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Marcella d'Arle  : Backfische

Als ich etwa 15 Jahre alt war, besuchte ich ein privates Gym­nasium, das in irgendeinem Winkel des alten Rom   lag, in der Nähe der Via Giulia  , zwischen einem Gemirr enger und trauriger Gaffen. Die Schule war in einem dunklen Gebäude, das in früheren Jahrhunderten ein Kloster gewesen, dann ein vornehmes Wohnhaus und schließlich ein Priesterseminar. In dem kleinen, von einem

Ich tat immer, was sie mir sagte. In diesem Spiel halb. wüchsiger Mädchen mar eine halb findliche, halb weibliche Hinterlift und Grausamkeit, die mich anlodte und reizte. Ich las schon nicht mehr die Romane von Salgari   und Berne  .

Aber die Osterferien rüdten näher und Klara wurde immer ungeduldiger. Zum Ueberfluß hatte sie noch mit Laura Vinci

Säulengang umgebenen Hofe mar eine plätschernde Fontäne mit gemettet, daß die Liebeserklärung vor den Osterferien erfolgen

Moos und Schlingpflanzen, neben der eine kleine rachitische Balme stand. Die Schulräume waren geräumig und falt und zeigten an den Wänden noch halb verwischte Spuren alter Fresken.

In unserer Klasse waren wir fünf Mädchen und einige zwanzig Knaben. Ich war die Jüngste von allen. Die anderen waren zum größten Teil Abfall aus anderen Schulen, Schüler, die grundsäglich menigstens zwei Jahre in jeder Klasse verweilten. Einige waren schon beinahe 20 Jahre alt, fleideten sich mit Eleganz und kamen nur gelegentlich zum Unterricht, wobei sie ihre Abwesenheit durch offenkundig gefälschte Entschuldigungsschreiben rechtfertigten. Es gab auch ein paar Unglückswürmer, die vom Morgen bis zum Abend ochsten, ohne je etwas zu lernen, und die doch hartnädig und tapfer in der Schule blieben aus irgendeiner perversen Manie, von der sie selbst oder ihre Eltern besessen waren.

Wenn die Eltern sich nach den Fortschritten erkundigten, gab der Direktor immer die günstigste Auskunft. Er war ein hübscher Mann, sehr elegant, der uns Mädchen sehr eingehend zu betrachten pflegte, wenn wir im Hofe auf und ab gingen. Die Zensuren waren immer gut.

Natürlich hatte die Schule schlechten Ruf und war deshalb bei den Schülern sehr beliebt. Jeder wußte, daß man dort tun und lassen konnte, was man wollte. Auch die Lehrer taugten menig und bekamen noch weniger Gehalt. Sie hatten eingefallene Ge­sichter, als ob sie geradezu Hunger litten. Der blasfeste und jämmerlichste war unser Klassenlehrer, ein Abruzzese, etwa 24 Jahre alt, groß, etwas gebückt, sehr schüchtern und absolut außerstande, die Klasse in Ordnung zu halten. Es ist nicht zu beschreiben, wie es bei seinen Stunden zuging. Die Schüler lafen, schwagten, oder bereiteten sich auf die nächste Stunde vor. Von Zeit zu Zeit drohte der Lehrer, mit der verzweifelten und maßlosen Heftigkeit der Schüchternen, unmögliche Strafen an, setzte den einen vor die Tür, drohte dem andern, ihn von der Schule auszuschließen usw. Wir erschrafen einen Augenblid, murden aber dann gleich wieder spöttisch und frech und lauerten auf eine Entgleisung in abruzze­nischer Mundart, um sie mit Husten und Kichern zu begrüßen.

Nur ich, die ich bei den anderen Lehrern unerträglich war, pflegte mich bei den Stunden des Klassenlehrers tadellos zu be­nehmen. Darum wendete er sich bei seinen Erflärungen fast immer an mid), bie als einzige geneigt mar, ihm zuzuhören.

