Einzelbild herunterladen
 
I M» Iwrit ti�odtn geWeftent Hol We Müschs rein, die Schauspieler kommen! Und dieses Wort kennzeichnet ohne Ucbertreibung die Einstellung, die die Allgemeinheit den Schauspielern gegenüber Hatto. In China   steht der Schauspielerstand noch heute nicht besonders hoch, und zwar liegt dos an dem Bildungsniveau des Durchschnitts- schauspielers: die meisten von ihnen sind Analphabeten und meist geradezu lächerlich abergläubisch. Neuerdings sind in China   Bestrebungen ich Gange, die die Errichtung eines modernen Theaters in unserem europäischen Sinne bezwecken. Es wird ein moderner Typ van Schauspielern aus- gebildet, die nicht nur die Darstellungskunst beherrschen, sondern auch über Allgemeinbildung verfügen. Besonders wird den Schülern dieser Schauspielerschulen auch die Kenntnis ausländischer Dramatik vermittelt. Neben der rein theoretischen Arbeit ist schon jegt ein Theater eingerichtet worden, auf dem die Werke moderner Schrift- steller aufgeführt werden, und zwar befindet sich diese erste moderne Bühne in Peking  , von wo man Gastspielreisen durch das ganze Land zu machen beabsichtigt. Einer der bevorzugten modernen Bühiienschriftfteller ist Henrik Ibsen  , besten sämtliche Stücke man mit Begeisterung spielt und an­hört, vielleicht weil ihre Probleme an Dinge rühren, die gerade heute den Chinesen wichtig sind. IT\V.
3to«S: �iere als WeUerpropheleai Tiere, namentlich Vögel, gelten bei der ländlichen Bevölkerung überall als Wetterpropheten. Der vertrauteste und beliebteste unter ihnen ist die Schwalbe. Wenn die Schwalben hoch in den Lüsten ihre Kreise ziehen, dann soll weiter die Sonne strahlen, doch wenn sie in jähem Schwung herabschießen und unruhig dicht über der Erde dahinfahren, dann gibt es Regen. Seit alter Zeit wird auch der P f a u e n s ch r e i als Ankünder schlechten Wetters genannt, und wenn dieser häßliche Ruf häufig schallt, dann eilt man, die Ernte in die Scheuern zu bringen. Die Sturmschwalbe hat ihren Namen als Bote des Ungewitters erhalten, und wen» sie über die brandenden Meereswogen eilt, dann glaubt der Seemann  , daß der unheilvolle Bote auf seinen Schwingen den Sturm hertrage, der die Wellen über sein Schiff sich stürzen läßt. Mancher Landmann schwört aus die Unfehlbarkeit der Saatkrähe. Wenn diese Vögel, anstatt am frühen Morgen direkt aus die Felder zu fliegen, unruhig und ängstlich auf die höchsten Zweige der Bäume flottern, ein rauhes Gekrächze erheben und mit den Flügeln schlagen, dann weiß der Bauer, daß bald ein starker Regen niedergehen wird. Fliegen die Krähen im Winter schon vor Sonnenaufgang zur Nahrungssuche aus und kehren sie erst nach Sonnenuntergang wieder heim, ohne dabei das gewohnte Gekrächz hören zu lassen, so wird scharfer Frost eintreten. Nur selten entschließt sich'die Hausgans dazu, ihren watschelnden Gang aufzugeben und mit schwerfälligen Flügelschlagen in die Luft sich zu erheben. Tut sie das aber, und noch dazu ohne ersichtlichen Grund, dann ist ein tüchtiger Sturzregen nahe. Wenn die Enten, statt bei Tage im Wasser umherzuschwimmen, lieber im Grase herumspazieren und auf die Schneckenjagd ausgehen, dann ist ebenfalls dem heiteren Himmel und der Sonne nicht recht zu trauen. Auch die Waldhühner tragen ein sonderbares Be- nehmen zur Schau, wenn sie den kommenden Regen in der Lust spüren. Sie laufen dann schnell dahin, in einer fast nervösen Hast, den Kopf weit vorgestreckt. Wenn solche Wasservögel, die sonst unmittelbar am Meeresufer nisten, ihre Brutplätze weiter binnen- wärts