Eruft Teike: Anfänge der Hoftheater
Die legte preußische Notverordnung bestimmt u. a. auch, daß| die beiden Staatstheater in Wiesbaden und Kassel geschlossen werden sollen, Damit würden wieder zwei jener Kunstinstitute verschwinden, die einst als ,, hoftheater" einen besonderen Rang und eine besondere Stellung einnahmen.
Es ist nicht uninteressant, sich ein wenig mit der Geschichte jener ehemaligen Hoftheater zu beschäftigen. Sie spiegelt mehr, als man vermuten sollte, die allgemeine Entwicklung des deutschen Theaters; sie ist aber auch beachtenswert wegen der Schlaglichter, die sie auf die ganze Kultur der Vergangenheit wirft. Nun würde es hier gewiß zu weit führen, das Werden und Wirken der Hoftheater in aller Ausführlichkeit zu schildern. Einige wenige Andeutungen müssen genügen. Sie mögen dann ihre Er gänzung finden in der Wiedergabe bunter Histörchen aus dem Erlebnis von Männern und Frauen, die einst an höfischen Bühnen tätig waren. Solch persönliche Eindrücke und Erfahrungen sprechen oft eindringlicher als lange gelehrte Abhandlungen.
Nicht zu leugnen ist, daß die deutschen Höfe der Entwicklung des Theaters in Deutschland einen entscheidenden Anstoß gaben. Sie maren die ersten, die auf deutschem Boden Berufsschauspieler auftreten ließen. Es geschah zu jener Zeit, da man in Deutschland selbst nur Dilettanten kannte, die von Zeit zu Zeit ein Spiel" agierten. Erst im Ausland in Italien , Spanien , Frankreich , England- gab es schon Personen, die gewerbsmäßig Aufführungen veran= stalteten und dadurch natürlich auch über eine ganz andere Gemandtheit verfügten. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts zogen nun füddeutsche Fürsten vereinzelte italienische Komödianten" zu furzen Gastspielen an ihren Hof. 1586 verpflichtete der Dresdener Kurfürst eine englische Truppe, um seinem Hof ,, bei Tafel und sonsten Lust und Ergöhlichkeit zu machen". In den folgenden Jahren luden auch andere norddeutsche Herren englische Banden" zu Gast. Das bedeutete gewissermaßen den Anfang des berufsmäßigen Theaters in Deutschland . Die Geladenen gaben meist nach Ablauf ihrer Verpflichtung bei Hofe auch noch öffentliche Vor stellungen, reisten längere Zeit im Lande herum, blieben zum Teil fogar für Jahre in Deutschland , furzum, machten weitere Kreise mit ihren Leistungen befannt. Unter ihrer Einwirkung bildete sich dann auch ein deutschsprachiges Berufsschauspielertum, lange Zeit freilich nur eine bizarre Bergröberung des von den englischen Truppen gegebenen Borbilds,
Diese Truppen deutscher Berufskomödianten, die nach dem 30jährigen Krieg auftauchten, genoffen bei den deutschen Höfen aller. dings sehr wenig Sympathie und Förderung. Sie mußten zwar, um spielen zu können, eine landesväterliche Konzession, das soge: nannte Privilegium haben. Aber irgendwelche Rechte gewährte ihnen dies Privileg nicht, und jahrzehntelang dachte keiner der vielen deutschen Fürsten daran, solch ein Truppe etwa zu höfifchen Aufführungen heranzuziehen. Das Interesse der Höfe blieb auch im 17. Jahrhundert und noch lange Zeit während des 18. Jahrhunderts der Theaterkunft des Auslandes zugewandt. Man verpflichtete jetzt vornehmlich französische Schauspieler und italienische Sänger; die stürmische Entwidlung der italienischen Oper fand bei den deutschen Höfen ein befonders startes Echo. Man zog teure Truppen zu Gastspielen heran und man errichtete für ihre Aufführungen fostspielige eigene Theaterbauten. Während des ganzen 17. Jahrhunderts gab es nur zwei Höfe, die für einige Zeit deutsche Schauspieler beschäftigten; der erfte war der eines Tiroler Erzherzogs, dereiin Innsbrud refidierte und um 1660 vorübergehend eine deutsche Gesellschaft in seinem Dienst hatte; der andere war der des sächsischen Kurfürften Johann Georg II. , der um 1680 für anderthalb Jahr zehnte die Truppe des Magisters Belthen besoldete; nebenbei war diefe Besoldung fehr unzureichend. Die Truppe mußte zwischendurch deshalb immer wieder einmal über Land ziehen, um sich auf eigene Fauft ben Unterhalt zu verdienen. Erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts begann das deutsche Schauspiel bei den Höfen größere Beachtung zu finden. Die Neuberin und ihre Schüler führten feit 1730 einen erfolgreichen Rampf, um das verwilberte Spiel der deutschen Truppen durch ein am französischen Vorbild geschultes, diszipliniertes Spiel zu ersetzen. Hand in hand damit ging ein wachsendes Ansehen der deutschen Wanderbühnen und ihre immer häufigere Verpflichtung für die Obliegenheiten eines Haftheaters. Nicht wenige Truppen famen auf diese Weise zur Seßhaftigkeit.
