Heinrich Heining: Pietsch
Gustav war traurig. Sein Mund schmeckte die Signale der Uebelkeit, der Cutaman hing schwarz und lagend an ihm, die Krawatte hatte sich bedenklich nach rechts orientiert und das vormals bügelfältige Beinkleid erinnerte an die Faltenwurftechnik des späten Dürer. Er lehnte sein Gestell gegen den Türpfosten des Fakul tätszimmers, feufzte und sprach zu dem wenig tröstlich dreinblickenden Unterpedellen: ,, Herr Oberpedell, es ist zum Kozen." Der Pedell seinerseits strich dann mit der flachen Hand einige Male über sein Haupt, auf welchem Haarbündel wuchsen, die in ihrer geringelten Form einzeln an Fertelschwänze und in ihrer Gesamtheit an Etsenfeilspåne erinnerten, öffnete den Mund und sprach: Tja."
Nach diesem Dialog öffnete sich die Tür und eine Stimme, die in ihrer öligen Gaumigkeit einen Gesangvereinstenor vermuten ließ, wandte sich mild an Gustav: Bitte." Im Klange dieses Tones schwang Gustavs Schicfal. Man ging hinein.
Gustav war ganz Dhr.( Der schäbige Sprachgebrauch gewinnt hier Sinn: alles an Gustav war Dhr.) Jede Stelle seines Leibes horchte Selbst die soeben auf der Scheitelmündung geborene
Schmeißperle, die sich bereits zu rollen angeschickt hatte, stoppte erwartungsvoll ihren Lauf.
Es
Der Professor sprach: Sie haben, Herr Kandidat, das Eramen nicht bestanden." In Gustavs Kehle zirpte ein Naturlaut. schien so, als ginge sein rechter Arm mit einem Kinnhaken schwanger. Aber es schien nur so.
Während der Urteilsbegründung, die der Tenor fang, nidten zwei andere Herren dauernd mit dem Kopf.
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Die Dissertation Pietsch als Lyriker" sei ganz nett gewesen, wenn sie auch auf langen Streden eine torrette missenschaftliche Methode habe vermissen lassen. Die Hoffnung aber, die man betreffs Kenntnis des Spezialgebietes in der mündlichen Prüfung auf Gustav gesezt habe, sei nicht erfüllt worden. Wo solle es denn hin, wenn der Herr Kandidat nicht einmal einen Einfluß, und märe er noch so flein, der Barodlyrik herausgefunden habe. Freilich sei Pietsch ein lebender Dichter. Aber müsse nicht gerade deshalb die Kenntnis der Lebensdaten die geradezu eiserne Ration für das Eramen fein, müsse nicht, besonders des Metrums wegen, eine Barallele zu und Abhängigkeit von der Struftur einer Wilden bruch- Strophe ohne weiteres aus dem Handgelenk geschüttelt werden können und, im Hinblick auf Gottfried von Straßburg , der Wechsel der Silbenzahl für die Wissenschaft ausgebeutet werden? Nein, das ginge nicht. Im übrigen sei schon im Geruch der Trochäen behandlung zu merken, daß Pietsch zweifellos ein Nachkomme des
Schläfer erhob fich von der Emigrantenfagerstätte: eine Art Besties Gepäckregal, das über dem Fenster entlang lief... und ich schmang mich hinauf. Nach einer Weile tam eine blaue Müze ben Mittelgang entlang gewandert: der Schaffner. Diese Müze machte mir eben
italienischen Dante- Epigonen Pitchino sei. So leib es ihnen täte, soviel Angst wie die Lokomotive( es ist doch ein schwerer Beruf, den nein, das ginge nicht.
Die Arie verflang in Gustavs Seelen- Saite. Er verbeugte sich, machte fich auf und wandelte.
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Gustav dachte: sicher ist sicher und fuhr zu Pietsch. Er wollte, für das nächstemal, an der Quelle schöpfen. Bietsch saß im Gemach. Ein Kanarienvogel sprach piep und schaute melancholisch auf das, was er soeben gemacht. Dann tam Gustav.
