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Der Sumpf im Devaheim".

Große Anfrage im Preußischen Landtag.

Der Braußische Landtag beschäftigte sich am Donnerstag mit der großen fozialdemokratischen Anfrage über den Zusammenbruch der wirtschaftlichen Einrichtungen der Inneren Mission und der Evangelischen Kirche( Devaheim).

Die Aussprache über den Korruptionssumpf des Deva­heim, hinter dem die Innere Mission   mit dem Machtgefüge der ( Svangelischen Kirche stand, war für weiteste Streife außerordentlich aufschlußreich. Auffahlußreich vor allem für diejenigen, die bisher den demagogischen Hezaposteln nachliefen, die z. B. aus dem Sklaret­Fall nun schon über ein Jahr lang die Korruption von Marrismus, Demokratie und Republik   zu beweisen versuchen.

Es mag schon sein, daß rein juristisch, wie ein Regie: rungsvertreter in seiner furzen Antwort auf die sozialdemokratische Anfrage erklärte, alip nach dem starren Buchstaben des formalen Rechtes, die evangelische Landeskirche für diesen ganz unglaublichen Standal nicht verantwortlich gemacht werden kann. Aber niemand tanu fich über die Tatsache hinwegsehen, daß prominente Bertreter der Kirchenbehörden durch die Innere Mission auf den Aufsichtsrat des Devaheim entscheidenden Einfluß hatten, daß sie seit Jahren auf die dort herrschende Mißwirtschaft auf­merksam gemacht wurden und daß sie dagegen nichts unternommen haben. War doch der Pfarrer Cremer, der mit am schwersten belastet ist, Borfizender dieses Aufsichtsrates. Aber nicht, daß ein Pfarrer Aufsichtsratsvorsitzender mar, ist entscheidend, entscheidend bei der Würdigung dieses Falles ist die Tatsache, daß kirchliche Kreise

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alle jeht Belasteten sind stramm deutschnational! feit Jahr und Tag draußen im Lande und sogar von der Kanzel herab, wie der Hof und Domprediger Döring, in wüster Hege gegen das verruchte neue System wettern. Diesen Herrschaften von der Landtagstribüne herab einen Spiegel vorzuhalten, war die Aufgabe des fozialdemokratischen Abgeordneten Möller, Halle, der in seiner Begründungsrede zu her Anfrage bis zulegt den bündigen Beweis erbrachte, daß sie wohl trefflich den Splitter im Auge der anderen, aber nie den diden Balten im eigenen sehen.

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Es genügt, aus feinen Ausführungen hervorzuheben, daß an der Gründung des Denaheim- Konzerns fich außer dem Zentralausschuß für Innere Mission der Deutschen Evangelischen Kirche" auch fämtliche namhaften charitativen Berbände der evangelischen Kirche und auch der Deutschnationale Handlungs­gehilfenverband beteiligten. Wie der sozialdemokratische Redner hervorhob. ist seinerzeit die Gründung des Konzerns mit dem Ziele des Wohnungsneubaues erfolgt, um mit der Bekämpfung des steigenden sozialen Elends eine Gefahr für die evangelische Kirche felbft zu beseitigen.

Man muß schon fagen, daß die Bekämpfung dieser sozialen Gefahr für die waderen Glaubensstreiter sehr einträglich gewesen ist Es tam den leitenden Männern des Devaheims nicht darauf an, gegebene Bechfelblanketts in Höhe von 550 000 M. für fich per fönlich auszufüllen und diesen Tatbestand durch Einschmuggeln von gefälschten Urkunden in die Aften zu vermischen. Die Gründung einer Hilfstaise als Treuhand und Bermittlungsstelle" für die Reichs- und Landeszuschüsse an die private Wohlfahrtspflege mußte dazu dienen, eine von den Devaherren gegründete Privatbank zu finanzieren, in der die Millionenzuschüsse aus öffent­lichen Mitteln( 1924 betrugen diese allein 15 millionen Mart) durch Beteiligung an Grundstücksgeschäften, Industrieunter­nehmungen wie Margarine, Schreibmaschinen- und Textilfabriken

zu verfpekulieren. Mahnten Wohlfahrtsanstalten dringend Gelber an, wurde ihnen der Bescheid, daß die Ueberweisung öffent licher Gelder, die bereits verbraucht waren, noch nicht er­folgt sei, und die Biedermänner empfahlen den Anstalten, bei dem von ihnen gegründeten Banthaus Zwischen darlehen zu Zins­fägen bis zu 14 Broz. aufzunehmen!

