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Morgenausgabe

Nr. 9 A 5

49.Jahrgang

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Der Borwärts" erscheint mochentäg lich zweimal, Sonntags und Montags einmal, die Abendausgabe für Berlin und im Handel mit dem Titel Der Abend", Jauftrierte Sonntagsbeilage Bolt und Seit".

Vorwärts

Berliner Boltsblatt

Donnerstag

7. Januar 1932

Groß- Berlin 10 Pf.

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Die einspalt. Nonpareillezeile 80 3f. Reflamezeile 5,- Rin. Kleine An­zeigen" das fettgedruckte Wort 25 Pf. ( zuläffig zwei fettgebrudte Worte), jedes meitere Bort 12 Pf. Rabatt It. Tarif. Stellengesuche das erste Wort 15 Pf., jebes meitere Wort 10 Pf. Worte über 15 Buchstaben zählen für zwei Worte. Arbeitsmarkt Zeile 60 Bf. Familien anzeigen Zeile 40 Pf. Anzeigenannahme im Hauptgeschäft Lindenstraße 3, wochen­täglich von 8 bis 17 Uhr. Der Berlag behält sich das Recht der Ablehnung nicht genehmer Anzeigen vor!

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Wird Briand ausgebootet? in patriot flagt an

Pariser Gerüchte über eine Umbildung der Regierung Laval.

Paris , 6. Januar. ( Eigenbericht.)

In parlamentarischen Kreisen sind gestern und heute Gerüchte von einer teilweisen Umbildung des Rabinetts im Umlauf gewesen, deren Richtigkeit bisher noch nicht nachzuprüfen war, zumal sich auch Ministerpräsident aval bisher in Schweigen gehüllt hat. Zwei nationalistische Zeitungen, der Figaro" und das Journal des Débats", führen diese Gerüchte auf die Notwendigkeit zurüd, einen

Erfahmann für den an Typhus erfrankten Kriegsminister Maginot

zu finden, der die Interessen Frankreichs auf der Abrüstungs­

konferenz nicht vertreten kann.

Denn, wenn selbst der Kriegsminister bald wiederhergestellt sein jollte, würde er einen längeren Genesungsurlaub brauchen, der seine Teilnahme an der Genfer Konferenz unmöglich machen würde. Der ,, Figaro" hatte bereits zwei Kandidaten genannt, nämlich den Ab­geordneten Fabry, der derselben Partei wie Maginot angehört, und zurzeit Borsitzender der Heeresfommission der Kammer ist, und den früheren Kriegsminister Painlevé , der aber faum Neigung haben dürfte, in das rechtsgerichtete Kabinett Laval einzutreten. Die Ersetzung Maginots scheint aber nur der Vorwand für die Gerüchte von der Kabinettsumbildung zu sein, denn die Hauptperson, die man bei dieser Gelegenheit ausschiffen will, ist der Außenminiffer Briand .

Da num der Figaro" einer der schärfften Gegner Briands ist, fann es sich bei diesen Gerüchten sehr wohl nur um einen Ber juchsballon handeln.

Auffällig ist aber, daß die radifale République", alfo ein Briand ergebenes Blatt, auch diese Gerüchte erwähnt und von einer großen polififchen Kompensation spricht, die sich im Schaffen vorbereite.

,, Eine farte politische Persönlichkeit", deren

Namen nicht genannt wird, soll wieder auf der politischen Bühne erscheinen, das Außenministerium übernehmen und gegenüber Deutschland wieder eine scharfe Politit, ähnlich der des

Nationalen Blods, zur Anwendung bringen.

Eine offizielle Aeußerung über diese Gerüchte ist, wie gesagt, bisher nicht erfolgt. Aber vielleicht wird der morgen stattfindende Ministerrat Aufklärung in der einen oder anderen Richtung

bringen.

der

Auffallend ist in diesem Zusammenhang eine Pariser Meldung Telegraphen- Union", monach das Befinden Briands es zweifelhaft macht, ob der Außenminister in der Lage sein werde, persönlich an den Konferenzen in Genf oder Lausanne teil­zunehmen. Es sei wahrscheinlich, daß die Bertagung der Sigung des Europa - Ausschusses durch den ungünstigen Gesundheitszustand Briands mitveranlaßt ist.

Dittatur und Demokratie in Jugoslawien .

Von Hermann Wendel.

in ihren Augen offenbar sowohl für die Reparationsfrage heute innerhalb unserer eigenen Grenzen Fanatiker und wie für das Abrüstungsproblem.

Die neue Indienpolitik. Fahnenhiffen und Massenverhaftungen.