,, Meister, wo waren Sie 1913?" Pietsch wähnte erschroden, daß Gustav von der Polizei sei.
,, Herr Pietsch, lesen Sie die Verse Ihres Ahnen Pitchino im Urtert?" Bietsch rückte ängstlich den Stuhl zurück, weil er glaubte der Gast sei wahnsinnig.
Ich beschwöre Sie, Meister, sagen Sie mir: wann lasen Sie zuerst Wildenbruch?" Pietsch's Seelenvultan entlud eine hohnvoll lachende Tonlava:„ Nie, das walte Gott ."
Da es Gustav im legten Augenblid gelang, Pietsch über die Voraussetzungen seiner merkwürdigen Fragen aufzuklären, entging Gegenteil: Pietsch und Gustav betranten sich gemeinsam. er dem Schicksal und wurde nicht die Treppe heruntergeworfen. Im
Am nächsten Morgen war Pietsch verkatert und neugierig.
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tiang so, als ob der Himmel böse wäre. Gegen das Fenster des Dozentenzimmers pochte Hagel. Es
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Der Tenor saß beglückt einem Manne gegenüber, der sich für Bietsch interessierte. Ich freue mich," sprach er, Pietsch ist Erdgeruch, Pietsch ist Medizin, Pietsch bestätigt meine ReinspaltungsTheorie. Jeden Tag nach dem Mittagessen zerlege ich einen Vers. Das ist Genuß, das lohnt, das ist meine Nachspeise."
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Der Herr wurde blaß. Kaum gewahrte der Psalmist den Farbwechsel in des Besuchers Antlig, holte er aus zu mächtiger Tirade, seinem Munde zur Lust und seinen Ohren zur Speise und begann also: Sie sind frant, werter Freund. Lesen Sie Pietsch und Sie sind gesund. Aber nicht die Lektüre macht des Kenners Vergnügen; nein, die ist Nebensache. Zählen Sie die Silben, beobachten Sie den großartigen Wechsel ihrer Anzahl, ergößen Sie sich an der herrlich sich offenbarenden Cäsur, skandalieren Sie, immer wieder. ist etwas, das gibt Nerven, auf diesem Acer wird Ihnen Pietsch..." Der inzwischen völlig verblaßte Herr sprang plöglich auf, ging langsam und rüdlings zur Tür, sicherte sich die Klinke und stammelte schluchzend: Ich bin Pietsch." Dann floh er furchtsam ins Grüne.
Das
Heinrich Hemmer: Bitteres Gelächter
Der mandschurische Nifolaus.
Die beiden grimmigen Faftoren Krieg und Kälte beherrschten wie heute, damals, als ich durchfuhr, das weite mandschurische Band, bezann mein Freund, ein junger Kautaster, seine Erzählung. Wenn es ein bagateller Krieg war, so war die Kälte dafür um so mörderischer und zu essen gab's auf feiner Station etwas. Das Abteil, in dem ich saß, war pfropfen voll( mürde man hier fagen, wo man sich keine Borstellung davon macht, wieviel Chinesen in ein Abteil geben), als aber ein gelber Unteroffizier auf einer von Militär überschwemmten Station mit der Peitsche Pnallte, gingen glatt nochmal ebensoviel Soldaten rein. Dieses lebensfähigste Bolf, die Chinesen, kann auf dem kleinsten Raum existieren sowie auf dem größten: nämlich in allen Zonen der Erde ( in den Tropen sowohl wie in der Arktis ist mongolisches Blut siegreich). Die Getreidefsäcke im offenen Borderwagen entpuppten sich bet näherem Zusehen als vermummte Soldaten: ich dachte, sie wären nur mehr mit dem Eispidel von den Sigen fos zu triegen..., als es aber dann, in einer ebenfalls proviantlofen Station ,, raus" hieß für uns alle, lösten sich diese Mumien voneinander und setzten heftig stampfend und fuchtelnd über das verschneite Gleis hinweg.