Es vervollständigt nur das Bild, wenn der Aufsichtsratsvor fizende Pfarrer Cremer ein

Geheimkonto in Höhe von 175 000 m.

verwaltete, aus dem Persönlichkeiten der Inneren Mission Beihilfen gewährt wurden. Aber es ist schamlos, daß eine Million Mark, die das Landwirtschaftsministerium dieser Hilfskasse" im Winter 1927-28 zur Speifung hungernder Kinder übermies, ebenfalls in die Kasse der Privatbank der Devaleute ging. Und auch dieses Geld, um das man arme, hungernde und frierende Kinder betrog, war in wenigen Wochen verwirtschaftet!

Daß der rechten Seite des Haufes, besonders den Deutsch nationalen, diese schonungslose Abrechnung außerordentlich peinlich war, fann man wohl verstehen. Die sonst so redseligen Pfarrer schwiegen! Sie schichten Herrn von Gerstorff vor, der sich der gewiß nicht angenehmen Aufgabe unterziehen mußte, den Versuch zu machen, zu retten, was noch zu retten war. Er bezeichnete die sozialdemokratischen Darlegungen als weit übertrieben, gab aber zu, daß leider die Vorwürfe berechtigt seien. Aber, und hier fand er eine Stüße, in der Antwort der Regierung, for mal­juristisch tonne die Kirche nicht verantwortlich gemacht werden.

Es liegt also der seltene Fall vor, daß die Rechte mit einer Regie­rungserflärung, menn auch einer sehr anfechtbaren zufrieden ist. Außerdem wurden endgültig verabschiedet die Um­bzw. Neugestaltung des Disziplinarrechts für die nicht richterlichen und auch für die richterlichen Beamten.

In der Freitagsizung, die schon um 10 Uhr beginnt, wird der deutschnationale Mißtrauensantrag gegen den Finanz minister Klepper zur Abstimmung fommen und mie alle übrigen abgelehnt werden. Außerdem mird die abgebrochene Aussprache über die Willkürmaßnahmen landwirtschaftlicher Verbände im Osten fortgesetzt.

Ehrenliste des Dritten Reiches.

Der Hafenfreuzler als Erpresser.

Stuttgart  , 17. Dezember.( Eigenbericht.)

Der Nationalsozialist Georg Frey, Stuttgart  , wurde wegen eines Berbrechens des Diebstahls im Rüdfall, wegen Er­preffung und wibernatürlicher Unzucht(§ 175) zu einem Jahr zehn Monaten 3uchthaus und Aberfennung der bürger­lichen Ehrenrechte auf fünf Jahre verurteilt. Frey ist wegen der gleichen Delitte u. a. auch wegen räuberischer Erpressung schon mehr­fach vorbestraft. Mit ihm war sein Erpressungsopfer, ein 63jähriger Kranfenwärter von Kirchberg a. d. Murr, wegen eines Bergehens gegen den§ 175 angeflagt. Er erhielt einen Monat Gefängnis.

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übung der mibernatürlichen Inzucht befohlen und ihn dann später noch durch Erpresserbriefe um große Geldbeträge gebracht. Neben seinem Gelb hat der Kranfenwärter durch den Nazi auch noch seine Stellung verloren. Auf Vorhalt des Gerichts über die Motive feiner midernatürlichen Handlungen erflärte Fren wört lich: Ich betätige mich mir deshalb als Gtrichjunge, meil das für mich einen leichten und mühelosen Erwerb darstellt." In der Urteilsbegründung stellte das Gericht weiter fest, daß Fren mährend der Verhandlung gelogen habe, daß sich die Balken ge­bogen hätten.