verlegen und auf festem Boden ihr Heim aufschlagen, dann steht langes und schweres Unwetter auf See bevor. Die größte Feinstihligkeit und die feinste Borausahnung für das Wetter hoben aber doch wohl die Fische. Sie sind gewisser- maßen die Barometer der Natur. Wer diese Bewohner der Tiefe in ihren Lebensgewohnhesten genau beobachtet, der wird aus ihrem schnellen Hin- und Herschießen, an der unter ihnen herrschenden Aufregung, an der Art der Futterausnahme allerlei nützliche Winke zu schließen vermögen und an ihnen ein hochnützliches Barometer erkennen. Auch der Imker kann aus dem Benehmen der Bienen Hinweise auf das Wetter folgern. Wenn viele von ihnen in den Stock zurückkehren und nur wenige ausfliegen, dann weih er, daß die klugen Arbeiterinnen bei schlechtem Wetter zu Hause bleiben und sich nicht den Gefahren des. Regens und Sturmes aussetzen. Die Schafe ahnen das Unwetter voraus und drängen sich lange vor seinem Ausbruch im Schutze eines Felsens oder dergl. zu­sammen, um nicht auf freier, ungeschützter Ebene den Unbilden der Natur preisgegeben zu sein. Maulwurffänger behaupten, daß man mit Sicherheit auf die Gestaltung des Winter schließen kann, wenn man die Zahl der aufgeworfenen Maulwurfs Hügel beachtet, insbesondere aber die Füllung der Maulwurfegänge mit Nahrungs- mittel». Wenn die Höhlen nicht zahlreich und nicht sehr mit Vor- räten angefüllt sind, so gibt es einen milden Winter. Wenn die Feldmäuse besonders eilig und geschäftig ihren Schlupfwinkeln zueilen, ist das ein Zeichen dafür, daß der Winter nahe ist und die Kälte nicht lange auf sich warten lasten wird. Vor Ausbruch eines Gewitters sind alle Tiere unruhig. Das kann man besonders gut n den Zoologischen Gärten beobachten, wo sich noch vor dem ersten Donnerschlage eine besondere Aufregung, Unstetigleit und Nervosität der Tiere bemächtigt. Besonders dem Katzengeschlechte liegt der Aufruhr der Natur gewissermaßen im Blut. Der Tiger schleicht doppelt hastig auf und ab und peitscht dazu seine Flanken schier unablässig mit dem Schweife. Der Luchs schießt absatzweise von einem Winkel des Käfigs in den andern, ja selbst bei der ge- wöhnlichen Hauskatze kann man eine besondere Beweglichkeit. ein zielloses Hin- und Herrennen, mancherlei Zeichen von Unruhe und Unbehaglichkeit wahrnehmen
Anna ffilos:
Cosimn Wagners
Als Cosima  , die spätere Gattin erst Hans von Bülows, dann Richard Wagners  , geboren wurde, standen gute und böse Geister an der Wiege dieses Kindes, dessen Name später Weltruf bekommen sollte. Ein gnädiges Geschick hatte zwei Menschen zusammengesührt, die Costmas Eltern werden sollten, doch ein schlimmes hatte die Verbindung beider Menschen von vornherein mit Fluch belastet. Eine große Leidenschaft hatte den ungarischen Musiker Franz L i s z t zu der um einige Jahre älteren Gräfin d' A g o u l t geführt. Die Gräfin war verheiratet und Mutter mehrerer Kinder. Sie ver- ließ Haus und Hof, Familie und Stellung, um dem Geliebten zu folgen. Zwei außerordentliche Menschen kamen zusammen. Beechoven hatte den Knaben Liszt   auf die Stirn geküßt. Goethe  hatte Marie d'Agoult  , die er als Kind in der Familie Bethmann  in Franksur« getroffen hatte, segnend die Hand aufs Haupt gelegt. Als zweite Tochter dieses Liebesbundes wurde Coflma am. De- zember 1837 in Bellagio   am Eomer See geboren. Zur Erinnerung daran wurde sie Cosima   getauft. Ihr Name erinnert aber auch an die Heldin eines Werkes von Georges Sand  , der Freundin der Liebenden. Nie hat Cosima   das Glück des Elternhauses