sich gegen Japan nicht durchistzqn. Vielleicht wollte er auch nicht Japan . Amerikas Rmalen im Stillen Ozean , am Bor' abend der Zlbrüstungskonseremz verärgern. Bielleicht wallte er nicht seine eigene Ohnmacht einer Großmacht gegenüber betonen. Der Leidtragende ist allerdings dos schwache China . Nicht zu seiner Entschuldigung oder Entlastung, sondern der Wahrheit halber muß festgestellt werden, daß der Böller- bund bei der Bellegung des japanisch-chincsischen Konflikts in eiiier Atmosphäre der allgemeinen Gleich- g ü l t i g k e i t gearbeitet hat. Durch die Wirtschaftskrise und die inneren politischen Kämpfe und Sorgen abgelenkt, hat das Weltproletariat dem kricgsgeföchrpchcn Konflikt im Fernen Osten nicht!vic gebührende Aufmerksamkeit geschenkt. Es ist indes klar, daß dieser Konflikt a u ch f ü r E u r o p a von schick- falsfchwerer Bedeutung zu werden droht. Hinter dem japanisch- chinesischen Konflikt steht der j a p a n i s ch-a mcrikanische Wettbewerb um die Mandschurei . Wie auch der japanisch- chinesische Konflikt enden mag, die Verschlechterung der Be- Ziehungen zwischen Japan und Sowjetrußland bleibt sein un- zweifelhaftes und kriegsgefährlichcs Ergebnis. Es genügt die Sowjetpresse zu lesen, um diese gefährliche Vcr- ichlechterung der Beziehungen zwischen den beiden Rivalen im Fernen Osten festzustellen. Zwar beteuert die Sowjet- diplomatie, daß Sowjetrußland die Politik der strengsten Neutralität im japanisch-chinesischen Konflikt bewahre, aber sie denkt gar nicht daran, den von der Sozialistischen Internationale noch im Jahre 1929 vorgezeichneten Weg des Verzichtes auf die zaristisch-imperialistische Erbschaft in der Mandschurei zu betreten, um damit die Kriegsgefahr— wenigstens für Rußland — im Fernen Osten aus der Welt zu schaffen. Der japanische Militarismus tut seinerseits alles, um die Spannung zwischen den beiden Rivalen in der Mandschurei zu vergrößern. Diese schleunige Beilegung des japanisch-chinesischen Kon- fliktes ist deshalb nicht nur für China , sondern auch für Sowjetrußland wünschenswert. Für China ist es eine Lebensfrage. Die Lokalisierung des Krieges würde sicher die Niederlage Chinas bedeuten. Eine mllitärische I n- tervention zugunsten Chinas — gleichviel von welcher Seite sie kommen würde— könnte der Auftakt zu einem neuen Weltkrieg um die Herrschaft am Stillen Ozean sein. Beide Perspektiven sind für den Weltfrieden, für die Mensch- heit ein ungeheures Unheil. China steht am Scheideweg. Seine innerpolitische Entwick- lung hängt zum großen Maße von seinem außenpolitischen Schicksal ab. Der Sturz Tschiangkaischeks kann nur dann zum Ausgangspunkt einer friedlichen demokratischen Entwicklung werden, wenn das Kriegsgespenst, das die nationalen Leiden- schaften und den Fremdenhaß in China jetzt ins Unermeßliche aufpestfcht, gebannt wird. Jedes Kriegsabenteuer gegen Japan würde nach dem vorhandenen Kräfteverhältnis nicht zur Befreiung, sondern zum Zerfall Chinas führen. Was wird an Stelle der Diktatur Tschiangkaischeks treten? Eine einheitliche Nationalregierung, die die Aus- sphnung zwischen Kanton und Nanking endlich herbeiführen wird? Wechselt nur die Person oder auch das System? Nur eure kühne, ehrliche und folgerichtige Aufbautätigkeit auf dem Gebiet der Agrar- und Sozialpolitik, nur die entschiedene Demokratisierung Chinas kann seine Einheit untermauern, das ewige Generalsgezänk aus der Welt schaffen und dem in Zentral- und Südchina tobenden Bauernkrieg ein Ende machen. Ein Drittel der Menschheit ringt im Fernen Osten um menschenwürdige Existenzmöglichkeiten. Die Sympathien der westeuropäischen Arbeiterschaft gehören dem chine- fischen Volke, insbesondere dem jungen chinesischen Proletariat, das zum Sieg der Revolution soviel beigetragen hat und das von dem ehemaligen Revolutionsführcr Tschiangtaischck so niederträchtig- betrogen und unterdrückt wurde. Die zögern- den und unzulänglichen Beschlüsse des Völkerbundes sind nicht geeignet, die Arbeiterschaft Europas zu beruhigen. Die Kriegsgefahr im Fernen Osten ist noch nicht gebannt. Ge- rade jetzt, am Vorabend einer inneren Wendung in China , gilt es die alte Losung zu erneuern:„Hände weg von China !" Sturm auf das Außenministerium. Itankiag. 