Der Einsturz im Vatikan . Vier Arbeiter vermißt.- 20000 Bücher vernichtet. Rom . 23. Dezember. Bei dem Deckeneinsturz in der vatikanischen Biblis - t h e k wurden rund 20 Ml) Bände, bei denen es sich fast ausschließ- lich um Druckwerke handelt, unter den Trümmern begraben. Die unersetzlichen Manuskripte, die bis ins vierte Jahrhundert nach Christus zurückreichen, dürften mit ganz wenigen Ausnahmen un- beschädigt geblieben sein. Nach den in letzter Abendstunde von vatikanischer Seite vor- genommenen Feststellungen fehlen noch vier Arbeiter, die wahrscheinlich unter den Trümmern begraben sind. Drei Ar- beiter, die im Erdgeschoß beschäftigt waren, konnten sich wie durch ein Wunder noch rechtzeitig außer Gefahr bringen. Ueber die U r s a ch e n des Einsturzes ist man vorerst auf Ver- mutungen angewiesen. Es wird angenommen, daß infolge des Nach- gebens von drei Pfeilern im eigentlichen Bibliothekssaal des dritten Stockwerkes das Dach über dem Querflügel eingestürzt ist und da- durch die Katastrophe verursacht wurde. Drei Todesopfer geborgen. Unker den Trümmern des eingestürzten Teils der vatikanischen Bibliothek sind die Leichen eines Bibliothckbenuhers und zweier Arbeiter gefunden worden. Die Feuerwehr seht die Räumungs- arbeiten fort._ „Die Nacht ohne pause." Titania. . Am laufenden Band serviert man uns ein paar Schlager, Max Adalbert und Siegfried Arno . Die beiden bewährten Darsteller müssen sich durch viel« Szenen hindurch langweilig ulkift benehmen, bis Siegfried Arno , der Ge- schäftskompagnon, zur Ehe geeignet erscheint. Will doch die Tochter des Hauses durchaus einen Mann isiit Vorleben. Arno kommt zu diesem, indem er das Bild eines Filmstars tauft und Max Adalbert dieses BUd mit einer von glühenden Liebesworten strotzenden Wid- mung versieht. Dadurch wird der bislang unbeachtete Mann Plötz- lich zum Held des Tages, bis die Diva persönlich in der Kleinstadt erscheint. Das gibt dann zu den verschiedensten Berwickelungen und einem guten Ende den Anlaß. Ein paar vortreffliche Szenen enthält der Film: wenn die Film- leute sich über sich selbst lustig machen. Sonst vermeiden die Re- gisseure Franz Wenzler und B Morton peinlichst neue Ein- fälle. Darum sind auch Adalbert und Arno nicht vor Aufgaben von Bedeutung gestellt. Recht nett war diesmal Ida W ü st, die ihre Rolle mit persönlicher Anmut spielte. Camilla Horn sah fabelhaft aus und Ilse K o r s e ck spielte nicht sich selbst, sondern nur den Typ der Camilla Horn . Die Filmindustrie hat es in der Schoblonisierung also wirklich beträchtlich weit gebracht. e. b. Walter Kinkel— 60 Jahre. Genosse Walter Kinkel, Professor der Philosophie an der Universität Gießen, begeht am 23. Dezember seinen sechzigsten Ge- burtstag. Kinkel, ein Schüler des Marburger Philosophen Hermann Cohen , hat sich große Verdienste um die Geschichte der Philosophie erworben. Sein Hauptwerk, die große sünfbändige„Allgemeine Geschichte der Philosophie" betrachtet und untersucht die philosophische Lehre im Zusammenhang mit allen kulturellen Er- scheinungen. Daneben hat Kinkel eine große Reihe wertvoller Unter- suchungen über einzelne Perioden- und einzelne Philosophen ver- ösfentlicht. Eine liebevolle Darstellung ist dem Leben und dem Werk seines Lehrers Hermann Cohen gewidmet. Kinket, der aus der Famllie des Dichters Gottfried Kinkel stammt, hat neben seinen wissenschaftlichen Arbeiten eine Reche feinsinniger Gedicht- und Essaybände verfaßt. Für soziale Gerechtigkeit ist Walter Kinkel stets mit besonderem Mut eingetreten, auch in Zeiten, als das Bekenntnis zum Sozialis- mus für einen Universitätsprofessor nicht ungefährlich war. In Wort und Schrift hat er zu den großen praktischen Fragen der Gegenwart mit Entschiedenheit Stellung genommen. Die wissenschaftlichen Pro- bleme des Marxismus nehmen einen breiten Raum in seinen Schriften und Vorlesungen ein. Seine Untersuchung über„Ibsen und der Sozialismus" erschien im Dietz-Verlag.
