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Sylvester Pepper: Mattheus

Mattheus Krauz mar 37 Jahre alt, mit seinem Leben war bis her nichts in Unordnung gewesen und in seinem himmlischen Führungszeugnis war fein ordnungswidriger Vermerf. Er war auch hier auf Erden nie mit der Staatsgemalt in Konflikt geraten und auch mit seinem Schicksal hatte er sich immer gut verstanden. Er war vier Jahre in der Lehre gewesen und hatte Ohrfeigen und faum saft zu essen gefriegt. Dann hatte er gedient und das Stramm­stehen und das Maulhalten gelernt. Er hatte eine Liebste gehabt und sie im größten Rausch seines Lebens einmal auf die Bruft getüßt. Sie hatten sich Treue geschworen und Mattheus Krauz hatte angefangen zu sparen, meil er sie heiraten wollte. Damals gönnte er sich nur Sonntags eine Fünf- Pfennig- 3igarre und in die Kneipe ging er überhaupt nicht. Dann kam der Krieg und Mattheus kam an die Westfront. Mit Eichenlaub geschmückt und mit Puls­märmern von der Liebsten zog er hinaus und mit einer leichten Gasvergiftung fam er mieder. Wir hätten geflegt, aber sie haben uns ja von hinten den Dolch mitten ins Herz gestoßen," erflärte er pathetisch, und bei dieser Einstellung blieb er. Er konnte ein paar Armeemärsche auf seiner kleinen Mundharmonika spielen, und nach Feierabend setzte er sich ans Fenster und spielte sie alle durch. In der Inflation gingen seine geringen Ersparnisse zum Teufel und das machte ihn mißtrauisch gegen das Leben. Er fing an, auf die Suden zu schimpfen und redete wie ein Sechzigjähriger von den früheren besseren Zeiten. Als Hindenburg Reichspräsident murde, trant er sich einen Rausch an und glaubte, das goldene Zeitalter werde nun ab morgen sechs 1hr anbrechen. In dieser Zeit brannte ihm seine Liebste mit einem Wäschereisenden durch und die Stügen feines Daseins fingen an zu wanfen. Er ärgerte sich sehr, aber norläufig hatte er noch Arbeit und nach Feierabend spielte er noch immer die alten Armeemärsche. Als das Mädchen nach einem Jahre mit einem Kinde wieder in dem Ort auftauchte, ging ihr Mattheus aus dem Wege und verachtete sie wie ein deutscher Mann. Sein Vertrauen zu den Beibern mar erschüttert, und er fing an, feine Wirtin Herablassend zu behandeln. Er schimpfte auf die neue Zeit und hatte an allem etwas auszusetzen. Seine Gutmütigkeit war groß, aber seine Dummheit war noch größer. Als die Arbeiter feiner Fabrik sireikten, tanzte er aus der Reihe und leistete Streif­brecherdienste. Diese selbständige Machthandlung von Menschen, wie er selber einer mar, verstand er nicht. Seine Moral und sein Anstand empörten sich dagegen. Alle Obrigkeit war ihm gleich Gottheit. Aber der Unternehmer, für dessen Profit er sich eingesezt hatte, ermies sich als undankbar und entließ ihn, genau wie viele andere, afs die Zeiten noch schlechter murden. Er mußte stempeln gehen und fom sich ganz von Gott verlassen vor. Es war fast wie eine Schande für ihn. Da fing der Mattheus an, über die llebel dieser Welt nachzudenken. Er hatte sein Geld verloren, die Liebste

Mario

Mohr:

