Nr. 157.
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Vorwärts
13. Jahrg.
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Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2.
Der neue
preußische Handelsminister.
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Mittwoch, den 8. Juli 1896.
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Expedition: SW. 19, Benth- Straße 3:
Führungsattest, das die Polizeibehörden auszustellen| Material gehabt oder daß er etwas eingewendet hätte gegen haben und in dem sie bescheinigen müssen, daß der Ge- die niedliche Gepflogenheit in Breslau , die wir im Frühs nannte seither weder an sozialdemokratischen Bestrebungen jahr 1893 aufdeckten, daß Polizeipräsidium und Eisenbahnsich betheiligt hat noch 3. 3. Anhänger der fraglichen Direktion behufs Signalisirung sozialdemokratischer BerNur der kann mit Erfolg Sozialpolitik treiben, der Tendenzen ist", eine Bescheinigung, die sogar manchen sammlungen und Kontrolle der Eisenbahnen in auch das Vertrauen der Arbeitgeber hinter sich hat... Polizeibehörden über den Span geht, wie wir im November engster Fühlung standen. Warum sollte Herr BreFürst Bismarck hatte stets darauf gesehen, daß die Taschen vorigen Jahres mittheilen konnten, weil uns ein Attest vor- feld als Unterstaatssekretär im Eisenbahn - Ministerium der Unternehmer auch gefüllt waren.. Diese und ähnlag, auf welchem die Hochwohllöbliche die fragliche Stelle daran Anstoß nehmen, da er ja im selben Jahre die liche Säße begleiten in dem Organ der rheinisch- westfälischen kurzer Hand durchstrichen hatte; und dann die Vor- plötzliche Entlassung des Schloffers Kade, der 13 Jahre Bechenbarone, in der Rheinisch- Westfälischen Zeitung", den haltung bei Diensteiden", in der es heißt:„ Wer für die Eisenbahn gearbeitet hatte, und des Drehers Abgang des Herrn von Berlepsch mit seiner weinerlichen sich solchergestalt als ein gewissenhafter, redlicher Diener des Kochanek durch das Betriebsamt in Neisse stillschweigend Sozialpolitik" und das Vorrücken des Unterstaatssekretärs Königs beträgt und mit unwandelbarer Treue unermüdeten guthieß, obgleich die beiden Fälle damals alle Blätter beBrefeld an die Spize des preußischen Handelsministeriums. Diensteifer bekundet, kann sich des göttlichen Segens und un- schäftigten, weil der erstgenannte nichts verbrochen hatte, Jene offenen Aeußerungen schöner Unternehmerseelen könnten ausbleiblicher Belohnung in dieser oder jener Welt versichert als die Betheiligung an einer unpolitischen gewerkschaft als kompromittirend für den neuen preußischen Handels- halten. Die Rhein.- Westf. Ztg." mit ihrem Vorwurf der lichen Versammlung, und der letztere nichts, als die Abminister erscheinen, wenn sie nicht thatsächlich genau dem weinerlichen Sozialpolitit" an die Adresse des gegangenen gabe bestellter Beitungsblätter an Eisenbahnarbeiter, sozialpolitischen Programm desselben entsprächen. Herr Handelsministers fommt etwas in die Klemme bei dieser während er selbst als armer Pole weder lesen noch Brefeld ist nicht umsonst der Nachfolger des Herrn von Berlepsch. Reminiscenz: sie müßte denn den salbungsvollen und schreiben konnte. Schließlich verdient aus der eisenbahnWir fußen bei dieser Behauptung nicht auf die erschütternde pastoralen Ton der„ Borhaltung bei Diensteiden" auf ein- lichen Amtsperiode des jetzigen Handelsministers noch der Nachricht, die ein Berliner Reporter aufspürte und nach mal für weniger- weinerlich halten, weil, nun weil es stramme Erlaß des Essener Direktors Grünhagen gegen der Herr Brefeld einmal nationalliberaler Wahlmann war. fich eben nicht mehr um Herrn v. Berlepsch handelt die Stations- Assistenten- Vereine vom 3. August 1893 und Wir sind auch nicht geneigt, allzu großes Gewicht auf die Auch die zahllosen Proben dafür marschiren vor unserem das interessante Rundschreiben vom 13. Februar 1894 Er Thatsache zu legen, daß der neue Handelsminister aus einer Geifte wieder auf, wie die dem Unterstaatssekretär im wähnung, das direkt aus dem Berliner Ministerialbureau westfälischen--Apothekerfamilie stammt und würden es preußischen Eisenbahnministerium nachgeordneten Betriebs- an die königlichen Eisenbahndirektionen ging und ausdrück als unverzeihlich