3iarl Jßemke:
3)erWohUäier und derApojlel
I. Die Legende. Das Spcischaus der Armen betrat ein großer hagerer Mann mit grauem Mantel. Der Mann an der Essen-Ausgabe betrachtete ihn mißtrauisch. „Einmal Reis mit Backobst,"' sagte der Graue. Der Mann an der Theke strich die S3 Pfennig«, die der Fremde auf den Tisch gelegt hatte, ein und sagte: „Reis mit Backobst ist heute nicht mehr da." „Dann möchte ich bitte mein Geld zurückhaben." ...Geld zurück glbts nicht." „Was dann?" „Essen Sie etwas anderes." „Ja. bitte." Der Mann an der Ausgabe nerschwand einen Augenblick in der Küche. Als er wiederkam, brachte er einen Teller, darauf lagen nebeneinander ein Bückling, eine Scheibe Schwarzbrot und ein wenig Apfclkompott. Der Fremde, ob der seltsamen Zusammen- stellung, sah auf. „Das soll ich—?" „Ja, ja. los doch. Ich habe nicht Zeit, mich solang« mit Ihnen aufzuhalten." Der Mann im grauen Mantel sagte nichts mehr, nahm den Teller, ging und setzte sich an einen Tisch. Der Bückling roch schlecht. Der Mann aß nicht. Er grübelte. Indes ging die Tür auf. fterein traten zwei funge Menschen in Wanderllcidung, ein junger Mann und ein Mädchen. Sie legten ihre Bündel ob und setzten sich an den Tisch zu dem Fremden. Sic strahlten, man sah ihnen an: sie bewegten sich wie in einem Abenteuer. Der Fremde zwinkerte lächelnd: „Ausgcrisien, wie?" „Stimmt, alter Herr, ausgerissen von Hause." „Darf ich fragen, wieso?" Der Junge hob gleichmütig die Achseln. „Arbeitslose Väter, und obendrein wollten sie nicht, daß wir uns liebten. Gehört dazu Geld? Wir sind doch jung!" „Und nun?" Wieder Achselzucken, aber diesmal ohne Antwort. Der Fremde sah alles. „Nun habt ihr weder Geld, noch Obdach, noch Aussicht auf Arbeit. Ist es nicht so?" Die jungen Leute nickten lachend. Und der Mann fühlte, daß sie recht taten, zu lachen. Sie hatten für sich ihre Jugend. „Komint mit mir," sagte er nur. Er führte die Jungen in ein geräumiges Haus, das anscheinend das seine war. Die beiden staunten. Sic bekamen zwei kleine Zimmer. Ihren lachenden Dank wehrte der Graue od. „Wenn ihr euch nur wohlfühlt." „Wie wir uns wohlfühlen l Und wenn das Kind da ist.. „Es ist unterwegs—?" „Ja, feil einem Monat." „Ihr wollt es gern?" „Wie sollten wir gern wollen, daß auf die überfüllte Erde noch ein armer Hungerleider mehr kommt!" Die Stimme de» Jungen war zum ersten Mal« ernst geworden. Der Mann meinte: „Es muß ja nicht unbedingt kommen." „Ja, wenn der Paragraph 218 nicht wäre!" „Der ist zu umgehen." „Für die Reichen, ja: vor Geld schwinden alle Paragraphen." Der Mann hatte einen Arzt zum Freund. Der bewahrte die junge Frau, bewahrte das Kind vor dem unerwünschten Hunger- leben. Indes wurde der Mann in der Ausgabe, der Verwalter
jenes Speisehauses, ganz plötzlich seines Amte» enthoben, weil er um eigenen Vorteils willen schlechte Lebensmittel ausgegeben hatte und die Armen, die ihre letzten Groschen hinbrachten, obendrein barsch behandelte. An seine Stelle wurde der junge Mann gesetzt; die junge Frau versah die Küche. Denn— das Spcisehaus der Armen wurde von einem Wohltäter unterhatten, den niemand kannte. Es war aber der Graue. Der junge Mann war dankbar, er und feine Frau taten ihre Arbeit lachend. Die Armen kamen jetzt hierher wie nach