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Sklareksdoppelte" Buchführung Das Geheimnis der GefälligkeitswechselRevisionen nur Formalitäten"

Die Wohltäterin. Das Geheimnis der ungetreuen Buchhalterin. Stehen ungetreue Kassierer oder Buchhalter vor Gericht, so ist das Geheimnis ihrer Eeldausgaben sehr bald enthüllt: Weiber. Wetten, Gelage. Anschaffungen usw. stecken in der Regel dahinter. Wo hatte aber das die kleine Buchhalterin, die sich vor dem Schöffengericht Berlin-Mitte wegen fortgesetzter Urkunden- f ä l f ch u n g und Veruntreuung von 20 000 M. verantworten muhte, das viele Geld gelassen? In ihrem letzten Wort sagte sie mit träncnerstickter Stimme: Meine cherren Richter, was ich angegeben habe, stimmt. Ich habe die Wahrheit gesagt. Ich habe den größten Teil des Geldes armen Leuten gegeben, ich nehme die Strafe auf mich. Ich will für meine Tat büßen. Es ist bei Gott die reine Wahrheit. Sie hatte zuerst ihre notleidenden Bekannten mit Suimncn bedacht, dann ist sie in die Häuser gegangen, hat Arbeitslose unterstützt, die sie kaum kannte. Aber nennen Sie uns doch die Leute, dringt der Vorsitzende in die Angeklagte. Wir werden ganz vorsichtig Er- mittlungen anstellen. Das könne sie nicht. Sie wolle die Leute nicht bloßstellen. Dann können wir Ihnen nicht glauben. Sie haben wohl einen Grund, die Wahrheit zu verbergen. Auherdem haben Sie einen Teil des Geldes auch für sich ausgegeben. Was war das mit dem. Herrn H.. dem Sie mehrere tausend Mark gegeben haben? Hatten Sie ein Verhältnis mit ihm? Nein. Und dann haben Sie Ihren Eltern Pakete geschickt. Sie sind auch im Auto gefahren. Haben in Cafes Ihre Freunde bewirtet und haben zu Hause immer- zu Liköre getrunken. Sagen Sie die Wahrheit. Steckt jemand da- hinter? Haben Sic sich etwa ein Guthaben angelegt? Nein, nein und nein. Die Tat der Frau ist ein Rätsel, nicht ander» als sie selbst. Ihre persönliche Anspruchslosigkeit steht außer allem Zweifel. Für da« möblierte Zimmer zahlt sie nicht mehr als 40 M. Ihre Zeugnisse sind vorzüglich. Bei ihrem letzten Chef, dem sie so teuer zu stehen kam, war sie seit 1927 beschäftigt, sie genoß sein volles Vertrauen. Aber bei seiner Bank machte er die Entdeckung, daß er auf seine Schecks im Laufe der Jahre wiederholt 400, 800, 000 M. erhoben haben sollte, im ganzen 20000 M., den größten Teil seines Vermögens. Kein Zweifel: die Schecks trugen seine Unterschrift und doch war es nicht die seinige so meister­haft waren sie gefälscht. Die Scheckbücher lagen im Geld- schrank, die Buchhalterin hatte zu ihm freien Zutritt. Der Mann weint. Auch die, die ihn ruiniert hat, weint. Wie kamen Sie denn dazu, auf Kosten Ihres Chefs Wohltätigkeit zu üben? Er äußerte sich so herzlos über die Armen, sie können verrecken, sagt« er. Nun fnuß ich aber im Gerichtssaal lachen lacht der Chef. Ich herzlos, ich habe in meinem Testament die Blinden bedacht. Der Staatsanwalt beantragt ein Jahr Zuchthaus, mildernde Umstände will er dieser Frau nicht zuerkennen. Was sogen Sie dazu? fragt der Vorsitzende. Ich habe die Tat begangen, ich bitte, die Strafe nicht zu erleichtern, ich bereue. Das Gericht verurteilt die Frau zu einem Jahr Gefängnis. Die also Verurteilte geht an den Richtertisch heran und bittet, die Strafe sofort antreten zu dürfen. Nein, sagt der Vorsitzende, das Gericht kann zwar einen 5)aftbefehl erlösten, es hält das aber nicht für