Dies die vorliegenden Telegramme. Bemerkt sei beidieser Gelegenheit, daß die Tcpeschen des Wolff'schenBureaus, von dem vorstehende herrühren, weit silbernersind, als d!e Telegramme der englischen Blätter, auch deskonservativen„Standard", der doch lange mit den Silber-leuten zu liebäugeln pflegte.Keinen, Zweifel unterliegt es allerdings, daß die Silber«leute fabelhaft agitircn und zu diesem Behuf auch dasRoß des Chauvinismus besteigen und tüchtig gegen EnglandHetzen. Leider ist auch der sonst tüchtige Altgeld, Gou-vcrneur von Illinois und Brandmarker des ChikagoerJustizmordes, unter die Silberleute gegangen, und unterden Hetzern gegen England einer der schlimmsten.Da von beiden Seiten— der goldnen wie silbernen—gleich viel gelogen wird, ist eS schwer ein richtiges Urtheilüber den Stand der Dinge in Chikago zu gewinnen. DieSpaltung der Demokraten kann aber als lmvermeidlich betrachtet werden.—Chronik der Majestätsbeleidigungs- ProzesseIn eiinm Abzahlungsgeschäste zu Worms äußerte sich derSchlosser Theodor Wild, ein geborener Württeniberger,despekliilich über die in dem Lokale hängenden Kaiserbildersowie über den König von Württemberg und den Großherzogvon Hessen. Die Geschäftsinhaber, mit denenWild verwandt, veranlaßlen ein« Denunziation undam 8. Juli stand derselbe vor der Slraskammer des LandgerichtsMainz. Bei geschlossenen Thüren ging die Verhandlung vor sichund Wild wurde zu fünf Monaten Gefängniß ver-urlheilt.—*•Deutsches Reich.— Der BundeSrath ertheille in der heutigen Plenarsitzung feine Zustimmung dein Ausschußantrage, betreffend Aus-suhrlliigsbestiinmungen zum Zuckersteuer-Gesetz vom 27. Mai 1896,sowie zu dem Gesetz betreffend die Vergütung des Kakaozoüs beider Ausfuhr von Kakaoivaaren vom 22. April 1892.—— Ein Nachtrag zum Prozeß Mehla n. Die„Norddeutsche Allgemeine Zeitung" erhält von„zuständigerStelle" eine längere Zuschrift, in der angeknüpft wird an dieBehauptung W e h l a n' s., vonach das Niederbrennender Hütten und Felder der Eingeborenen durchrichterliches Urlheil verhängt worden sei und das Aus-wältige Amt— Kolonialabtheilung— trotz bei ihm au-gebrachter Beschwerden nichts veranlaßt habe. Dazu wirddeinerkt:„Sollte diese Aeußernng richtig wiedergegeben sein, so ist sieunrichtig. Bereits unter dem 19. Dezember 1391 hat die K o-lonialabtheilung an daS Gouvernement von Kameruneinen Erlab gerichtet, der folgenden Absatz enthält:„Es istmir aufgefallen, daß in dem vorliegenden Fall gelegentlichder Bestrafung des Dorfes Bajadiko nicht nur dieHutten der Eingeborenen niedergebrannt, sondern auchdie zu demselben gehörigen Pflanzungen vernichtet wordensind. Wenngleich die Ausführung solcher Strafexpedi-t i o n e n zu sehr von den Umständen des einzelnen Falls ab-hängt, als daß angängig wäre, von hier aus bestimmteWeisungen in dieser Hinsicht ertheilen zu wolle», so er-scheint doch diese Verwüstung als eine Härte, welche nichtallein die Uebelthäter als vielmehr ganz besonders das Schutz-««biet selbst trifft. Ich nehme an. daß bei Anwendung soarter Strafen auch die Frage sorgfältig geprüft wird, obdadurch die Erbitterung und Rachsucht der Eingeborenen überdas erforderliche Maß gereizt wird. Bei der Wichtigkeitdes Gegenstandes, welcher nicht ohne Einfluß auf die Be-urtheilung der zivilisatorischen Maßnahmen der kaiserlichen Aer-waltuna in der öffentlichen Meinung ist, werde ich auch überdiesen Punkt einer gefälligen Aeußerung entgegensehen." I»dem Äericht vom Ib. Februar 1392 macht Gouverneurv. Zimmerer diese Auffassung zu der seinigen, bemerktaber, daß früher der Kanzler Lerst bei Expeditionen ein- oderzweimal Dörfer habe niederbrennen lasse», wenn der zur Ver-antwortuug geladene Häuptling nicht erschienen, sonder» in denBusch geflüchtet sei. Diese Maßuahliie werde in Zukunft ver-hindert werden."