gerade das„Warenlager" besichtigten, erschien der Anführer der Bande, ein 52 Jahre alter, mehrfach mit Zuchthaus vorbestrafter Otto Hinze. Im letzten Augenblick bemerkte der Verbrecher die Anwesenheit der Polizei. Er flüchtete, kletterte über mehrere Hof» mauern und entkam. Das zweite Hehlernest wurde in einem Lager auf dem 3. Hof eines Hauses am Hackefchen Markt ausgehoben. Hier wurde ein ganzes Lager von Photoapparaten und Ferngläsern gefunden, die aus dem Diebstahl bei der Firma Graß u. Wolfs in der Markgrafenstraße herrührten. Außerdem wurden ZlXIl) Fla- kons französische Parfüms, mehrere hundert Paar Herrenschuhe. 10 000 Rasierklingen, Schreibmaschinen, Grammophone usw. � beschlagnahmt. Der Haupthehler, der in seinen Kreisen unter dem Spitznamen „Der Holländer" bekannt ist, konnte nach abenteuerlicher Ver- folgung im Auto festgenommen werden. Auch die anderen Mitglieder der Diebeskolonne find inzwischen sämtlich hinter Schloß und Riegel gebracht worden. Das Reichsfinanzproblem. Genosse Keil über Reichsfinanzen und Rotverordnung. Der hauplausfchuß des Reichstags beschSsligle sich heule zunächst mit Z o l l s r o g e u und Schmuggeluuwesea. Daraus wurde die fioanzpolitische Debatte fortgesetzt. Räch Ausführungen des wirtschaftsparleilers Drewitz und des Sommuniflen Reubauer kam Abg. keil(S o z.) zum Wort. Beruhigend und erbaulich— so führte er aus— fei der Bericht des Reichsfinanzminifters über die Finanzlage nicht. Ueber dem nächsten Rechnungsjahr schwebe noch völliges Dunkel. Die Verschiebung in der Belastung der vesiheudeu und der Massen sei viel größer, al» der Minister sie dargestellt habe. Wenn man Besitz und Masienbelastung richtig gruppiere, so ergebe sich ein Mehr an Masiensteuern von einer Milliarde, ein Weniger an Besttzsteuern von einer halben Milliarde gegenüber 1929. Die Hoffnung sei nicht weit verbreitet, daß die neue Notoerordnung einen weiteren Zusammenbruch aushalte. Das Einkommen der Massen werde weiter gesenkt, eine entsprechende Senkung der Lebenshal- tungskosten werde nicht eintreten, die Folge werde eine weitere Schrumpfung der Wirtschaft, weitere Steigerung der Erwerbslosigkeit, weiterer Rückgang der Steuereinnahmen sein. Die Mietsenkung betrage bei A l t w o h- nungen nur?— 8 Proz. der Friedensmiete, bei Neubau- Wohnungen werde sie in all den Fällen, in denen die Finanzie- rung mit niedrig verzinslichen öffentlichen Geldern erfolgt fei, noch niedriger fein. Den Gemeinden, deren Lage heute geradezu katastrophal sei, werde mit den Einzelmahnahmen der Regierung nicht genügend ge- Holsen. Das gelte besonders für die sächsischen Gemeinden, die unter einer übermäßig hohen Arbeitslosigkeit leiden und infolge der ge- sunkenen Löhne aus der Lohnsteuer kaum noch Einnahmen haben. Sachsen erwarte daher schnell« Hilfe vom Reich durch Vorleistung größerer Beträge noch im Dezember. Erwägenswert sei der Gedanke von Dr. Popitz, in Notzeiten den Gemeinden durch einen vom Reich zu gewährenden gleitendenNotbeitrag zu Helsen , der neben die normalen Gemeindeeinnahmen zu treten habe. Die 23 Milliarden Vermögeu, die durch die Sleueramuestie aus Licht gekommen seien, werfen ein Licht aus die tief gesunkene Steuermoral. Das Reichsfinanzministerium dürfe nicht den Buch- und Betriebs- Prüfern durch Niederschlagung von Steuerstrafoerfahren in den Arm fallen. Redner fragt, ob es richtig fei, daß«in Steuerstraf- verfahren gegen die Direktoren der Deutschen Bank vom Reichsfinanzministerium niedergeschlagen worden sei. Bei der O st h i l f e seien auch die Deutschnationalen vor dem Eingriff in die privaten Recht« der Gläubiger nicht zurückgeschreckt. Im Prinzip sei das das gleiche wie die jetzig« Z i n s s