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Nr. 567* 49. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts

Mittwoch, 16. Dezember 1931

Unmögliche Oanatbankprojekte. Opfer des Meiches. Schuh der Aktionäre.- Privatkapitalistische Führung.

Seitdem am 13. Juli das Reich mit der U übernähme seiner Bürgschaft die vorlaufige Fortführung der D a r in st ä d t e r und Natlonalbant gesichert hatte, steht die Rcichsregierung vor der Ausgabe, aus dieser provisorischen Hilfe eine definitive neue Regelung zu machen. Diese Aufgabe ist noch vergrößert worden durch die unmittelbar darauf folgende Stützung der Dresdner Bank durch eine große Kapitalbeteiligung des Reiches. Auf Grund dieser starken Hilssstellungen, die das Reich dem privaten Bankgewerbe gegeben hat, wäre es jetzt möglich, einen großen Teil des deutschen Äreditbankwesens»eu zu gestalten unter maß- geblichem öffentlichen Einfluß, und auf diese Weise die Opfer, die das Reich für die Aufrcchtcrhaltung des Kredit- system gebracht hat, auf lange Sicht nutzbar zu machen zu einer Stärkung des öffentlichen Einflusses auf die künftige Gestaltung und Führung eines wichtigen Teiles der deutschen Bankenwirtschast. Gegenüber dieser klaren Zielsetzung, deren praktische Verwirklichung natürlich in ihren technischen Einzelheiten keine ganz einfache Auf- gäbe ist, hoben sich leider innerhalb und außerhalb der Reichsregic- rung von Anfang an die Anschauungen in den Vordergrund ge- drängt, die entgegen dieser Stärkung des Reichseinflusses das Hauptziel, im besonderen bei der mit großen industriellen Engage- ments stark bolasteten Danatbank in der Wiederherstellung einer rein privatkapitalistischen Basis erblickt haben. Vom alten zum neuen Projekt. Aus diesem Geiste war zunächst das Projekt hervorgegangen, die von den Großaktionären der Danatbank und ihren Geschäfts- inhabern zur Verfügung gestellten und die im Portefeuille der Bank befindlichen eigenen Aktien an ein industrielles Konsortium zu begeben, wobei die industriellen Käufer zwar einen bestimmten Kurs für die Zukunft garantieren, das Reich aber seinerseits die Mittel>r die Uebernahme auf Jahre durch einen zinslosen Kredit zur Verfügung stellen sollten. Roch einer scharfen Kritik, die dieses Projekt der Ucbcrgabc der Danatbankmehrhcit auf Rcichskosten an die Großindustrie bc- sonders von unserer Seite gesunden hat. ist es allmählich' davon ruhig geworden, ohne daß die Oeffenllichkeit allerdings jemals mit hinreichender Klarheit erfahren hat, ob die bezüglichen Vorverträge endgültig erledigt oder mir suspendiert worden sind. In dem gleichen Halbdunkel der Verhandlungen zwischen privaten Bankintercssenten und der Bürokratie des Reichs- nnanzministeriums ist nun offenbar ein neuer Plau für die Zukunft der Danatbank ausgeheckt worden. Nach verschiedenen Veröfsentlichungen in der Fachpresse scheint der Plan dahin zu gehen, daß die Danatbank mit der Commerz? und Privat- bank fusioniert wird. An Stelle einer vielleicht zweckmäßigen Verbindung des lebensfähigen Depositengeschäftes der Danatbank mit der künftig unter wesentlichem Reichscinsluß stehenden Dresdner Bank wird also der Anschluß an die rein prtoal.wirtschafrlich er- haltenc Commerz- und Privatbank betrieben. Man sollte an- nehmen, daß dieser Weg vom Standpunkt des Reiches nur dann einen Reiz bieten könnte, wenn es auf diese Weise aus der über- iiommencn Haftung für die Schulden der Danatbank herauskommen könnt«,. ohne Verluste zu erleiden. Das jetzt erörterte Projekt sieht aber ganz anders aus. Nach dem. was man bis jetzt über die schwebenden Pläne gehört hat, wird zwar angestrebt, die A u s f a l l h a f t u n g des Reiches für die Gesmntoerbindlichteiten der Danatbank zu beseitigen, dafür aber soll das Reich eine Garantie für den Wert der Vermögensbestände der Danatbank, die auf die Kommerzbank übergehen sollen, übernehmen. Man spricht von der Schaffung eines Treuhandfonds durch das Reich, dem«in Betrag von 2ül1 bis Zl><1 Millionen Mark in Schatz- anweisungen zur Deckung von etwaigen Ausfällen bei der Abwicklung der von der Danatbank auf die Commerzbank zu über- führenden Aktiven dienen soll. Auf der anderen Seite heißt es, daß die Aktien der alten Danatbank -Aktionäre wie der neuen Uebernehmer(ob das das Reich oder die Jnduftriegescll- schaften wären, ist unklar) im Verhältnis von 1:1 in Commerzbank-Aktien umgetauscht werden sollen. Wir wissen nicht, wie weit dies« Pläne, die imDeutschen Volkswirt" und in derFrankfurter Zeitung " wiedergegeben sind, bereits einen offiziellen Charakter tragen. Der Rcichsfinanz- minister hat im Hauptausschuß des Reichstages erklärt, daß noch nichts entschieden sei. Um so notwendiger erscheint es uns, mit aller Deutlichkeit und aller Klarheit in der Oeffentlichkeit zum Ausdruck zu bringen, daß uns dieser weg vollkommen ungangbar erscheint. Selbst wenn wir einmal von der grundsätzlichen Frage der ge- planten Rückführung des vom Reich geretteten Instituts in ein« vollkommen privatkapitalistische Organisation absehen, bleibt die Vorstellung vollkommen unerträglich, daß das Reich für einige h u n d e r-t Millionen V e r l u st e, die sich bei der Abwicklung der Aktiven der Danatbank offenbar nach der Schätzung des Treuhänders ergeben können, einspringen soll, während die Aktionäre der Bank, bei der doch zum mindesten Aktienkapital und Reserven verloren zu sein scheinen, von dem Verlust durch den Umtausch in Commerzbant- Aktien befreit werden sollen. Das Reich ist im Juli, wie immer betont worden ist, nicht zu- gunsten der Bankaktionäre eingesprungen, sondern im Interesse der