Sechstes philharmonisches Konzert. Furtwängler eröffnete es mit Paul Graeners„Flöte von Sanssouci ", eine Suite im alten Stil. Sie besteht aus Prälu- dium und Sarabande. Gavotte. Air und Rigaudon, hat ganz hübsche Einfälle und ist ordentlich gearbeitet, im übrigen aber eines der vielen Produkte rückwärts gewandter Sehnsucht und idealisierender Interpretation des 18. Jahrhunderts. Wilhelm K e m p s. der Solist des Abends, spielte Schumanns.�-Moll-Konzert in dem höchstpersön- lichen Stil, mit all den leidenschaftlichen Temporückungen und be- sessenen Ekstasen des romantischen Virtuosen. Schluß und Höhe- punkt war Beethovens 7. Sinfonie, von Furtwängler herrlich ge- tönt, schattiert, aufgebaut und zu höchster Wirkung gebracht. A. W. Beitragssenkung der Volksbühne. Im Hinblick auf die ver- mincerten Löhne und Gehälter hat die Derwaltung der Volksbühne beschlossen, ihre Mitgliederbeiträge ab 1. Januar um 10 Proz. zu senken, wenigstens soweit es sich um Bonstellungen des eigenen Theaters handelt Der Besuch einer Aufführung kostet demnach sauf sämtlichen Plätzen) künftighin nicht mehr 1,70, sondern 1,53 M Um technische Schwierigkeiten zu umgehen, wirb der Differenzbetrag von 17 Pf. für ied« Vorstellung bei Erhebung des letzten Beitrags im Jahr verrechnet
SBerStörle WunUh
Di« Ruinen des Alten Schlosses von Stuttgart , das mit seinen keichen Kunstschätzen einem verheerenden Brande zum Opfer fiel.
Ein Blick in den großen Saal der Bibliothek des Vatikans, in der durch Einsturz einer Decke schwerer Schaden an historischen Kunstwerken angerichtet wurde.
„Oer Hauptmann von Köpenick." Mozart-Saal. Carl Zuckmayer nennt sein Theaterstück eine deutsche Legende. Das persönliche Schicksal des Hauptmanns von Köpenick ist nicht wichtiger als das Milieu, als die ganze wllhelminische Aera, denn erst der Fetischismus der Uniform erklärt die Vorgänge. Der Film, vom Autor und Albrecht Josef geschrieben, folgt dem Drama. Auch die Besetzung der meisten Rollen entspricht der des Deutschen Theaters . Hier im Film kommt die Idee des Ganzen prägnanter heraus als auf der Bühne. Ein Mensch, in die Ma- schinerie des Gesetzes geraten, kann sich trotz aller Anstrengung nicht rangieren. An der Serie seiner Verfehlungen hat die Gesellschaft schuld, die ihm keine Möglichkeit zum Wiedereintritt bietet. Und dieser Mensch weiß die Gesellschaft dort zu packen, wo sie am emp- findlichsten ist, an ihrem Glauben an die Uniform. Der Regisseur Richard Oswald findet den Ausgleich zwischen den beiden Elementen. Es entsteht das unrettuschierte Bild einer militärwütigen Gesellschaft. Der Reserveleutnant bleibt das Ideal des Bürgers, der restlos glücklich ist, wenn er das bunte Tuch tragen darf. Ein paar Szensa illustrieren diese Einstellung, in der sich die gesamte Gesellschaft wohlfühlt. Ueber das Erleben Wilhelm Voigts hinaus runden sich diese Bilder zu einem soziologischen Por- trät einer Epoche und ihrer Menschen. Der Film wird, da er in seinem Darstellungsbereich weiter spannt, noch mehr als