Nr. 15 49. Jahrgang
Borwort.
Go fängt es ant,
Go hört es auf. ( Blaubart, 2. Aft.)
Zum erstenmal Gegenüberstellung von Totote und Michaline, deren Freunde sich im Café begegnet sind.
Gegenseitige Vorstellung dieser zwei Damen durch die Herren. Merkliche Kühle auf beiden Seiten; taum angedeuteter Gruß; die mißtrauische Art junger Forterrier, die unvermutet zusammen treffen und sich abmartend verhalten.
,, Was für eine Person drängt sich da ein?"
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Bas fail uns die mit ihrem Fräßchen?"
,, Die Frauen," sagt Dumas, sind Feindinnen oder Verschworene." Was wird Michaline für Totote sein? Was Totote für Michaline?
Abwarten! Abwarten! Die Zeit wird es lehren.
Erwärmung.
Erster Aft.
Totoe wird umgänglicher, Michaline stredt die Waffen mit vorfichtiger Langsamfeit. Diese liebenswürdigen Personen sehen sichtlich einen gewissen Stolz darein, sich durch ihr feines Benehmen hervorzutun.
Halbes Lächeln, schüchterne Freundschaftsbezeigungen, am Ende wird man vielleicht übereinstimmen. Totote hat übrigens eine ,, offene Miene", die Michaline zu Herzen geht; Michaline ihrerseits hat ein vornehmes Aussehen", das in Totoe den Instinkten einer verkannten Dame von Welt insgeheim schmeichelt. Zu alledem hat man welche Ueberraschung! gemeinsame Freundinnen entdeckt, und man stimmt welches Wunder! darin überein, fie herunterzuputzen.
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Totote und Michaline fühlen wachsende Uebereinstimmung ihrer Charaktere.
Die Trennung ist nahezu herzlich. Gegenseitige Bersicherungen, sich zu besuchen.
Zweiter Att.
Besuch von Michaline bei Totote, der innerhalb vierundzwanzig Stunden von Lotoe erwidert wird. Die Sympathie wächst und treibt in beider Herzen wilde Schößlinge.
Austausch fleiner Bertraulichkeiten, angetan, einen Freund schaftspalt zu siegeln, der dauerhaft sein wird. Totote offenbart Michaline Familiengeheimnisse von unerhörter Wichtigkeit, wobei fie ihr ans Herz legt, sie sorgsam für sich zu bewahren... Michaline beteuert ihre Verschwiegenheit. Sie hat niemals etmas meitererzählt, alle Belt fann das bezeugen. Beim Anhören der zahllosen Mißgeschid, von denen bedroht die unschuldige Kindheit von Totote verfloß, vergießt sie Tränenströme; dann metteifert sie mit ihr an Offenherzigkeit und verrät ihrer neuen Freundin, die ihr mit gespannter Aufmerksamkeit lauscht, die Adresse ihrer Manicure und den Namen ihrer Modiftin, die ihr zu Hause die Hüte herstellt. Drifter Uft.
Beriode gesteigerter Gefühle.
Das ist teine Leidenschaft mehr, das ist Bergötterung. Totote fann nicht mehr fertig werden ohne Michaline, die ohne Totote nicht mehr leben tann. Sie haben ihre Kleidungsstücke ausgetauscht; Michaline hat jetzt den Hut von Totote auf, die eine Kom bination von Michaline trägt. Diese hat die Strümpfe von jener; jene das Hemd von dieser.
"
Wohnungen kennt, in der Rue Trochot gemeinsam cine moderne fleine Barterremohnung zu beziehen, in der man, freundschaftlich und wirtschaftlich, unter den angenehmsten Bedingungen leben
würde.
Geräuschvolle Begeisterung der zweiten.
Die beiden Freundinnen stürzen einander in die Arme und danken unserm lieben Herrgott, zmei Wesen zusammengeführt zu haben, die so augenscheinlich geschaffen sind, sich zu lieben, sich zu schäzen, sich zu verstehen.
Vierter Akt.
Der Stern ist im Erbleichen. Totote, ach, wie sehr! Grausame Enttäuschung Michalines, die sich im Hinblick auf getäuscht hatte, und von Totote, die, was Michalines Eigenschaften betraf, vollkommen schief gewickelt und wie schief!...
war,
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Totote hat einen niedrigen Charakter, Michaline hat nicht eine Spur von Herz. Michaline will beständig kommandieren; sie wird einem dadurch lästig. Totote ist unerträglich in ihrer Manie, immer nur zu wollen, die andere solle ihrer Meinung sein. Kleine Sticheleien. Leichtes Gepläntel.
