Morgenausgabe
πr. 587
A 295
48.Jahrgang
Mächentlich 85 Bf, monatlich 3,60 ( davon 93 Bf. monatlich für Zuftel Jung ins Haus) im noraus zahlbor Boftbezug 4,32 m. einschließlich 60 Pf. Voitzeitungs- und 72 Bf. Boftbeftellge hühren. Auslandsabonnement 6,-. pro Monat; für Länder mit ermäßig tem Drudsachenporto 5,- M
*
Det, Bormärts erfcheint mochentag lich zweimal, Sonntags und Montags einmal, die Abenbausgabe für Berlin und im Handel mit dem Titel Der Abend", Jllustrierte Sonntagsbeilage Bolf und Zeit".
Mittwoch 16. Dezember 1931
Groß- Berlin 10 Pi.
Auswärts 15 Pt.
Die etnipott. Nonpareillezetle 80 1. Reflamezeile 5.-R. Kleine Anzeigen" das fettgebrudte Wort 25 Bl. ( zuläffig zwei fettgedruckte Borte), jenes meitere Bort 12 Pf. Rabatt It, Tai. Stellengesuche das erste Wort 15 Bi. jedes weitere Bort 10 Bi. Morte über 15 Buchstaben zählen für zwei Worte. Arbeitsmarkt Zeile 60 Vf. Familien anzeigen Zeile 40 Pf. Anzeigenannahine im Hauptgeschäft Lindenstraße 3, wochen. täglich von 8 bis 17 Uhr. Der Berlag behält sich das Recht der Ablehnung nicht genehmer Anzeigen vorl
Redaktion und Verlag: Berlin SW 68, Lindenstr. 3 Seruipt.: Dönhoff( A 7) 292-297. Telegramm- Adr.: Sozialdemokrat Berlin .
Vorwärts: Verlag G. m. b. H.
Alle Kräfte für Preisabbau!
Gegen Faschismus.- Kampfbereitschaft der Gewerkschaften.
Der Bundesausschuß des ADGB . nahm gestern auf seiner Tagung, über die wir an anderer Stelle berichten, folgende Entfchließung an:
Der Bundesausschuß stellt feft, daß die Regierung in der Not
zwangsläufig zu einer Steigerung der Arbeitskämpfe führen. Deshalb gilt es, für diese Kämpfe schon jetzt zu rüsten durch Festigung und Ausbau der Gewerkschaften.
Postscheckonto: Berlin 37 536.- Bankkonto: Bank der Arbeiter, Angestellten und Beamten, Lindenstr. 3. Dt. B. u.Disc.- Gef., Depofitent., Jerusalemer Str. 65/66.
Tschiangfaischef.
Bölkerbunds Rückwirkungen auf Ranking.
Von Peter Garwy.
Ranking, 15. Dezember.( Eigenbericht.) Das Jentralexekutivkomitee der Kuomintang bestimmte am Dienstag den Präsidenten des gesetzgebenden Rates Ciu Sen zum Nachfolger Tschiangfaischets als Präsi. denten der chinesischen Republit.
Der Präsident der chinesischen Republik de jure und der allmächtige Diktator Chinas de facto, Marschall Ischiangkai
verordnung die wiederholten ernsten Warnungen der Die Gewerkschaften beim Reichskanzler. fchet, ist zurückgetreten. Sein Rücktritt ist die Quittung für
Gewerkschaften unberücksichtigt gelassen und statt dessen den von den Arbeitgebern erhobenen Forderungen nachgegeben hat. Die schwerwiegenden Bedenten gegen einen allgemeinen Lohnabbau bestehen unvermindert fort, um so mehr, als in den Maßnahmen zum Abbau der Preise keinerlei Bürgschaft für einen auch ner annähernden Ausgleich der kaufkraftminderung zu erblicken ist. Insbesondere müssen die Ausnahmebestimmungen gegen die Arbeiter des Kohlen- und Kalibergbaues und der in öffentlichen Betrieben und Körperschaften beschäftigten Arbeitnehmer entschieden bekämpft werden. Daß zu der allgemeinen Cohnfenfung auch noch cine starke Einschränkung der Leistungen der Sozialversiche rung hinzutritt, zeigt, daß die schwersten Opfer wiederum der Atteilerschaft aufgebürdet werden.
