Goldener Notsonntag.
Der Pfennig beherrscht die Stunde.
Die Straßen und Kaufläden zeigten am gestrigen Sonntag eine beängstigende Menschenfülle; Schicht für Schicht schob sich die Masse vorwärts, eine Riesenpolonaise in des Wortes tiefstem Sinn, denn die meisten sahen sich begehrlichen Blides bloß die ausgestellten, aber für sie unerreichbaren Herrlichkeiten an. Trotzdem wurde aber auch getauft, nicht allzuviel bei den teueren Gegenständen, gut bei der Mittelware und sehr gut bei den Artikeln niedrigster Preisgestaltung. Ein Kaufhaus der 50- und 25- Pfennig- Ware mußte zeitweise wegen Ueberfüllung geschlossen halten, am Tisch der bunten Geschmeide, am Tisch der preiswerten Spielwaren, bei den Handtaschen gab es eine wahre Käuferschlacht. In den Sportabteilungen der Kaufhäuser wurde manches erstanden, ebenso gab es bei Bollwaren gut zu tun, Handschuhe, Krawatten und Strid fachen.
Die Millionen der Stadtbank
Haben die Direktoren Gflarefs begünstigt?- Das„ Fingerspitzengefüht"
Im Sflaref- Prozeß begann man heute mit dem Stadtbank| hielt mit dem Auftrag, die städtische Sparkasse zu modernisieren. Kompler. Den Direktoren Hoffmann und Schmidt wird Er ging zur Girozentrale über und wurde im Jahre 1925 Mitbevon der Antlage vorgeworfen, sie hätten sich durch Geschenke und gründer der Berliner Stadtbank. Als solcher wurde er lebenläng= Aufmerksamkeiten dazu bewegen lassen, der Firma Sflaret, ohne lich angestellt und erhielt zin Gehalt von 18 000 m., zu dem ein deren Kreditfähigkeit genügend geprüft zu haben, und ohne die Tantieme von 15 000 m. jährlich hinzufam. Ja war bemüht, erklärte Genehmigung des Kreditausschusses eingeholt zu haben, in einer er, das Bankinstitut groß werden zu lassen. Wenn mir jetzt PflichtWeise Kredite gewährt, die schließlich zu dem Berlust von 10 Mil- widrigkeiten vorgeworfen werden, so fenn ich nur auf meine lionen Mart führten. Den Angeflagten flaret wird vorge: 42jährige Tätigkeit hinweisen. Auch die Staatsanwaltschaft mußte worfen, daß sie, um Vorschüsse zu erhalten, der Stadtbank ge= zugeben, daß mir während der ganzen Zeit meiner Tätigkeit mit fälschte Forderungen an die verschiedenen Bezirke vor- Ausnahme des Falles Sflarek feine Pflichtwidrigkeit vorgeworfen gelegt haben. werden kann. Ich bestreite aber auch, in diesem Falle auch nur das geringste verschuldet zu haben. Der Suspensionsbeschluß des Oberpräsidenten geht von falschen Boraussetzungen aus. Die Staats. anwaltschaft hat aber die Gründe jenes Beschlusses zum Ausgangspunkt ihrer Anklage gemacht. Ich bin ein Opfer falscher Maßnahmen des Magistrats. Ich habe mich nie durch Geschenke und Aufmerksamkeiten, wie sie im gesellschaftlichen Verkehr mit Kunden üblich waren, zu irgendwelchen Pflichtwidrigkeiten hinreißen lassen. Ich bin Vorstandsmitglied des Deutschen Sparkassenverbandes, Mitglieb fast sämtlicher Ausschüsse dieses Berbandes, Leiter der Vereinigung der Direktoren der größten Sparkassen Deutschlands . Glauben Sie wirklich, meine Herren, daß ich all diese Ehrenämter in dieser Weise preisgegeben hätte?