e n t u n g. Hätten wir in Deutschland gesunde parteipolitisch« Zustände, so müßte heute der Reichstag Stellung nehmen zu den großen Zu- kunftsfragen der künftigen Gestaltung der finanziellen Verhältnisse Deutschlands zur übrigen Welt. Mit der Phrase, es gäbe nach dem Hoover-Plan keine Reparationsfrage mehr, werde Deutschland nicht geholfen. Zu ernster, sachlicher und würdiger Weise müsse der Welt verkündet werden, was die Gewerkschaslen kürzlich erklärt haben. nämlich daß die Reparationen endgültig beseitigt werden müssen. wenn die Krise überwunden werden soll. Daß dazu der Reichstag zur Zeit nicht fähig fei. fei die Schuld jener Parteien, die das innerpolitische Leben Deutschlands vergiftet haben. Abgeordneter H i l f e r d i n g(Soz.) unterstrich die Feststellungen des Abg. Keil, daß ein Kernpunkt der Finanzen die Lage der Gemeinden fei. Die Einführung der Phasenpauschalierung der Umsatzsteuer sei bedenklich, dabei würden nur Jnteressentenkämpfe ausgelöst. Deswegen fei vor diesem Experiment dringend zu warnen. Auf eine Bemerkung des Abg. Torgler(Komm.) fragt Hilferding , ob etwa die Kommunisten glaubten, daß nach Beseitigung der neuen Rotverordnung sie eine bessere Rolverordnung erwarten? Jetzt werde in überraschendem Umfang das Privatrecht durch öffentliches Recht abgelöst. Diese Entwicklung gehe weit über die Zeit und Art der Kriegswirtschaft hinaus. P r o u d h o n fei der erste gewesen, der in den Zeiten des oorwissenschaftlichen Sozialismus die Beseitigung der gesamten Zinsen verlangt hat. Die Idee der Brechung der Zinsknechtschaft ist Diebstahl an geistigem Gute französischer Frühsozialisten. Mit welchem Rechte Hab« eigentlich der Redner der Voltspartei gegen die sogenannten nationalsozialistischen Ideen in der Not- Verordnung gesprochen, da auch die Volkspartei wolle, daß die Nationalsozialisten an die Regierung kommen. Man habe bei seiner Rede mehr das Gefühl gehabt, sie sei unter dem Motiv geHallen worden: Wie sage ich es meinem Kinde Dingeldey? Die Klagen der Deutschnationalen wegen der Aufhebung des Privatrechtes feien unehrlich, denn die deutschnationalen Osthilfe- forderungen seien nur unter Brechung des Prioatrechts mögllch. Die allgemeine Senkung der Löhne erschwere unseren Export, denn sie fördere die Abwehrzölle anderer Länder.
Kammergericht korrigiert Schwurgericht Oer Mord in der Hufelandstraße/ Oie Aebenklage zugelassen
Die Verhandlung gegen die Nationalsozialisten, die Schuldigen an der Bluttat in der Hufelandstraße, begann heute mit einer zwei- stündigen Verspätung. Die Gerichtsakten mußten erst vom Kammer. gericht herbeigeschafft werden und das nahm eine geraume Zeit in Anspruch. Das Kammergericht hat den Beschluß des Landgerichts auf Nichtzulassung des Vaters des getöteten Willi Schneider als Nebenkläger aufgehoben und der Beschwerde stattgegeben. R.-A. Dr. Joachim ist somit als Nebenkläger zugelassen. Die Staatsanwaltschaft hatte übrigens von Anfang an dem Antrag auf Zulasiung zugestimmt. Neben Rechtsanwalt Joachim nimmt cer Vater des Getöteten, Genosse Paul Schneider , an der Verhand- lung teil. Als zweiter Angeklagter wird der Waureriehrl'ng Kollalz vernommen. Er ist im Jahre 1911 geboren und gehört feit 1929 der NSDAP , und ihrer SA. an. Sein« Darstellung von den Ereignissen in der Nacht vom 31. Dezember zum 1. Januar 1931 trägt den Stempel der frechen Lüge auf der Stirn. Er wird vom Vorsitzenden auch immer wieder daraus hingewiesen, lügt aber ruhig weiter Er erzählt: Am 31. Dezember hatte ich mich zur W a ch e i m„An- griff"-Laden gemeldet. Bis XIZ Uhr vertrieben wir uns die Zeit beim Kartenspiel, dann wollten wir auch etwas vom Silvester haben, desuchten erst ein Lokal, dann