Hause. In seiner Freizeit Malteser junge Mann kleine Bilder mit billigen Aquarellfarben. „Es ist nichts", sagte er, als der Wohltäter einmal darüber herkam", aber eine Freude muß man haben." Der Wohltäter jedoch sah, daß es sehr wohl etwas war. Er erbat sich eins der Bilder, ging damit zu einem Freunde, der der geschickteste Kunsthändler des Landes war, und als er wiederkam, brachte er dem jungen Manne an Stelle des Bildes viel Geld mit. Der junge Mann wurde ein berühmter Maler. Do der geschickte Kunsthändler sich für ihn interessierte, kam er in Mode und die Reichen kauften seine Bilder für sehr viel Geld, hängten sie in ihren Häusern auf und erzählten allen Gästen, wieviel sie gekostet hatten. Der junge Maler hatte bald ein großes Haus, größer als das des Wohltäters. Aber es war kein Luxus darin, sondern lauter einfache, saubere kleine Zimmer, in denen obdachlose junge Menschen wohnten, die wider den Stachel der bürgerlichen Welt geleckt hatte» und vertrieben waren. Der junge Mann versammelte sie um sich und erzählte ihnen seine Geschichte. Dankbarkeit, Begeiste- rung und der Wille zum Guten brannten aus seiner Stirn wie ein Licht. Und alle, die ihm zuhörten, entzündeten sich an diesem Licht, gingen hinaus ins Land, erzählten die Geschichte des Wohl» täters und'des jungen Malers weiter und trugen das Licht ins Volk. Bald zählte die Gemeinde nach Millionen. Von allen strahlte das Licht. II. Die Wirklichkeit. In seinem eleganten Auto kam der kleine, dicke Wohltäter vor das Speischaus der Armen vorgefahren. Der Mann an der Essen - ausgab« tat, als kenne er ihn nicht und verabreichte ihm eine gute, reichliche Portion. Während der Wohltäter aß, kamen zwei junge Leute, ein Mann und ein Mädel, setzten ihre Bündel ab und sich an den Tisch des Dicken. Er fragte nach ihrem woher und wohin, schalt sie tüchtig aus. daß sie von Hause durchgegangen waren, rümpfte die Nase, als er hörte, daß das Mädchen ein Kind erwarte, und sah mit Interesse die kleinen Bilder an, die der junge Mann mit billigen Aquarellfarben gemalt hatte. Er erbat eins der Bilder und bestellt« die beiden für den nächsten Tag zu sich in seine Villa. Inzwischen ging er zu seinem Freunde, der der geschickteste Kunst- Händler des Landes war. Am nächsten Tage legte er dem jungen Maler einen Vertrag vor, demzufolge er ihm großzügig Abnahme aller seiner Bilder zu einem sehr bescheidenen Preise garantierte. Er und der geschickte Kunsthändler verdienten dann Millionen an den Bildern, während der junge Maler sich an dem»lageren Vertrag sattsehen konnte. Der Verwatter des Speisehaufcs wurde ebenso dick wie sein Herr, der ihn nie kontrollierte. Das Speisehaus mußte sicher nur trotz der scheinbar billigen Preise kräftig einbringen. Der einzige unverzeihliche Fehler des Verwalters wäre es gewesen, wenn die Ueberschllsse zurückgingen. Die bürgerlichen Zeitungen aber bestätigten dem Dicken laut seine Wohltäterei. Die junge Frau brachte ein Kind zur Welt, ein neues, umhergestoßenes, hungerndes, unglückliches Proletarierkind,- nnd starb daran. Es gab einen Arzt in der Stadt, der menschenfreundlich war und der Frau sicherlich gern geholfen hätte. Aber leider kam er nicht dazu, weil er iinmer im Gefängnis saß wegen des Paragraphen 218.