Die günstige Schneelage in der nächsten Umgebung der Bei der Erörterung des organisatorischen Aufbaus der StadtReichshauptstadt lodie viele Berliner , besonders die sportfreudige bant fommt es zu scharfen Zusammenstößen zwischen dem Jugend ins Freie. Die Rodelbahnen im Grunewald , in den Vorsitzenden und der Verteidigung einerseits und dem Vorsitzenden Müggelbergen und an anderen Stellen waren sehr besucht. Die und den Sachverständigen andererseits. Es dreht sich um die Frage, Zahl der Schneeschuhläufer, die sich in der Umgebung Berlins in welchen Fällen die Direktoren verpflichtet waren, bei dem Kredittummelten, ging in die Tausende. Leider forderte der rege Sport- ausschuß der Bank die zu gewährenden Kredite zmecks Genehmigung betrieb auch Opfer. Drei Personen mußten mit Knochen vorzulegen. Laut Sagungen mußte das geschehen, wenn die Kredite brüchen, die sie sich beim Rodeln zugezogen hatten, in Kranken- 500 000 Mart überschritten. Der Sachverständige hat fich häuser eingeliefert werden. in der Voruntersuchung dahin geäußert, daß mit dieser Summe der Gesamtkredit einer bestimmten Bankkundin gemeint war. Heute äußert er sich dahin, daß die Sazungen mit dieser Forderung jeden einzelnen zu gewährenden Kredit im Auge gehabt habe. Allerdings sei es dem Fingerspißengefühl der Direktoren anheimgestellt gewesen, in welchen Fällen sie die Einwilligung des Kreditausschusses einholen sollten. Im Falle Stlaret seien die Operationen mit der Zeit derartig kompliziert geworden, die Einlösung der Zeffionen habe sich in einer Weise hinausgezögert, daß bei neuen Kreditbemilligungen der Kreditausschuß wohl zu befragen gewesen wäre. Auf die Einzelheiten wird man noch im Laufe der Berhandlungen zurückommen.
Einen goldenen Sonntag im richtigen Sinne hatten 500 Kinder aus Neukölln, Wedding , Prenzlauer Berg und Mitte, die zu einer sehr hübschen und wohlschmeden. den Weihnachtsfeier ins Mota Efti geladen waren. Bei dampfender Schokolade und Pfannkuchenpyramiden, Musik, Märchenerzählungen und Gesangsvorträgen der sympathischen Wendla Großmann vergnügte sich die zahlreiche fleine Gesellschaft. Zum Schluß gab's Spielzeug und eine ansehnliche Stolle mit auf den Heimweg.
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Auf Einladung des Kreisvorstandes und des Bildungsaus: Schusses des 11. Kreises Schöneberg Friedenau fanden fich etwa 120 Erwerbslose im Gesellschaftshaus des Westens ein, um bei Kaffee und Kuchen den weihnachtlichen Abschluß der in diesem Jahre veranstalteten ,, Erwerbslosennachmittage" gesellig zu begehen. Nach einleitenden Rezitationen der Genoffin Wollmann brachte die Schöneberger Ortsgruppe des Deutschen Arbeiter- Mandolinisten- Bundes Volts- und Kampflieder zu Gehör. Unter Leitung des Genossen Egtorn trug die Rote Spielschar" fleine politische Szenen von zündender Wirksamkeit vor. Zum Abschluß richtete der Kreisleiter, Genosse Wendt, einen Appell an die erwerbslosen Genossen, auch in diesen schweren Zeiten freu imsere Arbeit zu unterstützen, und unter den Klängen des Sozialistenmarsches schloß die Veranstaltung.