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Krautz

mar ihm durchgebrannt und mit einem vaterlosen Kinde wieder­gekommen und er lag auf der Straße troß seines Willens zur Arbeit und seinen gefunden Körperkräften. Sein Leben geriet in Unord nung. Er fand sich nicht mehr zurecht, und er murde unsicher. Aus dem Mattheus Kraus wurde ein politischer Mensch. Er glaubte iegt an Parteien und ihre Sendung. Er las die Zeitung und ver schlang die Leitartikel. Die Bersprechungen der Druckerschwärze maren ihm Offenbarungen. Er hielt sich an die Leuie, die ihm ver­fprachen, die Berhältnisse möglichst ohne sein Zutun zu ändern, und die feinen fleinbürgerlichen Idealismus mit Glaube, Liebe und Hoffnung nährten. Er saß zu Hause herum und half der Wirtin beim Kartoffelschälen aus Langeweile, ab und zu spielte er noch einen Marsch und ging zweimal in der Woche stempeln. Er be­fuchte sämtliche Bersammlungen und wurde so verwirrt davon, daß er nachts nicht mehr schlafen fonnte. Er hatte Gesichte und prophe geite einen baldigen Weltuntergang. Er glaubte nicht mehr an die Gerechtigkeit, und es geschah das Schlimme mit ihm, daß er ein Zweifler murde. Auch an den alten Armeemärschen fand er feinen Gefallen mehr. Er lief ziellos durch die Straßen und war hilflos im Gedränge der Sonnabendnachmittage, wenn die Frauen vom Markte famen. Die Leute machten sich schon über ihn lustig, und die Kinder riefen ihm die Worte auf der Straße nach, die sie von den Erwachsenen gehört hatten. Mattheus Krauz stand im besten Mannesalter und wußte mit dem Leben und mit der Welt nichts mehr anzufangen. Und die Welt ließ ihn seine abseitigen Wege gehen und fein Mensch kümmerte sich um ihn. Er las feine Zeitung mehr und seine Mundharmonika lag verstaubt in Raften. Er lebte von dem bißchen Wohlfahrtsunterstützung, und ihm war es gleich, ob die Sonne schien oder ob es regnete. Dann flammte seine Lebensenergie noch einmal auf und er faufte sich einen Block Schreibpapier und eine neue Feder. Er tat geheimnisvoll, schloß sich ein und vernachlässigte die Mahlzeiten. Seiner Wirtin verriet er, daß er einen Brief schreibe, um die Regierung aufzuklären; denn an allem Unglüd, sagte er, sei die Dummheit der Leute schuld. Mattheus Krauß glaubte noch einmal an sich. Er würde die Welt besser machen und den Menschen Arbeit verschaffen. Den Brief schidie er ab und an dem Tage pfiff er und suchte seine Mund­harmonika hervor. Er träumte vom Glück und der Traum dauerte drei Wochen. Dann kam das Antwortschreiben, das sehr höflich gehalten war. Zu unserem größten Bedauern. Er vergaß, sich das Geld von der Wohlfahrt zu holen. Am Nachmittag nahm er seinen Hut und lief über die Felder. Seine wirtin blickte ihm mißtrauisch nach. Er legte sich auf die Schienen und wurde vom Schnellzug Breslau - Dresden überfahren. Er friegte ein Armen­begräbnis, und seine Mundharmonika warf die Wirtin auf den Müllhaufen.

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Oller, ehrlicher Mädchenhändler

Obzwar dieses Café des Berliner Bestens an allerhand Er­scheinungen gewöhnt ist- treifen sich doch hier so ziemlich alle Schichten und Kreise und Kasten, alle Berufe und Weltanschau ungen und obzmar man einen Smoking hier als ebenso selbst. verständlich empfindet wie Schillertragen und Pullover und das Pleine Mädchen durchaus neben der großen Dame bestehen tann, menn es nur eine schöne Rundung des Knies normeijen fann, fiel dieser Mann, der da langjam hereinstolperte, doch beträchtlich auf. Der Geschäftsführer stellte sich mit griffbereiten Armen in furzer Entfernung auf und der Kellner hielt ganz gegen die Gepflogenheit dieses Ortes das bestellte Bier jolange fest, bis es bezahlt mar. Das regte den Mann aber feineswegs auf. Er marf ein paar Groschen hin, daß sie über den Tisch sprangen und einige zur Erde fielen, tramte aus der Tasche seines veriissenen und verschmutzten Rockes eine halbzerquetschie Zigarette und kommandierie: Feuer!"

Es war eine sonderbare Erscheinung. Als er den verwitterten und regenverwaschenen Hut vor sich auf den Tisch legie, sah man um eine beginnende Glaße zusammengeflebte, lange nicht gebürstete und noch länger nicht gewaschene Saare in die zerfurchte Stirn hängen. Er hatte ein gebräuntes, faltiges Gesicht, stechende, etwas Schalkhafte Augen. und auf der Brust, die das tragenlose, et pas cuf­geschlagene Hemd zum Teil jeben ließ, den Anfaß einer Tätowierung. Wäre es nicht mitten in Berlin gewesen, man hätte ihn für einen Seemann gehalten, und das schien er wohl auch einmal gewesen zu sein.