kennengelernt. Sie kam mit ihren Geschwistern zu Franz Liszts Mutter nach Paris  und wuchs auf ohne Mutterliebe und Mutterpslege. Noch trauriger gestaltete sich ihr Schicksal, als ihre Eltern sich trennten. Lola Montez   hatte sich zwischen Liszt und Marie dÄgoult gedrängt. Marie kehrte nach Paris   zurück, und es spricht wohl für die Be- beutung dieser Frau, daß sie trotz ihrem Verhältnis zu Liszt  , trotz ihrer Neigung zur radikalen Demokratie, trotz ihres Kampfes für die Gleichberechtigung der Frau sofort wieder eine führende Stellung in der Pariser Aristokratie einnahm, daß ihre eigene Familie, selbst ihr Gatte ihr wieder die Tore öffneten, die Marie einst freiwillig hinter sich geschlossen hatte. Liszt   aber behielt die Verfügung über die Erziehung feiner Kinder. Die Leidenschast für ihre Mutter war in Haß   umge- schlagen. Immerhin war er ein fürsorglicher und zärtlicher Dater. Die Kinder schlössen sich im Hause ihrer Großmutter eng anein- ander und waren verhältnismäßig glücklich. Schlimmer gestaltete sich chr Schicksal, als die Fürstin Wittgenstein einen Unheil- vollen Einfluß auf Lifzt auszuüben begann. Die Fürstin war von wütender Eifersucht aus Marie dÄgoult erfüllt. Hatte schon Liszt versucht, die Mutter den Kindern fernzuhalten, so tat die Fürstin Wittgenstein alles, um diese Entfernung noch unheilvcller zu ge­stalten. Sie bewog Liszt  , ihre eigene frühere Erzieherin, die siebzig- jährige Russin Patersi, nach Paris   zu schicken. Es wurde ein eigener Haushakt eingerichtet für sie und ihre noch ältere Schwester. Die Kinder wurden der liebevollen Großmutter genommen und wuchsen nun unter der Aufsicht der beiden alten Gouvernanten auf. Deren Hauptaufgabe bestand darin, die Kinder ihrer Mutter fernzuhalten. Das ist ihnen erfreulicherweise nicht gelungen. Mutter und Kinder trafen sich, und die Kinder ließen es sich nicht länger vorschreiben, der Mutter fernzubleiben. Was der Verkehr mit ihrer Mutter für Cosima   bedeutete, hat Cosima   einmal ihrem Schwiegersohn ge- schrieben;Diese mit ihr verbrachten Stunden hatte sie die Güte, dazu zu benützen, uns aus Büchern, welche chr wert waren, manches mitzuteilen. Von Goethe vornehmlich, dann selbst aus Platon, was sie für mich faßbar hielt Die Antigone lernte ich durch sie kennen. Und wenn sie genug gelesen hatte, führte sie uns in den Louvre, dann auch, wenn unsere zwei alten Gardedamen es gestatteten, in
dos Theater. Maebech, von einer englischen Truppe vorzüglich gegeben, dann Mme. Riswri als Maria Stuart   und Myrrha, end- iich Roche   in Polyenete und Misanthrope... Ich kann den Eindruck nicht schildern, welchen diese Sonntage immer auf mich hervor- brachten, ich sehe mich noch die wundervolle Bibliothek meiner Mutter mit Augen verschlingen, und wenn wir in die Engigkeit unseres gedämpften strengen Lebens mit zwei siebzigjährigen Gou- oernanten zurückkehrten, da lebten die Eindrücke in uns, wie wenn wir aus dem Reiche der Seligkeit gekommen wären." Diese Seligkeit wurde bald zerstört durch die Fürstin Wittgen- stein. Sie setzte alle Hebel in Bewegung, um Liszt zu bewegen) die Kinder aus Paris   fortzunehmen. Die alte Muller Liszts warnte vergeblich, die Kinder wieder in eine andere Hand zu geben, in ein fremdes Land, wo keine Liebe sie erwartete.Die Kinder sind gut und müssen mit Liebe geleitet werden, denn sse haben hochfühlende Herzen." Es half alles nichts, die Kinder wurden nach Deutschland  gebracht, zuerst nach Weimar  , wo ihr Vater sich aushielt. Der Aufenthalt bei ihm war aber nur von