Eine recht gut gelungene Weihnachtsfeier für die Erwerbs= Iosen am Orte veranstaltete gestern die Arbeiterwohlfahrt zusammen mit unseren Genossen zu Bohnsdorf . Der größte Saal des Drtes war überfüllt. An langen schön gedeckten Tischen hatten die Erwerbslosen mit ihren Familien Platz genommen. Da gab es Kaffee und Kuchen in reichlichem Maße und jeder hatte noch einen Teller voll der üblichen kleinen Weihnachtsgaben vor sich. Für die musikalische Unterhaltung sorgte der Bohnsdorfer Mufitnerein Lyria". Auf der Bühne gab es allerlei zu hören und zu fehen. Da verteilte der Weihnachtsmann an die guten Kinder, die ihr Sprüchlein vom Christkindchen aussagten, Flinten und Säbel. Aber bald wurde der ganze Plunder mit all feinen verberblichen Hintergründen entlarvt durch tie Darbietungen der Kinderfreunde, Sozialistischen Arbeiterjugend und Jungbanner. Da wollte eine alte Tanie den fleinen Roten Falken von den Englein im Himmel erzählen, aber die Kleinen trieben sie durch ihre Fragen so in die Enge, daß fie bald verzweifelt davonlief. Auch sonst befamen die politischen Maulaufreißer eins drauf. Am Schluß der Feier dankte die Genossin Thomas allen, die zur Verschönerung des Festes beigetragen hatten, insbesondere den Spendern.
Die angeklagten Bankdirektoren Schmidt und Hoffmann werden Direktor Schmidt ist im Jahre 1872 geboren, war in der Kommunal vom Vorsitzenden ausführlich über ihren Werdegang vernommen. verwaltung tätig, später Vorsteher der Schöneberger Sparkasse und Finanzdirektor in Jena , von wo aus er den Ruf nach Berlin er
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Der angeflagte Direktor Hoffmann ist im Jahre 1874 geboren und Schulkamerad des Angeklagten Schmidt. Seine erste Tätigkeit hatte er in der Preußischen Zentralgenossenschaftsfajje und fam später zur Städtischen Sparkasse. Mit der Gründung der Stadtbank wurde er deren Abteilungsdirektor. Auch er ist lebenslänglich angestellter Beamter, hatte 15 000 Mark Jahresgehalt und etma 10.000 Mark jährlich Tantieme. Zu seinen Obliegenheiten gehörte u. a. die Schulung des Personals. Direktor Schmidt erklärt dazu, daß unter dem Personal etwa 80 verschiedene Berufe nach der Liste vorging, die beim Magistrat geführt wurde, ohne vertreten waren, daß man bei Neueinstellungen einfach automatisch sich darum zu kümmern, ob die Betreffenden sich für den Bankbetrieb überhaupt eigneten.
Friedr. Wolf:„ Die Jungens von Mons " der Rhythmus unserer Zeit schwingt, träftig und begeistert mit
Voltsbühnen- Tournee.
In der Volksbühne wird Operette gesungen. Daher haben die für einen Monat ohne Entgelt beurlaubten Schauspielerkräfte auswandern müssen. Sie probieren im Berliner Theater" ihr neues Stück aus, das sie teilenderweise durch eine Städte tragen werden. Das Stück greift an, doch es greift nicht in die Fort entwicklung der Kunst ein. Es wurde aus der Zeit herausgeholt, doch es fand keinen ordentlichen Gedankenraum. Die Dinge, die sich in England begeben, sollen symbolisch sein für Deutschland . Der Dramatiter meinte ein scharfer Kritiker zu sein, doch er sticht nicht sehr schmerzhaft in unsere Arbeitslosennot, in unsere Gewissensnot, in den ganzen Jammer, der uns erstickt. Sein großgedachtes soziales Stück ist mehr eine Maskerade als ein Schauspiel.
In England wurde vor Jahresfrist eine Frau entdeckt, die sich im Männerrod und Männerberuf durchs Leben gebracht hatte. Sie lebte sogar in staatlich registrierter Ehegemeinschaft. Weder Standesamt noch Steueramt bemühten sich gegen sie, bis der Totenbeschauer ihr den Brustlatz lüftete und damit das absonderliche Geheimnis. Dr. Wolf, dessen Gewissenstampf gegen den unsinnigen§ 218 stürmt, sieht in der Geschichte nur teilweise einen Bossenstoff. Seinem Temperament nach faßt er das meiste tragisch auf. Als eine Jungfrau von Orleans unserer Tage erscheint ihm die englische Frau, eine brave Kriegerwitwe, eine Arbeitslose, die nicht einmal als Aufwärterin Miete und Brot für ihren Sohn und für die
fingen konnten.