erforderlich. Flucht- verdacht liegt bei Ihnen nicht vor. Sie werden von der Staats- anwaltschaft die Aufforderung zum Strafantritt bekommen. Der Mann, mit dem sie in Scheidung liegt, und die Fürsorgerin reden auf dieBüßerin" ein. Etwas stimmt bei dieser Frau nicht. Sie befindet sich wegen ihres Gemütszustandes in ärztlicher Be- Handlung. <3A. an der prügelsront. Ein Ausläufer der KurfiirstendomM'Krawolle. Während die Große Strafkammer des Landgerichts lll sich mühselig im Helldorf-Prozeß in die Kurfürstendamm -Ereignissc hin- einarbeitet, hatten sich vor dem Schöffengericht Schöne- b c r g wegen der gleichen Vorfälle drei Angeklagte zu ver- antworten. Hier waren Prügelheldcn gewissermaßen auf frischer Tat ertappt worden. Gegen 11 Uhr abends am jüdischen Neujahrs - feste kamen drei jüdische junge Leute von der Maaßenstraßc auf den Nollendorfplatz zu. Plötzlich sahen sie sich einem Trupp von etwa 20 Nationalsozialisten gegenüber: der an der Spitze ging, schlug einem der jungen Leute den Hut vom Kopf: er bückte sich, um ihn aufzuheben, in demselben Augenblick fiel man über ihn her, schlug ihn zu Boden, trat ihn mit Füßen. Ein Polizeibeamter eilte herbei, bekam einen der Rowdys zu fasten, seine Kameraden drängten auf den Beamten ein. Der Festgenommene riß sich los, der Beamte lief hinter ihm her, die zurückgebliebenen' National- soziolisten sielen über die drei jungen Leute zum zweiten Male her, einer von ihnen wurde böse zugerichtet. Noch waren die Rowdys mit ihrer heldischen Tätigkeit nicht fertig, als«in Ueberfallkoimnando sie in die Flucht jagte. Drei Mann konnten festgenommen werden. Vor Gericht bestritten alle drei zu dem Trupp von National- soziolisten gehört zu haben. Der eine. L c m b k e, Mitglied de» Sturm? 2, Prenzlauer Berg , erklärte, zu seiner Tante unterwegs gewesen zu sein: der andere, Hasse, wollte auf dem Nollcndorf- platz damit beschäftigt gewesen zu sein, Autotüren zu öffnen: der dritte, I., schien tatsächlich mit dem Trupp nichts zu tun zu haben. Der Staatsanwalt beantragte für den letzteren Freispruch, gegen Lembke 10 Monate, gegen Haste 6 Monate Gefängnis. Da» Gericht verurteilte die beiden zu je 4 Monaten Gefängnis und sprach den Angeklagten I. frei. Wieder Schnee in den Bergen! Das über Weihnachten eingetretene Tauwetter hat nicht lange angehalten. Aus Karlsruhe wird uns gemeldet, daß im Schwarz walde starke, noch andauernde Schneefälle die Sportverhältnisse wieder wesentlich verbessert haben: die Schneehöhe beträgt bis zu 00 Zentimeter. Auch aus anderen deutschen Winter- sportgebieten, wie dem Riesengebirge , dem Harz , Thü- ringen, wird Neuschnee gemeldet, so daß die Wintersport- Möglichkeiten wieder bester geworden sind. ' Zuschreibung der Zinsen in den Sparbüchern der Sparkasie Berlin . Erfahrungsgemäß herrscht in den Geschäftsstellen der Sparkasse der Stadt Berlin während des Monats Januar außer- ordentlich starker Publikumvsrkehr. Im Interesse einer schnelleren Abwicklung des Sparvertehrs für Ein- und Auszahlungen bittet die Sparkasse dringend, Sporbücher zur Zuschreibung der Zinsen gelegentlich eines Zahlgeschäfts bei der lontenführenden Kasse vpr- zulegen, es sei denn, daß die Sparer den Zinsbetrag für ein« ab- -ugebendo Steuererklärung benötige». Au» den Spartonten der Sparkasse werden die Zinsen gm 31. Dezember dem Kapstal zuge- schrieben und ooin Beginn des nsuen Geschäftsjahres ab mitverzinst.