Während der großen Pause 30g mich eines Tages Kara Macola geheimnisvoll beiseite. Sie war ein großes, braunes, sehr hübsches Mädchen, war beinahe 17 Jahre alt und trug Strümpfe aus wirklicher Seide. Fast alle Schulkameraden maren in fie ver­liebt, aber sie nannte sie ,, Säuglinge  " und fümmerte sich gar nicht um fic.

,, Ich habe mir etwas ausgedacht," sagte sie ,,, und du sollst mir dabei helfen. Du mußt nämlich wissen, daß unser Klassenlehrer in dich verliebt ist."

Ich wurde über und über rot. In mich? Wieso denn? Red' nicht solchen Unfinn."

Das ist fein Unsinn. Bir merden unsere Het dabet haben. Ich werde es so einrichten, daß er sich immer mehr verliebt, bis er dir schließlich einen Liebesbrief schreibt und dann lesen wir den allen vor, auch den Jungen. Das wird ein Riesenspaß werden.

,, Einen Liebesbrief, der Klassenlehrer?" sagte ich ganz verwirrt, denn ich las noch die Bücher von Terne und Salgari   und gähnte vor Langeweile, wenn mir eine Liebesgeschichte in die Hände kam. ,, Aber ja, einen Liebesbrief und noch dazu ganz schnell, in den nächsten Wochen, noch vor den Osterferien, da nehme ich jede Wette an. Aber du mußt natürlich alles tun, was ich dir sage. Zunächst wirst du morgen nicht die schwarze Schürze anziehen, sondern mit deinem Strickkleid in die Klasse tommen."

,, Wäre dann das blauseidene nicht besser?" bemerkte ich schüchtern.

..Wenn du schon gar nichts verstehst, solltest du lieber den Mund halten," lautete die flare und endgültige Antwort, du hast zu tun, was ich dir sage. Wenn er dich morgen rust, um den Gesang von Paolo und Francesca zu lesen..."

,, Vielleicht rust er mich gar nicht."

,, Aber hast du benn noch nicht bemerkt, daß er dich immer ruft, um etwas zu lesen, was von Liebe handelt? Also, du mußt

morgen mit Leidenschaft lesen und ihm dann in die Augen sehen

und rot werden."

,, Aber ich, ich schäme mich."

Aber, es ist doch nur Spaß. Ich würde es selbst auch tun. Du darfst aber niemand ein Sterbensmörtchen sagen." Am nächsten Morgen hatte Klara selbst schon eine andere Schülerin ins Vertrauen gezogen und so machten sie mich beide zurecht, ehe fie mich in die Klasse ließen, ordneten die Falten des Kleides, zogen den Gürtel enger, fämmten mich, und ich ließ alles mit mir machen. Im Korridor trafen wir den Direktor, der mich

anredete, während die anderen weitergingen.

,, Warum haben Sie nicht ihre schwarze Schürze?"

"

Ich habe sie zum Waschen gegeben," antwortete ich, mie mir Klara vorgeschrieben hatte.

., 2h, gut," und als ich im Weggehen war, fragte er mich un­vermittelt: Wie alt find Gie? Sechzehn, siebzehn?"

,, Ach nein, noch nicht, aber bald werde ich fünfzehn, im Mai." Fünfzehn?" sagte er und fah mid) an. Gut, gut, gehen Sie nur, mein Kind."

Ich lief in die Klasse. Als der Lehrer mich aufrief, um die Episode von Paolo und Francesca zu lesen, tehrte ich mich nicht an die Vorschriften Klaras, sondern las eilig, ohne die Blicke zu erheben.

Kaum war die Stunde aus, fo fielen Klara und die andere mit Vorwürfen über mich her, und so merkten natürlich auch die zwei übrigen Mädchen das Geheimnis. Seit diesem Tage fah ich den italienischen Stunden mit wahrem Entfezen entgegen. In jeder Bause schleppten sie mich ins Ankleidezimmer, die eine band mir ihre Krawatte um, die andere ihren Gürtel, die dritte lämmte mich. ,, Man muß ihr das Haar lose flechten, daß es beinahe aufgeht und die Zöpfe unten fodern." sagte Klara.