Er tramte aus seinem Rock eine zweite, gleichfalls schon recht ne: bogene Zigarette und reichte sie mit seiner breiten, haarigen, ebenfalls tätowierten Hand seinem fremden Gegenüber zu: Da, rauch!" Doch der zog sich hinter seine Zeitung zurück und ant­mortete nicht. Ist wohl taub?" sagte der Mann zu uns vom Neben­tische herüber, steckte sich die Zigarette selbst in den Mund, da er feine erste verloren zu haben schien, bat uns um Feuer, stand dabei auf, setzte sich an unseren Tisch, holte sein Bier herüber und sagte im unverfälschten Dialekt des finstersten Wien : Mein Name ist August." lind so nahmen wir ihn, weil in unserer bunt zusammen­gewürfelten Gesellschaft auch ein paar Wiener saßen, bei uns auf. Er gab sich als Seifensieder aus. Seifensieder sei das ehrlichste und feinste Handwerk der Welt. Sein Vater sei einer gewesen und er sei es auch. Heute sagte er nicht; da lächelte er bloß. Und als er merkte, daß eine Französin bei uns am Tische saß, begann er französisch zu reden. Die kleine Frau wurde rot, sperrte Mund und Nase auf, und mur melie: Mein Gott, das ist ja ter gemeinste Jargon, den es in Paris gibt." Dann sprach August unaufgefordert und zufällig eng­lisch, ein Englisch, das nur die von uns tannien, die in Whitechapel ausführlichste Studien gemacht hatten.

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nein, heute set er etwas anderes, aber was, das

Bir spendierten August einen Schnaps und ein Bier. Der Ge­schäftsführer bat uns inständigst, zu bremsen, aber August mar im Zuge. Er erzählte und erzählte in einem Mischmasch von Sprachen, daß wir uns vor Lachen bogen. Bis der kleine Rolln mit der Schw: din fam, in die er sterblich verliebt war. Da begann August schwedisch zu fluchen. So, daß die kleine Schmedin nach ihrer ersten Sprachlosigkeit Stein und Bein schwer, August müsse ein Schwede sein, denn wer so unanständig schwedisch fluchen könne, der müsse dort geboren sein. Der Geschäftsführer heite seine vorhin noch so griffbereiten Arme nachlässig auf dem Rücken gefreust, mar noch nähergefommen und sagte, meil er aus Hamburg war:" Der fann ja alles, außer Blatt." August sah ihn erboft an, lächelte dann mit zusammengefniffenen Augen, und begann Hamburger Lieder zu fingen, gegen die die Sauflieder der Hamburger Zimmerleute ein

Choral frommer Betschwestern sind.

Jezt hörte schon das ganze Lotal August zu. Er war der un testrittene Mittelpunkt. Wir aber drangen in August, uns zu ver­raten, wer und was er denn wirklich sei. Ein Wiener Seifenfieber sei doch mirklich kein Universalgenie m ordinären Sprachen. Gegen einen Kümmel versprad) er uns, sein Geheimnis zu enthüllen und

gestand: Ich bin Leinwand." Alles, was ihm gefiel mar Lein mand, mar tulli. senn man ihm eine 3igarette schenkte, wenn man ihn zu einem Schnaps einlud, mor das Leinwand. Das Mädchen, das ihm gefiel, der Wih, den er erzählte, mar Leinwand und zwischendurch mußten mir ihm versichern, daß er natürlich auch Leinwand mar. Dabei hielt er den Arm ver sich, die hand vor der Brust zur Faust geballt. Der ganze Abend war Leinwand.