,, Was hast du in dem Sad auf deinem Rücken?" fragte ich einen Bauern, der mir auf dem Weg nach dem Dorf, dem ich nahrungsuchend zufchritt, begegnete. Er fah, eingebuddelt, und mit einem gefrorenen Bart und dem Sack wie der leibhaftige Nikolaus aus: ein mandschurischer Weihnachtsmann stand vor mir... wird er mir was schenken?
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Borscht", antwortete der Bauer.
Borscht ist eine beliebte, eine berühmte russische Kohlsuppe. Nimmt man in dieser Winterwildnis sein Süppchen mit ins Abteil? Der Sad, den der Bauer abseite, war wie von einer runden Kasserolle gebläht. Ob er mir wohl ein paar Löffel abgeben würde? Ich klimpere verführerisch mit Kopelen in meiner Schafpelztasche. 3wei Pfund kannst du haben", sagte der Bauer. Will der Narr die Suppe wiegen, dachte ich! Da entnahm er dem Sad einen Eisklumpen, das war sein Inhalt, sowie ein Beil. Borscht, Borscht ist hier gefroren wie alles andere. Eine Suppe im festen Zustand... eine Stegelkugel von Kohlsuppe. Der Bauer schwingt das Beil und haut mir eine Scheibe Suppe ab. Dieses gefrorene Sandwich nahm ich mit in den Zug und ließ es auftauen... dabei mußte ich grimmig auflachen, noch grimmiger aber lachte ich dann später in Sibirien ; als ich dort bemerkte, daß es Alkohol war, das da im Thermometer fant und sank: von zwei auf drei Dutzend Minusgrade und drüber. Das Quecks silber würde wie die Guppe zu einem Klumpen gefrieren in diesen lieblichen Zonen( welch grimmige Späße, sind das), nur Alkohol hält in dieser Bärentälte stand. Brrr.... Herr Ober, legen Sie
nach, und bringen Sie mir einen Wodka...
Die Schuld des Tramps. Auch mir ist es passiert, daß ich auf einer Ueberlandfahrt ein paarmal in ein bitteres Gelächter ausgebrochen bin, nahm ich dann das Wort: es war in der Zeit, wo ich meine erste Schulung als Tramp bekam... Das will natürlich auch gelernt ein, als blinder Bassagier zu reisen: und ich bin das erstemal, als ich blind gefahren bin, selber geblendet worden, so daß ich nichts sehen fonnte von der Rody- Mountains- Herrlichkeit.
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bei einer Dachfahrt mir den Schädel an einem Tunnelgewölbe zu Geleiseschuttsteine aufschligen zu lassen daher beschloß ich zwischen zertrümmern oder bei einer Untermagenfahrt mir den Bauch durch den Wagen zu fahren( da fann nicht viel passieren, dachte ich). Ich hatte mich also im Durstern auf der falschen Bahnhofseite an den dem Kohlentender angekuppelten Wagen herangepürscht und Eisenvorsprung, der eine so große Bedeutung für angehende Tramps beim ersten Rud, den er machte, stand ich vorne auf dem kleinen besitzt. So schmal aber ist dieses Sims, daß ich, um Balance zu des Kohlentenders stellte, und anhalten mußte ich mich dann hüben halten, den zweiten meiner Globetrotter latschen auf das Buffer- Ende und drüben fest an den Eisenleitern, die an den Wagen in die Höhe laufen gut.
daß man sich die Brust schützen kann. Und gar erst die ungleichen Aber nun wird es kalt und tälter in dieser Bergnacht, ohne Bewegungen der Wagen eine ganze Nacht hindurch in seinem Körper aufzunehmen und auszugleichen! Ich hatte das Gefühl, als hätte ich die ganze positive und negative Elektrizität der Erde in meinen Eingeweiden zu neutralisieren.