— Der Zwist unter den Zentrumsanhängernim Wahlkreise Löwenberg wird von der Zentrums-presse sehr übel vermerkt. So sagt die„Köln. Volkszeitung":„Jedenfalls können die Dinge innerhalb der Zentrumsparteides Wahlkreises Löwenberg nicht so weiter gehen; das Ver-halten bei der diesmaligen Wahl bedeutet die völlige Des-organisation. Auf der einen Seite angesehene Geist-liche, welche erklären, nicht für den Grafen Nostitzstimmen zu können, auf der andern Seite Mitglieder desals Ehe erachteten Verhältniß absolut nichts zu thun. Siesind Ausfluß des guten Rechts. auf das die Merowingerund Karolinger nicht gern verzichten mochten, soviel Ehefrauenzu haben als sie wollten. Karl's Vater, Pippin, hatte allerdingsnur ei n e Ehefrau, deS letzteren Vater, KarlsMarlell, hatte mehrereFrauen, er selbst war ein Sohn der Ehefrau Pippins vonHeristal, die die Kirche als außereheliche Beischläferin erklärte.Weshalb also die Ausregung der„Germania"? Wozu sollder völlig mißglückte Versuch einer Ehrenrettung desersten deutschen Kaisers dienen, der die Unlöslichkeitder Ehe kirchlicher Borschrift getreu gebot, selbst aber wie dar-gelegt eine seiner Ehen trennen ließ, mehrere angetrauteEhefrauen zu gleicher Zeit besaß und neben ihnen noch mehrereKonkubinen?Daß Karl„der Große" selbst keinen Unterschied zwischenEhe und Konkubinat machte, geht aus dem väterlichen Verhältnißzu feinen Kindern hervor. Er ließ die ehelichen gleich denunehelichen in einer für die damalige Zeit gelehrten Weisedurch den sächsischen Diakon Alkuin erziehen. Auch sorgte erväterlich für das Fortkommen der unehelichen Kinder. Vonseinen ehelichen Kindern starb Karl 311, Pippin(Sohn derHildegardis) 310. Pippin der Bucklige wurde in ein Kloster(Prüm) gesteckt, weil er den Plan gefaßt halte, seinen Vater zuermorden und sich auf den Thron zu setzen: die Verschwörerhatte ein Mönch belauscht. Der vierte eheliche Sohn Karls endlich,Ludwig, wurde Karl's Nachfolger und erhielt den Beinamen„der Fromme". Von de» außerehelich gezeugten Söhnenwurde Droga Erzbischof von Metz, Hugo Abt von St. Quentin,Theodorich Bischof von Cambray. Di« ehelichen TöchterKarl's des Große» blieben sämmtlich unvermählt, wie es scheintauch die unehelichen. Doch sorgten die ehelichen Töchter trotzdemkräftig für Nachkommenschaft. Rotrudis»gebar insolge eineraußerehelichen Umarmung einen Sohn, der später Abt vonSt. Denis wurde. Bertha ließ sich in«in Verhältniß mit dem»aplan Aegilbert ein— eine unverbürgte Sage be-haupiet, die Liebe der Bertha zum Aegilbert sei so starkgewesen, daß sie ihren Geliebten des Morgens auf dem Rückenüber den schneebedeckten Hof trug, damit die Spuren des männ-lichen Fußes nichts von der Kssenacht verriethen. das gleichebehaupten einige von einer anderen angeblichen Tochter„Emma", die sich dem Eginhard hingegeben haben solle. Seidem wie ihm wolle— Bertha gebar außerehelich denspäter wegen seines Fleißes rühmlich bekannt ge-»vordenen Chrouikschreiber Nilhard und einen Sohn, namensHarnid. Ungleich bedachte Karl der Große seine unehelichenKinder im Testament: den ehelichen Kindern wurde V». denaußerehelichen Kindern vermacht— die Kirche erhielt d/u.Aber deshalb sollte sie sich nicht vergeblich um Reinwaschungdes Erblassers abmühen.Zentrum«, welche für die