Aber außer Leinwand, tulli und Seifenfieder war August che maliger Seemann , der sich an allen verbotenen Orten und in allen Lasterhöhlen der Welt herumgetrieben hatte und jest, so behauptete er, vom Handel lebt. Mit mas? Er jah reihenweise die Frauen an unserem Tische an und sagte: Damit." Er gestand as flüsternd mit einem Augenzwinkern, das freiließ, ob es als Ernst oder als Scherz genommen werden sollte. Und jetzt suche er wieder ein paar Handelsobjekte. Willst du mitkommen?" fragte er die kleine Schwedin. Für dich zahl' ich fünfhundert Dollar." Wohin? Tür­tei. Keine Arbeit. Nur' n bißchen tanzen. Und so. Weißt schon."

Die Schwedin wollte nicht, aber die Französin bot sich lächelnd an. Na, na", lehnte August ab. Für dich zahl ich foan Kreuzer." Alles lachte. Die Französin wurde verlegen, fragte, warum. Da varne nig", sagte August, und unterstrich seine Darlegungen mit Handbewegungen, und da hinten nir. Fette Frauen brauch ich. So. Und so." Und seine Handbewegungen wuchsen ins Gigantische.

,, Bin ich vielleicht geeignet?" fragte eine Dame, die von einem entfernteren Tische aufgestanden war.

schien unzufrieden: Na, dös G'steil is toan Kreuzer wert. Aber ,, Dreh dich amol rum, daß ich dich von hinten sich!" Aber er

die da hinten, für die zahl ich tausend Kronen. Kann man die haben?" Und er verblüffte uns mit imponierender Ortsfenninis auf dem ganzen Balkan , in Griechenland und Teilen des Orients. Was wir am Tische alle miteinander jemals gesehen und erlebt, was wir gelesen und gehört hatten, das wußte dieser merkwürdige Bursche auch. Sehr musikalisch war er ebenfalls. Er sang uns den Gebetsruf des Muezzins vor und dazu gleich die Gossenlieder, die in der gleichen Stadt ,, tief unten" gang und gäbe waren. Er war ein prachtvolles Legiken folkloristischer Ordinärheiten. Er sang Negerlieder, die er auf einem Schiffe gelernt hatte, daß die Reihe des Erstaunens jetzt an dem Musiker war, der bislang nur 31 hörend und lächelnd an unserem Tische gesessen hatte. Dann begann er wieder gegen Schnaps und Zigaretten Erzählungen aus dem Orient anzukündigen, daß wir, die wir das Kommende ahnten, die Damen baten, vorsichtshalber ein bißchen durchs Lokal zu spazieren. Sie protestierten natürlich und blieben nun erst recht. Doch als Auguſt dann zu erzählen begann, schlichen sie alle nach und nach

heimlich und leise davon.

Es murde ein Uhr, zwei Uhr, drei Uhr, halb vier. Wenn er sich gerade vom Lachen erholt hatte, mahnte der Geschäftsführer zum Aufbruch. Aber August, einmal angedreht, hatte immer noch

Neues zu erzählen.

Prost, oller ehrlicher Mädchenhändler!"

,, Servus", sagte August, ihr seid's alle Leinwand."

Dr. Gerk.

Tenamer: Das Felsenneft in der Wüste

Neue Ausgrabungen bei Petra im Oftjordanlande

Dort, mo im Ostjordanlande die Berge Nordarabiens dem wogenden Sandmeer der Wüste halt gebieten, unweit der öden verbindet, liegt eine der seltsamsten menschlichen Siedlungen der und müsten Arabahsenke, die das Tote und Rote Meer miteinander Welt: Petra, die Stadt der Felsen. Wie in geballter Faust schließt ein wildzerklüftetes Felsmassiv die uralte Metropole des Nabataer­reiches ein; und so grotest ist das Bild, daß der Wanderer, der sich eima von der Wüste her dem in allen Farben des Regenbogens schimmernden Felsengewirr nähert, glauben mag, von einer Bision genarrt zu werden. Wie eine vielgestaltige, mitten im Aufschäumen versteinerte Woge brandet es aus weißglizerndem Sand empor, ein phantastischer Bettstreit von rosenfarbenen und scharlachroten, gelb­lichen und orangenen, oderfarbenen und violetten Riffen und Klippen, Hügeln und Bergen, Zinnen und Graten. Und mitten zwischen diesen Felsen, angelehnt an das natürliche Gestein, hinein­gearbeitet in die Spalten, Scharten und Berghöhlen, eine ganze, einst mächtige Stadt mit Tempeln und Palästen, Wohnhäusern und Gräbern. Daß viele ihrer Bauten die Jahrtausende überdauern fonnten, ist sicher nicht zum geringsten auch der großartigen Schutz­mauer zu danken, mit der die Natur selbst Räuber und Plünderer von dem schwer zugänglichen Ort fernhielt. Denn ein flammartiger Schluchtenpfad so schmal, daß man mit den ausgestreckten Armen die beiden fenfrecht emporsteigenden Felsenwände berühren kann, bildete in alten Zeiten den einzigen Zugang zum Inneren des rings von unübersteigbaren Bergen umschlossenen Kessels.