Aufrechterhaltung der Kreditbeziehungen für die Kunden der Bank. Wenn jetzt dieser oder ein ähnlicher Plan verwirklicht würde, so würde man aus diesem Einspringen im Interesse der Gesamtwirt- schaft eine durch nichts gerechtfertigte Hilfe für Bankaktio- n ä r e und womöglich darüber hinaus noch eine Entlastung der Geschäftsinhaber der Bank von ihren Haftungsver- pflichtungen machen. Wir glauben nicht, daß es unter irgendeinem Gesichtspunkte gerechtfertigt sein kam«, für diese Privatinteressen das Reich mit einigen hundert Millionen Schatzanweisungsschulden zu belasten. Sicherlich ist es erstrebenswert, das Reich von der allgemeinen Ausfallhaftung allmählich wieder loszulösen. Aber die V e r l u st e haben zunächst einmal die Aktionäre und die Geschäftsinhaber mit ihrem Gesamtvcrmögen zu tragen. und dann erst können möglicherweise Zuschüsse des Reiches auf Grund der übernommenen Haftung unvermeidlich werden. Ein Schutz der Aktionäre und Geschoflsinhaber einer verwirtschafteten Bank auf Soften des Reiches, das ist wirklich mehr, als man in dieser Zeit der allgemeinen Senkungsoktionen den Steuerzahlern zumuten darf! Auf keinen Fall ist es angängig, daß überhaupt derartige