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Die ersten Theatergesellschaften, die von den Höfen beschäftigt wurden, spielten ausschließlich für die fürstlichen Herren und ihre Gäste. Aber allmählich bürgerte es sich ein, daß auch Fremden gegen Entgelt der Zutritt gestattet wurde, wenn auch im Anfang meist nur an bestimmten Tagen und auf bestimmten Bläßen; Haupt grund für diese Maßnahme waren wohl die wachsenden Kosten der Softheater und die Schwierigkeiten ihrer Deckung. Sie veranlaßten gelegentlich auch den Bersuch, den Betrieb des Hoftheaters ganz einem privaten Unternehmer zu übertragen und diesem neben gewissen Bergünstigungen lediglich die Pflicht weitestgehender Rück
Smmerhin gaben die höfischen Bühnen manchem Künstler von Rang und Namen die Möglichkeit, sich in leitender Stellung zu betätigen. Der Gothaer of fegte 1774 an die Spige feines Theaters Konrad Ekhof , der wohl der bedeutendste Schauspieler seiner Zeit und dabei ein sehr feinfühliger, von fulturellem Interesse erfüllter Mensch war; in Weimar führte Goethe Jahrzehnte hindurch das Hoftheater; gleichzeitig wirkte als Direktor des Berliner Hoftheaters 21. W. Iff land, als Darsteller und Theaterführer sehr viel bedeutender denn als Stückeschreiber; in Wien waren so hervorragende Theatermänner wie Schreyvogel, Laube, Dingelstedt Leiter der Hofbühne. So ließen sich auch noch manche andere Persönlichkeiten von Bedeutung nennen, die im Dienste der Höfe Wertvolles für die Förderung der Schau spielfunft geleistet haben. Freilich: es ist bekannt, daß Goethe nach 25jähriger treuer Arbeit für das Weimarer Hoftheater abtreten mußte, als er sich weigerte, ein vom Hofe verlangtes Stück mit dem Titel„ Der Hund des Aubry" zu spielen, ein Stück, in dessen Mittelpunkt ein dreffierter Pudel stand; man meiß auch, daß die Forde rung des Hofes auf Annahme des Stückes nur die Krönung von
K. R. Neubert:
allerlei Inirigen war, meil Goethe einer als Schauspielerin engagierten Freundin des Herzogs nicht genügend zu Willen war. Befannt ist ferner das Schicksal Joseph Schrenvogels. Achtzehn Jahre hindurch wirkte er am Wiener Burgtheater ; purch ihn wurde es zur führenden Bühne Deutschlands ; dann wagte er einmal, ciner Hofcharge, die ihm dauernd in feine Arbeit hineinrebete, die Worte zu sagen: Erzellenz, davon verstehen Sie nichts!" Das führte fofort zu feiner Entlassung. Und in welcher Form geschah fie! Ein Theaterbiener händigte ihm die Kündigung aus und übermittelte ihm gleichzeitig ein Berbot, das Theater noch einmal zu betreten. Schreyvogel starb an dieser Kräntung. Charakteristisch ist auch, daß die bedeutenden Persönlichkeiten, die im 19. Jahrhundert an den Hoftheatern wirkten, meist nur in zweiter oder dritter Stellung tätig waren. Sie waren Regisseure oder Artistische Leiter", hatten aber über sich noch den eigentlichen Intendanten". Zu Intendanten, zu obersten Herren der Hoftheater wurden im 19. Jahrhundert fast ausschließlich Bersönlichkeiten gemacht, die vom Theater wenig oder nichts verstanden, dafür aber aus gut aristokratischem Hause stammten, sich bei Hofe ausgezeichnet hatten und die besondere Gunst des Höchsten Herrn genossen. Offiziere, Hofleute, die vielleicht als Kunstdilettanten bei musikalischen Soireen oder Liebhaberaufführungen hervorgetreten waren, erhielten die verantwortungsvollen Posten der Theaterleiter. Sie waren auch meist danach.