13. Dezember. Gleichzeitig mit der Abdankung Tschianglaischeks kam es in . anling wiederum zu schweren Studentenunruhen. Etwa 1000 Studenten, die gegen die Hallung der chinesischen Regierung aus der Pariser Ratstagung protestierten, stürmten das Außen- Ministerium und legten in mehreren Räumen, darunter auch in dem Büro des Außenministers, Feuer an. Die Räume brannten vollkommen aus. Darauf zogen die Studenten vor das Zentralbüro der Kuomintang, wo die Fensterscheiben eingeworfen wurden. Mehrfach wurden Polizeiwachen von der wütenden Menge efttwofsnet. Die Kundgcber verlangten Tsthiangkaischck zu sprechen, der daraus durch einen Vertreter mitteilen ließ, daß er unabkömm- lich sei. Der Vertreter wurde darauf angegrissen und trug mehrere Verletzungen davon. Später kam es zu einer Schießerei zwi- schen den Studenten und der Polizei,. wobei mehrere Personen vor- letzt wurden. 1!aiionalbolschewistische Forderungen der chinesischen Studenten Schanghai . 13. Dezember. Die chüiesijchen Studenten haben am Dienstag dem Marschall Tschiangkaischek acht Forderungen übermlltclt: l. Einberufung der chinesischen Nationalversammlung: 2. Abdruck) der diplomatischen L-zic Hungen mit Japan : 3. llBicierher, stellung der diplomatischen Beziehungen mit Rußland : 1. so- fortigc Enthebung des Marschalls Tschanghsueliang von seinen .«amtlichen Acmtern: 3. sofortige weitere Maßnahmen, daß Japsn das besetzte Gebiet in China räumen soll: 6. sofortiges Aufstellen einer Armee für den Kampf gegen den japanischen Imperiolis- mu?: 7. fristlose Entlassung des chinesischen Außenminister« Dr. Ku: 8. die chinesisch« Nationalversammlung hat sofort Gesetze zu treffen für den Kampf des wirtschaftlichen Widerstandes gegen Japan . Die chinesischen Stildenten erklären, daß sie, wenn die'« Forde- rungen nicht Surchgesührt werden sollten, die russische Staats- angehärigkeit erwerben wollen.
Schneiders Estern sagen ans. Aber die Mörder und ihre Kreunde bleiben vergnügt.
Fast noch schlimmer als die Bluttat in der Hufclandsl raßc ist das verhallen der Täter vor ihren Richtern, viellelchk vergehl ihnen das freche Lächeln, wenn dos Gericht zum letzten Mole mit dem Urteil den Gcrlchtssaal betritt: selbst der Schmerz der Eltern des Ermordeten vermag nur für wenige Augenblicke die frohe Stimmung der Angeklagten zu bannen. Dem Lachen dcr Gc- sinnnngsgenossen der Mörder im Zuhörerraum kann ober auch die wiederholte zornige Rüge des Vorsitzenden nur mit Mühe Einhalt tun. Das also sind die Zünger und die Begründer des allselig machenden Dritten Reiches, die Befreier Deutschlands . Mehe, wenn sie Gewalt über Tod und Leben ihrer Mitbürger erhalten! Es liegt eine einfache Größe in der Haltung des Elkernpaares im Gerichlsfaal. Rur für einen Augenblick versagte dem Vater die Stimme, und die Mutter vergoß selbst dann nur lautlose Trauen. als die Schlldcrung der Zeugen von der Ermordung ihres Sohnes in ihr die Erinnerung an jenen Morgen allzu schmerzhast erstehen ließ. Die Braut des Gelöteten gab aber ihrem Schmerz auch im Gcricht-saal in Immer wiederkehrendem Schluchzen freien Laus. Zhr sehll noch die Reife der Zahrc, um den Verlust stillschweigend zu tragen. Aus dein Munde der Zeugen strömte aber die Wahrheit über die Ereignisse in der Silvesternacht. Friedliche Bürger hatten