Ueber die Besprechung der Gewerkschaften mit der Reichsregie rung am Montagabend wird uns mitgeteilt: Beamtenbünde, die am Montag beim Reichskanzler stattfand, galt Die Besprechung der gemerkschaftlichen Spizenverbände und ordnung auf die Lage der Arbeitnehmerschaft und der Beamten. den verhängnisvolien Auswirkungen der Notver An der Besprechung nahmen auch der Arbeits-, Finanz- und Wirt: fchaftsminister teil.
Die Gewerkschaftsvertreter führten insbesondere aus, daß die Rotverordnung die Arbeiter, Angestellten und Beamten vor allem deshalb, schmer belaste, meil die Preissenkung der Lohn und Gehaltsfentung nicht vorangehe. Sie verwahrten fich ferner gegen die durch die Notverordnung festgelegte Sonder behandlung der Bergarbeiter und der Gemeinde- und Staatsarbeiter, durch die der Lohn dieser Arbeitergruppen zum Teil erheblich unter den Stand vom 10. Januar 1927 herabfinke. Rach: dem die Reichsregierung den Weg der Deflationspolitik beschritten und Löhne und Gehälter auf den Stand vor der Rationalisierung zurückgedrückt habe, müsse die Regierung Es find aber ftare 3weifel berechtigt, ob die Kolverordnung das nunmehr die Breisjentung auf der ganzen Linie schnell deutsche Bolt diesem Ziele näher führen wird. und durchgreifend in die Wege leiten und alle Tarifverträge für allgemeinverbindlich zu erklären.
Niemand kann ein größeres Interesse am wirtschaftlichen Wiederaufstieg Deutschlands , an politischer Beruhigung und an der Erhaltung eines geordneten Staatslebens haben als die Arbeiterschaft.
Rachdem froh aller Warnungen vor den sozialen und mirtschaftlichen Gefahren der in der Notverordnung gezeichnete Weg
Der Reichskanzler erklärte, die Rotverordnung sei ein einheit gegangen wird, lehnen die Gewerkschaften jede Berliches Ganzes. Ihr Erfolg jei gewiß, wenn alle Kräfte der Wirt antwortung für die aus der Lohn- und Gehaltsjentung ohne
Borleistung einer durchgreifenden Preissenfung sich ergebenden Folgen nachdrücklich ab. Jedoch fordert der Bundesausschuß von der Regierung, daß nunmehr alle dem Preisabban dienenden Maßnahmen nicht weniger rüdsichtslos durchgeführt werden als die außerordentlichen Eingriffe in den Lohnffand und in das follektive Arbeitsrecht.
Die Gewerkschaften werden von sich aus alle Anstrengungen machen, auf einen fühlbaren Preisabbau hinzuwirken.
Weiter verlangt der Bundesausschuß, daß schnellstens ein groß zügiges Arbeitsbeschaffungsprogramm durchgeführt wird zur endlichen Entlastung des Arbeitsmarktes und zur Behebung
der Arbeitslosennot.
schaft auf die Preissenkung tonzentriert würden. Die anmesenden
Ressortminister gingen auf die besonderen Fragen ihres Arbeitsgebietes ein. Der Arbeitsminister erklärte sich zur Hilfeleistung beim Aufbau der Tarifverträge bereit.
Der Preisfommissar arbeitet. Berhandlungen mit Bädern, Fleischern, Friseuren und Straßenbahnen.
