9i. K. Weuherl:
S)er unbekannte£efer
Der Arbeitslose holt sich ein Buch aus der Leihbibliochek. Andere gehen in die Eckkneipe, ins Kino, auf den Rummel, er geht in die Leihbibliothek und sucht sich ein neues Buch aus. Lange sucht er. Sittengeschichten, Reisebücher, Liebesromane gehen durch seine Hände. Wie in großen Warenhäusern Bürgerfrauen in Stoffen und Tuchen wählen, suchen, um für den Preis etwas Brauchbares einzuhandeln, wählt er, noch unschlüssig, für zwei Groschen Leih- gebühr in Schicksalen. Alle sind ihm hier erreichbar, alle kann er mit- und nacherleben. Aufstieg, Untergang, Sünde, Erfolg, Glück. Ein Titel schreit ihn an.„Dieses hier!" sagt er dann plötzlich. Er hat schon viele Bücher gelesen, gut« und schlechte. Seine Augen haben einen, seltsamen Glanz davon, eine unruhige Mefe. Früher, als er sich noch über die Hobelbank beugte, waren seine Augen heller, sein Lächeln fröhlicher, unbekümmerter. Aber damals hat er auch keine Bücher gelesen. Wenn er aus der Fabrik heimkam, war er müde. Und nach dem Abendessen ging es noch wohin. Dielleicht nahm er sich Sonntag mal, wenn es draußen regnete, irgendein Buch vor, aber dann kamen andere Freunde und man spielte einen Skat. Sein Verhältnis zum Buch war wie das eines Reisenden, der immer unterwegs ist, zu irgendeinem Mädchen in einer fremden Stadt. Wenn er gerade mal durchkam, besuchte er sie. Eine feste Liebe war es nicht. Dazu gab es zuviel Ver- ein«, Billardtische, Skatbrüder, Mädchen und— Arbeit. Aber wie aus einem ursprünglich losen Verhältnis allmählich eine feste, unverbrüchlich« Bindung erwächst, erschloß sich ihm das Buch immer mehr als eine besondere Welt. Er durchstreifte sie, nicht mehr flüchtig wie ein gehetzter Reisender von Ort zu Ort, er machte lange Stationen und lernte ihre Gebirge und Täler, ihre ' Himmel und Meere kennen. Seine Hobelbank war verwaist. Viele Hobelbänke waren verwaist. Die Fabriksirenen weckten ihn nicht mehr morgens früh. Aber es gab auch keinen Zahltag mehr. Dann ging man stempeln, wie Hunderte in der Fabrik, wie Tausende in der Straße, wie Millionen in der Welt. Dann saß man in den Warteräumen der Arbeitsämter und Wohlfahrtsstellen. Und auf diesem Wege, an Kneipen. Versammlungen, verschlossenen Fabrik- toren vorbei, machte er die Bekanntschaft mit dem Buch. X Der Mann in der Leihbibliothek kennt ihn genau. Als er das erstemal zu chm kam, war er verlegen, wußte nicht recht, für welches Buch er sich entscheiden sollte. Jetzt hat er schon viele Bücher gelesen, gute und schlechte. Die literarische Vorbildung fehlt chm, gewiß, der Vater war ja nur ein armer, schlechtbezahlter Arbeiter, der ihn nur in die Volksschule hatte schicken können— aber er besitzt einen guten Instinkt, und allmählich weiß er zu Unterschechen zwischen guten und schlechten Büchern. Er weiß es mit dem ge- sunden Instinkt des unverbildeten Menschen. Von guten Büchern läßt er sich impulsiver hinreißen als klugsprechende, Form und Inhalt des Buches analysierende Intellektuelle. Kitsch und Schund aber verurteilt er schärfer als zünftige Kritiker. Er