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Bellage be

Donnerstag, 7. Januar 1932

Der Abend

Spalausgabe des Vorwards

Arbeitslosigkeit und Landjugend

Ergebnis einer Untersuchung/ Son Fritz Heimke, Wolgaft( Pommern  )

dabei auch Geld verdienen( unterstrichen! D. Verf.) würde, so könnten wir auch öfter Fleisch essen und besser leben. Aber es ist auch schon immer so gewesen, daß das Pferd welches den Hafer verdient bekommt ihn selten."

Der Schlußjag deutet Gefahren für die weitere seelische Ent­midlung an. Sie führt gar zu leicht zu Weltverachtung und Ver­bissenheit und treibt in die Arme des Radikalismus. Diese Gefahr ist um so ernster zu nehmen, als auch jüngere Schreiber schon Urteile bringen wie: Aber dagegen die auf dem Gericht und die Angestellten, die kriegen dreimal soviel als die Arbeiter"( eine 3wölfjährige), und ein gleichaltriger Knabe meint: Aber die Bauern, die lassen sich jeden Tag eine Ente braten."

Zierde":" Nicht immer. Viele denken nähmlich arbeiten ist eine Schande. Besonders die früheren Kameraden, welche jetzt die höhre Schule besuchen. Dann sehen sie auf einem mit Ver­achtung herab. Besonders dann wenn man die Straße kehrt. Dann mag man diese Arbeit nicht mehr machen. Facharbeiten mache ich dagegen gerne. Besonders etwas schweres und seltenes. Wenn ich dann sehe, daß es flappt, so geht auch die andere Arbeit. Aller­dings möchte ich auch einmal Urlaub haben."

Dieser liebe Junge wird Installateur. Seine unverdorbene Auffassung garantiert, daß er seinen Lehrlingen einmal ein kamerad= schaftlicher Meister und Berater sein wird. Ganz Gegenwartsmensch ist jener Sechzehnjährige, der materialistisch bis zur letzten Konsequenz schreibt: Verdiene ich viel Geld bei der Arbeit so ist es ganz gleich ob es als Fluch oder Segen aufgefaßt wird die Hauptsache ist ich verdiene Geld..."

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In seiner Konsequenz erwerbslos gleich mittellos ist der Be| und Kartoffeln haben. Aber wenn unser Vater Arbeit hätte, und| gleichaltrige Karl schreibt zu dem Problem Arbeit ist des Bürgers griff Arbeitslosigkeit abfolut. Relativ ist nur die Einstellung zu ihm. Sie ist gegeben durch Milieubedingtheiten, die mieder nach Stadt( Kleinstadt  ) und Land verschieden sind. So opti­mistisch es klingt: die oft elbische Landjugend fennt Arbeits­lofigkeit nur vom Sagenhören. Dabei ist zu berücksichtigen, daß gerade die Katenjugend der ostelbischen Gutsdörfer jahr hundertelang derart bedürfnislos aufwachsen mußte, daß ihre Daseinswünsche über die Ansprüche, zu ,, essen und eine warme Stube zu haben", nicht hinausgehen. Sind diese erfüllt, fühlt sie sich geborgen und versorgt. In der Tat garantiert das De putat Derhältnis, überwacht und geregelt vom Landarbeiterverband, diese beiden animalen und minimalen Erfordernisse. Es gestattet, zum Stüd Brot ein Stüd Speď zu haben. Gerade jezt zur Ein­schlachtezeit fühlt sich das Landkind gesichert. Ein Elfjähriger schreibt aus diesem Gefühl ehrlich: Wir im Dorfe merken die Not nicht so als die in der Stadt, wo es viele Arbeitslose gibt. Mandhe fommen ins Dorf und betteln. Wir geben ihnen auch ein Stückchen Brot. Wir haben aber auch nicht viel zu geben." Die Mutter dieses Jungen verteilte an einem Tage ein ganzes Brot an Arbeits­lose der nahen Kleinstadt. Rechnet man etwa zwanzig gute Schnitten gleich zwanzig Bittende, so gibt das dem Kinde ein sehr eindringliches Bild von der Not. Der Elfjährige spricht die Grund­auffassung unserer vorpommerschen Gutskinder aus. Allerdings auch in dem Schlußfaz, den der junge Prolet weniger auf Essen und Trinken" als auf Kleider und Schuh" instinktiv bezieht. Schon zu normalen Zeiten war bei den Tagelöhnerkindern die Kleider und Schuhfrage ein Problem. Die grundlosen Ueberland­mege zur Schule, der Frost in Händen und Füßen machten ihnen das eindringlich fühlbar. Das Stadtkind ist darin auch heute noch besser daran.