Ein großer roter Zeiger gab auf einem feß gezeichneten Plan von Berlin vor jedem Bühnenbild den Ort an, um die Handlung möglichst verständlich zu machen. Glühend vor Eifer machten die Kinder, sowohl auf der Bühne wie im Zuschauerraum die Fahrt hatte, Milchflaschen zu zerbrechen und sich schnell nach einem andern mit dem Bimmeljungen durch ganz Berlin . Als er aber das Bech Beruf umsah, um den Schaden ersetzen zu können, lernten sie, daß jeder Beruf seine Plagen hat. Doch endet alles gut; denn Ilse, ein fleines, aufgewecktes Schulmädel, hilft dem Jungen. Und den nicht sparten, wird der Wert der Kameradschaft deutlich klar geKindern, die mit anfeuernden Zwischenrufen und guten Ratschlägen worden sein.
Gespielt wurde unter der Regie von Dr. E. Brasch sehr nett. Namentlich die Träger der Hauptrollen Rolf Wenthaus und Christel Grautopf gewannen im Fluge alle Herzen. W. Bötta... cher schuf prächtige Bühnenbilder unter geschickter Verwendungscom des Films Symphonie der Großstadt". <-g.
Pünktchen und Anton."
Eine Kindervorstellung im Deutschen Theater. Am Schluß wird die arme, anständige Frau in Gnaden von den reichen Leuten aufgenommen. Es sieht beinahe so, aus, als ob geheilt ist. Erich Kästner schließt den Kompromiß des guten
Das fünftige Kunstausstellungsgebäude bejahrte Mutter aufbringt. Lang genug hat die Frau sich ehrlich die Kurfürstendammziege von ihrem kostspieligen Kleiderfetischismus
Ein Plan von Sandfuhl und Büning.
Daß ein wirklich und allseitig brauchbares Kunstgebäude für Berlin schon längst eine Notwendigkeit sei, ist eine Binsenwahrheit. Die letzten Jahre brachten verschiedene Projekte, die sich zerschlugen. Jetzt hat endlich die Künstlerschaft selber ihre Sache in die Hand genommen, und so geht der neue Plan eines Kunstausstellungsgebäudes mit Riesenschritten seiner Erfüllung entgegen.
Auf einer Versammlung, zu der Balluschek als Vorsitzender des Kartells Presse und Künstlerschaft geladen hatte, berichteten die Bäter des Entwurfs über ihr Werk. Der ideenreiche und energische Leiter der Juryfreien, Hermann Sandtuhl, ist auch hier die treibende Kraft gewesen; mit ihm hat der ausgezeichnete Architekt W. Büning einen Bau entworfen, der allen Zwecken eines solchen Kunsthauses gerecht wird. Er soll erstaunlicherweise nicht mehr als 155 000 bis 170 000 Mart fosten. Der Bauplah befindet sich im Besitz des Staates: es ist ein schmaler Streifen neben der Hochschule für bildende Kunst in der Hardenbergstraße, der zu deren eventueller Erweiterung bestimmt war. Diese Vergrößerung ist vorläufig gänzlich ausgeschlossen, und im übrigen ist das Kunsthaus nur als ein auf etwa zehn Jahre berechnetes Provisorium gedacht. Das Einstweilige dieses Planes ist seine Stärke: es ermöglicht die rasche Herstellung im kommenden Frühjahr und die Billigkeit der Baufoften. Dabei ist für alles gesorgt: der Entwurf ficht jede Art und Größe von Ausstellungen bis zu 1200 Kunstwerken durch Abstufung der Deckenhöhe und Einschaltung verschiebbarer Wände, durch einen hohen Sonderraum für wandgebundene Techniken ( Fresco, Glasgemälde usw.), Lager- und Badräume und dergleichen
vor. Dazu kommt ein Café an der Straßenseite, dessen Bewirtschaftung die laufenden Kosten deckt und die Abhaltung von Künstlerfesten, Kongressen und dergleichen gewährleistet.
