China drahtet dem Bölferbund.|
Gegen die Befehung Zschintfchaus.
Shanghai , 4. Januar. ( Eigenbericht.)
Die chinesische Regierung hat den Völkerbund telegraphisch um die sofortige Einberufung des Völkerbundsrates crsucht. Der Antrag wird mit der Besetzung von Tschintschau durch die Japaner begründet.
Die chinesische Regierung hat anläßlich des neuen Vormarsches der Japaner westlich des Flusses Lias eine Note an den Bölferbundsrat gerichtet, in der sie Japan für alle Folgen der legitimen Berteidigung ihres Landes verantwortlich macht. Unter Mißachtung der Verträge und Bruch der dem Völkerbund gegenüber eingegan genen Verpflichtungen habe Japan neue schmere Rämpfe hervor gerufen. Die Erklärung des japanischen Außenministers, daß die neue Offensive eine Schutzmaßnahme gegen Banditen darstelle, miderspreche vollkommen den Tatsachen. Noch am 27. Dezember 1931 sei eine gemischte Brigade aus Korea zu den Offenfintruppen geholt worden. Die Kämpfe hätten ausschließlich der regulären chinesischen Armee und Polizeitruppe gegolten. Um Schluß der Note, die vom 31. Dezember 1931 datiert ist, werden vom Rat sofort wirksame Maßnahmen verlangt.
Der englische Militärattaché in Tschintschau meldet, daß die Chinesen alle Truppen aus der Stadt zurüdgezogen haben. Er bestätigt ferner die chinesischen Telegramme an den Bölkerbund, nach denen die Japaner große Truppenverstärkungen erhalten und bei ihrer Offensive zahlreiche chinesische Städte und Ortschaften sowie Tschintschau selbst bombardiert haben.
Amerikanischer Rüstungswahnsinn.
Für 2,5 Milliarden Ersatzbautenaufträge! Washington , 4. Januar. Der Borsitzende des Marineausschusses im Repräsentantenhaus, Vinfon, teille mit, dem Hause werde morgen eine Borlage über den Bau von 120 neuen Kriegsschiffen zugehen, die mit einem Kostenaufwand von 616 250 000 Dollar, verteilt auf die nächsten zehn Jahre, erbaut werden sollen. Mit Ausnahme von zwei Flugzeug- Mutterschiffen, sollen durch diese Bauten veraltete Schiffe ersetzt werden. Das Programm, das mit Unterstützung des Marineamtes aufgestellt worden ist, sieht auch die Fertigftellung von 16 im Bau befindlichen Kriegsschiffen vor.
Der Washingtoner Korrespondent der„ New York Times " will erfahren haben, daß das amerikanische Marine- Departement die Pläne für fünf im Bau befindliche 10 000- Tonnen- ,, Vertragskreuzer" abgeändert hat, um aus diesen Fahrzeugen Schlachtschiffe nach dem Borbild des Panzerschiffes„ Deutschland " zu machen.
Sozialisten werden verleumdet!
Niederträchtige Hehereien vor Gericht zusammengebrochen.
Halle, 4. Januar. ( Eigenbericht.) Gegen den sozialdemokratischen Borsteher der Arbeitergemeinde Unterteutschenthal Bruno Böttge hatten reaktionäre Kreise eine großangelegte See eingeleitet. Selbst im Preußischn Landtag wurden mehrere Anfragen eingebracht. Bor einem Jahre erreichten die Marxistentöter dem Staats onwalt eine Liste von über 50 Anflagepunkten. Nach langer Unter fuchung schälten sich ganze vier als einigermaßen haltbar heraus. Vor dem Großen Schöffengericht Halle ließ die Staatsanwaltschaft Rach vielstündiger Berhandlung selbst drei Bunfte fallen, und nur wegen eines einzigen wurde Bestrafung verlangt. Das Gericht erfannie in allen Fällen auf Freisprechung.
Eine gleiche Hege wurde gegen den sozialdemokratischen Amtsvorsteher Schmidt in Brachwiz bei Halle eingeleitet. Smidt wurde beschuldigt, Versicherungsgelder in Höhe von 1600 Mart, die er als Gemeindevorsteher im Wege der Landfeuersozietät eingezogen hatte, unterschlagen zu haben. Auch hier erfolgte vor dem Schöffengericht glatter Freispruch von der Antlage der Amts unterschlagung.
