Nr. 604 48. Jahrgang
Beilage des Vorwärts
Trübe Festtage.
Regen und Matsch.
-
Menschenleere Straßen.- Enttäuschte Sportler.
Trübe Weihnachtsfeiertage liegen hinter uns. Sogar der weihnachtliche Schnee, der so verheißungsvoll einsetzte und einen Riefenansturm auf die Kassenschalter der Fernbahnhöfe im Gefolge hatte, mußte einem wenig schönen Matschwetter weichen. Weit in den Bergen mag sich die Schneelandschaft ja wohl gehalten haben, in der Nähe aber war's vorbei mit dem weihnachtlichen Wintersport. In den Straßen Beriins setzte schon ami Heiligabend Regen ein, der das Pflaster in eine gefährliche Schlitterbahn verwandelte. Am ersten Feiertag setzte die Natur ihr tristestes Gesich: auf, es fiel ein monotoner, feiner Regen vom trüben, dichtverhangenen Himmel, der von immer neuen, schweren Regenwolken verdunkelt wurde. Alle heimischen Sportsehnsüchte maren dahin, man stellte betrübt die Stier wieder in die Ecke, der Rodelschlitten wanderte in seinen Winkel, die Genagelten und der Sportdreß in den Schrank. Menschenleer waren die Straßen am Vormittag, der sonst zu Spaziergängen benutzt wurde, vom vereinsamten 300Turm bliesen die Bläser ihr schönes Konzertprogramm in die triste Regenszenerie. Am zweiten Feiertag besserte sich das Wetter, der Regen hatte aufgehört und die Spaziergänger traten in Erscheinung. Aber es war nicht so das Richtige, in feiner Beziehung, das Wetter war so trübe wie das ganze Weihnachten in dieser Notzeit überhaupt...
Feierstunden im Gefängnis.
Im Gefängnis Plößensee sand am Heiligabend ein besonderer Gottesdienst und danach eine bescheidene Bescherung statt. Wer von Hause feine Pakete erhalten hat, soll noch nachträglich von Anstaltsgaben ein Geschenk erhalten. Am ersten Feiertag spielte in der Zentrale des Gefängnisses III das Orchester der arbeitslosen Musiker, auch Gefangene aus den anderen beiden Gefängnishäusern waren hinzugezogen worden. Am zweiten Feiertag sang in der Kirche der Aerztechor unter Leitung von Dr. Kurt Singer . Der Eindruck, den die Gesänge des ausgezeichneten Chores auf die Gefangenen, die die Kirche bis zum letzten Pläßchen besetzt hatten machte, war tief und dürfte noch lange nachklingen.
Auch im Gefängnis Tegel gab es an den Feiertagen schöne Konzerte. Die Belegschaft beträgt 1360 Mann, die Kirche faßt nicht mehr als 450 Personen, nun nahmen an der Feierstunde des ersten Weihnachtsfeiertages etwa 410 Gefangene aus dem Hause III teil, am zweiten Feiertage 450 Gefangene aus dem Hause II. Heute ist das Haus I an der Reihe. Am ersten Feiertage spielte ein Streich quartett unter Orgelbegleitung, am zweiten Feiertage ein Cellist unter Orgelbegleitung. Die Sängerin Frau Maria Grove sang das Largo von Händel und Weihnachtslieder.
In der Heil- und Pflegeanstalt Buch wurde wie allfährlich Weihnachten für sämtliche Kranken durch einen bunten Abend eingeleitet. Sänger und Sängerinnen unter den Patienten
Shuc
| bestritten das Programm. Die eigentlichen Weihnachtsfeiern fanden in den einzelnen Häusern statt. Es gab auch hier eine Bescherung. Die Kranten erlebten mit den Krankenpflegern ein par Stunden der Freude.
In der weihnachtlichen Krankenfüche.