Und ich, eingeschüchtert, wie ich war, ließ mich frisieren, pubern und zurechtmachen, aber brachte troy allen guten Willens weder die leidenschaftlichen Blide", noch das vielfagende Lächeln zu stande.

,, Du fannst nichts anderes, als rot werden," sagte Klara ,,, für so dumm habe ich dich nicht gehalten. Uebrigens ist es vielleicht besser. So wird er denken, daß du auch in ihn verliebt bist. Bo er schon so schüchtern ist, ist das ganz gut. Morgen ziehst du das weiße Strickkleid an."

würde. Und eine hohe Bette: eine wörtliche Uebersetzung von Homer  , eine Eselsbrüde, der Traum jedes Schülers.

Klara quälte und sektierte mich. Seitdem sie einmal den laffenlehrer in einem Toreingang in der Nähe der Schule gesehen hatte, fürchtete sie, daß er mit mir spräche, anstatt zu schreiben und zwang mich deshalb, sie jeden Tag ein gut Stüd Weges nach Hause zu begleiten. Einmal mußte ich sogar zu ihr tommen und alle iyre Kleider anprobieren.

,, Dieses steht dir ausgezeichnet," fagte sie endlich. Das ziehe ich morgen an und im Ankleidezimmer tauschen mir."

Am nächsten Tage, als die italienische Stunde eben zu Ende war und der Lehrer noch in der Klasse, sagte Klara laut zu mir: ,, Ich bin froh, daß du auch nach Ostern nicht mehr in die Schule fommen willst und zu Hause lernen, vor dem Examen." Und ehe ich etwas antworten fonnte, nahm sie mich beim Arm und ging auf den Korridor.

Jezt bin ich sicher," flüsterte fie triumphierend ,,, daß er dir vor den Ferien schreibt."

Und das lang ermariete, mit so raffinierter Hinterlist vor= bereitete Ereignis trat wirklich ein. Am legten Schultag vor den Ferien sah mich der Klassenlehrer merkwürdig an, als er mir mein Heft zurückgab. Immer, wenn die Stunde zu Ende war, hatten die Mädchen sorgfältig jedes Heft, jedes Buch, jedes Blatt Papier  durchgesehen, das aus den Händen des Lehrers in die meinen gelangt war. Und diesmal fiel aus dem Aufsazheft ein fleines blaues Briefchen heraus und wurde mit Triumphgeschrei begrüßt. Alle stürzten sich in das Ankleidezimmer und ich ging ihnen langsam nach und bei jedem Schritt wurde mir schwerer ums Herz. Als ich zu den anderen fam, faßen sie schon auf Stühlen und Bänken ganz vom Lachen erschöpft, während Klara stehend, in deklama­torischem Tone, vorlas. In der allgemeinen Luftigkeit war mir zum Weinen traurig, und ich wußte nicht, warum.

Nun, nun, meine jungen Damen, hier geht es ja luftig zu. Haben Sie die Glocke nicht gehört?" Der Direktor war eingetreten, ohne daß wir ihn bemerkt hätten. Es folgte eine Minute völligen Schweigens, dann fuhr er mit seiner öligen Stimme fort: ., Geben Sie mir doch den Brief, über den Sie so lachen. Der muß sehr unterhaltend sein."

Herr Direktor," flotterte Klara ,,, das ist ein Brief meiner Mutter..., ich fann nicht...

,, Sofort den Brief her," donnerte der Direttor. Zu uns Mädchen war er immer sehr liebenswürdig, zu sehr, aber gelegent­Klara sah ver= lich zog er ftrenge Saiten auf, auch gegen uns. ameifelt um sich. Dann kam der Brief aus ihrer zitternden Hand

in die des Direktors.

,, Eine Liebeserklärung! Und die fiest man hier! In diesem der Arbeit und dem Studium geweihten Hause?" deflamierte er, indem er die Seiten umwendete, um die Unterschrift zu suchen.