Wahl deS Grafen Nostitz agitatorischthätig sind! In solchen Fällen ist«S unseres ErachtenS die Auf-gab« der Zentralleitung der ZentrumSpartei, einzugreifen und.wenn daS bisherige Statut dazu die Handhabe nicht gewährt, somüßte durch eine Aenderung des Statuts dazu die Handhabe ge-schaffen werden. Wenn die gegnerischen Parteien mit einergeschlossen auftretenden ZentrumSpartei zu rechnen haben,so werden sie schon bei der Auswahl der Kandidatendarauf Rücksicht nehmen. Jetzt befindet sich die Zentrums-partei des Wahlkreises Löwenberg angesichts der Stichwahlin einer sehr schwierigen Lage: Die Kandidatur des GrafenNostitz. eines Führers des Bundes der Landwirthe, der jedebestimmte kirchcnpolitische Erklärung abgelehnt hat. kann ihrnicht sympathisch sein, und die von den Freisinnigen aufgestellteKandidatur eines„liberalen" LehrerS ist auch nichts weniger alserwünscht. In eine solche Lage darf sich die Partei nicht mehrbringen."Das rheinische ZentrumSblatt irrt, wenn eS meint, durchirgend welche Statutenänderungen könne ein geschlossenes Auf-treten der Zentrumspartei für die Dauer verbürgt werden. Wassich in Löwenberg zeigt, ist nur ein Symptom des unter derDecke innerhalb der ganzen Partei vor sich gehenden Zersetzungs»Prozesses, der auf den durchdringenden Juteressengegensalzwischen Großgrundbesitz und Kleinbürgerthum zurückzuführenist.-— Eine Schwenkung deS Stöcker'schen„B o l k"wird durch folgende Mittheilung der antisemitischen„Hannoversche»Post" angekündigt. Der jetzige Ehefredakteur, H. O b e r w i n d e r,tritt szurück und wird nur noch christlich-sozialer Parteisekretärbleibe»; Assessor v o n G e r l a ch ist gekündigt und wird vondem Urlaub, den er augenblicklich hat, nicht wieder zurück-kehren.Die beiden genannten Redakteure neigten der jüngeren Rich-tung der Christlich-Sozialen zu. Herr v. Gerlach insbesonderehatte bei der Auseinandersetzung mit den Konservativen ihnenausdrücklich den Kampf angekündigt. Die gleichzeitige BeseitigungObcrwinders und Gerlachs kann deshalb nur den Sinn haben,das Stöckerblatt in ein den Konservativen freundliches Fahr-wasser zu lenke». Damit verblaßt dann allerdings der letzteSchimmer politischer Bedeutung, den das Blatt bislang nochhalte.—— Für das Frauenstudtum, aber auf einerbesonderen Frauen-Universität, spricht sich ProfessorS ch m o l l e r aus. und beweist dadurch abermals die Zwie-schlächtigkeit seiner Natur und seine Unfähigkeit, über Halb-Helten und Kompromisse hinauszukommen.—— Die Verblendung unserer Gegner bleibt un-veränderlich dieselbe. Da leistet sich ein sächsisches Ordnungs-blatt, die„Leipziger Neuesten Nachrichten", die Geschmacklosig-keit, unseren Genossen Kunert wegen seines Wahlsieges in Hallezu bezeichnen als„ein fleischgewordenes Ausrufungszeichen ander Endstation des neuen Kurses, der mit Berlepsch begann undmit Berlepsch sein Ende fand." Hierzu bemerkt die„Köl-nische Volks-Zeitnng":„Der arme Herr von Berlepsch! Nunsoll er auch schon die Schuld an den sozialdemo-kratischen Wahlsiegen tragen. Wenn die kundigen Pleiße-Thebaner der Meinung seid sollten, nach Berlepsch's Abgangwurden die Sozialdemokraten kein Glück mehr haben, so dürftensie sich gewaltig täuschen. Gerade eine großkapitalistische Politikä k Stumm ist der beste Nährboden für den sozialdemokratischen Bazillus."Stimmt! Wir wünschen Herrn Brefeld wenigstens eine solange Amtsdauer, daß er noch den letzten vom fünften Dutzendsozialdemokratischer Abgeordneter in den Reichstag ein-ziehen sieht.—Frankfurt a. M., S. Juli.