Der Reichskommissar für Preisüberwachung wird nach Abschluß der in diesen Tagen durchgeführten Verhandlungen mit Vertretern der Bäder, Fleischer und Friseurverbände in Kürze eine Verordnung über Preisschilder erlassen. Die Verhandlungen, die mit dem Fleischer und Friseurgewerbe über die Preisgestaltung stattgefunden haben, siehen ebenfalls vor dem Abschluß. Gestern hat der Reichskommissar mit den deutschen Straßen und Kleinbahnverwaltungen verhandelt und das Verfahren festgestellt, nach dem auf Grund der Bestim mungen der Notverordnung Tarifermäßigungen mit mög
An die Arbeiterschaft in den Betrieben richtet der Bundesausschus unter Hinweis auf die nach dem 30. April 1932 zu erwartende Einschränkung der Berbindlicherklärungen die Aufforderung zu erhöhter Kampfbereitschaft. Die in Aussicht genommene Coderung des Schlichtungswesens muß lichster Beschleunigung in Kraft gesetzt werden können.
Kreismitgliederversammlungen
Heute, Mittwoch, den 16. Dezember, 19% Uhr: 1. Kreis mitte. Hadescher Hof, Rosenthaler Str. 40/41. Referent: Borsitzender des Landarbeiterverbandes Georg Schmidt, M. d. R.
-
4. Kreis Prenzlauer Berg . Großer Saal des Saalbau Friedrichshain, Am Friedrichshain 116-123. Referent: Barteivorsitzender Arthur Crispien , M. b. R.
5. Kreis Friedrichshain . Andreasfestsäle, Andreasstraße 21. Referentin: Frau Clara Bohm- Schuch .
6. Kreis Kreuzberg . Rabes Festfäle, Fichtestr. 29.- Referent: Carl Litte, M. d. R.
7. Kreis Charlottenburg . Türkisches Zelt, Berliner Str. 53. Referent: Dr. Völter, M. d. R.
-
17. Kreis Lichtenberg. 19 Uhr im Cäcilien- Lyzeum, Rathaus ftraße Referent: Dr. Kurt Löwenstein , M. d. R.Tür fontrolle: 119. Abteilung.
Freitag, den 18. Dezember, 19% Uhr:
3. Kreis Wedding . Bharusfäle, Müllerstr. 142. Referent: Dr. Julius Moses , M. d. R.
1
8. Kreis Spandau . Seiz Festsäle, Schüßenstr. 2-4. Referent: Gerhart Seger , M. d. R.
9. Kreis Wilmersdorf. Bittoriagarten, Wilhelmsaue 114/115. Referent: Friedrich Stampfer , M. d. R.
12. Kreis Steglit . Lichterfelder Festsäle, Zehlendorfer Str. 5. Referent: Franz Künstler , M. d. R.
-
13. Kreis Tempelhof. Birkenwäldchen, Tempelhof , Manteuffelstraße. Referentin: Mathilde Wurm , M. d. R.
-
Morgen, Donnerstag, den 17. Dezember, 19% Uhr: 14. Kreis Neukölln. Bergschloßhöhe, Karlsgartenſtr. 6-11.
15. Kreis Treptow . Lotal 3um Kyffhäuser ". Niederschönes weide, Berliner Str. 91- Referentin: Mathilde Wurm , M. d. R.
Ref.: Kurt Heinig , M. d. R. Achtung, Kreisfunktionärtonferenz. 16. Kreis Köpenid. Stadttheater, Köpenid, Friedrichstr. 6. Referent: Dr. Kurt Löwenstein , M. d. R.
Thema in allen Bersammlungen:
-
seine Schlappe in Genf und Paris . Was die zahlreichen Widersacher des chinesischen Bonaparte von links und von politischen Niederlage rechts nicht zu erreichen vermochten, ist nach seiner außenvon selbst geschehen. Manchen niederlage oder eine diplomatische Schlappe führte zu ihrem Monarchen und Diktatoren ging es schon so eine KriegsSturz, der durch die gefnebelten inneren Kräfte des Landes nicht erzielt werden konnte.