Einen Augenblid verstummte er vor Erstaunen, dann stotterte er: ,, Wie, ein Lehrer?..." Aber er faßte sich schnell: Gehen Sie in die Klaffe," sagte er befehlend. Und als ich mich eilig den anderen anschloß: Sie nicht, bleiben Sie hier. Kommen Sie, mein Kind, haben Sie feine Angst, und weinen Sie nicht. Sie sind ja fein Kind mehr, sind beinahe 15 Jahre alt..."

Und mit seinen heißen Händen versuchte er mein tränenüber­strömtes Geficht aufzuheben, gab es dann als vergeblich auf.

,, Gehen Sie auch in die Klasse," sagte er ernst und verließ das Zimmer. Ich zog aber schnell meinen Mantel an, setzte den Hut auf und lief die Treppe hinunter. Auf der Straße trodnete ich mir die Augen und wanderte ziellos bis zur Zeit, wo ich gewöhnlich nach Hause kam. Den Meinen sagte ich nichts.

Gegen drei Uhr fam Klara zu mir.

,, Weißt du," sagte sie mit giftiger Stimme ,,, alle sagen, daß der Direktor ihn entlassen wird. Und daran bist du schuld. Du ganz allein..., weil du kokett bist und hinterliftig. Alles ist deine Schuld. Nur deine."

Sie stand auf und betrachtete mich beinahe mit Hab. Wütend und unlogisch eiferte sie weiter:

,, Du brauchst nicht zu denken, daß du dadurch interessant ge= worden bist. Der Direktor fonnte ihn ohnehin nicht leiden und suchte nach einem Vorwand, um ihn loszuwerden. Und recht hatte er, das ist ja ein Idiot. Alle sagen es, daß er ein Idiot sein muß, wenn er sich in dich verliebt hat. Und ich bin zufrieden. recht geschieht ihm.

Sie rieb sich wütend die Augen, lief schnell und aufgeregt auf und ab und blieb plöglich vor mir stehen:

,, Gleich gibst du mir den Uebersetzer von Cicero zurück und die jedenen Strümpfe und den lateinischen Diktionär und wenn du glaubst, daß ich dir noch einmal beim griechischen Extemporale helfe, dann schneidest du dich. Und gib mir auch die Buderschachtel wieder, die ich dir geschenkt habe."

Und sobald sie alles genommen hatte, ging sie hinaus ohne zu grüßen und warf die Tür hinter sich zu.

Als ich nach den Osterferien wieder in die Schule fam, war unser Klassenlehrer nicht mehr da. Ich habe nie mehr etwas von ihm gehört. Nur einmal glaubte ich, ihn an der Piazza del Popolo  zu sehen. Er war sehr ärmlich angezogen und ging dicht an den Madern, als ob er sich dessen schämte.

Javier de Viana: So ein Schwein

Groß, did und bärtig, auf einer mageren, zottigen Bonnstute, fam Lucio Diaz an einem hellen Winternachmittag nach der Estan­cia von Don Filisberto Pintos, im wilden Süden des Staates Rio Grande.

Bor der Arbeiterbarade jaß unter einem riesigen milden Feigen­baum in einem, jellbezogenen Lehnstuhl der Herr des Hauses, ein schwächliches, altes Männchen mit langem Bart, und schien zu schlummern. Als der Gautscho das Pferd anhielt und den breiten Hut zum Gruße abnahm, sah er ihn eine Weile forschend an und brummte dann zwischen den Zähnen: Steig ab!" Die lange, dick, in ein Maisblatt gemidelte Zigarre aus Rio- Noro- Tabat behielt cr dabei im Munde.

Lucio stieg ab, erbat und erhielt die Erlaubnis, über Nacht zu bleiben, und jattelte ab. Der Alte beobachtete ihn immer noch. Als der Gautscho sein Pferd anpflockte, sagte Don Filisberto sicher und bestimmt: Du bist der Gesalzene!" Mit diesem Worte bezeichnet man in Südamerika   einen schlauen, mit allen Hunden gehegten Menschen.

