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Nr. 575 48. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts

Ist Deutschland konkurrenzfähig?

Die Löhne zu hoch?- Die Maschinenindustrie hat die Weltkonkurrenz geschlagen.

In Heft 22 des ,, Maschinenbau ", dem wirtschaftlichen Organ des| bedeutend höher als die amerikanische ist( mit Ausnahme der er­

Bereins Deutscher Maschinenbauanstalten, finden wähnten Spitze Anfang dieses Jahres), ſo daß Deutschland nunmehr

wir äußerst interessante Angaben über die Entwicklung der Ma­schinenausfuhr Deutschlands , Großbritanniens und der Vereinigten Staaten . Die folgende Auswertung, nicht wesentlich abweichend von der des ,, Maschinenbau ", gründet sich auf das gleiche Material.

Unser Bild 1 zeigt die Maschinenausfuhr der drei genannten Länder in Vierteljahrsziffern. Die Maschinenausfuhr der Ber einigten Staaten betrug im ersten Vierteljahr 1927 etwa 337 Millionen Mark. Sie erfuhr dann, im ganzen gesehen, eine andauernde Steigerung, um im ersten Vierteljahr 1930 mit 565 Mil­lionen Mart ihren höchsten Wert zu erreichen; sie ist seitdem scharf gefunten und hat nach einer vorübergehenden Aufschwungsperiode Anfang dieses Jahres, die allein hohen Ruffenlieferungen im Fe­bruar zuzurechnen ist im dritten Vierteljahr dieses Jahres mit

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Deutschland

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110

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in der Maschinenausfuhr führend ist.

Im Bild 2 sind die Werte für das erste Vierteljahr 1927 gleich 100 gesetzt; es zeigt die Entwicklung seit diesem Zeitpunkt mit be­

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200 Millionen Marf ihren bisher niedrigsten Stand aufzuweisen. Die Maschinenausfuhr Großbritanniens ist von 203 Mil­lionen Mart im ersten Vierteljahr 1927 auf 270 Millionen Mark im Dierten Vierteljahr 1929 gestiegen; seitdem ist sie gesunken und machte im dritten Vierteljahr 1931 nur noch 125 Millionen Mart aus.

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Deutschlands Maschinenausfuhr hatte im ersten Bierteljahr 1927 mit 195 Millionen Mark den niedrigsten Wert unter den drei Bändern aufzuweisen. Aber schon im zweiten Bierteljahr 1927 liegt sie dauernd über der Maschinenausfuhr Großbritanniens . Im ersten Bierteljahr 1930 erreidyte fie mit 397 Millionen Marf ihren höchsten Buntt, um seither gleich der Ausfuhr der anderen Länder, aber in wesentlich fawächerem Ausmaß abzufinten. Ihren bisher niedrigsten Wert zeigte die deutsche Maschinenausfuhr im zweiten Bierteljahr 1931 mit 265 Millionen Mart; im dritten Bierteljahr ist fie wieder auf 297 Millionen Mart gestiegen, aber nur wegen ein­maliger Russenlieferungen im Juli. Besonders wichtig ist die Tat fache, daß seit mehr als einem Jahre die deutsche Ausfuhr nicht un­

لا 100

1428

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Ver Staaten 500

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100

1927 1929 1930 1931 fonderer Klarheit. Das Auf und Ub im großen, die Richtung der drei Kurven zeigt eine große Gleichmäßigkeit: den Anstieg bis zur Jahresmende 1929/30 und den Abstieg danach. Darin zeigt sich die Abhängigkeit der drei Länder von der weltwirtschaftlichen Ge­samtentwicklung. Aber das Ausmaß des Steigens und Fallens der Kurven ist ganz verschieden.

Vom Aufschwung hat am meisten die deutsche Ausfuhr profitiert, und in der Krise hat sie sich weit beffer als die der Bereinigten Staaten und Großbritanniens gehalten: der niedrigste Bierteljahres­wert der deutschen Ausfuhr lag immer noch 27 Prozent über dem vom Anfang 1927, der niedrigste der beiden anderen Länder aber 40 Prozent darunter!