Leute, die nichts geworden find
Wenn man sich heute umsieht, überall trifft man Leute, die nichts geworden sind. Traurigstes Merkmal dieser Zeit. Das Schlimmste: fie hätten etwas werden können.
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Wenn man einen Mittelschullehrer auf Grund der neuen Notverordnung abbaut, so ist das gewiß ein bitteres, unverdientes Schicksal. Biel bitterer aber ist das Schicksal der jungen Leute, die bei diesem abgebauten Lehrer einmal Lesen, Schreiben und einiges mehr gelernt haben und nichts geworden sind. Man fann ihnen keinen Vorwurf daraus machen. In besseren Zeiten fonnte man über einen Menschen fein abfälligeres Urteil fällen als daß er nichts geworden ist. Da lag es an seiner Unfähigkeit, an seinen Eigen schaften, seiner Unbrauchbarkeit.( Ich spreche nicht von den Fällen, in denen wilhelminischer Kastengeist Hindernis für den Aufstieg war.) Heute im Zeichen der Weltwirtschaftsfrise rechnen auch Fähige und Brauchbare zu den Leuten, die nichts geworden sind". Sie haben acht, neun, zehn Jahre auf den Schulbänken gesessen und ihre Zeugnisse nach Hause gebracht, die sich von anderen nicht unter schieden. Sie waren nicht fleißiger, aber auch nicht träger als andere, die etwas geworden sind. Sie haben dieselben Streiche ausgeheckt und dieselben Freuden und Leiden der Jugend erlebt wie fie.
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Und alle, alle wollten etwas werden. Jedem schwebte etwas vor. Jeder hatte ein Lieblingsfach. Eine besondere Neigung. Einen heimlichen Wunsch. Einen brennenden Ehrgeiz.
Und alle wählten sie einen Beruf, als die Schule sie entließ. Sie gingen auf die Universität, in die Betriebe der Industrie, in die Kontore der Wirtschaft. Sie lernten. Aus den Schülern wurden Studenten und Lehrlinge. Aus den Kindern wurden junge Leute, die eine Ahnung vom Leben betamen. Sie tamen und waren bereit, sich einzugliedern in den riesenhaften Mechanismus des Lebens. Sie wollten, wie man bei ihren Ronfirmationsfeiern so schön sagte, nützliche Mitglieder der bürgerlichen Gesellschaft" werden. Und heute sind sie 22 Jahre, 25 und 30 Jahre, und sie sind nichts geworden. Der Lehrling hat ausgelernt und ein paar Stellungen innegehabt bei bescheidenem Lohn und der Möglichkeit, feine Renntnisse zu verwerten und auszubauen für besser bezahlte Stellungen. Aber als er versuchte, festen Fuß zu fassen in seinem Beruf, als er beginnen wollte, sich seiner Selbständigkeit, feines Dajeins zu freuen, da nahm man ihm plöglich alle Möglichkeiten. Man baute ihn ab. Man warf ihn auf die Straße, nein, man schichte ihn in die Warteräume der Stempelstellen. Der Student hat oft unter größten materiellen Entbehrungen feine Semester erledigt und die Egamina bestanden und ja, und weiter nichts. Dann kommt das große Nichts. Das große, schwarze Loch, in dem die Zukunft versinkt.
