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Beilage

Sonnabend, 12. Dezember 1931

Die Geschichte der Woche:

sin

Meyer 111 in der Kurve

Von Gerhart Herrmann Mostar

Bor dem Amtsgericht in Frankfurt an der Oder wurde kürz lich über einen seltsamen Verkehrsunfall verhandelt, der zu der lezten Geschichte der Woche, Franz Kratochvil und der Tod", die Parallele und zugleich den Gegensatz bildet: war Franz Stratochvil der Held ohne Wissen, so ist Meyer 111 der Held ohne Willen. Des­halb sei seine Geschichte hier erzählt.

Die fchwerwiegenden Differenzen, die sich auf diesem an beiden Bolen abgeplatteten Planeten zwischen dem Menschen und seinem Shidfal allzu unaufhörlich ergeben, lassen sich furz also zusammen­fassen: Der Mensch möchte es sich recht einfach machen, und das Schicksal macht alles möglichst kompliziert.

Da hat zum Beispiel eine große Berliner Firma unter ihren zahlreichen Provinzreisenden einen bewährten, in Ehren ergrauten Herrn nennen wir ihn Meyer 111. Herr Meyer 111 tätigt ganz cusgezeichnete Abschlüsse, und seine Firma hat nur eins gegen ihn einzuwenden: daß er seine Touren etwas langsam erledigt. Dafür aber fann nicht Meyer 111, sondern dafür fönnen lediglich die schlech ten Bahnverbindungen. Infolgedessen rät die Firma ihm, sich einen fleinen Kraftwagen anzuschaffen. Das ist an und für sich nichts Außergewöhnliches.

Nun fühlt sich aber Herr Meŋer 111 durchaus nicht als Ritter vom Steuer. Er liebt das behagliche Hinzockeln der Kleinbahnen, das er seit vielen Jahren gewöhnt ist; man kommt auch auf diese Art immerhin vorwärts, und die Verantwortung hat der Lokomotiv­

Herr Meyer 111 mit seiner Nudelpinne ist unfreiwilliger Teil­nehmer an der sechsten ostmärkischen Zuverlässigkeitsfahrt des ADAC.!

Der Kleinwagen fíappert und wirft sich hin und her, her und hin, daß die Hände am Steuerrad flattern wie zwei hysterische Tauben. Aber er läuft, der Wagen, läuft mit einer Herrn Meyer unfaßlichen Geschwindigkeit-- ach, Herr Meyer hat ein Auto­rennen überhaupt nie gesehen, nur Harald Lloyd hat er mal in gleich ein Rennen einer ähnlichen Situation gesehen, aber das war immerhin nicht - und er muß, muß, muß drin bleiben das jetzige mörderische Tempo gestattet schon gar kein Ausweichen auf den rettenden Sommerweg.... Zwischen Staubwolken und Kompressorengebrüll raft Herr Meyer 111 seinen verzweifelten Weg, die Warenproben hinter ihm geraten durcheinander und in einen fürchterlichen Zustand, ade, nächster Abschluß, ade-- wenn bloß tein schlimmerer, ganz, ganz endgültiger Abschluß kommt.

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Heldenhaft fährt Herr Meyer, heldenhaft und zuverlässig, wie es fich im Rennen gehört. Schon winken die Dächer von Tschernow rechts drüben, vorher tommt noch eine scharfe Kurve.

Herr Meŋer 111 hat keine Ahnung davon, daß dies die be­

führer, der dafür bezahlt wird, während Herr Meyer 111 für Ab Felix Stößinger :

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schlüssetätigen bezahlt wird. So sieht Herrn Meyers Welt aus, es ist eine solide, einfache Welt, jeder hat das Seine an Sorgen und Ein­nahmen, und man kennt sich darin aus. Und nun soll er mit einem Mal einen Führerschein erwerben, er, den sie seit der verhältnismäßig mühelosen Erwerbung des Geburts, Tauf-, Konfirmations- und Trauscheins mit dergleichen Bescheinigungsangelegenheiten gottlob in Ruhe gelassen haben nun sollen seine alten Knochen Bremsen treten und Gas geben und was weiß Meyer noch- er hat gar keine, aber auch gar keine Lust! Indes: Stellungen liegen heutzutage nicht auf der Straße, und will man nicht, so muß man eben: Herr Meyer also erwirbt Führerschein und Kleinwagen, bei der zweiten Aktion unterstützt ihn sogar die Firma; es ist kein neuer Wagen, es ist kein Benz- Mercedes , aber immerhin, er fährt; und überdies fällt es Herrn Meyer 111 nicht ein, Leistungsproben vorzunehmen: er gondelt ge­mächlich seines Weges, mit der Vorsicht eines alten Fudyses und dem Tempo eines altgedienten Murmeltieres, er macht seine dreißig Kilo­meter auf freier Strecke, allerhöchstens, und seine zehn in den Kurven, ebenfalls allerhöchstens; auf diese Weise beackert er die östlichen Teile der Provinz Brandenburg , wie es seines Amtes iſt.

