Vor Sklareks wurde gewarnt. Aber die Kredite bekamen sie lustig weiter. Im weiteren Verlauf der gestrigen Verhandlung kamen im Sklaret- Prozeß sehr belastende Tatsachen zur Sprache. Die Stadtbankdirektoren hatten verschiedene Warnungs- briese erhalten: es lagen auch schlechte Auskünfte über die Wechselatzeptanten vor. trotzdem lauteten die angeordneten Revisionen bei der Firma Sklarek auf Grund der extra für diesen Zweck an- gefertigten Bücher befriedigend.' Der Vorsitzende gab aus der Anklage in diesem Zusaminenhang ein Schreiben bekannt, das der Stadtbankdirektor Tausche!, der Leiter der Kreditkontrollabteilung, bereits im Juni 1927 von einem Reichshankrat Rohde erhalten hat und dos folgendermaßen lautet: „Damit die Kaufmannschaft nicht unberechtigt in den Staub gezogen wird, weisen wir darauf hin, daß die Firma Sklarek keine Waren- Wechsel, sondern Kellerwechsel ausstellt. So etwas ist nur möglich, wenn die Stadtbank und die in ihr sitzenden Helfershelfer dazu die Hand reichen. Zum Beispiel Hirsch u. a. m. Die beiden Brüder bearbeiteten neulich die Direktoren, daß gegen faule Wechsel wieder 2ö» bis 39 999 M. ausgezahlt wurden." Stadtbankdirektor H o f f m a n n erklärte auf Befragen des Vor- sitzenden, er habe nach Kenntnis dieses Schreibens sofort eine Revision bei den Sklareks durch die Direktoren Schröder und Tausche! ver» anlaßt, beide seien auf Grund der Sklarekschen Büch fr zu der lieber» zeugung gekommen, daß den Wechseln Warengeschäfte zu- gründe lagen. Bors.:„Die primitivste B u ch f ä l s ch u n g genügte also, die beiden Prüfer in Sicherheit zu bringen." Rechtsanwalt Dr. Pindar:„Die Auskünfte über die Wechselakzeptanten lauteten doch auch ungünstig. Eine Auskunft von Schtmmelpfeunlg über Sleczewski spricht davon, daß ein Vermögen von 100 090 HL vorhanden ist und daß er höchstens für 4000 ZU. gut war. Auf den Zlamen Sleczewski lauteten Wechsel in Höhe von 10 INillloaen Mark. Das mußt« doch auch den Verdacht bestärken, der in den Briefen geäußert wurde, dgß die Wechsel nicht in Ordnung sind. Warum ist denn die Stadtbank nie aus den genialen Gedanken gekommen, bei Kleczewski mal selbst nachzufragen?"— Schmitt:„Ich nahm an, daß die Wechsel Inkasiocharakter hatten."— R.-A. Dr. Pindar:„Das glaubt doch kein Mensch."— Diese Aeußerung hatte wiederum einen heftigen Zusammenstoß mit Rechtsanwalt Glogauer zur Folge, der sich dagegen verwahrte, daß sein Mandant von der Verteidigung der Gegenseite angepöbelt wurde, die wiederum diesen Ausdruck zurückwies. R.-A. Dr. Pindar:„Die Wechsel wurden als nebensäch- llch angesehen. Die Auskünfte wurden nicht beachtet und die an- geforderte Zwischenbilanz nicht vorgelegt. Was wurde denn über- Haupt bei der Stadtbank gemacht?"— Nach weiteren Erörterungen wurde die Verhandlung aus Montag, den 4. Januar, vertagt.