fiebert, hungert nach elementaren Begegnungen mit Menschen, die zwar hier nur im Buch leben, aber reden, handeln, leiden, fühlen wie er. Men- schen, menschlicher als die Umwelt, näher, vertrauter, aufgeschlossener durch die Kunst des Dichters. Er ist dankbar, wenn aus dem Buch der Atem des großen, drängenden Lebens ihn anweht, wenn es ihn, der abseits steht, hineinreißt in dieses Leben. Er will nichts„Leichtes". Wobei er für„leicht" oft„werllos" fetzt. Es kann nicht schwer genug sein für ihn. Er kann mit einem Satz ringen wie- Former mit glühenden Kesseln. Ein Wort bleibt für. ihn stehen, steht wie ein Stern, ein Komet am Firmament, glüht, strahlt, leuchtet und bricht plötzlich funkenstäubend ausein-
ander. Er kann mit den Zähnen knirschen, mit der Faust auf den Tisch schlagen, vom Stuhl aufspringen und die Stirn am Fenster- glas kühlen. Er kann auch laut auflachen und. ein paar Seiten später— auf seine Art weinen. Seihe Art: zwei zage Tränen. Ein Griff zum Kragen, als säße der Binder schief. Eine inner- liche Ansprache: Mensch, du bist doch ein Mann! Und das ist doch bloß ein Buch! Zwei zage Tränen werden verschluckt... * Wenn man diesen Leser fragt, kann er gewiß keine literarischen Definitionen geben, aber es genügt, es würde manchem anspruchs- vollen Autor genügen, wenn er vom Buch aufsteht und die Augen in eine gezauberte Landschaft richtet oder ganz einfach konstatiert: „So ist es wirklich. So ist es!" Oder, leiser:„So mühte es sein!" 'k Manchmal möchte er antworten. Er, der unbekannte Leser, dem großen Dichter. Er hat versucht, Briefe zu schreiben, wirre. klare, dumme, kluge Briefe, wenn er erfüllt war von einem Buch. Aber er hat solche Briefe-nie abgeschickt. Entweder wußte er die
Adresie nicht oder der Dichter, dessen Buch ihn fesselte, erschütterte, anregte, war längst tot. Wenn er es noch nicht wußte, sagte es chm der Buchhändler. Andere Dichter lebten im Auslande oder waren Unbekannte, fast wie er, Verschollene. Ja, manchmal möchte er antworten. Manchmal möchte er mit anderen Menschen sprechen als mit mürrischen Zimmeroermieterinnen, unzufriedenen, arbeitslosen Kol- legen, kontrollierenden Wohlfahrtsbeamten, Mädchen auf der Straße. Und von anderen Dingen möchte er sprechen als von Miete, Schuh - sohlen. Schneeschippen und dem Essen in der Volksküche. Aber er ist und bleibt der unbekannte Leser. Kein Dichter weiß von ihm. Niemals tritt er heraus aus der stummen Reihe der Dankbaren und Ergriffenen, deren Dankbarster und Ergriffenster er ist. Irgendwo ist er einer der letzten in dieser Reche. Klein, verlegen, oersorgt, vergrübelt. Vielleicht würde ihn der erfolgreiche Dichter gar nicht anhören, gar nicht seinen Brief lesen, denn es kommen ja so viele zu ihm, schreiben ihm Briefe, telephonieren. Film- und Vllhnendirektoren. Verleger, Literaturpreisträger, Banklersgattinnen, Schauspiele- rinnen... Vielleicht aber wartet irgendwo in der Welt«in junger, zweifelnder Dichter auf diese Stimme. Vielleicht hätte sie einen Dichter geweckt, einen Menschen gerettet oder— immerhin— eine einzige frohe Stunde bereitet.