sich hier zur Wehr gesetzt; ein Gastgeber war bemüht, seinen Gästen die Bahn nach Hause freizumachen. Die Knüppel und Gegenstände in den Händen der sich zur Wehr Sehenden waren nichts anderes als Stöcke. Teppichklopfer und Stuhlbeine, hätten sie dem Gegner wirklich Schlimmes zufügen wollen, gab es im Haushalt wahrlich genug gefährliche Werkzeuge. Das Märchen vom Aeberfall des Reichsbanners auf die Rotionalsozialisten entpuppte sich als eitel Lug und Trug. » Die Mutter des ermordeten Willi Schneider , die 34jährige Frau Anna Schneider, ist noch eine rüstige Frau, mit einem Gesicht voll Güte und Intelligenz.„Erzählen Sie, was sich in der Silvester- nacht zugetragen hat", fordert sie der Vorsitzende auf. Und sie erzählt: wie man gemütlich Silvester gefeiert hat und wie Bruno Schneider in großer Erregung in den Zigarrenladen trat mit der Mitteilung, er sei von Nazis überfallen morden. Ihr Mann und sämtliche Gäste gingen hinaus, man sprach sich hier mit den acht bis zehn Leuten vom Lokal Krischke aus, der Angeklagte B r e s f e l benahm sich sehr patzig. Als es der Zeugin zu lange dauerte, sagte sie kurzerhand:„Unsere Verwandtschaft kommt wieder herein." Man begab sich zurück in den Laden und ließ die Jalousie herunter. Damit war die Angelegenheit für die Familie Schneider und deren Gä st e erledigt. Nicht aber für die Nazis. Sie lauerten uns vor dem Laden auf, sagte Frau Schnei- der; als Pafcwold auf die Straße hinaustrat, um nach Haufe zu gehen, erhielt er einen Schlag. Unsere Männer, ungefähr 7 bis 8, liefen hinaus, mein Sohn Willi kam gleich darauf zurück,«s siel ein Schuß und er rief das Ueberfollkommondo an. Reichsbannerleut« kamen uns zu Hilfe, die Schlägerei dauerte draußen an, die Nazis wurden verjagt, die Straß« war leer. Zch saß mit meiner Schwester und meiner Schwägerin im Wohn- zsmmer: plötzlich hörte ich scharfe TrNte; ein Mann kam ganz frech ins Wohnzimmer herein» ging welter zur Schlafstube und auf den Korridor, kehrte in die Schlafstube zurück, hob vom Bett das Zocke« meines Sohnes, an dem ein Reichsbannerabzeichen steckte. Ich fragte ihn, mit welchem Recht er zu uns in die Wohnung eingedrungen sei, was er hier wolle: er erwiderte: Das geht Sie gar nichts an, ich habe mir das Recht genommen: In diesem Augenblick kam Willi. Ich rief Willi zu, der Mann sei bei uns in der Wohnung gewesen. Willi hielt dem Manne vor, was er in der Wohnung wolle, er möge machen, daß er gehe: in diesem Augenblick zog der Mann den Revolver aus der Tasche und schoß. Der Revolver war schußbereit, sonst hätte er n'cht sofort schieße), können. Willi rief:„Mutter, mein Leib!" schleppte sich bis zur Wohnung-- tür und brach hier zusammen. Vors.: Wo stand der Angeklagte Becker? Zeugin: Aus der Schwell«.(Becker hatte behauptet, auf der Straße gestanden zu haben. D. Berichterstatter.) Vors.: Hot er den Revolver ganz kurz gehalten und losgeknallt? Zeugin: Ja! Vors.: fyit Ihr Sohn etwas in der Hand gehalten? Zeugin: Nein! Vor f.: Ist er mit einem Stuhlbein in der Hand in den Laden getreten? Zeugin: Das habe ich nicht gesehen: Vor f.: Haben Sie zu gleicher Zell einen zweiten Schuß gehört? Zeugin: Nein. Vors.: Ist draußen jemand an der Stufe gestolpert? Zeugin: Nein. Frau Schneider zeigt, wie sie, ihr Sohn und Becker gestanden haben. Jbre Darstellung stimmt mit der Schußrichtung überein. Die Verteidigung versucht, ihre wahrheitsgemäße Aussage zu er- schüttern. Es besteht kein Zweifel: der Angeklagte Becker hat ihren Sohn willl erschossen. Die nächste Zeugin ist die Braut des Ermordeten. Fräulein Scholz. Es ist ein schlankes, junges Mädchen, mit hüb- schein Gesicht, aus dem innerer Adel spricht. Es wird für sie dies Jahr ein« schmerzliche Silvesterfeicr werden. Je näher dos neue Jahr