ansehen, wenn jemand sagen wollte, der ämter und Eisenbahndirektionen die Konsequenzen aus lich feststellt, daß die Eisenbahnarbeiter für die durch Ausfamiliäre Zusammenhang mit den Neunundneunzigern" der Vorhaltung" mit mit ihrer christlichen Vertröftung übung ihres Wahlrechts versäumte Arbeitszeit" wohl eine hätte bei Herrn Brefeld kapitalistische Spuren hinterlassen auf die unausbleibliche Belohnung in jener Welt" für Lohuvergütung" zu erhalten haben, aber nur bei den- müffen. Nein tragen wir dem neuen Handelsminister dieses irdische Jammerthal gezogen haben: jene Breslauer Landtags- Wahlen, beileibe nicht bei den Reichstags- Wahlen seine Herkunft aus der profitreichen Kreuterstube nicht geheime" Verfügung vom November 1891, in der be- mit dem so unangenehmen geheimen Wahlrecht eine Ernach und halten wir uns an dasjenige, was er als stimmt" wurde, daß eine Herabsetzung der Lohnfäße innerung, die uns interessanter dünkt, als daß Herr Brefeld preußischer Ministerialbeamter geleistet hat; vielleicht genügt sowohl wie Verminderung der Arbeiterzahl möglich" sei, selbst einmal nationalliberaler Wahlmann in Berlin war, es vollauf zu seiner Charakteristik. oder das Schreiben der Direktion Frankfurt a. M. vom ob mit oder ohne Lohnvergütung, ist uns unbekannt. Die Offiziösen der Ordnungsblätter sind hier wie Dezember 1894, in welchem sich die preußische Staatsbahn Geschahen aber alle diese Dinge, deren Duldung sicher anderswo unsere unfreiwilligen Wegweiser. Die Na liebevoll bei den Privatunternehmern erkundigt, ob sie nicht die beste Garantie für eine erfolgreiche Uebernahme des tional- 3tg." hats erzählt und andere haben's bestätigt, daß vielleicht noch niedrigere Löhne zahlen, als der preußische preußischen Ministeriums für Sozialpolitit" der neue Handelsminister während seiner Thätigkeit im Fistus, an die man sich anschließen" tönne, wie es der ist, nur mit dem nur mit dem stillschweigenden Einverständniß des Eisenbahnminifterium bei der Ordnung der Kranken- und frühere Vorgesezte und jetzige Kollege des Herrn Brefeld, neuen Handelsministers, so können wir nun auch mit Pensionskaffen für die Eisenbahnarbeiter, sowie der Sparminister Thielen, bei der Berathung des einigem aufwarten, das direkt die Geistesspuren des Herrn bei der Feststellung der Fabrifordnungen für die Eisenbahn- preußischen Eisenbahnetats für 1893/94 im Landtage Brefeld zeigt oder vielmehr zeigen muß, wenn die„ Nationalwerkstätten mitwirkte." Der Fingerzeig ist dankenswerth! so schön ausdrückte. Gar nicht zu gedenken der Zeitung" recht hat: die Organisation der Arbeitsverhält Da haben wir es ja in Herrn Brefeld mit einem alten föstlichen Offenheit, mit welcher im Dezember 1891 nisse der Eisenbahnwerkstättenarbeiter und ihres KassenBekannten zu thun, deffen Ressort unserer Parteipreffe ein Bahnamt des Erfurter Direktions- Bezirks dekre- wesens. Derselbe große Zug zur- Disziplinirung der bereits schier unerschöpflichen Stoff zur Agitation unter den tirte, daß zuerst die unzufriedenen Elemente zu be- Eisenbahnproletarier! Jn erster Linie die ArbeiterEisenbahnern geboten hat. Wir befinden uns also eigent- seitigen sind, die vorzugsweise auf Erhöhung der Lohusäße ausschüsse im Bereich der Staatseisenbahn- Verwaltung", lich von vornherein in der etwas drückenden Rolle des hinwirken". deren Bestimmungen der Reichsanzeiger" vom 9. Februar Verpflichteten gegenüber seinem Wohlthäter. Denn wer Wir wissen auch nichts davon, daß der neue preußische 1892 an hervorragender" Stelle verkündete: Die Eindenkt nicht an die vom Sozialdemokrat" veröffentlichten Handelsminister irgendwelche Gewissensbedenken gegen die führung der Freiheit der Arbeiter bei der Wahl hübschen Formulare, die bei der Anstellung im preußischen Eisen- Berbindung des Eisenbahnminifteriums mit den Kühne- ihrer Vertrauensmänner" und bei der gutachtlichen bahndienst mit jenem im Berliner Ministerium einheitlich männern und gegen die Vervollständigung der schwarzen Aeußerung derselben über die Arbeitsordnungen in festgestellten Wortlaut zur Verwendung kommen: das Listen der Berliner Metallindustriellen durch amtliches den Staatswerkstätten, eine Freiheit", die in viertel
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Rienzi.