Kuli um Qurdus:
Im westeuropäischen Sinne gibt es eigentlich gar keine Ehe- fcheidungsprozesse m der Sowjetunion . Das Scheiden geht noch leichter als das Heiraten und wird von jedem Polizeirevier, in kleineren Städten sogar vom Postamt, innerhalb fünf Minuten er- ledigt. Ein kurzer Federstrich des Beamten im Paß und schon ist ein Sowjetbürger verheiratet oder geschieden. Früher konnte man sich monatlich viermal verheiraten und wieder scheiden lassen. Das wurde aber den Sowjetbehörden zuviel. So erließ man neue Be- stimmungen, nach denen zwischen Scheidung und neuer Heirat ein halbes Jahr verstreichen muß. Die neuen Verfügungen bestimmen aber auch, daß bei der Scheidungsprozedur wenigstens ein kleiner Scheidungsgrund genannt wird. Das ist aber reine Formsache und noch nie ist eine Scheidung wegen Grundlosigkeit abgelehnt worden. Vor dem Tisch des Polizeibeamten treten die Eheleute, oft auch die Frau allein mit einer Einverständniserklärung des Mannes(inter- esiant ist es, daß die Frauen meistens auf Scheidung drängen) und bitten um den Paßvermsrk:„geschieden". Der Beamte fragt kurz: Gruird? Meistens hörte man dann dieselbe Antwort: Der Mann säuft. Das ist ein sehr großer Scheidungsgrund. Oft aber gibt die Frau oder der Mann zu. daß ihr ein anderer oder ihm eine andere gefällt Der Beamte nickt und sagt nur-„Nach den neuen Be- stimmungen müssen Sie aber ein halbes Jahr bis zur Wiedervcr- heiratung warten." Viele Frauen wollen aber auch die Scheidung, weil sie ihren Mann verdächtigen, nicht 100 Prozent Kommunist zu sein. Politische Gründe bei Scheidungen sind besonders aus schlaggebend. Da kommt eine Frau und verlangt Scheidung, weil ihr Mann zu Hause scharfe Kritik an den Sowjets übt. Hier wird die Scheidung nicht nur innerhalb einer halben Minute aus- gesprochen, sondern eine kleine Notiz über den Fall auch der po litischen Polizei übergeben. Eine andere Frau beschwebt sich über die Abstammung ihres Mannes. Sie hatte geglaubt, einen Bolsche wiken zu heiraten und hat erst jetzt erfahren, daß ihr Mann aus einer Kaufmannsfamllie stammt. Scheidung,— Scheidung sofort. Männer kommen und verlangen geschieden zu werden, weil
3>eter Wlaggi: 3)te»/f 1*111111 kauft ein
„Darf«es etwas fein?" fragt die Verkäuferin hinter dem Ladentisch. Erst dreht sie mit dem Schlüssel das Uhrwerk, das dem Elefanten als Eingeweide dient, auf, bis dessen Herz zu schlagen beginnt, die paar Schläge, die nötig sind, um die Beine in Be- wegung zu setzen, zwanzig Schritt lang, einen halben Meter. Sie setzt das kleine graue Tier, das noch in dieser Winzigkeit etwas von der oormenfchlichen Plumpheit an sich hat, auf die Tischplatte, und nun bewegen sich die kleinen Beine, richtig eins nach dem anderen, die dazu dienen, zwischen den lärmenden Militärparaden der tönenden Wochenschauen, für Wwechslungen zu sorgen... uffah! Wie eine Kinderwärterin, die— den Gästen zuliebe— gezwungen ist, den ihr anvertrauten Zögling zu quälen,—„na, willst du denn-der Tante nicht das hübsche Gedicht aufsagen?"