heranrückt, desto stärker blutet die noch nicht vernarbte Wunde. Ihre Vernehmung dauert nicht lange. Sie schluchzt immerzu, man ninnnt aus sie Rücksicht. Sie kann ja auch nicht viel zu der Schil- derung der Mutter ihres ermordeten Verlobten hinzufügen. Za. der Mann, der ihn erschosien hat. kam sehr forsch ins Zimmer, sah olle heraussordcrnd an. die Hände Hielt er in der Tasche, der Revolver war schußbereit, er hatte von vorn- herein die Absicht, einen jeden niederzuschießen, der ihm ent- gegen treten würde.... Ein wichtiger Zeuge ist Fritz H e i n r i 6). Er hatte seine Braut noch Hause gebracht und wurde in der Huselondstroße Zeuge der Schlägerei. Die Nationalsozialisten waren eben erst fortgc- drängt worden, als ein neuer Trupp auf oen Zigarrcnladen zukam: er hörte gleich daraus schießen, neben ihm stand zufällig Graf: er wollte ihn zurückziehen, damit tr nicht getroffen werde, aber schon hati« er«ine Kugel weg und fiel zu Boden. Der Zeuge hörte noch, wie jeniand rief: Da haben wir den ver- kehrten getroste!-, dann sah er drei junge Leute fortlaufen. Der Mörvee des Graf muß sich unbedingt unter diesen jungen Leu- ten befunden haben: einer von den dreien Hot ein« Handbewegung cn der Richtung zu Graf hin gemacht.
Rechtsanwalt Dr. Triebe! unieniimmt einen Versuch mit u n- tauglichen Mitteln:„Kam der Schutz nicht aus den, Schneiderschen Lokal?" Ausgeschlossen! sagt der Zeuge, dann hätte ja eine Scheibe zertrümmert werden müssen. Der 28jährige Fritz Wcgner, Gesangsbrudsr des ermordeten Willi, war gleichfalls Silvestcrgast bei Schneiders. Sein« Schilde- rung der Vorfälle jener Nacht ist besonders klar und eindeutig. Nachdem Pascwald seine ersten Schläge bekommen hatte, kam er in den Laden zurück. Man diskutierte, wie man sich mm verhalten solle, ein Teil der Gäste wollte durch den Hinteren Ausgang den Heimweg antreten, Schneider sagte aber: Was, wir sollten inderfreienRcpubliknichtruhignach5zausegehen können? Alle gingen auf die Straße und sahen sich hier einer llebermacht von 20 bis 23 Personen gegenüber. Siebcrtwurdc zu Boden geschlagen, der Zeuge, die beiden Brüder, Willi und Pascwald eilten ihm zu Hilfe, die Nationalsozialisten waren mit verschiedenen Gegenständen bewaffnet. Wcgner lief in den Laden zurück und suchte irgend etwas zur Abwehr, ergriff feinen Stock, der aber gleich darauf auf der Straße in Stück« ging. Als die Nazis zurückgedrängt wurden, hielt der Angeklagte Bressel seinen Revolver vor sich, als wollte er sagen: Zurück, oder ich schieße. Als Wegner zurückkam, standen vor dem Schneiderschen Laden wieder einige verdächtige Leute, er jagte zu seinem 19jährigen Bruder Rudi: Halt' dich bei mir, es ist hier wieder mulmig. Der Zeuge hat durch die Ladcntür genau die Szene beobachtek, wie Willi Schneider den Mann in der Lederjacke zur Rede stellte, wie dieser seine Pistole zog und schoß. Der Zeuge nahm vor dem Laden einen Nationalsozialisten fest, der aber später entkam. Auch dieser Zeuge wie sämtliche anderen Zeugen hat im Augenblick, als Schneider getroffen wurde, nur einen Schuß gehört, nicht aber zwei zugleich. Damit ist Kollatz' Behauptung, auch er habe geschossen, widerlegt. Und ferner: dieser Zeuge wie auch alle anderen haben in Willi Schneiders Hand kein Stuhlbein bemerkt. Der 19jährige Rudolf Wegner ergänzt die Aussage seines Bruders. Er will gehört haben, wie der Mann in der Lederjacke zu Willi Schneider gesagt hat: Wenn du noch einen Ton sag st. kriegst du ein Ding ab. Der Maurer Walter Heinrich hatte bei seiner Tagte Silvester gefeiert und war auf dem Nachhauseweg in das Rcichsbannerlokal in der Allensteiner Straße eingekehrt. Der Kameradschastsführer schickte ihn mit noch zwei andere» Reichsbannerkameraden in die Hufelandstraß«, um zu sehen, was da los sei. 