kurzer Dauer. Als die Fürstin Wittgenstein merkte, daß der Vater wärmere Gefühle für die so gut entwickelten Kinder zeigte, führte sie eine neue Trennung herbei. Cosima   und ihre ältere Schwester Blondine kamen nach Berlin   zu der Mutter Hans von Bülows, des tteuesten und begab­testen Schülers Liszts. Der Vater gab Bülow den Aufttag, feine Töchter zuPropagandistinnen der Zukunftsmusik" zu machen. Wie gut Bülow diese Aufgabe erfüllt hat, beweist die führende Rolle, die Cosima   später bei der Leitung der Bayreuther Festspiele  , namentlich nach Wagners Tode, gespielt hat. Die gemeinsame Schwärmerei für Richard Wagner   führte dann Cosima   mit Bülow näher zusammen Als die.Tannhäus«r"-Ouvertüre in Berlin   aus- gepfiffen wurde und Bülow aus Verzweiflung von einer tiefen Ohn- macht befallen wurde, suchte Cosima   ihn zu trösten. Aus dem ge- meinfamen Schmerz, aus dem Wunsche Cosimas, ihren jungen Lehrer und Freund aufzurichten, ihm den Glauben an seine Sendung zu stärken, wurde Liebe. So schien ihr Lebensschiff nun in den sicheren Hafen zu gleiten nach einer so traurigen, zerrissenen Jugend. Das Schicksal hatte es jedoch anders bestimmt. Es hatte Cosima   zu einer noch größeren Mission ausersehen. So trotzte sie aller Schmach, trug alle Verachtung, und wie einst ihre Mutter Haus und Hof verlassen hatte, um dem Gebot der Liebe zu folgen, so ging auch Cosima von Bülow   fort zu Richard Wagner  . Daß Wagner   sein großes Werk vollenden konnte, dankte er der Hilfe dieser Frau, die allerdings ein schöneres Schicksal hatte als ihre Mutter. Denn so schwer auch die Stürme waren, die sie in ihrer zweiten Ehe durchzumachen hatte, die Liebe Wagners ist ihr treu ge- blieben, und als er sie verlassen mußte, hat sie als Witwe zur Boll- endung gebracht, was er zu feinen Lebzeiten nicht mehr erfüllen konnte. Die Empfindung der Mutter kam zum Ausdruck in den Worten, mit denen die Gräfin dÄgoult ihr schönstes Werk, die DialogeDante und Goethe" ihrer Tochter Cosima   widmete: Deine Geburt und Dein Name sind italienisch. Deine Sehnsucht und und Deine Bestimmung hat Dich zur Deutschen   gemacht Ich bin auf deutscher Erde geboren: mein Stern strahlt an dem Himmel Italiens  . Darum wollte ich Dir diese Erinnerungen widmen, in denen Dante und Goethe sich verbinden: ein zwiefaches Glaubens- bekenntnis, in welchem unsere Seelen sich begegnen, eine ideale Heimat, in der unverbrüchliche Liebe uns vereinigt, möge geschehen, was wolle, und sollte uns hienieden alles trennen."
atamsiauer: Sim$enhahnlclmfiner
Denn der Schaffner Pillnitz   die Schiebetür aufrollte und ins Wageninnere ging, dann war es, als beträte ein Lehrer fein Klassen- zimmer. Nicht, daß der Schaffner Pillnitz   ein Tyrann gewesen wäre, der in ein« harmlose, verkehrstechnisä)e Abwicklung ein Subordina- tionsverhältnis hineingeschmuggelt hätte. Cr fühlte sich durchaus als Diener feiner Fahrgäste und hotte nichts anderes im Sinn, als sie zu- frieden zu stellen und ihnen die Fahrt angenehm zu machen. Aber er fühlte sich als einen sachverständigen Diener, dem es wohl anstehe, zu belehren. Sein Aufenthalt im Wagen verbreitete jenen Hauch eines intensiven Anwesenheitsgefühls, dem sich niemand verschließen konnte. Er hielt sich nicht nur aus, sondern er war auch da. Er hatte eine volle tiefe Stimme und immer, wenn sie er- klang, ging das Bewußtsein durch die Passagiere, daß hier nicht der beliebige Angestellte einer Gesellschaft seine notwendige Pflicht er- fülle, für die er bezahlt werde, sondern daß ein zum Schaffneramt