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Man braucht fie einfach nicht. Man will sie nicht. Man fann fie nicht brauchen. Wenn man ihnen das früher gesagt hätte, wären fie vielleicht aus den Schulzimmern in den Wald gelaufen und hätten sich draußen getummelt und wären wie die Bäume aufge wachsen in Licht, Luft und Sonne. Heute würden sie mit Steinen Feuer schlagen, mit einem Holzstumpf den Ader pflügen und fich die Lebensbedingungen schaffen, wie sie fie brauchen. Aber jetzt laufen sie herum mit Anlagen, mit Zeugnissen, mit Hoffnungen, Aussichten, Berechtigungen und man drängt sie zurüd wie eine
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EMAHA
fichtnahme auf die Bünſche des regierenden Herrn aufzuerlegen. Ein Meister- Muftrator
Mancherlei Mißerfolge ließen dies System aber bald wieder in den Hintergrund treten.
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Gustave Doré , dessen 100. Geburtstag auf den 6. Januar Auch nachdem den Untertanen das Recht eingeräumt worden| fällt, ist bei uns besonders durch seine Bilder zur Bibel bekannt ge mar, gegen Entgelt an den höfifchen Aufführungen teilzunehmen, worden, die in zwei diden Bänden erschien, überall in der Welt erforderten die Hoftheater in der Regel erhebliche Zuschüsse. Sie verbreitet wurde und die Mode jener Prachtbände" ins Leben gingen formell zu Lasten der Hofkasse; aber diese wurde doch stets rief, die einftmals auf dem Tisch in Großmutters guter Stube ganz überwiegend aus den Steuern der Untertanen gespelit, fei es lagen. Diese Bilder geben aber eine ganz unzulängliche Borstellung in späterer Zeit auf dem Weg über die Zivil- von der Meisterschaft dieses Illustrators, der sich in den späteren direkt, sei es liften". So hatten in Wahrheit die Steuerzahler die Kosten der Jahren seines Schaffens durch eine ungeheure Fruchtbarkeit immer Softheater zu tragen. Einfluß auf ihre Führung durften sie aber mehr verschlechterte. Die Bedeutung Dorés, die ihn zu einem der nicht ausüben. Die Zusammensetzung des Personals, die Gestaltung größten Illustratoren aller Zeiten macht, liegt in den menigen des Spielplans das alles war ausschließlich Sache des regieren Jahren seiner jugendlichen Anfänge. Fast noch ein Knabe, begann den Herrn und seiner Ratgeber. er seine Laufbahn und hatte mit 23 Jahren sein Bestes bereits gegeben. In Straßburg war er geboren, und im Schatten des ehr geben. In Straßburg war er geboren, und im Schatten des ehr. würdigen Münsters entfaltete sich seine Phantasie, von dem Geist des deutschen Märchens und der deutschen Romantif genährt. Der Zehnjährige bewies in seinen Beichnungen eine seltene Frühreife, einen erstaunlichen Sinn für Phantastik und Humor, und als Bierzehnjähriger begann er mit der Veröffentlichung lithographischer Bilderbücher, die sein Talent auf der Höhe zeigen. Es waren fittenbildliche Darstellungen aus dem Leben der Bariser Gesellschaft, die er nun zu studieran begann, Ezenen voll bunt wimmelnden Lebens, mit großer Beobachtungstraft und leichtem Spott hingestellt. Die außerordentliche Einfühlungsgabe, die Doré hier bewies, lenfie ihn auf den Beruf des Juustrators, und es war ein wahrer Rausch des Schaffens, der ihn in seinen ersten Werten mit fortriß. Seine Meisterleistungen sind die Bilder zu Rabelais und zu den„ Contes droiatiques" von Balzac . Besonders in dem letzteren Wert offen barte er die Ueberfülle feiner Phantasie, die die Geschichten des Dichters in freier Weise umspielt und überwuchert. Mit den 425 Holzschnitten zu diesem Buche schuf der Zweiundzwanzigjährige das schönste Justrationsmert, das die franzöfifche Kunst des 19. Jahr hunderts aufzuweisen hat, ein Buch von jo mühelofer Empfindungs fraft, von jo üppiger Gestaltung und visionärer Eindringlichkeit, daß