Ganz sicheren Erfolg versprachen sich die großkapitalistischen Kreise mit ihrer Attion gegen den sozialdemokratischen Direktor des Arbeitsamtes Bitterfeld, Feld.
mann.
Monatelang zehrte die lokale und natürlich auch die fommunistische Preise von diesem„ sozialdemokratischen Korruptions standal". Und der Erfolg? Das eingehende Ermittlungs verfahren wurde jetzt von der Staatsanwaltschaft einge stellt, weil dem Genossen Feldmann auch nicht eine einzige Berfehlung nachgewiesen werden konnte!
Der Strafella- Geist gebannt.
Abwehrerfolg der Bundesbahner.
Den ausschlaggebenden Wert einer stets fampfbereiten Organi fation für Arbeiter und Angestellte haben längst nicht nur diese, sondern auch die Unternehmer und im öffentlichen Dienst auch die Borgesetzten erfannt. Glauben die legteren den Betrieb im tapitalistischen Sinn führen zu müssen, so streben sie bald danach, die Organisation durch Zurüddrängung und möglichst auch durch die Organisation durch zurückdrängung und möglichst auch durch Terrorismus zu schädigen. Das hat in Deutschösterreich Herr Strafella versucht, den die Heimwehrregierung BaugoinStarhemberg zur Leitung der Bundesbahn berief. Er ist längst wieder von dieser Stelle entfernt, der von der Arbeiter- Zeitung " geführte Nachweis dunkler Schiebereien hat ihn darum gebracht. Aber die Tendenz, das Personal der Bundesbahn ebenso zu reformieren", wie das Herrn Baugoin beim Bundesheer gelungen ist, wirft weiter. Neben der neuen Gehaltsreduktion wollte man
auch die Rechte hes Personals start verschlechtern. Dem
energischen Auftreten der Sozialdemokratie im Parlament wie der Organisation außerhalb und der beginnenden passiven Resistenz im Bahndienst, also der buchstäblichen und start ver zögernd mirkenden Ausführung der Vorschriften, ist es gelungen, einen beträchtlichen Abwehrerfolg zu erreichen:
Entgegen den Vorschlägen der Regierung bleibt es dabei, daß Dienstordnung, Bersonalvertretungsvorschrift und Pensionsvorschrift nur durch Vereinbarung abgeändert werden fönnen, nicht durch einseitiges Diktat der Verwaltungskommiffion und auch nicht durch Entscheidung eines Schiedsgerichts. Auch eine Verkleinerung der Gehaltstürzung ist erreicht worten, indem eine untere Grenze für sie bei Eisenbahnern mit Rebeneinkommen und Pensionisten mit Unfallrente vereinbart worden ist.
Flugzeugfabrit Blériot gefchloffen. Die bekannte französische Militärflugzeugfabrit Blériot hat ihre Pforten geschlossen und die legten 135 Arbeiter entlassen. Die Direktion der Firma hat in einem Rundschreiben mitgeteilt, daß fie nicht mehr in der Lage sei, den Betrieb weiter aufrecht zu erhalten, weil die franzöfifche Regierung ihre Versprechungen nicht gehalten und verschiedene bereits gelieferte Bestellungen noch nicht bezahlt habe. Blériot hat vor mehr als zwanzig Jahren als erster den Kanal überflogen.
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Die Militärs: Merkwürdig, daß dieser winzige Zivilist eine Macht darstellt."
Aune nun
Neue scharfe Maßnahmen der Regierung.
London , 4. Januar. ( Eigenbericht.) ihres parlamentarischen Führers Lansbury an Lord Willingdon Die Verhaftung Gandhis hat es tlar gemacht, daß die zum Ausdrud gebracht, daß sie ein Einlenken des Vertreters der indische Regierung den Stimmen, die zur Zurückhaltung und Nach- britischen Krone für wünschenswert hielt. Vielleicht kam diese neuen Berordnungen, die inzwischen bekanntgemacht worgiebigkeit mahnten, kein Gehör zu schenken gedenkt. Die vier Mahnung zu spät, wahrscheinlicher ist es aber, daß die jetzige englische Regierung aus Prestige und 3wed mäßigkeitsden sind, beseitigen auch den legten Zweifel hieran. Sie machen den Kongreß ungefeßlich, so daß seine Organisationen gründen ein Zurückweichen in dem jezigen Zeitpunkt gar nicht jederzeit und überall in Indien aufgelöst werden können. Die mehr wollte sie hält anscheinend den Augenblick für günstig, Regierung will die dem Kongreß zur Verfügung stehenden Auto 3ur Offensive überzugehen. mobile beschlagnahmen und seine Mitglieder, ebenso mie feine finanziellen Unterstützer an der Benuzung der Bahn und Post verhindern. Die Behörden können Verhaftungen vornehmen und die Gefangenen ohne Untersuchung im Gewahrsam behalten. und die Gefangenen ohne Untersuchung im Gewahrsam behalten. Das Posten stehen zur gewaltlosen Ausübung des Bontotts ist verboten.