Berufener am Faden feines Lebenswerks spinne. Schaffner Pillnitz empfand seinen Wagen als. ein kleines Reich, in dem er herrschte. Aber er spielte sich nicht als Souverän auf, sondern empfand sich als den stillschweigend anerkannten Vertrauensmann seiner Gemeinde Häufig vermittelt« er aus dem reichen Schatz feiner Erfahrungen Kenntnisse an das Publikum. Das waren dann keine barschen Au Forderungen und keine hartkantigen Verwarnungen, sondern spezielle Nutzanwendungen allgemeiner Lebensweisheiten auf Pro- bleme der Beförderung durch die Straßenbahn. Schaffner Pillnitz war ein Charakter. Es galt ihm gleich, wen er vor sich hatte. Er tonnte gegenüber den Herren in feingebügelter Hose keine Scheu und gegenüber zerschlissenen Mütterchen keine Ueberhebung. Unter­schied« der Menschenbewertung gab es für ihn nicht. Hier war er. kraft seiner sachlichen Qualifikation dazu, der Regent, und alle anderen waren seine Pflegebefohlenen, denen- er Ratschläge über Platzausnutzung erteilte und Begründungen für das Verbot des Ab- fieigens während der Fahrt gab. Wenn er die Straßen und Plätze ausrief, so tat er das nicht lakonisch und unwillig, sondern mit inner­licher Freude darüber, aus dem Schatz seines umfänglichen geographi- fchen Wissens anderen etwas zugute kommen lassen zu können. Ge-
legentlich wurden Fragen an ihn gerichtet, wie man zu dieser oder jener Straße zu gehen habe. Schaffner Pillnitz gab dann detaillierten Bescheid, flocht zuweilen einen kleinen, harmlosen Spaß In seine Be- lehrung. half dem Fahrgast beim Aussteigen und verabschiedete ihn fast wie ein Pastor seinen Konfirmanden, der aus dem liafen der Besorgtheit und Bemuttewng ins Leben hinausfährt. Plauchmal provozierte der Schaffner Pillnitz   ein Gespräch. Aber es kam ihm nie in den Sinn, über die Wirtschaftskrise, die politische Lage oder das Wetter zu sprechen. Er vermied jedes Thema, bei dem er möglicherweise den Kürzeren gezogen hätte oder bei dem auch nur seine Meinung gegen eine andere stand. Er unterhielt sich aus- schließlich über Strahenbahndings und bezog alle Autorität aus seinem Amt und der Art, wie er es verwaltete. Er sah alles unter dem Gesichtswinkel der Straßenbahnfahrt. Er lebte in ihr. Er be- herrschte die Menschen im Wagen: nicht mit jenen verstaubten Para- graphen, die den Passagieren die Pflicht auferlegten, seinen An- Weisungen Folge zu leisten: sondern mit seiner schönen ttefen Stimme, seinem lustigen Wort, seiner überlegenen Art der Menschenbehand- lung. Er machte jede Fahrt zu einem kleinen Erlebnis für seine Gäste, zu einer in sich abgeschlossenen Miniaturepisode. Er war Schaffner mit Liebe, Schaffner aus innerem Drang, er war eine Schaffnerpcrsönlichkeit. Eines Tages bekam Schaffner Pillnitz gekündigt. Ein« Linie war eingezogen worden und der Angestelltenapparat hatte verringert werden müssen. Pillnitz   hatte Glück und fand in einer Eisengießerei neue Arbeit. Er dirigierte dort tagaus, tagein einen Hebekran und es läßt sich nicht sagen, daß diese Arbeit beschwerlicher gewesen wäre als seine frühere. Auch die Entlohnung war nicht schiechter ge- worden. Aber der Schaffner Pillnitz   verkümmerte an seinem Hebe- kran. Er wurde menschenscheu und ruhig. Die Heiterkeit seines Wesens schwand dahin, und er erfreute sich bei seinen Kollegen keiner allzu großen Beliebtheit. Er war wie ein verlöschendes Licht. Zu- weilen begegnete er Menschen, die ihn noch als Schaffner gekannt hatten. Dann blühte er für Minuten auf. wurde gesprächig und erging sich lächelnd in Erinnerungen.