Der weihnachtlichen Freuden gibt es für den gesunden Menschen heute wenig genug, was bleibt da für den Kranken, der an Bett und Stube gefesselt ist, noch viel übrig?„ Ein guter Happenpappen hat immer noch über die traurigen Daseinsklippen ein wenig hinweggeholfen", meint der liebenswürdige Verwaltungsinspektor des Rudolf- Virchow- Krankenhauses und er läßt den Besucher einen kurzen Blick in sein Arbeitsgebiet tun; da haben 250 Gänse, 500 Hühner, 50 Hasen, 50 Enten, 50 Buten ihr junges Leben gelassen und an den großen Eisenhaken im Fleischraum hängen dicht bei dicht Rinder, Schweine und Kälber.
Ein dreitägiger festlicher Mittagstisch für über 3000 Patienten erfordert sayon allerhand Kochmaterial, noch dazu wo es mit 2- gemeinkost täglich drei Wahlgerichte gibt. Daß von 1500 etma 1000 Gänsebraten wählten, ist weiter nicht verwunderlich, aber die anderen 500, die sich für Kalb- oder Schweinefleisch entschieden, werden dafür ihren besonderen Brund haben und dem Nährvater dankbar sein, daß sie nicht partout Gans essen müssen. Diese drei Wahlgerichte sind aber feine weihnachtliche Separateinrichtung, wiesen, daß man damit sehr gut und absolut nicht teurer verfährt, sondern diese besteht schon seit vielen Monaten und es hat sich er= als mit der so sehr gehaßten Massenspeisung. Es stehen ja selbstverständlich nicht täglich Gans, Haße oder Huhn zur Distussion, es gibt auch einmal Löffelerbsen mit Speck oder Pökelfleisch oder Hering mit Bellkartoffeln, all dies aber in Verbindung mit zwei anderen, ganz unterschiedlichen Wahlgerichten, und nun zeigt sich des Berliners tiefwurzelnde Neigung zu den oben erwähnten Nationalspeisen, die sich hier, frei von jedem 3wang, prozentual sehr hoch auswirkt. D: es würde aber nicht der Fall sein, hieße es am Speisezettel kurz und nüchtern: Heute gibts Bellfartoffeln mit Hering! So aber gibt es überall zufriedene Gesichter und Gemüter, den Menschen wird der Krankenhausaufenthalt nicht zur unleid lichen Kafernierung, weil sie sich als Cinzelgeschöpf behandelt fühlen. Es wäre zu wünschen, daß auch alle anderen Krankenanstalten sich dieser Einrichtung, die auch von der Deputation für Gesundheitswesen als äußerst empfehlenswert erkannt wurden,
bedienen würden.
Einen Gymnastikkursus veranstaltet das Boltsbildungsamt Treptow gemeinsam mit der Jutta- Alamt- Schule. Beginn Montag, 4. Januar, 20 Uhr, in Turnsaal der Schule Berlin- Treptom, Riefholzstr. 46. Rurfusbeitrag mo natlich 2,50 M. Anmeldungen beim Aursusbeginn.
Sonntag, 27. Dezember 1931
Das Verbrechen aufgeklärt/ Bom eigenen Mann erschossen. Der Kriminalpolizei ist es schnell gelungen, den Frauenmord in Lübats aufzuklären. Zunächst fonnten am 1. Feiertag die Personalien der Toten ermittelt werden. Es ist eine 23 Jahre alte Frau Emma Mnemitz aus der Bellermannstraße 7/8, im Norden Berlins. Als Täter wurde ihr 33jähriger Mann, der Zahntechniker Mag M., festgenommen. Die Ehe, aus der drei Kinder hervorgegangen sind, war nicht glücklich und am 15. Dezember verließ Frau M. nach einem heftigen Streit mit ihrem Manne die Wohnung. Sie begab sich zu Verwandten, und weigerte sich zu ihrem Manne zurückzukehren. Schließlich gelang es M., seine Frau zu einer Verabredung nach Lübars zu bewegen. Am 23. Dezember trafen sich beide gegen 17 Uhr unweit des Bahnhofes. An einer einsam gelegenen Stelle tötete M. dann seine Frau durch einen Brustschuß, warf die Mordwaffe in die Panke und flüchtete. Nach der Tat suchte er ein Kino auf und war später mit einer Freundin zusammen, um sich ein Alibi zu verschaffen. Am Heiligabend erstattete M. Vermißtenanzeige und noch in den späten Abendstunden begab er sich ins Schauhaus, wo er seine Frau identifizierte. Seine übergroße Trauer machte die Kriminalbeamten aber stuzzig und nach einem eingehenden Kreuzverhör gelang es Kriminalkommissar Quoos, den Gattenmörder zu überführen.