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Der letzte der römischen Volkstribunen.
Roman von Edward Lytton Bulwer . Fünftes Kapitel.
Schilderung eines Verschwörers und Anfang der Verschwörung.
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griechischen, noch weniger einen deutschen Charakter. Das ab mit seinen Gedanken verwebte königliche Abkunft ließ feste, hervortretende Kinn, die Adlernase, die etwas ein- ihn, selbst in seiner frühesten Jugend, den römischen Adeligen gefallenen Wangen, erinnerten an das kräftige römische sich gleich stellen, und erweckte das dunkle Streben, ihnen Geschlecht und hätten einen Maler zum Modell zu einem überlegen zu werden. Als aber die Literatur Roms seinem jüngeren Brutus dienen können. forschenden Geiste und seinem ehrgeizigen Herzen bekannt Die martirten Züge des Gefichts und die kurze fefte wurde, erfüllte ihn jener Stolz auf das Vaterland, der Oberlippe waren nicht von Backen- und Schnurrbart, wie edler ist, als der Stolz auf die Geburt, und er schätzte Allein, an einem mit allerlei Papieren bedeckten Tische man sie damals gewöhnlich trug, verdeckt; und in dem ver- sich immer, außer wenn er durch Anspielungen auf seine faß ein Mann noch in der Jugendblüthe. Das Zimmer blichenen Bilde des soeben beschriebenen Mannes, das noch Abkunft verlegt wurde, höher als römischer Plebejer, wie war niedrig und lang; manche Fragmente von antiken in Rom zu sehen ist, kann man eine gewiffe Aehnlichkeit als Abkömmling eines deutschen Königs. Der Tod seines Basreliefs und Torso's waren an den Wänden aufgestellt mit den gewöhnlichen Bildnissen Napoleon's herausfinden, Bruders und die Schicksale, die er selbst schon erlebt hatte, und zwischen ihnen hier und da das kurze Schwert und zwar nicht in den Zügen, welche bei dem Römer viel erhöhten noch den Ernst seines Charakters; und zuletzt richder geschloffene Helm, durch die Zeit halb zerstörte Dent- troßiger und ausgezeichneter sind, aber in dem eigenthüm- teten sich alle Eigenschaften eines ungewöhnlichen Geiftes male der Tapferkeit des alten Rom . Ueber dem Tisch lichen Ausdruck gesammelter und ruhiger Kraft, die auf einen Zweck, der von einem eben so mystisch- religiösen, drang das Licht des Mondes durch ein hohes und schmales, dem Ideal geistiger Majestät so nahe kommt. Ob- als patriotischen Gemüth mit einem Heiligenschen umgeben tief in der dicken Mauer eingesetztes Fenster. In einer wohl noch jung, waren doch die gewöhnlich der und zugleich eine Pflicht und eine Leidenschaft wurde. Vertiefung rechts von diesem Fenster, welche durch eine, Jugend eignen persönlichen Vorzüge,- die Blüthe und" Ja," sagte Rienzi , indem er plöglich aus seiner halb offen stehende Thüre, die durch ihre Festigkeit und mit Gluth, die runde Wange, in welche Sorgen noch nicht ihre Träumerei erwachte, der Tag ist nicht mehr fern, an dem Eisen beschlagen, bezeugte, von welchem Werth dem Eigen- Furchen gezogen, das volle, nicht eingesunkene Auge Rom aus seiner Asche wieder erstehen wird; die Gerechtig= thümer der Schatz war, den sie barg, verschlossen wurde, und die zarte, schlanke Gestalt nicht das Charakteristische feit wird die Unterdrücker entthronen; die Römer werden sah man 30 bis 40 Bände, die damals für keine un- dieses einsamen