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595-43. Jergens 1913. Beilage des Vorwärts

Nr. Jahrgang

Sonntag, 20. Dezember 1931

Unter fremdem Weihnachtsbaum Weihnachtsfriede und Rundfunk

Ein wenig Freude in alle Herzen!- Mutter Berlin beschert

Benige Tage noch trennen uns vom Weihnachtsfest, das heute für Tausende, nein, Hunderttausende von Menschen nichts meiter bedeutet als ein quoloofles Gedenken an eine glücklichere Bergangenheit Borüber sollen sie sich freuen, womit sollen fie den anderen beschenken? Mit traurigem Herzen und leeren Händen stehen sie einander gegenüber.

Wie in allen Jahren sollen aber für möglichst alle Menschen menigstens ein paar frohe Stunden unter dem Weihnachtsbaum geschaffen werden, ein kurzes Losreißen vom trostlosen Alltag, ein Feiertagsgefühl im Sinne liebevoller Verbundenheit mit denen, die ein wenig Freude und Licht in ihr Dunkel bringen wollen. Junge und Alte, Kranke und Verzweifelte trifft der Lichterstrahl, erfreut einz kleine bescheidene Gabe, für sie alle brennt der Weihnachts­

baum.

, Weihnachtsfeiern wie immer sagt die Stadt. Berlin .

Benn auch der Stadtfädel arg zusammengeschrumpft ist, so wird doch von der Stadt alles getan, die Weihnachtsfeiern in ge mohnter Weise und Zahl abzuhalten, menn auch hier und da am Gabentisch dies und jenes notgedrungen abgezwadt werden muß. Ueber ein halbes Tausend vereinsamter Kinder herzen 400 Schühlinge zählt das Waisenhaus in der Alten Jakobstraße, etwa 150 befinden sich in der Anstalt in Rummels­ burg schlägt freudig dem Tag der festlichen Ueberraschungen entgegen. Große Schatten werfen befanntlich ihre Schatten vor­aus; da wird mit wahrem Feuereifer gebastelt und genäht, ge­schnipselt und deflamiert, damit zur Weihnachtsfeier alles flappt. Am 23. ist die Feier in der Anstalt für die Kinder und das Personal 3wei Tage Ruhepause für den verderbenen Mas gen," meint der Direktor, der seine Pappenheimer ja fennen muß, dann gibt es am 25. nochmal eine Feier, den Elternbesuch.

Bei jungen Menschen im Gefängnis.

Mit rührender Liebe und Mühe stapelt die Fürsorgerin der Jugendgerichtshilfe schon das ganze Jahr hindurch Blatt für Blatt von Kunstfalendern, Zeitschriften usw., die Bilder ent­halten, das wird dann zu Hause in der turzen Freizeit mit Liebe und Leim zur Zeichenmappe zurechtgemacht, ein Heftchen mit Blei stift und Gummi darangetan und das Ganze mit hübschem Bunt­papier und Goldfaden zum weihnachtlichen Wunschpäckchen geformt. Die Nachfrage nach Zeichenvorlagen ist nämlich sehr rege, leider fommt in feinem Jahr jeder zu seinem Recht, auch diesmal sind es wieder nur 33 Stüd, verteilt auf über 100 Intereffenten. Aber jetzt soll ich noch Aepfel und Schmalz für Rottbus( 120 Schütz­linge) und Margarine für Moabit ( 110 Schühlinge) bringen; moher nehmen und nicht stehlen? Mein ganzes Betriebskapital beträgt 10 m. und alles schreit nach Brotaufstrich! Früher bekamen die Mädchen noch irgendein warmes Kiei dungsstüd, Strümpfe, Handschuhe für die Freiviertelftunde oder

Weihnachtsfreude für 1400 Rinder. Bescherung beim Frauenhilfsverein der Polizeiverwaltung.

Der Frauenhilfsverein bei der staatlichen Polizei Derwaltung Berlin hat unter der tatkräftigen Leitung seiner ersten Borsitzenden, der Frau Polizeipräsident Grzesinsti, 1400 Kindern von Arbeitern, Angestellten und Beamten der Polizei behörde ein Weihnachtsfest mit reichen Gaben bereitet.