äußerst wert Zweifellos mar es fulturhistorisch betrachtet äußerst wert voll, daß die deutschen Höfe frühzeitig Intereffe für theatralische Ber anstaltungen zeigten und in der weiteren Entwicklung oft sehr großes Gewicht auf gut dotierte Hoftheater legten. Bei dem Fehlen größerer Städte mit einer funstinteressierten und dabei zahlungsfähigen Bürgerschaft und bei dem Widerstand der Geistlichkeit gegen jedes berufsmäßige Theaterspiel märe sonst eine fräftige Entwicklung des deutschen Theaters in den vergangenen Jahrhunderten faum möglich gewesen. Aber man muß doch auch feststellen: wirtliche Liebe zur Stunft war es nur in seltenen Fällen, die zur Gründung von Hof theatern führte; und ebenso selten lentte fünstlerisches Berständnis bie Einwirtung, die auf die höfifchen Bühnen ausgeübt murde. Meift mar es die Freude an bunter Unterhaltung und der Wunsch nach prunfvollen Schaustellungen, was die Schaffung und Beein. fluffung der Hoftheater bestimmte. Nicht ohne Bedeutung für das fürstliche Theater intereffe mar natürlich häufig auch der erotische Keiz, der seit je von den Damen des Theaters ausstrahlte, war mit unter auch die bequeme Möglichkeit, gefällige tleine Freundinnen jederzeit greifbar" im Corps de ballet unterzubringen. Nur ver einzelt zeigt die Geschichte fürstliche Herren, die sich mit ernſten tünstlerischen Reigungen um den Ausbau ihrer Bühnen bentühten.
Herde wildgewordener Tiere. Man baut Barrieren um sie, schließt fie ab, schließt sie aus!
D, es gibt Jugendfürsorgestellen. Wohlfahrtseinrichtungen, barmherzige Häuser, Stiftungen und vielleicht reicht es soweit, daß sie nicht gerade verhungern. Aber das andere, die Hauptsache! Die Hauptsache! Nicht finnlos in die Welt gesetzt worden zu sein! Nicht vergebens etwas gelernt zu haben!
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Ein Glück für die, die in die Organisationen der Arbeiter bewegung finden und hier mithelfen können am Aufbau einer neuen Gemeinschaft. Wieviele aber sizzen zu Hause und vergessen, was fie gelernt haben. Wieviele gewöhnen es sich an, mit ihren paar Pfennigen in Kneipen Karten zu spielen und die Zeit totzuschlagen. Wieviele verfallen den aufreizenden Phrasen der radikalen Parteien und verfügen zur Lösung der Probleme schließlich nur über die Faust. Aber Gerechtigkeit für die Leute, die nichts geworden sind. Sie hätten etwas werden können. Mechaniker, Berkmeister, felbständiger Handwerker, Kaufmann, Ingenieur, Arzt, Richter. Es ist nicht ihre Schuld, daß sie sich das Brot nicht selbst verdienen können. Sie haben gesunde Arme. Sie haben den Willen. Gerechtigkeit für fie; wie sie fämpfen! Wie sie versuchen, sich über Wasser zu halten. Wie sie die Zähne zusammenbeißen und dem Schicksal trotzen, so lange es geht. Der Buchhalter nimmt eine Gelegenheitsarbeit auf einem Bau an. Er hält die Hacke und den Spaten statt des Federhalters, und der Schweiß läuft ihm von der Stirn. Oft wollen die Knochen nicht mehr mitmachen, aber er hält immer wieder durch, weil er sich das Geld verdienen muß.
Der frühere Techniker ist Straßenhändler gemorden. Der Dr. phil . ist froh, daß er für die städtischen Werke den Gaszähler ablesen darf. Der junge Bäder mit dreijähriger Lehrzeit und zwei Jahren Gesellenzeit verdient fich jetzt arbeitslos abends ein paar Mart in der Borbude auf dem Rummelplatz. Der Medizinstudent läuft nachts mit Salzstangen von Lokal zu Lotal.