Gelehrten. Und obgleich er bei seinen Zeit- wieder sicher, in ihrem alten Forum einher wandeln. Wir bedeutende Bibliothek galten, aufgestellt; und es waren genoffen für außerordentlich hübsch galt, gründete sich doch wollen den unbezwinglichen Geift Cato's aus seinem vermeistens Manuskripte von der Hand des Eigenthümers nach wahrscheinlich dieses Urthlil mehr auf die Höhe des Wuchfes, geffenen Grabe wieder erwecken! Es soll wieder ein Bolt die damals mehr als jetzt geschätzt wurde, und jene edlere in Rom sein! Und ich, ich werde das Werkzeug für unsterblichen Originalen. Den Kopf in die Hand gestützt, überließ sich jener Art von Schönheit, welche ein gebildeter Geist und ein diesen Triumph- der Wiederhersteller meines Geschlechts; Mann mit gerunzelter Stirne und zusammengepreßten achtungeinflößender Charakter gewöhnlich auf schlichteren meine Stimme wird zuerst das Schlachtgeschrei der Freis Lippen, Betrachtungen, welche von den eitlen Träumereien Bügen aufdrücken was in einem so rohen Zeitalter sehr heit erschallen lassen, meine Hand zuerst das Banner erheben, eines Gelehrten sehr verschieden waren. Indem das stille selten ist. ja, ich sehe bereits aus der Höhe, wie von einem Mondlicht jene Züge beleuchteten, die an und für sich schon Rienzi's Charakter( denn der Jüngling, welcher dem Berge Freiheit und Größe des neuen Soms sich entwickeln, einen ernsten und majestätischen Ausdruck hatten, erhöhte Leser in dem ersten Kapitel dieser Erzählung vorgeführt wurde, und an dem Eckstein des neuen Gebäudes wird die Naches sie zu einer feierlichen Würde. Dichtes und braunes fteht jetzt in reiferen Jahren wieder vor ihm) hatte mit jeder neuen welt meinen Namen lesen." Haar, dessen unter den Römern ungewöhnliche Farbe seiner Stufe der Macht, die er erstieg, sich kräftiger und fester aus- Indem er diese pathetischen Worte sprach, schien der Abstammung von dem deutschen Kaiser zugeschrieben wurde, gebildet. Mit seiner Geburt waren jene Umstände verknüpft Ehrgeiz ihn ganz zu beleben. Er schritt in dem dunklen fiel in großen Locken auf eine hohe und gewölbte Stirn; gewesen, die wahrscheinlich einen großen und frühen Ein Zimmer mit schnellen und leichten Schritten, wie auf der und selbst die zusammengezogenen Augenbrauen konnten fluß auf seinen Ehrgeiz ausgeübt hatten. Obgleich seine Luft schwebend, einher, seine Brust hob sich seine Augen das Zeugniß überlegener Geisteskräfte nicht vermindern, Eltern niederen Standes und arm waren, so war doch sein glühten. Er fühlte, daß selbst die Liebe kaum ein Entwelches in der Entfernung zwischen den Augen sich aus: Vater ein natürlicher Sohn Heinrich VII. ; und der Stolz zücken gewähren könne, das der ersten jungfräulichen sprach, in die die altengriechischen Bildhauer auf so geschickte der Eltern war wohl die Ursache, weshalb auf die Er- Begeisterung eines Volksfreundes, der es aufrichtig Weise den Ausdruck der stillen gebieterischen Thatkraft und ziehung Rienzi's ungewöhnliche Sorgfalt verwendet wurde. meint, gleich kommt. Autorität zu legen wußten. Aber seine Züge trugen teinen Dieser Stolz ging auf ihn selbst über, die von der Wiege
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( Fortfehung folgt.)
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