ein anderes, tranken hier und dort Bier, suchten auch einen Parteigenosien auf, bei dem wir Kaffee tranken, kehrten in den„Angriff"-La0en zurück und verspürten wieder Durst. Ich ging mit Hauschke zum Bierholen ins Lokal Kirschke in der Hufelandstraße. Unterwegs trafen wir einen Mann, der angeheitert war und die Straße beschmutzte. Ich sagt« zu ihm scherzhaft:„Du Schwein, mach es auf dem Damm!" Cr kam uns hinterher, sagt«:„Was, ein Schwein bin ich, Ihr Affen." Wir gingen weiter zum Lokal Kirschke. Ich stolperte dabei, weil ich nicht mehr fest auf den Füßen war.— Vors.: Weshalb?— A n- geklagter: Ich hatte doch verschieden« Biere getrunken. Der Angeklagte gibt jetzt eine vollskänd'g wirre Darstellung, aus der man gar nicht klug wird. Man entnimmt aus ihr nur so- viel, daß er und feine Kameraden plötzlich wieder draußen waren, daß er mit einem Schlllsiel geschlagen hat, daß Reichsbannerleute zurückgeschlagen haben und die Nationalsozialisten dann wieder im Lokal waren. Von draußen sei gegen die Jalousie geschlagen und gerufen worden, der Lange und der Kleine, soll heißen Kolla� und Hauschke, möchten herauskommen. Er, Kollatz, habe die Kameraden aus dem„Angriff"-Laden telephonisch herbeirufen wollen, sei aber daran gehindert worden, die Wirtin habe gefordert, daß er und Hauschke das Lokal verließen.— Vors.: Wozu wollten Sie den „Angriff"-Laden anrufen?— A n g e k b: Wir SA.-Leute waren auf das Lokal Krischke angewiesen. Wir waren deshalb verpflichtet, es zu schützen.— Vors.: Haben Sie jemand um einen Revolver gebeten?— An g e kl.: Nein, bloß um Patronen. Ich hatte meine drei Patronen aus dem Aruswalder Platz abgeschossen. Ich wollte mein Magazin füllen. Vors.: Wo haben Sie Ihren Revolver her? A n g e k l.: Das weiß ich nicht. Vors.: Tragen Sie ihn immer bei sich? A n g e k b: Nein, nur privatim. Vors.: Aber Sie hatten doch gerade an diesem Tage„Dienst". A n g e k l.: Nein, mein Dienst war um 2 Uhr zuende. Vors.: Sie sind also zum„Angriff"-Laden zurückgegangen? A n g e t l.: Ja, ich ging meinen Äeoolver holen. Wir sind durch die hintere Tür hinaus- gegangen, die Leute, die vor dem Lokal standen, haben nicht ge- merkt, wie wir durch den Flur die Straße erreichten. Im„Angriff"- Laden habe ich meine Waffe genommen, um nach Hause zu gehen.
Vors.: Sie haben doch aber gesagt, daß es Ihre Pflicht gewesen sei, das Verkehrslokal zu schützen. Haben Sie denn nicht Ihren Kameraden mitgeteilt, was los ist? A n g e k l.: Der Wirt hatte uns ja das Lokal verboten und draußen standen die Reichsbanner- leute. Erst als der Kamerad herbeigelaufen kam und berichtete, daß es bei uns bereits Verletzte gegeben habe, und das Lokal gestürmt werde, da liefen wir fünf: Hauschke, Becker, Scheffel, Schlief und ich zur Huselandstraße zurück. Vors.: Wo hakten Sie denn eigentlich tzhren Revolver liegen? A n g e k l.: Im Schubsach. Vors.: Wie kommt es denn, daß Sie nur zum Privatgebrauch die Waffe haben und nicht im Dienst? Wissen Sie denn nicht, daß auch zum Prioalgebrauch das waffentrageu von Ihrer Leitung verboten ist? Angekl.: Im Dienst sind wir immer noch mehrere Kameraden beisammen, da können wir uns schützen. Bei meinen privaten Gängen lause ich aber Gefahr, vom polllischen Gegner angerempell zu werden. Ich hatte diesmal, weil ich einen weiten Weg nach Haufe hatte, gegen die Dienstordnung ver- stoßen. Vors.: Wie lange besitzen Sie schon die Waffe? Angekl.: Einen Monat. Vors.: Haben Sie früher einmal aus der Pistole geschossen. Angekl.: Nein, ich habe an diesem Abend zum ersten Male drei Schüsse auf dem Arnswalder Platz abgegeben und einen Schuß am Tatort selbst gemacht. Vors.: Das ist ja alles neu. Sie haben aber ja vieles erzählt