Irgendwie und wo findet also die Not des Arbeitslosenkindes bei dem vorpommerschen Katentinde vollauf Verständnis und Mit­gefühl. Andererseits gibt es tatsächlich in den Städten Dreizehn­und Fünfzehnjährige, die zu dem Problem der Arbeitslosigkeit noch feine innere Stellungnahme irgendwie gewinnen konnten. Es spricht Daraus ein gut Teil sorglos fattes Bürgertum.

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Vorliegen 148 furze Berichte Elf- bis Achtzehnjähriger über die Probleme: Wenn mein Vater Arbeit hätte Arbeit ist des Bürgers Zierde Ist Arbeit Fluch oder Segen? Gott  , Vaterland, Familie. Davon bewegen sich 57 Arbeiten in phrasen haften Wendungen, die keinerlei Eigenempfinden befunden. Es handelt sich um Kinder aus dem Rügenschen Kreide bezirk, no die Fremdenindustrie mancherlei Möglichkeiten bietet, ferner um Kinder aus der vorpommerschen Schweiz  , wo weite Waldstrecken zwischen Eldena   und Lubmin   im Sommer und Winter Erwerbsmöglichkeiten schaffen. Neun Kinder, das sind etwas über 6 Broz., vermochten zu feinem Problem etwas zu schreiben. Es waren ein Zwölf, cin Dreizehn-, vier Vierzehn- und drei Fünf zehnjährige, sämtlich aus einer vorpommerschen Kleinstadt, die die meisten Arbeitslosen und die wenigsten Steuerzahler Preußens haben soll.

Bater ift arbeitslos.*)

Ein Elfjähriger: Es ist sehr erbärmlich, wenn Bater arbeitslos ist. Dann gibt es nicht viel Geld. Dann muß man sich sehr einschränken. Dann kann man nicht alle Tage Fleisch essen. Manchmal grübelt die Mutter, was sie kochen soll. Manchmal muß man auch Trodenbrot effen. Wenn man Brot haben will, dann bekommt man höchstens eine Schmalzstulle, da muß man mit zufrieden sein, manchmal bekommt man garnicht, dann muß man auch zufrieden sein. Mutter und Vater sind sehr betrübt und denken schon ,, wie sie es den andern Tag machen. Und wie sie Geld herbeibekommen. Dann haben sie feine Lust mehr zu eisen und zu trinken. Die Eltern grübeln und grübeln wie es besser merden soll, aber es wird nicht besser. Und die Kinder sind auch traurig und haben Hunger."

Erschütternd in ihrer Schlichtheit wirkt die erfühlte Troftlosig keit in dem Bericht eines Behnjährigen: Eines Tages fragte meine Mutter mir, was wollen wir zu Mittag essen, ich sagte: ,, Kartoffeln und Heringe. Wir fommen viel in Rückstand. Wir mußten im Sommer die Miete bezahlen. Manche Tage war meine

Es werden hier Tendenzen laut, die das Raubritterwesen ge­schichtlicher Tage und das Ausbeutemesen des Kapitalismus, in agrarischen Landstrichen verewigt haben, und die die Gegenwarts­not wieder lebendig werden läßt. Sehr schwer wird es der Er zieherarbeit, da zu objektivem Urteil und zu fachlichem Blick zu erziehen. Man muß die Kinder auf den Wochenmarkt führen und sie erkennen lassen, wie gern auch der Städter nach Gans, Ente und Huhn, nach Obst, Kartoffeln und Eiern greift, um ihnen auf diesem Wege ein richtiges Urteil über Produktion und Ver­brauch, Angebot und Nachfrage zu vermitteln.

Sehr viele Berichte erzählen, was die Kinder zu Hause hören über Diebstähle, Ueberfälle und Selbstmorde. Die Tatsache, daß einem Arbeiter der Nachbarschaft zehn Enten gestohlen wurden, führt eine 3wölfjährige zu dem Schluß: Die Arbeits: Iosen werden in Verzweiflung gebracht, sie gehen dann zum Stehlen und geraten auf diese Weise leider zum Verbrechen das ist ihnen alles gleich. Das Gute in ihnen stumpft ab. Sie vergessen was Gut und Böse ist."

Jst Arbeit Fluch oder Segen?