Gandhi ist in das Gefängnis von Buna eingeliefert worden, das er nun zum drittenmal betritt Die Polizei hatte Die Telegraphen und Telephone dort unter Kontrolle gestellt, so daß die Bevölkerung nichts von der bevorstehenden Anfunft des Mahatma mußte. In Bombay löste der Kongreß sein Komitee wegen des Berbotes auf und ernannte stattdessen einen Kriegsrat.
Größere Rundgebungen fanden in Bomban statt. An den Umzügen beteiligten sich etwa 50 000 Menschen. Die De monstrationen verliefen bisher ruhig. 3mei Flugzettel wurden am Montagvormittag in der Stadt verteilt, auf denen die Bevölkerung zu einer dreitägigen Arbeitsruhe und zu großen Demonstrationen aufgerufen wurde.
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' Die Ereignisse in Indien haben sich in den menigen Tagen seit der Rückkehr Gandhis aus London überstürzt. Was der Führer der indischen Nationlistenpartei in seiner Schlußrede auf der Konferenz am Runden Tisch" mur vorsichtig und unflar angedeutet hatte, nämlich die Möglichkeit einer Wiederaufnahme des Kampfes gegen die britische Oberherrschaft als Antwort auf die ungenügenden Konferenzergebnisse, ist schnell zur Tatsache geworden.
Die englische Regierung und die anglo- indischen Behörden halten ihre moralische Lage heute offenbar für meit besser als vor dem Londoner Einigungsversuch. Nur so ist es zu erklären, daß fie die Drohung Gandhis mit der unverzüglichen Wiederaufnahme des Ungehorsams gegen die Gesetze, des Steuerstreits und des Boykotts britischer Waren mit seiner sofortigen Berhaftung beantwortet haben. Sie haben auch den Bräsibenten des Allindischen Kongresses Batel festgenommen, bis? Nationalistische Rongreßpartei aufgelöst und für ungefeßlich erklärt und überhaupt eine ganze Reihe von Maßnahmen ergriffen, die zumindest von startem Selbstvertrauen zeugen. Sie scheint die große Kraftprobe nicht zu scheuen, fast sieht es danach aus, als hätte fie fie fogar propozieren wollen.
Gandhi hat bei seiner abermaligen Berhaftung seine Anhänger förmlich beschworen, sich nicht zu Gewalttaten hinreißen zu lassen. Er hält nach wie vor die Gewaltlosigkeit für die wirksamste Parole. Aber hat er noch die Massen fest in der Hand? Das ist gegenwärtig die Schicksalsfrage für Indien und für Groß britannien . Schreitet nämlich die Bewegung über den Kopf des eingesperrten Gandhi hinweg, dann schliddert das riesige indische Reich in einen blutigen Bürgerfrieg, bei dem beide Teile faum etwas gewinnen fönnen, aber unendlich viel ristieren! Eine Erklärung der indischen Regierung. Delhi , 4. Januar. Die Regierung veröffentlicht eine Erklärung, in der sie dem Nationalkongreß vorwirft, den Patt von Delhi zu ver gierungen richteten sich gemiffenhaft nach dem Abfommen von 1931 und scheuten feine Mühe, um die Schwierigkeiten zu überwinden. Die Erklärung verweist sodann auf den Feldzug gegen die Mieten, der eine fehr gefährliche Lage geschaffen habe. Dadurch sei die Regierung gezwungen worden, ihre bisher verfolgte Politik der Duldsamkeit aufzugeben. Gleichzeitig wird der Feldzug zugunsten eines Boyfotts der britischen Waren und Einrichtungen erwähnt. Weiter heißt es in der Erklärung: Es bestand dauernd die Drohung mit zivilem Ungehorsam. Für die Regierung gab es