das Drama zu einer Kritik, zu einer außerordentlich witzigen Kritik jener Zeit, die heute noch-wm vielen als höchster Wunschtraum verehrt wird. Oswalds künstlerisches Verdienst liegt darin, daß er die Quintessenz einer Szene gibt, und in jeder Szene die Grundmelodie anschlägt. Alles bezieht sich auf das Zentrum, auf den Altar der Uniform. Max Adalbert ist der Träger der Hauptrolle. Gedrückt, Nein, schicksalshaft ergeben, schuldig-unfchuldig verwandelt er sich selbst, wenn er die Uniform angezogen hat. Auch er, der mit der Uniform spielt, verfällt ihrem Zauber. Erschütternd die rührende Einfachheit seiner Klage. Ausgezeichnet die Nebenrollen. In jeder Beziehung ein Werk, das die künstlerischen Möglichkeiten des Ton- films demonstriert. F. Sch. „Stichwort Feldena." Die Tribüne? Die Schauspielerin Else Eckersberg läßt sich in drei ver- schiedenen Gestalten bewundern, als Darstellerin eines Bühnenstars, als ihre Doppelgängerin uno als Verfasserin. Sie hat das Spiel „Stichwort Feldena" selbst geschrieben und sich dabei natürlich mit einer netten Rolle bedacht Sie läßt alle Künste ihrer eigenwilligen Persönlichkeit spielen, und wir hätten gewünscht, daß sie als Autorin denselben Charm entwickelt wie als Schauspielerin. Die Idee, die dem Stück zugrunde liegt, ist gar nicht so schlecht: Ein Bewunderer der berühmten Schauspielerin Maria Felden erfährt zu seinem Schrecken, daß sie auf einfachen Telephonanrus jederzeit für ein gutes Honorar zu einem Schäferstündchen bereit ist Er stellt sie in ihrer Garderobe zur Red«, und da kommt heraus, daß eine Un- bekannte ihren Namen mißbraucht und aus ihrer Aehnlichkei! mit dem Filmstar Kapital schlägt. Um die Schwindlerin zu entlarven, verabredet der Anbeter auf die ü'liche Weise die nächste Zusammen- kunst, und die abenteuerlustige Maria Felden bekommt den Einsall, dabei ihre eigen« Doppelgängerin zu spielen Das gibt ein« einiger- maßen lustige Szene m dem eleganten Absteigequartier Sie be- nimmt sich so gekünstelt und geziert, daß er tatsächlich glaubt, die falsche Felden vor sich zu haben. Nachdem sie ihn völlig verwirri hat, gesteht sie ihm endlich, daß sie das Abenteuer mit ihm ge. sucht hat. Else Eckersberg hat es gereizt, neben der Darstellung der Doppel- rollen aufregenden und anregenden Bühnenbetrieb zu zeigen. Die
ersten zwei Akte spielen im Theater, aber was wir da zu sehen bekommen, sind olle Kamellen. Der Blick hinter die Kulissen er- öffnet keine interessanten Perspektiven. Auch sonst zeichnen sich die Dialoge durch erhebliche Längen und Banalitäten aus. Zum Schluß gibt es außerdem ein Uebermatz an Sentimentalität, das schwer auf die Nerven geht Uebrig bleibt nur die Freud « am Spiel der Else Cckersberz. Sie brilliert mit ihrem Temperament, ihrer Anmut und Verwandlungsfähigleit und ihrer stets erfrischenden Munter- keit. Einen lieben netten Jungen spielt Hans Brausewetter . Der herzliche Beifall, der am Schluß ertönt«, ist auf Konto der beiden Hauptdarsteller zu setzen. Dsr. Ein neuer