und Ihre Aussagen immer wieder geändertt Der Angeklagte erzählt dann weiter, wie er und feine Käme- raden zur Hufelandstraße gekommen seien. Vor dem Zigarrenladen Schneider standen angeblich verschiedene Leute herum, er und seine Kameraden hätten sich zuerst friedlich mit ihnen unterhalten, ein Mann in Hemdsärmeln hielt irgendeinen Gegenstand in der Hand, es kann auch ein Knüppel gewesen sein, habe zu ihm gesagt: „Kommen Sie doch in den Laden herein, wollen Sie vielleicht Zigaretten kaufen?" Er habe darin eine Provokation erblickt. Vors.: Auch das ist ja ganz neu, was Sie da erzählen. Becker fei dann die Stufen zum Zigarrenladcn hinaufgegangen. Im selben Augenblick sei ein Herr mit einem Stuhlbein heran- gekommen und habe ihn an den Türpfosten angelehnt. Das sei Willi Schneider gewesen. Vors.: Wozu ist denn Becker in den Laden gegangen? Angekl.: Er wird wohl die Absicht gehabt haben, nachzusehen, ob nicht irgendeiner unserer Kameraden in den Laden hineingeschleppt worden ist. Vors.: Also was war weiter? Der Angeklagte fährt, im Märchenerzählen fort: Becker fei herausgekommen, er, Kollatz, habe eine Frauenstimme aufgeregt fragen hören: Was wollen Sie im Laden? Becker habe gesagt: Das Recht, in den Laden zu gehen, habe ich mir selbst genommen. Der Mann, der das Stuhlbein eben an den Pfosten gelehnt hatte, fei auf Becker eingedrungen, auch er, Kollatz, sei von allen Seiten umringt und geschlagen worden, da habe er öie Pistole gezogen, habe in die Luft schießen wollen, in diesem Augenblick aber einen Stoß erhalten, die Kugel habe WM Schneider getroffen. Der Vorsitzende hält dem Angeklagten vor, daß er früher ganz anders ausgesagt habe. Er habe bereits in Kufstein und später dem Dernehmungsrichter die Sache so dargestellt, daß Becker auf Schneider geschossen habe. Kollatz erklärt, daß er dem österreichischen Kommissar erzählt habe, er habe geschossen, daß er aber später, als man ihm erklärt habe, es stehe fest, daß Becker der Schütze sei, diesen belastet, weil er ihn in Sicherheit geglaubt habe. Der Vorsitzende häll dem Angeklagten noch verschiedene andere Widersprüche vor.
Sinn und Zweck seiner Bewegung sei der Kampf gegen„die Welt- pest" des Kommunismus. Ob mit dieser Spekulation auf den Kommunistenhaß von Wallstreet noch andere als propagandistisch? Zwecke verfolgt werden, entzieht sich unserer Kenntnis. In diesem-Huhu-Geschrei gegen den Bolschewismus steckt eine tiefe Verlogenheit. Es wird völlig verschwiegen, daß der Haß der Hitler -Leute sich nicht gegen die Kommunisten, sondern gegen alle deutschen Republikaner und Demokraten richtet, gegen alle Parteien, die treu zur Verfassung stehen und die Deutschland vor dem Bürgerkrieg bewahren wollen. Hitler reNamiert schließlich olle großen deutschen Namen von Dürer bis Goethe für sich. Ein Hohngelächter würde dem geistlosen Militaristen Hitler in Deutschland antworten, wenn er hier solche Tön« anstimmen wollte. Die Verkünder deuffcher Humanität und die Bestialität einer Bewegung, die mit den Boxheimer Blut- dokumenten belastet ist, haben miteinander nichts gemein. Zum Schluß wiederholt er die Anerkennung der privaten Schulden in Verbindung mit der Forderung einer„Monroe- Doktrin " für Deutschland .
Hiilerware für Amerika . Größenwahn mit Llnwahi heit gemischt. Nachdem die Absicht Hitler », im amerikanischen Rundfunk zu sprechen, oerhindert worden ist. wird seine Red« schriftlich ver- ösfenllicht. Sie ist ein Produkt au» Größenwahn und Unwahrheit. Hitler wollte den Amerikanern allen Ernstes erzählen, daß er die Mehrheit des deutschen Volkes hinter sich habe, wobei er sich selbst kräftig beweihräucherte. Danach malt er das Gespenst des Bolschewismus an die Wand.