— beachtet sie den faulen Gang des Tieres, das hastig seine Pflicht erfüllt. Sie schämt sich für das Kind, das vor allen Passanten seine Not verrichten muß. Ohne den Blick zu heben, leiert sie ihre armselige, einfältige Frage vor sich hin:„Darf es etwas sein?" So rufen die schattenhaften Zeitungsausruser, die nichts mehr sind als Stimmen:„Bee-Zett-am-Mittack",„Das Achtuhr-Aamtblatt",„Die Welt am Aamo"... Aber noch etwas anderes klingt hier mit, eine leise schwingende Bellelmelodie: Sie bettelt! Ja, sie bettelt! Als wäre es chr Eigenstes, das sie gezwungen sind feilzubieten in diesem Warenhaus, betteln all diese müden Verkäuferinnen:„Darf es etwas sein?" Nein, liebes Fräulein, es dars nichts sein. Geben Sie es auf, zu rufen, legen Sie ihren Elefanten zurück m die Schachtel, ruhen Sie.sich aup! Es hat keinen Zweck, es darf nichts sein! Gucken Sie doch mal aus, mein armes Fräulein, haben Sie doch keine Angst, Sie müssen sich nicht schämen mit ihrem grauen Zwerg, wir sind ja nicht feindliche Käufer rings um ihren Tisch,— wir sind wie Sie! Haben Sie sich denn einen Elefanten gekauft, richtig für sich, um ihn nach Hause zu tragen, auf die Kommode zu stellen, für Sonntagnachnüttag, wenn der Freund kommt oder die Kleine von der Wirtin daheim ist? Und wir— was können wir? Wir sind arbeitslos. Wir haben... ja, wir haben Zeit, nichts als Zeit. Und hier ist's warm, Fräulein, hier ist's wie im Kino, zu dem es schon nicht mehr reicht bei uns. Hier leuchten Hunderte von Birnen, hier wimmelt es von Menschen, hier ist Betrieb, Betrieb. Da kommen wir her, seit unserer still liegt. Da sehen wir die Pracht. das Leben, den Reichtum, es ist alles so sehr sorglos hier, bei Ihrem Elefanten, mein.Fräulein. Aber kaufen? Ausgeschlossen! Wir sind es, Ausgeschlossene, wo wir auch sind. Aber seien Sie uns deshalb nicht böse. Es ist ja für die Kinder, sehen Sie, hier meine Göre, die kann doch nichts dafür... Sie alle können nichts dafür. Sie drängen sich in den engen Gängen zwischen den Tischen, auf denen der Reichtum aufgebaut liegt, ein Reichtum zu ermäßigten Preisen. Ja, unter den Selbst- tosten— wegen der Konkurrenz, ein Reichtum, an dem man besten- falls zugrunde geht.— Was sind da» für Menschen? Die Männer sind durchweg mager, schwächlich, mst tiefen, eingefallenen Augen und Händen, die aus lauten dicken Knoten geknüpft sind. Wie balbwüchsiae Knaben sind sie. trotz der feuchten, blonden Schnurr-
bärte, an denen sich die Kälte in glitzernden Tropfen festklammert. Es ist der jämmerliche Anblick wilder Tiere, die gelähmt und tod- müde an der offenen Käfigstür hocken. Dieses Stillsein ist be- drückend. Aber sie haben ja Zeit, Zeit... Und die Frauen: farblos und unterernährt,— aber die Form ist ihren Körpern geblieben, wie einem verdorrten Eichenstamme, der noch im Tode mächtig aus der Erde ragt. Groß sind sie, um einen Kopf größer als diese Männer, die aus den Fabriken und Büros zurückgekehrt sind wie Kinder aus der Schule, mit schlechten Noten und einem schlechten Gewissen, das einer Mutter Schutz bedarf. Breit sind sie, diese Frauenkörper ohne Nahrung, die den letzten Damm vor dem Untergang bilden für Männer, die keine Männer mehr sind, trotz der Cnergiefalle, die sie sich aus Autoritätsgründen zu bewahren suchen; für diese Kinder, mit denen sie gesegnet gingen, neun schwere Monat« lang, um sie mit dem Fluch dieses Lebens zu beladen, noch ehe sie die ersten Worte stammeln konnten. Hart sind die Gesichter, hart die Stimmen, streng und hart ist die Haltung dieser Frauen-Mütter, hart wie Eis ist die Kruste, mit der sie sich umgeben, um die leidende Wärme zu schützen, deren so viele be- dürfen. Und Kinder sind da. Die kleinsten, bei denen die neun Monate Mutterwärme noch vorhalten wie ein Wunder, mit roten Bäckchen trotten sie umher, mit großen Augen, die noch glänzen können. Die der größeren sind schon stumpf, lange ruhen die Blicke aus jedem Gegenstand, aber sie erfassen ihn nicht. Draußen ist die Kälte, hier ist es warm. Daheim ist die Armut, hier der Glanz. Was ist das für ein Glanz'? Verlegen versucht der Vater, dem Kinde die�und jenes zu erklären,—„da, guck mal, Irmgard, guck mal den Elefanten an. Das ist ein Elefant, ist das. Guck mal, er läuft..." Die Mutter weiß nur eines: Nicht berühren!