommiffar erneburg und der Gerichtsarzt Dr. Dyrenfurth haben Selbstmord einwandfrei festgestellt.
Die endlose Trauer. Auf den ehemaligen nordfranzösischen Schlachtfeldern an der Lorettohöhe find feit dem letzten Sommer die Leichen von 108 französischen und 162 deut schen Soldaten gefunden worden. Von den franzöfifchen Soldaten wurden bisher 31, von den deutschen 17 identifiziert.
Sprechhor für Proletarische Feierstunden. Donnerstag, den 10. Dezember, 19% 1hr, im Gesangsfaal der Sophienschule, Weinmeisterftr. 16/17: llebungsstunde.
Hier wirkt 30% but es macht unempfindlicher gegen Erkältung!
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