IVolfgang Marimann:
Qentteman fucM Arbeit
In einer Abendgesellschaft sitze ich einem jungen sympathisch aussehenden Herrn gegenüber. Ich hatte ihn noch nie hier getroffen. Er ist ein„Neuer". Sehr junger Mensch, Weltmann. Glänzende Erscheinung. Die Damen nahmen ihn bereitwilligst zur Kenntnis, einige versuchten sogar mtt ihm zu flirten. Erfolglos. Er schien e« nicht zu bemerken. Verdutzt wandten sie sich wieder von ihm ab. Sonderlinge oder solche, die es zu fein scheinen, sind heutzutage nicht sehr beliebt. Man bevorzugt dos Glatte, Unproblematische, Leicht- zugängliche. Das bringt die Schwere der Zeit mit sich- Später ging die kleine Gesellschaft zum Bridge über und wir beide blieben, der junge Mann und ich, überzählig als Nichtspicler. Wir unterhielten uns. Er erzählte von seinen Reisen, über Vilcher, vom Sporr. Er war durchaus kein Sonderling. Er kannte diese Wett gründlich, und er liebte sie. Es war Geist in dem, was er sagte, und sehr viel Form. Er mußte aus einer guten alten i traditionsreichen) Familie stammen, wo man noch Wert auf eine gewisie Kultur' des Umgang» legte. Er wurde mir immer sympathischer. Nach einer Weile empfahlen wir uns vom Hausherrn und betraten, da es noch früher Abend war und wir kein« Lust nach Schlaf oerspürten, ein Cafe und setzten dort unsere Unterhaltung fort. Nach der zweiten Tasse Kaffee stellte der junge elegante Herr an mich die überraschende Frage:„Wissen Sie keine passende Be- schäftigung für mich?" „Wie? Sie sind stellenlos? Sie wollen arbeiten?" stammle ich. Ich hatte ihn bis jetzt für den Sohn reicher Eltern geholten, der seinen vr. für. gemacht hatte, im übrigen sich ein wenig die Welt ansah.(Aus seinen früheren Gesprächen ging hervor, daß er schon die halbe Well gesehen hatte.) „Ja, ich suche Arbeit. Wundern Sie sich?" lächelte er traurig. „Aber Sie sind doch Doktor! Jurist! Sie können Beamter lverden!" „Ja. ich könnte Beamter werden!" seufzte er.„aber ich habe die Gelegenhett versäumt und jetzt ist es zu spät!" „Wieso?" „Ich hätte mich sofort nach dem Examen entscheiden müssen. Und außerdem wäre ich ein schlechter Beamter geworden!" gab er unumwunden zu. „Keine Beziehungen zur Industrie, zum Handel?" forsch« ich weiter, noch immer leise konsterniert, daß dieser reizende junge Mann da vor mir Stellung sucht und nichts finden kann, weil er nicht Beamter werden wollte. JBttt* besetzt!" Wir schweigen eine Well«. Ich denke noch. Peinliche Stille zwischen uns. Schließlich raffe ich mich auf und bitte den Gentleman:„Erzählen Sie mir doch, was Sie bt» jetzt gemocht babartt"
Er zündet sich eine neue Zigarette an und beginnt:„Mein Dater stt als Major im Krieg gefallen. Seither lebt meine Mutter geistesgestört in einer Anstalt. Andere Verwandte habe ich keine mehr. Zuerst versuchte ich es mit tanzen. Das war die Zeit, wo es noch keine Gigolos gab. Herren aus der Gesellschaft waren sehr gesucht. Ich arbeitete mit Graf B. im„Adlon ". Es ging uns glänzend. Ein Jahr. Dann kam dieser Beruf in Verruf. Es blieb nur die Wahl, dos Feld zu räumen oder zu verkommen. Wir gingen. Seither versuchte ich es in einem Dutzend Berufe. Ich machte große Reisen für eine Exportfirma. Die Spesen waren zu hoch, der Posten wurde abgebaut. Ein halbes Jahr Taxichauffeur in Berlin . Von hier ging ich als Direktor nach Belgrad . Ein Bankkrach dort machte auch dieser Herrlichkeit wieder ein Ende.