Martin G. Sarneck:
Sonntag, 10. Januar 1932
Gewitterwolfen am Horizont.
Nicht lange mehr und alles geht in die Brüche.
Schlußwort.
Fünf Tage sind vergangen, seitdem der Herr unser Gott. Lotote Michaline und Michaline Totote gegenüberstellte. Gegenwärtig sind die Beziehungen dieser Damen aufs äußerste gespannt, sie wünschen sich gegenseitig den Tod und werfen sich gemeine Schimpfworte ins Gesicht.
,, Mein Fräulein, Sie haben mir meinen Liebhaber abspenstig machen wollen."
,, Nein, mein Fräulein, Beweis dagegen, daß Sie mir meinen stehlen wollten."
,, Das ist nicht wahr."
,, Sie lügen."
,, Da muß ich lachen."
,, Das gleiche tue id)."
,, Mein Fräulein, Sie sind eine alberne Trine."
,, Nach Ihnen, mein Fräulein; ich lasse Ihnen den Vorrang In drohender Haltung, geschwellt von dem Selbstgefühl kampfbereiter fleiner Hähne, tauschen Totote und Michaline ihre Meinungen aus. Und beide sind im Recht.
Sie find tatsächlich zwei alberne Trinen, worin für feinen Menschen ein Zweifel besteht; und sie sind obendrein zwei dumme Puten, denn sie brauchten fast acht Tage, um sich von einer Wahrheit zu überzeugen, die aller Welt sofort in die Augen sprang. ( Autorisierte Uebersehung von Olga Gigall.)
Komische ,, Räuber" Aufführungen
Zum 150. Gedenklage der Uraufführung am 13. Januar 1782
An die Aufführungen meniger Bühnenwerke Inüpfen sich so| den Daniel zusammenspielen; außerdem mußte er hinter der Szene zahlreiche amüsante Erlebnisse wie an Schillers unsterbliches Volksgemurmel und Hundegebell markieren, überdies die große Jugenddrama. Insbesondere die Räuber" Borstellungen auf Trommel schlagen, alte Donnerbüchsen losschießen und zum " Schmieren" gehören zu den luftigsten Kapiteln der deutschen Bühnen Schluß noch die mit Leichen besäte Ebene mit bengalischem RotBühnen- Schluß geschichte. Da das gesamte Ensemble eines solchen Schmierchens feuer magisch beleuchten. häufig aus höchstens 8 bis 10 Personen bestand, mußte in einer
Borstellung der Karl und der Franz Moor nom regieführenden Direttor gespielt werden. Als Franz ging der betreffende Darsteller zur einen Tür rothaarig hinaus und fam als Karl mit schwarzer Berücke zur anderen Tür wieder herein. Aus dem alten Moor wurde in der Darstellung der Direktorin eine alte Moorin, und aus dem abgetragenen Kostüm des Kosinsky schauten die munteren Züge der naiven Liebhaberin. Was an Personal des Stüdes entbehrlich war, wurde herausgestrichen oder fam durch Briefe zum Ausdrud, die der Räuberhauptmann zufällig irgendwo im Freien fand und zur Berlejung brachte; aber einen Teil von der Räuberbande mußte der Zuschauer unbedingt zu sehen bekommen, denn in den böhmischen Wäldern ruft Karl Moor mit Emphase aus: Sehen Sie, Herr Bater, hier stehen 79, deren Hauptmann ich bin." Was war da zu machen? Außer ein paar fragwürdig anmutenden Gestalten beiderlei Geschlechts, die in zusammengepumpten Koftümen die Bühne be= völkerten, wurden aus jeder Waldkulisse eine Anzahl mit Stroh ausgestopfte Ritterstiefel auf die Bühne geschoben, die den Anschein je eines dazugehörigen Räubers erweckten, der hinter dem Dickicht des Waldes gelagert hat. Rief der Hauptmann nun: Auf! Ihr Klötze , ihr Eisflumpen!" so wurden die Ritterstiefel urplöglich lebendig, fingen auf geheimnisvolle Weise an sich zu bewegen, und flugs verschwanden sie in den Kulissen. In einem Schmierchen, das mehr durch Kunstbegeisterung als durch Wunder an Ausstattung glänzte, mußte einmal ein jugendlicher Mime den Hermann, den Pater und
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Muster"-Schüler mit der Spritzpistole
Die Industrialisierung, unter der wir alle seufzen, weil die fapitalistische Welt sie nicht richtig zu handhaben versteht, macht vor einer Sphäre halt, die eng mit unserem täglichen Leben verknüpft ist: vor der Kunst und dem, was mit ihr zusammenhängt. Bei der absoluten Sunst stehen wir, wenn mir fie als Produktionsprozeß mie jeden anderen betrachten, noch ganz auf der Stufe der ersten Kunſtäußerungen überhaupt: jedes Kunstwerk ist ein nicht wieder holbares Gebilde. Etwas anderes ist es mit dem Kunstgewerbe, dessen Teilindustrialisierung den glücklichen Umstand zeitigte, daß schöne und sachgemäße Gegenstände des täglichen Bedarfs, die früher ebenso wie Erzeugnisse der reinen Kunst nur den Besitzenden vorbehalten waren, weil sie rein handwerksmäßig und teuer hergestellt wurden, heute in den Händen aller sind. Unsere Reproduktionsverfahren aller Art haben es ermöglicht, dem Gegenstand, mit dem wir zusammen leben, ein Ansehen zu geben, das unserer Zeit entspricht und diesen Gegenstand zu einem Preis herzustellen, der zu der Summe, die man früher dafür anlegte, in überhaupt keinem Berhältnis mehr steht.