Während den Kleinen bis zum Alter von fünf Jahren die Ge­schenke in die elterliche Wohnung gebracht murden, fand am Freitag nachmittag im 300 für die 800 größeren Kinder eine stimmungsvolle Feier statt. Im Kerzenschimmer eines riesigen Christbaums faßen die Knaben und Mädchen an langen, weißgedeck­ten Tischen Frau Grzesinski hieß alle Anwesenden, insbesondere die

Die Bestimmung der Rotverordnung über den Beihnachtsfrieden hat die ausführlichen Stellen zu einem Eingriff in dos Programm der Deutschen Belle veranlaßt, der mindestens etwas eigenartig an mutet. Seit Monaten sind einige Zyklen für den Gemein Schlüpfer, bas hat alles aufgehört. Leer sind die Schränke, leer ist fchafts empfang angefündigt. Die Vortragsreihe Welt. der Beutel! Da wurde unlängst ein junges Mädchen entlassen, anschauung und Eigentumsbegriff" dürfte besonderes das im dünnen, fadenfcheinigen Sommerfähnchen eingeliefert mar; Interesse bei vielen Hörertreisen gefunden haben. Auch die und sie besaß nichts als das, mas fie am Leibe hatte. Da stiftete Arbeiterbildungsfoule hatte gemeinsam mit der Sozia eine Praktikantin einen Mantel von sich, eine andere ein Baaristischen Hochschule und dem Ausschuß für Rundfunkhör­Schuhe und die dritte ein Kleid, so daß das Mädchen wenigstens stunden Abhörabende unter fachkundiger Zeitung angesetzt, die mit unter Menschen gehen fonnte. einem besonderen Ausspracheabend abschließen follten. Die ersten beiden Abende trugen den Titel Die Stellung des Protestantismus zum Eigentumsbegriff" und Die Stellung des Katholizismus zum Eigentumsbegriff. Auf Grund der Bestimmung über den Weih­nachtsfrieden wurden diese Veranstaltungen, die am 15. und 29. De­ember stattfinden sollten, plöglich verboten, und zwar jo plötzlich, daß die Hörer für den ersten Abend nicht mehr benach richtigt werden fonnten. Wie uns die Pressestelle der Deutschen Belle mitteilt, erfuhr sie das Verbot erst am Nachmittag des 15. De­zember, fo daß zwar bei der Programmansage die natürlich sehr viele im Laufe des Tages gar nicht abhören fonnten- noch einige Male darauf hingewiesen werden fonnte, eine rechtzeitige Benach­richtigung der Breffe jedoch nicht mehr möglich war. Infolgedessen werden wahrscheinlich die meisten an diesen Sendungen für den Gemeinschaftsempfang interessierten Hörer fich für diesen Abend eingefunden haben nicht nur in Berlin , sondern an den ver schiedensten Orten Deutschlands . Der Hörerkreis der Arbeiter­bildungsschule, umfaßt heute leider sehr viele Arbeitslose, für die das Fahrgeld ein sehr großes Opfer bedeutet. Die Entrüstung, die dieses überstürzte und dabei recht wenig verständliche Berbot bei ihnen auslöfte, war nur zu begreiflich.

Unser Weihnachtsfest fann man nicht als schön im allgemeinen Sinn bezeichnen," meint die Fürsorgerin mit einem schweren Seuf zer, da gibt es oft qualvolle seelische Erschütterungen des einen oder anderen, aber gerade diese innere Not taut so oft das Eis verstadten. Schweigens, der Verzweifelte findet den Kontakt mit feinem Pfleger, den Kontakt mit dem Leben wieder; und auch da heim im Elternhaus schlägt eine Seite an, Vater und Mutter packt die Sehnsucht nach ihrem Kind und umgekehrt und beide finden sich wieder."

Und bei den Obdachlosen.

In diesem Jahr fönnen die jugendlichen Obdachlosen das erste Weihnachtsfest im eigenen Seim feiern. Nach langen, schweren Kämpfen mit den verschiedensten Stellen ist es der Stadt Berlin doch endlich gelungen, das leerstehende Obdach in der Sophie Charlotte- Straße in Charlottenburg für die Jugendlichen zu er­halten. Auf der einen Seite soll damit das Heim in der Fröbel­straße entlastet werden, auf der anderen Seite und in der Haupt­fache will man eine individuelle, psychologisch vertieftere Betreuung der Jugendlichen damit bezweden. All diese jungen, ratlosen Men fchenfinder sollen hier ein Heim im engeren Sinne vorfinden, es find Aufenthaltsräume norhanden, es ist Lesematerial da und nun mill man trachten, irgendeine Arbeitsmöglichkeit für sie zu erreichen, um die Jugend der Straße und ihren schweren Gefahren zu ent= reißen. Ein neuer Geist herrscht hier wie überall dort, wo Men schen sind, die irgendwelcher Betreuung bedürfen; das merkt man bei den Proben der weihnachtlichen Aufführungen an der Zahl der Stücke, der Zusammenstellung der Programme, der ganzen Art und Weise, wie gegeben wird.

3m Heim der mishandelten Kinder.