So viel von Herrn Meŋer 111. Nun zu Herrn Schmidt.

Sie fennen sich einstweilen noch gar nicht, der Herr Meyer und der Herr Schmidt. Wie sollten sie auch? Herr Maner ist Reifen­der, Provinzreisender, und Herr Schmidt ist Pressephotograph. Und wie soll ein Provinzreifender mit einem Berliner Pressephotographen zusammenkommen? Wir wissen es nicht; das Schicksal jedoch, das, mie gesagt, Komplikationen liebt, weiß es genau.

Nämlich es arrangiert eine fleine Wirtschaftskrise, dieselbe, über deren Ursachen sich die Menschen jezt die Köpfe zerbrechen, allerdings nicht jeder den seinen, sondern mehr gegenseitig. und es sorgt dafür, das bedächtige Schicksal, daß sich diese Krise auch auf die von Herrn Schmidt belieferten Zeitschriften ausdehnt. Die Zeitschriften fönnen nicht mehr so viel Photos bringen, und Herrn Schmidt be­ginnt es schlecht zu gehen. Um durchzukommen, muß er immer mehr und mehr etwas Besonderes, etwas Ausgefallenes bieten, und so verlegt sich Herr Schmidt auf das Knipsen gefährlicher Situa­tionen: Aufnahmen aus schwindelnder Höhe und auf dem Meeres­

grund und so weiter. Herr Schmidt versichert sich gegen Unfall und scheut Lebensgefahr nicht; er muß ja leben von seinen Auf­nahmen; und so viel Gründe die mutigen Menschen, die Helden, für ihr Heldentum auch haben mögen: der Hauptgrund ist doch immer der, daß sie leben müssen.

Doch sind auch hier die Gelegenheiten nicht allzu häufig; man

muß auf dem Sprunge sein; und so unterhält Herr Schmidt gute Beziehungen zum Allgemeinen Deutschen Automobilclub.

Bom ADAC . nur so viel, daß dieser Klub in diesen Tagen seine sechste ostmärkische Zuverlässigkeitsfahrt organisierte. Die Meldun­gen liefen zahlreich ein. Einer der leitenden Herren steckt es Herrn Schmidt, daß die interessanteste Kurve, die der Vorschrift nach in

furzer Wendung genommen werden muß, sich auf der Frankfurter , Hauptchaussee kurz vor dem Ort Tschernom befindet, und daß, wenn Herr Schmidt mit dem ihm eigenen Mut auf der gegenüberliegenden Kurvenseite Aufstellung nähme, interessante Aufnahmen zu gewär­tigen feien.

Das Rennen findet statt, Herr Schmidt ist an seinem Platze. Herr Meyer 111 ahnt natürlich auch hiervon nichts.

Sondern Herr Meyer 111 hat gerade im Flecken Göriz einen leidlichen Abschluß getätigt und 3odelt mit dreißig Kilometer Höchst geschwindigkeit nach Tschernow weiter. Man sieht: das Schicksal hat seine komplizierten Karten aufs komplizierteste gemischt... Herr Meyer 111 beabsichtigt in die Frankfurter Hauptchaussee einzubiegen. Die Sicht auf die Chaussee ist durch Bäume versperrt, und so hupt Herr Meyer tüchtig. Weil keine Hupe antwortet, biegt er getrost, mit zehn Kilometer, in die Hauptchaussee ein.