(Eigene Mittheilung.) DerSchreiner und Kolporteur Wilhelm B e r n h a r t hat imJanuar im Frankfurter Hof zu Homburg vor der Höhein ein Zeitungsblatt ein Exemplar des„Sozialist", Organ fürAnarchismus und Sozialismus, eingeschmuggelt. Das� Schöffen-gericht zu H o m b u r g hat ihn deshalb zu 3 Tagen Gefängnißverurtheilt wegen Verbreitung verbotener Schriften. Gegen diesesUrtheil hatte Bernhart Berufung eingelegt. In der heutigenSitzung der Strafkammer wurde die Revision verworfen und daserstinstanzliche Urtheil bestätigt.;Mainz, 3. Juli. Ein Hitzmarsch! Gestern Morgenum b Uhr 20 Min. marschirten die Regimenter 87 und 83,ein Theil der 27er Feldartillerie und eine Husaren-Abtheilung aus ihren Kasernen und um 6 Uhr gemeinsamin das Terrmn bei Erbenheim, wo eine Uebuug stattfand.Die Hauptaufgabe bestand ausschließlich aus forcirte»Kriegsmärschen, die man in der acht Rottensormation beider Infanterie, Kavallerie an der Spitze und die Feldartilleriezur Seite, ausführte. Diese acht Roltenformation gestattet deneinzelnen nicht mehr sich, so frei auf dem Marsche zu bewegen,wie früher, aber sie kürzt ganz bedeutend die Länge derniarschirenden Kolonne ab. War nun gestern Morgen die Hitzeeine„abnorme" zu nenne», so litt die unter den» Kommandodes Brigadegenerals von Bardeleben stehende Infanterienoch mehr durch den Staub, den die ihr zur Seiteals Seitcndeckung fahrende Artillerie mit ihren Geschützenaufwirbelte und mit dem ein ungünstiger Wind sieüberschüttete. Je höher die Sonne stieg, desto drückenderwurde die Hitze und wie die Fliegen fielen dieLeute. Aufenthalt gab es, außer zweimaliger etwa halb-stündiger Rast, keinen, immer vorwärts marschirte die Kolonneund wer fiel, der mußte zurückbleibe» und konnte, wenn er esnoch vermochte, sich einen schattigen Platz am Wegrand odersonstwo suchen..Die Aerzte und Lazarethgebilfen hatten alleHände voll zu thun und bald waren deren Vorräthe an erfrischendenGetränken erschöpft. Aber erschöpft waren auch die Soldaten,als sie gegen ein Uhr von der Uebung zurück über die Brücke indie Stadt marschirte». In der Rheinstraße hauptsächlichmacht« noch Mancher„ab" und mußte, nachdem er sich einiger-maßen erholt hatte, durch den in jedem Falle zurückbleibendenGefreiten oder Unteroffizier nachgesührt werden. Auf demRasen des diesseits des Binger Thores gelegenen Bosquets,das man eben umzäunt, lagen um l�s Uhr zwei Mannvon der 12. Kompagnie des Regiments Nr. 33, die eineu be-dauernswerthen Anblick boten und bei denen sich ein Sergeantbefand.„Ein Fachmann", so schreibt hierzu der„MainzerAnzeiger" schildert uns das Aussehen der Erschöpften wie folgt:Finger krampfhaft gekrümmt, Brust kurzathmend, Gesicht ijn jenem Augenblick weiß,Augen halb offen und starr. Also die voll-ständigen Symptonie des krampfartigen Zustandes, dersich nach und bei einem Hitzschlag einstellt. DerAssistenzarzt holte sich vom Arrefthaus etwas erfrischendes Ge-tränk, wie es uns schien, Kognak, und da der eine, von uns vorherbeschriebene, durch den im Krämpfe halboffenen Mund nichtsz» sich nehmen konnte, bekam er natürlich die Flüssigkeit überdas Gesicht. Ehe der Arzt aber erschien, kam ein Majorhinzu und rief sehr laut vom Pferde, mit dem er über's Troittoirbis ins Bosqnet ritt, herab die wie todt Daliegenden an:„Kennen Sie mich? Kennen Sie mich?" ivoraufaus die Zuflüsterung des Sergeanten hin der ei»« mit einemnur gelallten„Ja— a— a—" schwach antwortete. Abgesehen vondieser einen Episode wollen wir noch anführen, daß außer einengroßen Anzahl von Maroden, die»ach kurzem„Abmachen"der Truppe wieder nachgingen und deren Zahl sich auf 40 Mannbelaufen haben soll, von einem Wagen, der hier nach Ankunftder Truppen requirirt und ins Uebungsterrain geschickt wordenwar, von verschiedenen Stellen und aus verschiedenen Ortenetwa zwanzig schwerer Erkrankte gesammeltwurden."