Man könnte es fast symbolisch nehmen: wie hier im Heim zum Schuße der Kinder vor Ausnutzung und Mißhandlung alles, mas faputt, verlegt oder sonstwie beschädigt ist, wieder heil gemacht wird. Hier in der Puppenstube sind es die kleinen, spieleri­schen Freuden, dort in der Kinderstube die Körperchen, Herzen und Seelen. Diese fleinen, schuldlosen Opfer eines fozialen Elends­milieus haben wohl mit das meiste Anrecht auf einen fröhlichen Weihnachtsabend; längst ist ihnen das Heim ein richtiges zu hause" geworden oft tennen sie ihr Elternhaus ja taum wenn die allfeits beliebte Schwester Elisabeth von den Rin dern mit Mutti" angesprochen wird, dann war es nirgends so wahr gemeint wie hier. Su ihnen muß also der Weihnachtsmann unbedingt feinen Weg finden.

und

Rinder, willkommen. Wir sind," so sagte sie ,,, glücklich darüber, daß wir heute dieses Fest, an dessen Zustandekommen wir 3% Monate gearbeitet haben, feiern fönnen, und daß wir allen, Hilfsbereitschaft vieler gütiger Menschen!" die sich gemeldet haben, ihre Wünsche erfüllen konnten, dank der Dann spielte die Schupofapelle Stille Nacht, heilige Nacht!" und die Stinder fangen fröhlich mit. 50 flinte Helferinnen versorgten die Kleinen mit Schokolade und großen Weihnachtsstollen. In den Nebensälen wurden Spiele veranstaltet, und zum Abschluß er­folgte die Verteilung der umfangreichen Festpakete, die Kleidungs­ftüde, Spielzeug, Lebensmittel und Ledereien aller Art enthielten.

Die Damen des Frauenhilfsvereins fonnten das schöne Bewußt­sein mit nach Hause nehmen, vielen Kindern und ihren Eltern eine große Weihnachtsfreude bereitet zu haben. Der Feier wohnte der Polizeipräsident Grzesinski bei.

Besorgt Beihnachtseinfäufe rechtzeitig.

Berkaufsstellen um fünf Uhr ein. Nur Geschäfte, die Lebens­Der Ladenschluß am Weihnachtsheiligabend tritt für alle offenen und Genußmittel und Blumen verkaufen, dürfen bis um sechs Uhr offen bleiben. Der Zentralverband der Angestellten richtet im Interesse des um diese Zeit überaus angestrengten Ber faufspersonals an das Publikum die herzliche Bitte, feine Einfäuse nicht auf den lehten Lag oder gar auf die lette Stunde zu verschieben, sondern sie rechtzeitig vorzunehmen. in seinem eigenen Interesse mit.

Gute Bücher für den Weihnachtstisch.

Unsere Parteibuchhandlung 3. H. W. Die Nachf., Berlin SM. 68, Lindenstr. 2, hat sich für das Weihnachtsfest auf das Beste vorbereitet. Jeder Parteigenosse, jeder Freund eines guten Buches wird auf seine Rechnung kommen!

Besondere Beachtung verdient das einmalige Weihnachtssonder angebot des Dieß- Berlages. Da liegen die Preise für gute Romane und Spigenwerfe des Sozialismus zum Teil unter einer Mort! Dann findet im Verlagshause in der Lindenstraße eine Ausstel­lung von Kinder- und Jugendschriften statt, die wochentags von 10 bis 19 1hr, Sonntags von 15 bis 19 Uhr bei freiem Eintritt besichtigt werden kann. In den Siedlungen Briz. Af- of Treptow und Carl Legien hat der Verlag Buch­ausstellungen unter dem Motto: Eine neue Welt im Buch" eingerichtet. Viele Borwärts" Speditionen erhielten, mie man in unserer legten Sonntagsausgabe nachlesen konnte, eine Auswahl guter Bücher zu Ausstellungszwecken. Arbeitslose Ge­offen haben auf dem Weihnachtsmarkt an der Frankfurter Alee stand errichtet, der viel beachtet wird. vor dem Hause Petersburger Straße 84 einen Bertauss: stand errichtet, der viel beachtet wird.

Starte Aufmerksamkeit finden bei Jungen und Mädel die Waldemar?", die lezihin im Berliner Rundfunk sehr lobend be­beiden Diez- Bücher Was tut Marianne?" und Was wird aus sprochen, wurden.

Wilhelm und Marie 3ern, Schöneberg . Martin- Luther­Die goldene Hochzeit begeht am 21. Dezember das Ehepaar Straße 67, langjährige 2lbonnenten des Borwäris".

Unser Preisabbau

schon lange restlos durchgeführt

Eine weitere Verbilligung könnte nur auf Kosten derQua­lität geschehen. Wir werden aber von unseren bewährten Qualitäten nicht abgehen.

In unserem Stammhaus am Dönhoffplatz

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