Ein anderer als Spion und Betrüger.

Söslin, 17. Dezember.( Eigenbericht.)

Im Frühjahr dieses Jahres ging durch die gesamte Presse dic Nachricht, daß der Nationalsozialist, Rutscher Otto Bra by aus Neustettin   wegen Spionageverdachts verhaftet wurde. Braaz hatte seinerzeit an einen polnischen Pfarrer einen Brief geschrieben, in dem er seine Berichterstattung für Nach- richten anbot, die im Interesse der Landesver teidigung geheim zu halten sind. Braak forderte in dem Brief eine ansehnliche Summe für seine Spionagetätigkeit und wollte nach Empfang des Geldes fofort meitere Nachrichten absenden. Der polnische Pfarrer meldete den Vorfall jedoch den deutschen Behörden und so wurde Braak, als er die chiffrierte Ant­wort des Pfarrers vom Neustettiner Postamt abholen wollte, von Kriminalpolizeibeamten verhaftet. Das Schreiben an den polnischen Pfarrer hatte Braag nicht mit seinem richtigen Namen, sondern mit ,, Radomsti" unterzeichnet.

Auf Grund des vorstehend geschilderten Tatbestandes wurde Braak in Untersuchungshaft genommen und gegen ihn beim Reichs­gericht ein Verfahren wegen Verrats militärischer Geheimnisse an­

gestrengt. Das Reichsgericht ließ jedoch die Anklage auf Landes­

verrat fallen und verwies den Fall an das Kösliner Schöffen­gericht, das Anflage gegen Braaz megen Urfunden­fälschung in Tateinheit mit versuchtem Betruge( gefälschte Unterschrift ufm.) erhob.

Jezt fand nun vor dem Rösliner Schöffengericht unter Aus­schluß der Deffentlichkeit die Verhandlung statt. Braag wurde wegen schwerer Urfundenfälschung in Tateinheit mit versuchtem Betrug zu zwei Monaten drei Wochen Gefängnis und zu den Kosten des Verfahrens verurteilt. Die Strafe gilt durch die Unter­fuchungshaft als verbüßt.

Das Städtebaugesetz. Der Wohnungsausschuß des Reichstags beendete die erste Lesung des Städtebaugeseges und beschloß, die zweite Lesung am 5. Februar zu beginnen. Falls der Reichstag   vor­zeitig einberufen werden follie, würden sich allerdings auch die Dispositionen des Ausschusses ändern. In der Zwischenzeit soll der Entwurf den Ländern zur Begutachtung unterbreitet werden.

( Gewerkschaftliches siehe 2. Beilage.)

Berantwortlich für Bolitik: Bietor Schiff: Wirtschaft: 6. Alingelhöfer: Gewerkschaftsbewegung: S. Steiner; Feuilleton  : Dr. John Shitomsti; Lokales und Conftiges: Frih Karstäbt; Anzeigen: Th. Glode; fämtlich in Berlin  . Berlag: Borwärts- Berlaq 6 m b. S., Berlin  . Drud: Borwärts- Buchbruderet und Berlagsanstalt Baul Ginger u. Co., Berlin   E. 68, Lindenstraße 3. Sierzu 3 Beilagen.

Der Nationalsozialist hat sich, wir folgen hier der Bei Kopfschmerzen, nervösen, rheumatischen u gichtischen Schmerzen Urteilsbegründung, in der schamlofesten Weise dem alten haben sich Togal- Tabletten hervorragend bewährt. Wenn Tausende Krantenwärter in erpresserischer Absicht genähert und ihn in einen von Aerzten dieses Mittel verordnen, tönnen auch Sie vertrauenspoll öffentlichen Abort gelodt. Dort hat er dann den Mann bei Auslaufen! In all. Apoth. 1 40. 12,6% Lith, 0,46% Chin, 73,3% Acid acet.salic.

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