„Nicht anfassen, hörst du, Ernst, hörst du, was ich sage, du sollst das nicht anfassen!" Sie dürfen es nicht anfassen, es ist nicht für sie. Sie dürfen sich hier durchzwängeü, das kann ihnen keiner verwehren, Kunden sind Kunden, auch wenn sie keine sind. Das Warenhaus ist groß, natürlich, und es gibt viel zu sehen, aber in der Konfektions- abteilung kommt man sich wie ein Dieb vor und zu den Eßwaren geht man besser nicht hin, es ist nicht gesund so auf nüchternen Magen... Man mutz ans Nachhaufegehen denken.„Maxe, komm, pah du auf Irmgard auf, Irmgard, gib dem Bater die Hand— wo gehts hinaus, wo ist der— siehst du. wo der Ausgang ist, Max?" Man muß gehen. Man kann nicht ewig hier herumstehen. Morgen kann man wiederkommen, übermorgen, die ganz« Weih- nachtszeit über. Da haben die Kinder wenigstens etwas von Weih- nachten. Aber jetzt— myn füllt nur Gänge, andere Leute wollen auch ran, man ist im Wege, den anderen, dem Fräulein, den Kindern, sich, der ganzen Stadt, der ganzen Welt.. „Darf es etwas fein?" jammert das Fräulein, und diese heulende Grimasse in dem müden Gesicht soll ein Kundendienst- lächeln sein.„Es darf nichts fein, Fräulein! Nicht heute. Noch nicht heut«. Morgen, viellei-ht morgen...
ihre Frau schlecht koche und das ganze Essen verderbe. Da fragt der Polizeibeamte: „Ja. Genosse, können Sie nicht in der Werkskantine essen, sonst haben Sie doch nichts gegen ihre Frau?" „Nein, meine Frau ist sonst sehr verträglich, aber essen mutz ich zu Hause und bis sie kochen lernt, habe ich einen kranken Magen!" Scheidung. Es tut nicht zur Sache, daß wegen der Wohnungs - not die Geschiedenen doch weiter zusammenleben müssen! Vertagung oder Aufschub von Scheidungen gibt es nicht Es muh auf alle Fälle geschieden werden, und zwar in drei Minuten. Schuldsrage kennt man auch nicht: wie kommt es also, daß trotzdem die bürgerlichen Sowjetgerichte nichts anderes zu tun haben als Urteile in Scheidungsprozessen zu sprechen? Wie kommt es. daß trotz des schnellen reibungslosen Scheidens jeder dritte Fall doch noch vor das Sowjetgericht kommt? Diese Prozesse in der Sowjetunion sind keine Scheidungspro- zesse, sondern Prozesse um Alimente! Der Staat macht zwar große Propaganda für Geburtenregelung, aber die wenigsten Sowjetehen bleiben kinderlos. Und wenn geschieden wird, nimmt sich zwar der Staat der Kinder an, aber Alimente müssen bezahlt werden. Daher kommen die vielen Prozesse, in denen immer der Mann Alimente aufgebrummt bekommt. Es ist festgestellt worden, daß ZS Prozent der Moskauer Jungarbeiter Alimente bezahlen müssen, in vielen Städten ist der Prozentsatz noch höher! Bezeichnend ist es, daß auf den Lohntüten der Sowjetarbeiter gleich vorgedruckt neben so- zialen Abgaben und Steuer steht:„Abzüge für Alimente"— und bei den wenigsten ist dieser Platz am Lohntag leer! Ost beweist der Mann, daß das Kind gar nicht von chm sein kann, wenn aber der richtige Vater nicht aufzutreiben ist, wird er doch zur Zahlung der Alimente verurteilt, denn der Staat braucht Geld. Ein Sowjet- jurist sagte kürzlich:„Unsere Gerichte sind bei Scheidungssachen den USA. -Richtern sehr ähnlich— immer hat die Frau und der Staat recht!" Ein interessanter sowjetischer Fall ist wert, erzählt zu werden. Ein Arbeiterehepaar lebte in Moskau in bester