Die Anteilsziffern haben sich sehr zugunsten Deutschlands ver­schoben. An der gesamten Maschinenausfuhr der drei Länder war im ersten Vierteljahr 1927 Deutschland nur mit 26 Prozent, England mit 28 Proz., Vereinigte Staaten aber mit 46 Prozent beteiligt. Jm September dieses Jahres aber war der Anteil Englands auf 19 Pro­zent, der der Bereinigten Staaten auf 37 Prozent gesunken, der An­teil Deutschlands jedoch hatte sich auf 44 Prozent erhöht.

Deutschlands Maschinenindustrie hat sich also in den letzten fünf Jahren auf dem Weltmarkt als weit fiberlegen erwiesen. Die deut­ schen Löhne waren fein Hinderungsgrund, daß Deutschland zum ersten Maschinenausfuhrland der Welt wurde. Die Behauptung, die Löhne feien mit Rücksicht auf den Export zu hoch, ist in flaffischer Weise für die wichtigste deutsche Ausfuhrindustrie widerlegt.

Die Durchführung der Osthilfe.

Die Ausführungsbestimmungen mildern nur die gröbsten Schäden.

Der Proteststurm aller einfichtigen Kreise gegen die Osthilfe. | Notverordnung vom 7. November hat die Reichsregierung veranlaßt, durch Ausführungsbestimmungen die zukünftigen und teilweise schon eingetretenen Gefahren dieses völlig ungenügend durchdachten Gesetzes abzu schwächen. In den Ausführungsbestimmungen ist man an verschiedenen Stellen den Gläubigerinteressen entgegengekommen, aber die Anpassung der überhöhfen Kapitalbelastung an den wirklichen Substanzwert der ostdeutschen Landwirtschaftlichen Betriebe soll nach wie vor auf Kosten der Gläubiger allein erfolgen.

Die wichtigsten dieser Ergänzungen zur Notverordnung find folgende:

Grundfäßlich wird festgefeßt, daß ein Entschuldungsver fahren nur in solchen Fällen anzuwenden ist, in denen Die Durchführung des Verfahrens die Vorbereitung und Einbrin­gung der nächsten Ernte ermöglicht. Hierbei ist Borsorge zu treffen, baß ein gerechter Ausgleich zwischen den Interessen der landwirtschaftlichen Schuldner und ihrer Gläubiger gefunden wird. Durch diese Vorschrift wird die Zahl der in das Entschuldungs­verfahren einzubeziehenden Betriebe bedeutend verkleinert, wenn bei der Entscheidung der staatlichen Stellen nicht, wie es im Osten üblich ist, der Einfluß der Großgrundbesitzer die gesetzgeberische Absicht durchkreuzt.

Ein Entschuldungsverfahren wird ferner als den allgemeinen wirtschaftlichen Interessen zuwiderlaufend bezeichnet und nicht eingeleitet, wenn die damit verbundenen Eingriffe in die Rechte pflichtungen oder infolge der Auswirkung auf Banken und Spar­faffen zum 3ufammenbruch einer größeren Anzahl ge= sunder Betriebe oder Kreditinstitute führen würde. Durch diese Bestimmung sind die Wünsche der landwirtschaftlichen Genossenschaften und der Banken erfüllt worden.

Zu Treuhändern für unter das Entschuldungsverfahren gestellte Betriebe dürfen ferner teine Personen bestimmt mer. den, die an der Durchführung des Verfahrens ein unmittelbares

LACERTA

Interesse haben. Diese Bestimmung ist nicht scharf genug, denn mer will bei der Cliquenwirtschaft in Ostdeutschland dem als Treuhänder bestellten guten Nachbarn eines banterotten Landwirts nachweisen, daß er ein unmittelbares Interesse an der Durchführung des Entschuldungsverfahrens habe. Beffer wäre es, wenn man als Treuhänder nur absolut unabhängige Treuhandgesellschaften zu­gelassen hätte.