" Jawohl, Senjor, fein schöner Name das!" antwortete Diaz. Der Alte ließ nicht ab, in seinem Gesicht zu lesen, und fragte ihn, woher er fäme.

,, Aus Uruguay  ."

Ist die Revolution zu Ende?"

Noch nicht, Senjor, aber sie haben feine Pferde mehr." Der Alte lächelte, forderte Lucio auf, es sich in der Barade ,, bequem zu machen", erhob sich und ging langsam und in Gedanken nach dem Wohnhause hinüber. Seine Holzschuhe schurrten leise

über den Boden. Er ohne Appetit, rollte sich danach eine ge­maltige Bigarre von Maistolbenlänge und blieb in dem weiten, falzenen", der ihm als durchtriebener Gautfcho bekannt war, hatte fahlen Speisezimmer nachdenklich allein. Die Anwesenheit des Ge­ in   seinem Geiste einen Einfall auftauchen lassen, der ihn jetzt ganz beherrschte. Er wollte sich an seinem verhaßten Nachbarn, Don Hildebrando Soja Junqueiro( mit dem populären Kurznamen ,, Librandito"

-

Librandos Sohn) blutig rächen. Der alte Librando

gleich zu gleich; aber sein Sohn und Erbe, ein träftiger, tapferer war sein Todfeind gewesen. Solange er noch lebte, stand die Partie und schlauer junger Mann, hatte zuletzt in der Nachbarjehde gefiegt. Im Laufe der Jahre hatten die Kräfte Don Filisbertos abgenom­men; die Glut seines unbändigen Mulattenhasses aber war gleich­geblieben.

ihn:

Lucio Diaz fkannte Hildebrando Sosa Junqueiro genau. Er mußte, daß er gutmütig und anständig war, und daß man nicht leicht mit ihm fertig würde. Aber er hatte sich einen Blan zurecht­gelegt. Als er am nächsten Morgen auf der Estancia Dou Hilde­brandos abstieg, wurde er freundlich aufgenommen und nach seinem Begehr gefragt. Er zögerta nicht mit der Antwort: Ich komme, Sie zu töten!"

Soja sah ihn scharf an, griff verstohlen nach dem Gürtel und versicherte sich, daß Dolch und Revolver an ihrem Platz saßen. Dann erwiderte er lächelnd: ,, Tun Sie nach Belieben!"

Run war es der Gautscho, der lächeln mußte. Er erzählte seinem Wirte von dem Bertrag, den er mit Don Filisberto geschlossen habe, und vergaß nicht hinzuzufügen, daß dieser ihm geraten habe: Abstechen, immer abstechen! Es ist ein Schwein! Dann berichtete er weiter, was er sich ausgedacht habe, um den Mulatten, die Kröte", hinters Licht zu führen.

Glänzende Idee! 3ähl auf mich!" antwortete Soja laut lachend. Er freute sich über den Spaß.

Drei Tage später erzählte man in der Gegend, Sosa Junqueiro sei auf geheimnisvolle Weise verschwunden. Am vierten Tage kam Lucio zurück und verlangte den Rest seines Geldes. Loreira Pintos erklärte, er zahle erst, wenn er die Leiche seines Feindes mit eige­nen Augen gesehen habe. Der Gautscho konnte nicht anders, als dem Wunsche des Allen nachkommen. Noch am gleichen Abend, nach dem Essen, ritten sie in der Richtung nach dem Gebirge fort. Fünf Beone( Knechte) und vierzehn Hunde begleiteten den rachsüchtigen alten Estanciero. Es mar gegen Mitternacht, als sie auf der Höhe

des Kammes vor einer Waldschlucht halt machten. Borsichtig meiter­reitend, kamen sie an eine Stelle, wo die Erde frisch aufgegraben hören, mar aber noch nicht ganz überzeugt und befahl, die Leiche schien. Der Mulatte ließ einen Ausruf grimmiger Befriedigung mit Dolchen auszugraben. Im halben Licht des Mondes fam etwas Weißes   zum Vorschein.

