Iflario Hlohr: Maklern, die Allmonatlich versammeln sich in etwa vierzig deutschen Städten still«, ernste Menschen zu Vorträgen und Aussprachen. Manche bringen kleine Pakete mit, die sie sorgsam und vorsichtig tragen und mit einer Feierlichkeit vor sich ausbauen, als seien darin alle Schätze Indiens eingepackt. Was das für Menschen sind?— Würde Man die Gesichter allein betrachten, so würde uns unsere vielgepriesene Menschenkenntnis ziemlich im Stiche lassen. Da sitzt ein alter Offizier neben einem kleinen Händler, eine junge Kaufmannsfrau neben einem alten Mütterchen. Alle Stände sind oertreten, alle sozialen Schichten, alle Altersklassen. Da wird keine Politik getrieben, und keine beruflichen und sonstigen„Belange" stehen zur Diskussion. Was die Leule, die hier zusammenkommen, eint, und was immer auf der Tagesordnung steht, das ist die gemeinsame Leidenschaft, die gleiche Liebe— wenn man will, der gleiche Sport. Manche haben die Objekte dieses Interesses in ihren kleinen Paketen mitgebracht, weil sie zu Hause vergeblich über die Herkunft ihrer Lieblinge nachgegrübelt haben und hier zu erführen hoffen. wes' Nam' und Art sie sind. Manche wollen ihre Sorgen loswerden, weil sie nicht wissen, worum und woran diese Lieblinge kranken und keine Fortschritte in ihrer Entwicklung machen. Sie öffnen die Päckchen und zeigen— ihre Kakteen. Kakteen sammeln ist immer noch große Mode. Wer hat nicht zwischen seinen Fenstern so ein paar stachlig- und abstruse(De- wüchse stehen? Die aber, die das mit besonderer Inbrunst und Leidenschaft betreiben, haben nicht nur einen Derein um diese Dick- häuter der Pflanzenwelt geschaffen, sondern sogar eine„Deutsche Gesellschaft", di« bereits vierzig Jahre besteht, einige tausend Mit- glieder und etwa vierzig Ortsgruppen hat.„Die Leidenschaft des Kaktsensammelns", sagt der Vorsitzende der Deutschen Kakteen- (BeKllschaft. seit ihrer Gründung immer ein Kustos des Berliner Botanischen Museums,„ist der letzte Rest der Liebe zur Natur, der vielen Städtern einzig noch verbleibt."— Man hat die Kakteen- sammler oft als etwas sonderbare Käuze hingestellt. Es sei nur an Spitzweg erinnert. Das mag gelegentlich vielleicht zutreffen, aber. meint der oberste Herr der Äatteenfreunde,„Sie werden in der einig« tausend Mitglieder zählenden Gesellschaft nicht einen finden, von dem man den Eindruck hat. daß man mit diesen Menschen keine Geschäfte machen, keinen Verkehr haben möchte."— Also nicht nur, wo man raucht, kann man ruhig harren. Böse Menschen haben auch keine Kakteen. Doch nicht nur aus Liebe wird gesammelt. Eine Zeit lang war es auch ein ganz gutes Geschäft. Außer den Liebhabern, die das größte Kontingent der Mitglieder dieser Gesellschaft stellen, sind auch die Händler hier vertreten. Gegenwärtig sind allerdings, wie überall, die Preise stark gesunken. Aber da ist zum Beispiel ein deutscher Kaufmann in Argentinien , der sich auch für Kakteen
Meinrich Stemmer: kß ST KllvZH Nur selten ertont. Ankunft meldend, die schrille„Arrivü"-Glocke im Hotel Magnifico von Caracas ..., obwohl Caracas die Haupt- stadt von Venezuela ist und obwohl das Hotel Magnifico sich weder in St. Moritz noch in Biarritz zu genieren brauchte, so magmfik ist es „Caracho", fluchte der größenwahnsinnige Eilbauer, der auf diesen IZ-Millionen-Bau die phantastischsten Hoffnungen gesetzt hatte:„Warum zum Teufel kommt denn kein Schwein!" Aber es kamen eigentlich nur Schweine, was man so zu nennen pflegt, neureiche Hinterländer setzten sich in Dreck und Speck an die Table d'hote und aßen mit dem Messer. Kein Fremder, der nicht muß, kommt je nach dieser neuen Oelmetropole, wo es exotisch langweilig ist und dick weltentrückt daliegt: da nützt kein Magnifico. Der meschuggene„Patrone" aber, der Wahnsinnswirt, sann und sann: was etwa noch nicht tipptopp genug sei und der Ankunft von wirk- lich magnifiken Gästen hindernd im Wege stünde. Nachdem er vergeblich die Bar umgestellt, Perserteppiche gelegt, das braune Indiopersonal verdroschen hatte:„Caracho", fluchte er.