Es ist nicht ganz einfach, wenn man die Vorgänge in Indien nüchtern und objektiv zu betrachten versucht, ein flares Urteil überlegen, und betont, die indische Regierung und die örtlichen Redie Schuldfrage im gegenwärtigen Stadium der Entwicklung zu fällen. Daß der englische Regierungswechsel im Spät sommer des vergangenen Jahres die Erfolgsaussichten der Londoner Ronferenz nicht gerade vergrößert hatte, läßt sich nicht bestreiten. Immerhin wurden die eigentlichen antiindischen Scharfmachher unter den Konservativen, insbesondere Winston Churchill , von der neuen Regierung bewußt ferngehalten. Die„ Nationale Regierung" befannte sich ausdrücklich und vorbehaltlos zu der Indienpolitit des Labourkabinetts. Die Londoner Konferenz scheiterte wenigstens äußerlich nicht so sehr an dem Mangel an Entgegenkommen durch die Engländer als an den Gegenfäßen unter den indischen Delegierten, vor allem zwischen Hindus und Mohammedanern. Aber auch die indischen Fürsten, ebenso wie die Vertreter der Parias lehnten die Ansprüche Gandhis und seiner Freunde von der Rongreßpartei ab, weil sie, genau so wie die Mohammedaner von einer schrankenlosen Herr schaft der nationalistischen Hindus ohne britische Oberkontrolle, nichts Gutes erwarten. Das ist der nackte Tatbestand, an dem man bei aller instruktiven Sympathie für den Freiheitsdrang der Mehr heit der indischen Bevölkerung nicht achtlos vorübergehen kann.
War indessen alles, was sich seit dem Ende der Konferenz am Runden Tisch" ereignet hat, unvermeidlich? Das ist eine andere Frage. Es scheint, daß es auf beiden Seiten an gutem Willen gefehlt hat und daß man hingegen auf beiden Seiten es auf eine baldige Kraftprobe hat antommen lassen. Während sich Gandhi noch auf der Rückreise befand, ereigneten sich vor allem in den nordwestlichen Provinzen Unruhen und Gewalttaten, die der Bize fönig Lord Billingdon mit der Berhängung des Belagerungszustandes beantwortete. Gandhi traf vor etwa einer Woche in Bombay ein und fand dort eine gewitterschwangere Atmosphäre Er hat nichts getan, um die Gemüter zu beruhigen, vielmehr die Aufhebung der Ordonnanzen des Bizetönigs als Voraussetzung für die Vermeidung des abermaligen Ausbruchs der Auflehnungsbemegung gefordert.
Dor.
Die englische Arbeiterpartei hat burch ein Telegramm
darum nur einen Weg: Maßnahmen gegen den Feldzug des zivilen Ungehorsams, der allen- verfassungsmäßigen Grundfäßen zumideriäuft und jede Form einer Regierung unmöglich machen würde. Der Fortschritt Indiens hängt Einhaltung der Geseke ab. Die Regierung würde sich eine Pflichtvon der Aufrechterhaltung der Autorität der Regierung und der Einhaltung der Gefeße ab. Die Regierung würde sich eine Pflicht verfäumnis zuschulden tommen lassen, wenn sie es irgend einem Organismus erlauben würde, sich ihre Befugnisse anzu maßen. Zum Schluß fordert die Regierung alle auf, ihr dabei zu helfen, ihr auf dem Wege des verfassungsmäßigen Fortschrittes weiter zu folgen.
Grüner Unsinn.
Beleidigungsflage Bechlins gegen einen Korrespondenz herausgeber.
Heute findet in Schöneberg ein Beleidigungsprozeß des Leiters der Presseabteilung der Reichsregierung Dr. 3echlin gegen den Herausgeber der Grünen Briefe" Sontag statt.
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Die Grünen Briefe" hatten Zechlin unterstellt, daß er dafür gesorgt habe, daß der Borwärts" unbehelligt die schärfften Angriffe gegen den italienischen Faschismus richten könne. Die Parteizugehörigkeit des Reichspressechefs ist selbstverständlich für die Haltung des Vorwärts" gegenüber dem Faschismus ohne jebe Bedeutung; der Vorwärts" wird sich weder vom Reichspressechef noch von irgendeiner. Regierung davon abhalten lassen, zu sagen, was er über die Zustände in Italien und über den Faschismus denkt.
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