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In so trasser Nüchternheit äußert sich nur ein einziger. Bei allen anderen kehrt die Auffassung immer wieder, daß die Arbeit ein Fluch, eine Strafe ist nur, wenn sie als Last oder Drill empfunden werden muß. Es tommt auf den Arbeitsherrn an, ob der Mensch ausgenugt, zum Arbeitstier" herabgedrückt wird. Sehr liegt einigen Schreibern sogar die geschichtliche Paralleie zur Leibeigenschaft. Positiv wird immer wieder betont: ,, Die Arbeit ist keine Strafe, wovon sollten die Menschen denn Leben." Jede Arbeit ziert den Menschen, wenn er sie versteht und sie ehr­lich ist."( Ein Siebzehnjähriger!) Arbeit kann nur so schreiben fie für Faulenzer, Kriegsgefangene, Fremdenlegionäre und Ver­brecher Strafe sein. Einige Schreiber enden bei Pharao  , andere so­gar bei Adam und Eva. Vielleicht verleitet die Problemstellung dazu. Um so mehr Aufschluß geben die Arbeiten über die Selb­ständigkeit im Denken. Gerade die Bibelfesten beweisen, daß die im Angelernten zu tief stecken blieben, als daß sie sich augenblicklich auf Gegenwartsprobleme cinstellen. Es sind die Gleichgültigen und Unreifen, für die jene dreizehnjährige Schneider­meisterstochter ehrlich die Sprecherin macht, wenn sie schreibt: ,, Ich habe mich über diesen Dingen noch nie einen Gedanken gemacht."

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Gott  / Baterland/ familie.

Die Frage wollte vom Gegenständlichen der obigen Auf­fassungen fort in die abstrafte seelische Seite der Gegenwartsnot führen. Warum stumpft das Gute in ihnen" ab? Was heißt es seelisch, herumfizen zu müssen ohne Beschäftigung, gern etwas tun, beginnen zu wollen, ohne die geringste Gelegenheit dazu? Es ist außerordentlich beachtenswert, daß nur zwei fünfzehn= jährige Jungen in der Arbeit ein segensreiches Mittel sehen ,,, alle trüben Gedanken" zu vergessen. Interessant ist weiter, daß vorwiegend die Mädchen die Arbeit dann als Segen be­zeichnen, menn fie Zeit zum Eigenleben läßt. Der Gedanke, Arbeit müsse beseelt und abwechslungsreich sein, fehrt häufig wieder. Das Problem Mensch und Maschine" wird oft berührt. Doch vermögen sich unsere Fünfzehnjährigen mit ihm noch nicht auseinanderzusetzen. Kein Zufall ist es, daß Kinder von Hand­werkern, Kaufleuten und Gewerbetreibenden durchaus flar die Beschreibt: Die heutige Welt will von Gott   nichts wissen. Es gibt ziehung zwischen Arbeitslosigkeit, Verdienst und Geschäftsleben sehen. Alle Meinungen zu diesem Problem sind so köstlich und interessant, daß man bedauert, sie nicht alle hier folgen lassen zu können. Ein Fünfzehnjähriger schreibt: Nach meiner Meinung fann die Arbeit nur zum Segen führen; denn wenn man sich start mit einer Sache beschäftigt, dann vergißt man alle trüben Gedanken. Man ließt auch oft in Romanen und hört es auch im Leben daß hochrappeln. Der Volksmund sagt ja auch Müßiggang   ist aller Leute welche tief heruntergekommen sind sich durch Arbeit wieder Laster Anfang". Das Gegenteil von müßig ist arbeitsam, also fönnte man als Gegenformel annehmen Arbeitsamkeit ist alles werden; denn wenn ein Arbeiter in der Fabrik steht und an­Guten Anfang. Allerdings kann die Arbeit auch zum Fluch dauernd denselben Hebeldrud den selben Griff und Tritt macht gar keine weitere Arbeit in den Händen bekommt, dann stumpft er zuletzt ab und wird gefühllos. Er muß Abwechslung haben. Also, Arbeit im Maße betrieben fann nur heilsam wirken, aber im andern Falle wird der Mensch zum Arbeitstier."