„jetzt Hab ich die Geschichte..." und bestellte ein magnifikes weißes Hotel- personal aus New Port: das Feinste vom Feinsten. Also kam vor allem einmal eine russische Empfangsfürstin: segelte polyglott, flüsternd in der Marmorhalle herum und rauschte auf irgendeinen unterkultivierten Mischling zu, der sich dann hinter einem Pfeiler verkroch, ausspuckte und lauerte, um bei einer zweiten Attacke endgültig die Flucht zu ergreifen. „Magnifico!" schrie der Patrone, als nicht lange darauf die Arrioe-Glocke ostentativ laut ertönte. Ein weiter Hotelgast war da. Ein sunger Prinz mit drei Schrankkoffern. Die Hotelindios gruppierten sich in malerischer Bereitschaft für so ziemlich jeden Dienst, sie hätten den weißen Prinzen mit gleichem Vergnügen gebadet oder trocken gelegt. Signale ertönen, Mechaniken setzten sich in Bewegung, das ganze Hotel prostituierte sich sozusagen vor dem Prinzen: aber er wehrte ab. Er wünschte keine Prunk- gemächer und keine Ehrengarde Die Empfangsfürstin, nachdem sie m einer Welle von Liebenswürdigkeit auf den ersten Glanzgast zugeschwommen war, bog verlegen nach dem Hotelwirt ab, der majestätisch an einer Marmorsäule lehnt«, schreiend:„Was wünscht die blonde Exzellenz, Caracho, gibt es irgend etwas, das wir nicht bieten können?" „Er sucht den List, Scnor", flüstert« die Fürstin,„es ist der internationale Liftboy aus New Vsork." Bald darauf kam ein Franzose mit einer„Fliege" an der Unterlippe, einem wie ein Rufzeichen geformten steilen Bärtchen und wurde wie ein Präsident nach dem Lift geführt: aber er wollte nicht in die bereitgestellten Salons hinauffahren, sondern in sein Rayon, die Küche hinunter. Der internationale Ober aber begab sich ohne weiteres Sträuben in das Speisezimmer, lich sich das Essen servieren und kassierte dann selber bei sich ein. Da die vornehmen weißen Gäste noch iinmer auf sich warten ließen, was blieb anderes übrig, als die farbigen Raffkes auf den Magnificostandard zu erziehen. Das bildete die vornehmste Auf- gäbe des Hotelpersonals, als dies glücklichere Jahr zu Ende ging. Der Ober nahm dem einen das Fischmesser ab, mu dem er Ananas aß. und klärte den anderen darüber auf, daß das Spülwasser nicht für den Mund, sondern für die Hand bestimmt sei. Das Hotel leistete eine große kulturfördernde Pwnierarbeit. Als aber das Jahr zu Ende gegangen war, da fragte einer vo« den neusrzogenen Venezuelanern das vornehme Personal, was er ihm denn zu Silvester zu trinken anbieten könne Er war bereit, die Wünsche eines jeden zu erfüllen und notierte sie sich all« genau auf. Für den einen eine Flasche Whisky und den anderen«ine Pulle Pfefferminz, für den ein« Flasche Chartreuse,«in anderer zog Gin. ein dritter Cham - pagner und ein vierter Burgunder vor. Als die Uhr zwölf schlug,