— Dann Tennistrainer in der Schweiz . Nach zwei Monaten wurde der Aufenthalt nicht verlängert. Zurück nach Deutschland . Provistonsrelsender, Versicherungsagent, Autozwischenhändler. Alle drei, vier Monate ein Geschäft, zwischendurch hungern oder Schulden machen, die einem das Dasein verekeln. Dann zum Film. Photo- Mannequin, Edelkomparse. Ein greuliches Milieu! Angeschrien werden, herumfaulenzen, mit Menschen in einen Raum gepfercht, die zu tiesst von unten kommen. Am Abend hundemüde und deprimiert mit irgendeinem Mädchen nach Hause, das auch hungert und vielleicht Noch nicht ganz verloren ist. Dann wieder ein Einfall, eine Idee, die ein paar hundert Mark bringt, die nach vier Wochen zum Teufel sind, weil man wieder einmal als Mensch leben möchte, Kleider braucht, sich erholen muß von diesem Abstieg. Und dann wieder Trepp auf, Trepp ab als Reisender, Stellung suchend, anti- chambricren in hundert Vorzimmern von Generaldirektoren, Film- gröhen, Theaterleuten. Man sieht doch gut aus, man hat prima Referenzen, aber es hat gar keinen Zweck, niemand hat Arbeit, keiner will es versuchen. Der Doktortitel? Rur ein Hemmschuh! Das verpflichtet: ich verleugne ihn längst, man will Kulis der Arbett, Nummern mit Sachwissen, der Mensch ist überflüssig, Ballast, ein Luxus, der nicht gefragt wird! Was ich morgen machen werde? Keine Ahnung. Ich wohne im Atelier eines Freundes, der verreist ist. Ich«sie mal da, mal dort, gehe oft stundenlang zu Fuß in irgendeine VMa, wegen des Abendbrots und weil es nette Menschen sind." „Aber," wende ich«in,„es müßte doch in ihrer Bekanntschaft ein Mann zu finden sein, der etwas tun kann, mit Geld oder einer Empfehlung!" Cr winkt ab.„Die Großen können eine Lage wie die meine überhaupt nicht verstehen und die anderen haben selber Sorgen und wollen nicht noch mtt fremden belastet werden. Sobald sie Bescheid wissen, gehen sie einem aus dem Wege, man wird nicht mehr eingeladen. Selbsterhaltungstrieb. Kann es den Leuten gar nicht übel nehmen!" .Jllnd die fitttaaf'
Er lächelt, de spricht Bände, diese« Lächeln. „Ja, die Frauen! Entweder ist man ein Gentteman oder—!" Er sieht mich vielsagend an und nach einer Weile fügt er hinzu: „Ich kann es nicht! Auch dazu muß man geboren sein!" Wir gehen nach Hause, ich begleite ihn. In einer Seitenstraße vom Kurfürstendamm bleibt er stehen, deutet auf das dritte Haus:„Hier wohne ich! Wie lange noch? Wenn der Freund zurück kommt, muß ich raus!" Cr nennt mir noch rasch seine Telephonnummer und meint, traurig lächelnd:„Wenn Sie etwas wissen sollten, denken Sie an mich, bitte!" Alexander ton Socher'lUaiodi: 3)er 3>ieh und feine Mände „In Berlin wurde ein Postbeamter verhaftet. Er sitzt hinter Schalter 2 des Berliner Postamts. Sein Haar ist schon ein wenig ergraut. Die breite, leicht gedrungene Gestalt beugt sich über den Tisch, vor dem er schreibend sitzt. Die Brill- hängt etwas schief in seinem breiten Gesicht. Sein Haar ist ge> lchoren und steht wie eine Bürste auswärts. Wie eine gespannte Schnur läuft eine Falte mitten durch seine Stirn. Hinter der Stirn sind Gedanken, die niemals laut werden, und Einsamkeit. Er ist Beamter, niemand kennt ihn anders..Hinter dem Schiebefenster stehen die Parteien Schlange. Sie haben Wünsche. Er kann sie erfüllen. Brief nrorien, Postanweisungen, Einschreibebriefe, Telegramme, Druckjachen. Alberne Fragen naä» Städten, die es gar nicht gibt. Die meisten wissen nicht, wie man ein Formular ausfüllt. Man erklärt es ihnen. Nachmittags von zwei bis vier ist tote Zeit. Er läßt das Schiebefenster herab, in der rechten Schublade, liegen die Stullen, von Frau Margarete Göhlich, der Zimmerwirtin, liebevoll gerichtet. Er schläft schlecht seit einigen Nächten. Sticht mehr wie-ehedem träumt er von fernen Ländern, Sie auf den Briefmarken abgebildet find, von Reisen und Reichtum. Er träumt andere Dinge... Was ist das, die Luft heute im Ramn, dieser Kerl, der Fritz, hat zu viel Kohlen aufgelegt. „Müller, öffnen Sie doch bitte das Fenster. Es ist ja nicht mehr auszuhatten!" Er wischt mit einem großen, zerknüllten Taschentuch über die Stirn. Die Parteien kommen. Das Fenstcrchen wird hoch- geschoben. Briefmarken, Briefe, Postkarten... Mit seinen 5)äni>«n ist etwas los heut«. „Acht Fünfzehner, Herr. Fünszehner habe ich gesagt, nicht Achter!" Seltsam. Jetzt wollte er zum Silbergcld greisen, statt zu den Groschen. Die Postanweisungen, wo lagen sie gleich?. Links. Was war das nur? Und da durchzuckte ihn«in Gedanke