In der gestrigen Rachmitlagsoerhaudlung des 5 k! a r e k- Prozesses erörterte man zunächst weiter die Frage der Gefälligkeitswechsel, die die Sladtbank den Sklareks als Warenwechsel diskonliert Halle. Die Sklareks ließen bei dieser Gelegenheit durchblicken, daß die Anregung, ein Warengeschäft vorzutäuschen, von Stadtbankdirektor H o f s m a n n ausgegangen sei, was dieser jedoch bestritt. Willy Sklarek stellte sich auf den Standpunkt, daß die Verträge mit der Stadt die Hauptunterlage der Kredite gewesen seien und bestritt, daß die Verträge auf bestechlich« Weise zustandegekommen seien. Bürgermeister S ch o l tz und Stadttämmerer Dr. Lang« hätten ja auch als Zeugen erklärt, daß der Monopoloertrag nur eine Ver- längcrung der übrigen Verträge gewesen sei. Vors.: Sie meine» also, daß die Stadt eigentlich noch das Lertragsoerhältnis mit Ihnen fortsetzen müßte? Willy Sklarek: Jawohl. Der Angeklagt« Buchhalter Tuch erklärte freimütig, ihm sei bekannt gewesen, daß es sich um Gefälligkeitswechsel handelte. Als Buchhalter hatte ich den Eindruck, so bekundete er. daß die Revisionen bei den Sklareks durch die Stadlbankbeamlea nur Formalitäten waren. Di« Rem- sioncn wurden ja auch vorher angekündigt und sogar auf Wunsch verschoben. Ich war der Ansicht, daß Schröder, der revidierte, mit Schmitt und Hvfsmann eins war. Vors.: Hat Schröder denn etwas bekommen? Tuch: Das weiß ich nicht. Bei den Revisionen hat er aber stets Kaffee getrunken. Ich glaube, daß die Kredite aus Freundschaft und aus Vertrauen zu den Sklareks gegeben worden sind. Durch die weiteren Erörterungen wurde erst das Geheimnis gelüftet, wie es den Sklareks gelang, die Gcsälltgkeitsakzepte ihrer Verwandten und Bekannten als Warenwechsel erscheinen zu lassen. Wie der Vorsitzende aus der Anklage feststellte, war zu diesem Zwecke nämlich«ine besonder«doppelte" Buchführung «ingerichtet worden: ein Teil der Bücher diente zur eigenen Orientierung der Sklareks, während besondere Bücher zur War- leyung für die Kontrollbeamten angefertigt wurden. Hier täuschte man mit den Wcchselakzcptmitcn Scheingeschäfte durch An- sertigung von Auftragsbestätigungen, Fakmrenkopien usw. vor. Willy Sklarek versuchte auch für diese Dinge die Berontwortunz

Trauerfeier für Oskar Ewald . Am Mistwochnochmitiag wurde im Krematorium Gericht st rahe unter starker Beteiligung die Bestattungsseier für den Genossen Oakar Ewald veranstaltet, der plötzlich au« seinem reichen Arbeltskreise als Stadtrat in Tempelhof und Der- trauensmann der Partei abgerufen worden ist. Zu Hunderten waren seine Freunde und Kampfgefährten erschienen, um Abschied zu nehmen. Genosse Otto B u r g e m e i st e r. der lange Jahre mit Ewald Seite an Seit« in der Partei- und besonders in der Kommunolarbeit gestanden, umreißt in seiner eindrucksvollen Gedenkrede die große und aufopfernde Tätigkest. die Ewald in Jahrzehnten für die Sache der aufstrebenden Arbeiterklasse verrichtet hat. Besonders die Arbeit in der Genwindsocrtretung AU-Tempelhof und im Bezirksamt des nougebildeten Verwallungsbezirks, sein ausopferndes Wirken für die Erwerbslosen und süp die Jugend werden im Rahmen seines gofamien Wirkens unvergessen bleiben. Bezirksbürgermeister B r u u s- W ü st c f e i d rief namens des Bezirksamtes und der Bezirksversammlung dem Verstorbenen Dank und letzte Grüß« nach. Er betonte besonders die leiden- schaftliche Arbeitsfreude Ewalds und die Sachlichkeit, mit der gerade er als aus der Partcibewcgung stammende Verwaltungsbeaniter feine Entscheidungen fällte. Zum Schluß sprach namens der Gesamtpartei und des Berliner Bezirksvorstandes Genosse Franz Künstler herzliche Abschieds- worl«: Oskar Ewald war ein unermüdlicher und selbstloser Ar- bester für die gemeinsamen Ideal«, die uns ay« bewegen. Aber er wollte Nicht mehr scheinen, als er wirklich war. lind in dieser Bescheidenheit war er und soll er immer bleiben«in gutes Beispiel für olle, die wie«r berufen sind, für die sozialistische Ideemvcst zu kämpfen.