Ozeanriese bleibi unvollendet. Sensationeller Beschloß des englischen Eunard-Konzerns. Die Eunard Line, eine der führenden /leedereien Englands. hat zur größten Ueberrafchung der englischen Oesfentlichkeit beschlossen, den Bau des neuen Ozeanr'esen. der auf der Werst Zahn Brown u. Co. am Elyne in Arbeit ist. einzustellen. Es handelt sich bei diesem Reubau um ein 73000-ionittn-Schiff, das nicht nur mit feiner Größe, sondern auch mit seiner Schnelligkeit alle b'rherigen Rekorde der Schiss-baulechnik schlagen sollte. Dieser Riesendampfer sollte England„das liaue Band" des Ozeans, das zur Zeil die„Europa " des Rorddeulschen Lloyd besitzt, zurückgewinnen. Viel wesentlicher als die Enttäuschung einer nationalen Eitelkeit, die in der englischen Oesfentlichkeit einen breiten Raum einnimmt, ist die wirtschaftliche Rückwirkung dieser Bauein- stellung. So wurden auf«inen Schlag rund 13000 Werftarbeiter brotlos. Die bisherigen Konstruktion«. und Baukosten belaufen sich bereits auf annähernd �0 Millionen Mark. denn der Bau dieses Rirsendampfers war bereits derart weit fort- geschritten, daß das Schiff im Mai 1932 bereits vom Stapel laufen sollte. Di« Verwaltung begründet ihren schwerwiegenden Entschluß mit der schlechten Finanzlag«. Zum ersten Mal« in der Geschichte der letzten 14 Jahre seien nicht einmal die Abschreibun- gen auf die alle Flott« verdient worden. Au» diesem Grund«
könne die Gesellschaft ihr neues Bauprogramm, das die Einstellung von zwei 73000-Tonnen-Schiffen im Pendelverkehr vorsah, nicht aufrechterhalten. Weitere Beschlüsse hierüber soll erst die Gene- raloersammlung im April nächsten Jahres fassen.
Die„Dienstreise" des Pfarrers. Voruntersuchung im Devaheim-Skandal geschloss-n. Der Unlersuchungsrichler beim Landgericht 1, Landgerichtsrat Dr. B e ck m a n n. hat heute nach umfangreichen Ermittelungen die Voruntersuchung in Sachen De nahe im geschlossen und die Akten der Staatsanwaltschaft zur Stellung ihrer Anträge zugeleitet. Die Voruntersuchung, die ursprünglich gegen Generaldirektor I e p p e l und seinen Bruder, Pfarrer C r e m e r, und seinen Sohn, ferner gegen Ieppels früherem Mitarbeiter C l a u s f e n und den Geschäftsführer Kocks von der Baugenossenschaft in Mülheim ge- führt worden war. ist nachträglich auch auf den Aufsichtsrats- Vorsitzenden der Baugenossenschaft des Evangelischen Volksbundes in Mülheim , Pfarrer Müller, ausgedehnt worden, gegen den schon einmal ein Verfahren wegen Anstiftung zur Untreue geschwebt Halle, das aber zur Einstellung kam. Man fand in den Büchern die Baugenossenschaft mit 3000 M. belastet, die als„Dienstreise" Müllers nach dem Ostseebad Heiligendamm ausgewiesen waren. Diese Dienstreise sollte Müller unternehmen, um die Einrichtungen des Bades für den be- absichtigten Ankauf durch den Devaheim-Konzern zu besichtigen. Diese Besichtigungsreise unternahm Pfarrer Müller mit seiner g e- samten Familie, nämlich mit seiner Frau und sechs K i n- d e r n, und sie dauerte rund vier Wochen. Vor dem Untersuchung?- richter gab Müller an, seine eine Tochter sei A e r z t i n, sie habe sich also um die hygienischen Einrichtungen des Bades kümmern müssen, eine andere Tochter fei Sportlehrerin, so daß sie für dl« Sportplätze von Heiligendamm sachverständig gewesen sei, der eine Sohn sei Geistlicher und habe deshalb die seelsorgerischen Verhältnisse in Heiligendamm studieren müssen usw. usw. Bezüglich des Pastors Cremer ist noch zu bemerken, daß im Verlauf der Voruntersuchung noch soviel weiteres Belastungsmaterial gegen ihn zusammengetragen worden ist, daß noch vor kurzem ernst- Haft der Gedanke seiner Verhaftung erwogen wurde, zumal er inzwischen seinen Wohnsitz von Potsdam nach Kiel oerlegt hat.
Lunatscharfkn fällt unter die Rotuerorduung. Dem früheren sowjetrussischen Volkskommissar L u n a t s ch a r s k y, der sich auf einer Vortragsreise durch Mitteleuropa befindet und jetzt in Düffel- darf sprechen wollte, ist auf Grund der Notverordnung vom 8. De- zember die Redeerlaubnis nicht erteilt worden.