große IMode interessierte. Zuerst sammelte er nur. Dann begann er mit dem Verkauf, und jetzt hat er einen ganz hübschen Export. Der wird jedoch m der letzten Zeit etwas orlchwert, da die Vereinigten Staaten und Mexiko manche Sorten unter Naturschutz gestellt haben. Aber man bemüht sich immer mehr, die Kakteen nicht zu imnortieren, sondern aus Samen zu ziehen, schon weil man auf diese Weise die Pflanzen viel besser on unser Klima gewöhnen kann. Die Deutsche Kakteen-Gesellschaft unterstützt diese Bestrebungen dadurch, daß sie ihren Mitgliedern alljährlich verschiedene Samen schenkt. Und welche Arten werden bevorzugt? Die einen sammeln nur blühende, die anderen nur weiße Kakteen, wieder andere alles durcheinander. Alle Arten aber stamme» aus Amerika . Von Kanada bis nach Pataaonien findet man sie. Das Hauptzentrum sind Mexiko und die südamerikansschen Anden. Wo sie in Afrika zu finden fmd, da sind sie durch Vögel verichlennt worden. Ob der Kaktus eine nützliche Pssanze ist? In seiner Heimat ganz gewiß. Die Früchte sind eßbar. Die merikanischen Indianer verwerten sie als Nahrungsmittel Außerdem dienen sie viel zum Heckenbau. und die großen Säulenkakteen, deren Stämme stark ver- hol-en, lielern brauchbares Bauholz. Man hat auch stachellose Kakteen mit gutem Ersolq gewichtet, die während der Trockenheit ein gutes Futtermittel sind. Der Erfolg gelang, aber besser als man wünlchte. Sie wurden zur Londvlage, und man mußte, um sie zu bekämpfen, extra einen Schädling einführen. Die sonderbarsten Kakteen trifft man ebenfalls in Mexiko . Aus ihrem Säst bereiten die Eingeborenen ein Getränk, das in einen merkwürdiaen Rauschzustand oersetzt. Ein religiöser Kust, der Peyote-Kult. wird damit getrieben. Für d-ese Beyote-Kakteen interessiert sich auch besonders die Millenschast. Pharmakologey haben die sonderbare Wirkung dieses Giftes studiert, und die Psychiatrische Klinik in Heidelberg hat interessante Untersuchungen damit angestellt. Der von diesem Getränk Berauschte macht die verschiedenen Wahnsinnsstadien durch und ist gleichzeitig in der Lage, seinen eigenen Zustand festzussellen. Es ist eine einzigartige Verdoppelung der Persönlichkeit Man ist wie ein Doppelwesen, g'eich'eitiq im Rausch, der dem Wahnsinn gleicht, und kann anderer- seits diesen Zustand an sich selbst vernünftig beobachten. Mit Hilfe dieser sonderbaren Kakteen hat man erstmalig wissenschaftlich'scst- stellen können, wie* einem Wahnsinnigen zumute ist. Aber der Rausch, in den die anderen Kakteen ihre Liebhaber versetzen, ist harmloser und normaler. Und doch ist es auch so etwas wie ein Rausch, wenn man die Freude steht und die Aus- daucr, mit der Menschen vor diesen stacheligen und in ihren For- men oft so bizarren Gewächsen sitzen, an ihnen laborieren und herumdoktern und über ihnen die Welt mit ihren kleinen und großen Sorgen vergessen können.
jähr in Den wurden sie alle zu Tisch gebeten, zwei Indios brachten ein über- decktes großes Gefäß herein, von dem der Gastgeber die Hülle abzog. In einer Art kleinen Badewanne schwammen alle die Neujahrswünsche der Hotelangestellten, der Champagner und der Whisky, der Magenbitter und Rheinwein durcheinander, der dank- bare Venezuelansr Raffke aber goß diese Höllenmischung strahlend in Punschgläser. Prost Neujahr. Jungens, rief er, und zwang sie alle zu trinken, die russische Fürstin mit, bis sie alle Sprachen durch- einander brachten und die anderen Angestellten ihre ureigene Sprache bekannten: Sie waren Deutsche , diese vornehmen New- Porker Hotelangsjtcllten. Es waren alles arme kleine Deutsche gewesen, und sie machten all« alles bravo mit, die Vornehmheit, die Pädagogik und diesen teuflischen Venezueloncr Ncujahrspunsch: „caracho!"