—Oesterrekch-Ungarn.— Die Bauernrevolte tn Süd Ungarn warnicht so harmlos. wie sie der amtliche Drahtbericht darzustellenversuchte. Behufs Zusammenlegung der Gemeindeweide» inMehadika wurde für den 24. Juni die Beschreitung der Felderin Aussicht genommen. konnte jedoch nicht vor sich gehen. weildie durchweg rumänische Bevölkerung der Ortschaft einedrohende Haltung einnahm. Infolge dessen wurde aus Orsowaeine Ablheilung Gendarmerie nach Mehadika entsandt, wo auchdie Behörde am 26. Juni eintraf. Als die Einwohner hiervonKenutuiß erhielten, sammelten sie sich, etwa 1000 an der Zahl, vordem Gemeindehaufe, stürmten dasselbe, erbrachen das Thor undforderten die Herausgabe der verhafteten Rädelsführer. DerGendarmeriekommandant und der Studlrichter forderten die Be-völkerung nunmehr in rumänischer Sprache auf, den Platz znverlassen. Allein die Wüthenden, die zum theil mit Sensen.Hauen, Schaufeln U. f. w. bewaffnet waren, wollten nicht hören.Die Voranstehenden stürzten aps den Gemeinderichter und denGemeindenotar los, während die rückwärts stehenden Bauernhandgroß« Steine gegen die Gendarmen schleuderten. Da kom-mandirte der Geudarmerie-Besehlshaber Feuer, eine Gewehr-salve erdröhnte und v i e r B a u e r n st ü r z t e n todt z nBoden, während 17 andere schwer verwundet am Platzeblieben.—Budapest, S. Juli. In Altsohl infultirlen fanatisirleslowakische Bauern und Anhänger der Volkspartei denauf einer Rundreise begriffenen Stadtfekretär Szi-l i n s, k y. der mit den Gemeinden wegen der Verstaatlichungder Volksschulen konferirt. Der Stadtsekreiär mußte in dasGemeindehaus in Gyetva flüchten. Sein Wagen wurde mitSteinen beworfen; er blieb unverletzt; ein Herr seiner Be-gleitung wurde schwer verwundet.—Norwegen.Christians«», 3. Juli. Der König weigerte sich, den vomStorthing angenommenen Gesetzentwurf belrcffend die reinnorwegische Flagge zu sanktioniren.Dieser armselige Flaggenstreit ist der norwegischen Bour-geoisie die Perle ihrer nationalen Bestrebungen.—Belgien.Ostende, 9. Juli. Gestern Abend entstanden zwischen denOffizieren deS englischen Packetbootes„Prinzof Wales" und den Beamten der Hasenbehörde heftige Streitig-keilen, iveil die Offiziere mit dem Schiffe ausfahren wollten,trotzdem dasselbe von der Behörde augekettet war. Die Offizierebedrohten die Beamten mit ihren Revolver», wurden jedoch ver-haftet und. mit Handschellen versehen, nach der Gendarmerie-station gebracht. Die Hasenpolizei überwacht das Schiff, bis dieAngelegenheit erledigt»st.Frankreich.Paris, 9. Juli. Die Armeekommispon der Deputirteu-kammer nahm den hauptsächlich ans die Festsetzung der Alters-grenze zielenden Antrag der Regierung über das Oberkom-mando an.Die konservative Rechte hat beschlossen, in der Kammer einenAntrag einzubringen, wonach die E i n k o m in e n st e u e r dieRente nicht betreffen soll.Jtalie«.Rom, 9. Juli. D e p u t i r t e n k ä m m« r. Ministerpräsidentd i R u d i n i erklärt, er könne und dürfe nicht aus die An-frage des sozialistischen Deputirten Costa antivorten, welcheGründe die italienische Regierung vorgebracht habe, umvon der französischen Regierung die Auslieferung der ausFavignana entwickeneu zum Zrvangsanfenthalt Verurtheiltenzu erlangen. Die Deputirten Costa und Jmbrianiprotestiren dagegen.