Nehmen wir als Beispiel eine Tischdecke. Der Bauer webte sein Leinen selbst, er verbrauchte soundjoriele Arbeitsstunden für die Herstellung einer solchen Dede. Die Befihenden ließen sich tostbare Stoffe aus der Ferne kommen und ließen sie mit Goldgeweben besticken, an denen bedauernswerte Frauen wochen- und monatelang arbeiteten, und sich dabei das Augenlicht ruinierten. Und heute? Wir können in das nächstbeste Geschäft gehen und eine Tischdecke kaufen, die in künstlerischer Beziehung durchaus unseren Ansprüchen entspricht und trotzdem billig ist. Wir wollen ja mit dieser Decke auch nicht mehr Aufwand und Repräsentation treiben, sondern wir wollen eben einen freundlichen Belag für unseren Tisch haben.
Jene handwerkliche Vorarbeit, von der oben die Rede war, ist in unserer Zeit gewissermaßen konzentriert morden. Aus Tausenden Don Handwerksstuben sind wenige Orte geworden, in denen die handwerklichen Arbeiten ausgeführt werden. Bleiben wir einmal bei der Tertilkunst. In der Schule Reimann, Berlin , cristiert soich eine Textilmertftatt, die den Handwerker von heute erzicht insofern,
als sie ihn in der Herstellung von Textilien und Textilmustern unterrichtet und ihm somit die Vorbildung für eine Tätigkeit in dem Entwurfsatelier einer Fabrit gibt, neben der Kunstgewerbeschule der andere Ort, in der sich die Handwerkskunst konzentriert.
Die Tertilkunst ist auf das Ornament abgeftelit. Ber fie erlernen will, beschäftigt sich zuerst einmal mit dem Entwurf von Stoffmustern und von Mustern für Vorhänge, Teppiche, Decken, Stoffmustern und von Mustern für Borhänge, Teppiche, Deden, Tapeten und ähnlichen Gegenständen unseres täglichen Bedarfs. Das Ornament ergibt in seiner Vervielfältigung das Stoffmuster. Diese Vervielfältigung ist mun sehr interessant. Man stellt für jede Farbe eine Schablone her und befestigt jeweils die Schablone, die in Anwendung kommen soll, auf dem zu bearbeitenden Stoff. Dann tritt ein merkwürdiges Instrument, die Sprizpistole, in Tätigkeit. Sie besteht aus einem Farbtopf, der mit Farbe angefüllt ist. Die Farbe wird durch Kohlensäurepreßluft oder elektrischen Antrieb auf die Schablone gespritzt und der staubfeine Farbstrahl färbt mun auf dem Soffe die Stellen, die nicht von der Schablone bedeckt werden. Sie ermöglicht außerdem eine äußerst feine Schattierung von tiefdunkel nach hell und umgekehrt. Im übrigen wird diese Sprig technit nicht mur bei Textilien angewandt, sondern ist auch bei der Herstellung von Blafaten, Schaufensterhintergründen, Lampen schirmen, Badungen usw. sehr beliebt.
Der Textilfünstler muß natürlich nicht nur entwerfen tönnen, sondern muß als echter Handwerker auch einen Teppichentwurf zum Beispiel selber ausführen, also meben und sticken können, damit er in der Praxis seinen Mann steht. Außerdem muß er mit allen Techniken, die in der Textilindustrie vorkommen, vertraut sein, also zum Beispiel mit Batit, Stoffdrud, Stoffärben und Malen auf Stoff, Leder, Papier und anderen Materialien.