Ehe. Nur be- trübte die Leute ihre Kinderlosigkeit Als der Mann, der sehr kinderliebend war, erfuhr, daß er daran schuld war, bat er seine Frau, von irgend jemanden ein Kind zu bekommen. Nie würde er sie stagen, von wem das Kind wäre; im übrigen wäre alles nur ein Vorurtell und er würde das fremde Kind wie fein eigenes lieben Die Frau ließ sich überreden und das Kind von einem fremden Mann kam Zunächst hielt auch der Mann sein Wort, dann aber wurde er eifersüchtig und quälte die Frau, ihm zu sagen, von wem das Kind wäre. Sofort ließ sich die Frau scheiden und klagte auf Alimente. Vor Gericht weigerte sich der Mann Alimente anzuerkennen, da das Kind ja nicht von ihm wäre, gab ober zu, daß es auf seinen Willen gezeugt worden ist Der Richter fragte die Frau nach dem Namen des richtigen Vaters. Die Arbeiterfrau aber weigerte sich den Namen zu nennen. da der Vater ihres Kindes in glücklicher Ehe lebe, die sie nicht zer- stören wolle. Das Gericht erkannte diese Gründe an und sagte, daß es auf alle Fälle den Ehemann zur Zahlung der Alimente verur- teilt hätte, weil er seine Frau zu ihrem Schritt bewogen hat; es spiele dabei keine Rolle, ob das Kind von chm sei. So wurde der Mann zur Zahlung der Alimente für das Kind eines anderen ver- urteilt. Dieses eigentlich doch gerechte Urtell hat in der Sowjet- öffentlichkeit(am meisten unter den Männern) große Aufregung verursacht. Das Urteil wird zwar anerkannt, aber man befürchtet. daß da ein rechtlicher Grundsatz durchbrochen wurde. Ein Mann wurde verurteilt, Alimente für ein fremdes Kind zu zahlen Nur diese Tätsache sehen die von allen Gerichten gehetzten Männer der Sowjetunion und erwarten weitere Fortentwicklung der Gerichte in dieser Richtung, denn'der Staat braucht Geld! Die Befürchtungen der Sowjetbürger scheinen wirklich nicht ganz unbegründet, denn gleich nach diesem gerechten Moskauer Ur- teil traf die Nachricht von einem weniger gerechten Urteilsspruch aus Kiew ein. Dort wurde ein Mann zur Zahlung der Alimente für das Kind seiner Frau verurteilt, trotzdem sie zugab, das Kind sei von einem anderen, ihr Mann hätte sie immer allein gelassen und da habe sie andere Gesellschaft gesucht! Schon hatte der Mann für das häufige Ausgehen den Alimenteabzug auf der Lohntüte!
Schnecken prüfen verfeuchtes Wasser. Ebenso wie Kanarien- vogel sehr empfindlich gegen die in den Bergwerken entstehendcn Giftgase sind, und daher manchmal als..Luftprüfer" verwendet werden, reagieren Wasserschnecken sehr schnell auf Verunreinigungen eines Gewässers. Nun sind viele der amerikanischen Mineralgräber während ihrer Arbeit und auf ihren weiten einsamen Wanderungen auf das Wasser, das in Wasserlöchern oder Tümpeln auftritt, an- gewiesen, doch enthält dieses Wasser krankheitserregende Bakterien oder giftige Mineralbeimischungen. Um sich also zu vergewissern. ob ein Wasser trinkbar ist oder nicht, nehmen die Leute auf ihren Zügen immer auch Wasserschnecken mst und setzen, wenn sie auf zweifelhaftes Wasser treffen, eine Schnecke in ein mst diesem Wasser gefülltes Glas. Bleibt die Schnecke länger als ein« halbe Stunde am Leben, so ist dies ein sicherer Beweis, daß das Wasser trinkbar ist. Das Taschentuch kam zuerst in Venedig auf. Im IS. Jahr- hundert. In der Mitte des 17. Jahrhunderts wurde es in Deutsch - land eingeführt. Damals diente es als Luxusartikel. Mit der Verfeinerung der Sitten wurde es Gebrauchsgegenstand. Sohlköpfigkeil kommt in den Städten häufiger vor als auf dem Land« und unter Kopfarbeitern mehr als bei Handarbeitern.