Das Sonntagswetter.
Weiterhin trübe und mild.
Die Wetterlage läßt zur Zeit noch feine Aussicht auf Vortage wird aller Voraussicht nach weiter andauern. Für den Besserung erkennen. Das trübe und regnerische Welter der heutigen Sonntag ist mit warmem Wetter bei Temperaturen zwischen 6 und 7 Grad Wärme sowie vereinzelten leichten Regenschauern zu rechnen. Das ganze Reich ist unter dem Einfluß der Schlechtwertterzone geraten, und auch in Süddeutschland, wo gestern noch leichter Frost herrschte, ist allgemein Ta uwetter eingetreten.
Zwei Tiefdruckgebiete, die über Nordrußland und dem Nordmeer liegen, sowie eine dritte Depression, die im Westen im Entstehen begriffen ist, werden weiterhin trübes Wetter bringen.
Das Neueste im Sport: Der leuchtende Fußball. Nach dem Fußballspiel, das zwischen Lichtenberg I und Freie Scholle heute nachmittag 14 Uhr auf dem Sportplak Kynaft- Straße stattfindet, wird zum erstenmal mit Anbruch der Dunkelheit ein Fußballspiel mit einem leuchtenden Ball vorgeführt werden. berg II spielt ebenfalls um 14 Uhr auf dem Sportplatz Normannenstraße gegen Eintracht- Reinickendorf.
Lichten
Botschafter Dawes wurde zum Führer der amerikanischen Delegation für die Abrüstungskonferenz ernannt. Senator Swanson, Botschafter Gibson und Gesandter Wilson werden ebenfalls der Dele= gation angehören. Hoover forderte zugleich 450 000 Dollar als erste Rate für die Konferenzausgaben. OSKAR
KARSTADT bringt alles billig
für eine stimmungsvolle Silvester- Feier
U- BAHNHOF HERMANNPLATZ
DER KARSTADT BAHNHOF
Billiger Scherzartikel- Verkauf
IM GROSSEN LICHTHOF
Luftschlangen Rolle Konfetti Tüte
0.08
...... 0.10 0.05 Gießblei 6 Stück mit Löffel im Karton... 0.30 Gießblei 12 Stück mit Löffel im Karton.. 0.50 Wattebälle 25 Stück im Beutel...... 0.10 Knallbonbons in gr. Ausw. an Dizd. 0.50 Papiermützen, Neujahrskarten, Scherzartikel in großer Auswahl
Aus unserer Haushalt- Abtlg. im 4. Stock Kompotteller 51 Zoll jen. Ausf., 0.10 0.07 Teebecher je nach Ausführung, 0.18 0.10 Bierbecherm. Schliffi.versch. Ausf., 0.18 0.15 Weinglas geschl.Stile, Kelch reich geschl. 0.25 Likörschalen Iris, verschied. Formen 0.25 Bierseidel geeicht..
geeicht........... 3 Stück 0.25 4 Stück 0.25 Sektkelche je nach Ausführung, 0.45 0.32
Selterbecher......
0.50
Kuchenteller ca. 25 cm. Bowlenlöffel aus Glas........... 0.95
Große Auswahl in Schleifglas, Kristall, Bleikristall und SteinzeugBowlen in billigster Preislage
Bowlen, Messing- vernickelt, auch mit Kristall- Glaseinsatz, sowie Bowlenlöffel und Weinkühler in großer Auswahl!
Weinglas guill.
20% 12
.Pf. 12
Weinglas, geschliffen..Pf. 20 Römer, Sonnenschliff... Pf. 25
224
20%
10
Bowlenglas Kristall opt., Pf. 20 Grogglas, Kugel u.Stern, Pf 18 Bierbecher, glatt .Pf. 10
Bowle mit Burgen, 4 Liter In
halt, Steinzeug...
4 折
M. 2.45
Bowle mit 12 Gläsern und 1 Löffel, grüner Knopf und Henkel, kompl., 4 Liter Inhalt M. 5.90
245
5.90