Das Aeußere ist in moderner Art gehalten, sehr einfach, mit horizontalen Fensterreihen und flacher Bedeckung, als sichtbarer Ausdruck seines Zwedes.
Der Staat hat zwar seinerzeit 700 000 Mark für einen solchen Kunstbau bereitgestellt, aber diese Summe kann und soll jetzt nicht in Anspruch genommen werden. Die Berliner Künstlerschaft wird aus eigener Kraft die Mittel für den Bau aufzubringen wissen. Sie will gerade in dieser Krisenzeit beweisen, daß Kunst ein lebens notwendiges Gut sei und, da Staat und Gemeinden versagen, ein großes Beispiel opferfreudig aufstellen, wie der geistige Wiederaufbau des Kunstlebens möglich gemacht p. f. sch.
werden tönne.
Auf Befehl von Naziffudenten. Das Polizeipräsidium in Brauni meig hat den Bulgaren Stojanoff als lästigen Ausländer aus dem Freistaat Braunschweig ausgewiesen. Stojanoff soll über eine Studentin geäußert haben, sie benehme fich wie ein Dienstmädchen. Die Nazis forderten daraufhin seine Ausweihung.
dieser Historie für Kinder vorgeht, ist alles andere eher als verföhnend für die Leute, die die Vorgänge applaudieren.
Selten ist in einer Komödie für erwachsene Kinder der westlichen Regionen so energisch gegen die Dummheit des Bankkontos Front gemacht worden wie hier. Erich Kästner streift beinahe die groteste Karikatur. Das Spiel enthält eine Szene, in der das fleine reiche Mädchen träumt, und diese Szene sollten sich alle Erzieher und bekoweten Eltern als warnendes Beispiel dienen lassen. Sie bedeutet eine vernichtende Kritik der Kinder an den Eltern, die nur in Geschäften und gesellschaftlichen Verpflichtungen aufgehen. Das westliche Berlin erhält einen Spiegel vorgefekt, der die wahre Frage entgegengrinsen läßt. Es ist eine Gesellschaft reif zum Fall.
gehalten. Nun verzweifelt sie und hochstapelt, damit die zu Hause nicht hungern. Sie fleidet sich in Hauptmannskhaki. Als wunden- Ausgangs, doch was sonst in dem Kindermärchen, oder besser in bedeckter Held von der Alliertenfront tritt sie auf. Der britische Generaldirektor findet an dem forschen Hauptmann Gefallen. Denn gerade grassiert der Bergarbeitersteif. Eine Faschistentruppe wird für den Kapitalismus refrutiert. Kommandant ist kein anderer als unser Hauptmann, unsere Frau. Einen Moment scheint es, als wenn der neue Mann die Radauelite aus dem Boden stampfen und herrlich zum Siege führen wird. Dann tippt die Maskenkomödie aber um. Aus dem Kapitalistenkämpfer mit hitlerscher Schnauze wird ein kleiner Lenin. So weit das Zeitproblem. Das Theaterproblem wird dadurch gelöst, daß die hübsche Tochter des Generaldirektors dem vermeintlichen Hauptmann brunst- und inbrunstvoll an die Brust sinkt. Alles das wirkt in dieser trüben Beit ziemlich komisch, wenn auch nicht nach dem Willen des Dichters. Auch Nazikommißszenen und Rollkommandos werden auf der Bühne gezeigt, und es wird lustig. Schließlich entpuppt sich aber der Beiberhauptmann oder auch das Hauptmannsweib als der einzige und tapferste Mann des Stückes. Die Dunkelmänner von der Reaktion und von der allzu schlauen Gewerkschaft müssen sich vor der zielbewußten Bolschewistentüchtigkeit verfriechen.
Aber das Ganze bleibt aus der Perspektive des Kindes gesehen. Ein entzückendes, geistreiches Spiel, das das kleinste Kind verstehen kann, und in einer wundervollen plastischen Sprache gehalten. Und die Moral? Kinder fritisiert eure Eltern, die nur die Drohnen in der Gesellschaft spielen. Folgt ihnen nicht, denn ihr Tun ist Lüge und Heuchelei. Diese Tendenz tritt nicht aufdringlich hervor, sie ist in den Aufbau der Szene verwebt.