höchst bedenkliche Geschäftspläne au s d e m reinen V e r w a l- tungswege im Zusammenwirken von kapitalistischen Privat- intercssenten und Ministerialbürokratie zur Erledigung kommen. Es genügt auch nicht, daß die Oeffentlichkeit von diesen Plänen überhaupt nur durch gelegentliche Veröfsentlichungen er- fährt, von denen man nie weiß, inwieweit sie nur den Charakter von Versuchsballons tragen. Wir halten es für unerläßlich, daß diese Dinge, bei denen es sich um grundsätzlich wichtige Fragen der Neugestaltung des Bankwesens han­delt und bei denen Hunderte von Millionen von öffentlichen Mitteln unter Umständen engagiert werden, endlich aus der Sphäre der Gehetmverhandlungen, bei der die Interessenten keineschegs gemeinwirtschaftliche Ziele verfolgen, herausgelöst wird. Wahr- scheinlich wäre es das Richtigste, zunächst einmal die Gesamtheit dieser Pläne schnellstens von einem für diesen Zweck eingesetzten Ausschuß des Reichswirtschaftsbeirates begut- achten zu lassen. Wenn man dann auf Grund eines solchen Gut- achtens von einem Gremium, das die Interessenten hört, aber nicht selbst aus Beteiligten zusammengesetzt ist, zu bestimmten Vorschlägen kommt, dann müßten diese Lorschläge, bevor das Reich neue finan- zielle Verpflichtungen übernimmt, immer noch zum mindesten dem Hauptansschuß des Reichstag .« s vorgelegt werden. wenn schon der normale Weg der Gesetzgebung versperrt zu sein scheint. Auf jeden Fall geht es nicht an, daß im geheimen, ohne parlamentarische Instanzen und ohne die Möglichkeiten der öffent- lichcn Kritik Dinge erledigt werden, bei denen man über Hundert« von Millionen von Reichsgcldern verfügt und dabei privaten Aktio­nären Verluste abnehmen will, die sie mit Fug und Recht zu tragen haben.