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An dieses Problem haben sich sechs Knaben, zwei fünfzehn-, ein fechzehn, siebzehn und achtzehnjähriger gewagt. Da es auf das rein Ethische ankommt, ist es zugestandenerweise schwer zu er= fassen. Die Berichte befriedigen darum nicht, weil sie sich zumeist verlieren. Die Arbeit als Menschheitsgebot und Welt­ordnung, als fozial sittliche Grundlage der Familien- und Staatsgemeinschaft zu sehen, vermag selbst der Achtzehnjährige nicht. Sein Bericht ist der Niederschlag seiner Bersammlungsbesuche. Er Leute, die sagen, ich kenne kein Vaterland das Deutschland   heißt und doch leben sie und wollen im deutschen Vaterlande leben. Unsere Väter starben im Kriege für ein neues Deutschland  . Es giebt aber doch noch Männer, die sagen, die deutschen Frontsoldaten sind nur ins Feuer gegangen, menn sie besoffen gemesen sind. Eigent­lich darf man Personen, die so etwas sagen nicht Männer nennen. An ein Scheitern unseres Vaterlandes denken aber diese Heuchler nicht, denn es sind solche die kein Feuer und Kugelsausen gehört und geseher. haben. Es giebt aber doch noch Männer, die für das auferstehen unseres Vaterlandes kämpfen werden. Denn einst fommt die Zeit, da Deutschland   ermachen, und sich zum Kampfe für Freiheit und Recht erheben wird. Armes Bater­land. erwache, und befreie dich von deinen Pei­nigern."

In der erschütternden Oberflächlichkeit und Phrasenhaftigkeit der Auffassung, deren Ursprung ein Blinder ahnt, liegt die Gefahr für die weltanschauliche Reifung des jungen Menschen. In dem= selben Grade, wie die Gegenwartsnot graufig nüchtern und real unsere Jugend bedrückt, so tief innerlich sollte jeder staatsbürgerliche Erzieher unsere Jugend von jeder alltäglichen Phraſendrescherei fort an die ursächlichen und folgenschweren Zusammenhänge der

Gegenwartskrise führen.

Sehr wortreich, aber herzlich ungeschminkt und offen schreibt der sech 3 e hnjährige Heinz: Manche Leute Fluchen über die Arbeit und sagen Arbeiten ist nichts lieber immer schön an ziehen und spazieren gehen und ein dices Portmarch haben das ist besser wie die Arbeit und sagen wer die Arbeit erfunden hat, den möcht Mutter so verdrießlich. Wenn mein Vater von Stempeln fam, fragte ich tod schlagen. Aber das soll man nicht denken denn ein Sprich gehen wird, ob sie nun auch bald an die hohen gehen", und ,, Die wort lautet wer nicht arbeitet soll auch nicht essen. Lieber soll man mein Vater, na Mutter, was hast du denn gefocht. Meine fagen, ja ich will arbeiten und wenn ich auch Schweine hüten muß,

Mutter sagte garnichts". Ich wollte beinah an zu weinen fangen."

Ein Sechzehnjähriger padt das Problem von der so­zialen Seite: Werden Arbeitskräfte durch Arbeitslosigkeit geschont? Denn man gibt ihr Geld und schont ihr vor Arbeit. Ein Arbeiter schont sich wohl bei kurzer Arbeitslosigkeit, doch je länger Arbeits­losigkeit herrscht, desto größer die Not in der Familie, es gibt weniger Nahrung, meniger Kleidung und ein schwächriger Nach­wuchs tritt ein und die Verkrüppelung der Menschheit. Hätte der Vater Arbeit so hätte die Familie Brot und Kleidung und die Jugend könnte freier in die Welt hinausschauen."

Wohl ist es für die Bildung seiner eigenen Meinung, gleich­gültig, wie weit diese Auffassung übernommen und angelernt oder erlebt und erfahren ist; aber wertvoller und aufschlußreicher, weil unmittelbarer und findlicher in ihrer Ehrlichkeit, sind die immer wiederkehrenden Bekenntnisse: Mein Vater muß immer Burst aufhaben. Wir müssen auch Miete zahlen. Wir Kinder müssen auch mitgehen( Kartoffelnsammeln). Dann können wir wieder Wurst­stulle essen." Mutter fann uns jetzt keine Wurst mehr kaufen, die uns immer so schön schmeckt."" Nun dürfen wir nicht so viel naschen." ,, Wir dürfen nicht alle Nachmittage die Schuhe anbe­halten. Wir fonnten nicht alle Sonntage Speise bekommen. fonnten zu Weihnachten eine Spielsachen friegen." Wie ehrlich flingt das von einem Zehnjährigen! Wie fata­strophal erschüttert die Gegenwartsnot seine Welt, wenn gar noch ein Siebzehnjähriger dieselben Töne anschlägt: mo es sonst in der Woche dreimal Fleisch gab, begnügen wir uns mit einmal Fleisch und freuen uns auch, wenn wir Salzheringe

Wir

denn

*) Um den unmittelbaren Eindruck nicht zu beeinträchtigen, werden alle Arbeiten im unverfälschten Originalstil wiedergegeben.

das ist alles egal hauptsach ich friege par Groschen und die Leute können nichts schlechtes von mich reden das ich Faul bin und die Arbeit die man mit gewalt macht das ist Fluche. Eigentlich mag nicht arbeiten. Mein arbeiten ist ein Segen. Aber nicht ist es ja auch nichts das man sich schlapp und müde schuft wenn ich erst größer werd und Frau und Kinder habe dann arbeit ich ja nur für die Arbeitslosen. Denn die ganze steuern und

die Sammler ist doch nur alles für die Arbeitslosen. Am besten märe es es müßte feine Arbeitslosen geben alle müßten Arbeit haben und müßten ihr Geld verdienen. Das wär dann auch Leben

zu nennen."