20 bis 23 National- sozialisten schlugen hier auf Schneiders Gäste ein. Da der Zeuge beim Zurückdrängen der Nazileute seinen Siegelring verloren hatte, ging er später mit den beiden Brüdern Wegner und Willi Schneider die Hufelandstraße zurück. Vor dem Schneiderschen Loden standen wieder 8 bis 10 Nationalsozialisten und nahmen eine bedroh- l i ch e H a l t u n g ein. Er betrat zusammen mit Willi Schneider den Laden und wurde hier Zeuge, wie der Reichsbannermonn Schneider erschossen wurde. Der Mörder hatte vor dem Schuß gesagt: Du Strolch, auf dich habe ich schon lange ge- marte-i- Der Bater Schneider gibt auf Vorhalt der zweiselyden Der- teidiger eine ganz einfache Erklärung dafür, daß es gelungen sei, die Nazileute zu verdrängen. Es waren etwa 10 Reichsbannerleule z n Hilfe ge- komm«). Daraus wache ich gar kein Hehl, erklärte er. Za. vnd den Küchenstuhl haben wir zerbrochen, um uns zu wehren. Die Reichsbannerleute wollten etwas in Händen hoben. Der Vertreter des Nebenklägers, R.-A. Dr. Joachim, stellte vor Schluß der Verhandlung neue Beweisanträge. Er beantragte die Ladung von drei Zeugen, denen die A n g e- klagten nach der Tat zugegeben haben, Willi Schneider er- schössen zu haben: auch über den Fluchtplan haben sie mit den Zeugen gesprochen. Er beantragte serner die Ladung von S t e n v e s und des früheren Adjutanten des Oberführers Jansen, denen gegenüber die Angeklagten ihre Tat gleichfalls zugegeben hoben und denen auch der feststehende Fluchtvlan bekannt war. Die Verteidiger erheben Einspruch dagegen, daß dtr Nebenkläger derartige weitgehende Anträge stellt: sie finden aber beim Vorfitzen- den keine Gegenliebe. Der Staatsanwalt übernimmt die Anträge des Nebenklägers, das Gericht behält sich den Beschluß vor. Die Verhandlung geht heute um Z410 Uhr weiter.
Gegen Reichsiagsembemsung. Oer christlichsoziale Dolksdienfi zur Rowerordnung. Ueber die Sitzung der Reichstagsstaktion des Christlichsoziasen Bolksdienstes wurde folgende Mitteilung ausgegeben: Die Fraktion des Bolksdienstes hat nach einem Bericht ihres Borfitzenden Simpfendörfer und nach eingehender Aussprache zu der vierten Notverordnung und zu der politischen Lag« Stellung ge- iwmmen. Der Volksdienst betrachtet die Notverordnung in erster Linie unter dem Gesichtspunkt Ihrer Bedeutung für die Fort- fuhrung der Befreiungspolitik. Die zweifellos vor- handcnen Mängel der Notverordnung zu beseitigen, wird der Volks- dienst sofort die notwendigen Schritte unternehmen. Für die breitesten Volksschichten sind die ihnen neu zugemuteten schweren Entbehrungen nur erträglich, wenn die Preissenkung mit rücksichtsloser Energie durchgeführt wird. Die zukünftige Haltung des Bolksdienstes wird davon abhängen, ob die Regierung in den bevorstehenden außenpolitischen Kämpfen auch weiterhin den festen Wille» erkennen läßt, die endgültige Befreiung von den Tributen mit zielklarer Entschlossen- heit und unbeugsamer Härte zu sichern. Solange dos geschieht, kann die Regierung auf die Unterstützung des Bolksdienstes rechnen. Bon einer sofortigen Einberufung des Reichstages kann sich der Volksdienst nach allen bisherigen Erfahrungen eine Förderung des Freiheitskampfes nicht versprechen. Fraktionssitznng des Zentrums. Die Zentrumsfraltion des Reichstages hat. wie sie mitteilt. in ihrer Sitzung am Dienstag den Bericht des Reichskanzlers Dr. Brüning und des Reichsarbeitsministers Dr. Steger- w a l d entgegengenommen. Die Aussprache ergab, daß die Fraktion geschlossen zur Politik des Konzlers und der Regierung steht. Die Fraktion erwartet von den kommenden inlernotionalen Ve-chond- lungen, daß sie durch Befreiung Deutschlands von un- tragbaren Lasten die Grundlag« zur Lösung der internotio- Baien Finanz« und Wirtschaftskrise schassen."