Orkan über Norwegen . Windstärke 35. lleberall Verwüstungen. Oslo . 30. Dezember. Bor der Küste von Stavanger hat ein Unwetter, wie man es in den dortigen Gegenden seit Menschengedenken nicht erlebt Hot. großes Unheil angerichtet. Stellenweise wurden Windstärken von 37 bis 38 Metern in der Sekunde festgestellt. Lei Rosenberg wurde ein norwegischer 1000-Tonnen- Dampfer vom Kai losgerissen und in den Fjord hineingetrieben, wo er strandete. Auf dem Lande sind die Telegraphen- und Telephon- linien weithin umgerissen worden. Alle Verbindungen zwischen Stavanger und den umliegenden Inseln sind unterbrochen worden. Die Loloinotioen fuhren in der Dunkelheit gegen umgerissene Tele- graphenpfähle und wurden dabei mehr oder minder schwer de- schädigt, so daß die Züge aus osfener Strecke halten mußten. Menschenleben sollen bisher nicht zu beklagen sein. Nochmals der Fall des Kindes Griese. Lübeck . 30. Dezember. In der gestrigen Sitzung des Tuberkuloseprozesses stellten die Sachverständigen an Prof. Dr. D e y ck e eine Reihe von Fragen. Im Verlauf dieser Vernehmung richtete Rechtsanwalt Dr. F r e y an Dr. Wiener die überraschende Frage, ob ihm bekannt sei, daß schon im Dezember 192S dos Kind Lothar Hinz in i t AEG. gefüttert morden sei. Oberstaatsanwalt Dr. Linau nahm diese Frage zum Anlaß, darauf hinzuweisen, daß die Eltern dieses Kindes dshauptet hätten, ihr Kind sei schon nach seiner Geburt im Dezember 1S2S gefüttert worden und erkrankt. Das Ermlttlungs- oerfahren, das darauf von der Staatsanwaltschaft eingeleitet worden sei. habe eingestellt werden müssen, da die Ermittlungen kein positives Ergebnis ergaben. Eine Beschwerde der Eltarn heim(Bcneralstaats- anwalt sei zurückgewiesen worden. Dr. Wiener bekundete, daß ihm von einer solchen Fütterung nichts bekannt gewesen sei.

auf Max Sklarek abzuwälzen, und Leo Sklarek verteidigte sich mit seiner bekannten Behauptung, bah er von Büchern, überhaupt nichts verstehe. Der Mitangeklagte Buchhalter Tuch bekundete aber, daß ihm die ersten Zahlen von Willy Sklarek gegeben worden seien, und daß man dann, wenn Wechsel an die Stadtbank gegeben wurden, automatisch die Warengeschäfte in den Büchern usw. fingiert hätte. Der Vorsitzende stellte hierzu fest, daß beispielsweise auf das Konto K l e c z e w s k i für 4.6 Millionen Aufträge verbucht waren, während die Stadtbank Wechsel in Höhe von 8,0 Millionen Mark bekam, so daß also trotz der Fälschungen 4 Millionen nicht belegt waren.(Zu den Stadtbankdirektoren:) Das spricht sehr für die Art der Revisionen. So sehen also Ihre Revisoren aus. Durch einfache Addition hätten sie das feststellen können. Hofsmann: Das höre ich heute zum ersten Male. Leo SNarek: Die Revisoren sind ja doch»on den Herren der Stadtbank von der Kontrolle zurückgehalten worden. Hofsmann: Das ist ja unmöglich. Leo Sklarek: Sie haben mir doch selbst g«Iagt: llch schicke Zhncu Schröder rüber. wir tun euch nichts. Hoffmann(nach einigem Zögern): Das ist ousgc- schlössen. Lehmann: Mir hat doch der Revisor Höge cimnal gesagt: Ich möchte ja bei euch kontrollieren, aber ich darf ja nicht. (Bewegung.) R.-A. Dr. Nübcll(zu Tuch): Waren die Fälschungen nicht sehr primitiv? Tuch: Ein wirklicher Buchprüfer Höste sie auf den ersten Blick entdeckt. Tuch erklärte dann noch weiter, daß die Prüfungen durch Schröder meist nur fünf Minuten dauerten, daß aber regelmäßig dabei Kaffee getrunken wurde. Einer der Gebrüder Sklarek sei immer dabei gewesen. Mir wurde gesogt, dag die Bücher als Unterlogen für die unteren Organe von der Stadt- dank gefordert wurden, und ich glaubte, sie wußten olle, was los mar. Leo Sklarek: Hoffmann sagte mir auch einmal: Die Revision»- berichte wandern doch bloß in den Papierkorb. Hoffmann(erregt): Es ist doch ein Ding der Unmöglichkest, daß ein Rcoisionsbericht ver- schwindet. Das stimmt nicht. Nach weiteren Erörterungen wurde die Verhandlung schließlich auf den heutigen Donnerstag S Uhr vertagt. Mit Rücksicht auf Silvester soll aber nur vormittags verhandelt werden.