Die Generation von Kunstgewerblern, die jetzt heranwächst, hat eine sehr wichtige Aufgabe zu erfüllen: sie hat darauf zu sehen, daß in die Industrien, die sich mit der Herstellung von Artifeln unseres täglichen Bedarfs befassen, nicht jener reaftionöre Geist ein schleicht, der auf vielen anderen Gebieten der Runft und Literatur bedentlich an der Arbeit ist.
Wie pompos wurde nun eine derartige Aufführung ange
fündigt, eine Aufführung, die tatsächlich stattgefunden hat! Da hieß
es denn:
oder„ Die feindlichen Brüder"
oder ,, Allmächtiger Gott, der Sohn hat seinen Bater erschlagen!" großes Ritterschauspiel nach Schiller.
1. Abteilung: Aber, ist euch auch wohl, Bater? Franz heißt die Kanallje!
2.
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Die Gräuel in die böhmischen Wälder!
Die Liebe ist das Höchste!
3.
"
Weh dem der lugt!
4.
5.
6.
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7.
"
8.
"
Der Graf in Hungerturm!
Tränen kommen aus dem Bauch!
Ende gut, alles gut!
Zum Schluß: Große Apotiose bei Kunstfeuerwert.
( Folgt das Personenverzeichnis.)
Kinder, Hunde, Bolt und Soldaten beiderlei Geschlechts.
Dann folgt eine Nachschrift: Dieses mit dem Staatspreis ge trönte Stüd habe ich gewählt, um dem verehrungswürdigen Publico zu zeigen, mohin List, Tüde und Verrat führen, fann, wie erquidlich andererseits aber auch Liebe ist! Wer die Folgen von verlorenem Familienglüd sich veranschaulichen will, mer sehen will, wie auch dem gesunkensten Menschen noch eine Umtehr zum Guten möglich sei, der fomme in die heutige Borstellung, in der alle meine besten Kräfte mitwirken. Der Eingang ist durch den Hausflur. Hochachtungsvoll
Direktor Franz Xaver Kleidersped, Inhaber eines R. K. Kunstpatents.
1. Platz: 30 Kreuzer, 2. Platz: 20 Kr., 3. Platz: 10 Kr.
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Anno 1859, an Schillers 100. Geburtstag, wetteiferten alle deut schen Bühnen, auch die kleinen und kleinsten, durch Feftaufführungen den Jubeltag würdig zu begehen; fo auch im Schwabenländle, in einem Städtchen unweit des Dichters engerer Heimat. Hier verfuchte ein Bühnengewaltiger das Publikum in gar eindringlichen Worten anzuloden: Kennt Ihr Die Räuber" von Schiller ? Ge wiß, dem Namen nach. Wer sie jedoch nicht kennen sollte, dem will ich einige Worte darüber sagen. Schiller schrieb dies Stück vor 80 Jahren. Es war damals eine Zeit gerade wie jest. Man las in den Zeitungen von lauter Raub und Mord, Reisende wurden aus ihren Equipagen gerissen und beraubt, arme Wanderer geplündert, Schlösser und Klöster angezündet, der ewige Landfrieden war geUnd brochen, Deutschland wie jezt in tausend Schwulitäten." heute, nach abermals fast 80 Jahren?!- Des Dichters Leidens. geschichte bis zur erfolgten Mannheimer Uraufführung wird nun mehr in bewegten Worten geschildert, und schließlich erfolgt ein Appell an das hochverehrliche" Bublifum: Kommt und seht das Stüd; ich führe es heute auf, wie Schiller es gefchrieben. Ich selbst fpiele zu meinem Benefiz den Franz Moor, den größten schleichenden Intriganten, den noch die Bühne gezeigt hat. Den Karl spielt ein Urenkel Schillers, Herr Machler von Ulm, mit erschütternder Wahrheit. Die Räuberszenen im Walde sind in gräßlicher Wahrheit hin gestellt. Die Schloßizenen mit Amalia und Franz und dem alten Moor atmen verwüstetes Familienglück und heuchlerische Tücke. Die Szene, in welcher sich Franz Moor mit der Schnur von seinem Hute erhängt, spiele ich ganz nach dem Originale. Schweizer, ein Haupträuber, rettet mich, indem er durch das brennende Schloß hereinstürzt und mich abschneidet. Dafür tommt Roller recte vom Galgen mit dem Strid um den Sols, auf einem Abdederfarren. Eine herzzerfleischende Szene. Der Auftritt am Hungerturm mird felbft den stärksten Nerven zu hun geben. Herrmann, Mein Rabe", wird in
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