und er spürte einen leichten Schlag gegen sein Herz. Dumpf hämmerte eine Ahnung in ihm und er sah auf seine Hände herab, als wären es zwei fremde und gefährliche Gesellen. Irgendwo, hinter der Stirn, die eine Falle wie eine gespannte Schnur durchschnitt, sahen zwei Angen auf diese Hände herab, die viele Jahr« lang gehorcht und ihn nicht verraten hatten. Es ging noch alles gut an diesem Tag.... Er geht nicht heim diesen Abend. Sein Ueberrock. steht weit offen, wÄ)r«nd er durch die Straßen eilt, schneller als gewähnlich. Er tritt in die Kneipe, in der er ein seltener Gast ist. Eigentlich wollte er allein sein, aber beim fünften Korn setzt sich ein Arbeiter zu ihm, ein stiller, großer Kerl mit eckigem Kops und hellen Augen. Sie kommen ins Gespräch. Sie trinken. Sie sprechen von ihren Wünschen, von der Politik des Tages, uon Not und Reichtum. Und plötzlich beginnt er zu. reden. Beim zwölften Glase etwa:. „Ich bin heute achtundvierzig, sehen Sie", sagte er,„achtund- vierzig, und habe nichts vom Leben gehabt." Sein ergrautes Haar hängt ihm wirr in die Stirn, die Augen blinzeln trübe hinter den Brillengläsern und seln« Hand fuchtelt aufgeregt vor dem Gesicht des Arbeiters herum.„Sehen Sie.«in Mädel, damals, mochte mich nicht. In der Schule mich abgemüht, nichts geschafft. Ich wollt« etwas, ins Ausland, weit fort, unter andere Menschen, da- mal« war ich noch jung. Nichts. Ein Tag wie der andere." Er wird immer aufgeregter. Mit den gespreizten Fingern seiner Rechten krampst er sich in die Bluse.„Aber ich hatte Kraft in mir, viel Kraft, ich nmßte etwas tu», mußte, etwas Großes, Ge- fährliches, mußte... Die Brille fällt klirrend auf den Tisch, aber sie bleibt hell. Schweigen entsteht. Beim sünf zehnten Glas hebt der Arbeiter den breiten Schädel, sieht ihn an nnd sagt schwer und spötttsch: „Und, Herr Postrat, was haben Sie getan?" Da fühlt er wieder den jähen Schlag gegen sein Herz. Und mit wirren, entsetzten Augen sieht er seine rechte Hand vor sich in der Luft stehen, zum Geständnis bereit. Er reißt den Arm zurück und steckt die Hand in die Tasche. Er torkelt zum Schanktisch, be- zahlt, und verläßt grußlos das Lokal. Am nächsten Tag ist er müde und zerschlagen. Aber es geht so halbwegs. Um ein Uhr schließt er das Fenster und erhabt sich geräuschlos von seinem Sitz, denn um diese Zeit pflegt Müller zum Chef hinüberzugehen. Wie seit vielen Iahren hört er auch heute im Nebenvaum den Postsack auf den Tftch aufschlagen. Jetzt ist niemand im Zimmer. Mit geübten Fingern greift er in den Sack, hebt die Oefsnung zuin Tageslicht, und nimmt fünf, sechs Wertbriefe heraus, die ihm geeignet[cheinen. Da knarrt im Nebenraum die Tür. Sein Atem stockt. Mcht, weil er der Siwa- tion nicht gewachsen ist, hunderte Mal hat die Schnelligkeit seiner Finger ihn aus ähnlichen Lagen errettet, aber die Hand, die Hand mit den Briefen, feine Hand, gehorcht nicht. Und während hinter seiner zerquälten Stirn ein jahrelang überbeanspruchter, zermürbter Wille sich zum letzten Befehl zusammenballt und seine Hand sich langsam zu regen beginnt, empfindet er, daß es schon zu spät ist. Die Tür geht ans. Am Rahmen steht der Chef. Der Mann mit der Falte in der Sttrn steht taljs daraus vor- dem Richter. „Seit wann?" „Seit zehn Iahren." „In Ihrer Wohnung wurden vierzehnhundert Dollar gefunden, stammt dies alles aus „Jawohl." „Warum taten Sie es?" Der Mann steht sinnend vor dem Gesetz. Es ist jetzt, als ginge ihn da? alles nichts wehr an. Er sagt still: „Ich weiß es nicht Maine Hände wollten es anfangs, dach später haben sie mich verraten." Aber das begriff vielleicht nicht einmal er selbst.
Der größte aller Papageien ist der Eolenpapagei oder Kakapa. Gleich den Eulen Hot er ungewöhnliche weiße Federn, die eine Art Schleier bilden. Der Schnabel ist van borstenartigen Federn teil- weise verdeckt. Der Eulenpapagei lebt auf Neuseeland , und zwar nur auf der Südjette in abgelegenen Gebieten.