Sie
Monate vergehen. Jahre, beste Jahre ihres Lebens. fommen in die Jahre, wo andere, Glücklichere, daran denken, sich einen eigenen Hausstand zu gründen. Sie aber fizen immer noch in Schlafstellen und billigsten möblierten„ Buden". Oder bei den Eltern, denen sie jetzt eigentlich schon eine Stütze sein sollten.
Manchmal, wenn das Geld nicht mehr reichen will, machen die Eltern solche Andeutungen. Wozu bist du denn da?" ruft ver zweifelt die Mutter, denn die Miete ist noch nicht bezahlt und beim Fleischer sind die letzten Einfäufe angeschrieben"." Ja, wozu bin ich denn da?" denkt der Sohn und sein Gesicht wird hart, lieblos: Wozu habt Ihr mich in die Welt gesetzt, wo zu habt Ihr mich in die Schule geschickt und Hoffnungen in mich gesetzt, wenn.." Dann wirft er wohl die Tür hinter sich zu und rennt durch die Straßen. Berbittert, lebensmüde, angeefelt. Ein Mensch, der nichts geworden ist. Ein Mensch, der nichts werden konnte.
Aber sie ringen sich immer wieder durch. Und man muß sie bewundern fie geben die Hoffnung noch nicht auf. Sie glauben immer noch, daß sie etwas erreichen fönnen.
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Bielleicht werden sie später einmal das nüchterne, falte, aber flare, erschütternd treffende Wort des Kultusministers Dr. Grimme über ihr Leben sezen:„ Es fam nicht so sehr darauf an, daß man etwas erreichte, sondern darauf, daß man feststand!"
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es nur mit den allerdings ganz andersartigen Illustrationen Menzels zu Friedrich d. G. verglichen werden kann. Mit diesem Wunderwerk und mit den grotesken Bildern zu der Geschichte Ruß lands hatte er jedoch den Höhepunkt seiner Kunst erreicht. Er mar unterdessen zum verwöhnten Liebling der Pariser Gesellschaft geworden. Sein Atelier war der Mittelpunkt der eleganten Welt, die Aufträge stürmten auf ihn ein und er glaubte, sie alle bewältigen zu können. Dabei hat er viel Gleichgültiges und Banales geschaffen und seine aite Frische nur in kleinen Vignetten bewahrt, während die blattgroßen Bilder oft leer und wirr wirften. Aber gerade diese Illustrationen, besonders zu Dante und zur Bibel, schufen ihm erst den internationalen Ruf, der seiner gerechten Würdigung lange im Wege gestanden hat.
Japans Bevölkerung nimmt zu. Groß- Japan hat nach der legten Volkszählung etwa anderthalb mal soviel Einwohner wie Deutschland , genau find es 90 395 000 Einwohner. Diese Zah! setzt fich folgendermaßen zusammen: das eigentliche Japan mit 64 448 000 Einwohnern, Korea mit 21 058 000, Formosa mit 4595 000 und Karajuto mit 295 000 Menschen. Die Bevölkerungszunahme in Japan ist im Gegenjah zu Europa und Amerifa außerordentlich groß. Noch im Jahre 1925 hatte das eigentliche Japan nur 59 Mitfionen Einwohner, 1872 jogar nur die Hälfte der jezigen Zahl! Auf 10 000 Einwohner werden in Japan im Jahre 334 Kinder geboren: in Berlin dagegen famen 3. B. 1930 auf 10 000 Einwohner mur 95 Kinder, also faft nur der vierte Teil! Es fragt fi allerdings fchr, wie lange fich die Japaner ben geburten entenden Einflüäffen nnch entziehen fönnen, die in den übrigen Kulturländern anscheinend unaufhaltjam zur Wirtung Lonien.
Ein Viertel aller Schulfinder in Los Angeles hat noch teine Ruh gesehen, und die Hälfte fannte fein Stalb, bis vor kurzem, um diesem Mangel abzuhelfen, diefe Tiere in allen Schulen gezeigt worden sind.
Die Brücke über den Niagarafall wird jährlich von mehr als zehn Millionen Menschen begangen.
Ein gefunder Goldfisch kann unter günstigen Verhältnissen fünfzig Jahre und noch länger feben