Bombay, 6. Januar.

Unter dem Schutz der Polizei wurde heute früh die britische Flagge auf dem Gebäude des Allindischen Kon gresses feierlich gehißt, was die Inbesitznahme dieses

Gebäudes durch die Regierung anzeigen soll. Vier weitere Führer des Kongresses wurden verhaftet. Die Zahl der in Bombay verhafteten Personen beträgt zur Zeit vierzig, darunter neun Frauen.

Heute frühmorgens erfolgten Massenverhaftungen von Kongreßführern. U. a. wurde der vormalige Präsident der Gesetz­gebenden Versammlung Vithalbhai Patel um 5 Uhr früh fest genommen. Er hatte gestern noch einen Aufruf erlassen, in dem es u. a. hieß, alle Engländer in Indien müßten das Gefühl haben, daß ihre Person in Indien ebenso sicher mie in England sei. Die Inder müßten bereit sein, nötigenfalls ihr Leben zu opfern, um Gemalttaten zu verhindern. Ferner forderte er dazu auf, fich mehr auf den Bontott britischer Güter und britischer Firmen zu konzentrieren als auf andere in Kongreßprogramm vorgesehene Kampfmittel, denn die Waffe des Boykotts sei unwiderstehlich. Zum Schluß wiederholte Patel, daß das Ziel die völlige Unabhängig teit Indiens fei.

Zusammenstöße im Rheinland . Krawalle in Homburg und Rheinhausen .

Moers , 6. Januar.

In Homburg tam es heute nachmittag wieder zu Ansa mm. Inngen. Mit Einbruch der Dunkelheit waren die üblichen Hunger­rufe zu hören. Die Polizei konnte die Ruhe wiederherstellen. Auf der Rheinpreußenstraße wurden durch gefällte Rastanien bäume Barrikaden errichtet, von denen aus die Polizei beschossen wurde. Auf der Moerfer Straße wurde durch eine

Flaschenbombe ein Schaufenster zertrümmert.

An­

scheinend galt der Wurf der Flaschenbombe dem die Straße passierenden Ueberfallkommando. Personen wurden nicht verletzt. Auch in Rheinhessen sanden größere Anſamm­

lungen statt. Die Polizei wurde auf der Friedrich- Alfred- Straße räumt werden. Drei Personen wurden verhaftet. mit Steinen beworfen. Die Straße fonnte aber bald restlos ge­

Das Rüdtrittsgesuch des spanischen Botschafters in Berlin , 2merico Castro Quesada, ist von der spanischen Regierung genehmigt worden.

Sir John Simon für Teillösungen. Wir

Rede des englischen Außenministers vor den ausländischen

Preffevertretern.

London , 6. Januar.

Auf einem Frühstück der Vereinigung der ausländischen Presse in London sprach Außenminister Sir John Simon über die bevorstehenden Konferenzen( Lausanne , Ratstagung und Abrüstung), er setzte sich lebhaft für ein möglichst frühes Datum des Zusammen­trittes der Reparationskonferenz ein und fuhr fort:

Es sei von allergrößter Bedeutung, daß auf jeder der vorer­wähnten Konferenzen eine Lösung angestrebt werde, und daß man auch willens sei, eine solche zu finden.

Selbst wenn die endgültige Lösung noch in weiter Ferne liege,

so sollten doch alle Kräfie angespannt werden, um einen wirf­lichen und erheblichen Schriff nach vorwärts auf dem Wege zu einer Lösung sicherzustellen, auch wenn es nur eine Lösung in Abschnitten sein sollte.

Damit hat die englische Regierung unzwetdeutig zum Ausdruck gebracht, daß fie eine endgültige Lösung der für möglich hält,

greifen an!

Morgen, Freitag, 20 Uhr, in den Germania - Prachtsälen, Chausseestr.110

Massenkundgebung

Diftatur in einem anderen Lande kann uns als Demo fraten nie gleichgültig sein, am wenigsten dann, wenn mie Narren, Verblendete und Verzweifelte sich nach der Diktatur heiser schreien. Aber nicht nur unter diesem Gesichtspunkt, sondern auch als Urkunde zur politischen Entwicklung des europäischen Südostens ist die Denkschrift bemerkenswert, die Swetosar Pribitschewitsch soeben unter dem Titel ,, Blicke auf den Zustand in Jugoslawien und auf die Zukunft des Landes" verfaßt, weniger für das Ausland berechnet als dem 3wed bestimmt, die jugoslawische Jugend zum Kampf gegen das Regime des 6. Januar 1929 aufzurütteln.