Wasserspiel im Zirkus Busch. Der Zirkus Busch hat seinen Freunden zum Weihnacht-- fest sine mit viel Spannung erwartete Wasserpantomime beschert. Seit vier Jahren ist es das erstemal, daß man wieder Wasser im Zirkus sieht, und die großen Erwartungen der Besucher wurden durchaus erfüllt. Technische Neuerungen, die inzwischen oorgenom- wen worden sind, ermöglichen ein gutes Gelingen. Den Rahmen für das Wasserspiel hat man einer Alt-Berliner Posie„K y r i tz- Pyritz" entnommen, die absolut überholt ist und der nur die lustigen Regieeinfälle zu einem Erfolg verhelfen. Die eingelegten Balletts sind hühsch und geschmackvoll, und Anna Müller-Linke und Max Tobieu in den Hauptrollen sind die geeignetsten Vertreter dieser längst verschwundenen Zeit. Das vorhergehende ar t i- st Ische Programm bringt wiederum sehr gute Nümmern. Die Rieseneisbären des Kapüän Roßler parieren aufs Wort und fahren iftutschbahn. daß es eine Freude ist, und nur die Berberlöwen des Dompteurs T o g a r e stellen eine Meifterlekstung der Raubtier- dressur dar. Dazu Hassan ben Alis lärmende Wüstensöhne. deren lebende Pyramiden schon fast geschichtlichen Rühm genießen. hm Znstikuk� für Sexualwissenschaft findet der nächste sexual- wisienschaftliche Frageabend am Montag, 4. Januar, abends 8 Uhr. im Ernst-Haeckel-Saal(In den Zelten 9e. Eingang Gartenportal) statt. Unkostenbeitrag 29 Pf.. Erwerbslose die Halste. Das Flnanzamt Ost verlegt feine Diensträume von Berlin , Judenstr. 59. nach Berlin- Lichtenberg . Normannen- straße 29— 22. Fernsprechanschluß: Lichtenberg 5236: Postscheckkonto: Berlin 109 169. Wegen des Umzuges sind die Geschäftsräume des Finanzamts am 5. und 6. Januar 1932. die Finanzkasie am 7. Januar 1932 für den Verkehr mit dem Publikum geschloffen. Zöj ährigeS Partesiuiiläm». Unser Genosse Paul Wunsch aus der 92. Abteiluna �Neukölln), Ziethenstr. 11, hat am 29. Dezember sein üZjähri. aes Parteijubiläum und auch in diesem Jahre seinen 65. Geburtstag ge- feiert. Wir gratulieren herzlichst.
Erhaltung der Voiksgesundheitspflege Das Anrennen gegen die soziale Fürsorge— Waren die Menschen früher gesunder?
Die geistigen und körperlichen Kräfte, die dem einzelne», inne- wohnen, bilden den wichtigsten, meist den einzigen Besitz der meisten Menschen. Die Kräfte besähigen zu Arbeitsleistungen, der Arbeits» verdienst verschafft den Lebensunterhalt. Voraussetzungen der Arbeitsfähigkeit sind Gesundheit und Gesunderhaltung der geistigen und körperlichen Kräfte. Deshalb hat die Gesundheitspflege für jeden werktätigen oder arbeilsbereiten Menschen nicht nur hygienisch- medizinisches Interesse. Die Gesundheitspflege des einzelnen(indivi- duelle Hygiene) wie die Gesundheitspflege der Ällge- m e i n h e i t(soziale Hygiene) sind für jeden von größter Wirtschaft- licher Bedeutung. Vom volkswirtschaftlichen Standpunkt aus gesehen, haben Gesundheitspflege, Gesundheitsfürsorge und Kranken- Versorgung, planmäßig und zweckdienlich organisiert, eine so große allgemein-ökonomische Bedeutung gewonnen, daß man mit Recht jetzt immer häufiger von— Gesundheitswirtschast, als einem neu geprägten Begriff, spricht. Bei den engen Beziehungen, die zwischen der allgemeinen Wirtschaft und der Organisation des Gesundheits- wesens bestehen, muß heute, in den Zeiten der Arbeitseinschränkung auf allen Gebieten, die Frage des Abbaues gesundheitlicher Maß- nahmen und Einrichtungen mit besonderer Sorgfalt