ÄT 3>er dunkle Qarlen Jetzt koimnt also das neue- Jahr. Weihnachten ist glücklich überstanden. Wir sind froh, daß olles auf gute Weise klappte und nichts Unangenehmes, Unerwartetes unsere Stimmung störte. Unser Unterwohner, Schmitt, der Erfinder, hat zweimal unseres angeb- lichen Lärmes wegen mit dem Besen gegen di« Decke geklopft. Es war also alles wirklich in bester Ordnung. Jetzt aber sind unsere Finanzen völlig erschöpft und gar. die festlichen Tage hingegen sind es noch nicht. Silvester und Neujahr stehen uns noch bevor, diese beiden in ihrem Berlous für das kommende Jahr uns sozusagen immer vpr- bedeutungsvoll erscheinenden Feste. Wenn wir kein Geld hätten, den beiden Tagen entsprechenden Glanz zu schaffen und sie in Miß- stimmung verbringen müßten, wir würden in solcher Zeit dies doppelt als böses Omen empfinden. Warum? Kein Gram, keine Sorge, das Leben vollendet sich, wenn'» auch manchmal so scheint, in der letzten Kanjeguenz dock) nicht nach solch leicht feststellbaren Analogiesätzen. Und die Formel. die unendlich« Mah: ihre Gültigkeit bewiesen hat. wird unanwend- bar. und auch wieder in ihrem Verjagen ist keine rcgelhafte Gültigkeit. Dunkel und ungewiß liegt das neue Jahr vor uns. so vielleicht wie der Garten einer Sommerfrische, in der man einmal als Kind abends ankam.— Vor dem Schlafengehen hat man noch einmal an die Türe gehen dürfen, hat in die Finsternis hinausgeschaut. neugierig und ängstlich erregt, hat versucht, in der Dunkelheit charakteristische Merkmale und Linien zu erkennen und die Ver- schlingung der Wege vorauszuahnen, die man an vielen Tagen des Sommers gehen sollte. Die Dunkelheit des Gartens war voll Uebcrraschung und unser Schlaf wurde ungeduldiges Entgegeneilen den Abenteuern der kommenden Tage. Voll dringend harrender Spannung war man. Dunkel und voll Erlebnis, wie jener Garten der Kindheit liegt das kommende Jahr vor uns. Aber man ist erwachsen, hat eine lange Lehrzeit hinter sich, in der ständig„des Lebens Ernst" gepredigt wurde, das raubte die Schwungkraft, man ist müde, hat die durstige Spannung, die Lust am kommenden Abenteuer lange verlernt. Ach, mcm wünscht nicht Erlebnis, nur leben will man und weiß nicht, daß man sich so der Freuden des Gartens, der Schönheit des Lebens begibt.
Ein Arbennoß an Humor wird von einem amerikanischen Ge- lehrten als Vsrfollszetchen bezeichnet; er steht in dem übertriebenen Humor de» Amerikaner»«in Symptom der Dekadenz.