Diese ebenso verzwickten wie verrenkten Begebenheiten, die der Unter Gottfried Reinhardts Regie wird prächtig gespielt. Regisseur Richard Weichert durch eine Art Schaubudenmusik Die Großen zeichnen festumrissene Figuren, und Hannele Maierbegleiten läßt, gehen eher in der Phantasie des ehrenwerten Dra- zad und Hans Joachim Schaufuß erleben sich selbst in ihrem matifers als in der Vernunft seiner Zuschauer auf. Frau Agnes wundervollen Spiel. Straub in der halb tragischen, halb komischen Hosenrolle ist ein erfreulicher Anblick. Sie unterscheidet sich so sehr von dem ihrem Dichter vorschwebenden Uniformungeheuer, daß sie ihre pertrade
Rolle beinahe adelt. Die ganze Volksbühnentruppe ist sonst noch vertreten. Sie erspielt sich einen Erfolg, der ihren alten Kredit zum mindesten nicht erschüttert.
"
Die Bimmeljungen."
Kindermorgen in der Volksbühne.
M. H.
Freudig erregte, sich lebhaft unterhaltende Kinder füllten am Sonntagmorgen die Volksbühne. gemeinschaft der Kinderfreunde Groß- Berlin zur Hatte doch die Arbeits Wintersonnenwendfeier eingeladen.
gestellt. Das Orchester der Sozialistischen Arbeiterjugend unter Bereitwillig hatten sich viele in den Dienst der guten Sache Leitung von Rudolf Barthel mufizierte, ein Chor sang das Lied Nach grüner Farb' mein Herz verlangt" und„ Das Theater für Kinder" spielte als Uraufführung Die Bimmeljungen", ein zeitgemäßes Kindertheaterstück von Lola Landau . Vorher aber hatte Friz Hoffmann als findfroher Lehrer eine kleine offene Singitunde mit der ganzen Schar der Theaterbesucher ab gehalten, so daß alle ,, Das Kameradschaftslied", das von dem Wollen der Kinderfreunde zeugt und„ Das Potsdamer Plot- Lied", in den
F. Sch.
Karl Pannier, Landgerichtspräsident a. D. und Schriftsteller, im 77. Lebensjahre in Dessau gestorben. Etwa 230 Bände der Reclamschen Bücherei entstammen seiner Feder. Besonders durch die Uebersetzungen mittelhochdeutscher Dichter, darunter die Lieder Walthers von der Vogelweide, ist Pannier in weiten Kreisen befannt geworden.
fiebzigjäh
Sven Hedins neue Expedition. Der fast fiebzigjährige schwe dische Forscher Sven Hedin bereitet zur Zeit eine neue Expedition nach Asien vor. Die geplante Forschungsreise soll eine Erweiterung und Ausgestaltung seiner letzten Asien - Expedition sein, auf der es ihm gelang, mehrere meteorologische Stationen in der Wüste Gobi einzurichten. Am 27. Dezember wird der Forscher von Stockholm cus seine Abschiedsansprache an Deutschland halten, die auf alle deutschen Sender übertragen wird.
Im UT.- Kurfürstendamm findet am 27. Dezember eine Matinee statt. Waldemar Bonsels fiest aus seinem neuesten Buch„ Tage der Kindheit". Anschließend wird in neuer Bearbeitung der Film„ Biene Mai a" gezeigt.
Dienstag 8 Uhr im Kleinen Theater herausbringt, benust hier die Form Die Truppe 1931, die ihre erste Uraufführung Die Maufefalle" der musikalischen Revue, um in einer neuartigen senenmontage das Thema Der Angestellte" aufzurollen.
Die Kammermusikvereinigung der Berliner Staatsoper hat sich unter der Beitung des Konsertmeisters Georg Knieftädt neu gebildet. Die Neuund Bläser fich auch der seitgenöfifchen Zonfeger annehmen, gründung will neben der Pflege der flassischen Meistermerte für Streicher