beurteilt werden. Reaktionäre aller Schattierungen predigen den Kampf gegen die soziale Fürsorge und schicken sich an, gesund- heilspolitische Errungenschaften, deren viele von der Sozialdemokratie nach jahrelangem Ringen Parlamenten und Magistraten abgetrotzt wurden, wieder zu zerstören. Die ällesten, längst als unwahr er- wiesenen Kampfparolen werden hervorgeholt. Auch die Be- hauptung, die Gesundheitsfürsorge trage zur Verweichlichung der Menschen bei, wird wieder des öfteren aufgestellt. Selbst das „alte Lied",„früher" sei man ohne umfassendere Maßnahmen auf den Gebieten der öffentlichen Gesundheitspflege und der Gesundheits- fürsorge„ausgekommen", die Menschen seien damals gesünder ge- wesen als heule(was nicht wahr ist!), wird angestimmt. Trugschlüsse. Diesen Angriffen, die dem Gesundheitswesen, der sozialen Fürsorge und der Sozialversicherung in gleicher Welse gelten, muß man mit aller Entschiedenheit begegnen. Das ist umso notwendiger zu betonen, als manch« Erscheinungen auf dem Gebiete des Gesundheitswesens während des verslosienen Jahres 1931 von manchen Seiten unberechtigterweise als günstige Anzeichen und willkommener Anlaß zu Einschränkungen in der Organisation des Gesundheitswesens gedeutet werden. Die Krankenhäuser wiesen während des vergangenen Jahres in den meisten Teilen des Reiches, übrigens auch in vielen ausländischen Staaten, eine schwache Belegung auf. Viele Kranken- Häuser waren durchschnittlich zu 69 bis 89 Proz. besetzt. In den letzten Jahren sind vielerorts neue Krankenhäuser errichtet und vor- handene Krankeichäuser erweitert worden. Auf diese Weise hat die Gesamtzahl der belegbaren Betten erheblich zugenommen. Die Infektionskrankheit en sind glücklicherweise nicht in starkem Umfange aufgetreten. Dies gilt besonders von Typhus . Diphtherie und. Scharlach, Krankheüen, deren Gefahren keineswegs unterschätzt werden dürfen. Eine erhebliche Anzahl von Betten muß stets für Infektionskranke bereit gehalten werden. Treten doch viele Infektionskrank- Helten oft ganz plötzlich, in Form von Seuchenzügen auf. Ein. be- trächtlicher Teil der unbelegten Betten entfällt auf diese Betten- reserve der Infektionsstationen. Vermutlich werden wir, entsprechend den in früheren Iahren gemachten Erfährungen, im Januar, Februar und März wiederum einer gesteigerten Anzahl von Krankenhaus- betten bedürfen, um Patienten aufnehmen zu können, die von der Grippe und anderen infektiösen Erkrankungen, die in diesen Monaten gewöhnlich stärker austreten, befallen werden. Einen dritten Grund für die Unterbelegung der Krankenhäuser bildet die eingetretene Abkürzung der durchschnittlichen Kranken» Hausverweildauer der Patienten, eine Sparmaßnahme, die sich in vielen Krankenanstalten recht weitgehend ausgewirkt hat. Krankenwesen und Erwerbslosigkeit. Der vierte und wichtigst« Grund für die Unterbelegung der Krankenhäuser liegt jedoch, so paradox es zunächst klingen mag. in der starken Ausbreitung der Erwerbslosigkeit. Nicht etwa deshalb,
Schnellgericht räumt auf Silvesterverhandlungen— Laufbahnen, die mit dem Betteln beginnen