Da sieht er vor sich, ganz fnapp vor sich, zwei, drei schwere Kompressorwagen! Er wundert sich, daß sie nicht gehupt haben Freilich fahren sie so wahnsinnig schnell, daß sie wohl kaum Zeit dazu hatten; sie hüllen sich in Staubwolfen, welche die ganze Sicht

meithin unmöglich machen.

vor ihm

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Da- jetzt wird gehupt! Aber, Herr Meyer 111 erbebt: nicht hinter ihm! Und er sieht, und er wird bleich und rot, und seine Hand zittert am Steuerrad, das auf deutsch Volant heißt und er mird halb frank und sieht- sieht, daß hinter ihm ebenfalls zwei, drei Mammutviecher von Kompressoren mit ebenso mahnwiziger Geschwindigkeit nahen... schon heran sind...!! Herr mener 111, einer der gewandtesten Dreißigkilometerfahrer von Deutschland , gibt Gas, muß Gas geben. Den Sommerweg fieht er taum vor Staub, hat auch keine Zeit mehr, um hinaufzu­gelangen, sondern fährt geradeaus- immer vor den brüllenden Ungeheuern her.

sepe

Der Abend

Spalausgabe des Vorwärts

rühmteste, berüchtigste Kurve des Rennens ist; er hat nur eine Ahnung davon, daß Kurven ausgefahren werden müssen, denn er hat ja den Führerschein, und er weiß, wie man Kurven zu steuern hat wenn man nämlich dreißig Kilometer fährt. Indes, Herr Meyer fährt augenblicklich hundert!

Herr Meyer 111 fährt die Kurve aus.

Es befanden sich drei Gegenstände in Herrn Meyers Weg. Nämlich erstens: ein mittlerer Chausseebaum, zweitens: ein Kilo­meterstein und drittens: ein Pressephotograph namens Schmidt.

Herr Meyer 111 legte alle vier meisterhaft um; es ist kein Druckfehler: alle vier! Erst den Baum, dann den Stein, dann den in seinen Sucher vertieften Photographen, und schließlich, viertens, sich selbst.

Der Stein war leicht wieder einzusehen, der Baum gut als Brennholz zu verwerten, auf den Oberschenkel des Photographen traf beides nicht zu: er konnte erst im Krankenhaus wieder ein­gerenkt werden.

Nicht wieder eingerenft wurde das getrübte Verhältnis zwischen Herrn Mener 111 und seiner Kastoversicherung. Obwohl er selbst und sein altbackener Kleine und neugebackener Rennwagen nur un wesentlich beschädigt wurden.

Das Amtsgericht Frankfurt an der Oder ließ sich durch Sach verständige, die Herrn Meyer 111 das Zeugnis des angesichts der Situation einzig möglichen Verhaltens ausstellten, leider nicht überzeugen und verknackte den Rennfahrer zu hundertzwanzig Mar?.

Gewisse schwerwiegende Differenzen, die sich zwischen dem Menschen und seinem Schicksal zu ergeben pflegen, lassen sich furz dahin zusammenfassen: daß es sich der Mensch recht einfach- und das Schicksal recht kompliziert machen möchte. Wie zu beweisen war.

Reise durch den neuen Brockhaus

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Der Große Brodhaus ist beim 9. Band angelangt. Im Laufe dieses Jahres soll der 10. erscheinen, und damit ist die Hälfte des größten deutschen Legitons der Nachkriegszeit geschaffen. Wie bei einem Neubau der Giebel bekränzt wird, so könnte der Brockhaus auf der Zinne des 10. Bandes eine Siegesfahne hissen. Daß es dem Verlag gelingt, in dieser Weltfrisis ein solches für den Massenarbeit mie bei Bürgerkriegen bewährt. Was ist Zeit für den bedarf bestimmtes Werk in gleichbleibender Qualität weiterzuführen, spricht für die phantastische Kraft, die in der deutschen Leserschaft enthalten ist. Ohne sie wäre es auch einem so altfundierten Unternehmen nicht möglich, bis zur 8000. Seite zu kommen und zuversichtlich das Erscheinen der weiteren 10 000 zu versprechen.

Eine Reise durch den 9. Band, der von I bis Kas führt, ist wirklich eine Reise, denn eine Reihe Länder, Völker und Kulturgebiete find gerade in diesem Band enthalten. Ich nenne in alphabetischer Reihenfolge Indien , den Frisch en ge anbie Freistaat, den Islam, Island , Japan , Jugoslawien , Kalifornien , Kanada Israel , Italien , und jedes Bort steht im Brockhaus über einer langen Reihe ver­zweigter Schlagworte, in denen die Gesamtheit zusammengefaßt ist.