(Lärm.) di Rndini erklärt unterlebhaftem Beifall. um die Besprechung der eingebrachtenTagesordnungen zu beschleunige», mache die Regierung von demihr zustehenden Rechte Gebrauch und werde heute nicht auf dieAnfragen antworten. Hierauf wird die Begründung der zu demGesetzentwurf, betr. die Einsetzung eines Zivilkommissars in Si-zilien, eingebrachten Tagesordnungen fortgesetzt.—Parma, 3. Juli. Die Ruhestörungen, welche gesternim Laufe des Tages bei der Verhaftung des dem Ueberwachungs-gesetz unterstellt gewesenen Casinelli ausgebrochen waren,aber alsbald unterdrückt wurden, wiederholten s i chg e st e r n Abend. Die Menge ging von neuem gegen diePolizeikaserne mit Steinwürfen vor. Als der Angriff einendrohende» Charakter annahm, gaben die Wachmannschaften einigeSchüsse ab und verwundete» dreiPersone». Kavallerie-truppe», welche zur Unterstützung anrückten, wurden mit demRufe„Es lebe die Armee", aber auch mit Steimvürfen empfange».Der Bürgermeister ermahnte zur Ruhe, die dann auch allmäligwieder hergestellt wurde. Die Wiederholung der Unruhen inParma deutet auf eine tiefer gehende Erregung als sie durcheinen einmaligen Vorfall verursacht zu werde» pflegt.Spanie».Barcelona, 9. Juli. Von den vor einigen Tagen ver-hasteten zwei A n a r ch i st e n ist der eine geständig, an demAttentat bei der Frohnleichnams-Prozession belheiligt gewesenzu sein.—Griechenland.Athen, 3. Juli. Die unerwartete Wahrnehmung, daß sänrmt-liche Mächte ohne Ausnahme sich anschicken, für Wieder-Herstellung friedlicher Verhältnisse in Kreta energisch nachbeiden Seiten hin e,»zutreten, hat die dortige Partei des Kampfesum jeden Preis, welche noch vor ivenigeu Tagen die Oberhandhatte, cntmiithigt. Die durch diesen Stimmungswechsel plötzlicheröffneten günstigen Aussichten würden allerdings sofort wiederin das Gegeniherl umschlage», falls etwa die Verwirklichung derdurch die Botschafter namens der Pforte gemachten Zusicherungeniraglich würde. Die griechische Regierung ihrerseits bemüht sich»ach Kräfte», um bei der Bevölkerung von Kreta das Zutrauenzu Europa zu befestigen.—Internationaler Arbeiterkongrest Die„Tagesordnung".enthaltend die provisorische Geschäftsordnung, sowie alle fürden Kongreß eingelaufenen Anträge, ist uns zugegangen. Es istein stattliches Heft von 43 gedruckten Oktavseiten, das allendeutschen Delegirten des Kongresses von der Redaktion des„Vorwärts" aus übersandt werden wird. Delegirte, die sich beiuns noch nicht schri stich gemeldet haben, werden so freundlichein, dieS nachzuholen, da andernfalls eine Zusendung derBrochüre nicht erfolgen»vird.Genosse Schönlank ist in einer stark besuchten Partei-Versammlung mit allen gegen zwei Stimmen von den LeipzigerGenossen als Delegirter für den internationalen Arbeiterkougreßin London gewählt worden.— Für die oldenburgischen Wahl-kreise wird Genosse Paul H»g in Bant nach London gehen.Ein Bersammlungskuriosum giebt die„S. A.-Z." ansNaußlitz bekannt. In einer Müllerversammlung diskutirte mannach einem Vortrage über die Bedeutung der Arbeiter-organisalionen unter„Gewerkschaftlichem" über die traurigenZustände in einigen Mühlen. Der überwachende Beamte, Nest-mann, schien aber von Sehnsucht»ach seinem traute» Heim er-füllt zu sein, er stand aus und unterbrach einen Redner mit denWorten:.Nunhab'ich's aber satt, die Versa mm-lung hat nun schon 3 Stunden gedauert, ichdulde e s n»» nicht mehr. Uebrigens sind die Zu-stä nd« ist, de n Mü h l e» g a r n i ch ts Gewerkschaftliches!"