Z>a« Hhealer in China  Das chinesische Theater ist in erster Linie das Theater des Volles. Ein« groß« Rolle spielen dabei die Clowns, die die Herr- kichsten Kunststücke ausführen. Die Bühnenausstattung ist ähnlich dem, was wir unter einerShakespeare-Btthne" verstehe», es ist nämlich nur»in Hintergrundvorhang gespannt, vor dem sich dann die Phantast« der Zuschauer alle möglichen schönen Bühnenbild« denken kann Die beliebtesten und vollstümkichsten Schauspiele stammen aus der Zeit d« Mongolenherrschaft(12601368) und sind eigentlich Opern, die in dem eigentümlichen Fistelton der Chinesen gesungen werden. Die Zuschauer kennen diese Stücke in- und auswendig, bis auf die kleinste Bewegung des Schauspielers, die stets irgendeine besondere Bedeutung hat. Die Requisiten sind denkbar primitiv, aber uralt. So stellt mon zum Beispiel einen Schneesturm dar. indem man au» einem Regenschirm Papierstückchen schüttet. Trägt «In« ein schwarzes Tuch vor dem Gesicht, so ist er entweder ein flUtnufl ntJr tm XotCC.
Die Frauenrollen werden in der Hauptsache von Männern gespiett: der chinesische Kaiser Eh'i-Lung hat nämlich Ende des acht- zehnte» Jahrhunderts den Frauen oerboten, auf der Bühne auf- zutreten, und dieses Verbot ist allmählich zu einer Tradition ge« worden, obwohl es als Verbot ja nicht mehr besteht. In Tientsin  gibt es aber heute einige Theater, in denen Schauspielerinnen auf- treten. Diese Schauspielerinnen müssen sedoch ängstlich darauf be- dacht sein, die Darstellung ihr« männlichen Kollegen genau nach- zuahmen. Man würde ihnen eigene Darstellungsgesten nicht ver- zeihen. So wie die Männer die Frauenrolle kreiert und jahrzehnte-. wenn nicht jahrhundertelang gespielt haben, so müssen auch die Frauen sse geben. Ein ganz eigenartiger Fall: Frauenwesen, dar- gestellt wie männliches Empfinden es auffaßt, und dann auch von den weiblichen Darstellern ebenso übernommen. Wenn man von einer Schauspielerin in China   sagt: Sie spielt fast so gut wie ein Mann, so ist das das höchste Lob, das ihr«teilt werden kann. Die große Masse der chinesischen Schauspieler ist jahrhundertelang mit Verachtung betrachtet worden. Es war ja früher auch bei uns nicht and«», denn ein geflügeltes Wort au» jene» Tagen P an»
Aast alle großen Goldeuldecknngeu sind dem reinen Zufall zu oerdanken. Im Jahre 1857 suchte ein armer Eingeborener seine Esel und fand da» Goldland von Guinea  , nach dem Sir Walter Raleigh   vergeblich gesucht hatte. Das Goldfeld von Neu-Schott- land wurde 1861 von einem Manne entdeckt, der an einem Bach Rast gemacht hatte, um seinen quälenden Durst zu löschen. Er bemerkte unter den Kieselsteinen ein Stückchen Gold. Er forschte weiter nach und s<mb mehr. Das Goldlager in Nord-Karolina wurde von einem Knaben entdeckt, der eines Morgens in einem Flusse in der Graflchaft Cabanas baden ging. Er stolperte Plötz- iich über einen gelben Stein. Dieser stellte sich schließlich als ein fast 30 Pfund schwerer Goldklumpen heraus. In Kalifornien   ent- deckte James Wilson Marshall Gold  , als er Zwiebeln ausgraben wollte. Der Goldstaub blieb chm an der Schaufel hängen. Schon Sir Francis Drake   wußte, daß es w Kalifornien   Gold gab. Zu den Zeiten der Königin Anna meldete Kapttän Shelvocke, daß Kalifornien   goldreich wäre, und in der im Jahre 1815 publizierten Phillipsschen Mineralogie kommt der Satz vor:An der Küste Kaliforniens   gibt es eine 14 Meilen lange Gegend, wo man Gold- klumpen im Boden findet." Die einst berühmten irischen Gold- gruben in Mcklow wurden von einem Sportsmann beim Fischen entdeckt. Er sah Gold im Sande. Zwanzig Jahre lang hielt er sein« Einnahmequelle streng verschwiegen, oann heiratete er ein i junges Mädchen, dem er sein große» Geheimnis preisgab. Die Frau glaubte, ihr Mann wäre nicht bei Sinnen und machte die Sache bekannt. Innerhalb zwei Monaten waren für weit über 10000 Pfund Sterling Gold au» dem Flußsand gewonnen.,