-
=
Die nationale Befreiung Chinas , die Abschaffung der Erterritorialitätsrechte und Konzessionen der Fremdmächte, bildeten seit jeher den Pathos der chinesischen Re polution, als deren Vollstrecker sich Tschangfaischef ausgab. Er fonnte seine diktatorische Macht nur behaupten, wenn Befreiung Chinas von dem imperialistischen Fremdenjoch er die Hauptaufgabe der chinesischen Revolution die lösen konnte. Und er konnte diese Hauptaufgabe nicht lösen, meil seine partei- militärische Diktatur einen Bürgerkrieg in Bermanenz und somit die andauernde Schwächung Chinas im inneren und nach außen bedeutete.
Die außenpolitische Schlappe in der Mandschurei hat die Gewaltherrschaft Tschiangfaischefs, die das politische Leben in China tötete, erschüttert. Das chinesische Volk geriet in Gärung. Die antijapanische Bog fott bewegung griff
um sich. Die Studentenschaft, die in China dieselbe Rolle des revolutionären Sauerteigs spielt mie einst in Rußland , ist wiederum wie in der Revolutionszeit in den Vordergrund getreten. Schon der Rücktritt des Botschafters Dr. Sze, Paris , und des Außenministers Wellington Ku wurde von der Studentenschaft, die eine aktivere Politik Japan gegenüber fordert, veranlaßt. Die Kantoner Gegenregierung, mit der Nanking - Regierung über die Wiederherstellung die seit dem Ausbruch des Japanisch- chinesischen Konfliktes der Einheitsfront gegen den äußeren Feind verhandelte und derte, wußte den Entrüstungssturm, der sich der Studentenals Vorbedingung den Rücktritt Tschiangtaischeks for= schaft und der breitesten Volksmassen nach dem„ Völkerbundsverrat" bemächtigte, auszunuzen, um den Sturz des Diktators herbeizuführen.
tators. Der wiederholte Versuch, die Erterritorialrechte einEs war nicht die erste außenpolitische Schlappe des Diffeitig und eigenhändig abzuschaffen, stieß auf den hartnäckigen Widerstand der Großmächte. Dann kam die verblüffende Niederlage im Konflikt um die ost chinesische Eisenbahn im Herbst 1929, der mit dem Siege der russischen Roten Armee endete. Die dritte Niederlage im gegenwärtigent Mandschureikonflikt hat dem Diktator den Todesstoß verscht.
Der Ratsbeschluß des Völkerbundes über die Beilegung des Mandschureifonfliktes ist sicher eine Niederlage der Nanking - Regierung. Sie trägt die Verantwortung dafür aber nur insofern, als durch die Abdrosselung der chinesischen Revolution, durch die Abschaffung soeben erfämpfter Freiheiten, durch die Unterdrückung der Bauern- und Arbeiterder Kuomintang- Partei Tschiangtaischek die soziale Basis der organisationen, durch die Zerschlagung und Bonapartisierung Ranting- Regierung verengte und hiermit die Einheit und die Widerstandskraft Chinas nach außen unterwühlte.
Regierung nichts anderes übrig, als dem Beschluß des Aber unter den gegebenen Umständen blieb der NankingBölkerbundsrats zuzustimmen. Zwar drohte Tschiangfaischef, an der Spitze der chinesischen Armee den Angreifer- falls er aus dem Lande zu vertreiben. Aber Tschiangtaischef war ein vom Völkerbunde nicht zum Rückzug gezwungen würde zu fluger Realpolitiker, um ein solches waghalsiges Kriegsabenteuer gegen Japan zu versuchen.
Der Bölkerbund bemüht sich auf Kosten des Schwächeren, des Angegriffenen den Frieden zu sichern. Ob es ihm gelingen wird, bleibt dahingestellt. Immerhin ist er vor dem japanischen Imperialismus zurückgewichen, er hat feine früheren Beschlüsse vom September und November ver
..Die politische Lage und die neue Notverordnung" egnet, auf die Feſtſtellung eines Termins für die Räumung
Das Parteimitgliedsbuch ist in allen Bersammlungen zur Kontrolle vorzuzeigen.