Der Reiseenthusiasmus obsiegte trotz allem: als es rosenrot um die bleierne Bergeinsamkeit strahlte, die wir wie ein lungenfrantes Nilpferd hinaufgeprustet tamen. Ein Tramp ist tein Natur: schwärmer im allgemeinen, aber ich Grünhorn lugte nach rechts und nach links aus, geriet in jubelnde Begeisterung über diese Bergwelt... und, um sie besser zu sehen, recte ich meinen Hals über den Kohlentender hinaus. Da verfinstert sich plöglich der Horizont. Als ob ein Bulkan mich anspie, tam ein Aschenregen, nein, eine Schaufel voll Kohlenstaub mir ins Gesicht geflogen: ein Morgengruß vom Heizer. Der Bosnickel lachte aus vollem Halfe und ich würgte die Bitternis meines Herzens hinab, als ich, mie ein Mohr geschwärzt, wie ein Verbrecher geblendet, mich mit geschlossenen brennenden Augen in die Wagenschlucht zurückduckte, um auf die erste mögliche Absprungsgelegenheit zu warten
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Aber verzagt ein hoffnungsvoller angehender Tramp jo rajch? Frisch gewaschen und mit dem Mut des Hungers beseelt, versuchte ich jetzt in einem spießerischen Gebirgsdorf mein Glück mit einem lei crlanderpreß. Noch ehe es dunkel war, sprang ich( der Fahr plan versprach nichts Gutes mehr für diesen Tag) kühn in eine Wagenschlucht, als der Zug abrasselte. Meerwärts zogen die eifernen Wände mit mir( dachte ich), o Thalassa Thalassa! Da: ein Stoß, ein Rud... ehe ich begriff, was vorging, waren wir zurückgesaust. Wir fuhren ich hing wie eine Fledermaus zwischen den Wagen direkt vor das gelangweilte Hinterlandbahnhofspublikum hin: ins erste Gleis. Ein lautes Johlen, ein Geschrei empfing mich, wie es nur Menschen ausstoßen können, die jahrelang vergebens auf eine spaßhafte Gelegenheit gemartet hatten und endlich auf ihre Rechnung tommen. Tramps erwischt man alle Tage, aber einen ungeschickten Lehrling in dieser Position es ist zum Toblachen. Mir erschien der Pazifif das bitterste aller Meere und die Gefängniszelle das nächste Obdach. Ift es möglich! Die Menschen brüllten dermaßen vor Lachen, daß niemand daran dachte, mich festzunehmen. Ich schoß wie ein Hase das Gleis entlang. Dort überholte mich der Zug, aus dem mir Fahrgäste und Personal höhnisch lachend und Hurra schreiend zuwinkten.
Ich wanderke Trapp Trapp, die ganze finstere Nacht wanderte ich über Bahnschwellen. Einmal schreckten mich die Augen einer Berglaze und ein andermal, als ich gerade über eine geländerloje Ich hatte in der Präriestadt Moosejam einen netten AushilfsBrücke stapfte, die einer Lokomotive. Kam diese auf dem rechten polizei- Posten eingebüßt und fuhr mit dem Erlös meiner obrigkeit- Bleis, auf dem ich fürbaß ging, oder auf dem linken angefahren? lichen Aufsicht westmärts, dem Stillen Ozean zu... das glaubte Ich hatte nicht 3eit, länger hinzuschauen, faum Zeit, einen Gedanken ich meiner Bildung schuldig zu sein fomie meiner Frau, die schon zu faffen: instinktin ließ ich die Beine über den Rand herab, mich geraume Zeit in Bancouver auf mich wartete. Das Geld reichte mit den Händen am Brückenrand haltend, da fam, noch ehe meine für etwa die halbe Strede aus; angesichts der Rocky- Mountains Extremitäten über dem Atgrund baumelten, der Zug links vorfaßte ich mir dann ein Herz und sprang nach den fachmännischen beigedonnert. Gottjeidant. Ich lachte lautlos in mich hinein, wie Weisungen eines ausgelernten Tramps, mit dem ich mein letztes einer, den man vom Galgen losbindet, es tun mag. Mittagsmahl geteilt hatte, einen Güterzug an das ist noch das Mein Entschluß war gefaßt, ols ich am nächsten Bahnhof an= relativ bequemite und sicherste. Ich hatte natürlich bei meinem langte. Ich stieg hol ter Teufel die Tramperei regulär ins ersten Reisedalles nicht gleich Luft, das Risiko auf mich zu nehmen, Coupé. Es war am frühen Morgen ein Auswandererzug. Ein
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sich der Tramp wählt). Die Mütze schaufelte eine Weile herum, einmal tam sie schrecklich nahe: ich drückte mich an die Wand, hielt den Atem an und versuchte, einen anderen Aggregatzustand anzunehmen. Umsonst: ich wurde geschnappt.
