Harzburger Reile.
011 Material für Brüning und- Ohnesorge.
In unserer letzten Sonntag- Nummer haben mir furg über eine Reilerei 3mischen Nazis und Stahl. helm Heil Harzburg! berichtet, die in dem medlen burgischen Städtchen Güstrom sich abspielte. Jetzt finden wir über den freundschaftlichen Bruderkampf im Stahlhelm", der offiziellen Bundeszeitschrift, eine ausführliche Darstellung, die wir unseren Lesern nicht vorenthalten wollen. Der ,, Stahlhelm " berichtet:
In der Silvesternacht hat sich in Güftrom( Mecklenburg ) ein höchst bedauerlicher Vorfall ereignet. Sechzehn Kameraden der Orts gruppe und des Jungstahlhelm Güstrow, die teine Verwandten am Ort und in der Nähe haben, hatten sich am Süvesterabend im Stahlhelmheim zusammengefunden, um einen von Kameraden ge ftifteten Karpfen zu effen. Gegen 22 1hr gingen die Kameraden zu ihren Führern, um ihnen ein gutes neues Jahr zu wünschen. Als fie nach 24 Uhr vom Markt zum Heim zurüdzogen,
wurden sie vor einem nationalsozialistischen Cofal von vor der Tür stehenden Ungehörigen der NSDAP . angerempelt. Sie fümmerten sich nicht um diese Flegelei und gingen weiter. Als sie vor dem Stahlhelmheim anlangten, trafen fie dort auf eins Anzahl Nationalsozialisten, die ebenfalls fofort be garnen, unsere Kameraden anzupöbeln. Die Stahlhelmer ließen sich aber auch jeht nicht provozieren und begaben sich sofort in das Innere des Heims.
Til bes kleiner
Sie hatten sich gerade um den Tisch des fleinen Raums gefeßt, als die Tür aufgerissen wurde, drei SA. - und SS. - Leute mit dem Rufe Heil Hitler " das Heim betraten und Bier verlangten. Der Hauswart, Kamerad Peters, erklärte ihnen, daß es hier kein Bier gäbe, daß fie aber eine Tasse Kaffee bekommen könnten. Während dieses Gesprächs hatten die drei Nationalsozialisten fich durch den dicht besetzten Raum an die der Tür gegenüberliegende Wand ge= drängt. Sie versuchten offensichtlich, mit unseren Kameraden in Streit zu geraten. Einer von ihnen entnahm dem auf dem Küchentisch stehenden Bestedfasten ein Messer, das ihm aber sofort von einem Kameraden abgenommen wurde.
Der Hauswart, Kamerad Peters, forderte die drei Nationalsozialisten, die feine Ruhe geben wollten, nunmehr auf, das Heim zu verlassen. Als sie dieser mehrfach wiederholten Aufforderung nicht nachfamen, wurden sie aus dem Raun gedrängt. Dabei begannen sie sofort, auf die Kameraden einzuschlagen.
Nachdem die Ruhestörer entfernt und die Ordnung im Heim wieder hergestellt war, segten sich die Stahlhelmer und die beiden anwesenden Ehefrauen zweier Kameraden wieder an den Tisch.
Plöhlich flog die Tür auf und die drei Nationalsozialisten stürmten herein und schlugen mit Stühlen und einer gefüllten Seftflasche(!) auf die nichtsahnenden Stahlhelmer und die Frauen ein.
Durch die Enge des Raumes( 6: 4 Meter) und Zertrümmerung des Beleuchtungstörpers, waren die Kameraden nicht sofort zu wir? famer Abwehr in der Lage. Kamerad Schmidt erlitt eine schwere Nierenverlegung, Kamerad Bramansky eine Kontusion am Kopf. Die Kameraden Brathering II und Höppner III trugen blutende Kopfmunden davon. Die Kameraden Maerz und Glaßner brachen mit Gehirnerschütterungen zusammen. Am schwersten wurde Frau Glasner zufammengeschlagen. Ihr wurde die Schädeldede zertrümmert und die Hirnhauf verlegt. Sie mußte fofort einer Operation unterzogen werben. Nach Ansicht des behandelnden Arztes besteht größte Lebensgefahr.