In Moabit ausnahmsweise Silvester-Geruhtsverhandlungen. Länger als drei Tage darf nicht ausgesetzt werden. Der Sonnabend zwischen Neujahr und Sonntag bleibt verhandlungsfrei: die erste Sitzung im neuen Jahr findet erst am Montag statt. Also saß man im Sklarek- und Helldorf-Prozeß und unterhiell sich über Dank- gsschäfte und 5kurfürstendamm-Ärawall«. Beim Schnellgericht Dirksenstraße fanden gleichfalls ausnahmsweise Silvester-Gerichts- Verhandlungen statt. Hier saß man zu Gericht über Betllcr und ausrangierte Diebe. Die drei da stehen sozusagen am Ende ihrer Laufbahn. Einst waren sie Diebe; ihr Strafregister spricht von Rückfalldiebstahl. In der letzten Zeit kamen sie wegen Bettelns und Arbeitsscheuheit in Hast. Zwischen Weihnachten und Neujahr wollten sie im Warenhaus Tietz am Wexanderplatz chr Glück versuchen und hallen Pech. Ecke Münzstraße stand einer von den dreien und sagte zum zweiten i brauchst weiter nichts zu tun als nur nachzukommen, für einen Zehner garantiere ich. Ein Schupo in Zivil hörte das Gespräch und stieg den beiden nach. Ein Driller gesellte sich zu den beiden. alle drei betraten das Warenhaus, der Schupomann hinterher; sie durchquerten das Parterre und stiegen zum ersten Swck' hinauf, begaben sich ins Kommissionslager, der Schupo folgte gelleulich hinterher. Eben erst halle er den Derkäufer auf die drei hin- gewiesen, da war es schon geschehen: zwei von den dreien hatten unter dem Paletot neue Hosen versteckt, der drille, der nichts zu tun brauchte als nachzukommen, ging vorn« her. Den„garantierten Zehner" bekam er allerdings nicht; stattdessen mußte er mit den beiden anderen in Polizeigewahrsam. Zu Silvester standen alle drei vor dem Schnellrichter. Einer von ihnen war erst vor zwei Iahren gleichfalls bei einem Diebstahl bei Tietz ertappt worden. Das Gericht nahm damals Notdiebstahl an. Au» Rot wollt« er auch diesmal trotz Hausoerbotes Tietz aus-
gesucht haben. Das Gericht sprach den Mann, dem der„Zehner garantiert" war, frei, die beiden anderen verurteille es zu je drei Monaten Gefängnis. Oer Sohn des Gerichtsschreibers. Ein neuer Angeklagter trill ein. Der Bater ist Gerichts» s ch r e i b e r, der Sohn steht vor Gericht wegen Betteln». Wie kommt denn das? fragt der Richter. Die Stiefmutter hat viel Schuld daran, sagt der Sohn. Es gab keine Einigkeit zu Hause. Immer nur Aergeri Wegen der Stiefmutter kam ich in F ü r- sorge, was Fürsorge ist, wissen Sie ja, Herr Richter. „Können Sie denn jetzt nicht beim Bater wohnen, haben Sie was gelernt, haben Sie gearbeitet?"„Der Dater verdient zu wenig, hat 7 Kinder zu ernähren. Haben nichts gelernt. Ich habe als Haus- diener gearbeitet, bin feit vier Jahren arbellslos, erhalte 17,19 Mk. Unterstützung jede zwei Wochen."—„Im Juni sind Sie erst wegen Bellelns bestraft, im Juli wieder, da haben Sie sich auch der Körperverletzung schuldig gemacht. Sie sind, beim Betteln einer Frau grob geworden, haben ihr Backpfeifen angeboten, sind schließ- lich tällich geworden, und jetzt haben Sie wieder unter Drohungen gebettelt." Der Zeuge schildert, wie der Bursche an der Tür ge- klingest und wie er hinterher geschimpft habe, weil er nichts er- hallen halle.„Frechheit, man müßte das Haus anstecken", soll er gerufen haben. Stimmt das'!' fragt der Richter. Ja. Es ist eben bei mir ausgebrochen, ich bin so nervös Der Staatsanwalt beantragt sechs Wochen Haft und Ueberweisung an die Landes» polizei. Der Bursche bittet, von der Ueberweisung abzusehen, er sei ja noch so jung. Der Richter begnügt sich mit ö Wochen Hast, droht aber, ihn nächstens an die Landespolizei zu überweisen.— das bedeutet so viel wie Arbeitshaus. Dieser hier steht erst am Anfang seiner Laufbahn; mit Betteln beginnt sie, wamst wird sie enden?...