Wichtig ist weiterhin, daß Lieferungsverträge über landwirtschaftliche Waren nicht unter den Schutz des Sicherungs­verfahrens fallen, sondern erfüllt werden müssen, gleichpiel, ob fie vor Eröffnung oder nachher und mit Zustimmung des Treuhänders abgeschlossen sind. Auch dürfen private Bermögenswerte, die nicht zur Weiterführung des Betriebes gebraucht werden, den Zugriffen der Gläubiger nicht entzogen werden. Schließlich ist die

Durchführung des Entschuldungsverfahrens selbst wichtig. Zunächst soll eine gütliche Einigung zwischen dem Schuldner und seinen Gläubigern angestrebt werden. Ist dies nicht möglich, so ist ein Entschuldungsplan aufzustellen. In erster Linie soll die Stundung eines Teils der Gläubigerforderungen angestrebt werden, wenn das nicht genügt, sollen Zinsrückstände er­Lassen und die Zinssäße vermindert werden. Reicht das alles noch nicht aus, so können die Kapitaglforderungen herabgesetzt werden. Hierbei ist zu prüfen, ob die voraussichtliche Entwicklung des Betriebes die Ausstellung von sogenannten Besserungs­ich einen zugunsten der mit einem Teil ihrer Forderungen aus­gefallenen Gläubiger gestattet. Bei der Kürzung von Kapitalforde­rungen sollen in erster Linie Erbauseinandersetzungsforderungen somie betriebsfremde Forderungen leiden. Unter betriebsfremden Forderungen versteht man solche, die durch Aufwendungen des Land­wirts entstanden sind, welche über das gewöhnliche Maß hinaus gehen, sowie Rapitalforderungen, die durch Anhäufung von Zinjen aufgelaufen find.

Unsere grundsäßliche Gegnerschaft gegen derartige Gefeße, die einen Zweig der Wirtschaft unberechtigt vor anderen

Altbewährt bei Störungen der Harn- u.Ver­dauungsorgane u. bei Stoffwechsel­Krankheiten( Gicht, Zucker)

Mittwoch, 9. Dezember 1931

1 Wirtschaftszweigen bevorzugen, ist durch diese Ausführungsbestim= mungen nicht behoben. Jedoch kann durch die Bestimmungen der gröbste Schaden vermieden werden, besonders wenn die staat­lichen Stellen, die über die Entschuldungsanträge zu entscheiden

haben, fich nicht von dem Gedanken der Beſizerhaltung, sondern

ernstlich von dem der Produktionserhaltung leiten lassen.

Frankreichs Rüftungskonzern.

Schneider- Creusot, der europäische Rüstungsriese, hat un­verändert hohe Gewinne. Auch gute Citroën- Bilanz.

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Die bekannte französische Konzerngesellschaft Schneider- Creusot, des größten Rüstungskonzerns des europäischen Kontinents, er­zielte im Jahre 1930/31 einen Reingewinn von über 26 Millionen Franken, fast soviel wie 1929/30, so daß die Gesellschaft an ihre Aktionäre ohne Mühe 20 Broz. Dividende wie im per­gangenen Jahre ausschütten fann. Alle Angaben sind wieder sehr spärlich. Die Firma Schneider et Cie. ist zwar eine Aktiengesell­schaft, doch liegt der Hauptteil der Aktien bei der Familie Schnei­der und das Attienkapital, das 100 Millionen Franken, also noch nicht einmal 17 Millionen Mart beträgt, entspricht in feiner Weise den vorhandenen Werten.

Die gesamten Anlagen werden mit nur 95 Millionen Fran fen, d. h. mit rund 16 Millionen Mark ausgewiesen. Die der Ge= sellschaft gehörenden großen Kohlen und Erzbergwerke, Hochöfen, Stahl- und Walzwerke, Maschinen- und Lokomotivfabriken erscheinen also in der Bilanz start unter ihrem mirklichen Wert. Das gleiche gilt von den Beteiligungen, obwohl sich dieser Posten dies= mal in der Bilanz von 149 auf 179 Millionen Franken( noch nicht 30 Millionen Marf) vergrößert hat. Die Gesellschaft ist an einer ganzen Reihe französischer Industrieunternehmungen und Banken maßgeblich beteiligt, außerdem an wichtigen Auslandsunterneh mungen, teils direkt, in der Hauptsache aber durch ihren Anteil an der Union Européenne, in der die meisten ausländischen Interessen des Schneider- Konzerns zusammengefaßt sind. Eine Bewertung all dieser Beteiligungen mit noch nicht 30 Millionen Mark entspricht in feiner Weise ihrem wirklichen Wert. Außerordentlich hoch sind die Reserven; sie sind diesmal noch mit fast 4 Millionen Fran­fen größer als im April 1930 und betragen über 251 Millionen

Franken, sind also um 151 Millionen Franken größer als das Aktien­

fapital.