Durch seine ganze Vergangenheit ist Pribitsche= witsch dazu legitimiert, nicht nur in seinem eigenen Namen aufzurufen, denn, geboren und aufgewachsen als Serbe im alten Desterreich- Ungarn , stand er allezeit unter den Bor­fämpfern für die Freiheit und Unabhängig­teit seines Boltes vornean; aus seinem Munde tam im kroatischen Landtag an dem historischen 29. Oktober der An­trag, daß sich Kroatien , Slawonien und Dalmatien von Wien und Budapest trenne und mit Gerbien und Montenegro zu einem Staat vereine. Im ersten Kabinett dieses neuen Staates Jugoslawien fiel ihm denn das Ministerium des Innern zu, und auch in der Folge übte er mehr als einmal, manche sagen: zu autoritativ und selbstherrlich, ein Ministeramt aus, bis er mit seiner Partei, den Selb ständigen Demokraten, ins Lager der Opposition abschwenkte und sich mit der Kroatischen Bauernpartei Raditsch s gegen den Belgrader Zentralismus verbündete. Auf einem andern Blett steht, ob damals seine Politik immer richtig war. Aber weil die Diktatur des Pero Schimtowitsch seinen Einfluß auf die Massen fürchtete, nahm sie ihn am 19. Mai 1929 fest und hielt ihn, ohne jedes richterliche oder auch nur polizeiliche Verhör, zweiein­viertel Jahre in quälender Isolierhaft; als Tragit feines Lebens bezeichnet Bribitsch witsch, er­flären zu müssen: Die österreichisch- ungarische Monarchie ist nicht einmal während des Krieges, da sie um ihr Dasein fämpfte, mit mir, den sie mit Recht als Haupt der Hochver­räter betrachtete, derart umgesprungen wie die Regierung meines Heimatlandes, für dessen Gründung ich meine beſten Jahre geopfert habe." Erst ein hartnäckiger Hungerstreit brachte dem schwer Leidenden die Freiheit zurück, und heute erhebt er aus dem Prager Eril, flagend und an­klagend, seine Stimme.

Wenn der Sozialdemokratie im slamischen Süden die jugoslawische Einigung als die revolutionärste Tatsache in der Geschichte ihres Volkes erscheint, so betont auch Pri­bitschewitsch: Die Idee der Freiheit hat Jugo­flawien geschaffen und nur die Idee der Freiheit vermag es zu erhalten." Auf dem Herde Serbiens flammte das Feuer der jugoslawischen Einheitsbestrebungen am hellsten, meil sein Rönig Peter, Muster eines fonstitutionellen Herrschers, an zwei Leitgedanken festhielt, einmal: Es kann nie zuviel Freiheit geben! dann: Nur durch die Freiheit er= zieht man zur Freiheit! Sich auf diese anständige lleberliefe­rung berufend, beteuerte sein Sohn Alexander amt Gründungstage des neuen jugoslawischen Staates feierlich, nur freien Bürgern merde er ein König sein und immer den großen konstitutionellen, parlamentarischen und urdemo­fratischen Grundsägen treubleiben, die auf dem allgemeinen Stimmrecht fußten. Damals diese Versprechungen, und heute? Wir haben", sagt Bribitschewitsch ,,, uns einst gegraust, wenn wir hörten, wie in der Türkei Abdul Hamids die Leute aufpassen mußten, ob nicht Spizzel ihre Unterhaltung belauschten. So ist es zu unserer Schande jetzt im Königreich Jugoslawien!"

Die Schrift des Erministers rechnet mit den Renegaten ab, die früher an seiner Seite kämpften und nunmehr als

des Reichsbanners Büttel der Dynastie dienen, und zeigt, wie das vergangene

Jahr mit der oftronierten Verfassung vom 3. Sep­tember und den Terror und Schwindelwahlen

Parole: Unser der Staat - Unser die Dom 8. November an dem Wesen der Diktatur nichts ge=

Macht!

Redner: Reg.- Rat Dr. Mühle, Landtagsabgeordneter Grzimek , Bundesvorstandsmitgl. Schreiner

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ändert hat, aber er tut auch dar, daß es sich nicht etwa um eine Hegemonie des Gerben voltes über Kroaten und Slowenen handle das Serbentum heischt keine bevor­rechtete oder herrschende Stellung im Staate, sein Ideal ist die Demokratie", sondern um den Machtwillen einiger und der zugänglicher Familien in

ichmebenden Brobleme gegenwärtig nidit firmaalid ball Republikaner, seid zur Stelle Begreb, die mit gewiffen Familien im Lande verfippt find

jonbern mur etappenweise Fortschritte Das gilt