Daß man mich aber gleich zum elektrischen Stuhl hinführt megen nichts weiter als ein bißchen Trampen: das hatte ich nicht erwartet. Wie wild schlug ich auf den Polizisten los, der mich hinaufhob. Da hob er mich eben herunter und sagte:„ Raus, raus, my Boy, wir sind schon längst in Bancouver." Ich umarmte den Mann, der mich aus dem Erschöpfungsschlaf gewedt hatte, in den ich auf dem Gepäcknetz verfallen war und präsentierte mich meiner Frau als ein Nr.- Ia- Tramp.
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Enttäuschte Erwartung
Als wir Frau Middor bei uns aufnahmen, hatten wir keine Ahnung davon, daß mit ihr eine berühmte Persönlichkeit in unseren Haushalt einzog. Bald jedoch vertraute uns unsere neue Hausgehilfin an, daß sie früher bei Killingers im Dienst gewesen war. ,, Killinger?" rief meine Frau aus. Sie meinen doch nicht etwa jene Frau Killinger, die unlängst ihren Mann mit einem Hammer umgebracht hat?"
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,, Mit einer Hade", verbesserte Frau Middog fie milde, aber nachdrücklich. Frau Killinger bewahrte sie stets in einem Storbe zugleich mit einem Eispidel und einer Spagatrolle auf. wie oft habe ich die Hade in der Hand gehabt!" feßte fie träumerisch hinzu.
ein wenig ungläubig. ,, Waren Sie dabei, als... es geschah?" fragte meine Frau
,, Und ob ich dabei war!" antwortete Frau Middog mit würdevoller Ruhe. Ich war doch die Kronzeugin!" Worauf sie ein abgegriffenes Zeitungsblatt hervorzog, auf dem unter der Aufschrift Tigerin in Weibsgestalt. Die Zeugin Middog" ihre Photographie prangte.
,, Tigerin hat man sie in der Zeitung genannt", erklärte sie. Aber ich sage Ihnen, sie war ebensowenig eine Tigerin wie ich oder Sie, gnädige Frau. Und dann hat man ihn auf der Treppe in einer Blutlache gefunden und...."
Ja, ja", unterbrach meine Frau fie. Ich hab' alles gelesen. Bielleicht reden wir von etwas anderem, wenn es Ihnen nichts ausmacht! Es muß doch sicher Ihr Wunsch sein, die Erinnerung an dieses grauenvolle Ereignis loszuwerden."
,, Ach, wenn ich das nur könnte!" seufzte Frau Middor. ,, Aber ich träume jede Nacht davon. Schwere Träume. Wenn Sie einmal in der Nacht jemanden laut schreien oder recht erbärmlich jammern hören, dann brauchen Sie sich nicht im mindesten zu beunruhigen. Das bin dann ich."
wir wünschten, sie wäre noch schweigsamer gewesen. Als meine Tagsüber verhielt sich Frau Middox zumeist schweigend. Aber Frau eines Abends den Braten tranchierte, trat Frau Middor unvermutet ein, stieß einen gellenden Schrei aus und entfloh. ,, D, Sie haben mich so erschreckt!" entschuldigte sie sich nachher. Nämwie ich Sie mit dem Messer in der Hand gesehen habe, gnädige lich Frau Killinger hat auch immer den Braten tranchiert, und Frau, da habe ich mich mit einem Male wieder an alles erinnert.