Uralt ist die Geschichte Petras, das schon in frühester Zeit als Kreuzungspunkt michtiger Karawanenstraßen für den gesamten arabischen Handel Bedeutung gemann: Eisen, Bronze und Purpur­farbe der Mittelmeerländer wurden hier gegen Myrrhen, Gold, Silber, Perlen und die übrigen Schäße des Morgenlandes aus= getauscht. Als dann Alexandrien zur griechischen Hauptstadt egyptens wurde, sorgten die engen Beziehungen Petras zum Nil­lande dafür, daß der griechische Einfluß auch in der Felsenstadt rasch Eingang fand; und als später der Stern von Hellas verblaßte, stieg. da konnte auch Betra sich ihrem strahlenden Glanze nicht und die Sonne Roms immer höher am Himmel der Antike empor­entziehen; ja, unter Trajan wurde es gar ein Jahrhundert nach Christi Provinzialstadt der römischen Provincia Arabica. Pracht­volle Tempel- und Gräberbauten wuchsen in jener Zeit aus den steilen Buntsandsteinwänden des Peträischen Felsenkellers hervor, ein griechisch- römisches Theater half die neue Bildung und Gesittung auch hier, fern vom Mittelpunkte des Reiches, zu festigen. Dann Wüste abgewürgt, eine Insel im Sandmeer, an der Unmöglichkeit aber begann Petra, rings durch den starren Felsenring und die Wege, Dornröschenschlummer sentte sich über die Stadt der Felsen, irgendwelcher Ausdehnung zu franken. Der Handel fuchte sich neue die nun räuberischen Beduinen der Wüste als Schlupfwinkel diente. Berschollen war Petra, nicht einmal den Namen mehr fannte das Mittelalter, bis dann der deutsch - schweizerische Orientreisende Johann Ludwig Burchardt 1812 die Ruinenstadt neu entdeckte.

Die Mehrzahl der Bauten, die sich in Petra bis auf unsere Tage erhalten haben, stammen aus jener Zeit, als der griechisch­römische Einfluß sich Arabien unterwarf, und auch die prachtvollen, dunkel glasierten Töpfermaren, die Lampen, Krüge und Gefäße, das funstvolle Geschirr von hauchfeiner Dünne und zierlichstem Schmuck, die Terrakotten und Figuren, die feilförmigen Schreib­stifte, die eine englische Ausgrabungsexpedition jüngst aus dem Beeinflussung durch die hellenisch- römische Kultur. Die neuesten Schutt von Beira ans Licht beförderte, perraten deutlich genug die Ausgrabungen, die jüngst von Gelehrten der. Cambridge - Universität und von dem dänischen Orientforscher Ditlef Nielsen in Petra vor­wohlgesonderten Kulturschichten erwiesen, von denen die älteste noch genommen wurden, haben zweifelsfrei das Vorhandensein von drei zahlreiche Ueberbleibsel aus dem nabotäischen Reich enthält.

Der Fremde, der heute durch das Felsengemirr von Betra wandert, wird seltsam berührt von dem eigenartigen Zauber, der über dem alten, von der Natur so einzigartig ausgestatteten Ort mebt, und von der schweigenden Majestät, in der die mächtigen Felsen aus dem Sand der Wüste emporragen, unberührt und un­lebten, wirften und starben. Auf wechselnde Geschicke haben die entweiht, großartiges Grabdenkmal derer, die einst zu ihren Füßen steinernen Riesen herabgeblickt, sahen Völker kommen und gehen, Kulturen erstehen und in Staub zerfallen. Unbewegt stehen sie da; und nur, wenn um die Stunde der Dämmerung die Felsen zu glühen beginnen, dann ist's, als huschte ein Lächeln über ihre starren, von den Jahrtausenden gefurchten Züge.