Außenhandel unter Druck. Der deutsche Export in der Gefahrenzone.- Konjunkturelle Einfuhrsteigerung? Die deutsche Warenausfuhr ist im Rovember gegenüber dem Oktober von 878,7 auf 748,7 Millionen, also um rund 15 Proz. gesunken. Auf Exporte über Reparationskoato eol- fallen von diesen Ztnsfnhrziffern 11 gegen 13 Millionen im vorher­gehenden Monat. Daß die Ausfuhr im November rückläufig ist, ist an sich nicht überraschend. Der Exportrhythmus bringt regelmäßig vom Juli bis Oktober eine Steigerung mit sich, der dann bis Februar ein saisonmäßiges Abgleiten folgt. Diesmal aber ist der übliche saison» mäßige Rückgang von der tatsächlichen Ausfuhrsenkung um das Dreifache übertroffen, so daß zwei Drittel der Ausfuhr- abnahm«, das sind etwa 75 Millionen, durch andere Einflüsse her- vorgerufen sind. In welchem Umfange neben den handelspolitischen Erschwernissen die Valutaentwertimg hier mitspricht, zeigt sich darin, daß im Rovember die Ausfuhr nach Dänemark um 25 Proz.. nach Schweden um 21 Proz.. nach B r i ti sch-I nd i e n um 37 Proz. und nach Argentinien um 22 Proz. gesunken ist, während �sich der Exportrückgcmg im Verkehr mit Goldwohnings- ländern auf 10 bis 16 Proz. stellt. Besonders unerfreulick) ist, daß auch der Fertigwarenexport in vollem Umfange von. dem lSprvz«tt,g»n Anssichrrüchgmig betroffen ist.' Die Ausfuhr von Fertigfabrikaten verminderte sich im Berichtsmonat von 690,6 auf 588,7 Millionen mid fiel damit fast auf den Stand vom Juni dieses Jahres zurück Am schärfsten sind hierbei Textilf>.brikate mit einem Ausfuhrverlust von 25 Millionen betroffen, was im wesentlichen mit der Eiüwertnng des englischen Pfundes zusammenhängen dürfte: außerdem ist der Export von Eisenfabrikaten, Maschinen- und Wasserfahrzeugen gleichfalls beträchtliä) gesunken. Außenhandel im Zlovembcr(in Millionen Mark) Waecograp?«» tolia« Reparation'.-» Einsnhr Eachlieerungen) 1. Lebende Tiere.......... 3,2 4,6 2. Lebensmittel und Getränke.... 32,7. 140,5 3 Rohstoffe und halbfertige Waren.. 123,0 248,4 4 Fertige Waren......... 579,3 88,9 Zusammen 14 738,2 482,4 Bemerkenswert bleibt auch im November die Entwicklung der Einfuhr. Seit dem April war die Einfuhr Deutschlands fast ununterbrochen bis zum August von über 679 bis auf 454 Millionen gesunken. Wenn auch in diesem Zeitraum Preisrückgänge auf dem Weltmarkt den Wert der deutschen Einfuhr entsprechend be- einsluhten, so stellte diese anhaltende Senkung doch ein effektives mengenmäßiges Abfallen der Einfuhr infolge der fort- gesetzten Schrumpfung der deutschen Produktion dar. Wenn es auch zur Zeit noch zu früh ist, endgültige Schlußfolgerungen aus der Elüwicklung der letzten Monate zu ziehen, so scheint doch bereits im August der Tiefpunkt der deutschen Einfuhr erreicht worden zu sein. Obwohl der Wert der Septembereinfuhr infolge weiterer Preissenkungen noch um 6 Millionen unter den Augustziffern lag, zeigt die folgende Tabelle bereits ein leichtes Ansteigen der Einfuhrmenge. Die Einfuhr entwickelte sich feit August wie folgt: Einfuhrwert Einfuhr- r in Mill. M. menge Auguii...... 4M Proz. September.... 448+ 2,3. Oktober..... 483+ 8,5, November.... 482+4 Auffallend ist die bejondcrs starke Zunahme der Rohstoff- einfuhr um rund 18 Proz., die auch durch Saisoneinflüss« nur zum geringeren Teil erklärt werden kann. Dagegen ist die Einfuhr von Lebensmitteln und Fertigfabrikaten gesunken, ein Beweis, daß der Währungsverfall in England und den skandinavischen Länden« sich bisher in einer verschärften Konkurrenz gegen die deutsche In- landsproduktion noch nicht ausgewirkt hat.

Sei einer Ausfuhr von 738 Millionen ohne Reparationsliefe- rungen und eine Einfuhr von 482 Millionen, ergibt sich ein Aus- fuhrüberfchuß von 256 gegen 383' Millionen Mark im vonnonal. Damit belauft sich der reine Ausfuhrüberschuß in den abgetaufenen elf Monaten diese» Jahres auf 2,42 Milliarden Mark.

Sprechbörse in der Burgstraße. Konferenzen, aber kein Börfenhandel. Die Berliner Industrie- und Handelskammer , die Hausherr in der Berliner Börse in der Burgstraßc, hat ab Doimerstag dieser Wache eine einstündigeSprechbörse" zugelassen, die dreinial wöchentlich stattfindet. Di« Börseniriteressenten sollen sich wenigstens gegenseitig informieren können, womit die Hoffnung verknüpft wird, daß man die Kursbildung der Wertpapiere, die jetzt nur von Bank zu Dank erfolgt, normaler gestalten kann. Der Abschluß von Börsenhandelsgeschäften bleibt nach wie vor verboten. Auch Frankfurt a. Main hat die Sprechbörse eingeführt. Preisermäßigung für Nähmaschinen. Die Mitglieder des Ber- eins deutscher Nähmaschinenfabrikanten haben eine Ermäßigung der

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