Iteare Jfolbrooh(Uerr yorh)? 3)ie Qeneralrerfammlung „Der Zweck unserer heutigen Zusammenkunft, meine Herren' — so eröffnete der Präsident der Aurora-Stahlwalzröhren-Aktien- gesellschast die Generaloersammlung—,„ist nicht, einander unser gegenseitgcs Beileid auszudrücken. Auch die heißesten Tränen sind nicht imstande, eingesrorene Kredite zum Auflauen.zu bringen. Zur Kennzeichnung der Lage unseres Unternehmens möchte ich nur vorbringen, daß ich früher unser« Einnahmen auf der Rückseite ge- brauchter Briefumschläge zu notieren pflegte, und daß ich in letzter Zeit nicht einmal mehr imstande gewesen bin, gebraucht« Brief- Umschläge aufzutreiben." Nun erhob sich Herr Trimble, der Oberbuchhalter des Unternehmens, um Rechnung zu legen.„Meine Herren", sagte er,„ich habe einen Rechenschaftsbericht über die abgelaufene Geschäfts- Periode vorbereitet. Aber da wir übereingekommen sind, keine Kondolationen auszutauschen, so halte ich es für ratsam, von dessen Verlesung abzusehen. Ich nehme an, daß Sie mit den gegen- wärtigen wirtschaftlichen Verhältnissen aenuasam vertraut sind, um sich ein Bi'd von unserer finanziellen Situation machen zu können." „Ganz richtig", stimmte der Vorsitzende zu.„Erst unlängst habe ich zu meiner Frau gesagt:„Das Leben ist ohnehin ernst genug. Man braucht nicht noch in Generalversammlungen zu gehen." Uebrigens Hab« ich letzte Woche von unserem Betriebs- ftatiitiker bevor ich ihn a baute, eine Reihe prächtig kolorierrer graphischer Darstellungen anfertigen lassen, damit wir da« Wirt- schastsleben auch einmal von der heiteren Seit« sehen." Hieraus öffnete er eine Lade seines Schreibtisches und breitete einige bunte Zeichnungen auf der geräumigen Tischplatt? aus. In diesem Augen- blick klopfte es an der Tür und zwei Männer in Overalls traten ein.„Wir kommen von der Phönix-Möbelbelieferungs-Gefellfchaft", sagte der ein«.„Wir kommen, um den Schreibtisch abzuholen", fügte der zweite hinzu. Der Vorsitzend« nahm die Tafeln an sich und sagte:„Der An- trag liegt vor, diesen Schreibtisch der Phönix-Möbelbelieserungs- Gesellschaft zuriick'usteiten. Ist jemand dagegen?" Die beiden Arbeiter packten den Schreibtisch.„Einstimmig zum Beschluß erhoben", rief der Vorsitzende ihnen zu. Dann wandte er sich wieder den graphischen Darstellungen zu.„Hier sehen Sie", so fuhr er fort,„eine Tafel mit roten und schwarzen Linien. Die Verluste werden durch schwarze Linien, die Gewinne durch rote dargeltellt... Hier wurde er neue.dinas durch die Ankunft zweier Männer in Overalls unterbrochen.„Wir kommen von der Sitzmäbc'-Aktiengesellschaft", sagte der eine.„Wir kommen, um die Stühle abzuholen", fügte der ander« hinzu. „Der Antrag liegt vor", sagte der Vorsitzende,„unsere Stühle der Sitzmöbel-Aktiengesellschast zurückzustellen. Wer dagegen ist, möge sich erheben!" Jedermann stand aus, um zu widersprechen, und die Abge'and- ten der Sitzmöbel-Aktiengesellschast nützten die so entstandene Lage geschickt aus, um sich>ämt'icher Stühle zu bemächtigen. Nachdem der letzte' Stuhl hinausgetragen worden war, brachte der Vorsitzend« ein« weiterc Zeichnung zum Vorschein.„Diese Kurve", so erklärte er.„stellt die Auf- und Abwärtsbewegung der Geschäftskonjunktur von der Eiszeit bis zum 1. November 193l dar. Es wird Ihnen nicht entgehen, daß die Kurve ständig auf- wärts verläuft. Ungefähr im 1ö. Jahrhundert sehen Sie zwar«ine jähe Abwärtsbewegung. Aber die ist lediglich darauf zurück, zu- führen, daß jemand unser«» Vetrie'-ef'tctistiker gestoßen hat. als er gerade die Kurve zeichnete. Und wer weih? Villeicht ist die gegenwärtige Wirtschaftskrise auf einen ähnlichen Zufall zurückzuführen. Man gebe unseren Statistikern mehr Ellbogenfreiheit:" .Das-ist das einzige, was wir Ihnen geben können", sagte ein Mitglied des Aussichtsrates. „Und nun kommen wir zur nächsten Zeichnung", fuhr der Vor- sitzende fort.