But hat auch der große Automobilkonzern André Citroën abgeschlossen, der seit einigen Jahren auch in Deutsch­ land eine Tochtergesellschaft unterhält. 3war sind bei dieser Ge­sellschaft die Wagenverkäufe von über 84 000 auf 70 000 zurückge­gangen, doch betrug der Reingewinn fast 34 Millionen Franken . Die Reserven betragen jetzt 680 Millionen Franken, das Aktien­fapital dagegen nur 400 Millionen.

Wenn auch in Frankreich die Wirtschaftsfrise jetzt auf allen Gebieten Fortschritte macht, so sind die größeren französischen Kon­zerne von der Krise bisher nur wenig berührt. Von den 21 größe­ren französischen Gesellschaften, die Mitte des Jahres 1931 ihre Geschäftsabschlüsse mitteilten, fonnten 10 Gesellschaften die vorjährige Dividende aufrechterhalten und zwei Gesellschaften waren sogar in der Lage, ihre Dividenden über die des Jahres 1929/30 zu erhöhen.

Schultheiß- Pazenhofer.

Wie der Delegierte des Aufsichtsrates der Schultheiß- Bazzenhofer Brauerei- Attiengesellschaft mitteilt, ist ihm der Bericht des vom Aufsichtsrat eingefeßten Prüfungsausschusses übergeben morden. Der umfangreiche Prüfungsbericht unterliegt zunächst einer sorgfältigen Durcharbeitung. Es ist beabsichtigt, den Auf­sichtsrat in der zweiten Hälfte des Dezember ein­zuberufen und ihm den Prüfungsbericht vorzulegen. Nach dieser Aufsichtsratsfizung wird die Deffentlichkeit näher unterrichtet.

merden.

Besseres Rundfunkgeschäft in USA .

Die Radio Corp. of America , die von den beiden größten amerikanischen Elettrofonzernen fontrollierte Radio-, Grammophon- und Filmfirma, die im vergangenen Jahr teilweise mit erheblichen Verlusten gearbeitet hat, hat in den ersten neun Monaten des Jahres 1931 einen Reingewinn von fast 4 Mil­lionen Dollar, d. h. über 16 Millionen Mart, erzielt, in der gleichen Zeit des vergangenen Jahres dagegen nur 0,87 Millionen Dollar, also fnapp 4 Millionen Mark. Dabei waren im Jahre 1931 die Abschreibungen größer als im Jahre 1930. Vielleicht darf man auch hierin schon eine Belebung der amerikanischen Konsumgüterindustrie erbliden, die dem Weichen einer wirtschaftstrife vorangeht.

Europäisches Glassnndifat in Vorbereitung. Am 11. Dezember fommen in Paris die führenden Industriellen der deutschen , fran­zösischen und tschechoslowakischen Glas- und besonders Flaschen­tschechischen Porzellanabkommens über eine internationale Zu­industrie zusammen, um nach dem Vorbild des deutsch - französisch­sammenarbeit zu beraten. Die Anregung zu diesen Besprechungen ging in der Hauptsache von Frankreich aus. In den letzten Jahren ging die französische Glaswarenausfuhr um etwa die Hälfte zurüd, während sich die Einfuhr aus Belgien , Deutschland und der Tschecho­flowakei vervielfacht hat. Die französische Industrie klagt besonders auch über die ihr unangenehme Konkurrenz auf den nordafrika­das sich sowohl auf die Preise als auch auf die Produktionsmengen nischen Märkten. Die Franzosen suchen daher jezt ein Abkommen, der Verhandlungspartner erstreckt. Gewünscht wird vor allem ein Preisabkommen für den französischen und den nordafrikanischen Markt. Sollte eine Vereinbarung nicht zustandekommen, so drohen die französischen Industriellen damit, daß sie sich an das Handels: ministerium menden wollen, das sie, wie fie fagen, entweder durch Schutzölle oder durch Einfuhrbeschränkung und Festlegung von Einfuhrquoten schützen werde.

Die internationale Rohstahlgemeinschaft ist bis zum 31. März 1932 verlängert worden. Die deutschen , belgischen, französischen und luxemburgischen Delegierten haben sich mit der Schaffung eines zen­tralen Verkaufskontors einverstanden erklärt. Die Bedeutung dieses Startells steht heute auf dem Papier.

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