Wie durch Augenzeugen festgestellt wurde, hatten sich die drei Nationalsozialisten zusammen mit 10 bis 14 32- Leuten zum Stahlhelmheim begeben. Anscheinend wurde der Angriff auf die Stahlhelmkameraden schon in den ersten Abendstunden geplant.
Wir enthalten uns jeden Kommentars zu diesem unerhörten Borfall und erwarten, daß die Nationalsozialistische Partei die notwendigen Konsequenzen ziehen wird."
Belche Konsequenzen" soll denn Hitler eigentlich ziehen? Soll er seine rauhen Krieger" hinausschmeißen? Dann müßte er doch mohl seine Bartei auflösen und das ist elmas, mas er sicher nicht fun wird. Wos bleibt also übrig? Man mird in der Harzburger Front" weiter geschaftin und sich noch öfter teilen.
llebrigens fönnen die Stahlhelmer noch von Glüd fagen, daß fie bloß zusammengehauen worden sind. Bären fie Reichsbannerleute, jo fönnte es ihnen passieren, daß sie selbst noch wegen der Abwehr nachträglich auf die Anlagebank und ins Gefängnis fämen von wegen Land friedensbruch . Wir haben solche Fälle schon mehrfach erlebt, und der Stahlhelm hat Brano dazu gerufen. Jezt ist er plöglich ganz anderer Meinung. Wir hoffen, daß er die Nazis nech gründlicher tennenlernen wird.
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Aber das Klagelied des Stahlhems. ist auch gutes Material für den Reichstanzler, der mit dem Chef der Brügelhorden von Macht zu Macht verhandelt und auch für den Landgerichtsdirettor Ohne forge, der im Helldorf Brazeß einige Monate lang sich inten vormachen läßt über die harmlosigkeit der Hafentreugler. Er braucht nur die Güstromer Stahlhelmer als 3eugen darüber zu laden, wes Geistes Rinder diejenigen find, die vor ihm auf der Antlagebant fizen!
Hafenkreuzlerische Friedhofsschänder. Gefängnisstrafe- Die Uebeltäter schnell verurteilt Hamburg , Z. Januar.( Eigenbericht.) Der nationalsozialistische Heizungsmonteur Ludwig Krqplsdorfer und der Nazimoforradschloffer Franz Jordan, die in der Nacht zum 5. Januar in angetrunkenem Zustande auf dem hiesigen israelitischen Friedhof 10 Grabsteine umge. morfen hatten, wurden zu 9 b3 m. 6 Monaten Gefängnis ohne Bewährungsfrist verurteilt. Im Verlauf der Verhandlung vor dem Schnellrichter stellte sich heraus, daß Nazi- Krautsdorfer be. reifs fegsmal megen Diebstahls. Betrugs und Hehlerei, zuleht mit 18 Menaten Gefängnis und 3 Jahren Ehrverluft, vorbestraft ist.
Die Angeklagten gaben vor Gericht zu ihrer Entschuldigung an, daß sie start betrunten gemesen wären und den Weg über den Friebhoj nur zur Verfürzung ihres Heimwegs benugt hätten. In der Trunfenheit hätten sie dann einige Steine umgeworfen. Demgegen über stehen die Angaben des Polizeibeamten ber die Nazis ver haftat hat Er bezeugte, daß die Angeklagten zwar etwas angetrunten, aber teineswegs fo betrunken gewesen seien, daß sie nicht mehr gewußt hätten, was fie taten.
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Vor dem Palais Prinz Albrecht. si
Amanullah zu Goebbels : Joseph, Joseph, hüte dich! Hier habe ich auch mal mit meiner Frau gewohnt, und nachher ist es reißend abwärts mit mir gegangen!,
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Ein deutschnationaler Reinfall.
Großagrarische Hehe gegen Schlange- Schöningen.