„Sie stellt das Ansteigen der Kaufkraft des Dollars in den letzten Monaten dar. Welches Dollars?" rief da freudig erregt der Kassierer.„Wo ist der Dollar?" „Ich spreche nur bildlich", erklärte der Vorsitzende. In diesem Augenblick ging das Licht aus. Di« plötzliche Finster- nis verursacht« allgemeine Verwirrung...Herr Präsident", sagte der Oberbuchhalter,„ich Hab« vergesse», Ihnen mitzuteilen, daß wir von der Elektrizitätsgesellschait bereits dreimal gemahnt worden sind" .„Als eine Aklienzesellschaft". erwiderte der Präsident würde- voll,„haben wir das Recht auf vier Mahnungen. Ich beantrage die Wahl eines Komitees von einem Manne, das die Elektrizitäts- gesellschast anruft." „Leider wurden unsere Telephonleitungen gestern ausgeschaltet. Herr Präsident", erwiderte der OberbuchhaUer.„Aber ich kann in die Drogerie an der Eck« gehe», um zu telephonieren. Hat jemand zehn Cents?" Niemand hatte zehn Cents.- Einen Augenblick herrschte Schweigen. O „Liegt sonst noch ein Antrag vor?" fragte der Vorsitzende. „Wenn nicht, dann beantrag« ich, daß wir die Versammlung ver- tagen. Wer dafür ist, der gede sein« Zustimmung durch das übliche Seufzen zum Auedruck." Wir alle seufzten.„Vertagt", sagte der Vorsitzend«, und so nahm die diesjährige Generalversammlung ihr Ende. Die Direk- toren entfernten sich. Der«ine ging in den Bryant-Port. der andere in den Bottery-Park,«in dritter wieder in den Union- Square-Park, wo die Bänke noch nicht allzu bevölkert sino. (Einzig auwriflert« Uedcrstgung aus dem Amcritanilchen von Leo ÄorUrt.)
E>as stärkste Pflanzengift. Vor einiger Zeit wurde von der Entdeckung einer Giftpflanze berichtet, die schon den Tod hervor- rufen sollte, wenn mon nur daran röche. Es handelt sich dabei. wie in den„Technischen Blättern" mitgeteilt wird, um die süd- afrikanische Pflanze A d e n i a, die von dem Chemiker Green im Staalslaboratorium zu Onderstcport näher untersucht worden ist. Bei Bahnarbeiten in Transvaal fand«in Arbeiter die Pflanze und fiel sofort tot hin. als er nur ein wenig von der Knolle kostete. Die Adeniavflanze ist eine kleine fleischige Knollenpflanze, deren Gift an Stärke dem Strychnin LlXZtzmal überlegen ist. Schon der Bruchteil eines Milligramm? genügt zur Tötung eines Menschen. Das Gift hinterläßt in den Organen nicht die geringste Spur. Rön'genfirahlen statt Fiugcrabdrücken. Ein neues Identlfizie- rungsverfahreo. das von dem Washingtoner Arzt Pool« ausgearbeitet worden ist. benutzt statt des Fingerabdruckes die Röntgen- Photographie der Nafenbogen. Wie in der„Chemiker-Zeitung" be- richtet wird, hat man durch ein großes Material von Bildern fest- gestellt, daß di« Form der Nafenbogen niemals bei zwei Personen, selbst nicht bei Zwillingen, genau übereinstimmt. Dieses Verfahren besitzt auch den Vorzug, daß sich die Fonn der Nafenbogen während des ganzen Lebens nicht verändert und so«in zu irgendeiner Zeit ausgenommene» Röntgenbild der Nafenbogen«in dauerndes Mittel zur Jdeiitisizierung einer bestimmten Person darstellt. Den höchsten Schornstein Europas hat das Elektrizitätswerk in Leipzig :«r mißt lZ7Z< Meter, und sein« Erbauung hat zwei Wo- nate in Anspruch genommen.