Und Herr
ausgezeichneten Haselnußtorte. Ja, Frau Killinger hat mich geEin anderes Mal überraschte uns Frau Middor mit einer lehrt, wie man eine richtige Haselnußtorte zubereitet. Killinger hat sie immer so gern gegessen. Es war auch die letzte nämlich auch seinen Magen untersucht, müssen Sie wissen, und der Speise, die er in seinem Leben zu sich genommen hat. Sie haben Dottor sagte...
Seit jenem Borfall essen wir keine Haselnußtorte mehr. Aber es war klar, daß mit Frau Middor etwas geschehen müßte. Stets fühlten wir ihre wachsamen Blicke auf uns gerichtet. Mit der Zeit bemächtigte sich unser ein gewisses Schuldbewußtsein: wir fühlten uns irgendwie verpflichtet, nach dem Beispiel des Ehepaares Killinger zu leben. Wenn ich mich mit meiner Frau besonders gut vertrug, dann seufzte Frau Middox: Wie die Tauben haben die zwei zusammen gelebt. Wenn mir jemand gesagt hätte, daß sie jemals die Hacke in die Hand nehmen werde und.." Doch menn sie irgendeine Meinungsverschiedenheit zwischen mir und meiner Frau entdeckte, dann machte sie mit Falkenblicken über uns, und mörderische Hoffnung glühte in ihren Augen...
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Eines Tages hatte ich mit meiner Frau eine Meinungsverschiedenheit über die Vorhänge im Schlafzimmer. Meine Frau be stand darauf, sie glatt herunterfallen zu lassen, damit ihre Länge besser zur Geltung fäme. Ich dagegen schlug vor, sie an den Seiten zu raffen, damit das Tageslicht besser zur Geltung fäme. Bei dem Versuch, meine Frau zu überzeugen, riß ich die Vorhangstange herunter, die polternd zu Boden stürzte. Meine Frau war wütend. Sie lief in die Küche. Frau Middog", rief sie. Wo ist der Hammer? Schnell!" Frau Middox schnappte nach Luft, überreichte ihr dann den Hammer und folgte ihr auf dem Fuße ins Schlafzimmer. Mit offenem Munde stand sie wie gebannt da mich. Als meine Frau auf einen Sessel stieg, um den angerichteten und starrte erwartungvoll zuerst auf meine Frau und dann auf Schaden zu beheben, entspannten sich ihre Züge. Grausame Ernüchterung malte sich mun in ihnen. Sie glich einem Kinde, das leeren Christbaum steht. man zur Weihnachtsbescherung gerufen hat, und das nun vor einem
oder zu
Tags darauf fündigte sie. Offenbar hatten wir es doch nicht verstanden, ihren Erwartungen entsprechend zu leben sterben. Die Enttäuschung des Vortages war allzu groß für ihre hoffende Seele gewesen.
( Autorisierte Uebersetzung aus dem Amerikanischen von Leo Rorien.)
Bäume, die sich überfressen. Haustiere überfressen sich bekanntlich dann und mann. Von den Pflanzen dagegen ist im allgemeinen befannt, daß fie non den Borräten an Mineralsalzen, die der Boden ihnen liefert, nur eine begrenzte Menge aufnehmen. In neuerer obachtungen gemacht, die als Folge einer Ueberernährung erkannt Zeit hat allerdings die Forstwissenschaft an Buchen und Eichen Bewurden: die Bäume waren tatsächlich geplant. Dieses Blazen tritt auf, wenn durch eine plötzliche Steigerung der Nährstoffzufuhr die inneren Teile schnell machfen und wenn die Rinde mit dieser Bergrößerung nicht Schritt halten fann. Dann wird die Rinde geSprengt. Besonders in ehemals dichten Beständen. die plötzlich start gelichtet wurden, ist bei den stehengebliebenen Bäumen dieses Ueberernährungs- Blazen nicht selten. Obwohl die Riffe im Laufe der Zeit vernarben, bedeuten solche Rindensorengungen doch eine Gefahr für die Bäume und für die Forstwirtschaft, da die Wunden Eintrittspforten für holzzerstörende Pilze und Insekten sind.
Die Schiffchennähmaschine murde 1845 von einem Amerikaner
erfunden.