Operettenfilm. „Ronny" im Gloria-palast. Zu Weihnachten, sagte sich Reinhold Schünzel , der Re- gisseur des entzückenden Films„Der kleine Seitensprung", muß man den Leuten ein hübsches Filmmärchen darbieten mst viel Zuckerzeug und Marzipan. Am besten eignet sich dazu ein Duodez- Hofstaat mit einem jungen Fürsten, der eine Oper komponiert hat, mit einer netten Militärspielerei— die Soldaten marschieren im ! Tanztakt— und geschmackvollem Luxus. Man kann dabei das Ope- ! rettenfürstentum mit feinen schiebenden und traditionsgemäß den � Hof mit kleinen Pompadourchen versorgenden Ministern und die ganze Kleinstadt, die mit dem Hof tanzt, hübsch und zierlich ver- ulken. Man kann prachtvoll geschwungene Treppen zeigen und viele Pagenbelne- Emmerich Kaiman wird eine hübsche Musik dazu machen, vor allem aber man hat Käthe von N a g y, eine eat- zückend frische und anmutige Frau, die von einer kleinen Theater- angestellten sogleich zum Star des fürstlichen Theaters avanciert und im Sturm den Herrn der Herrlichkeit erobert, aber keine Maitresse sein will, sondern eine ehrliche Geliebte. Schließlich ist Willy F r i t s ch nicht zu vergessen, der hier seine ganze nette und liebenswürdige Art entfalten kann. Dazu ein Hofstaat mit Otto W a l l b u r g(ulkiger Theaterintendant), Aribert Wäscher und Hans W a ß m a n n. Also, sagte sich Neinhold Schünzel. und ging mit erprobten Mitteln ans Wert. Das Resultat ist eine leichte süffige Sache mit Treffern, die sich schon so und so oft bewährt haben. Man wird immer wieder an all die anderen Liebeshöfe der bald männlichen, bald weiblichen Operettenfürstlichkeiten erinnert und stellt resigniert fest: Nun ja die Tonfilm„kultur " besteht in der Wiederholung: sie spekuliert auf ein Publikum, das sich durch Märchen über die Wirk- lichkeit wegtäuschen läßt. r. (Ein Königspalast in El Amarna entdeckt. Bei den Ausgrabungen in El Amarna stieß man auf Spuren eines 3l)t)i1 Jahre alten Königs- palastes, der wahrscheinlich der Palast der Königin Nofretete nach ihrem Sturz war. Jarmila Novotna singt in der Städtischen Oper als Gast in der Sil- vesteraufführung der„V e r k a u s t e n Braut" die Maria.
Im Lessing-Muscum, Brüderstr. 13, und S-.-. schen stehen:... mit Musik von Albert Lortzing und„Ein Groteske mit Musik von Dittersdorf.
zelongen allwöchentlich
> Freitags „Musikali-
rogramm ........ Spieluhr", oman in der Waschküche" eine
Die Märchenoper„Hansel und Grete!" wird am 1. Feiertag mn 2 Uhr, am 3. Feiertag um 2.30 Uhr, am 30. Dezember um 2 Uhr, am 1. Januar um 2 Uhr, am 2. Januar 2.30 Uhr in der Städtischen Oper gegeben. Ausstellung AUamerikanischer Kunst in der Akademie ist auch an den beiden Weihnachtsseiertagen geöffnet von 10— 2 Uhr. Silvesteraussiihrunge». Am Silvesterabend wird in der Staatsoper die neu bearbeitete Operette Geisha gegeben. Im Staatlichen Schau- s p i e l h a u s wird„E h a r l e n s T a n t e": im S ch i l l e r«? h e a t e r: „Die göttliche Jette" gegeben.
Ksi'ne Feier ohne Meyer Htroiann Mtytr V C o«. Ac*.6tC>