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Greifen mir ein Schlagwort wie Japan heraus. Da des Landes, dann folgt ein bei dem japanischen Bultanis finden wir zuerst eine Darstellung über Lage, Größe und Gestalt mus wichtiger Abschnitt über die Landschaftsformen, Bodenschäze, Klima, Pflanzen, Tierwelt und Bevölkerung. Nun folgen die in Meeresstraßen, von hier geht es organisch weiter zu den Kapiteln: Verwaltung, Finanzen, Unterricht, darauf steßen sich die Kapitel zialen Rapitel: Ermerb, Verkehr, Außenhandel, Berfassung, über die gesellschaftlichen Einrichtungen an, also Recht, soziale Gesetzgebung, Kirche, Wehrmacht, und nun, beginnen die schichte als solche bis zur Gegenwart. Unterbrochen durch zahl= geschichtlichen Abschnitte: also die Vorgeschichte und die Ge­reiche Abbildungstafeln, Tabellen und Karten folgen nun Darstellungen der Kunst, Literatur, Schrift, Sprache, Theater. Da nun aber auch alle wichtigen Persönlichkeiten des Landes unter ihrem eigenen Namen dargestellt sind, besitzt der Leser des Brock­haus eine Darstellung, die ihn zunächst über alles informiert und

durch Literaturvermerke zur Weiterbildung anleitet. Genau so ist es aber mit Indien und Italien , mit Jugoslawien und mit Kanada . sozial interessierten Leser angehen. Es ist nicht wahr, Der 9. Band enthält wieder Darstellungen in Fülle, die den daß ein Lexikon nur angeschafft wird, damit man es im Falle des Nachschlagens zur Hand hat. Wenn dann der Augenblick des Nach­Grunde ist die Lektüre in einem Band Lexikon ein Roman für fich, schlagens gekommen ist, vergißt man, zum Leriton zu greifen. Im erinnert, die im Augenblick aktuell sind. Die Zusammenhänge des der uns durch alle Sphären der Erde führt und oft genug an Dinge Lebens führen im Grunde zu allen Dingen, und es ist nicht möglich, einen Blick in die Vergangenheit zu tun, ohne an die Gegenwart erinnert zu werden. Sehr viele sozialistische Leser werden gerade bei dem 9. Band auch die Kapitel suchen, die mit der Jugend und der Jugendbewegung zusammenhängen. Die Jugend­bewegung wird zuerst als solche dargestellt, und dann folgen in Sonderkapiteln alle die Fragen, die der Leser mit Recht unter ihrem eigenen Stichwort sucht. Ob es Jugendfürsorge ist oder Jugendgefängnisse, Jugendgericht oder Jugendherbergen, Jugend literatur oder Jugendrichter, Jugendschutz oder Jugend­weihe( ,, Jugendweihe: als erster gestaltete Bruno Bille, Prediger der Freireligiösen Gemeinde in Berlin eine solche Feier" usw.), immer ist die Darstellung in sich geschlossen und voller Hinweise auf die Abschnitte, die Ergänzungen bringen.

dustrie bedacht. Kanäle der Welt. Sie belehrt uns darüber, daß die längsten und Sehr lehrreich ist die Tabelle über die großen wichtigsten Kanäle uralt sind. Der längste ist der Kaiserkanal, an dem China 1800 Jahre, beginnend 500 v. Chr., gearbeitet habe. Das ist eine echt chinesische Ausdauer, die sich in gleicher Weise bei Hand­Asiaten! Von deutschen Kanälen vor dem 19. Jahrhundert werden nur zwei genannt. Frankreich hat dagegen bereits im 17. Jahre hundert zwei große Kanäle gebaut, darunter einen, der so groß ist mie der Dortmund- Ems- Kanal. Zur Zeit baut Frankreich den Rhone - Marseille - Kanal, der durch einen Gebirgstunnel in Länge von 7 Kilometern hindurchgeführt wird. Dieser Landtunnel gehört zu den größten technischen Wundern Europas .