well die Erwerbslosigkeit als ein gesundheitsfördernder Faktor an» zusehen sei. Daß Arbeitspausen, gerade auch längere Arbeits- serien, dem Organismus des werktätigen Menschen sehr förderlich sein können, darüber kann ein Zweifel nicht bestehen. Diese„Vor- teile" der Erwerbslosigkeit werden jedoch well überwogen von den Nachtellen, die die übliche lange Dauer der Erwerbslosigkest für die Erwerbslosen und ihre Familie mit sich bringt. In diesem Zu- sammenhange ist hier vor allem auf die mit der Erwerbslosigkeit und dem Lohnverlust einhergehende Verschlechterung der Ernährung hinzuweisen. Es sind andere Gründe aus- schlaggebend für die Auswirkungen der Erwerbslosigtell auf das Sinken des Krankenstandes und die Unterbelegung der Kranken- anstatt«». Wer Arbeit hat, fürchtet bei einer Krankmeldung oder bald darauf seine Stellung zu verlieren. Wer erwerbslos ist, fürchtet durch eine Krankmeldung seine Anwartschaft auf Arbeits- Übernahme zu verschlechtern Dazu kommt die Schmälerung der Einkünfte während der Krankheit, besonders im Falle eines Kranken- hausaufenthalts, eine Einbuße, die in den jetzigen mageren Zellen von der Familie der Erkrankten besonders empfindlich gespürt wird. Im Hinblick auf die Bewertung dieser Ursachen für Kranken- stand und Krankenhausbelegung liegt keinerlei Veranlassung etwa dazu vor, mit diesen womöglich noch den Abbau gefundheillicher Einrichtungen zu begründen. Bei der verringerten Inanspruchnahme der Lrankenbellen ergeben sich verschiedene Einschränkungen, w!« die zellwellige Schließung von Kronkenhausabteilungen und dergleichen, von selbst. Nichts aber wäre törichter, als Anstalten, die in„normalen" Zeiten voll und ganz gebraucht werden, aufzuheben. Solchen kurzsschiigen Bestrebungen, die sich in gleicher Weise auch in der Inflationszeit geltend machten, muß mit aller Energie entgegengearbeitet werden. Die Gefährdung der Gesundheitsfürsorge. Gilt es, im Krankenanstaltswesen trotz Einschränkung des Be- triebes vor allem die Substanz zu erhalten, so liegen die Dinge anders auf dem Gebiete der Gesundheitsfürsorge. Die Substanz in Gestall der räumlichen, apparativen und bürotechnischen Aus- stattung der Fürsorgestellen spielt hier nicht die große Rolle wie beim Anstaltswesen. Der Hauptangrisf ist daraus gerichtet, die nachgehende Außenfürsorge einzuschränken. Manche reaktionären Heißsporne möchten natürlich am liebsten die ganze Gesundheits- fürsorge abaeschasft wissen. Wir brauchen die Gesund- heitssurforge heute dringender denn je. Gerade deshalb, weil wir uns in einer Zell der allgemeinen Rot besrndeu. Wir müssen, soweit dies irgend möglich ist, dafür sorgen, daß Gesundheitsschädigungen und Erkrankungen vorgebeugt wird. Vor allem bei den Säuglingen. Kleinkindern und Schulkindern. Wenn bei den Säuglingen eine Verschlechterung des körperlichen Befindens bis zum Schluß des vergangeneu Jahres im allgemeinen nicht festzustellen war, so ist dieses Ergebnis ganz zweifellos in erster Linie auf die Arbell der Säuglingsfürsorge- stellen zurückzuführen und