Das deutschnationale 3eniralorgan der ponunerfchen Groß- Umschuldungsantrag fofort zurüdgezogen. Obwohl die agrarier, Die Pommersche Tagespoft, hat den Inhalt eines Rundschreibens der Gutsverwaltung Schöningen , eines Gutes des Reichsministers und Osthilfefommiffars Schlange. Schöningen , veröffentlicht, in dem die Gutsverwaltung um einen Nachlaß der Forderungen ersucht.
Dies Schreiben war Anlaß für die Drahtzieher der Bommerschen Tagespost", in sensationellſter Aufmachung über Schlange- Schöningen herzufallen. Sie hat die ganze erste Seite dem Standal" gemidmet. Schlange- Schöningen babe für sein eigenes Guk die Vorteile der von ihm selbst geschaffenen Ofthilfe bestimmungen fofort ausgenügt. Das Gut Schöningen fet als Mustergut von dem jezigen Reichsminister übernommen worden. Die Bleite des Gutes bemeije, mie falsch die These Schlange Schöningens fei, daß die landwirtschaftliche Krise besonders im Diten vielfach auf schlechter Wirtschaftsführung auf den Großgütern
beruhe.
Die pommerichen Großagrarier find mit ihrem Jubel über die Pleite des ihnen so verhaßten Ministers hereingefallen. Nach einer vom WIB. veröffentlichten a mtiidhen Ertlärung hat Schlange- Schöningen nach llebernahme des Ostkommissariats einen für alle Fälle noch nach den alten Dsthilfebestimmungen gestellten
Die Tage nach Weihnachten standen in der Eifel ganz im Zeigen von Nazimanövern. Darüber berichtet die heinische Zeitung":
,, Es wurde geböllert und geschossen. Angriffe und Belage rungen wurden inszeniert und nach Ruhe und Beschaulichkeit des Eifellandes und seiner Bewohner wenig oder gar nicht gefragt. Man weiß in Nazitreisen, daß die Polizei in der Eifel schwach, sehr schwach ist. Auf manche Ortschaften tommt überhaupt kein Bolizeibeamter und der Standort der Hüter der Ordnung ist den Manövergegenden meit entlegen. Die Truppen refrutieren sich aus der Kölner und Dürener Gegend. Am Lagerfeuer spielte man Landsknecht und Falstaff, denn an Roft und eblen einen fehlte es dank der Freigebigkeit der Führer nicht. Zudem gab's auch noch Geld für die Nazis: brei Marf tam pro Tag auf den Mann. Weihnachten gob es Sonderzulage. So werden die Haufen zusammengehalten. Der Eifellandmann ballt die Faust und meiß sich nicht zu helfen. Der Staat jedoch sieht müßig zu, wie in Eifelwäldern gegen ihn geheit und. Front gemacht wird, von dem Unfug, der mit Schieß- und anderen Waffen getrieben wird. ganz zu schweigen. Jedenfalls ist es höchste Zeit, daß man höheren Orts dem Treiben der Nazis ein fräftiges Halt gebietet."
Ein Reaktionär mehr!
Zum Uebertritt des Landbundführers Wendhausen zur Razipartei.
Im Nazilager herrscht große Freude. Der Reichstagsabgeord. nete der Landrolfpartei, Großagrarier und Borfizender des med lenburg- Schwerinschen Landbundes, Bendhausen, ist in Ge meinschaft mit zwei weiteren Reichstagsabgeordneten der Landvolk. partei zur Nazipartei übergetreten. Zunächst muß er sich freilich mit der Rolle des Hospitanten begnügen. Hitler hat aber bereits durchblicken lassen, daß das nur formale Bedeutung hat und er sich
als zur NSDA3. gehörig betrachten darf.