Im Abschnitt über Industriebauten zeigt eine Doppel tafel mit 16 Abbildungen hervorragende Leistungen der neuen deut schen Architektur auf dem Gebiet des Industriebaus. Wo immer man also den Brockhaus aufschlägt, man lernt, man staunt, man lernt. Im Brockhaus zu blättern ist aber auch das beste Mittel, mit ihm vertraut zu werden und seinen Gebrauch zu erlernen, bevor man ihn braucht. Dann ist es nämlich bereits zu spät. Das Lesen ist eine Kunst, nicht geringer als die des Schreibens, die man am besten lernt, indem man sie ausübt. Wer einige Abende aufwendet, um in einem Konversationslegifon zu lesen, kommt vielea aber dadurch gezwungen, sich auf wenige Dinge und dadurch auf Dingen nahe, er wird durch die Fülle der Erscheinungen verwirrt, auch ein Stüd Selbsterziehung. fich selbst zu fonzentrieren. Das Lesen im Lerifon- das ist also

Hermann Wendel :

Das Analphabetentum in Bulgarien

übersät. Lesen und schreiben können fast alle. Die Zahl der An alphabetén beträgt darum auch nur 2 Br oz.! Wirklich? Dann hätte ein Balkanstaat, der vor wenig mehr als einem halben Jahrhundert noch türkische Provinz mar, also im Schatten dickster Barbarei lag, meniger Analphabeten als Frankreich ?

In dem anschaulichen Artikel ,, Wie lebt man in Bulgarien ?", con Kurt H. Kauffmann, im Abend" vom 7. d. M. steht unter anderem zu lesen: Mit Schulen aller Art ist das Land direkt

lich entwickelt. Das fleine Land mit seinen 5% Millionen Ein­In Wirklichkeit ist das Unterrichtswesen in Bulgarien sehr statt­wohnern zählte nach der amtlichen Statistik von 1928/29 nicht weniger als 5499 Volksschulen mit 497 366 Schülern und 1397 Pro­gymnasien mit 146 195 Schülern. Gleichwohl wird ein Volk von wie es der Artikel Kauffmanns vermuten lassen könnte. Der Anteil Analphabeten nicht in dem Tempo zu einem Bolt von Alphabeten, derer, die des Lesens und Schreibens kundig waren, an der bulgarischen Gesamtbevölkerung betrug, wieder nach der amtlichen

Statistik:

1887

1892

1900

1905

1920

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"

10,71 Pro3. 15,63 23,87" 27,91 44,66

"

"

Das sind gewiß außerordentliche und anerkennenswerte Fort­schritte, aber dabei gilt schon derjenige als Alphabet, der gerade seinen Namen hinzumalen oder zur Not einen Buchtitel zu entziffern meiß, und über die Hälfte der Bevölkerung bleibt noch immer des Lesens und Schreibens unkundig! In den Städten steigt die durchschnittliche Schreibkundigkeit auf 62.90 Proz., auf dem flachen Lande sinkt sie auf 39,87 Broz. und während sich der Anteil der Alphabeten bei den Männern auf 54,76 Broz. be­läuft, beträgt er bei den Frauen nur 33,18 Proz. Von den ver­siedenen Nationalitäten Bulgariens stehen, was ihre Schriftkundig­feit angeht, die Juden mit 68,69 Proz. an der Spize; es folgen die Armenier mit 63,99, dann die Bulgaren mit 49,87, danach die Griechen mit 40,94, die Rumänen mit 28,38 Proz. ufm.; auf der niedrigsten Stufe der Bolfsbildung verharrt die türkische Minderheit. Bon dem Ideal, daß Kauffmann schon erreicht sieht: Lesen und schreiben tönnen fast alle", ist, wie die anderen Balkanstaaten, dem­Ebenso reich ist aber auch Naturwissenschaft und In- nach auch Bulgarien noch weit entfernt.

Da wir gerade beim Sozialistischen sind, wie steht es mit der Internationale. Die Abschnitte über International beginnen mit der Erklärung des Wortes international, von dem Brockhaus mitteilt, daß es Bentham 1789 geprägt hat. Dann folgt eine Dar­stellung der egiſtierenden Internationalen. Zuerst wird die Inter­nationale der sozialistischen Arbeiter geschildert, dann die der Ge­werkschaften, dann folgen die Noten zum Kampflied der Inter­rationale, die bekannte Melodie de Genters, und nun folgen alle Internationalisierungen, die es gibt; die Agrar. fommission, die Büros, die Flüsse, die Kongreffe, die Gerichte, die Handelskammern, die Konventionen, die Bünde , die Berbände, die Arbeitsämter, die Institute, die Sprachen, das Recht, die Signale, die Unionen!