besonders auf die MIlchhilfs- a k t i o n, die in Berlin und in vielen anderen Städten von den kommunalen Säuglingsfürsorgestellen zugunsten der jungen Kinder durchgeführt wird. Äe schlimmsten Gefahren, die die Erwerbslosigkeit für Kleinkinder, Schulkinder und Jugendliche mst sich bringt, liege» in ähnlicher Weise, wie dies auch für die Erwachsenen zutrifft, auf dem Gebiet« der Ernährung- Bei Ernährungsschoden und Nahrungsmangel drohen den betroffenen Menschen gewöhnlich nicht so sehr schnell auftretende akute Erkrankungen als vielmehr allmählich sich einstellende, schleichend verlausende Leiden des Orga- nismus. Neben körperlichen Schwächezuständen.die vielfach auf Abmagerung zurückzuführen sind, neben Blutarmut . Wachstumsschäden und nervösen Erkrankungen spielt hier die Tuberkulose eine sehr wichtige Rolle. Oer Kampf gegen die Tuberkulose. Nicht nur eine schlechte Wohnung, auch eine schlechte Ernährung vermag zu einer Brutställe der Tuberkulose zu werden. Van einer schleichenden tuberkulösen Erkrankung sind unterernährte Kinder und Jugendliche besonders bedroht. Bei den Kindern stellen sich nicht selten tuberkulöse Erkrankungen an Drüsen, Knochen oder Gelenken ein, bei den in den Erüwicklungs« jähren stehenden Jugendlichen und auch bei alleren Menschen häufiger Erkrankungen an Lungentuberkulose, mitunter in Verbindung mit K e h l k o p s t u b e r k u l o s e. Die Erfahrung lehrt, daß diese Leiden erst im späteren Verlaufe von Hunger- und Nahrungsschödenperioden stärker auftreten. Es ist damit zu rechnen. daß im Jahre 1932 die tuberkulösen Erkrankungen unterernährter Menschen sich häufiger als in den letzten Jahren zeigen werden. Wenn es nicht schon bisher in einem gegenüber früheren Beobachtungen gesteigerten Maße dazu gekommen ist und auch für das Jahr 1932 zwar ein Ansteigen dieser Erkrankungen, aber keine sprunghafte Steigerung zu erwarten steht, so ist dies, abgesehen von den Leistungen der Gesundheitsfürsorge, hauptsächlich darauf zurück- zuführen, daß der Preisstand einiger für die Volksernähruog besonders wichtiger Nahrungsmittel, wie namentlich Speck und Schmalz, als im Verhällnis zum allgemeinen Preisstand einiaer- maßen erträglich gelten darf. Gesundheitsfürsorge ist Menfchenökonomie! Aerztlich-fürsorgerische Ueberwachung der gefährdeten Menschen in solchen Notzeiten, wie wir si« jetzt erleben,— das muß die erste hygienische, aber auch die erste volkswirtschaftliche Forderung sein, der unbedingt Rechnung zu tragen ist. Was m'itzt alles_ Sorgen für den Wirtschaftsorganismus, wenn die Bevölkerung in ihrer Gesundheit, in ihrer Arbeitsfähigkeit schweren Schaden leidet. Planmäßig ausgeübte Gesundheitsfürsorge ist aber nichts andere». als praktische Menschenökonomie, die allen Widerständen trotzend, getrieben werden muß. weil das Lebcnsinteresse aller arbellenden Schichten dies gebieterisch erheischt. Abbau der Einrichtungen der Gesundheitsfürsorge in der jetzigen Notzeit ist Raubbau am Dolkskörper. Dr. Alfred Koracb.
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