Im weiteren Verlaufe der Verhandlungen wird Professor Dr. Klotz eingehend über de» Fall des Kindes Griese vernommen. Er kommt zu dem Schluß, man sei damals berechtigt gewesen, die Diagnose aus kongenitale Tuberkulose zu stellen. Das Ergebnis der Hauptverhandlung habe ihn nicht von der Ueberzeugung abbringen können, daß das Kind Griese tatsächlich an kongenitaler Tubertuloie erkrankt sei. Professor Klotz betont schließlich auf«Ine Frage, daß ihm keine offizielle Mitteilung darüber zugegangen sei, daß das Calmeste-Verfahrcn in Lübeck eingeführt werden sollte. Er Hab« bis zum Unglück angenommen, daß das Verfahren nur bei Kindern aus stiberkulösem Milieu angewandt würde. Professor Dr. Ludwig Lange äußert sich dann eingehend zu dem Fall des Kindes Griese und kommt zu dem Schluß, daß Professor Dcycke auf Grund der Tieroersuche durchaus der Ansicht sein konnte, das BCG. sei unschädlich. Der Sachverständige kommt aber auf Grund eigener Forschungen zu dem Schluhergebnis. daß schon das Kind Griese eine Kultur erhielt, die giftige Bazillen in sich leug.'''"'> m'''; Schwere Tai hartes Urteil. 7« Jahre Zuchthaas für einen NeunzehnjahriHen. Vor dem Schöffengericht in Oranierrburg: Die Anklage gegen den 19jährigen Johann' N. lerntet« auf schweren Raub in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung uns Vergehen gegen das Waffengesetz, lieber die Crstwicklung des jungen Menschen erfuhr man so gut wie gar nichts. Ein B e- richt vom Jugendamt war nicht eingefordert imd lag nicht vor. Dos eine stand fest: der Neunzehnjährige haste sich mehnnal» des Vergehens der Vestelei schuldig gemacht, er war eimnol in Hamburg wegen eines schweren Einbruchs zu drei Morraten G«. fängnis verurteilt worden, für einen Teil der Strafe hatte«r Be- Währungsfrist erhalten. Im August/September dieses Jahres trieb sich N. bettelnd und landstreichend in der Nähe von W e N s i ck e n- darf umher, stahl mn 12. September«in Schlächtermesser und klesteri« am 14. September gegen 4 Uhr morgens über den Zaun des Gehöfts von R.. bei bem er früher beschäftigt gewesen woc. Cr versteckte sich auf dem Heuboden, wartete hier ab. bis Landwirt und Kriecht gegen 10 Uhr das Gehöft oerliehen. Als bald darauf Frau R. den Männern folgte, verließ N. fein Versteck und per- suchte einen Einbruch, wurde ober von der unerwartet heimkehren- den Frau überrascht. Schnell legte er eine Maske an, schlug die Frau.zu Boden, steckte ihr. um sie mn Schreien zu hindern, ein zum Knebel zusamn-engedrehtes Kopftuch in den Mund, band ihr Füße und Hände zusammen und schleifte sie in den Pferdestall. Er war eben dabei, von den Schlüsseln der Frau Gebrauch zu machen, als es Ihr gelang, sich der Fesseln zu entledigen. N. warf sie ein -weites Mal zu Boden, legte ihr aufs neue die Fesseln an, schleifte sie in den Pferdestall zurück und drohte, ihr mit mit Schlachter- messer: Noch eine Bewegung und... N. war mit seiner Diebes- arbeit noch nicht fertig, als es der Frau gelange ssch des Knebels zu entledigen. Sie schrie um Hilfe und der Bursche wurde gefaßt. N. hatte vor Gericht keinen Verteidiger. Er benahm sich jungenhaft frech, als ginge ihn das Ganze nichts an. Der Staatsanwalt beantragt« 7i- Jahre Zuchthaus und zehn Jahre Ehrverlust. Das Gericht erkannt« auf diese Strafe und Siel- lung unter Polizeiaufsicht. In der Urteilsbegründung wurde auf die unmenschliche Roheit der Tat hiiagewiesen: es wurde betont, daß der AirgeNagt« keine Spur von Reue gezeigt habe. Bloß mit Rück- ficht auf dl; Jugend und auf die Erwerbslosigkeft des Angeklagten sei die Straf« nicht noch höher ausgefallen. Damit hat eine schwere Tot eine harte Strafe gefunden. Nicht verständlich ist, daß Feststellungen über die Persönlichkeft des An­geklagten, wie sie die Verfügung des Iustizministers vom Jahre 192Ö fordert, unterlassen worden sind, daß dos Jugendamt mit dem Fall nicht belaßt wurde. Selbst in dieser schlimmen Zeit sollte der unter allen Umständen richtig bleibende Erziehungsgedanke nicht außer acht gelassen werden.