Der Landbündler Wendhausen zur Nazipartei übergetreten! Es paßt das, wie der Berliner zu sagen pflegt, wie die Faust aufs Auge. Es ist das ein Ereignis, zu dem der Nazipartei nicht herzlich
Benugung der neuen Osthilfe Vorteile bringen würde, habe Schlange- Schöningen ' fie als Minister nicht in Anspruch genommen und wird es auch nicht tun. Die jetzige Berschuldungslage sei durch umfangreiches Eintreten für andere ver ursacht worden. Wäre die Verschuldung aber so, daß Reichshilfe nötig gemejen märe, so hätte Schlange- Schöningen das Ministeramt nicht angenommen. Im übrigen sei das Gut Schöningen aus völligem Kriegszusammenbrudh heraus übernommen worden und habe vollständig neu aufgebaut werden müssen. aman tann freilich begreifen, daß die pommerschen Sunter gerade in diesem Augenblid ihrem Haß gegen einen Minister und Sollegen die Zügel schießen ließen, der die Rückständigkeit der großagrarischen Betriebsführung aus eigener Stenntnis der Dinge immer festzunageln gezwungen mar. Gerade jetzt hat sich nämlich herausgestellt, baß bei der Durchführung der Osthilfe prozentual doppelt so viel Sicherungsverfahren vom pom merichen Großgrundbesig beantragt worden sind als non mittel und klein bäuerlichen Kreifen. Diese Tatsache hat die These Schlange- Schöningens, daß die Agrarfrise im Osten vielfach eine Frage großagrarischer Rückständigkeit ist, nur bestätigt.
genug gratuliert werden fann. Bei dem Landbündler Bandhausen handelt es sich um denselben Mendhausen, gegen dessen Bolitik der mecklenburgische Gauleiter der Nazipartet, der angebliche Landarbeiter Hildebrandt, erst fürzlich im Mecklenburg- Schwerinfchen Landtag nach seinem eigenen Bericht wie folgt vom Leder 30g: Weiter wendet sich der Redner gegen die neuerliche Politik des Landbundes und fordert die Abgeordneten der Rechten auf, fich in stärksten Gegenfaß zu den Maßnahmen des Landbundes zu stellen. Wenn der Landbund glaube, für seine Zwecke unsere Parteigenoffen und S2.- Leute gewinnen zu fönnen, so sei dieses ein gründlicher Irrtum. Insbesondere mendet sich Abg. Hildebrandt gegen der zehnprozentigen Lohnabbau, den der Landbund bei der Landarbeiterschaft eingeführt habe, um so auf Kosten der Landarbeiter die Steuern einzubekommen zu versuchen. Die Lohnpolitik des Landbundes sei von jaher schon verhängnisppll gemefen, der zehnprozentige Lohn abbau fei aber schreiendes Unrecht und werde schließlich dazu führen, daß der letzte deutsche Landarbeiter in die Stadt getrieben würde. Das Ministerium dürfe unter feinen Umständen eine solche Politik zulassen, sondern müsse schärfste Front hiergegen machen."
So hieß es por einigen Wochen. Und heute ist derselbe Wendhausen, dessen Politif ein führender Mann der Nazipartei öffentlich als ein fchreiendes Unrecht bezeichnet, eine Zierde dieser Partei. Es ist das ein neuer Beweis für die Infonsequenz und Unaufrichtigkeit, die der Nazipartei eigen find.
Wes Geistes Kind der Landbündler Wendhausen ist, geht übrigens auch aus einem Auffaz hervor, den die Medienburgische Schulzeitung" vor einigen Monaten veröffentlichte. Wendhausen wird dort als der Befürworter der ländlichen Schulverhältnisse der Borkriegszeit bezeichnet, von denen sogar die medlenburgische Regierung im Jahre 1911 erflärte, daß irgend welche Gewähr dafür, daß allerorten die Kinder wirklich mit den unentbehrlichsten Kenntnissen und Fähigkeiten ausgerüstet werden, nicht gegeben werden kann.
Auf die Angehörigen der Nazipartei wird das indeffen taum. Eindrud machen. Sie werden in ihrer großen Ahnungslosigkeit in dem Landbündler Wendhausen genau so einen der ihrigen schen, mie fie es bei den Hohenzollernprinzen und einer großen Reihe von Großfapitalisten und Banffürsten tun.
Nachbem