,, Ein Schwein!" schrie Filisberto wütend. Allerdings", versezte Lucio ernst. Er war ein Schwein, wie verschwunden, ist nur das Schwein übriggeblieben." Sie selber sagten, in Menschengestalt. Nun er tot ist und die Seele

Filisberto stieß einen zweiten Wutschrei aus. Lucio lachte laut auf, gab seinem Gaul die Sporen, ließ die Zügel hängen und jagte bergab davon.

Das Pferd war gut; weder die Hunde noch die Kugeln der

Am Morgen des nächsten Tages rief er Lucio beiseite und fragte Beone holten es ein. Kennst du Soja Junqueiro?"

" Jamohl", ermiderte der Gautscho. ,, Er ist ein Schwein!"

Bielleicht."

,, Aber... tapfer."

,, So fagt man.

" Getraust du dich, ihn zu töten?" Je nachdem."

Der Gautscho vermied es vorsichtig, sich bloßzustellen. Don Filisberto erklärte ihm seinen Plan. Er wolle ihm dreihundert Mitreis und ein besonders gutes Pferd geben, wenn er Hildebrando tötete, und zwar das Pferd und hundert Milreis sofort, den Rest

nach vollbrachter Tat.

Lucio trazte sich den Kopf. Er war sehr arm. Raufen? Ge­rauft hatte er oft, und ein paarmal hatte er dabei Bech gehabt"; dann war sein Gegner liegengeblieben. Aber: Mörder? Das mar er nie gewefen....

erwiderte er: Ich nehme den Borschlag an." Er war ein vernünftiger Gautsao. Nach furzer Ueberlegung

hundert Milreis und einen Blauschimmel, ein ausgesucht schnelles, Der Bertrag wurde gefchloffen. Der Eftanciero gab ihm die williges Tier. Den Reft versprach er zu zahlen, wenn ihm der Gautscho die Leiche Sosa Junqueiros zeigte. In der Dämmerung des gleichen Abends ritt Lucio ab und erhielt von dem Mulatten den legten Rat: Stich ihn ab! Genier dich nicht! Er ist ein Schwein!"

Ausgrabungen in Palästina. Bon dem Palästina- Institut der falifornischen Staatsuniverfität find umfangreiche Ausgrabungs­arbeiten in Palästina im Gange, über die jetzt auch ein erster ein­gehender. Bericht vorliegt. Die ersten Entdeckungen stammen von Fliegeraufnahmen deutscher Offiziere im Weltkriege. Man hat die Stadtmauern der Stadt Mizbeh freigelegt; es handelt sich um eine starte Bergfestung. Man fand im Innern private und öffentliche Gebäude, insbesondere auch Heiligtimer und Tempel aus der israe­ litischen   und früheren heidnischen Zeit. Nach der Färbung und Ber­zierung der gefundenen Keramiten fann man schließen, daß die Gründung der Stadt auf die frühe Eiszeit zurückgeht. Die vor gefundenen Felsgräber stammen aus dem dritten Jahrhundert vor Christi.

Ein bisher unbekanntes Urzeittier. Professor B. A. Stilko vom Leningrader geologischen Museum hat am leam- Fluß in der tar­tarischen Republik die leberrejte eines bisher unbekannten Urzeit­tieres aufgefunden, das nach seiner Fundstätte den Namen Ulemo­faurus erhalten hat Das Tier hatte die Größe einer Kuh und legte Gier. Aus dem aufgefundenen Sfelett scheint hervorzugehen, daß das Tier zu den Amphibien gehörte.

Berantwortlich für Bolitik: Bieter Schiff: Wirtschaft: 6. Klingelhöfer: Gemertschaftsbewegung; 3. Steiner; feuilleton: Dr. John Schitowski; 2ofales und Conftiges: Fris Karstadt  ; Anzeigen: Th. Glode; fämtlich in Berlin  . Verlag: Bormärts- Berlag G. ni b. S., Berlin  . Drud: Vorwärts- Buchdruderel und Berlagsanftalt Taul Ginger u. Co., Berlin   GW, 68, Lindenstraße 3. Sierzu 2 Beilagen.