Streifattion im Ruhrgebiet ?

Wie ihr begegnet werden kann.

Effen, 30. Dezember.

Die Rheinisch- Westfälische Zeitung" berichtet in ihrer heutigen Morgenausgabe in großer Aufmachung über fommunistische Streik­vorbereitungen. Der Zentrale Kampfausschuß" der KPD. propa­giere in einem Aufruf einen Massenstreik in den Betrieben mit Unterstügung der Erwerbslosen, der Wohlfahrts: und Notstands­arbeiter auf breitester Basis. Dem Aufruf sei ernste Bedeutung bei­zulegen. Zur Vorbereitung des Streits feien alle fommunistischen Organisationen alarmiert, ein Kurierdienst eingerichtet worden, die Kampfausschußmitglieder seien in Funktion, illegale Quartiere und Decadressen seien vorbereitet.

Am Abend des 1. Januar soll noch eine Alarmfißung aller revolutionären Organisationen zum Zwede der Ueberbringung der legten Anweisungen abgehalten werden. Der eigentliche Streif soll wahrscheinlich am 2. Januar beginnen. Es soll versucht werden, mit Hilfe der Erwerbslosen und der steigenden Zahl der streikenden Belegschaftsmitglieder in den darauffolgenden Tagen die Streiffront zu erweitern Besondere Aufmerksamkeit soll der Arbeit inner­haib der freien und der christlichen Gewerkschaften gewidmet wer­den, die man für den Streif gewinnen will.

Das alles ist an sich nichts Neues. Wenn es auf die KPD . und ihre RGO. allein ankäme, dann hätten wir jeden Tag an allen Eden und Enden Streifs. An Arbeitslosen zum Streitpostenstehen und zur Verbreiterung der Streiffront" fehlt es wahrlich nicht.

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Allerdings fehlt es im Ruhrgebiet nicht an Mißstimmung, zumal bei den durch die jüngste Notverordnung in ihrem Arbeits­einkommen besonders hart betroffenen Bergarbeitern. Die ruhige Ueberlegung, daß ein Streit unter der bekannten siegreichen Führung der RGD." weder die Krisenverhältnisse menden , noch die Notverordnung beseitigen, die Bergarbeiterlöhne verbessern fönnte, fann bei den Unorganisierten vor allem sehr leicht der Verzweif­Tungsstimmung weichen, daß es so nicht weitergehen kann und irgend etwas geschehen müsse. Die KPD. nügt den Unmut der Arbeitslosen und die Verärgerung der Bergarbeiter nach besten Kräfter für ihre Zwecke aus.

Doch ein Streit tann außer der Wirfung eines starfen Protestes gegen die Ungunst der Verhältnisse feinen Erfolg haben. Eine Verkleinerung der Kohlenberge wäre den Zechenherren

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recht willkommen. Die Arbeitslosen können wohl bei den von der KPD ersehnten politischen Massenstreits mitwirken, einen wirtschaft­lichen Streif fönnen sie nicht führen. Die noch Arbeitenden aber überlegen es sich immerhin, bevor sie ihre Arbeit aufgeben und JAH.- Brote reichen nicht aus, Streitunterstützung aber kann die wochenlang hungern sollen, ehe sie Unterstützung bekommen. Die KPD. - RGO. nicht zahlen.

Wenn wir nach allem der Streifmache nicht die Bedeutung bei­messen wie die Rheinisch- Westfälische Zeitung", so möchten wir denn doch über deren Leserkreis hinaus dem gesamten Unternehmer­tum in Nordwest dringend empfehlen. den Ursachen, die zu einer größeren Streitbewegung führen tönnen, soweit als irgend möglich zu begegnen. Das Unternehmertum an der Ruhr hat den Bogen seit Jahren allzusehr gespannt.

blattverbreiter ist's nicht getan, auch nicht mit der Beschlagnahmung Mit der Herbeirufung von Ueberfallfommandos gegen Flug­von Flugblättern und der Festnahme einiger Flugblattverbreiter, die erwischt werden.

Die Zeche Westhausen, bei der die zur Verhinderung der Flugblattverbreitung eingesetzten Beamten bedroht wur­den und von der Schußwaffe Gebrauch machten, ist nicht die einzige Zeche im Ruhrgebiet .

Eisenbahner üben passive Resistenz.

Wien , 30. Dezember.

Im Zusammenhang mit den Verhandlungen über das Bundes­bahnen- Sanierungsgefeß, das eine einschneidende Kürzung der Personalbezüge vorsicht, hat die Deutsche Verkehrs­gewerkschaft ihre Angehörigen zur passiven Resistenz auf der Strecke Wien - Bregenz aufgefordert.

Die passive Resistenz auf dieser Strecke ist als Einleitung wei­terer Maßnahmen gedacht, falls fie unbeachtet bleiben sollte.

Die Geschäftsstellen des Ortskartells Berlin und des Bezirks­fartells Brandenburg des Allgemeinen freien Angestelltenbundes, Engelufer 24/25, bleiben von Donnerstag, 31 Dezember, 13 Uhr, bis einschließlich Sonntag, 3. Januar 1932, geschlossen.

Berantwortl. für die Redaktion: Rich. Bernstein, Berlin ; Anzeigen: Th. Glocke Berlin . Berlag: Borwärts Berlag G. m. b. H., Berlin . Drud: Vorwärts Buch­druderei und Verlagsanstalt Paul Ginger& Co., Berlin SW 68. Lindenstr. 3. Sierzu 1 Beilage.

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