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Eine findliche, aber um so gesundere Einstellung verrät die Arbeit. Es ist nur zu hoffen und zu wünschen, daß fameradschaft­Arbeit. Es ist nur zu hoffen und zu wünschen, daß fameradschaft liche Beratung und Betreuung den Jungen aus seiner Wunsch­liche Beratung und Betreuung den Jungen aus feiner Wunsch haltung heraus zu pofitir aftiver Stellungnahme führt. Ganz aus seinem fünfzehnjährigen Schneiderlehrlings basein heraus erlebt Albert das Problem: Es kommt drauf an wie man es aufäßt. Wenn ich Schneider bin und muß schmuarbeiten machen, dann ist die Arbeit für mich ein Fluch. Aber mache dagegen Schneiderarbeit dann ist Arbeit für mich Segen, denn ich lerne davon und kann mir im späteren Leben felbft ernähren. Habe ich in der Lehrzeit schmuarbeiten gemacht fann ich mich im späteren Leben nicht mit meinem Handwerk er­nähren. In dieser hinsicht ist Arbeit für mich ein Fluch." Der Bericht rührt tief wenn man weiß, daß der Schreiber viel ,, Hausarbeiten" verrichten muß. Und da Albert so manchen Leidens: genossen hat, laffe ich noch ein Bekenntnis folgen. Es geschieht in der Absicht, alle Meister daran zu erinnern, daß in einer fünfzehn jährigen Lehrlingsseele eine starke Lehrlingsehre wohnt. Fünfzehn jährige sind keine Kinder, erst recht keine Gören" mehr. Der

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beiden Fünfzehnjährigen: Mir soll es ja wundern, wie das weiter Fanatismus blendet, Fatalismus lähmt. Sowohl die

Herrn Miniſter, die da oben ſizen und ihr Geld vom Staat be­

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ziehen, die sollten lieber die Hälfte ihres Gehaltes den Arbeits­losen geben. aber die müssen sich auf den Finger lutschen. Das ist eine Schweinerei" diese Ansichten noch zu jung und zu schade. Fanatismus und Fata­als auch die Zwölfjährige: Was hat der Mensch noch von seinem Leben? Schuften und Racken", sind für Arbeitslosigkeit unsere Jugend bedroht. Arbeitslosigkeit unsere Jugend bedroht.

lismus sind die größten Gefahren, mit denen das Gespenst der

Carl Dietrich Carls: Barlach  

Die dreifache Welt Barlachs, der Stulptur, Graphik und dra­matische Dichtung in gleicher Vollendung meistert, ist in dem Buche von Carls mit eindringlicher Wahrheit dargestellt. Die Einfühlung des Biographen in die Tiefe und Absonderlichkeit des Künstlers iſt vollkommen und wirkt sich in überzeugender Darstellung aus. Es ist teine ganz leichte Lektüre; es ist sehr schwierig, sich in die Ah­gründe der feelischen Voraussetzungen in der Barlachschen Kunst hineinzuversehen, und man darf sagen, daß Carls diese Deutung in hervorragender Weise gelungen ist. Wir erhalten ein Bild von diesem norddeutschen Grübler, das uns über die Bedeutung Barlachs in wahrem Sinne aufklärt. Die äußeren Erlebnisse spielen dabei so gut wie gar feine Rolle, aller Nachdruck ist auf die Werke und ihre seelische Herkunft selbst gelegt. Solches Berstehen ist nun bei

Barlach   durchaus am Blaze, und darum ist das Buch außerordent­lich gelungen zu nennen, eine der wenigen Monographien, die etwas Wesentliches und Erschöpfendes über ihren Helden auszusagen haben. Da sich außerdem Tert und Abbildungen räumlich die Waage halten und die Bilder einen fast lückenlosen Eindruck von Barlachs Kunst vermitteln, so darf man das Buch restlos loben. Es ist mit 85 Ab­bildungen um Rembrandt- Verlag, Berlin  , erschienen.

P. F. Schmidt.