Dann kommt eine seltsame, beinahe geisterhafte Stimmung über den Besucher, und er weiß nicht, was er mehr bewundern soll; die buntroten Felsen, um deren Guß Ginster und Taramisken, Efeu und Oleander ihr Geäst schlingen, oder die mächtigen geborstenen Quader der Bauten, die als stumme Zeugen einer längst ent schwundenen Zeit sich zerbrödelnd an die Felsen lehnen.

Schneeschutzbrillen der Eskimos. Estimos mit besonders emp­findlichen Augen tragen besondere Schutzbrillen, die in ihrer Ein­fachheit originell find. Das einfachste Modell besteht nur aus einem der Gesichtsform angepaßten Stüd Holz, das in Augenhöhe einen Schlitz aufweist. Eine bessere Ausführung ist die Knochenbrille mit zwei länglichen Löchern; die beste Art tommt schon unseren Schutz­brillen näher: sie besteht aus zwei durch Schnüre miteinander ver­bundenen Einzelteilen, und zwar ist für jedes Auge eine Holzscheibe

mit einem Schlitz bestimmt. Um die Schuhwirkung zu verstärken, wird die Innenseite der Brillen manchmal auch geschwärzt.

Die Mumien werden beigefeht. Auf Anordnung der ägyptischen Regierung sollen die Mumien der ägyptischen Pharaonen, Köni­ginnen und Prinzessinnen, die sich in dem Glasschrein des Museums in Kairo befinden, in der Grabstätte des ägyptischen Nationalisten­führers Baglul Pascha beigesetzt werden. Die englische Presse be­grüßt diese Maßnahme, denn die königlichen Mumien haben, wie die Daily Mail" schreibt, zu den scheußlichsten Sehenswürdigkeite gehört, die die Welt besitzt.

Nach

rium hat alle vorhandenen Berichte über Seeschlangen genau durch­Also doch Seeschlange? Direktor Gould vom Londoner Aqua­forscht, neun zehntel davon ausgeschieden und dreißig Berichte aus den letzten zwanzig Jahren als glaubwürdig übriggelassen. genauem Vergleich aller ihnen gemeinsamen Angaben fommt Gould zu dem Ergebnis, daß die vermeintliche Seeschlange nichts anderes fein tönne als ein Plesiosaurus oder sein Nachkomme, der sich mit noch zwei anderen unbekannten Tieren in den Meeren herumtreibe.

Lager, ohne etwas zu fressen. Die Bärin wirst sogar während Der Bär liegt halbmachend mährend der Wintermonate im dieser Zeit und mas das Wunderbarste ist, säugt ohne Nahrung zu nehmen ihre Jungen.

Der Höder des Kamels gilt den Arabern als besonderer Lecker­

Auf einmal fragte August, mie spät es sei, und ob man drüben im Bahnhof schlafen könne. Nein, er wolle im Bahnhof schlafen; vielleicht fände er da auch was zum Handeln. Man müsse auch mal ans Geschäft denfen. Nein, für seinen Handel; man misse ja schon Bescheid, und dafür seien Bahnhöfe die beste Fundgrube. Nein, zum Schlafen nehme er fein Geld, aber man fönne es ihm doch ruhig geben, wenn man durchaus wolle; er würde es ver­faufen. Und ich darf wiederkommen? Jo? Dein Ernst? So bissen. Der Geschmack des hellen Fleisches erinnert an Ochsenfleisch. Ich tomm'! Du, ich tomm'! Auch am Tag? Mußt mich auch am Tag tennen! Nicht vergessen: August, der olle, ehrliche Seifensieder. Abgemacht In! Ihr seid's Leinwand." Und er stand auf, wantte, griff nach einer dargebotenen Hand, griff daneben, hielt sich am Tische fest und sagte: ,, Mein Gott, gehen fann i ah scho nimmer. Führt's mi a bissel! Serous! Das war tulli. Leinwand."

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Glas. Bereits um 1800 v. Chr. fannten die Aegypter Glas.

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